Passavant, Theophil - Abraham und Abraham's Kinder - 15. Vergib ihnen diesen Stolz

Passavant, Theophil - Abraham und Abraham's Kinder - 15. Vergib ihnen diesen Stolz

Wir sind von jenem Thale der Könige weit abgekommen; in Sachen des Glaubens wird die Erde klein, und die Räume verschwinden; so empfindlich das Sein hienieden und der Druck dieser Vergänglichkeit sein mag, fühlet man sich doch nicht blos nur daran gebunden; man hat auch im Himmel seinen Ein- und Ausgang, und kann sich hier, als dort schon, des Herrn und Seines Heils freuen, wenn nur das Herz redlich ist, und das Gebet inbrünstig und ernst; das hilft leben; und da ist Ein Tag wie tausend Jahr, und tausend Jahr sind wie Ein Tag: 2 Pet. 3,8.

Da sprach der König von Sodom zu Abram: Gib mir die Leute, und die Güter behalte dir. C. 14, 21.

Der Häuptling war von seiner Flucht zurückgekehrt, und er meinte wohl, Abraham würde die wieder eroberte Habe für guten Raub achten, und auch der Knechte und Sclaven, Manches oder Viel, für sich behalten; er will nun mit ihm einen Vertrag machen. Es haben allerdings Sieg und Macht, Glück und Segen, leicht einen gefährlichen Einfluß auf des Menschen Gemüth, und mehr als Ein Edler hat sich vom glänzenden Ranch und Rausche des Sieges, Herz und Sinnen einnehmen lassen; der enge Weg wird breit, die Pforten thun sich weit auf, die Lust eilet voran, die Arme breiten sich aus, und der von Anbeginn nur sein bescheidenes Landestheil gegen ungerechten Angriff behaupten wollte, ist vom Morgen zum Abend ein stolzer Eroberer geworden; und wie im Großen, also kann es auch im Kleinen, im Kleinsten geschehen: Was ich nehme, das ist Mein. Dein? Mit welchem Recht, und wie lange? Ist wohl das, was du redest, im Himmel geredet? Kannst nicht über Eine Spanne Zeit, über Eine Minute, Ein Sandkorn deines Lebens, gebieten! Heute roth, morgen todt. Das ist gar gemeine Wahrheit, und läßt sich doch Keiner das Seine nehmen, als wenn ihm der bekannte Sensenmann Sehnen und Muskeln an Händen und Füßen abschneidet. Eines ist größer als Mein und Dein, mächtiger denn Sieg und Siegs-Gewalt, stärker denn der Tod, und es überwindet, ja es ererbet die Welt. Was ist's wohl? s. 1. Joh. 4,5. Röm. 4,13.

Wir haben schon Abrahams Uneigennützigkeit und seine Großmuth an Lot gesehen. Er war, auf seinem Wege vom blutigen Siege her, durch ein Heiligthum nach Hause gegangen; und hier war er im Namen Jehovas als Sein Knecht und Sein Freund begrüßt worden; hier hatte er sich innerlich erquickt und gestärkt; er hatte sich vor Dem, der Himmel und Erde besitzt, niedergebeugt, und Macht und Kraft, und Sieg und Siegesruhm, und alle Sieges-Beute vor Seinem Altare niedergelegt; dafür aber haue der Erzvater einen Segen empfangen, einen Namen, den Niemand kennt, denn der ihn empfählt: Offenb. 2,17. Wir haben Abraham bei Melchisedeck gesehen. - Mein Freund, es kann ein Jedes von uns in jenes Heiligthum eingehen, und arm oder reich, siegesfroh oder im Unterliegen, mit Segen gekrönet aus demselben gehen; o, wie wird da so arm, so klein, so gar Nichts, was Etwas war; und wenn man dennoch nach allen Schätzen und allen Kronen die Hand ausstrecken könnte, und nehmen, es wäre uns Alles zu gering und zu klein; wir begehren es nicht, s. Ps. 73,25.

Diejenigen, so jenen Segen empfangen, des Glaubens Güter, - sind dabei demüthig und klein, und sind um so demüthiger und kleiner in ihrem Geiste, je reicher das Maaß, das sie von jenen Gütern empfangen; dabei haben sie aber einen Stolz: Sie werden, so lange sie in der Welt sind, und Bürger der Erden, im Schweiß ihres Angesichts ihr Brot essen; - werden, wie andere Leute, je nachdem ihre Stellung ist, ihr Beruf auf Erden, ihrem Berufe leben, haushalten und walten, dienen, oder kaufen und verkaufen, gehen und laufen, arbeiten, sich mühen; - doch Alles nur als vor Gottes Angesicht und auf Gottes Wegen; auf Ihn warten sie, und harren auf Ihn, und vertrauen sich Ihm; sie haben's mit dem Gott ihres Bundes zu thun, und mit Ihm allein; und sie habens keinen Hehl; es darf es wissen alle Welt; Gott der Herr ist es, dem sie die Ehre geben. Mit Ihm, durch Ihn, von Ihm, werden sie gerne wenig oder viel empfangen; von andern Händen aber, von Göttern, von Menschen, ohne Ihn, nehmen sie nichts an; sie schlagen es rein aus und ab; da beugen sie sich nicht; da dienen sie nicht; da werden sie keinen Gehorsam, auch keinen Dank, keinen Bund eingehen: (s. Röm. 13,8. Thess. 4,12. f. 2 Cor. 6,14. f.). Einem haben sie geschworen, haben Ihm Bund und Treue, Dank und Liebe, gelobet, und diesem Einen wollen sie's halten; der Knecht weiß nur von seinem Herrn, die Braut, vom Bräutigam; die Seele, von Gott allein; Ihm will sie sich allein frei und keusch, rein und reich erhalten, und von keinem Anderen Schmuck und Reichthum, oder Handgeld empfangen; dabeibleibet man einander unterthan in der Furcht Gottes: der Knecht seinem Herrn, das Kind seinen Eltern, das Weib dem Manne, und gibt Jedermann, was man schuldig ist: Schoß, dem Schoß gebühret, Zoll, dem der Zoll gebühret; Ehre, dem die Ehre gebühret; gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist: Eph. 5,21. Röm. 13,7. Matth. 22,21.

Aber Abram sprach zu dem Könige von Sodom: Ich hebe meine Hände auf zu Jehova, dem höchsten Gott, der Himmel und Erde besitzt, daß ich von Allem, was dein ist, nicht Einen Faden noch Einen Schuhriemen nehmen will, daß du nicht sagest, du habest Abram reich gemacht; ausgenommen, was die Jünglinge verzehrt haben, und die Männer Aner, Eschcol, und Mamre, die mit uns gezogen sind; die laß ihr Theil nehmen. C. 14, 22-24.

Und so nahm der Häuptling das Seine zurück, und konnte dann nicht ausbreiten und rühmen, er hätte Abram, Jehova's Knecht, reich gemacht. Er konnte sich aber auch nicht rühmen, er wäre wieder reich, oder reicher davon gekommen, was ihm doch durch den ganzen Vorgang so nahe an die Hand gegeben war, wenn er das Walten des allein wahren Gottes erkannt hätte, und Ihm die Ehre gegeben. Er thut es aber nicht, und so eilt er mit seinem Sündenvolke dem nahen Gerichte entgegen: C. 18.

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