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Lukas, Kapitel 18

Lukas, Kapitel 18

18:1 Er sagte ihnen aber ein Gleichnis davon, daß man allezeit beten und nicht laß werden solle,1)
Wenn man allezeit beten und nicht müde werden sollte, so liegt diese Pflicht ganz besonders den Christen ob. Jesus hat seine Jünger in die Welt gesandt mit demselben Auftrag, um deswillen Er selbst kam, und diese Sendung schließt die Fürbitte ein. Was soll ich sagen? Ist nicht die Gemeinde Gottes die Priesterin der Welt? Alle Kreatur ist stumm, aber die Gemeinde redet das Wort für sie. Es ist der Gemeinde hohes Vorrecht, erhörlich zu beten. Die Gnadenpforte ist stets offen für ihre Anliegen, und sie kehren nie mit leerer Hand zurück. Der Vorhang wurde um ihretwillen zerrissen, das Blut wurde für sie auf den Altar gesprengt, Gott ladet sie beständig ein, zu bitten um das, was sie bedarf. Soll sie das Vorrecht verschmähen, um das Engel sie beneiden könnten? Ist sie nicht die Braut Christi? Darf sie nicht zu jeder Zeit zu ihrem Könige kommen? Sollte sie das köstliche Vorrecht unbenutzt besitzen? Die Gemeinde hat allezeit nötig zu beten. Es sind jederzeit etliche in ihr, die abweichen oder in offenbare Sünden fallen. Es gilt zu beten, dass die Lämmer zu Jesu kommen, dass die Starken vor Sicherheit möchten bewahrt bleiben, dass die Schwachen nicht möchten verzagen. Wenn wir vierundzwanzig Stunden des Tages zum Gebet zusammenkämen, und im Jahr alle Tage, so würde es uns nie an besonderen Anlässen zum Gebet fehlen. Sind wir je ohne Arme und Kranke, ohne Betrübte und Verzagte? Fehlt es uns je an solchen, welche die Bekehrung ihrer Angehörigen wünschen oder die Rückkehr Abgefallener oder die Errettung der Boshaftigen? Ja, wenn die Versammlungen nie aufhören, wenn die Prediger allezeit reden, wenn Millionen Sünder tot sind in Übertretung und Sünden, wenn bei uns Aberglaube und Unglaube sich stets breiter machen, wenn diese Welt von Götzen, Schändlichkeiten und Grausamkeiten strotzt, - und die Gemeinde nicht betet, wie vermag sie die träge Vernachlässigung des Befehles ihres liebenden Herrn zu entschuldigen? Die Gemeinde sei beständig im Gebet, und jeder Gläubige lege sein Gebetsscherflein in den Gotteskasten. (Charles Haddon Spurgeon)


Allezeit beten und nicht lass werden sollen Berufene. Etliche ziehen alle Stränge an und eilen hitzig vorwärts; aber es geht gar nicht lange, so gehen sie ab, sinken müde zurück, halten den Durchbruch für unmöglich. Eigenwillige Drängerei ist Fleisch, gewinnt nichts, verdirbt manches. Es hängt viel davon ab, wie ein Arbeiter die Sache in die Hand nimmt. Wir merken bald, was er zu leisten vermag, mit wem wir's da zu tun haben. Wie stellt er sich zur Arbeit, wie nimmt er das Werkzeug in die Hand? Das alles sagt uns viel. Beim Beten ist es aber noch weit wichtiger, wie gebetet wird, wie wir die Sache auffassen, uns dazu stellen, um sie auszuführen. Jesus redet von der äußeren Not einer Witwe und von der Bedrängnis der Gemeinde Gottes. An diesem Vergleich will Er uns zeigen, was Ausharren ist im Gebet. Die Witwe hat den Sieg davongetragen. Sie soll uns ein Beispiel zum Nachahmen sein. Auch bei Menschen ist also etwas zu erlangen, wenn wir Geduld und Ausdauer genug haben. Seine Auserwählten aber kann Gott nicht unerhört lassen. Freilich ist gerade hier die Bedingung derart, dass Hunderte die Gebetshände vorzeitig sinken lassen und den Sieg für ganz unmöglich halten. Wenn so viel erforderlich ist, sagen sie, reicht meine Kraft nicht aus. Tag und Nacht bitten, flehen, ringen! Das ist nicht jedermanns Sache. Jesus zeigt uns hier die Sicherheit der Hilfe, in häuslichen Nöten wie auch in solchen, die das Reich Gottes betreffen. Harre aus im Gebet, der Sieg ist dir ganz gewiss. (Markus Hauser)

18:2 und sprach: Es war ein Richter in einer Stadt, der fürchtete sich nicht vor Gott und scheute sich vor keinem Menschen.

