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Matthäus, Kapitel 24

Matthäus, Kapitel 24

24:1 Und Jesus ging hinweg von dem Tempel, und seine Jünger traten zu ihm, daß sie ihm zeigten des Tempels Gebäude.

24:2 Jesus aber sprach zu ihnen: Sehet ihr nicht das alles? Wahrlich, ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem anderen bleiben, der nicht zerbrochen werde.

24:3 Und als er auf dem Ölberge saß, traten zu ihm seine Jünger besonders und sprachen: Sage uns, wann wird das alles geschehen? Und welches wird das Zeichen sein deiner Zukunft und des Endes der Welt?

24:4 Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Sehet zu, daß euch nicht jemand verführe.

24:5 Denn es werden viele kommen unter meinem Namen, und sagen: „Ich bin Christus “ und werden viele verführen.

24:6 Ihr werdet hören Kriege und Geschrei von Kriegen; sehet zu und erschreckt euch nicht. Das muß zum ersten alles geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da.

24:7 Denn es wird sich empören ein Volk wider das andere und ein Königreich gegen das andere, und werden sein Pestilenz und teure Zeit und Erdbeben hin und wieder.

24:8 Da wird sich allererst die Not anheben.

24:9 Alsdann werden sie euch überantworten in Trübsal und werden euch töten. Und ihr müßt gehaßt werden um meines Namens willen von allen Völkern.

24:10 Dann werden sich viele ärgern und werden untereinander verraten und werden sich untereinander hassen.

24:11 Und es werden sich viel falsche Propheten erheben und werden viele verführen.

24:12 und dieweil die Ungerechtigkeit wird überhandnehmen, wird die Liebe in vielen erkalten.

24:13 Wer aber beharret bis ans Ende, der wird selig.
Nicht Alle, die laufen, erlangen das Kleinod, nicht Alle, die Gnade erlangt haben, bewahren ihren Gnadenstand bis an’s Ende. Es gibt Leute, die eine Zeit lang glaubig sind, aber zur Zeit der Anfechtung wieder abfallen. Es gibt Christen, welche dem Unflath der Welt durch die Erkenntniß Jesu Christi entflohen waren, und hernach wieder in denselben eingeflochten werden. Viele sind durch die Wollust gefällt worden, ohne daß ihnen etwas Schreckendes oder Beängstigendes in den Weg gekommen wäre; Viele werden aber unter dem Leiden matt, und weigern sich, auf dem schmalen Weg fortzugehen, wo täglich etwas zu verläugnen ist, und wo man oft auf ein Glück, das die Kinder dieser Welt an sich reißen, Verzicht thun muß; sie wenden sich also lieber mit dem Verlust des Glaubens und der Liebe zu der Welt, um bei ihr gute Tage zu bekommen. Dieses ist der Fall, von dem der Heiland Matth. 24,13. redet. Vorher hatte Er nämlich zu den Aposteln gesagt: sie werden euch überantworten in Trübsal, und werden euch tödten. Und ihr müsset gehaßt werden um Meines Namens willen von allen Völkern. Dann werden sich, setzte Er hinzu, Viele ärgern; Viele werden nämlich denken: wenn es den Vornehmsten unter den Christen so geht, so ist nicht gut ein Christ zu sein; die christliche Frömmigkeit macht unglückliche Leute. Es wird also Einer den Andern verrathen, oder bei der Obrigkeit angeben, um sich bei ihr in Gunst zu setzen, und der Verrathene wird den Glauben verläugnen, und seine Verräther wird er wegen einer andern Sache angeben, und so werden sie sich unter einander hassen. Und es werden sich viele falsche Propheten erheben, und werden Viele verführen, und weil die Ungerechtigkeit unter der Verfolgung und Verführung wird [überhand nehmen, wird die Liebe, ohne welche Niemand ein Christ sein kann, in Vielen erkalten. Wer aber geduldig ausharrt bis an’s Ende, wird errettet werden. Wenn also Vieles zu leiden ist um Christi willen, so soll man geduldig ausharren bis an’s Ende. Wenn falsche Lehren, Spaltungen, Trennungen, Abfälle und Rückfälle Anderer vorkommen, soll man in der Liebe Christi und der Brüder geduldig ausharren bis an’s Ende. Man soll sich nicht ärgern, sich nicht auf die Seite der Welt schlagen, und die Liebe in sich nicht erkalten lassen. Es wird nicht ewig so fortwähren. Das Ende der schweren Versuchungen ist bestimmt. Bis an dieses Ende soll man ausharren. Man soll das angefangene Wesen bis an’s Ende fest behalten. Man soll nicht sein von denen, die da weichen, sondern von denen, die da glauben und ihre Seele retten. Die Seele wird man retten, wenn auch der Leib getödtet würde, wiewohl auch über diesen Gottes bewahrende Vorsorge walten kann; da hingegen diejenigen, welche weichen, Unfrieden anstatt des Friedens, Unglück anstatt des Glücks, Schande anstatt der Ehre, den Fluch anstatt des Segens, und das Verderben anstatt der Seligkeit davon tragen. Gott gebe, daß Alle, die ihr Christenthum zu bauen anfangen, tief graben und den Grund auf den Felsen legen (denn hier fehlt es bei Vielen), damit ihr Bau unter dem Sturm fest bleibe. Gott bewahre die Seinigen mit Seiner Macht durch den Glauben zur Seligkeit. Er bewahre sie auch alsdann, wenn die Wollust oder die Hoffnung eines weltlichen Glücks sie versucht.(Magnus Friedrich Roos)


