Du bist dir selbst der Nächste nicht.

Denn Niemand liebt dich weniger als du. Ich wills beweisen. Paulus sagt: Die Liebe thut dem Nächsten nichts Böses. Röm. 13, 10. Wer Schaden thut, liebt nicht. Je mehr man schadet, je weniger man liebt. Nun sag mir, wer thut dir den größten Schaden? Der Teufel? Kann er auch schaden? Nicht auf ein Härlein. Der Tod? Wie kann die Biene schaden, die keinen Stachel hat? Tod, wo ist dein Stachel? 1. Cor. 15, 55. Die Welt? Was kann sie dir nehmen, der du nichts Eigenes hast? Du selber thust dir den größten Schaden; könntest reich sein, willst dir nicht genügen lassen, auch keine Schätze im Himmel sammeln; könntest hoch und herrlich sein, willst deine Affecten nicht bezwingen, und verachtest die Herrlichkeit, die du hast in Christo; könntest immer fröhlich sein, machst dich selbst traurig, und frißt das Herz weg ohn Ursach; könntest lange leben, wirst durch die Sünde dein selbst Mörder, und tödtest dich vor der Zeit; könntest selig werden, bringst dich selbst durch Sicherheit um dein Erbe. Sage noch, daß du selbst dein ärgster Feind nicht seist. Wer liebt dich denn? Niemand mehr als Gott und dein guter Freund. Gott liebt dich und will dich gern selig haben; darum züchtigt er dich, daß du nicht mit der Welt verdammet werdest; je lieber Kind, je schärfer Ruthe. Gott liebt dich, drum gibt er nicht allewege, was dein Wille, sondern was dein Heil ist. Welcher Vater gibt dem Kinde ein scharfes Messer? Welcher Arzt gibt dem Kranken, was ihm wohl schmeckt, und doch nicht dient? Gott liebt dich, drum will er dein Arzt und Vater, nicht dein Mörder und Verderber sein. Dein Freund sieht dich sündigen, und straft dich; er hat dich lieb, und will deine Seele von der Hölle erretten. Das erkenn und danke. Fragst du nun, wer ist dein Nächster? Höre: Wer war jenes halbtodten Menschen Nächster? Der die Barmherzigkeit an ihm that. Wer that die größte Barmherzigkeit an dir? Nicht du, sondern Gott und ein guter Freund.