Murray, Andrew - Nach Jesu Bild - XI. Als die Auserwählten Gottes.

Murray, Andrew - Nach Jesu Bild - XI. Als die Auserwählten Gottes.

“Welche Er zuvor versehen hat, die hat Er auch verordnet, dass sie gleich sein sollten dem Ebenbilde seines Sohnes, auf dass der selbige der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern“ (Röm. 8,29).

Die heilige Schrift lehrt uns, dass es eine persönliche Gnadenwahl gibt. Nicht nur zeugen einzelne Stellen hierfür; nein die ganze Geschichte der ausgeführten Ratschlüsse der Ewigkeit beweist es. Beständig wird es uns vor die Augen geführt, wie die Zukunft des Reiches Gottes davon abhängt, ob ein Einzelner seine ihm angewiesene Stelle treulich ausfüllt; und die einzige Bürgschaft dafür, dass Gottes Absichten erreicht werde, liegt in der zum Voraus geschehenen Verordnung der einzelnen Werkzeuge. Die Geschichte der Welt und des Reiches Gottes, wie diejenige eines jeden einzelnen Gläubigen hat ihren unumstößlichen Grund in der göttlichen Vorausbestimmung.

Es gibt Christen, die dieses nicht einsehen. Weil sie fürchten der Verantwortlichkeit des Menschen nicht gerecht zu werden, verwerfen sie die Lehre von der göttlichen Vorausbestimmung, da sie dem Menschen die Freiheit des Willens und Handelns zu rauben scheint. Die heilige Schrift teilt diese Furcht nicht. Sie spricht an der einen Stelle von des Menschen freiem Willen, als ob es keine Gnadenwahl gäbe, an der andern von der Gnadenwahl, als ob es keinen freien Willen gäbe. Sie lehrt uns daher diese beiden Wahrheiten neben einander fest zu halten, auch wenn wir sie nicht verstehen, noch völlig in Einklang bringen können. Im Lichte der Ewigkeit wird des Rätsels Lösung uns offenbart werden. Wer aber hier schon beides im Glauben erfasst, wird bald erfahren, wie wenig Widerspruch darin liegt. Er wird erkennen, wie seine Freudigkeit im Werk des HErrn zunimmt, je fester er an Gottes ewigen Ratschluss glaubt, während er, auf der andern Seite, je mehr er im Segen wirken kann, desto klarer einsieht, dass alles von Gott herkommt.

Es ist daher von großer Wichtigkeit, dass jeder Gläubige seinen Beruf und Erwählung fest mache. Die Schrift gibt uns die Versicherung, dass wir, wo wir dieses tun, „nicht straucheln werden.“ Je mehr ich nicht nur im Allgemeinen es glaube, dass ich von Gott erwählt bin, sondern auch sehe, wie meine Erwählung mit meiner Berufung in Beziehung steht, desto mehr wird auch meine Überzeugung gestärkt werden, dass Gott sein Werk in mir vollenden wird, und dass es mir deshalb möglich werden wird, allem dem, was Gott in der Tat von mir verlangt, zu entsprechen. Bei jeder Pflicht die mir die heilige Schrift auferlegt, bei jeder Verheißung, nach deren Erfüllung ich mich sehne, finde ich in dem Gnaden-Ratschluss Gottes die feste Grundlage, worauf meine Erwartungen ruhen, und die Richtschnur wonach sie geleitet werden. können. Ich werde es verstehen, dass mein Leben auf Erden ein Abbild des himmlischen Lebensplanes sein soll, den der Vater entworfen hat. Bruder! mache deinen Beruf und Erwählung fest; lass es dir klar werden, dass du und wozu. du erwählt bist; wo du solches tust, „wirst du nicht straucheln.“ In stiller Gemeinschaft mit Gott, auf Grund seines unwandelbaren Liebesratschlusses, da wird der Seele eine unbewegliche Festigkeit mitgeteilt, die da bewahrt vor dem Straucheln.

Eine der wunderbarsten Seiten des Ratschlusses Gottes in Christo mit uns, tritt uns in diesem Wort entgegen: „Er hat sie verordnet, dass sie gleich sein sollen dem Ebenbilde seines Sohnes.“ Der Mensch Christus Jesus ist der Auserwählte Gottes; „in Ihm sind wir erwählt“; um unserer Vereinigung willen mit Ihm, und zu seiner Verherrlichung hat unsere Gnadenwahl stattgefunden. Ein Christ, welcher in der Gnadenwahl bloß die Gewissheit seiner eigenen Seligkeit, die Erlösung von Furcht und Zweifel sucht, weiß noch wenig von ihrer wahren Herrlichkeit. Alle die uns in Christo verheißenen Schätze sind in der Wahl der Gnade enthalten, und sind uns jeden Augenblick und in jeder Not unsres Lebens zugänglich. „Er hat uns erwählt, dass wir sollen sein heilig und unsträflich vor Ihm in der Liebe“; erst dann, wenn die Verbindung zwischen Gnadenwahl und Heiligung von der Kirche Christi richtig erfasst wird, kann die Fülle des in dieser Lehre enthaltenen Segens erreicht werden (2 Thess. 2,13. 1 Petri 1,2). Wir lernen dadurch, dass Gott alles in uns wirken muss und will, und dass wir auch bei den kleinsten Dingen uns auf den unwandelbaren Ratschluss Gottes verlassen können, der alles das in uns zur Ausführung bringen will, was Er von seinem Volk erwartet. In diesem Licht betrachtet, gibt das Wort: „Verordnet, dass sie gleich sein sollen dem Ebenbild seines Sohnes“ einem jeden, der da angefangen hat, sich in allem danach zu richten, wie und was Jesus war, neue Kraft und Freudigkeit.