DAs findet sich in der warheit also / auch in eusserlichen sachen. Ein jeder / so in seinem Stand seins thuns vleissig wartet und ausricht / der geneust sein / wird reich und selig fur der Welt.
Viel mehr gilts hie im Christenthum / das ein leben des Creutzes ist / da der Teufel und die Welt viel hindernis in wege werffen / beharrens bis ans ende / Das ist / ritterlich durch alle hindernis und ergernis hindurch reissens / soltu fur Gott selig werden.
Denn das Himelreich (spricht Christus anderswo) leidet gewalt / Und die gewalt thun / reissen es zu sich. Darumb mus ein Christen im glauben / hoffnung / lieb / gedult / etc. nicht allein anfahen / und ein zeitlang fortfaren / Sondern auch bis ans ende beharren. Sonst / wenn alles gutes zum ende keme / das man anfehet / So were das Erdreich ein Himelreich. (Martin Luther)


DEr HErr Christus hat wol gesehen / wie grosser schrecklicher abfal vom Evangelio und glauben / sonderlich zur letzten zeit / geschehen würde / Da so viel fromer trefflicher Leute / die erstlich wol im Glauben und Liebe zu Christo angefangen / sich wider abwenden würden lassen / durch mancherley ergernis und verfürung / beide zur rechten und lincken seitten.
Zur Rechten mit falscher Lere / Wunder / und schönem schein der Heiligkeit / und besserung der Kirchen und aller Regiment / zu frieden und gutem eintrechtigen stillen wesen etc.
Zur Lincken / durch Tyranney / verfolgung der Christen / und allerley offentlichen bösen Exempeln / unter dem grossen hauffen der Welt / des schendlichen Geitzes / Stoltzes / Gottesverachtung / Untrew / Falscheit etc. Item / des glücks und wolfart der Gottlosen Widersacher / Wie denn Christus selb solcher Ergernis viel / hart vor diesem Spruch Matth. xxiiii. erzelet.
Welchs alles ein grosser jamer und schwere anfechtung ist / in der Christenheit zu sehen / und ein blöd unversucht hertz / hart bewegt zu zweiveln / Ob das gar kleine Heufflin der elenden / von aller Welt verfolgeten Leute / die rechte Christenheit sey / oder rechte Göttliche lere und warheit habe? Und ist viel ein herter schwerer streit / weder auff Erden keiner sein mag / wider des Teufels und der Welt betrug oder schrecken / und alle zeitliche wolfart oder unfall / zu bestehen und das Feld zu behalten.
Darumb ist dieser Spruch ( Wer da beharret bis ans ende / der wird Selig) einem jeden Christen ein hochnötige vermanung / die er an unterlas fur augen haben sol. Das er wider so gros Ergernis gerüstet sey / und sich von Gottes wort nicht abwenden lasse / weder mit falschem trost des guten / noch schrecken des bösen.
Sondern imer fort fare mit Gottes wort hören / lesen / beten / und sorgen wie ers behalte / Und leide sich darob ( wie S. Paulus ii. Timo. iiii. sagt) als ein guter streiter Christi / und also das ewige LEben ergreiffe / und fest halte. Bis er auch die Krone der gerechtigkeit empfahe / welche der HErr / der gerechte Richter geben wird / allen / die seine Erscheinung lieb haben / und mit gedult erwarten. (Caspar Cruciger)


