Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 51

Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 51

- Ein Psalm Davids, vorzusingen; - da der Prophet Natan zu ihm kam, als er war zu Bathseba eingegangen. - Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit. - Wasche mich wohl von meiner Missetat und reinige mich von meiner Sünde. - Denn ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir. - An dir allein habe ich gesündigt und übel vor dir getan, auf dass du recht behaltest in deinen Worten und rein bleibest, wenn du gerichtet wirst. - Sieh, ich bin in sündlichem Wesen geboren, und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen. - Sieh, du hast Lust zur Wahrheit, die im Verborgenen liegt; du lassest mich wissen die heimliche Weisheit. - Entsündige mich mit Ysop, dass ich rein werde; wasche mich, dass ich schneeweiß werde. - Lass mich hören Freude und Wonne, dass die Gebeine fröhlich werden, die du zerschlagen hast. - Verbirg dein Antlitz von meinen Sünden und tilge alle meine Missetaten. - Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, gewissen Geist. - Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir. - Tröste mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem freudigen Geist rüste mich aus. - Ich will die Übertreter deine Wege lehren, dass sich die Sünder zu dir bekehren. - Errette mich von den Blutschulden, Gott, der du mein Gott und Heiland bist, dass meine Zunge deine Gerechtigkeit rühme. - Herr, tue meine Lippen auf, dass mein Mund deinen Ruhm verkündige. - Denn du hast nicht Lust zum Opfer - ich wollte dirs sonst wohl geben - und Brandopfer gefallen dir nicht. - Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist; ein geängstet und zerschlagen Herz wirst du, Gott, nicht verachten. - Tue wohl an Zion nach deiner Gnade; baue die Mauern zu Jerusalem. - Dann werden dir gefallen die Opfer der Gerechtigkeit, die Brandopfer und ganzen Opfer; dann wird man Farren auf deinem Altar opfern.

Allgemeines

1. Überschrift

„Dem Musikmeister.„ Der Psalm ist nicht nur für die persönliche Meditation geschrieben, sondern auch für den öffentlichen Gottesdienst. Er passt in die Einsamkeit eines Menschen, der Buße tut, gilt aber auch für die Versammlungen und die Gemeinschaft der „Armen im Geist“. „Ein Psalm Davids.„ „Als der Prophet Natan zu ihm kam, nachdem er zu Bathseba eingegangen war.“ David schrieb diesen Psalm, als die Botschaft Gottes sein schlafendes Gewissen weckte und er die Größe seiner Schuld erkannte. Er hatte das Psalmensingen ganz vergessen, als er in der Sünde der Fleischeslust lebte. Nun erwachte sein Gewissen wieder, und er griff erneut zur Harfe, wenn auch mit Seufzen und Tränen. In der Sünde, die er begangen hatte, kamen eine ganze Reihe schwerwiegender Dinge zusammen. David war ein Mann starker Gemütsbewegungen; er war Soldat; und er war ein orientalischer Fürst mit despotischem Recht. Kein anderer König seiner Zeit hätte sich irgendwelche Gedanken über eine solche Tat gemacht, wie sie David begangen hatte. Es gab also nicht den Maßstab der Sitte oder ein Gesetz der Gesellschaftsordnung, durch die diese Handlungsweise als besonders verabscheuungswürdig herausgestellt worden wäre. Nirgends finden wir bei ihm eine Entschuldigung in dieser Richtung. Aber seine Sünde war im höchsten Grade ein „Übel vor dem Herrn„. Das sollte uns zur Warnung dienen.

2. Einteilung

Davids Bekenntnisse und die Bitte um Vergebung (V. 3-14); sein Dank und der Entschluss zum neuen Leben (V. 15-21).

Auslegung

1. Davids Bekenntnisse und Bitte um Vergebung (Vers 3-14).

V. 3 „Gott, sei mir gnädig.“ David wendet sich sofort an die Gnade Gottes, noch bevor er seine Sünden erwähnt. Vergebung der Sünde ist immer eine Tat der freien Gnade, und deshalb flieht der Sünder gleich zu dieser Liebe Gottes. „Nach deiner Güte.„ Handele jetzt, Herr, als der, der du bist. Schenke mir Gnade gemäß deiner Güte. Zeige mir dein Erbarmen, das mit deiner Güte übereinstimmt. „Nach deiner großen Barmherzigkeit.“ Schenke mir deine ganze Liebe und vergib mir, wie es diese Liebe erfordert. Schenke mir alle deine liebevollen Gaben in ihrer ganzen Fülle. Mach meinen Fall zu einem Beispiel für deine großen Barmherzigkeiten! „Tilge meine Sünden.„ Du kennst ja meine innere Auflehnung und meine Ausschweifungen. Herr, radiere sie aus! Die Schrift meiner Sünde ist wohl sehr schwer zu löschen, aber du hast doch überreiche Barmherzigkeiten!

