Gerok, Karl - Der Heimat zu! - 3. nach Epiphaniä.

1889.

(Joh. 4,5-14.)
5) Da kam er in eine Stadt Samariä, die heißt Sichar, nahe bei dem Dörflein, das Jakob seinem Sohne Josef gab. (6) Es war aber daselbst Jakobs Brunnen. Da nun Jesus müde war von der Reise, setzte er sich also auf den Brunnen; und es war um die sechste Stunde. (7) Da kommt ein Weib von Samaria, Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken. (8) Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, dass sie Speise kauften. (9) Spricht nun das samaritische Weib zu ihm: Wie bittest du von mir zu trinken, so du ein Jude bist und ich ein samaritisches Weib? Denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern. (10) Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt, gib mir zu trinken, du bätest ihn und er gäbe dir lebendiges Wasser. (11) Spricht zu ihm das Weib: Herr, hast du doch nichts, damit du schöpfst, und der Brunnen ist tief; woher hast du denn lebendiges Wasser? (12) Bist du mehr denn unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gegeben hat? und er hat daraus getrunken und seine Kinder und sein Vieh. (13) Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wer dieses Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; (14) Wer aber das Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.

„Jesus ist kommen, der König der Ehren!“ so hat soeben unser Loblied ausgeklungen zum Preis unseres himmlischen Friedefürsten und Ehrenkönigs.

Auch eines menschlichen Regenten und irdischen Monarchen haben wir heute in Ehrfurcht und Liebe, mit Dank und Freude zu gedenken. Es ist der deutsche Kaiser Wilhelm II, das jugendliche Haupt des deutschen Reichs, dessen Geburtsfest heute zum erstenmal gefeiert wird, so weit die deutsche Zunge klingt, nachdem er das Zepter, das vor Jahresfrist noch sein ehrwürdiger Großvater in seiner tapferen Rechten hielt, das dann seinem schwergeprüften Vater nur hundert Tage lang mit sterbender Hand zu führen vergönnt war, vor sieben Monaten mutig ergriffen und seither zur Freude des Vaterlands und zur Bewunderung der Welt mit Umsicht und Kraft als ein menschlicher Friedefürst und Ehrenkönig getragen hat.

Darum mit Dank und Freude, mit Mut und Vertrauen blickt heute das deutsche Volk zu ihm auf und herzliche Festgrüße fliegen ihm zu, innige Segenswünsche steigen für ihn gen Himmel empor in allen deutschen Landen, zumal in unserem Schwabenland, von dessen Blut ein Tropfen, wie er selber freundlich bezeugte, auch in seinen Adern rollt. Gott segne sein jugendliches Haupt, sein blühendes Haus, sein glücklich begonnenes Regiment!

Und nun zurück zu unserem himmlischen Friedefürsten und Ehrenkönig, dem auch unser Kaiser die Ehre gibt mit Wort und Tat, zu dem er als ein christlicher Fürst von Anfang seiner Regierung an sich offen und kräftig bekannt hat.

Treten wir ihm näher in unserem Evangelium. Nicht einen Regenten auf dem Thron treffen wir da, dem seine Untertanen huldigend nahen, sondern einen müden Wandersmann am Feldbrunnen sitzend, der um einen Trunk Wasser bittet; nicht einen Völkerhirten sehen wir, der über Millionen herrscht, sondern einen Seelenhirten, der mit einer einzelnen Frau ein freundlich ernstes Gespräch anknüpft.

Und doch, was er ihr zusagt und was er ihr anbeut, 1)das ist mehr, als der größte Monarch zusagen und gewähren kann. Und von jener einfachen Brunnenbank dort auf dem Feld bei Sichem ist mehr Segen ausgeflossen in die Welt, als von irgend einem Königsthron oder Kaiserstuhl auf Erden. Lasst uns aus diesem Segensquell auch für uns jetzt einen Labetrunk schöpfen, indem wir uns im Geist versammeln um den Heilsbrunnen, zu dem uns Jesus ladet, und betrachten:

  1. Den hohen Stifter, dem wir diesen Brunnen danken.
  2. Das köstliche Wasser, das dieser Brunnen uns spendet.
  3. Das große Volk, für das dieser Brunnen fließt.