In brausender Begeisterung sich unter Jesu Fahnen stellen, das kann eine vorübergehende Gefühlsbewegung sein. Unter dem Eindruck der Sündenvergebung sich ihm dankbar anzugeloben, kann tiefer gehen. Jahre in der Arbeit für Jesus können dahingehen, während er an uns arbeitet, und kein Gedanke der Trennung taucht auf. Wie sollen wir uns da denken, daß wir gegen das Ende nicht aushalten und bis zuletzt in ihm bleiben werden? Es gibt eine müde machende Enttäuschung; Erfolglosigkeit unserer Arbeit, langes Siechtum, eine Luft der Lauheit, da die Liebe in vielen erkaltet, eine geheime Untreue, die einem nicht ganz klar war, unvergebene Sünden, die einen lähmenden Bann auf uns legen, ein Ausbiegenwollen, wenn er ein besonders peinliches Kreuz auf uns legen will Alles das kann zusammenwirken, bis die Kraft weicht und das Gebet bloß eine leere, seufzende Form geworden ist. Beispiele zeigen es, das Wort weist darauf hin, und wer steht, soll wohl zusehen, daß er nicht falle!
Herr Jesu, ich kann dir kein Gelübde ablegen, daß das alles bei mir so eintreten werde. Aber ich bitte dich, nimm du mir diese Sorge ab! Du sollst Unterpfand meines Glaubens und Ankergrund meiner Hoffnung sein. Halte mich um deinetwillen fest. Amen. (Samuel Keller)

24:14 Und es wird gepredigt werden das Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zu einem Zeugnis über alle Völker, und dann wird das Ende kommen.

24:15 Wenn ihr nun sehen werdet den Greuel der Verwüstung (davon gesagt ist durch den Propheten Daniel), daß er steht an der heiligen Stätte (wer das liest, der merke darauf!),
DAs ist / Wer die Schrifft wil lernen / der sol sie verstehen. Das ist auff Ebreisch so viel gesagt / Er sol wol drauff mercken. Auff Deusch sprechen wir also / Merck auff / was du liesest / Oder / wiltu lesen / so mercke wol drauff / was du liesest / D4enn du liesest nicht eins Menschen wort / sondern Gottes des allerhöchsten wort / der wil Schüler haben / die vleissig drauff achten und mercken / was er sagt.
Und so es wol geredt ist ( Man solle Fürsten brieve drey mal lesen / darumb das sie müssen bedechtig reden / das sie nicht Narren geacht werden.
Wie viel mehr sol man Gottes briefe / das ist / die heilige Schrifft lesen / drey / vier / zehen / hundert / tausent / und aber tausent mal lesen. Denn er bedechtig und wichtig redet / Ja er ist die ewige Weisheit selbs.
Wer dis thut / der wird gelerter und besser aus der Schrifft / Wers nicht thut / der lernet nichts / ja wird erger draus. (Martin Luther)

24:16 alsdann fliehe auf die Berge, wer im jüdischen Lande ist;

24:17 und wer auf dem Dach ist, der steige nicht hernieder, etwas aus seinem Hause zu holen;

24:18 und wer auf dem Felde ist, der kehre nicht um, seine Kleider zu holen.

