Schlatter, Adolf - Der erste Brief des Johannes - Kap. 2, 12-17. Die Absage an die Welt.

Schlatter, Adolf - Der erste Brief des Johannes - Kap. 2, 12-17. Die Absage an die Welt.

Es liegt uns ob, den Bruder lieb zu haben, und es liegt uns ob, die Welt nicht lieb zu haben. Hierin besteht die Schwierigkeit des Christenstands. Die Leute um uns her haben eine doppelte Eigenschaft, weshalb wir ihnen auch ein doppeltes Verhalten schuldig sind. stammen vom selben Vater wie wir, und stehen unter derselben Gnade Christi, und sind darum unsere Brüder. Sie haben aber auch vieles an sich, was nicht von Gott stammt, leben, ohne ihn zu kennen, nach ihren eigenen Gedanken und Begierden, und sind darum von Gott sich selbst überlassen und ihrer eigenen Art, die mit Gottes Art im Zwiespalt ist. Darum heißt Johannes die Leute mit besonderem Nachdruck die „Welt“. Welt und Gott stehen gegeneinander. Jene will, was Gott nicht will, und tut, was Gott nicht tut, und macht sich ihr eigenes Gesetz und bereitet sich ihr Glück nach ihrer eigenen Weise, und bedarf Gottes nicht, sondern hat sich von ihm los gemacht. Darum hat der Mensch etwas an sich, weshalb man ihn nicht lieben darf.

Dem Gebot stellt Johannes den hellen Blick in den Reichtum der göttlichen Gabe voran. Er hat auch das Gebot der Bruderliebe darauf begründet, dass das wahrhaftige Licht schon scheint, und die Mahnung, Jesu Wort zu bewahren, darauf, dass er die Versöhnung für unsere Sünden ist. Hier bezeugt er der Gemeinde zuerst die himmlischen Güter, die ihr Eigentum geworden sind, um derentwillen sie nicht zur Welt gehört, sondern von ihr geschieden ist. Im gläubigen Griff nach dem, was das Evangelium ihnen gegeben hat, steht der Grund und die Kraft für ihre ganze Sonderung von der Welt. Hierbei ist das erste, was wir bedenken und glauben sollen, dass wir die Vergebung der Sünden empfangen haben. Deswegen bezeugt Johannes der Gemeinde, seinen Kindlein, dass ihnen die Sünden seines Namens wegen vergeben sind, V. 12. Unser Unterschied von der Welt besteht nicht darin, dass wir nicht gesündigt haben, sondern darin, dass uns die Sünden vergeben sind, des Namens Jesu wegen, weil er zu uns kam und für uns starb. Wären uns die Sünden nicht vergeben, so würden wir auf demselben Weg zum selben Ziel getrieben, wohin die Welt geht. Weil uns aber die Sünden vergeben sind, sind wir aus der Welt herausgehoben und zu Gott gebracht.

Johannes bezeugt dies ausdrücklich. Das schreibe ich euch; so ist's und ich, Johannes, sage es euch. Wir hören es durch das Wort, dass uns die Sünden vergeben sind, und sehen es nicht an uns selbst, auch nicht an der friedlichen Empfindung unsres Herzens oder an der kräftigen Besserung unsres Lebens. Das reicht zum vollendeten Glauben als Grund nicht hin. Den haben wir im Wort, das uns im Namen Christi gesagt wird, und darum bezeugt Johannes dasselbe der Gemeinde so feierlich.