18:3 Es war aber eine Witwe in dieser Stadt, die kam zu ihm und sprach: Rette mich von meinem Widersacher!

18:4 Und er wollte lange nicht. Darnach aber dachte er bei sich selbst: Ob ich mich schon vor Gott nicht fürchte noch vor keinem Menschen scheue,

18:5 dieweil aber mir diese Witwe so viel Mühe macht, will ich sie retten, auf daß sie nicht zuletzt komme und betäube mich.

18:6 Da sprach der HERR: Höret hier, was der ungerechte Richter sagt!

18:7 Sollte aber Gott nicht auch retten seine Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er's mit ihnen verziehen?
Es gibt eine Gebetsnot, die den tiefsten Grund unserer Seele erfasst, alles Sinnen und Denken in Anspruch nimmt und uns Tag und Nacht keine Ruhe lässt. Jesus kannte diese aus eigenster Erfahrung. Hat Er nicht in den Tagen Seines Fleisches Gebete und Flehen Dem, der Ihn von dem Tode erretten konnte, mit starkem Geschrei und Tränen dargebracht? Hebr. 5, 7. Kennst du auch solche Gebetsnot? Hier ist die Erhörung gewiss. Zu solchem ernsten Ringen drängt der Geist Gottes selbst. Tag und Nacht rufen die Auserwählten, der Geist von oben lässt ihnen keine Ruhe; sie haben nicht ihre eigenen, sondern die Interessen Gottes im Auge; ihnen ist in Bälde Erhörung zugesagt. Das ist ein Arbeiten mit Gott für Gott. Wer seine Schultern hergibt zum Tragen, dem legt der Herr eine Last auf, der Menschheit Jammerzustand wird seine eigene Herzensnot, die bringt er Tag und Nacht vor Gott. Er wird dadurch zum Mitarbeiter Gottes, und wenn der Sieg errungen ist, krönt ihn der Allmächtige mit Gnaden ohne Zahl. Wir kommen für uns und unsere Familien nicht zu kurz, wenn wir ausgehen aus uns selbst und ganz dem Herrn und Seiner Sache leben. Des Herrn Volk besitzt eine heilige Gebetsmacht und ein seliges Gebetsrecht. Kinder dürfen bitten, ihr Verhältnis zum Vater bringt das mit sich. Die Gebetsmacht hängt mit der Gebetsnot zusammen. Leiddurchglühte, glaubensvolle Beter erhalten einen Sieg nach dem anderen; ihr Herz erweitert sich, sie verstehen ihren Gott, und Gott versteht sie. Ihre Seele zieht Macht an, und Gottes Geist treibt sie, dass sie beten ohne Unterlass. (Markus Hauser)