24:19 Weh aber den Schwangeren und Säugerinnen zu der Zeit!

24:20 Bittet aber, daß eure Flucht nicht geschehe im Winter oder am Sabbat.

24:21 Denn es wird alsbald eine große Trübsal sein, wie nicht gewesen ist von Anfang der Welt bisher und wie auch nicht werden wird.

24:22 Und wo diese Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Mensch selig; aber um der Auserwählten willen werden die Tage verkürzt.
Um seiner Auserwählten willen hält der Herr viele Gerichte ganz zurück und verkürzt andre. In großen Trübsalen würde das Feuer alle verzehren, wenn der Herr nicht aus Rücksicht für seine Erwählten die Flammen dämpfte. So erhält Er, während Er seine Erwählten um Jesu willen errettet, auch das Menschengeschlecht um seiner Erkorenen willen.
Was für eine Ehre wird so den Heiligen angethan! Wie fleißig sollten sie ihren Einfluß bei ihrem Herrn benutzen! Er will ihre Gebete für Sünder hören und ihre Bemühungen um ihr Heil segnen. Er segnet die Gläubigen, damit sie denen, die im Unglauben sind, ein Segen sein möchten. Mancher Sünder lebt um der Gebete seiner Mutter, eines Weibes oder einer Tochter willen, die der Herr in Gnaden ansieht.
Haben wir die seltsame Macht reichlich gebraucht, welche der Herr uns anvertraut? Beten wir für unser Vaterland, für andre Länder und für unser Zeitalter? Stehen wir in Zeiten des Krieges, des Hungers und der Pestilenz als Fürbitter da mit dem Gebete, daß die Tage verkürzet werden mögen? Beklagen wir vor dem Herrn die Ausbrüche des Unglaubens, der falschen Lehre und der Zügellosigkeit, und flehen wir den Herrn Jesum an, die Herrschaft der Sünde zu verkürzen, dadurch, daß Er sein eignes glorreiches Erscheinen beschleunigt? Laßt uns auf unsre Knie fallen und niemals ruhen, bis bessere Tage kommen. (Charles Haddon Spurgeon)

24:23 So alsdann jemand zu euch wird sagen: Siehe, hier ist Christus! oder: da! so sollt ihr's nicht glauben.

24:24 Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, daß verführt werden in dem Irrtum (wo es möglich wäre) auch die Auserwählten.

24:25 Siehe, ich habe es euch zuvor gesagt.

24:26 Darum, wenn sie zu euch sagen werden: Siehe, er ist in der Wüste! so gehet nicht hinaus, -siehe, er ist in der Kammer! so glaubt nicht.

24:27 Denn gleichwie ein Blitz ausgeht vom Aufgang und scheint bis zum Niedergang, also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes.

24:28 Wo aber ein Aas ist, da sammeln sich die Adler.

24:29 Bald aber nach der Trübsal derselben Zeit werden Sonne und Mond den Schein verlieren, und Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden sich bewegen.

24:30 Und alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes am Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen kommen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit.