V. 4 Wasche mich wohl“ (Elberfelder: wasche mich völlig). Es genügt nicht, die Sünde auszulöschen. David selbst ist beschmutzt, und er möchte ganz gereinigt werden. Gott selbst soll ihn reinigen, denn niemand anders kann das gründlich tun. Das Waschen muss gründlich geschehen, durch und durch. Ich, der Sünder, habe lange in der Sünde gelegen, und ich bin vom Schmutz der Sünde ganz durchsetzt. Wasche mich, Herr, wasche mich, bis auch die letzte Spur davon verschwunden ist. Ein heuchlerischer Mensch würde damit zufrieden sein, wenn seine Kleider gewaschen werden. Wer es aber ganz ernst mit seiner Buße meint, der bittet: „Herr, wasche mich!„ Ein gleichgültiger Mensch ist mit einer äußerlichen Reinigung zufrieden; aber ein wirklich erwachtes Gewissen verlangt nach einer gründlichen und vollständigen Waschung. „Wasche mich wohl von meiner Missetat.“ Diese Missetat ist eine einzige, große Verunreinigung, die mein ganzes Wesen beschmutzt. Die eine Sünde mit Bathseba zeigt dem Psalmisten gleich die ganze Menge seiner Sünden. Und er möchte von allen befreit werden, weil sie ihn ständig verfolgen und quälen. „Und reinige mich von meiner Sünde.„ Das ist ein Ausdruck mehr allgemeiner Art. Als ob der Psalmist nun sagen wollte: „Herr, wenn das Waschen nicht genügt, versuche es auf irgendeine andere Weise. Wenn Wasser nicht ausreicht, nimm Feuer. Aber auf jeden Fall reinige mich völlig, lass nicht eine einzige Schuld in meinem Herzen zurück.“ David schreit nicht um Befreiung von der Strafe für die Sünde; es geht ihm nur um die Sünde selbst. Mancher Mörder hat mehr Verzweiflung im Herzen über seine Hinrichtung als über den Mord, den er begangen hat. David aber quält sich wegen seiner Sünde, er schreit um Vergebung für die Bosheit seiner Übertretungen. Wenn wir so unsere Sünde bitterernst behandeln, wird Gott uns liebevoll behandeln. Wenn wir das hassen, was er hasst, wird er schnell damit ein Ende machen.

V. 5 „Denn ich erkenne meine Missetat.„ David sagt: „Ich gebe nun ein vollständiges Bekenntnis. Ich habe sehr viele Sünden begangen. Ich brauche deshalb Gnade. Es gibt keine andere Möglichkeit der Hilfe für mich. Indem ich mich schuldig erkläre, kann ich mich nicht mehr auf einen Urteilsspruch der Gerechtigkeit berufen. Ich kann mich nur noch auf deine Gnade verlassen, und ich bitte dich, Herr, lehne mein Gnadengesuch nicht ab! Du selbst hast mich zum Bekenntnis willig gemacht. Nun führe dein Werk weiter und vollende es durch einen vollen und freien Erlass! „Meine Sünde ist immer vor mir.“ Ich kann meine Sünden nie vergessen. Ich bringe sie zu dir, weil sie immer vor mir sind. Herr, nimm sie weg, von mir und von dir! Für ein erwecktes Gewissen ist der Schmerz über die Sünde nichts Gelegentliches und Vorübergehendes. Er ist immer da, und er ist sehr groß.