Mein Bruder! willst du in der Tat Jesu ähnlich werden, so richte deinen Blick darauf, dass dies ganz gewisslich Gottes Wille an dich ist, dass der ganze Erlösungsplan dies Ziel verfolgt, und dass Gottes Beschluss dir dafür bürgt, dass deine Anstrengungen gelingen werden. Da, wo dein Name im Buch des Lebens eingeschrieben steht, da findest du auch die Worte: „Verordnet, dass er solle gleich sein dem Ebenbild seines Sohnes.“ Alle die Kräfte der Gottheit, die zusammen gewirkt haben, um den ersten Teil des ewigen Ratschlusses, die Offenbarung des vollkommenen Ebenbildes des Vaters in dem Menschen Christo Jesu, zur Ausführung zu bringen, sind ebenso sehr damit beschäftigt, den zweiten Teil zu erreichen, nämlich dies Ebenbild in einem jeden Kinde Gottes herzustellen. Alles was beim Werke Christi nötig war, um Gottes Absicht auszuführen, war aufs vollkommenste vorgesehen, und unsere, durch lebendigen Glauben festgehaltene Verbindung mit Christo, gibt uns dieselbe alles überwältigende Macht. Wir können uns darauf, als auf etwas mit göttlicher Bestimmtheit verordnetes, verlassen, und werden nicht zu Schanden werden. Hat uns nicht Gott dazu erwählt, dass Er uns dem Bilde seines Sohnes ähnlich mache?

Es ist nicht schwer einzusehen, wie mächtig der Einfluss des lebendigen Bewusstseins dieser Wahrheit, in uns werden muss. Wir lernen dadurch uns dem ewigen Willen zu überlassen, damit derselbe seinen Zweck mit göttlicher Kraft in uns erreiche. Wir sehen ferner wie nutz- und machtlos unsere eigenen Anstrengungen sind, wie alles, was von Gott ist, auch durch Ihn geschehen muss. Er, der da ist der Anfang, muss auch die Mitte und das Ende sein. Auf wunderbare Weise wird hierdurch unser Glaube gestärkt, mit heiliger Kühnheit uns allein Gottes zu rühmen, und von Gott selbst die Erfüllung jeglicher Verheißung und jeglichen Befehls in Beziehung auf seinen Liebesratschluss, zu erwarten.

Mein Bruder, nimm dir Zeit, diese Wahrheit im Gebet zu erfassen, und lasse sie ihre ganze Kraft in deiner Seele entfalten. Der Heilige Geist schreibe es dir in dein innerstes Wesen hinein, dass du dazu verordnet bist, dem Ebenbild des Sohnes Gottes gleich gemacht zu werden. Der Vater hatte die Ehre des Sohnes im Auge, „auf dass Er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“ Mache es auch zum Zweck deines Lebens, das Bild deines erstgeborenen Bruders so darzustellen, dass dadurch andere Christen auf Ihn allein gewiesen werden, Ihn allein preisen und danach trachten mögen, Ihm genauer nachzufolgen. Lass dies das eine, große Ziel deines Lebens, der Gegenstand deines gläubigen Gebetes sein, „dass Christus hoch gepriesen werde an deinem Leibe.“ Dann wirst du mit erneuter Zuversicht alles das, was du zu einem Jesus-ähnlichen Leben bedarfst, erbitten und erwarten. Deine Umgestaltung nach Jesu Bild wird dann zu einem Bindeglied werden, welches den ewigen Ratschluss Gottes mit der Erfüllung desselben zur Verherrlichung des Sohnes, verbindet. Diese Umgestaltung ist eben ein solch heiliges, himmlisches, göttliches Werk, dass du es erfährst, dass nur der Vater es ausführen kann, aber dass Er es auch auf das Allergewisseste ausführen wird. Was Gottes Ratschluss bestimmt hat, das wird Gottes Kraft vollführen. Was Gottes Liebe verordnet und befohlen hat, das wird Gottes Liebe auch unzweifelhaft zustande bringen. Ein lebendiger Glaube an seine ewige Liebesbestimmung wird uns somit zur mächtigen Triebkraft, die uns ermuntert und hilft unser Leben umzugestalten nach Jesu Bild.

O du geheimnisvolles Wesen, ich beuge mich vor dir in tiefster Demut. Es gereicht mir sehr zur Stärkung, zu wissen, dass dein Sohn mich erwählt hat, um mich in die Welt zu senden, gleichwie du ihn gesandt hattest. Aber jetzt hast du mir noch höheres offenbart, du hast mir gezeigt, dass dieser Beruf, Ihm ähnlich zu werden, von Ewigkeit her von dir für mich bestimmt war. O mein Gott, meine Seele legt sich in den Staub vor dir nieder.

O HErr, mein Gott! jetzt, da dein Kind dich bittet, um die Ausführung deines Ratschlusses, darf es auch zuversichtlich auf Erhörung hoffen. Dein Wille ist stärker als jedes Hindernis. Der dir vertrauende Glaube wird niemals zu Schanden werden. Herr! in heiliger, anbetender Ehrfurcht, aber dennoch mit kindlicher Zuversicht und Hoffnung, spreche ich diese Bitte: Vater, gib mir das Verlangen meiner Seele, dass ich dem Bilde deines Sohnes ähnlich werde; Vater, Ähnlichkeit mit Jesu, das erbittet meine Seele von dir.

O mein Vater, schreibe diese Bitte „in den Denkzettel“ (Mal. 3,16) deines Herzens und präge es auch tief in mein Gedächtnis, dass ich es von dir, als meinen höchsten Wunsch erbeten habe, nach dem Bilde deines Sohnes umgestaltet zu werden.

Vater, hierzu hast du mich erwählt; du wirst mir meine Bitte gewähren, zu deines und seines Namens Verherrlichung.

Amen!

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