Komm, o Jesu, uns zu segnen, jedem gnädig zu begegnen,
Dass in ewger Lieb und Treu jedes dir verbunden sei! Amen.

Um den Heilsbrunnen, zu dem uns Jesus ladet, wollen wir jetzt uns versammeln und betrachten:

1) Den hohen Stifter, dem wir diesen Brunnen danken.

„Bist du mehr denn unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gegeben hat?“ So fragt ungläubig, verwundert, fast beleidigt das samaritische Weib, da ihr Jesus ein anderes und besseres Wasser verheißt, als in jenem Brunnen zu holen sei.

Der Erzvater Jakob, den auch die Samariter als ihren Stammherrn verehrten, hatte nach der Sage jenen Feldbrunnen eine halbe Stunde von Sichem gegraben und gefasst. Und so schien es jener Frau eine Geringschätzung dieses uralten Denkmals, eine Beleidigung des ehrwürdigen Patriarchen selber, dass der unbekannte Wandersmann ihr ein besseres Wasser bieten wolle, als das Jakob mit den Seinen getrunken und seinem Volk hinterlassen habe.

Wir aber möchten ihr antworten: Ja, liebe Frau, dieser Mann ist mehr als Jakob und alle Patriarchen, als Moses und alle Propheten, als Salomo und alle Könige der Welt, und das Wasser, das er schöpft, es quillt aus einem tieferen Born, als den Menschenband graben und ergründen kann.

„Bist du mehr als unser Vater Jakob, der uns unsere Brunnen gegraben hat?“ So ungefähr denkt und fragt auch heute noch die Welt, die Jesum und sein Evangelium nicht näher kennt; die, zufrieden mit den Quellen irdischen Genusses, stolz auf die Brunnen menschlicher Kunst und Wissenschaft, nach etwas Besserem nicht suchen, an etwas Höheres nicht glauben will.

Alle Achtung vor den Quellen der Wohlfahrt, die menschliche Erfindungskraft und menschlicher Unternehmungsgeist der Welt eröffnet. Wenn da ein erfinderischer Kopf die überflüssigen Gewässer des Tals auf die dürre Hochfläche des Berglands hinauftreibt und auf fahler Höhe Brunnen eröffnet für Menschen und Vieh, und dort ein tatkräftiger Mann Landengen durchsticht und Ozeane miteinander verbindet, um Wasserstraßen zu öffnen von einer Halbkugel der Erde zur anderen; wenn ein großherziger Menschenfreund durch seine gemeinnützigen Unternehmungen und heilsamen Stiftungen Quellen der Wohlfahrt und des Glücks eröffnet für ganze Völker, oder wenn ein scharfsinniger Denker mit seinem forschenden Verstand tief gräbt in den Schachten der Wissenschaft und Brunnen der Erkenntnis anbohrt, zu denen man eine lernbegierige Jugend hinführt, um Weisheit zu lernen, oder wenn große Dichter und Künstler in ihren Geistesschöpfungen Quellen edlen Genusses darbieten für Geist und Herz, daran Geschlecht um Geschlecht sich erquickt, - gewiss, solche Wohltäter der Menschheit verdienen die Liebe ihres Volks und den Dank der Nachwelt so gut und besser als jener Vater Jakob mit seinem Brunnen.

Und doch, welchen dieser Namen du nennen, welche dieser Quellen du rühmen magst, wenn du erkennetest die Gabe Gottes und den Mann Gottes dort am Jakobsbrunnen, du bätest ihn und er gäbe dir lebendiges Wasser.