24:31 Und er wird senden seine Engel mit hellen Posaunen, und sie werden sammeln seine Auserwählten von den vier Winden, von einem Ende des Himmels zu dem anderen.
Die weissagenden Worte Jesu sprachen von der nächsten Zukunft, die sich für seine Jünger aus seinem Kreuz ergab. Er sprach vom Tempel, der in Trümmer zerfällt, vom schauerlichen Jammer, in den sich Israel hinabstürzt, von dem bangen Druck, der sich auf die wartende Jüngerschar legen wird. Dann bricht in das Dunkel der helle Strahl der Verheißung hinein: Ich komme! Hat nicht jetzt erst die Verheißung ihr eigentliches Thema erreicht, mit dem sie unsere Hoffnung beleben und unsere Freude groß machen kann? Was kommt nun? Jetzt beginnt die neue Welt. Wie sieht sie aus? Jetzt werden der Himmel und die Erde neu; jener ist geöffnet und diese wird zur Heimat der Auferstandenen und ewig Lebenden. Das Ohr der Jünger lauscht gespannt und bittet: nun sprich! Nun male uns das Bild des Kommenden in seiner göttlichen Schönheit und seligmachenden Herrlichkeit. In der Judenschaft Palästinas gab es damals manche, die sich mit breitem Pinsel und grellen Farben ausmalten, was dann sein werde, wenn die Heilszeit angebrochen sei. Jesus dagegen sagte seinen Jüngern nur eins: gesammelt werden dann die Erwählten von der ganzen Erde her. Dann entsteht die eine Gemeinde anstelle der zerstreuten Häuflein, die allen sichtbar gemachte Gemeinde, während sie jetzt im Verborgenen lebt, die mit Jesus vereinte Gemeinde, die nun bei ihm ist, während sein Tod ihn jetzt von ihr trennt. Mit unfehlbarer Sicherheit kommt sie zustande ohne Irrtum und Schwankung durch den Dienst der Himmlischen, deren Posaunenschall alle herbeirufen wird, die Gottes gnädiger Wille mit Jesus verbunden hat. Nachdem Jesus das verheißen hatte, schwieg er. Das, was er den Jüngern mit diesem Wort sagte, ist die Hoffnung, die er in sie pflanzt. Er ließ ihre Hoffnung nicht auseinander flattern nach vielerlei Zielen, sondern band sie ganz und fest an ihn. Zu mir gelangt ihr, verspricht er, ihr alle, die Gottes gnädiger Wille für Gott erkoren hat; eure Trennung von mir endet und eure Zersplitterung endet; ich mache aus euch die geeinigte Menschheit, die in Gott ihre Einheit finden wird. Freilich hatte er den Jüngern noch viel zu sagen. Das wandte sich aber an die, denen er die Hoffnung gab, damit sie sie nicht verschleudern und verderben, sondern das Gehoffte empfangen. Ihnen zeigt er, was jetzt in ihrem Inneren geschehen muss, weil sie seine Verheißung haben.
Mich verlangt, o Jesus, nach der einen heiligen Gemeinde, die nicht mehr zerspalten ist in mancherlei Haufen, sondern eins in Dir, und nicht mehr gebunden ist an das, was einst die Väter taten, sondern gebunden ist an Dich, und nicht mehr sich selber verteidigt und ausbreitet, sondern willig dir dient in reinem Gehorsam. Wir Menschen schaffen die eine Kirche nicht. Du hast sie verheißen und wirst sie auch schaffen. Uns legst Du die Hoffnung in die Seele, die Dich bittet: o komm und vollende Dein Werk. Amen.(Adolf Schlatter)

24:32 An dem Feigenbaum lernet ein Gleichnis: wenn sein Zweig jetzt saftig wird und Blätter gewinnt, so wißt ihr, daß der Sommer nahe ist.

24:33 Also auch wenn ihr das alles sehet, so wisset, daß es nahe vor der Tür ist.

24:34 Wahrlich ich sage euch: Dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß dieses alles geschehe.

24:35 Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.

24:36 Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel nicht im Himmel, sondern allein mein Vater.

24:37 Aber gleichwie es zur Zeit Noah's war, also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes.

24:38 Denn gleichwie sie waren in den Tagen vor der Sintflut, sie aßen, sie tranken, sie freiten und ließen sich freien, bis an den Tag, da Noah zu der Arche einging.