Wer sind Die, denen hier die gewisse Zusage der endlichen Erhörung gegeben ist? Es sind „Seine Auserwählten, die zu Ihm rufen Tag und Nacht.“ Da prüfe sich denn Jeder, ob er zu Denen gehört! Nur ihnen gilt die Verheißung der Erhörung; denn sie allein sind es, die wahrhaft beten; ihr Gebet ist ein „Rufen“, ein „Rufen zum Herrn“, ein beständiges Rufen; „sie rufen Tag und Nacht.“ Also das Gebet der Auserwählten Gottes ist zunächst ein Rufen oder Schreien. Es ist der Schrei des Herzens, der Schrei des Bedürfnisses, der Schrei einer Seele, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit und die von dem Vater im Himmel das Brod des Lebens begehrt. Es ist der Schrei des eben gebornen Kindes, das durch sein Bedürfniß oder auch durch seinen Schmerz sein Leben ankündigt. Es mag dies Schreien je nach den äußern und innern Umständen in dem Leben eines Kindes Gottes mehr oder weniger stark und dringend sein; aber das Gebet eines Erlöseten des Herrn wird sich von dem eines Menschen, der noch todt ist in Sünden und Uebertretungen, immer wesentlich dadurch unterscheiden, daß es in der That ein Schrei des Bedürfnisses genannt werden kann. Den natürlichen Menschen treibt nicht das Gefühl des Bedürfnisses zum Herrn hin; darum kann er auch nur Gebete hersagen, nicht aber wahrhaft, d.h. von Herzen, beten. Wer aber nur einen, wenn auch noch so schwachen Funken des Lebens aus Gott empfangen hat, der tritt, wenn er betet, mit seinem Herzen vor Den hin, der ihm in Seinem Worte sagen läßt: „Ihr sollt mein Antlitz suchen!“ Mag sein Glaube in mancher Beziehung noch unklar sein, mag er, wie jener blinde Bartimäus, mit Jesu reden, ohne ihn noch zu sehen; weil er ihn mehr mit dem Verlangen des Herzens, als mit der Erkenntniß des Verstandes erfaßt; mag es ihm schwer werden, sich Menschen gegenüber über das, was in ihm vorgeht, auszusprechen: sein Gebet ist dennoch das der Auserwählten, weil es aus dem Bedürfniß des Herzens kommt. (Auguste Rochat)