Er fügt zur Vergebung der Sünden die Erkenntnis Christi und den Sieg über den Bösen als das, worin unsere Kraft und unser Reichtum steht. In der Gemeinde bilden sich naturgemäß zwei Gruppen: die Väter und die jungen Männer. Der Alten Vorzug ist, dass sie weit zurücksehen und in ihrer Erinnerung tragen, was das junge Geschlecht nicht mehr weiß. Die Väter in der Gemeinde sind aber unermesslich reicher begabt als irgend welche Alten in der Welt. Was der reichste Rückblick derselben nicht von ferne fasst, ist ihnen geschenkt. Sie haben den, der vom Anfang her ist, erkannt, denn sie haben Christus kennen gelernt. Und der Apostel bezeugt ihnen, dass sie in ihm wirklich den gefunden haben, der beim Vater war, und den Weltlauf von Anfang an getragen hat und regiert. Haben die Väter ihren Vorzug im hellen Blick, der viel umfasst, so hat ihn der junge Mann in seiner rüstigen Kraft, die sich auch im Kampf und in der Anstrengung bewährt. Er freut sich, wenn ihm ein Sieg zufällt. Johannes schreibt seinen jungen Männern, dass sie den größten Sieg erlangt haben: den Bösen habt ihr besiegt.

Er sagt ihnen nicht, dass sie mit ihm im Kampf liegen und sich gegen ihn wehren müssen und hoffentlich den Sieg behalten werden, sondern: ihr habt ihn besiegt und seine Macht über euch vernichtet und die Freiheit von ihm gewonnen. Es ist ihnen als Gabe und Besitz zugefallen, dass sie vom Teufel los und abgeschieden und aus aller Untertänigkeit unter ihn herausgehoben sind. Und Johannes versichert sie feierlich, dass sie wirklich und unzweifelhaft dadurch, dass sie Jesus fanden, vom Teufel nichts zu fürchten haben, und von aller Gemeinschaft mit ihm abgeschnitten sind. Das sollen sie glauben.

So hat er auch den Vätern nicht gesagt: ihr bemüht euch, den der vom Anfang her ist, zu finden, und es wird euch immer mehr gelingen, ihn zu erkennen. Er sagt auch hier mit freudiger und vollkommener Zuversicht: ihr habt ihn erkannt, eure Gemeinschaft mit ihm ist gestiftet, und der Blick eurer Seele hat ihn erreicht. So sagt er auch von unsern Sünden: sie sind erlassen; weg sind sie und verschwunden in der göttlichen Gnade, die euch verziehen hat.

Die Sünden sind euch vergeben, in Jesus habt ihr den Ewigen erkannt, und den Teufel habt ihr für euch ohnmächtig gemacht. Das ist das Eigentum des Glaubenden. Eins hängt hier am andern. Die Gnade, die unsere Sünde tilgt, bringt uns zu Christus, dass wir ihn erkennen, und scheidet uns vom Bösen, dass wir ihm nicht mehr fassbar sind, und Christum kennen macht unsrer Sünde ein Ende und uns vom Bösen los.

Weil dies der Besitz des Glaubenden ist und der Glaube im Wort sein Fundament hat, deswegen fügt Johannes zur ersten Bezeugung noch eine zweite. Was ich euch jetzt geschrieben habe, ist, dass ihr den Vater kennt. Hier fasst er's ins einfachste Wort, was uns das Evangelium gegeben hat, macht es aber auch besonders deutlich, wie arm und finster die Welt ist. Den Vater nicht kennen! das ist ihr Jammer, ihn, der uns das Leben gab, versorgt, leitet und liebt, ihn nicht kennen, mit dem und für den wir als die Kinder zu leben haben, dessen Wille uns das heiligste Gebot sein müsste und dessen Dienst unsere Freude wäre. Ihr, bezeugt Johannes der Gemeinde, ihr seid nicht Kinder, die von ihrem Vater nichts wissen und fern von ihm unter lauter Fremden leben. Ihr kennt ihn, denn ihr habt einen hellen, gewissen, gegenwärtigen Gott. Dem Jüngling erläutert er, wie er zum Sieger über alle bösen Gewalten des teuflischen Reiches geworden ist. Du bist stark! stark nicht nur in der natürlichen Frische des Leibes, stark in deinem inwendigen Wesen, und dies darum, weil das Wort Gottes in dir bleibt. Daraus entspringt unsere Stärke, aus dem unscheinbaren Worte, das still in unsere Seele einzieht und dort sich heimisch macht, weil's Glauben schafft. Dieses Wort ist die Kraft, an der der Teufel scheitert. Denn es ist Gottes Wort. Wer Gottes Wort in sich hat, sinkt niemals hinab in des Teufels Reich. Dort hat nur der Platz, der vom Worte Gottes leer geworden ist. Wenn ich kein Wort Gottes in mir hätte, wie sollte ich ins Himmelreich taugen? So freilich wäre mein Ort in jenem stummen Reich, wo Gott nicht mehr redet. Aber wo Gottes Wort ist, da ist alle Macht des Bösen ohnmächtig, und unser Streit mit ihm ist entschieden. Denn Gottes Wort ist unverletzlich und wird nicht des Teufels Raub. So hat Johannes die Gemeinde auf den hohen Felsen gestellt, den Gott ihr bereitet hat, und hat sie dankbar gemacht in der Erkenntnis der Gabe, die ihr verliehen ist. Drum ist's kein hartes oder unverständliches Gebot, wenn er nun von ihr verlangt: liebt die Welt und was in der Welt ist, nicht, V. 15.

