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Psalm 51

Psalm 51

51:1 Ein Psalm Davids, vorzusingen; da der Prophet Nathan zu ihm kam, als er war zu Bath-Seba eingegangen. Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit.
Als ein teurer Gottesmann, ein Licht der Gemeinde auf Erden, von einer gefährlichen Krankheit befallen wurde, fragte man ihn: „Wenn diese Krankheit sollte zum Tode sein, welche Schriftstelle soll zum Text der Leichenrede gewählt werden?“ Er antwortete: „Ach, ich fühle, daß ich ein armes, sündhaftes Geschöpf bin, das nicht wert ist, daß man irgend etwas von ihm sage; wenn aber eine Leichenrede notwendig ist, so sei es über die Worte: Gott, sei mir gnädig nach Deiner Güte, und tilge meine Sünden nach Deiner großen Barmherzigkeit.“ Derselbe Geist der Demut leitete ihn bei der Anordnung der Inschrift, die auf seinen Grabstein sollte gesetzt werden. Dieselbe sollte weiter nichts enthalten als seinen Namen, seinen Geburts- und seinen Sterbetag, und die Worte: „Hier ruht ein armer, elender, hilfloser Erdenwurm, der sich den Liebesarmen der göttlichen Barmherzigkeit anvertraut.“ Der erfahrenste und geliebteste Heilige kann seinem Gott nicht anders begegnen, als wenn er sich auf die freie Gnade stützt. Die Edelsten des menschlichen Geschlechts sind sich vor andern bewußt, daß sie im besten Falle Menschen sind. Leere Boote ragen weit über die Oberfläche des Wassers empor; aber Schiffe, die mit himmlischen Gütern beladen sind, gehen tief im Wasser: bloße Wortchristen machen viel Rühmens, aber wahrhafte Kinder Gottes schreien um Gnade über ihre Unwürdigkeit. Wir haben's nötig, daß der Herr uns gnädig sei, gnädig sei unsern Werken, unsern Gebeten, unsern Zeugnissen, unsern Almosen und aller unsrer Heiligkeit. Das Blut ward nicht nur auf die Pfosten und Schwellen der Wohnungen Israels gesprengt, sondern auch aufs Heiligtum, auf den Gnadenstuhl und auf den Altar; weil sich die Sünde auch in unsre heiligsten Angelegenheiten eindrängt, ist das Blut Jesu unentbehrlich, um sie von aller Befleckung zu reinigen. Wenn die Gnade schon unsre Gottesdienste versöhnen muß, wie muß es erst um unsre Sünden stehen? Wie lieblich ist doch der Gedanke, daß die ewige Barmherzigkeit uns will Gnade erweisen, unsre Verirrungen heilen, und unsre zerschlagenen Gebeine erquicken! (Charles Haddon Spurgeon)

51:2 Wasche mich wohl von meiner Missetat und reinige mich von meiner Sünde.
Einen gnädigen Gott haben, ist wohl der seligste Stand eines Christen. Zwar meint die Welt, Reichthum haben, geehrt seyn, immer herrlich und in Freuden leben, das wäre Glückseligkeit, aber sie betrüget sich, das alles muß vergehen. Gläubige Christen untersuchen derhalben 1) alle Tage ihr Gewissen, ob sie noch in der Gnade Gottes stehen; 2) wenn sie zur Beicht gehen, so denken sie nicht allein an ihre Sünden, sondern bitten Gott herzlich um Vergebung derselben, sie trauren darüber, und nehmen ihre Zuflucht zu der Barmherzigkeit Gottes, und zu den blutigen Wunden Jesu, und flehen demüthig um Gnade. Hat Gott ihnen nun Vergebung der Sünden durch den Mund seines Dieners widerfahren lassen, so trösten sie sich dessen, trachten aber 3) einen gnädigen Gott zu behalten, indem sie sich lassen den heiligen Geist regieren, sie befleißigen sich eines christlichen Lebens, und beweisen solches auch in Reden, Worten und Werken, fliehen die Laster und vorigen sündlichen Gewohnheiten, alsdann wissen sie, daß sie im Leben und Sterben einen gnädigen Gott haben werden. (Johann Friedrich Stark)

