Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 26. Rehabeam, der Oberflächliche.

Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 26. Rehabeam, der Oberflächliche.

„Und er handelte übel und schickte sein Herz nicht, dass er den Herrn suchte.“ 2 Chr. 12,14.

Damit ist das Leben Rehabeams bezeichnet; er war nicht so schlecht, wie etliche andere, aber er handelte in verschiedener Weise übel, nicht so sehr aus Absicht als aus Nachlässigkeit.

Die bösen Wirkungen der Sünde des Vaters und der Abgötterei der Mutter machten sich an ihrem Sohne bemerkbar, doch gab es noch eine andere Ursache: ihm fehlte die Herzensbereitheit. Salomos Sohn begehrte natürlicherweise viele Weiber (2 Chr. 11,23), und es war kein Wunder, dass das Kind der Naema, der Ammonitin, Götzenbilder und Haine duldete, und so das Land verunreinigt werden ließ; doch eine tiefere Ursache seines bösen Lebens lag in ihm selber. Sein Herz war nicht gründlich vor dem Herrn und er selbst war nicht willig, sich der Anbetung Jehovahs zu widmen. Er hätte gut handeln können, wenn er nicht Rehabeam, der Oberflächliche, gewesen wäre.

I. Er begann sein Leben nicht damit, dass er den Herrn suchte.

  1. Er war jung und hätte die Weisheit Gottes suchen sollen; aber er ging ohne Gebet und Opfer nach Sichem zu einer wichtigen Tat. 2 Chr. 10,1. Was ohne Gott begonnen wird, muss misslingen.
  2. Er stützte sich auf Ratgeber, und von diesen Ratgebern wählte er die schlechtesten, nämlich die jüngeren und stolzen. 2 Chr. 10,8. Wer göttliche Weisheit verachtet, weigert sich gewöhnlich auch der Weisheit anderer.
  3. Er beging eine große Torheit, indem er dem Volk drohte und sich seinen gerechten Forderungen widersetzte, und das schon, als er noch nicht einmal als ihr König anerkannt war. 2 Chr. 10,13.14. Er hatte nichts von der Weisheit seines Vaters. Wie können die klug und vorteilhaft handeln, die sich nicht von dem Herrn leiten lassen?

II. Er zeigte auch später, dass er kein Herz hatte, den Herrn zu suchen.

  1. Er gehorchte der Stimme des Propheten, als der Mann Gottes ihm verbot, gegen Israel zu kämpfen, aber nachher verließ er das Gesetz des Herrn. 2 Chr. 12,1.
  2. Er übersah die schrecklichsten Verbrechen unter dem Volk, die er hätte verurteilen müssen. 2 Kön. 14,24.
  3. Er verfiel in die Sünden seines Vaters.
  4. Er kümmerte sich mehr um die Welt als um Gott. Wir hören nichts von seinen Gottesdiensten, wohl aber viel von seinen Bauten; nichts von seinem Glauben, aber viel von seiner Unbeständigkeit. 2 Chr. 11,5-12.

III. Er war nicht fest und beharrlich darin, den Herrn zu suchen.

  1. Drei Jahre lang brachte ihm seine Treue gegen Gott Wohlergehen, indem er die besseren Leute, die dem Kälberdienst Jerobeams entflohen, nach Juda bringen konnte (2 Chr. 11, 13-17); doch er verließ den Herrn, der ihm Segen gespendet hatte.
  2. Er wurde stolz und Gott übergab ihn dem Sisak. V. 5.
  3. Er demütigte sich und fand Vergebung, und doch plünderte er das Haus des Herrn, um sich von dem Könige Ägyptens los zu kaufen.
  4. Er reformierte nicht besonders und feierte kein großes Passahfest, obwohl er anerkannte: „Der Herr ist gerecht.“ V. 6.

IV. Er kümmerte sich nicht darum, den Herrn gründlich zu suchen.

Doch kein Mensch wird von ungefähr gut; niemand handelt richtig, der es nicht ernstlich will. Wenn die Religion nicht das Herz besitzt, muss sie bald ganz aufhören.

  1. Die menschliche Natur weicht ab von dem rechten Wege, besonders bei Königen, an denen die Sünden mehr übersehen werden als an anderen.
  2. Die Hofleute, namentlich die jugendlichen, stolzen und leichtfertigen, gehen gewöhnlich auf verkehrten Wegen. Rehabeam liebte die Lustigen und Aufgeblasenen, und überließ sich ganz ihrer Leitung.
  3. Untergebene sind geneigt, uns zu folgen und uns Beifall zu zollen, wenn wir auf falschen Wegen gehen, wie Juda dem Rehabeam folgte. So werden die, welche anführen sollten, selbst geführt.