Er sagt nicht: hasst sie, streitet mit ihr, zerstört sie, soweit ihr könnt. Das läge uns nur dann ob, wenn uns das Gericht übergeben wäre. Der Welt Lauf steht in Gottes Hand und er hat sich selber die Verwaltung des Rechts und Gerichts an ihr vorbehalten. Was uns obliegt, ist, dass wir uns selbst vor der Welt schützen, dass sie uns nicht beflecke, wie es uns auch Jakobus sagt 1,27, und das tun wir dadurch, dass wir über unsere Liebe wachen, dass sie sich nicht an die Welt anheften darf. Die Liebe verlangt nach dem, an den sie sich ergibt, schätzt ihn, lobt ihn und heißt ihn gut, hilfreich und rein. Das alles ist der Mensch, so lange er nichts als ein Glied der Welt ist, nicht. Wer sich an ihn hängt und bei ihm sein Glück und seine Freude sucht, hat sich an einen bösen Herrn verkauft, der ihm zum Verderber wird.

Wir dürften die Welt nur dann lieben, wenn wir das, was in ihr ist, und sie inwendig erfüllt und treibt, lieben dürften. Aber eben hier steckt ihr Schaden. Was sie in sich trägt und bei sich hegt und pflegt, ist giftig und verdorben, und steckt den an, der sich mit seiner Liebe ihr ergibt.

Johannes hat bei Jesus gehört: Gott hat die Welt so geliebt, dass er ihr seinen Sohn gab. Ist sie bei Gott geliebt, von ihm wert gehalten und hoch geschätzt, soll ich sie denn nicht auch lieben? Hat er uns nicht gesagt, dass Christus die Versöhnung ist für die Welt? Steht sie unter Christi Gnade und deckt er alle ihre Bosheit, ist sie denn nicht durch ihn rein und aller Liebe wert geworden? Gewiss, Gott hat die Welt lieb, aber dazu, damit sie nicht Welt bleibe, sondern in Jesus das Leben habe, an Stelle dessen, was sie jetzt in sich trägt. Hätte sie das Leben aus Gott in sich, so wäre sie eben nicht mehr Welt, nicht mehr die Gemeinschaft derer, die ohne Gott leben, und nicht mehr das Reich dessen, der mit seinem gerechten und wahren Namen der „Böse“ heißt. So ist auch Christus die Versöhnung für die Welt, dazu, damit ihre Sünde überwunden, und sie von ihrer Bosheit gelöst und frei gemacht sei. Darum ist sie dann nicht mehr Welt, wenn Christi Versöhnen an ihr wirksam wird. Wenn ich aber die Welt liebe in dem Sinn, wie's hier der Apostel uns verwehrt, so schätze und suche ich an der Welt eben das, was die Welt zur Welt macht, was Gottes Liebe ihr nehmen und Christi Versöhnen an ihr tilgen möchte, und bin darum in solcher Liebe nicht mit Gott einstimmig, sondern wider ihn.