18:8 Ich sage euch: Er wird sie erretten in einer Kürze. Doch wenn des Menschen Sohn kommen wird, meinst du, daß er auch werde Glauben finden auf Erden?
Jesus will uns zum anhaltenden Gebet ermuntern. Darum zeigt er uns das Bild einer Witwe, die in ihrer Not unablässig einen menschlichen Machthaber angeht, bis sie von ihm Hilfe erfährt.
Wir wollen das Bild dieser Frau näher ansehen, und ihre Not, ihr einziges Rettungsmittel und ihre Hilfe betrachten.
1.
Die Frau war Witwe. Ihres Beschützers, ihres Mannes, war sie beraubt. Ein schlimmer Mensch verübt nun an dieser armen Frau eine Ungerechtigkeit. Ihre Lage wird entsetzlich schwer und drückend.
Der Heiland sieht in der trostlosen Lage der armen Frau ein Bild der Not, in welcher seine Gemeinde am Ende der Tage sich befinden wird. Demnach haben sich die Jünger Jesu in der 'letzten Zeit' nicht auf sonnige, liebliche, angenehme Tage gefaßt zu machen. Im Gegenteil! Es werden Zeiten der Unterdrückung, der Ungerechtigkeit hereinbrechen. Die Gemeinde wird die rohe Selbstsucht des Widersachers zu fühlen bekommen. Zeiten werden hereinbrechen, wo die Welt beweisen wird, daß sie im Grunde die gleiche Art hat, wie zur Zeit Jesu, da sie den Herrn an das Kreuz brachte!
2.
Was soll die Gemeinde Jesu nun tun? Soll sie sagen: Hilf dir selbst, so hilft dir Gott? Soll sie zur Selbsthilfe greifen und gegen jenen Widersacher eine rachsüchtige Unternehmung veranstalten? Nein! Die Witwe geht den vorschriftsmäßigen Weg, indem sie sich an die für solche Fälle vorhandene Obrigkeit, an den Richter der Stadt wendet mit der Bitte um Abhilfe ihrer Not.
Der Richter an jenem Ort war aber ein ungerechter Mann. Er fürchtete Gott nicht und fragte auch nicht nach den Menschen. Er ließ den Bösewicht ruhig gewähren und bekümmerte sich nicht um die der Witwe immer aufs neue widerfahrene Ungerechtigkeit. „Er wollte lange nicht.“
Was tut die Witwe? Sie geht immer aufs neue zum Richter. Sie hält ihm ihre Not vor. Sie fleht ihn an, seines Amtes zu walten und ihre Recht zu verschaffen. Und das tut sie immer aufs neue. Trotz aller Abweisung läßt sie nicht nach.
Immer wieder bittet sie von ihm, zu tun, was seine Pflicht und Schuldigkeit war. Das waren gewiß saure Gänge. Wie mag der ungerechte Mensch sie angefahren haben! Aber sie ließ sich nicht abschrecken und wurde nicht müde.
Mit diesem Verhalten der Witwe zeigt Jesus den Gemeinden der Endzeit ihren gottgewiesenen Weg. Wenn es wieder und wieder so aussieht, als ob alles Beten gar nichts nütze, so soll sich die Gemeinde der Auserwählten nicht abschrecken lassen durch solche scheinbaren Mißerfolge ihrer Gebete, sondern fortfahren und anhalten mit Flehen zu Gott. Jesus ermuntert zum zähen Anhalten am Gebet. Welch eine freundliche Erlaubnis gibt er uns damit. Menschen können es unverschämt finden, wenn man sie nach wiederholter Abweisung immer wieder bemüht. Man könnte solches Verhalten zudringlich, frech und dreist und unbescheiden nennen. Gott aber läßt uns geradezu auffordern, so zu handeln! Er, der heilige, gerechte Richter, will angelaufen sein. Er hat es direkt angeordnet und bestimmt: Immer wieder zu mir kommen! Nicht müde werden im Beten und Anrufen!
Wohlan, so laßt uns von dieser Erlaubnis Gebrauch machen. Solche Aufforderung stärkt den Mut in schwerer Zeit und gibt Aussicht auf endlichen Erfolg. Nur nicht matt werden! Nur nicht im Gebet nachlassen! Der Sieg muß endlich kommen, so gewiß sein Wort Wahrheit ist!
3.
Die Hilfe brach endlich herein. Zwar war sie lange ausgeblieben. Die Worte: „Er wollte lange nicht“ deuten auf eine lange Gedulds- und Wartezeit jener armen Frau. Der ungerechte Richter, der weder Gott noch Menschen scheute, wurde durch das anhaltende Bitten der Witwe zuletzt doch bewogen, ihr Hilfe zu schaffen.
Jesus fordert die Jünger auf, den Urteilsspruch jenes Richters anzuhören und aus ihm zu lernen. „Höret hie!“ Ja, aus den Worten eines gottlosen Menschen sollen sie etwas Gott Wohlgefälliges lernen.
„Höret hie!“ ruft Jesus auch uns zu.
Wenn jener ungerechte Richter auch durch das anhaltende Bitten gegen seinen Willen bewogen wurde zum hilfreichen Eingreifen, wie viel mehr wird Gott, der nicht ungerecht, sondern gerecht, der nicht lieblos, sondern barmherzig ist, zur rechten Zeit ganz gewiß seine rettende Hand ausstrecken.
Höret den Urteilsspruch des Richters! Wie mag der Witwe zumute geworden sein, als sie endlich sein Machtwort hörte: „Es soll dir geholfen werden!“ Wie mag der Widersacher gezittert haben, als nun endlich seine Ungerechtigkeit ans Licht kam und verurteilt wurde.
Gott wird auch retten seine Auserwählten, die am Rufen bleiben. Der Widersacher ist nicht der höchste Gewalthaber. Er hat nicht das letzte Wort zu sprechen. Das tut der, zu dem die Auserwählten schreien bei Tag und Nacht.
Wenn Gottes Eingreifen zu seiner Zeit plötzlich erfolgt, wird die Wahrheit der Worte offenbar werden: „Dieser Zeit Leiden sind nicht wert der Herrlichkeit, die an uns soll offenbart werden.“
Laßt uns nur den Glauben halten, der mit der Witwe immer wieder zur rechten, höchsten Instanz eilt, bis uns Hilfe zuteil wird. Je länger sie ausbleibt, um so herrlicher wird sie werden. (Alfred Christlieb)

18:9 Er sagte aber zu etlichen, die sich selbst vermaßen, daß sie fromm wären, und verachteten die andern, ein solch Gleichnis:

18:10 Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, zu beten, einer ein Pharisäer, der andere ein Zöllner.

18:11 Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst also: Ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie die anderen Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner.

18:12 Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich habe.

18:13 Und der Zöllner stand von ferne, wollte auch seine Augen nicht aufheben gen Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig!