51:3 Denn ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir.
Es ist eine eigene Sache um die Selbsterkenntnis. Nur das Licht aus dem Heiligtum kann des Herzens Blößen aufdecken und die ganze Sündhaftigkeit zum lebhaften Bewusstsein bringen. Abgelöst vom Evangelium findet sich jeder gut, brav, jedenfalls nicht schlechter als andere, Stelle dich ganz unter das Wort, und du lernst ganz anders von dir selber denken. Warum ausweichen? Es hat keinen Wert, sich selber zu täuschen! Sei lauter, sei wahr, ringe nach Klarheit über dich selbst. Mit dem „sich stellen unter das Wort Gottes“ hängt das Gebet innig zusammen. Eins folgt aus dem anderen. Im Worte' begegnen wir dem heiligen Herrn; Seine Heiligkeit und unsere Sündhaftigkeit, Seine Gerechtigkeit und unsere Ungerechtigkeit treten miteinander vor uns hin. Du trachtest nach Gerechtigkeit beim Erkennen deiner selbst und beim Erkennen Gottes. Warum aber kommen lange nicht alle Leser der Bibel, obwohl sie beten, zur Selbsterkenntnis? Warum verharren sie im eitlen Wahn, gerecht zu sein? Sie verschließen sich gegen das Licht, indem sie das, was sie lesen, nur auf andere, nicht aber auf sich selbst anwenden. Nur die Trostsprüche und die schönen Verheißungen nehmen sie für sich. Fordert sie aber Gottes Wort zur Buße auf, so sind sie ja keine Verbrecher; fordert es sie zur Bekehrung auf, so sind sie ja nicht verkehrt. Unrein, weltlich, selbstgerecht, stellen sie sich ganz getrost an die Seite Christi! Lebe nicht in Selbsttäuschung. Ohne Heiligung kann niemand den Herrn sehen. Solange du noch nicht den alten Menschen ausgezogen hast, bist du ferne von Gott. (Markus Hauser)

51:4 An dir allein habe ich gesündigt und übel vor dir getan, auf daß du recht behaltest in deinen Worten und rein bleibest, wenn du gerichtet wirst.
Des muß ein jeglicher Leser wohl eingedenk sein, daß David hier in allen Heiligen und Gläubigen, nicht allein in seiner Person oder allein als ein Ehebrecher hier rede. Wiewohl ich zugebe, daß ihm diese Sünde Ursach gegeben hat, daß er zu sein selbst und der ganzen menschlichen verderbten Natur Erkenntnis gekommen ist, daß er also bei sich dachte: ,Siehe, ich, der so ein heiliger König war, der mit großem Ernst das Gesetz gehalten, den Gottesdienst gemehret und ernstlich darüber gehalten, bin nun durch die Bosheit und Gift der Sünde, welche der ganzen menschlichen Natur angeboren, also überschüttet und überfallen, daß ich den unschuldigen frommen Mann, Uria, habe lassen ermorden und ihm durch den Ehebruch sein Weib genommen. Ist das nicht eine helle, klare Anzeigung, daß die Natur des Menschen heftiger durch die Sünde vergiftet und verderbt ist, denn ich mein Leben lang hätte können gedenken? Gestern war ich keusch, heute ein Ehebrecher; gestern rein ohne Blutschuld, nun aber bin ich des unschuldigen Blutes schuldig.' Auf solche Weise kann es geschehen sein, daß David aus solcher Sünde des Ehebruchs und des Totschlags zur Erkenntnis der ganzen sündlichen Natur gekommen sei und habe also daraus geschlossen, daß weder der Baum noch die Früchte der menschlichen Natur gut, sondern daß alles durch Sünde verderbet ist, daß nichts Gutes mehr in der ganzen Natur vorhanden ist. Solches möge der Leser zunächst im Sinne haben, wenn er die wahre Bedeutung dieses Stückes zu erfahren wünschet. (Martin Luther)