Deswegen ist das Gebot, das uns den Bruder lieben heißt, und dasjenige, das uns die Welt nicht lieben heißt, unlöslich aneinander gebunden, so dass ich keins vom andern scheiden kann. Denn wenn ich den Bruder liebe, der mit mir denselben Anteil am Vater hat wie ich, so schätze ich Gottes Werk, sei's nun Natur oder Gnade, Schöpfung oder Erlösung, und freue mich an Gottes Gaben, die ihn zieren, und diene Gott in ihm. Wenn ich aber die Welt liebe, so ehre ich an den Leuten das, was sie von Gott scheidet, worin sie ihm widerstreben, und diene an ihnen dem, was sie der Gemeinschaft mit Gott beraubt. Darum kann nur der den Bruder lieben, der die Welt nicht liebt, und nur der die Welt lieben, der den Bruder nicht liebt. Jede Zuneigung hat ihre Abneigung bei sich, und jede Verbindung macht nach der andern Seite hin los.

Jesus hat unsrer Liebe jede Enge und Beschränkung genommen, so dass wir mit derselben nicht warten dürfen, bis uns die andern viel Gutes und Hilfe erwiesen haben, damit erst jetzt auch unser Herz sich zu ihnen hinbewege. Hievon bricht unser Wort nichts ab. Wer warten will, bis ein Mensch sich in deutlicher Erprobung und reicher Wohltat an ihm als Bruder erwiesen hat, ehe er ein Herz für ihn hat, der sieht und findet die Brüder nie, die Gott ihm gab, und wird dem älteren Sohn in Jesu Gleichnis gleich, der den Bruder verleugnet hat. Unsere Liebe darf fröhlich zu allen hinfahren, und an ihnen allen das suchen, was sie uns zu Brüdern macht, was sie von Gott haben, worin wir mit ihnen durch Gott verbunden sind. Aber wir dürfen nicht alles an ihnen lieben, nicht das, was sie der Welt gleichartig macht. Darum hat die Liebe ihren tiefen und bitteren Schmerz bei sich. Sie ist nicht lauter Lust. Wer lauter Lust und Ergötzung in seiner Liebe haben will, der hat die unsaubere Liebe in sich, die uns Johannes verbietet, und hat den Blick auf Jesu Weg verloren, und wandelt nicht wie er, der Mann der Schmerzen. Der Schmerz kommt uns daher, dass wir nicht alles in den Menschen lieben, schätzen und pflegen dürfen, und so lange sie Christum nicht kennen, gerade das nicht lieben dürfen, was sie bewegt und erfüllt und ihrem Leben das Ziel und den Charakter gibt.

Johannes stellt uns vor die Wahl: entweder die Welt oder den Vater. Liebt ihr die Welt, so habt ihr den Vater nicht. Habt ihr den Vater, so ist euch die Liebe zur Welt erloschen und versagt. Wir lasen auch bei Jakobus, dass der Welt Freundschaft Gottes Feindschaft ist. Johannes sagt: wenn jemand die Welt lieb hat, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm. Den Vater können wir nicht drangeben, und seine Liebe nicht aufs Spiel setzen. Wenn die Liebe des Vaters in uns ist, bewegt sie uns, und wir merken und fassen es, dass sie unser Glück und Leben ist. Dann ist's nicht möglich, dass wir zugleich lieben, was nicht vom Vater stammt, loben, was gegen ihn ist, und uns an dem freuen, was er richtet und straft.