Die Art der Gründlichkeit, die von mir gefordert wird, um fleißig und erfolgreich den Herrn, meinen Gott, suchen zu können, gestaltet sich etwa folgendermaßen:

Während meines ganzen Lebens zu fühlen und zu bekennen, dass ich Gott nötig habe; Ihn um Hilfe und Weisheit anzurufen; seiner Führung mich zu übergeben und nicht dem Rat eitler Menschen zu folgen; besorgt zu sein, richtig zu handeln, und damit ich wisse, was ich tun sollte, in der Schrift zu forschen und zu beten; dem Herrn sorgfältig und ernstlich zu dienen, und nichts dem Zufall, der Leidenschaft, der Mode rc. überlassen.

Gibt es unter uns einige Bekenner nach der Art Rehabeams? Sind einige hoffnungsvolle junge Leute unter uns, denen es an völliger Hingabe an den Herrn fehlt?

Sind hier ältere Leute, die durch Wankelmut, Zögerung oder Doppelzüngigkeit schon viel Schaden erlitten haben?

O, dass wir ein klares Bewusstsein von der Sünde und Torheit solches Zustandes hätten!

O, dass die Kraft des Heiligen Geistes uns fest machte!

O, dass wir in lebendiger Verbindung mit dem Herrn Jesu ständen!

Beispiele.

Bevor die Wettrennen stattfinden, unterwerfen sich die jungen Männer einer anhaltenden, strengen Selbstzucht. Es würde ihnen nie einfallen, ohne Vorbereitung um den Preis zu ringen, und könnten wir uns einbilden, dass wir im Wettstreit des Lebens aufs Geratewohl den Preis erringen werden, ohne den Leib zu unterwerfen und den Geist zu bilden? Der Prediger studiert seine Predigt sorgfältig, obgleich sie ihn nachher keine Stunde in Anspruch nimmt, und ist unsere Lebenspredigt keiner Sorgfalt und Beachtung wert? Ein heiliges Leben ist ein Werk viel erhabenerer Kunst als das wertvollste Gemälde oder die kostbarste Statue, und doch kann keines von diesen ohne viel Nachdenken hergestellt werden. Jemand, der ein unsterbliches Gedicht liefern will, muss schon sein Bestes zu leisten suchen, obgleich das Ganze kaum einige hundert Zeilen umfasst, und dürfen wir uns träumen lassen, dass das viel größere Gedicht eines heiligen Lebens sich wie aus Stegreifversen gestalten lässt?

Mir war ein freundlicher, gut gesinnter Herr bekannt, der wie Rehabeam ein weiches Herz hatte und leicht zu überreden war. Er war ein Weltling von sehr angenehmem Wesen, der sich der Achtung des ihn umgebenden Kreises erfreuen durfte. Er selbst hatte große Achtung vor frommen Leuten, ganz besonders vor Predigern; aber er konnte sich nicht entschließen, selber fromm zu werden, weil er dann seine Beliebtheit bei einem großen Kreise weltlicher Herren von gutem Ton hätte einbüßen müssen. Einst verließ er eine Versammlung, in welcher ich predigte, indem er sagte: „Ich bin genötigt wegzugehen, denn wenn ich nicht davon eile, könnte ich leicht bekehrt werden.“ Er sagte einmal zu mir: „Herr Spurgeon, wenn Sie predigen, bin ich gleich einer Gummipuppe; Sie können mir eine Form geben, welche Ihnen beliebt; aber wenn Sie geendet haben, erhalte ich meine alte Form wieder.“ Er war ein getreues Abbild von dem weichfühlenden Sohn Salomos, leicht zu überreden, sich auf die Pilgerreise zu begeben, aber auf den Ruf der Welt hin ebenso bereit, wieder umzukehren.

Das Gleichnis von den zwei Söhnen ist hier zutreffend. Rehabeam sagte: „Ich will gehen“, aber er ging nicht. Der neuere Rehabeam ist ein vollendeter Edelmann; wenn er nur wüsste, was er wollte, so würde er auch ganz der Mann sein. Er ist geneigt, Gott zu gehorchen, aber andere machen ihn wieder geneigt, sich nach der Mode zu richten. Diese Art von Leuten ist nicht gut zu gebrauchen, weder für die gute noch für die schlechte Sache.

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