18:14 Ich sage euch: Dieser ging hinab gerechtfertigt in sein Haus vor jenem. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.2); 3)
Herr Gott, gnädig und barmherzig, geduldig und von großer Güte und Treue, dürfen wir uns, schnöde Sünder, unterwinden, vor Deinen Thron zu kommen, die wir mit unseren schweren und großen Sünden Deinen Zorn und Ungnade verdient haben? Ach, wie oft haben wir Deine rufende Gnadenstimme verachtet, den Reichtum Deiner Langmut missbraucht, an Deinem Gnadentische Besserung angelobt und dennoch das Gelübde des Bundes so schlecht gehalten! Mußte Paulus sich den vornehmsten aller Sünder nennen, wie wollen wir denn vor Dir bestehen, wenn Du mit uns armen Sündern willst ins Gericht gehen? Ach, unsere Sünden zeugen wider uns und unsere Missetaten reichen hinan bis an den Himmel. Willst Du, o Gott, mit uns rechten, so sind wir verloren, ja, wert, dass uns die Donnerstimme Deines Gesetzes Hölle, Tod und Verdammnis zuerkennete. Aber ach, wir werfen uns mit blutenden Herzenswunden vor den Thron Deiner Gnade; wir sind die Kranken, die des Arztes bedürfen; die Unreinen, die des Waschens nötig haben; die Aussätzigen, welche rufen: Gnade, Gnade. Tilge aus, o Gott, unsere Sündenmenge und wirf sie hinter Dich in die Tiefe des Meeres, dass ihrer in Ewigkeit nicht gedacht werde. Wir schlagen an unsere harte Brust mit de- und wehmütigen Bußgebärden und sprechen mit Zöllnerherzen: Hier liegt die Sünde, die Gott erzürnt, Menschen beleidigt und das Gewissen verletzt hat; hier liegt auch das bußfertige Herz: lass Dir das ein wohlgefälliges Opfer sein. O Gott, sei uns armen Sündern gnädig! Teuerster Jesus, bitte für uns bei Deinem himmlischen Vater! Wir lassen Dich nicht, Du segnest uns denn; darum lass uns hören Freude und Wonne, dass die Gebeine wieder fröhlich werden, die Du zerschlagen hast. Lass uns Deine Gnadenstimme hören: „Sei getrost! Dir sind deine Sünden vergeben!“ Dann werden wir, gerechtfertigt und geheiligt, uns niederlegen, bis Du uns einst wirst verherrlichen und aufnehmen in die ewigen Hütten des Himmels. Amen. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Es sollte uns nicht schwer fallen, uns zu demütigen, denn was haben wir, worauf wir stolz sein können? Wir sollten den niedrigsten Platz einnehmen, ohne daß uns das erst gesagt würde. Wenn wir vernünftig und ehrlich sind, so werden wir klein in unsren eignen Augen sein. Besonders sollten wir im Gebet zum Herrn bis zum Nichts zusammenschrumpfen. Da können wir nicht von Verdienst sprechen, denn wir haben keins; unsre eine und einzige Berufung muß die auf Barmherzigkeit sein: „Gott sei mir Sünder gnädig.“
Hier ist ein tröstliches Wort vom Throne. Wir sollen vom Herrn erhöhet werden, wenn wir uns demütigen. Für uns geht der Weg aufwärts bergab. Wenn wir des eignen Ichs entkleidet sind, dann sind wir mit Demut bekleidet, und dies ist die beste Tracht. Der Herr will uns erhöhen zum Frieden und zum Seelenglück; Er will uns erhöhen zur Erkenntnis seines Wortes und zur Gemeinschaft mit Ihm selber; Er will uns erhöhen zur Freude an der gewissen Vergebung und Rechtfertigung. Der Herr verleiht denen Ehre, die sie zur Ehre des Gebers tragen können. Er gibt nützliches Wirken, gute Aufnahme bei Menschen und Einfluß denen, die nicht dadurch aufgeblasen werden, sondern erniedrigt durch ein Gefühl größerer Verantwortlichkeit. Weder Gott noch Menschen werden gern einen Mann erheben, der sich selbst erhebt, aber beide, Gott und gute Menschen, vereinen sich, bescheidenen Wert zu ehren.
O Herr, erniedrige mich in mir selbst, damit ich in Dir erhoben werde! (Charles Haddon Spurgeon)


