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Lukas - Kapitel 9

Lukas - Kapitel 9

(Leander van Eß)

Jesus sendet die Apostel aus; speiset fünftausend Mann; kündigt seine Leiden an; wird verklärt. Rangstreit unter den Aposteln.

1 Da er die zwölf Apostel zusammengerufen hatte, gab er ihnen Macht und Gewalt über alle Teufel, auch Krankheiten zu heilen;
2 und sandte sie aus, das Reich Gottes zu predigen, und die Kranken zu heilen.
3 Und sprach zu ihnen: Nehmet nichts mit auf den Weg, keinen Stock, keine Reisetasche, kein Brod, kein Geld, nicht einmal zwei Röcke sollet ihr haben.
4 Und in welches Haus ihr einkehret, da bleibet, und gehet nicht von da hinweg.
5 Und wo man euch nicht aufnehmen will, da verlasset die Stadt, und schüttelt zum Zeugniß wider sie den Staub von euren Füßen ab.
6 Sie gingen also aus, durchreiseten Ort für Ort, predigten das Evangelium und heilten (Kranke) überall.
7 Herodes, der Vierfürst, bekam auch Nachricht von Allem, was durch ihn geschah, und konnte sich nicht darein finden; weil von Einigen gesagt wurde: Johannes sey von den Todten auferstanden;
8 von Andern aber: Elias sey erschienen; noch von Andern: Einer der vormaligen Propheten sey auferstanden.
9 Herodes aber sprach: Johannes habe ich enthaupten lassen; wer ist aber dieser, von dem ich solche Dinge höre? Er wünschte ihn zu sehen.
10 Die Apostel kamen zurück, und erzählten ihm, was sie gethan hatten. Da nahm er sie mit sich, und ging beiseite an einen einsamen Ort in der Gegend Bethsaida.
11 Sobald es das Volk erfuhr, zog es ihm nach. Er nahm die Leute auf und redete zu ihnen von dem Reiche Gottes; und die der Heilung bedurften, machte er gesund.
12 Indeß fing der Tag an, sich zu neigen, und die Zwölfe traten hinzu und sprachen zu ihm: Entlaß das Volk damit sie in die umliegenden Flecken und Dörfer gehen, da übernachten und was zu essen finden; denn hier sind wir in einer unbewohnten Gegend.
13 Er sprach zu ihnen: Gebet ihr ihnen zu essen! Sie sprachen: Wir haben nicht mehr, als fünf Brode und zwei Fische; wir müßten denn hingehen, und für all' dieses Volk Speise kaufen.
14 Denn es waren gegen fünftausend Mann. Darauf sprach er zu seinen Jüngern: Machet, daß sie sich zu Fünfzigen reihenweise lagern.
15 Sie thaten es, und machten, daß Alle sich lagerten.
16 Da nahm Er die fünf Brode und zwei Fische, sah hinauf zum Himmel, segnete sie, brach und theilte sie unter seine Jünger, um sie den Leuten vorzulegen.
17 Alle aßen und wurden satt, und es wurden von den ihnen übriggebliebenen Brocken noch zwölf Körbe voll aufgehoben.
18 Und es geschah, da Er mit seinen Jüngern allein war und betete, fragte er sie und sagte: Wer, sagen die Leute, daß ich sey?
19 Sie antworteten und sprachen: Johannes der Täufer; Andere: Elias; wieder Andere: Einer von den vormaligen Propheten sey auferstanden.
20 Er fragte sie ferner: Und wer saget ihr denn, daß ich sey? Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Gesalbte Gottes.
21 Da schärfte er ihnen ernstlich ein, dieses Niemand zu sagen,
22 und sprach: Denn der Sohn des Menschen muß noch Vieles leiden, von den Aeltesten, Oberpriestern und Schriftlehrern verworfen und getödtet werden; aber am dritten Tage wieder auferstehen.
23 Dann sagte er zu Allen: Will Jemand mir nachfolgen, der verleugne sich selbst; nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
24 Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber meinetwegen sein Leben verlieren wird, der wird es erhalten.
25 Was nützte es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne; sich aber selbst verlieret, und sich selbst zugrunde richtet?
26 Denn wer sich meiner und meiner Lehren schämen wird, dessen wird sich auch der Sohn des Menschen schämen, wann er in seiner und seines Vaters und seiner heiligen Engel Herrlichkeit kommen wird.
27 Ich kann euch aber in Wahrheit sagen: Es sind Einige von denen, die hier stehen, die nicht eher den Tod schmecken werden, bis sie das Reich Gottes sehen.
28 Es geschah aber, ungefähr acht Tage nach diesen Reden nahm Er den Petrus, Johannes und Jakobus, und stieg auf einen Berg, um zu beten.
29 Und es ereignete sich, während seines Betens verklärte sich sein Gesicht, und seine Kleidung wurde weiß und strahlend.
30 Und siehe! es unterredeten sich zwei Männer mit ihm, welche Moses und Elias waren.