Es gibt keinen Fall, der nicht den, der stürzt, verletzt. Jede Sünde verwundet ihren Täter und er trägt ihre Narben zeitlebens an sich. Es gibt auch keinen Fall, der nicht auch die anderen schädigte, die mit uns zusammen leben; jeder Sturz überträgt auf sie einen Stoß und wir können nicht abmessen, wie weit sich diese Erschütterung erstreckt und was sie für Unheil anrichtet. Dennoch hat der Psalmist völlig recht: „An dir allein hab ich gesündigt“, nicht als ob meine Bosheit ihn schädigte und meine Missetat ihn kränkte oder ärgerte. Falle ich, so ist das für Gott kein Verlust. Dennoch „an dir habe ich gesündigt“. Dein Gebot ist zerrissen, dein Schöpferrecht in seiner königlichen Größe ist bestritten. Dein Wort warf ich nicht weg und habe mich von der Hand losgelöst. Das ist das Sündliche in meinem Tun, das unbedingt Verwerfliche, was nicht geschehen darf. Weil meine Sünde mein Verhältnis zu Gott berührt, darum liegt auf ihr der Fluch, der mich ganz entehrt und ganz vernichtet. Wenn ich mich selber durch mein Sündigen schädige, was liegt an mir? Wenn die anderen Menschen durch mein Unrecht leiden, so kann mir das Bittere Reue und Tränen bringen; doch was sind mir Menschen ohne Gott? Heilig und zerreißbar wird das Band, das uns miteinander durch Recht und Pflicht vereint, dadurch, dass Gott es um uns gewunden hat. Dass ich Gottes Feind geworden bin, indem ich den Menschen entehre und verderbe, das ist die Sünde, die jeden, der sie tut, verdirbt. Weil wir an Gott sündigen, sind wir auf Ihn geworfen, dass Er uns vergebe, und darum ist die Vergebung, die Er uns gewährt, unsere vollständige Aufrichtung.
Dass Du unser Gott bist, ewiger Gott, Schöpfer und Erlöser, das führt uns zur Buße und ist unser Heil. Das macht unsere Buße tief und den Dank für Dein Vergeben groß. Amen. (Adolf Schlatter)

51:5 Siehe, ich bin in sündlichem Wesen geboren, und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen.

51:6 Siehe, du hast Lust zur Wahrheit, die im Verborgenen liegt; du lässest mich wissen die heimliche Weisheit.

51:7 Entsündige mich mit Ysop, daß ich rein werde; wasche mich, daß ich schneeweiß werde.

51:8 Laß mich hören Freude und Wonne, daß die Gebeine fröhlich werden, die du zerschlagen hast.

51:9 Verbirg dein Antlitz von meinen Sünden und tilge alle meine Missetaten.