Jene Denker und Dichter, jene Entdecker und Erfinder, jene Menschenfreunde und Volkswohltäter - was sind sie? Unvollkommene Geschöpfe, deren Tun und Wissen Stückwerk bleibt; sündige Menschen, vielleicht groß in Einem, aber in andrem klein und schwach: Söhne des Staubes und Kinder des Todes, von denen nicht einer sagen kann: Wer des Wassers trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten.

Wie himmlisch rein und göttlich groß steht neben ihnen allen der Mann dort am Jakobsbrunnen! Sie sind von unten her, er ist von oben her. In ihren Worten ist Wahrheit mit Irrtum gemischt, in seinem Munde ist kein Betrug erfunden; ihrer Person hängt der Staub der Erde und der Schmutz der Sünde an, er ist der Heilige und Gerechte, „wie ein Kristall rein klar und helle, ein lauterer Strom der Heiligkeit.“ Sie haben geschöpft aus irdischem Quell menschlichen Könnens und Wollens, menschlicher Phantasie und Vernunft, sein Wort quillt aus tieferem Grund, aus einem Geist, der in die Tiefen der Gottheit geschaut, aus einem Herzen, das da sagen konnte: Ich und der Vater sind eins; aus Gott selber, dem Urquell aller Dinge, der sich uns geoffenbart hat in dem eingebornen Sohne voller Gnade und Wahrheit.

„Herr, du hast doch nichts, damit du schöpfst, und der Brunnen ist tief,“ sagt die Samariterin zu Jesu. Und das gilt noch in ganz anderem Sinn, wenn ein Mensch die Wahrheit ergründen, die Tiefen der Gottheit erforschen will. Kein Senkblei menschlicher Gedanken reicht da auf den Grund, kein Schöpfeimer menschlicher Lehrsysteme bringt uns da die reine volle Wahrheit herauf.

Aber der Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat es uns verkündigt. Er hat an der Quelle geschöpft, er hat uns die Wahrheit gebracht, die aus Gott ist. Wenn wir in sein Wort uns versenken, dann müssen wir anbetend ausrufen: welch eine Tiefe des Reichtums, beide der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wenn wir die Sprüche menschlicher Weisen vergleichen mit seinem Evangelium o wie trüb und seicht erscheint uns dann alles, was Menschen erdacht und gesagt, gegen sein so kindlich einfältiges und doch so unergründlich tiefes Wort, von dem es noch immer gilt: Herr, wohin sollen wir gehen? du hast Worte des ewigen Lebens. Das ist eben:

2) Das köstliche Wasser, das uns gespendet wird an dem Heilsbrunnen, zu dem Jesus uns ladet.

„Jakob hat daraus getrunken und seine Kinder und sein Vieh.“ So rühmt die Samariterin zum Lob ihres heimatlichen Brunnens. Und dass es ein unentbehrliches Lebensbedürfnis ist auch um das Wasser, das aus der Erde quillt; dass ergiebige Quellen und gesunde Brunnen ein Segen Gottes sind auf dem Feld und in der Stadt, das weiß man bei uns wie im heißen Morgenland.

Aber auch das wissen wir und verstehen es besser, als jenes Weib dort am Jakobsbrunnen, dass es noch einen anderen Durst gibt als den leiblichen, den der Mensch gemein hat mit den Tieren des Feldes und für den die Erde ihre Quellen fließen lässt: Das ist der Durst der unsterblichen Seele.