Wer die Liebe des Vaters in sich hat, der liebt alles, was vom Vater kommt. Es ist dadurch unserem Lieben eine unendliche Weite gegeben, von der Lilie, die Gott gekleidet hat, und vom Sperling an, der nicht ohne den Vater lebt, bis hinauf zu den herrlichen Geistern vor Gottes Thron, bis hinauf zum Eingebornen, der vom Anfang an gewesen ist. Unsere Liebe erhält dadurch aber nicht bloß ein unendliches Gebiet, sondern auch eine deutliche Grenze. Denn das, was nicht vom Vater stammt, ist ihr nun auch völlig verboten und versagt. Das ist aber gerade das, was den Lauf der Welt regiert. Was in der Welt ist, ist nicht aus dem Vater, sondern ist aus der Welt, V. 16. Wenn wir zum Kern des weltlichen Lebens vordringen und aufdecken, was sie eigentlich besitzt und was sie bewegt, so ist es Gier des Fleisches und Gier der Augen und Hoffart des Lebens. Das ist alles, was in der Welt ist, und das hat ihr nicht der Vater gegeben, sondern das erzeugt die Welt aus sich selbst. Das hervorzubringen, zu pflegen, groß und stark zu machen, ist ihre Erfindung und Kunst.

Das Fleisch, in dem wir leben, ist gierig. Es will immer wieder genährt sein und verlangt für seine verschiedenen Triebe nach Sättigung und Lust. Eine andre Art Lust, die weniger körperlich ist, und nicht so grob ist wie die, welche aus dem Leibe kommt, bereiten uns die Augen. Gierig sehen sie in die Welt hinaus nach Ergötzung und Unterhaltung und liefern der Seele die bunten Bilder, mit denen sie spielt. Dazu kommt noch ein dritter Trieb, durch den wir aus uns selbst Lust ziehen möchten. Darum breitet die Welt mit hoffärtiger Prunksucht das, was ihr zum Unterhalt des Lebens gegeben ist, aus und legt es als Glanz und Schimmer um sich her, damit sie scheine und gelte und bewundert werde, und sich selbst bewundern könne und an sich ihre Lust finden möchte.

Das ist alles, sagt Johannes, was in der Welt ist. Er hat das Treiben der Leute durchschaut bis auf den Grund. Wenn wir abziehen, was sie tun, weil sie von den leiblichen Trieben gestoßen sind, und was sie ihren Augen oder ihrer Eitelkeit zu lieb unternehmen, was tun sie denn sonst noch? Wenn dieses dreifache Räderwerk des Weltlaufs stille stände, so hörte plötzlich die ganze Weltgeschichte auf.

Darum dürfen wir die Welt nicht lieb haben. Denn wer sie lieb hat, der macht sich zum Diener des lüsternen Fleisches und der begehrlichen Augen und müht sich ab, sie zu ergötzen und zu befriedigen, und unterwirft sich der hoffärtigen Eitelkeit, und stärkt und nährt sie, indem er die andern ob leerem Schein bewundert und beneidet, und wiederum wegen ebenso nichtiger Dinge sich bewundern und beneiden lässt. Ohne das gibt's keine Freundschaft in der Welt.

O ja, es gibt noch andre Dinge in den Menschen, Wahrheit, die als ewiges Licht durch die Geister leuchtet, Recht und Pflicht und heilige Ordnungen, die gehütet, bewahrt und getan sein wollen in ganzer Hingabe, herzliches Wohlwollen, Güte, lautere Liebe, die uns miteinander verbindet und für einander leben und arbeiten lässt. Allein das ist nicht von derselben Art wie die Gier des Fleisches und der Augen und der Eitelkeit, sondern liegt damit in Streit. Jenes stammt nicht aus der Welt, sondern vom Vater, dieses aus der Welt und nicht vom Vater. Jenes ist Gottes Geschenk, und macht Gottes Bild im Menschen aus, woran wir die Brüder erkennen. Dieses macht, dass die Welt abseits von Gott steht, und ihr eigenes Bild und Wesen hat, nicht Gottes Art und Bild.