24:39 und achteten's nicht, bis die Sintflut kam und nahm sie alle dahin, also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes.
Über alle kam des Verderben; es entrann weder reich noch arm. Der Gelehrte wie der Ungebildete, der Berühmte wie der Verachtete, der Priester wie der gemeine Mann, die Bejahrten wie die Jungen, sie fanden alle ihren Untergang in demselben allgemeinen Strafgericht. Ohne Zweifel hatten viele den Erzvater verlacht - wo sind nun ihre spöttischen Witze? Andere hatten ihn um seines Eifers willen, den sie Wahnsinn nannten, gescholten - wo ist nun ihr stolzes Rühmen und ihre harte Rede? Der Tadel, der des greisen Mannes Werk verurteilte, ist erstickt in der Meeresflut, die seine höhnischen Zeitgenossen bedeckt. Wer des gutmütigen Greises Überzeugungstreue herablassend entschuldigte, ohne ihm nachzueifern, ist untergegangen, um sich nie wieder zu erheben; und die Arbeiter, die um Lohnes willen die seltsame Arche bauen halfen, sind gleichfalls alle umgekommen. Die Flut begrub sie alle und schonte keines einzigen. Ebenso ist jedem vom Weibe gebornen Menschen, der nicht in Christo ist, das endliche Verderben gewiss; weder Bildung noch Besitz, weder Talent noch Tugend vermag auch nur eine Seele zu erretten, die nicht an den Herrn Jesum geglaubt hat. Meine Seele, nimm dies Urteil zu Herzen, und zittere für dein Heil.
Wie auffallend ist doch diese allgemeine Gleichgültigkeit! Sie aßen und tranken, sie freiten und ließen sich freien, bis dass der verhängnisvolle, schreckliche Morgen graute. Es war auch nicht ein einziger weiser Mensch auf der ganzen Erde, außer in der Arche. Torheit umgarnte das ganze Geschlecht, die Torheit des Selbstbetruges: die törichtste aller Torheiten. Torheit des Zweifels am treuesten Gott: der ärgste Selbstbetrug. Ist das nicht schrecklich, meine Seele? Kein Mensch kümmert sich um seine Seele, bis die Gnade Weisheit schenkt! dann erst lässt er von seinem Wahne, vorher nicht.
Alle in der Arche waren wohlgeborgen; gottlob! kein Verderben fand hier Eingang. Vom gewaltigen Elefanten bis zur Zwergmaus waren alle gut aufgehoben. Der furchtsame Hase wie der mutige Löwe, das hilflose Lamm wie der starke Ochse waren unter sicherem Schutz. In Jesu sind wir alle geborgen. Meine Seele, ruhst auch du in Ihm? (Charles Haddon Spurgeon)

24:40 Dann werden zwei auf dem Felde sein; einer wird angenommen, und der andere wird verlassen werden.

24:41 Zwei werden mahlen auf der Mühle; eine wird angenommen, und die andere wird verlassen werden.

24:42 Darum wachet, denn ihr wisset nicht, welche Stunde euer HERR kommen wird.

24:43 Das sollt ihr aber wissen: Wenn der Hausvater wüßte, welche Stunde der Dieb kommen wollte, so würde er ja wachen und nicht in sein Haus brechen lassen.