Nicht den krankhaften Durst nach irdischen Dingen meine ich, darin sich so manche Seele verzehrt; den Durst nach Genuss und Vergnügen, davon das Herz berauscht wird, aber nicht gesättigt, die als Bodensatz so oft Ekel und Reue zurücklassen; oder den fieberhaften Durst nach Geld und Gut, der eine Krankheit unserer Zeit und das Verderben von Tausenden ist; oder den Durst nach Ruhm und Ehre, der nach einer bunten Seifenblase hascht, - sondern von dem Durst rede ich, den der fromme Sänger ausspricht im Psalm (42): „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, nach dir: meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott!“

Dieser Durst nach Gott, nach einer göttlichen Wahrheit, die den Geist befriedigt, nach einem himmlischen Frieden, der das Herz beseligt, er schlummert tief in jeder Menschenbrust. Und wenn die dürstende Seele auch nicht laut und bewusst nach Gott schreit, so seufzt sie doch oft in der Stille und unbewusst nach Gott. Und wenn du diesen Durst nach Gott zu übertäuben suchst mit irdischen Genüssen, so wird er damit doch nicht gestillt, sondern brennt nur um so schmerzlicher im tiefsten Grund deines Gewissens, denn von Gott und zu Gott sind wir geschaffen und nur in ihm finden wir Ruhe.

Wo fließt ein Brunnquell für diesen Durst nach Gott?

„Jesus antwortete und sprach: Wer dieses Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; wer aber des Wassers trinkt, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten!“ Wer Ohren hat zu hören, der höre!

Dürstest du nach Wahrheit, liebe Seele, nach einem befriedigenden Aufschluss, soweit Menschenverstand ihn fassen kann, über die Rätsel des Lebens, über Gott und die Welt und dich selbst, über deine Herkunft und deine Bestimmung: hier in Gottes Wort fließt die rechte Quelle, da schöpfe mit lernbegierigem Sinn und es wird hell werden in deinem Geist, ein Licht wird dir aufgehen ums andere und du wirst sagen wie jener Blinde, da er sich im Siloahbrunnen gewaschen: Eines weiß ich, dass ich blind war und bin nun sehend.

Dürstest du nach Trost für dein Gewissen, nach Vergebung deiner Sünden, nach Heilung für die Schäden deiner Seele, nach Kraft zur Heiligung: Selig sind, die da hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden, satt und rein, getröstet und geheiligt durch Jesu kräftiges Wort, versöhnendes Blut und heiligen Geist.

Dürstest du nach Frieden für dein Herz, nach einer Freude, die dich besser erquickt als die vergängliche Lust dieser Welt, nach einem Trost, der dich aufrichtet unter den Leiden der Zeit: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken, bei mir sollt ihr Ruhe finden für eure Seelen!“ So ruft der Mann am Jakobsbrunnen voll erbarmender Liebe hinaus in den tausendfachen Jammer der Welt.

Folget seiner Ladung, kommet zu ihm, schöpft aus seinem Wort. So oft ihr heilsbegierig kommt, ihr werdet nicht unerleuchtet, nicht ungebessert, nicht ungetröstet von dannen gehen; ihr werdet „nicht wieder dürsten“, d. h. nicht dürsten nach einem anderen Quell, sondern werdet mit neuem Durst immer wieder von diesem Wasser trinken und es erfahren: Wer dich hat, ist still und satt; wer dir kann im Geist anhangen, darf nichts mehr verlangen. Das ist allen gesagt, die da hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit. Denn, meine Lieben:

3) Es ist ein großes Volk, dem der Heilsbrunnen Jesu fließt, er reicht aus für alle Welt und für jede Zeit.

Nur auf eine einzelne Seele zunächst hat's Jesus dort abgesehen am Jakobsbrunnen und auch zu dieser muss er sich den Weg erst bahnen über die Schranken engherziger Vorurteile weg.

„Wie bittest du von mir zu trinken, so du ein Jude bist und ich ein samaritisches Weib?“ So fragt verwundert jene Frau am Jakobsbrunnen, denn die Juden hatten keine Gemeinschaft mit den Samaritern. Dass beide an einem Brunnen sitzen, aus einem Krug trinken sollten, war gegen die Meinung des Volks und gegen die Sitte der Zeit.

