„Es sei denn, dass Jemand von neuem geboren werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ Joh. 3,3.

Eine so große, durch Alles hindurch gehende Veränderung muss an jedem Menschen vorgehen, der an dem Reiche Gottes Teil haben will, dass Jesus sie mit einer neuen Geburt vergleicht. Ist gleich dieser Ausdruck ein bildlicher, so ist doch die Sache selbst keineswegs etwas bloß bildliches, sondern etwas durchaus reelles und wesentliches. Durch Ablegung einzelner böser Neigungen und sündlicher Gewohnheiten kann man zwar ein tugendhafterer Mensch, aber kein wahrhaftiger Christ werden. Letzteres geschieht bloß durch wesentliche Einwirkung des heiligen Geistes auf die Seele eines Menschen, wodurch ihr ganzer innerer Grund umgewandelt, und allen ihren Trieben und Neigungen eine neue Richtung gegeben wird; ein zuvor unbekanntes Licht strahlt in die Seele hinein, es regen sich neue, von oben herab gegebene Kräfte; das Alte ist vergangen, siehe es ist Alles neu worden, der alte Mensch ist ans Kreuz geschlagen, und wenn gleich noch nicht ganz getötet, doch seiner früheren Herrschaft beraubt, und zum Tod verurteilt; dagegen lebt und herrscht je mehr und mehr eine neue Kreatur, ein rechtschaffenes Wesen in Christo.. (Hebr. 4,21.)

Gleichwie nun ein Kindlein, wenn es zur Erde geboren ist, zwar alle Gliedmaßen mit sich auf die Welt bringt, welche ein erwachsener Mensch hat, und somit etwas Ganzes ist in seiner Art, aber doch noch lange zu wachsen hat, bis es die vollkommene Mannes-Größe erreicht; so ist auch der wiedergeborne Christ, zwar gleich Anfangs etwas Ganzes in seiner Art, aber es bedarf doch des Wachstums, der Erziehung und Leitung noch lange Zeit, bis wir ein vollkommener Mann werden, und sind in der Maße des vollkommenen Alters Christi. (Eph. 4,13.)

Die Wiedergeburt ist etwas, das bei dem Einen früher, bei dem Andern später anfängt, bei einem jeden aber, bei dem es angefangen hat, fortgehen soll bis in den Tod.