24:44 Darum seid ihr auch bereit; denn des Menschen Sohn wird kommen zu einer Stunde, da ihr's nicht meinet.
„In Wort, in Werk, in allem Wesen sei Jesus - und sonst nichts zu lesen.“ Sind wir so gestellt, so genießen wir schon etwas von des Wartens köstlicher Frucht. Was wollen wir denn, wenn der Herr kommt? Wir wollen bei Ihm sein immerdar. Kann jetzt der Herr bei uns sein alle Tage? Bewegen wir diese Frage betend! Lasset uns täglich also leben und wandeln, dass der Heilige bei uns sein kann! Die Gegenwart dessen, der Augen hat wie Feuerflammen, ist unerträglich den Jüngern, die nicht reines Herzens sind. „Kaufet die Zeit aus.“ Wozu? Zur Reinigung, zur Übung in der Gottseligkeit, zur Aneignung der teuren Verheißungen. Übt euch täglich im Halten und Tun der Gebote Jesu; in Seinem Worte, in Seiner Liebe zu bleiben, ist Christenpflicht, ist die nächstliegende Aufgabe aller Jünger. Das Warten ist kein Müßiggang. Weil Gott in euch wirkt, darum wirket euer Heil mit Furcht und mit Zittern. Viele Gnadenschätze sind den Berufenen aufgeschlossen durch den Opfertod, die Auferstehung und durch den Heimgang unseres Herrn. Kommt - und nehmt! Mit dem rechten Warten verbindet sich ein Sichvertiefen in das Heil Gottes. Sei hierin fleißig, treu, beharrlich, dann hast du keine Zeit für nichtige und eitle Dinge. Der köstliche Brautschmuck will in Geduld angezogen sein. Er liegt vor uns in Jesus, dem Geliebten. Mach dich bereit, deinem König zu begegnen. Wenn du's ernst nimmst mit Jesus, ist dir jede Stunde unentbehrlich und kostbar. Weh dem, der nicht bereit ist, wenn der Ruf erschallt: der Bräutigam ist da! (Markus Hauser)

24:45 Welcher ist aber nun ein treuer und kluger Knecht, den der Herr gesetzt hat über sein Gesinde, daß er ihnen zu rechter Zeit Speise gebe?

24:46 Selig ist der Knecht, wenn sein Herr kommt und findet ihn also tun.

24:47 Wahrlich ich sage euch: Er wird ihn über alle seine Güter setzen.

24:48 So aber jener, der böse Knecht, wird in seinem Herzen sagen: Mein Herr kommt noch lange nicht,

24:49 und fängt an zu schlagen seine Mitknechte, ißt und trinkt mit den Trunkenen:

24:50 so wird der Herr des Knechtes kommen an dem Tage, des er sich nicht versieht, und zu einer Stunde, die er nicht meint,