Wenn wir uns in unserer frommen Haltung wohlgefallen, kann uns der Gedanke anfechten, Jesus habe hier den Weg, der zur Gerechtigkeit vor Gott führt, breit gemacht, da er den schmerzhaften Rückblick auf das Finster, was geschehen ist, und das kurze Gebetlein, das Gott die Verschuldung gesteht, mit dem Freispruch beantwortet hat, der aus dem Bereuenden den Gerechtfertigten macht. Aber der Gedanke, das sei ein leichter Weg zu Gott, wäre falsch; hier hat vielmehr Gottes schwerer Schlag einen Menschen getroffen und ihn mit Wucht zerbrochen. Bis der Geschäftsmann aus seinem Büro herausgejagt war, weg von seiner Kasse und weg von seinen Rechnungen, bis er sich zum Gang in den Tempel entschloss zu dem, den er im Tumult des gierigen Erwerbens und im Taumel der wilden Lust lange vergessen hat, bis er, der vornehme, von jedermann geehrte Mann, als der Büßende vor Gott stand, mit den weit geöffneten Augen, die seine Untaten sehen mussten, über die er doch längst die dichten Hüllen bereitet hatte, bis alle seine Versuche, sich zu behaupten und selbst zu rechtfertigen, zerschlagen waren, ist vieles geschehen, ein harter Kampf des Menschen, bei dem er mit List und Trotz alle seine Kräfte verzehrte, bis er zusammenbrach und ein gewaltiges göttliches Werk, zu dem das Wort des Propheten passt: Du hast mir Mühe gemacht mit deinen Sünden. Darum handelt nun Jesus nach seinem Amt, das ihn beruft, das Werk des Vaters zu vollenden. Den Freispruch kann sich der Zöllner nicht selber geben. Er muss mit der Last der Schuld und mit der Pein der Buße zurückkehren in sein Haus. Jesus aber bringt zur Vollendung, was der Vater begonnen hat, und sagt dem, der schuldig ward und um Gnade bat: Du bist gerechtfertigt. Gab es denn etwas Gerechtes an dem, was er tat? Er verurteilte sich und damit gehorchte er der Wahrheit; doch das ist erst der Anfang seiner Aufrichtung. Er kam zu Gott; das ist für uns der rechte Weg. Er kam zu Gottes vergebenden Barmherzigkeit. Das ist das, was wir Menschen tun können, um Gott die Ehre zu geben. Mehr können wir nicht. Wir brauchen nun den, der uns die Antwort auf unser Bitten gibt. Er ist aber da. Gott schweigt nicht; er hat gesprochen. Er spricht zu uns allen durch Jesus und er spricht uns durch Ihn frei. Nun kommt die Buße zu ihrem Ziel; denn nun kommt zu ihr der Glaube hinzu.
Dafür will ich, Herr Gott, Dich loben und alle, soweit ich kann, herbeirufen, Dich zu loben, Dich, der Du uns krönst mit Gnade und Barmherzigkeit. Amen. (Adolf Schlatter)


