Spitta, Carl Johann Philipp - Ist denn keine Salbe oder kein Arzt da?

Spitta, Carl Johann Philipp - Ist denn keine Salbe oder kein Arzt da?

Jerem. 8, 2l. 22. klagt und fragt der Prophet: „Mich jammert herzlich, daß mein Volk so verderbet ist; ich gräme mich, und gehabe mich übel. Ist denn keine Salbe in Gilsas? Oder ist kein Arzt nicht da? warum ist denn die Tochter meines Volks nicht geheilet?“ Was den Propheten so herzlich jammerte, worüber er sich so grämte und traurig geberdete, war das Verderben seines Volks, das er, als ein von Gott erleuchteter Prophet, in seiner ganzen Größe, in seinem ganzen Umfange erkannte. Aber das Schmerzlichste war ihm, daß er zur Heilung dieses Schadens die Salbe und den Arzt kannte und verkündigte, daß er sagen konnte und sagte: „Es ist eine Hülfe und ein Helfer für euch vorhanden: bekehret euch nur zu dem Herrn, eurem Gott, der euch alle eure Sünden vergiebt und heilet alle eure Gebrechen, der euer Leben vom Verderben erlöset, und euch krönet mit Gnade und Barmherzigkeit!“ - und daß sein Volk auf diese eine mögliche Weise sich nicht helfen lassen wollte. - Aber ist es jetzt anders? Müssen wir nicht klagen, wie der Prophet klagte? Es wäre kein gutes Zeichen, wenn wir unter dem Verderben nicht über das Verderben klagten. Es wäre ein Beweis davon, daß wir nicht darnach fragten, ob Gott gelobet, oder gelästert werde; und ob es unserm Volke wohl oder übel gehe, ob es auf dem Wege des Lebens, oder des Todes sei? Und das Verderben ist da; wer mag's läugnen? Man bedenke nur, was Gott von uns fordert in seinem Worte, und messe darnach aller Sinn und Wandel: welche Entfremdung von Gott, welche Verkehrtheit, welche Gottlosigkeit, und in deren Gefolge, welch ein Verderben zeigt sich unter Alten und Jungen, Vornehmen und Geringen, Reichen und Armen! Es heißt wohl: man müsse nicht zu viel von den Menschen fordern, und das Leben nicht durch trübe Gläser ansehen. Aber wer kann sagen: fordern was Gott fordert; heiße, zu viel fordern; und das Leben der Menschen im Lichte des Wortes Gottes betrachten, heiße, es durch trübe Gläser ansehen? Darum muß wohl ein Christ, der Liebe zu den Menschen und Erkenntniß Gottes hat, mit dem Propheten klagen: „Mich jammert herzlich, daß mein Volk so verderbet ist; ich gräme mich und gehabe mich übel.“ Aber ist denn dieses Verderben unheilbar, ist denn keine Salbe und kein Arzt für solchen Sündenschaden da? Freilich ist beides da. Ein Arzt ist uns gegeben, der selber ist das Leben, Christus, für uns gestorben, hat uns das Heil erworben. Wir können auf die Frage: „Warum ist die Tochter meines Volks nicht geheilet?“ nicht sagen: „Es ist keine Salbe und kein Arzt dal“ sondern müssen sagen: „Es ist beides da, das von Gottes und Christus.“ Aber sie wollen nicht hören, sie wollen nicht zum Arzt kommen, sie wollen nicht unter sein sanftes Joch, unter seine Pflege und Leitung, darum werden sie auch nicht geheilet. Das ist wahrhaft beklagenswert! Was sollen wir dazu thun? Zuerst und vor allen Dingen uns selbst heilen lassen; und wenn wir heil sind worden von den Wunden der Sünde; alsdann, zeugen von dem und hinweisen zu dem, bei dem allein Heil zu finden ist. Und endlich, aus Liebe zu den Menschen und aus Erkenntniß Gottes und seines Willens immerhin klagen über die Sünde und deren Verderben. Solche Klage gefällt dem Herrn, denn es stehet geschrieben Hesek. 9: „Gehe durch die Stadt Jerusalem, und zeichne mit einem Teichen an die Stirn die Leute, so da seufzen und jammern über alle Gräuel, so darinnen geschehen.“

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