V. 6 „An dir allein habe ich gesündigt.„ Das Gift der Sünde liegt in der Verschuldung Gott gegenüber. Der Psalmist weiß um seine Schuld anderen Menschen gegenüber, aber das weckt in ihm umso mehr das Bewusstsein seiner Schuld Gott gegenüber. Alle seine bösen Taten gipfelten in dem einen Punkt: Schuld vor Gott! Mit allem Unrecht, das wir unseren Nächsten zufügen, brechen wir ja das Gesetz Gottes. David weiß, dass er deshalb in erster Linie an Gott schuldig geworden ist. Darum fasst er sein ganzes Bekenntnis in einer Schulderklärung Gott gegenüber zusammen. „Und übel vor dir getan.“ Es ist wirklich eine große Frechheit, unmittelbar unter den Augen des Königs Hochverrat zu begehen. David spürt, dass Gott ihm bei seinem schmutzigen Tun zugesehen hat. Wenn wir daran denken, dass Gott ja immer gegenwärtig ist und alles sieht, laden wir bei jeder bösen Tat eine furchtbare Schuld auf uns! „Auf dass du recht behaltest in deinen Worten und rein bleibest, wenn du gerichtet wirst.„ Gott könnte David sofort verurteilen und bestrafen. David könnte gegen solche göttliche Gerechtigkeit keinerlei Einspruch erheben. Sein eigenes Bekenntnis und die Zeugenschaft des Richters selbst lassen keine Zweifel und Fragen mehr aufkommen. Die Missetat war unweigerlich begangen, und es stand außer Frage, dass es eine sehr üble Tat war. Es war eindeutig, welchen Weg die Gerechtigkeit nehmen musste.

V. 7 „Sieh, ich bin in sündlichem Wesen geboren.“ David ist erschüttert über die Entdeckung seiner angeborenen Sündhaftigkeit. Er bringt diese Tatsache aber nicht vor, um sich nun doch noch zu rechtfertigen. Vielmehr will er damit sein Bekenntnis vervollständigen. Es ist, als sage er: „Ich habe nicht nur dieses eine Mal gesündigt, sondern ich bin in meinem innersten Wesen ein Sünder. Die Quelle meines Lebens ist befleckt, und deshalb ist der ganze Strom meines Lebens verunreinigt. Von Natur aus habe ich einen Hang zu verbotenen Dingen. Ich bin in meinem ganzen Wesen krank. Als ganzer Mensch habe ich deinen Zorn auf mich gezogen.„ „Und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen.“ David will damit nicht seine Mutter verunehren. Sondern er geht zurück bis zu dem allerersten Anfang seines Daseins, um die tiefsten Wurzeln seiner Sünde vor Gott zu bekennen. Es ist eine Verdrehung der biblischen Wahrheit, wenn man diese völlige Verderbtheit des menschlichen Wesens bestreitet. Die Mutter Davids war eine „Magd des Herrn„, und sein Vater war ein guter Mann. David ist aus einer rechtmäßigen Ehe hervorgegangen und war „ein Mann nach dem Herzen Gottes“. Und doch war er von Natur aus genauso verderbt wie jeder andere Mensch. Es brauchte nur die günstige Gelegenheit zu kommen, um diese traurige Tatsache zu offenbaren!

V. 8 „Siebe.„ Hier ist etwas sehr Wichtiges, auf das wir genau achten müssen. Gott fordert nicht nur äußerliche Tugenden, sondern innere Reinheit. Die Sündenerkenntnis wird vertieft, wo diese Wahrheit erkannt wird. David sieht plötzlich, wie weit er davon entfernt ist, der göttlichen Forderung gerecht zu werden. Dieses zweite „siehe“ wird bewusst dem ersten gegenübergestellt; wie groß ist die Kluft, die dazwischen liegt! „Du hast Lust zur Wahrheit, die im Verborgenen liegt„ Die Forderung Gottes erstreckt sich auf die innerste Heiligkeit und Aufrichtigkeit. Er kümmert sich nicht um äußeren Schein der Reinheit. Gott sieht das Herz. Er sieht das Innere ebenso wie das Äußere. Er beurteilt den Menschen nach den Motiven, die den Handlungen zugrunde liegen. „Du lassest mich wissen die heimliche Weisheit“ David merkte, wie Gott ihm die Wahrheit über sein Wesen sagte. Er erfuhr alles über die Neigung seines Herzens, das Geheimnis seines Falles und die Möglichkeit zur Bereinigung. Nur der Herr selbst kann uns zeigen, wie unser innerstes Wesen wirklich aussieht. Der Heilige Geist kann das Gesetz in unser Herz schreiben, damit wir Lebensweisheit haben. Er kann die Furcht Gottes in unser Herz legen, die der Anfang aller Weisheit ist. Und er kann den Herrn Jesus Christus in unseren Herzen offenbaren, der unsere ganze Weisheit ist.