Gott hat den Menschen ins Fleisch gekleidet und ihm das Auge gegeben, mit welchem er die Natur erfasst, und auch das Verlangen nach Ehre und Herrlichkeit hat seinen Grund in der von Gott uns gegebenen Art. In allem, was der Mensch hervorbringt, bearbeitet und ordnet er nur das, was ihm gegeben ist. Und wenn er nicht in der Gemeinschaft mit Gott handelt, so bringt er in das, was ihm gegeben ist, die Unordnung; er versetzt es, krümmt es, und stößt es aus seiner Regel in eine verkehrte Bahn. So hat es die Welt mit dem Fleisch gemacht: nicht das lebendige Fleisch, dieses wunderbare Gebilde, in dem wir Leben, gibt sie sich selbst, aber seine Gier stachelt und entzündet sie, so dass sie ungestüm wird und keinen Zügel duldet und die ganze Seele umfängt und beherrscht. So hat sie sich auch nicht das Auge gegeben, dieses herrliche Wunder Gottes, durch das die Natur unserem Geiste offen ist, aber die Gier hat sie ihm eingepflanzt, dass sein Reiz uns mit fortreißt, uns zerstreut, und so schwach macht, dass unsere ganze Seele nur in unsern Augen wohnt. Und während uns Gott eine rechtschaffene Ehre und Herrlichkeit gönnt, die wir suchen sollen, wie Paulus sagt, in der Geduld des guten Werkes, verkehren wir das zur Eitelfeit, wollen nicht warten, bis wir auf rechtem und göttlichem Weg in die Höhe fahren, fahren eigenwillig empor, wo wir uns beugen sollten, und suchen unsern Glanz in dem, was uns nicht ehren kann. Diese Unordnung mit ihrem Tumult, Unfrieden und Schein hat die Welt sich selber zuzuschreiben, als ihr eigenes Werk.

In diese Welt kam Christus hinein und hat sich seine Gemeinde in derselben gebaut. Darum hat auch sie an dem teil, was der Welt Art und Wesen ist, und ist doch von ihr geschieden. Denn wir haben's durch Christus gehört, gesehen und erkannt, dass diese Dinge nicht aus Gott sind, und haben in ihm erkannt und durch ihn empfangen, was aus Gott ist, eine Wahrheit, die von oben stammt, ein Gebot, das des Vaters Wille ist, eine Liebe, die des Vaters Liebe ist. Das gibt Macht, die Gier des Fleisches zu dämpfen und die Begehrlichkeit der Augen zu überwinden, und beugt das eitle hoffärtige Ich vor Gottes Thron. Damit wir uns nicht durch falsche Liebe an die Welt verkaufen, heißt uns Johannes auf ihr Ende sehen: und die Welt geht dahin und ihre Begier, V. 17. Dieses ganze lärmende, emsige Gewimmel, wohin geht's? Wie ein Schatten flieht es und versinkt ins Grab. Und dies gilt auch von ihrer Begier. Da heißt es nicht: sie hört niemals auf, sondern sie wird abgetan. Das Fleisch fällt zusammen, die Augen brechen, die Mittel, mit denen. unsere Eitelkeit uns Glanz und Größe gab, vergehen und die Seele fällt ihrer inneren Leere und Nichtigkeit anheim. Auch wenn die Begierde sich noch kräftig und eifrig regt, schon dann können wir an ihr sehen, dass sie nicht bleiben wird; denn sie kommt nie zu einem festen, sichern Bestand. Ihr Ziel entrinnt ihr stets; hat sie's ergriffen, so ist sie nicht zufrieden und satt, sondern enttäuscht und die Lust flieht uns gerade dann, wenn wir sie genießen möchten. Sie gleicht einer tauben Nuss, es fehlt ihr der Kern, wenn sie offen ist.

Wer aber den Willen Gottes tut. Die Welt wird durch das bewegt, was sich das Fleisch und die Augen und das eitle Ich wünschen. Jesu Gemeinde wird durch das bewegt, was Gott von ihr wünscht. Wir haben erkannt, was Gottes Wille mit den Menschen ist, haben unsern Willen ihm untergeben, und tun, was uns derselbe als unsern Dienst für Gott zuweist. Das gibt einen von der Weise der Welt wesentlich verschiedenen Gang. Darum ist auch sein Ende von andrer Art. Auch wer den Willen Gottes tut, geht dahin und tritt ab von der Erde und bleibt doch ewiglich. Er lebt, denn er ist Glied eines ewigen Reichs geworden, das in der Gemeinschaft mit Gott sein Fundament besitzt.

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