51:10 Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, gewissen Geist.
Ein Abtrünniger, in dem noch ein einziger Lebensfunke übrig ist, seufzt und sehnt sich nach der Wiedererneuerung. Zu dieser Erneuerung ist die gleiche Wirkung und Kraft der Gnade erforderlich, wie zu unsrer Bekehrung. Wir mußten unsre Sünden von Herzen bereuen; und müssen es auch hier wieder. Wir hatten Glauben nötig, damit wir vor allem konnten zu Christo kommen: und nur eben diese Gnade kann uns auch jetzt wieder zu Ihm zurückführen. Wir mußten eine Zusicherung des Höchsten empfangen, ein Wort aus dem Munde des Allliebenden, damit damals unsre Furcht ein Ende gewönne; wir erfahren bald auch, wenn wir unter dem Druck der gegenwärtigen Sünde stehen, daß wir eine solche Zusicherung jetzt wieder bedürfen. Niemand kann erneuert werden ohne eine ebenso wahre und wirkliche Bezeugung der Macht des Heiligen Geistes, wie er sie zum ersten mal empfunden hat, weil das Werk ebenso groß ist, und weil Fleisch und Blut jetzt ebenso sehr im Wege stehen als je. Laß deine persönliche Schwäche, o Christ, dich dazu veranlassen, daß du mit allem Ernst zu deinem Gott um Hilfe schreist. Bedenke, wie David nicht seine Arme ineinanderschlug oder seinen Mund schloß, als er sich ohnmächtig fühlte, sondern daß er zum Gnadenthron eilte mit der Bitte: „Gib mir einen neuen, gewissen Geist.“ Laß dich nicht von der Einbildung einschläfern, du könntest nichts tun, denn du seist verlassen; sondern laß dir es einen Stachel in deiner Seite sein, der dich mit furchtbarem Ernst zu dem starken Helfer Israels hin treibt. Ach, daß du Gnade empfingest, mit Gott zu ringen, wie wenn du um dein Leben flehen müßtest: „Herr, gib mir einen neuen, gewissen Geist.“ Wer ernstlich und aufrichtig zu Gott darum bittet, wird seinen Ernst damit beweisen, daß er die Gnadenmittel gebraucht, die Gott verordnet hat. Bete viel; suche eifrig Nahrung in Gottes Wort; töte die Lüste und Begierden ab, die den Herrn von dir weggetrieben haben; wache sorgfältig über alle Keime künftiger Sünden. Der Herr geht seine eignen Wege; bleibe am Wege sitzen, so bist du bereit, wenn Er vorübergeht. Bleibe in all den seligen Geboten, die deine ersterbenden Gnadenkräfte erfrischen und ernähren können; und dieweil du weißt, daß alle Kraft von Ihm ausströmen muß, so höre nicht auf zu rufen: „Gib mir einen neuen, gewissen Geist. Verwirf mich nicht von Deinem Angesicht, und nimm Deinen Heiligen Geist nicht von mir.“ (Charles Haddon Spurgeon)


David hatte durch den Ehebruch, den er mit der Bathseba begangen, und durch die Ermordung ihres Ehemanns, des Uria, einen schweren Fall gethan, von dem er unter vielen Schmerzen und Thränen nach und nach wieder aufgerichtet wurde. Er bat bei seiner bußfertigen Zukehr zu Gott nicht nur um die Vergebung seiner Sünden, sondern auch um einen neuen gewissen Geist; wie es Alle diejenigen thun, in deren Geist kein Falsch ist. Wer von Gott nur begehrt, daß Er ihm die