V. 9 „Entsündige mich mit Ysop.„ Sprenge das versöhnende Blut über mich. Das ist ja nur eine symbolische Handlung, aber lass mich die Wirklichkeit hinter dieser Zeremonie erleben! Nichts als Blut kann meine Blutschuld wegnehmen. Nur eine gründliche Reinigung kann mich wirklich waschen. Lass das Sündopfer meine Sünden hinwegnehmen. David betet aber zugleich im festen Glauben: „Dass ich rein werde.“ Die göttliche Versöhnung hat eine solche Kraft, dass meine Sünde gänzlich verschwinden wird. Wie der Aussätzige, über dem der Priester die Reinigungsriten vollzogen hat, werde ich wieder zur Versammlung deiner Gemeinde zugelassen und darf ihre Vorrechte genießen. Durch Jesus, meinen Herrn, werde ich angenommen! Rasche mich.„ Ich möchte nicht nur in dem äußerlichen Vollzug der Besprengung rein gesprochen werden, sondern die innere geistliche Reinigung erfahren. Nur so kann die Befleckung meines Wesens weggenommen werden. Vollende dein Heil an mir! „Dass ich schneeweiß werde“ (Menge: dass ich weißer werde als Schnee). Keiner außer dir kann mich waschen. Aber du kannst sogar die Natur selbst übertreffen! Schnee wird schnell schmutzig durch Ruß und Staub, er schmilzt und verschwindet; aber du kannst mir eine unvergängliche Reinheit schenken! Schnee ist unter der Oberfläche genauso weiß wie obenauf, und du kannst mir die gleiche innere Reinheit schenken. Dann werde ich eine Reinheit und Makellosigkeit besitzen, die man nicht mehr beschreiben kann. „Weißer als Schnee.„ Herr, tue das. Ich glaube, dass du es willst, und ich weiß, dass du es kannst. Es gibt kaum einen anderen Vers in der Heiligen Schrift, in dem ein solcher Glaube zu finden ist. Wenn wir an das Wesen der Sünde denken und an die klare Erkenntnis, die der Psalmist über diese Sünde hatte, dann begreifen wir, dass sein Glaube wirklich groß ist. David glaubt ja, dass das Blut diese Sünde wirklich völlig hinwegnehmen kann! Aber es ist wichtig, dabei noch auf folgendes zu achten: Sein Glaube geht nicht über die Verheißung des göttlichen Wortes hinaus; er erwartet nicht mehr, als das Blut der Versöhnung schenken kann; er verlangt nicht mehr, als Gott ihm tatsächlich verspricht.

V. 10 „Lass mich hören Freude und Wonne.“ David begann diesen Psalm mit der Bitte um Vergebung seiner Sünden. Jetzt erst denkt er an seine Traurigkeit und bittet um neue Freude. Nur die Stimme Gottes selbst kann seine erstorbene Freude neu entfachen. Und Gottes Vergebung schenkt ihm doppelte Freude: „Freude und Wonne!„ Die Vergebung übertrifft die Sünde weit, und das ist Grund für Freude und Wonne! „Dass die Gebeine fröhlich werden, die du zerschlagen hast.“ Er kam sich wie ein armer Krüppel vor, dem die Knochen zerschlagen worden sind. Es waren nicht nur Fleischwunden, unter denen er stöhnte, sondern die stärksten Stützen seines Körpers waren zerbrochen und seine ganze Manneskraft verloren. Aber wenn Gott, der ihn so zerschlagen hat, ihn auch wieder heilt, dann werden seine Gebeine wieder „fröhlich„! Die Freude wird ihn ganz durchdringen! David gebraucht hier ein eigenartiges Bild. Er sucht Freude für sein Herz und Musik für seine zerschlagenen Gebeine. Aber vor Gott ist das durchaus kein unsinniges Gebet. Jesus hat unsere Sünden an seinem eigenen Leibe auf das Kreuz getragen. Ein Mensch, der echte Buße tut, darf um diese Freude bitten, und sie wird ihm gewährt. Der Vater freut sich, wenn der verlorene Sohn nach Hause kommt. Die Nachbarn und Freunde werden eingeladen, und es soll ein fröhliches Fest mit Musik und Tanz geben. Dazu darf man kein Krüppel mehr sein!

