Monod, Adolphe - Beantwortete Fragen

Monod, Adolphe - Beantwortete Fragen

Von den Gnadenmitteln

Eine Frage ist die: Welches sind die Gnadenmittel? Selbstverständlich ist, daß wir die uns gegebenen Mittel gebrauchen sollen. Jesus ist unser Leben. Aber Leben muß gepflegt werden! Du kannst einer Pflanze kein Leben geben, aber du kannst sie begießen und düngen. So weist uns der Apostel an: „Betet ohne Unterlaß!“ Der Herr gibt denselben Befehl: „Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet; der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“ (Mat. 26,41). Der Glaube entbindet uns nicht davon, diese Gnadenmittel zu benutzen. Wenn wir es tun, dann wissen wir, daß unsere Arbeit nicht vergeblich ist.

Vom Fleisch

Eine andere Frage lautet: Wie steht es mit dem Fleisch? Ich glaube, man betont oft nicht nachdrücklich genug, daß in uns, in unserem Fleisch, nichts Gutes wohnt, daß das Fleisch, unsere alte Natur, in keiner Weise geheiligt werden kann. Wir können mit dem Fleische nichts weiter tun, als es im Glauben an Jesu Kreuz lassen, als zu glauben, daß mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt (Gal. 6,14). Nur so kann unsere alte Natur im Zaum gehalten werden, denn aus uns herausgenommen wird sie nicht. Das Gesetz der Sünde ist in unseren Gliedern, aber das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus macht den Glaubenden frei vom Gesetz der Sünde und des Todes.

Laßt mich ein Gleichnis anwenden: Ein Mann ist am Ertrinken; jemand wirft ihm einen Rettungsring zu, und es gelingt dem Ertrinkenden, ihn zu ergreifen. Hebt nun der Rettungsring das Gesetz der Schwere auf, das den Mann hinunter in die Tiefe zog? Keineswegs! Es tritt nur ein anderes Gesetz in Tätigkeit: das der schwimmenden Körper. Dieses neue Gesetz lähmt das Gesetz der Schwere und besiegt es. Das neue Gesetz ist also besser für den Ertrinkenden als das alte. Würde er den Rettungsring loslassen, dann würde er sofort merken, daß das Gesetz der Schwere noch in alter Kraft da ist! - So ist auch das Gesetz der Sünde noch in dem Glaubenden, aber des Geistes des Lebens in Christus Jesus macht ihn frei von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Also, weil wir unter der Gnade sind, soll die Sünde nicht herrschen über uns! Merke, was der Apostel sagt: „Die Sünde wird nicht herrschen können über euch, weil ihr nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der Gnade.“ (Röm. 6,14) So daß, anstatt die Gnade zu einer Art Entschuldigung für unsere Sünde zu gebrauchen, wir nun den festen Grund unter den Füßen haben, warum die Sünde nicht herrschen darf über uns.

Von unserem Bewußtsein

Wie weit können wir uns auf unser eigenes Bewußtsein verlassen? Ich glaube, wir haben oft geirrt, indem wir unser Bewußtsein - besser gesagt: Gewissen - als Maßstab nahmen, unsere Heiligkeit daran zu messen. Wohl müssen wir, wie der Apostel sagt, uns üben, zu haben ein unverletzt Gewissen allenthalben (Apg. 24,16); ein Kind Gottes soll ein gutes Gewissen vor Gott und Menschen haben; Gott ist willig, es ihm zu allen Zeiten zu geben. Aber ist das Gewissen sein Prüfstein? Wenn es den Menschen auch nicht gerade einer besonderen Übertretung zeiht, kann es deshalb sagen: „Ich bin sündlos!“? Das wäre die gefährlichste Täuschung, die man sich denken könnte. Denn je mehr eines Menschen Gewissen ertötet wird, um so weniger wird es ihn anklagen. Folglich müßte er mit seinem geistigen Zustand sehr zufrieden sein, wenn er sich auf sein Gewissen verläßt. Nein, so ist es nicht. Wir müssen wohl uns ein gutes Gewissen erhalten, aber es ist nicht unsere Richtschnur; die ist allein das Wort Gottes. Es handelt sich durchaus nicht darum, was wir selbst über uns denken, sondern wie Gott über uns denkt. Wenn selbst ein Engel vom Himmel uns sagte: „Du bist fleckenlos in Gottes Augen,“ so müßten wir antworten: „Darüber hast du kein Urteil, sondern allein Gott selbst.“ So können wir auch nur von „Vollkommenheit“ im biblischen Sinn sprechen, wenn wir dabei an Gott und seine Heiligkeit denken. Von „Sündlosigkeit“ bei den Menschen zu reden, ist durchaus unbiblisch.

Von der Heiligung

Eine andere Frage ist die des Fortschritts im göttlichen Leben. Wenn Christus das Leben meiner Seele ist, wie ist da noch Wachstum möglich, fragst du vielleicht. Nun, wenn man einen schlichten Baum veredelt hat, wird er deshalb aufhören zu wachsen? Ich glaube nicht; im Gegenteil, er fängt erst an zu wachsen. So lange Christus nicht mein Leben ist, kann auch kein Wachstum da sein. Ist aber Christus in uns, dann entwickelt sich sein Leben in uns - erst sind wir Kinder, dann Jünglinge, und schließlich Väter in Christus, bis wir hinangelangen zur Fülle Christi, wenn wir ihn sehen werden, wie er ist (1.Joh. 3,2).

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