Sünde vergebe, und hernach die vorige Sünde wieder begeht, und diese Weise fortsetzen will, kommt zu keiner Ruhe seiner Seele. Der neue gewisse Geist, um den David bat, ist eine beständige und gerade Richtung der Seele zu Gott, oder ein fester Muth, Ihm zu vertrauen und Seine Gebote zu halten. Man sagt bei demselben zu dem HErrn, wie Assaph Ps. 73,23.: dennoch bleibe ich stets an Dir; und dieses dennoch ist allem demjenigen entgegen gesetzt, das den Menschen bewegen könnte, von dem HErrn wieder zu weichen. Nach der Sprache des Neuen Testaments hat derjenige einen neuen gewissen Geist, der durch Gnade ein festes Herz bekommen hat, oder den Gott in Christum befestiget, stärket, kräftiget, gründet, oder der als ein gutes Erdreich mit Geduld eine reife Frucht trägt, folglich nicht von denen ist, die zur Zeit der Anfechtung wieder abfallen, oder durch Sorgen, durch den Reichthum und die Wollüste den Trieb des guten Samens wieder ersticken lassen u.s.w. David hatte vor seinem Sündenfall viele Jahre einen solchen gewissen Geist gehabt, denn er blieb, als ein reicher und mächtiger König, der treue Knecht und Anbeter Gottes, ja der Mann nach dem Herzen Gottes, der er vorher in den Höhlen, Wüsteneien, und unter den Philistern, wohin er vor dem König Saul floh, gewesen war. Sein Anhangen an Gott änderte sich nicht mit den äußerlichen Umständigen. Sein Gang war immer richtig, und sein tägliches Bestreben war, die Gebote seines Gottes, auf den er seine Zuversicht setzte, zu halten. Sein Sündenfall aber hatte diesen gewissen Geist in ihm zerstört. Er fühlte sich, da er anfing sich wieder zu bekehren, sehr schwach, und hatte nichts in sich als den guten, aber unkräftigen Willen, der Röm. 7,14. u.ff. beschrieben ist. Er bat also Gott sehnlich, daß Er den gewissen oder festen Geist, den er vorher gehabt, und bei dem er sich so wohl befunden hatte, in ihm erneuern möchte. Auch uns soll es angelegen sein, diesen festen Geist zu erlangen und zu behalten. Gott schafft ihn in dem Menschen, wenn Er ihm Kraft gibt zum Sieg über alle Versuchungen. Wer sich mit seiner Vernunft oder natürlichen Kraft steigt, kann sich etwa gewisser sündlicher Ausschweifungen erwehren: hingegen herrscht die Sünde auf einer andern Seite und unter einer andern Gestalt über ihn, und er bildet sich alsdann selber Zweifel an der Wahrheit und falsche Religionsbegriffe, damit seine geliebte Sünde und sein ganzer Seelenzustand entschuldigt gerechtfertigt werde. Der gewisse Geist aber, den Gott schafft, ist der Sünde, der Welt und dem Satan ohne Ausnahme entgegengesetzt. Er schließt eine feste Ueberzeugung von der Wahrheit und einen beständigen und kräftigen Entschluß, dem HErrn zu leben, in sich. Treue ist dabei nöthig. Wer im Wachen und Beten nachläßt, von dem weicht die Kraft Gottes. Seine Seele wird wie eine offene Stadt ohne Mauer. Nun weiß sie nimmer, was sie glauben oder thun soll. HErr bewahre uns vor diesem Zustand.(Magnus Friedrich Roos)