24:51 und wird ihn zerscheitern und wird ihm den Lohn geben mit den Heuchlern: da wird sein Heulen und Zähneklappen.1)
In diesem Kapitel weissaget Christus, unser Heiland, als der wahre große Prophet, welchen Moses verkündiget, von lauter zukünftigen Dingen.
Um dasselbe recht zu verstehen, muß man Acht haben auf die Gelegenheit und Veranlassung, so Ihm dazu von den Jüngern gegeben worden. Da sie Ihm nämlich des Tempels Gebäu gewiesen und darauf von Ihm gehöret hatten, daß von solchem nicht ein Stein auf dem andern bleiben sollte, der nicht zerbrochen wurde, sprachen sie ferner zu Ihm: „Sage uns, wann wird das geschehen? und welches wird das Zeichen seyn Deiner Zukunft und der Welt Ende?“ So muß denn nothwendig die Antwort unsers Jesu dahin gedeutet werden, daß man darinnen die Prophezeiungen, welche das Gericht über die Juden und den Untergang der Stadt Jerusalem, wie auch des Tempels Zerstörung betreffen, von denen wohl zu unterscheiden wisse, welche auf den jüngsten Tag und das Ende der ganzen Welt gehen.
Es stellet aber der HErr Jesus beides, diejenige Zeit, welche vor der Zerstörung der Stadt Jerusalem, und die, so vor dem jüngsten Tag hergehen werde, als eine gar betrübte, elende und jämmerliche Zeit vor, da es zwar an mancherlei Zeichen und Vorboten im Himmel und auf Erden nicht mangeln, der wenigste Theil aber der Menschen sich daran kehren - und sein Leben bessern werde.
Nachdem Er nämlich überhaupt gemeldet, wie nach Seiner Himmelfahrt der Satan im geistlichen und weltlichen Stand rumoren, auch sonst viel Krieg, Empörung, Pestilenz, theure Zeit, Erdbeben und andere Noth auf einander folgen, mithin wenig Friede und Ruhe unter den Menschen sich finden werde, weil die Ungerechtigkeit mehr und mehr überhandnehme, und die Liebe in vielen erkalte, (was denn auch leider am Tage ist, und die Historien von der Apostel Zeiten bis auf uns genugsam bekräftigen,) - so kommt Er in dem folgenden auf die gräuliche Verwüstung, welche dem jüdischen Land und Volk nach Daniels Weissagung bevorstand.
Einerseits nun ist alle die große Trübsal nicht lange nach Christi Hingang zum Vater den Juden wirklich begegnet, da Gott in Seinem Zorn, weil sie das Sündenmaß vollgemacht - und sich an dem HErrn Messias vergriffen haben, sie heimgesucht - und viele tausend jämmerlich hat umkommen, die übrigen aber in die ganze Welt zerstreuen lassen, darinnen sie allbereits über anderthalb tausend Jahre ohne Tempel, Opfer und Heiligthum leben, so daß wir Christen an ihrem Exempel uns spiegeln - und den Ernst Gottes, der sie ihrer Sünde wegen gestraft, zu unserer Prüfung und Besserung anschauen sollen.
Andererseits aber erkennet man daraus billig die Güte unsers Seligmachers, wenn Er solches alles zwar verkündiget, aber zugleich Mittel und Wege Seinen Jüngern weiset, wie sie ihres Orts, im jüdischen Land, dem Unglück entgehen - und mit Leib und Seele erhalten werden könnten, nämlich, wenn sie bei Zeiten die Flucht nehmen - und mit vergeblichen Hoffnungen der falschen Propheten sich nicht betrügen lassen würden.
Wenn dann Christus ferner auf die Beschreibung des Endes der Welt kommt - und die schrecklichen Zeichen namhaft macht, deren Er auch anderswo Meldung thut - mit dem bedenklichen Ausspruch: „Himmel und Erde werden vergehen, aber Meine Worte vergehen nicht“, - so sollte man meinen, es könnte nicht fehlen, die Menschen müßten Seinem Worte auch Glauben schenken - und sich zu solchem Ende der Welt, welches bei unsern Zeiten immer mehr und mehr herbeinahet, gefaßt und fertig halten, wie es Christen und Jüngern des HErrn zustehet.
Allein - da ist's erstens erschrecklich, wenn man bedenket, was Christus von den gottlosen Leuten anführet, die in den Tagen Noas und Loths gelebt, nämlich, daß sie der Anzeige von der künftig einbrechenden Sündfluth - und dem Feuer vom Himmel nicht eher geglaubet haben, bis sie demselben nimmer haben entweichen mögen - und darinnen zu Grunde gegangen sind.
Hernach aber ist's noch entsetzlicher, daß unsere heutige Welt ebenso verhärtet und verstockt sich bezeiget, ihr nichts sagen und wehren - noch den Geist Gottes durch Christi Wort und treue Lehrer sich strafen lasset, vielmehr in gewohnter Sicherheit fortfähret.
Doch - eben daran können wir merken, daß die Zukunft des Menschensohns zum Gericht nicht ferne sey. Und weil denn der Tag und die Stunde unseres Todes, die uns gewiß bevorstehen, wenn wir gleich den jüngsten Tag nicht erleben sollten, uns verborgen bleiben, so sollen wir an Jesu treuherzige Vermahnung gedenken, auch wachen und bereit seyn, damit wir, wenn Er, unser HErr, als der Hausvater kommen - und Seine Knechte zur Rechnung fordern wird, (was ja bald und schnell erfolgen kann,) bereit erfunden - und von Ihm in Gnaden angesehen werden mögen. Das gebe Gott - um Jesu willen! Amen. (Veit Dieterich)

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