Wo findet mans zusammen? Beim armen Zöllner. Fünf kunststücklein lerne ich von ihm. Kurz ist sein Bußseufzerlein, aber wer kanns ihm von Herzen ohne viel Thränen nachsprechen? Gott sei mir Sünder gnädig; ein Kunststücklein ists, daß er Gott und den Sünder vereinigt. Du entfernst dich von Gott durch die Sünde, trittst wieder nah zu ihm durch die Buße. Magst du auch Feuer und Stroh bei einander legen, daß das Stroh nicht anbrenne? Ist nicht Gott ein verzehrend Feuer in seinem Zorn? Sind nicht die Sünder wie die Stoppeln? Aber das thut der Glaube. Der weiß, daß Gott nirgend lieber ist, als beim Sünder, wie der Arzt nirgend lieber ist, als beim Kranken.
Noch ein Kunststücklein ist, daß er Sünde und Gnade vereinigt, die doch mit einander streiten als Feuer und Wasser. Wie reimt sich Gnade und Sünde? Auf Sünde gehört nicht Gnade, sondern Ungnade und Zorn. Was sagt Moses dazu? Aber der Glaube gründet sich auf die Trostsprüchlein göttlichen Worts, darin den bußfertigen Sündern Gnade angekündigt wird. Hesek. 33. Matth. 11. Er macht die Zueignung auf sich und spricht: Die Gnade, die allen bußfertigen Sündern zugesagt ist, wird auch mir bußfertigem Sünder nicht abgesagt werden.
Das dritte Kunststücklein ist, daß er die Gnade zur Mittlerin erwählt zwischen Gott und sich; Gott sei mir Sünder gnädig, Gott hie, der Sünder da, die Gnade in der Mitte. Gott hat das Schwert gezückt, der Sünder den Rücken geblößt, die Gnade fällt Gott in die Arme und hällt das Schwert. Gott zürnet, der Sünder weinet, die Gnade stillet und tröstet. Laß ja deine Werke nicht ins Mittel treten zwischen Gott und dir, denn mit deinen Werken verdienst du den Tod. In dir findest du nichts, was mitteln könne; darum verzage nur gänzlich an dir und hänge dich lauterlich an die Barmherzigkeit Gottes.
Das vierte Kunststücklein ist, daß er die Gnade Gottes allein in Christo sucht. Sei gnädig, sagt er, das ist, um des Messias willen, welchen du hast vorgestellt zu einem Gnadenstuhl durch den Glauben in seinem Blut, vergieb mir meine Sünde. Kein Heiliger kann dir Gnade erwerben. In Jesu allein ruhet die Gnade Gottes. Jesum ergreifen, Gottes Gnade mit ergreifen. Ach, wenn du Jesu Wunden deinem Gott zeigst, so blutet ihm sein Herz, er muß dir gnädig sein. Darum an Jesum halte dich. Ist in dir Sünde, bei ihm ist die Gerechtigkeit. In dir der Fluch, bei ihm der Segen. In dir der Tod und die Verdammniß, bei ihm das Leben und die Seligkeit. Er kann mehr zahlen als du schuldig bist. Ein Tröpflein seines heiligen Blutes ist kräftig genug, deine und aller Welt Sünde auszutilgen.
Das letzte und beste Kunststücklein ist, daß er Beichte und Absolution in ein Seufzerlein fasset. Die Beichte ist, mir Sünder, oder ich armer Sünder. Die Absolution: Gott sei mir gnädig, oder wirst gnädig sein. Rund gebeichtet, rund absolvirt. Ich spreche: Ich bin ein armer Sünder. Was will Gott mit mir machen? Verstoßen kann er mich nicht, seine Barmherzigkeit leidets nicht, noch viel weniger sein Eid; hat er doch geschworen, so wahr als ich lebe, ich habe keinen Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern daß sich der Gottlose bekehre und lebe. Ezech. 33, 11. Gott muß mir antworten: Ich bin dir gnädig. Ach ja. Auf Erden geht Recht vor Gnade. Im Himmel geht Gnade vor Recht.. Es ist noch immer Gnade bei Gott für einen armen Sünder. Gott selbst läuft dem Sünder nach, bietet ihm seine Gnade an lockt und ruft: Kehre wieder, du abtrünniges Israel, so will ich mein Antlitz nicht gegen euch verstellen, denn ich bin barmherzig und will nicht ewiglich zürnen. Jer. 3, 12. Darauf wage ichs, kehr mit dem verlornen Sohn wieder zurück, und spreche: Vater, ich habe gesündigt im Himmel und vor dir, und bin nicht werth, daß ich dein Sohn heiße, nimm mich wieder zu Gnaden. Luc. 15, 18. 19. Gott wirds thun, das weiß ich. (Heinrich Müller)


Wenn du betest, so laß dein Herz lieber ohne viele Worte sein, als deine Worte ohne Herz und Inbrunst. Dein Gott sieht das Herz an, ob Demuth, Inbrunst, Glaube und Vertrauen in demselben ist. Und da bedenke, daß Er deine Gedanken schon von ferne versteht, und kein Wort auf deiner Zunge ist, daß Er nicht alles wisse! Er versteht selbst den Rath der Herzen, und wird ihn einst auch offenbaren. 1. Cor. 4, 5. Man kann Ihm daher kein gemaltes Feuer vormachen, wie jener Pharisäer. Er hatte mehr Worte als der Zöllner, dieser aber mehr Herz als jener, darum ging er gerechtfertigt herab in sein Haus. (John Bunyan)

18:15 Sie brachten auch junge Kindlein zu ihm, daß er sie anrühren sollte. Da es aber die Jünger sahen, bedrohten sie die.

18:16 Aber Jesus rief sie zu sich und sprach: Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes.

18:17 Wahrlich ich sage euch: Wer nicht das Reich Gottes annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.