V. 11 „Verbirg dein Antlitz von meinen Sünden!“ Schau sie nicht an. Sie drängen sich dir in den Weg, aber weigere dich bitte, sie zu beachten. Denn wenn du sie siehst, muss dein Zorn entbrennen, und dann muss ich sterben. „Und tilge alle meine Missetaten.„ David wiederholt hier seine Bitte aus Vers 3, fügt aber das Wort „alle“ hinzu. Er schämt sich, wenn er seine Sünden sieht. Er kann sie einfach nicht aus dem Gedächtnis vertreiben. Wenn Gott sein Angesicht nicht vor unseren Sünden verbirgt, muss er es für immer vor uns selbst verbergen. Wenn er unsere Sünden nicht tilgt, muss er unsere Namen aus dem Buch des Lebens tilgen.

V. 12 „Schaffe.„ Die Sünde hat uns so zerstört, dass der Schöpfer selbst wieder angerufen werden muss! „Schaffe in mir.“ Ich existiere wohl noch körperlich, aber innerlich bin ich leer, wüst und hohl. Komm, Herr, und verwirkliche deine Macht, indem du aus meinem gefallenen Leben eine ganz neue Schöpfung machst. Du hast am Anfang der Welt den Menschen geschaffen; schaffe jetzt in mir den neuen Menschen! „Ein reines Herz„ In Vers 9 bat David darum, gereinigt zu werden; jetzt bittet er um ein Herz, das zu dieser Reinheit passt. Er sagt nicht: „Mach mein altes Herz neu.“ Er weiß zu gut, wie hoffnungslos das alte Wesen des Menschen ist. Deshalb wünscht er, dass sein alter Mensch begraben wird und eine völlig neue Schöpfung an seine Stelle tritt. Kein anderer als Gott selbst kann ein neues Herz schaffen. Und das ist ein herrlicher Erweis göttlicher Macht! Das Herz muss zuerst erneuert werden, oder alles andere geht schief. Das Herz ist das Steuer der Seele, und wenn der Herr es nicht in die Hand nimmt, steuern wir einen falschen und schlechten Kurs. Herr, der du mich einst gemacht hast: Erneuere mich jetzt! „Und gib mir einen neuen, gewissen Geist.„ Nimm das Böse weg, aber ersetze es mit Gutem. Sonst kann es geschehen, dass in mein gereinigtes, aber leeres Herz wieder andere böse Geister einziehen, die vielleicht noch schlimmer sind als die vorherigen!

V. 13 „Verwirf mich nicht von deinem Angesicht.“ Wirf mich nicht als wertlos weg. Verbanne mich nicht wie Kain aus deiner Gegenwart und Gunst. Und wenn ich nur Türhüter in deinem Hause sein darf! Zwar hätte ich es verdient, für immer aus deinem Heiligtum ausgestoßen zu werden. Aber schenke mir doch das Vorrecht, bei dir zu bleiben! „Nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir.„ Entziehe mir nicht die Tröstungen, Hilfen und Ermutigungen deines Geistes. Weiche nicht von mir, wie du von Saul gewichen bist. Dein Geist ist meine Weisheit, überlass mich nicht meiner eigenen Torheit; er ist meine Kraft, überlass mich nicht meiner eigenen Schwäche! Treibe mich nicht fort von dir, und gehe auch du nicht fort von mir. Erhalte die Gemeinschaft zwischen uns, denn das ist meine einzige Hoffnung auf Rettung.