51:11 Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir.
Um den heiligen Geist zu bitten ist die allernothwendigste Bitte; denn 1) in diesem Leben haben wir vonnöthen einen Führer, einen Lehrer, einen Tröster, nun das ist der heilige Geist, der führt uns in alle Wahrheit, er lehrt uns Jesum Christum erkennen, und verklärt ihn in uns, er tröstet uns in allerlei Leiden und Trübsal, ja in der Stunde des Todes; wer hie den heiligen Geist nicht hat in seinem Herzen, der kann nicht selig werden. 2) Derohalben sind das die unglücklichsten Menschen, die ohne den heiligen Geist sind, die können nicht fromm werden, noch fromm leben, sondern sündigen und fallen. Hat uns Gott aber den heiligen Geist gegeben, so soll man ihn nicht wieder von sich stoßen durch muthwillige Sünden und ein gottlos Leben, sondern täglich seufzen: nimm deinen heiligen Geist nicht von mir. 3) Solche Seelen stehen in der wahren Vereinigung mit Gott und in dem Stande der Seligkeit. (Johann Friedrich Stark)

51:12 Tröste mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem freudigen Geist rüste mich aus.

51:13 Ich will die Übertreter deine Wege lehren, daß sich die Sünder zu dir bekehren.

51:14 Errette mich von den Blutschulden, Gott, der du mein Gott und Heiland bist, daß meine Zunge deine Gerechtigkeit rühme.
In diesem gewaltigen Bekenntnis tut es wohl, daß wir sehen, wie David seine Sünde unumwunden nennt. Er bezeichnet sie nicht als einen unüberlegten Totschlag, noch spricht er davon als von einer Übereilung, durch welche einem braven Manne ein unglücklicher Zufall begegnet wäre, sondern er nennt sie bei ihrem wahren Namen: Blutschulden. Er hat freilich den Mann der Bathseba nicht selber erschlagen; dennoch war der Plan, daß Uria sterben sollte, in Davids Herzen gereift, und vor dem Herrn war er sein Mörder. Hier lerne im Bekenntnis deines Unrechts aufrichtig sein vor Gott. Gib argen Sünden keine beschönigende Namen; du magst sie ja nennen wie du willst, ihr Geruch ist darum nicht lieblicher. Als das, wofür Gott sie ansieht, suche sie in deinem Herzen zu fühlen, und anerkenne mit aufrichtiger Gesinnung ihre ganze Abscheulichkeit. Siehe, wie David augenscheinlich niedergebeugt war von der Häßlichkeit seiner Sünde. Worte aussprechen, ist leicht, aber ihren ganzen Inhalt empfinden, ist schwer. Der einundfünfzigste Psalm ist das getreue Lichtbild eines zerknirschten Geistes. Trachten wir nach gleicher Ermahnung des Herzens! Denn wie trefflich auch unsre Worte lauten, wenn unser Herz nicht durchdrungen ist von der Verdammungswürdigkeit der Sünde, so können wir auf keine Vergebung hoffen. Unser Schriftwort enthält ein ernstliches Gebet: es ist an Gott den Heiland gerichtet. Die Vergebung ist sein Vorrecht; das ist sein wahrer Name und sein rechtes Amt, daß Er errettet, die sein Angesicht suchen. Noch bezeichnender nennt Ihn unsre Stelle: Gott, mein Heiland. Ja, gelobt sei sein Name; wenn ich nur durch das Blut Jesu zu Ihm komme, so kann ich mich freuen Gottes meines Heilandes. Der Psalmist schließt mit einem herrlichen Gelübde: Wenn ihn Gott erretten will, so will er singen, nein, noch mehr, er will „rühmen“. Wer kann anders, wenn ihm solche Gnade widerfährt! Aber achte wohl auf den Gegenstand des Rühmens: Deine Gerechtigkeit. Wir rühmen das vollbrachte Werk eines köstlichen Heilandes; und wer am meisten rettende Liebe erfahren hat, rühmt am lautesten. (Charles Haddon Spurgeon)

51:15 Herr, tue meine Lippen auf, daß mein Mund deinen Ruhm verkündige.

51:16 Denn du hast nicht Lust zum Opfer, ich wollte dir's sonst wohl geben, und Brandopfer gefallen dir nicht.

51:17 Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist; ein geängstet und zerschlagen Herz wirst du, Gott, nicht verachten.

51:18 Tue wohl an Zion nach deiner Gnade; baue die Mauern zu Jerusalem.