Aber anders denkt der Herr. Ob er aus Nazareth ist und sie aus Sichem, er ein Prophet und sie eine Frau aus dem Volk, er der heilige Menschensohn und sie eine Sünderin: Er weiß nichts von engherzigem Nationalhass und lieblosem Pharisäerstolz. Sein Wort gilt auch den Samaritern, sein Herz umfasst auch die Sünder, sein Weil steht jedem offen, der Mensch heißt.

Das ist das Großartige seines Evangeliums, das Weltumfassende seiner Sendung.

Es gibt Brunnen der Weisheit, die nur Bevorzugten zugänglich sind: der Mann hat Zutritt, die Frau versteht nichts davon; der Gebildete kann Gebrauch davon machen, dem Ungebildeten sind sie verschlossen; eine Nation bildet sich daran, eine andere, die eine andere Sprache spricht, hat nichts davon.

Es gibt Quellen des Vergnügens, die diesem oder jenem Stande zu gut kommen: dem Bemittelten stehen sie zu Gebot, dem Armen bleiben sie versagt.

Aber an dem Heilsbrunnen, zu dem Jesus einlädt, da fragt sich's nicht: Bist du ein Jude oder ein Samariter, ein Pharisäer oder ein Zöllner, ein Schriftgelehrter oder ein Ungelehrter, ein Hochgestellter oder ein Geringer, ein Mann oder eine Frau? - Es fragt sich nur: Bist du ein Mensch? Ein sündiger Mensch, der Erlösung braucht, und ein bußfertiger Mensch, der Erlösung sucht?

Und erkennst du dich als einen solchen, bekennst du dich als einen solchen, dann darfst du kommen und bitten: Gib mir zu trinken! und du wirst finden, was du suchst. Denn das eben ist der unerschöpfliche Reichtum und die wunderbare Vielseitigkeit des Evangeliums, dass es für jeden hat, was er bedarf, sei's Belehrung oder Vermahnung, sei's Züchtigung oder Tröstung - und doch gibt es allen dasselbe, das Eine, was not ist.

Auch wir alle, meine Lieben, werden dort finden, was uns not tut. Fließt doch dieser Heilbrunnen, wie für alle Welt, so für jede Zeit. Jener alte Jakobsbrunnen bei Sichem fließt heute nicht mehr wie einst. Die Reisenden finden noch sein Gemäuer und messen seine Tiefe, aber der Quell scheint versiegt und kein samaritisches Weib trägt seinen Krug mehr heraus.

Auch die Quellen menschlicher Weisheit versiegen und die Brunnen irdischen Genusses vertrocknen. Lehrmeinungen, welche die Vorzeit beherrscht, sind überholt von den Fortschritten der Wissenschaft. Bücher, die unsere Väter und Mütter unterhalten oder gerührt haben, liest heutzutage niemand mehr. Genüsse, an denen du dich in deiner Jugend ergötzt, haben heute keinen Reiz mehr für dich.

Aber der Heilsbrunnen des Evangeliums ist noch nicht versiegt. Das Buch der Bücher ist noch nicht veraltet. Die Lebensworte Christi üben heute noch ihre strafende und tröstende, ihre erleuchtende und zündende Kraft für jede empfängliche Seele, wie einst am Jakobsbrunnen und in Betanien. Darum ob auch viele heutzutage ihm den Rücken kehren, doch wird dieser Heilsbrunnen nicht verlassen stehen und immer wieder werden Durstige kommen, ihre Krüge draus zu füllen, ihre Herzen dran zu laben.

„Gib mir zu trinken!“ Das ist das Anfangswort jenes denkwürdigen Brunnengesprächs am Jakobsbrunnen, als Bitte des Heilands, der eine Seele sucht. „Gib mir zu trinken!“ Das soll das Schlusswort jener Unterredung sein, als Bitte der Seele, die ihren Heiland sucht. Möchte es auch unser aller Bitte werden.

Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden;
Komme, wen dürstet, und trinke, wer will!
Holet für euren verderblichen Schaden
Heilung aus dieser unendlichen Füll!
Alle Verlornen sind hierher geladen:
Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden! Amen.

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