V. 14 „Tröste mich wieder mit deiner Hilfe“ (Menge: Gib, dass ich deiner Hilfe mich freue). David kannte ja schon vorher das Heil. Er kannte auch die Freude darüber, vom Herrn errettet zu sein. Aber er hat diese Freude ein Zeitlang verloren und wünscht sie sich nun zurück. Nur Gott kann solche Freude wiedergeben. Wir dürfen ihn darum bitten, und er wird es tun. Zuerst aber kommt die Vergebung und Reinigung, dann die Freude. Das ist die richtige Reihenfolge! „Und mit einem freudigen Geist rüste mich aus“ (Elberfelder: Und mit einem willigen Geiste stütze mich). David ist sich seiner Schwachheit bewusst. Er denkt daran, dass er erst kürzlich so tief gefallen ist. Deshalb bittet er nun um die Kraft, die größer ist als seine eigene. Der königliche und freie Geist Gottes macht uns zu Königen und Priestern. Wenn wir um diesen Geist bitten, werden wir durch seinen Einfluss freie Menschen. Heiligkeit ist Freiheit, denn der Heilige Geist ist der Geist der Freiheit. Auf den rauesten und gefährlichsten Wegen sind wir sicher durch ihn, und ohne ihn würden wir auch auf den glatten Straßen stolpern.

2. Davids Dank und Entschluss zu einem neuen Leben (Vers 15-21).

V. 15 „Ich will die Übertreter deine Wege lehren.„ Es war Davids fester Entschluss, andere zu lehren. Niemand kann andere so erfolgreich unterrichten wie einer, der selber durch viele Erfahrungen von Gott gelehrt worden ist. David kann deshalb aus seiner Erfahrung heraus mit anderen reden; er kann nachempfinden, was andere durchleiden, und kann deshalb überzeugend sprechen. Er hat ja selbst erlebt, was er sagt. Beachtenswert ist, was für Hörer der Psalmist sich aussucht: Er will „Übertreter“ lehren, wie er selber einer ist. Andere verachten vielleicht solche Leute. Er aber fühlt sich ihnen verbunden. Wenn er unwürdig ist, Heilige zu erbauen, will er sich zu den Sündern halten und ihnen von der Liebe Gottes sagen. Das, was Gott an einem Menschen tut, kann ein gutes Beispiel seines Handelns für alle sein. „Dass sich die Sünder zu dir bekehren.„ Mein Fall soll dazu dienen, dass andere wieder aufgerichtet werden. Du wirst mein Zeugnis segnen, damit andere gerettet werden, die genau wie ich krumme Wege gegangen sind. Zweifellos hat dieser Psalm, wie überhaupt die ganze Geschichte von David, die Bekehrung vieler Sünder bewirkt.

V. 16 „Errette mich von den Blutschulden.“ David bekennt seine Schuld an dem Tod des Uria. Außerdem war er schuldig durch den Ehebruch mit Bathseba. Wem es wirklich ernst ist mit der Buße, der legt ein klares Bekenntnis ab und nennt seine Sünde beim Namen. Kann man vernünftiger mit Gott reden, der ohnehin alles weiß? „Gott, der du mein Gott und Heiland bist.„ Bisher hat David es nicht gewagt, Gott so nahe zu treten. Aber der Glaube wächst beim Beten. David bekennt hier seine Sünde deutlicher als vorher, und zugleich redet er mit Gott vertraulicher als vorher. Gott allein kann die Todesstrafe erlassen, und deshalb wendet sich der Glaube im vollen Vertrauen an ihn. „Dass meine Zunge deine Gerechtigkeit rühme.“ Man hätte erwartet, dass David hier sagt: „Dass meine Zunge deine Gnade rühme.„ Aber er weiß um die göttliche Art der Rechtsprechung, von der Paulus später sprach: Die Rechtfertigung, durch die Sünder von ihrer Schuld befreit werden. Diese Gerechtigkeit der göttlichen Begnadigung ist ein gewaltiges Wunder! Deshalb will David nun singen: Aus einem begnadigten Sünder wird ein großer Sänger! Wir singen nicht unser eigenes Lob, wenn wir gerettet sind, sondern wir singen zur Ehre Gottes, der uns gerechtfertigt hat!

V. 17 „Herr, tue meine Lippen auf.“ David scheint solche Angst vor sich selbst zu haben, dass er erst zu reden anfangen will, wenn Gottes Geist ihm den Mund öffnet. Wie wunderbar kann Gott unsere Lippen öffnen, dass wir zu seiner Ehre reden und singen können! Diese Bitte Davids ist eine gute Bitte für jeden Prediger. Aber es ist auch ein gutes Gebet für alle, die kaum noch wagen, ihren Mund vor Gott zu öffnen, weil ihre Sünde so sehr groß ist. „Dass mein Mund deinen Ruhm verkündige.„ Es kommt immer darauf an, welcher Pförtner an der Tür des Mundes steht. Ist es Eitelkeit, Zorn oder Falschheit, so kommt kaum etwas anderes als Niedertracht heraus. Wenn der Heilige Geist die Lippen öffnet, erklingt das Lob des Herrn und der Dank für sein Erbarmen.