51:19 Dann werden dir gefallen die Opfer der Gerechtigkeit, die Brandopfer und ganzen Opfer; dann wird man Farren auf deinem Altar opfern.1) 2)
Gott, Du Heiliger, Du Gerechter, der Du wohnest in einem Licht, zu welchem Niemand kommen kann, dem selbst die Engel mit verhülltem Antlitz dienen, der Du richtest und richten wirst den Kreis des Erdbodens, zu geben einem Jeglichen nach seinen Werken, Herr, strafe uns nicht in Deinem Zorn, züchtige uns nicht in Deinem Grimme, sei uns gnädig, denn wir sind schwach; leite uns, denn unsere Seele ist sehr erschrocken! Gehe nicht in’s Gericht mit Deinen Knechten; denn vor Dir ist kein Lebendiger gerecht! Was sollte aus uns werden, wenn Du unsere Sünden heimsuchen wolltest, wie sie es verdienen, mit zeitlichen und ewigen Strafen? Ach, dann könnte es ja in der Zeit nichts als Leiden, in der Ewigkeit nichts als Verdammniß für uns geben! O erscheine uns nicht, gekleidet in Feuer, wie Du einst auf den Sinai herabkamst, gehüllt in Dunkel, Finsterniß und Ungewitter; erscheine uns nicht, wie einst den Propheten, als ein Sturmwind, der die Felsen zerriß und die Erde erschütterte; nein, sondern Deine Gegenwart gehe an uns vorüber wie ein gelindes, sanfte Säuseln, und Dein Geist gebe uns die Zuversicht, daß wir Dir nachrufen können: Herr, Herr Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue, der Du bewahrest Gnade an tausend Glied und vergiebst Missethat, Uebertretung und Sünde. Ach, wir haben es ja aufgegeben, uns selbst zu rechtfertigen; wir sehen ja, wohin wir blicken, in uns und außer uns nichts als Sünde und Vergehungen; wir wissen ja, daß Du auf Erden nichts findest, was Dir wohlgefallen könnte. Aber Einen Ort giebt es dennoch auf Erden, auf den Du nicht herabschauen kannst, ohne von Gnade und Erbarmen gerührt zu werden. Es ist der, wo Dein Sohn sein großes Opfer für uns dargebracht, wo Er sein Blut verströmt hat, das noch immerfort um Vergebung für unsre Sünden bittet. O wenn Du beschließest, was unserer Kirche, unserem Volke widerfahren soll, wenn Du die Schicksale unseres häuslichen Lebens bestimmst, wenn Du dereinst unser Loos die Ewigkeit hindurch feststellen wirst: dann, Herr, dann siehe nicht auf unsere Sünden; dann richte Deinen Blick auf das Verdienst Deines Sohnes; dann gedenke, daß Er für uns gestorben ist; dann, Sohn Gottes, bitte für uns und nimm Dich derer an, für die Du Dein Leben hingegeben hast. Wir begehren nicht blos Deines Geistes Trost für unsere zerschlagenen Herzen; wir begehren auch Deines Geistes Kraft, unsere Herzen umzuwandeln und zu heiligen. In unserer Kirche herrsche ein unverfälschter Glaube, der durch Liebe thätig sei, und die Gemüther in Eintracht verbinde! Unter unserm Volke herrsche Zucht, Ordnung, Gehorsam, treue Anhänglichkeit für den König! Jedes Haus werde Dir zu einem Tempel geweiht! Der Fromme werde immer vollkommner; der Sünder bessere sich; der Leidende werde getröstet; das mit Kummer und Sorge beladene Herz erleichtert! Gieb uns allen, wenn unsere Stunde gekommen ist, ein sanftes, seliges Ende; und nimm uns auf unter die Zahl der Deinen, daß wir in Deinem höhern Heiligthum Dich loben und preisen mögen in alle Ewigkeit! Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Dies ist der vierte Bußpsalm und zugleich einer der vornehmsten Lehrpsalmen, darin uns David recht lehrt, was Sünde sey, wo sie herkomme, was sie schade, und wie man ihrer loswerden könne. Denn in diesem Psalm wird so klar und deutlich, wie sonst nirgends, von der Sünde angezeigt, daß sie ein Erbfall und uns angeboren sei, dawider kein Werk, sondern allein Gottes Gnade und Vergebung helfe. Gott muß uns durch Seinen Geist wiederum neu schaffen - und zum neuen Wesen und zur neuen Kreatur gebühren; sonst ist die Sünde so mächtig, daß sie auch die Gebeine zerschmettert (- verstehe: mit Schrecken und Zagen -), bis uns Seine Gnade zu Trost kommt.
Darnach, wann wir aus Gnaden und Geist wiederum neu worden sind, alsdann können wir recht leben, loben, denken, lehren, ja auch leiden und Kreuz tragen; - was eben die rechten Opfer und Gottesdienste sind, so daß die andern Opfer alle, welche ohne solches Opfer von den tollen Heiligen geschehen, verworfen werden.
Wir können also diesen Psalm wie ein Formular gebrauchen, wenn wir zu der Zeit, da wir Buße thun, zu Gott beten wollen. Denn da stehet gleich vornean die Bitte um Gnade und die Vergebung der Sünde; darnach werden die kräftigsten Ursachen solcher Bitte beigefügt, und dann die Gründe der Erhörung.
Auch ist zu merken, daß neben der Reue und dem Glauben, welche die wesentlichen Stücke der heilsamen Buße sind, auch die Zusage des neuen Gehorsams hier deutlich gelehret werde, in welcher wir Gott versprechen, daß wir nicht nur selbst fromm leben, sondern auch andere zu einem heiligen Leben und Wandel anweisen wollen, während wir sie vorher mit unsern Sünden geärgert haben.
Zuletzt werden wir angewiesen, für unsere Nächsten, ja für die ganze Kirche Gottes zu bitten, daß nämlich derselben Gott auch gnädig seyn und ihren Dienst aus Gnaden sich wohl gefallen lassen wolle.
Nun - der gütige Gott erbarme sich unser um Christi willen und vergebe uns in Gnaden unsere Sünden - und heilige uns mit Seinem guten Geist, damit wir Ihm dienen können in Heiligkeit und Gerechtigkeit, die vor Ihm gefällig ist. Amen. (Veit Dieterich)

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