31 In Herrlichkeit erschienen sie, und redeten von dem Ausgange, mit welchem er in Jerusalem vollenden würde.
32 Petrus indessen und seine Gefährten waren vom Schlafe überfallen. Als sie erwachten, sahen sie seine Herrlichkeit und die beiden Männer, die bei ihm standen.
33 Und es begab sich, indem sich diese von ihm scheiden wollten, sprach Petrus zu Jesu: Lehrer! hier ist für uns gut seyn; wir wollen drei Hütten bauen: eine für dich, eine für Moses, eine für Elias; er wußte aber selbst nicht recht, was er sagte.
34 Indem er noch so redete, entstand eine Wolke und umschattete sie. Furcht ergriff sie, da jene sich in die Wolke verloren.
35 Und es kam eine Stimme aus der Wolke, welche sagte: Dieser ist mein geliebter Sohn, den höret!
36 Und indem die Stimme erscholl, befand sich Jesus allein. Sie verschwiegen es, und sagten zur Zeit noch Niemand etwas von dem, was sie gesehen.
37 Es ereignete sich, als sie am folgenden Tage vom Berge herabstiegen, kam ihnen viel Volk entgegen.
38 Und siehe! es schrie ein Mann unter dem Volke laut auf und sprach: Lehrer! ich bitte dich, nimm dich meines Sohnes an; denn ich habe nur den einzigen.
39 Sieh! wenn ihn der Geist überfällt, so fängt er plötzlich an zu schreien; er reißt ihn hin und her, daß er schäumt; und weicht nicht leicht von ihm, bis er ihn ganz zerquält hat.
40 Ich hatte deine Jünger gebeten, ihn zu vertreiben; sie konnten es aber nicht.
41 Da antwortete Jesus und sprach: O! du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, wie lange soll ich noch bei euch seyn und euch ertragen! So bringe denn deinen Sohn hieher!
42 Indem er sich nahete, ergriff ihn der Teufel und riß ihn herum.
43 Jesus aber bedrohete den unreinen Geist; machte den Knaben gesund, und gab ihn seinem Vater wieder. Alle erstaunten über die Größe Gottes.
44 Da sie sich nun sämmtlich über Alles verwunderten, was Er that, sagte er zu seinen Jüngern: Nehmet wohl zu Herzen dieses Alles; denn es kommt noch, daß der Sohn des Menschen in Menschenhände wird überliefert werden.
45 Allein sie verstanden nicht, was er da sagte; es war ihnen so dunkel, daß sie es nicht begriffen; und ihn darüber zu fragen, fürchteten sie sich.
46 Es stieg der Gedanke in ihnen auf, wer der Größeste unter ihnen sey.
47 Aber Jesus, der die Gedanken ihres Herzens sah, faßte ein Kind an, stellte es neben sich,
48 und sprach zu ihnen: Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. Denn wer der Kleinste unter euch Allen ist, der wird groß seyn.
49 Da nahm Johannes das Wort und sprach: Lehrer! wir haben Jemand in deinem Namen Teufel austreiben gesehen, und es ihm gewehrt, weil er nicht zu uns gehört.
50 Und Jesus sprach zu ihnen: Wehret es nicht; denn wer nicht wider euch ist, der ist für euch.
51 Es geschah, als die Zeit sich immer mehr nahete, wo er sollte hinaufgenommen werden, war seine Richtung unverwandt nach Jerusalem, um dahin zu reisen.
52 Er schickte Boten vor sich her; diese kamen auf ihrer Reise in einen samaritanischen Flecken, um für ihn Zubereitung zu machen.
53 Aber man nahm ihn nicht auf, weil er die Richtung nahm, nach Jerusalem zu reisen.
54 Da seine Jünger, Jakobus und Johannes, dieses sahen, sagten sie: Herr! willst du, sollen wir sagen, daß Feuer vom Himmel falle, und sie verzehre?
55 Aber er wandte sich um, gab ihnen einen Verweis, und sagte: Ihr wisset nicht, welches Geistes ihr seyd!
56 Der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, Seelen zu verderben, sondern sie zu erretten. Sie begaben sich nun in einen anderen Flecken.
57 Es ereignete sich aber, da sie auf dem Wege waren, sprach Jemand zu ihm: Ich will dir folgen, wohin du auch gehest.
58 Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Höhlen und die Vögel in der Luft Nester; aber der Sohn des Menschen hat nicht, wohin er sein Haupt lege.
59 Zu einem Andern sagte er: Folge mir! Dieser aber sprach: Herr! gestatte mir noch vorher, hinzugehen, und meinen Vater zu begraben.
60 Jesus sprach zu ihm: Laß doch die Todten ihre Todten begraben; geh du aber hin und verkündige das Reich Gottes.
61 Noch ein Anderer sagte: Herr, ich will dir folgen; vorher aber gestatte mir, von denen, die in meinem Hause sind, Abschied zu nehmen.
62 Jesus sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pflug legt und hinter sich sieht, der schickt sich nicht zum Reiche Gottes.

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