V. 18 „Denn du hast nicht Lust zum Opfer.“ Der Psalmist sah über die sinnbildlichen Gottesdienstordnungen hinaus. Er erkannte die tatsächliche Versöhnung. „Ich wollte dir s sonst wohl geben.„ Er hätte dem Herrn alles gegeben, was er verlangt hätte. Wir würden gern alles dafür hingeben, um von unseren Sünden rein zu werden. Und wenn uns die Sünde vergeben ist, sind wir mit fröhlicher Dankbarkeit bereit, ebenfalls alles hinzugeben! „Und Brandopfer gefallen dir nicht.“ David wusste, dass kein Opfer genügen konnte, um Gott zu versöhnen.

V. 19 „Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist„ Alle Opfer werden in eins zusammengefasst, wenn ein geängsteter Geist dir das Werk des Heilands entgegenhält. Der Ausdruck „Geängsteter Geist“ macht deutlich, wie tief der Kummer ist, den ein Mensch über seine Sünde empfinden kann; es ist ein Kummer, der das ganze Leben erfasst und durchdringt. So köstlich ist ein demütiges Herz, das über seine Sünde trauert, dass es vor Gott nicht nur als Opfer, sondern als der Inbegriff aller Dankopfer gilt. „Ein geängstet und zerschlagen Herz wirst du, Gott, nicht verachten.„ Menschen verachten andere, die in ihren Augen verächtlich geworden sind. Aber Gott schaut uns anders an. Noch nie hat Gott einen weinenden Sünder verstoßen. Er wird das auch nie tun, denn er ist der Gott der Liebe, der in Jesus Christus die Sünder annimmt.

V. 20 „Tue wohl an Zion nach deiner Gnade.“ Zion war Davids liebster Ort. Er hatte gehofft, dort einen Tempel zu errichten. Seine Liebe zu Zion war so mächtig, dass er gleich ein Wort dafür einlegen musste, nachdem sein Gewissen zur Ruhe gekommen war. Er fühlte, dass er das Werk des Herrn lange gehindert hatte. Er hatte dem Herrn nicht die Ehre gegeben, wie er es eigentlich gewollt hatte. Trotzdem betet er nun darum, dass dieser Ort mit der Bundeslade die Herrlichkeit Gottes behalten möge. „Baue die Mauern zu Jerusalem.„ Auch das ist ein Wunsch Davids gewesen: die heilige Stadt mit einer festen Mauer zu umgeben. Er wollte gern dieses Werk vollendet sehen. In diesem Gebet aber Hegt sicher auch die geistliche Bedeutung: Er betet für das ganze Volk des Herrn um Zunahme und Stärke. Durch seine Sünde hatte er ein Stück von diesen geistlichen Mauern niedergerissen nun sollen sie wieder gebaut werden. Es wäre ein sicheres Zeichen dafür, dass die Gnade nicht in unseren Herzen ist, wenn wir nicht ein dauerndes Interesse an dem Bau der Gemeinde hätten und uns dafür einsetzten!

V. 21 „Dann werden dir gefallen die Opfer der Gerechtigkeit, die Brandopfer und ganzen Opfer; dann wird man Farren auf deinem Altar opfern.“ In jenen glücklichen Tagen der Zukunft werden die Gläubigen die besten Dankopfer in reicher Fülle zu dir bringen. Und du wirst sie gern annehmen! Ein Gläubiger erwartet, dass seine Gebete erhört werden. Gott soll durch sie geehrt werden. Wir bringen keine Opfer für Sünden mehr, sondern Lob und Anbetung durch unsern Herrn Jesus Christus. Wir bringen dem Herrn nicht unsere geringen Gaben, wie Tauben oder Turteltauben; wir bringen das Beste: unsere Farren. Schon heute können wir tun, was dieser Vers sagt. Und in der Zukunft wird die ganze Gemeinde ihre Gaben mit unaussprechlicher Freude auf den Altar Gottes bringen. Dann wird Gott wirklich gegenwärtig sein, und das wird alles, was bisher gewesen ist, weit übertreffen!

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