18:18 Und es fragte ihn ein Oberster und sprach: Guter Meister, was muß ich tun, daß ich das ewige Leben ererbe?

18:19 Jesus aber sprach zu ihm: Was heißest du mich gut? Niemand ist gut denn der einige Gott.

18:20 Du weißt die Gebote wohl: „Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.“

18:21 Er aber sprach: Das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf.

18:22 Da Jesus das hörte, sprach er zu ihm: Es fehlt dir noch eins. Verkaufe alles, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge mir nach!

18:23 Da er aber das hörte, ward er traurig; denn er war sehr reich.

18:24 Da aber Jesus sah, daß er traurig war geworden, sprach er: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen!

18:25 Es ist leichter, daß ein Kamel gehe durch ein Nadelöhr, denn daß ein Reicher in das Reich Gottes komme.

18:26 Da sprachen, die das hörten: Wer kann denn selig werden?

18:27 Er aber sprach: Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.

18:28 Da sprach Petrus: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.

18:29 Er aber sprach zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: Es ist niemand, der ein Haus verläßt oder Eltern oder Brüder oder Weib oder Kinder um des Reiches Gottes willen,

18:30 der es nicht vielfältig wieder empfange in dieser Zeit, und in der zukünftigen Welt das ewige Leben.

18:31 Er nahm aber zu sich die Zwölf und sprach zu ihnen: Sehet, wir gehen hinauf gen Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von des Menschen Sohn.
Mit gutem Willen, mit der hellsten Einsicht und mit dem lautersten Gehorsam ging der HErr Jesus in Seinen Tod hinein; denn Er wußte, was Ihm zu Jerusalem begegnen werde, und ging doch mit Seinen Jüngern dahin. Seine Apostel mußten mit Ihm dahin gehen, damit sie nicht nur Zeugen Seines Leidens und Seiner Auferstehung sein, sondern auch in die Gemeinschaft Seiner Leiden und Seiner Freude nach Seiner Auferstehung eintreten könnten. Jerusalem wird in der heiligen Schrift die Stadt des großen Königs und eine heilige Stadt genannt, weil der Tempel oder das Haus Gottes darin war. Noch mehr ist diese Stadt durch den Sohn Gottes geehrt worden, welcher darin oft gelehrt und Wunder gethan hat. Merkwürdig aber ist, daß diese Stadt, die doch bei ihren großen Vorzügen eine Mörderin der Propheten, ja des Sohnes Gottes wurde, das Vorbild der Stadt Gottes war, welche das neue Jerusalem genannt ist. Gleichwie das irdische Jerusalem von der Zeit Davids an eine gemeinschaftliche Stadt der Israeliten war, wie es denn zwar das ganze Volk Israel um der irdischen Unvollkommenheit willen nicht fassen konnte, aber doch Leute von verschiedenen Stämmen darin wohneten, 1 Chron. 10. Esr. 2., und alle israelitischen Männer jährlich dreimal sich darin versammeln mußten: also ist das neue Jerusalem die gemeinschaftliche Wohnung derer, die aus den zwölf Stämmen Israels durch den Glauben die völlige Seligkeit erlangen, und der Glaubigen aus den Heiden, welche diesen zwölf Stämmen einverleibt und für Israeliten gerechnet werden; weßwegen auch die Namen dieser zwölf Stämme an die zwölf Thore dieser heiligen Stadt geschrieben sind. Gleichwie auch in dem irdischen Jerusalem der Tempel Gottes und der von Gott bestätigte Thron Davids war: also wird zwar in dem neuen Jerusalem kein erschaffener Tempel, doch aber der Thron Gottes und des Lammes, übrigens aber Gott selber der Tempel sein. Zu diesem neuen Jerusalem sind die Glaubigen des Neuen Testaments, alldieweil sie noch auf Erden wallen, gekommen, wie Paulus Hebr. 12,22. redet. Sie sind so dazu gekommen, daß sie es als das Ziel ihres Laufes vor Augen haben, es zu erreichen hoffen, und bei dieser Hoffnung sich an der Herrlichkeit desselben, die im Wort Gottes beschrieben ist, ergötzen dürfen. Dieses Alles aber hätte nicht statt, wenn der HErr Jesus nicht in das irdische Jerusalem hinaufgegangen und da ein Opfer für unsere Sünden worden wäre. Bei der Verklärung auf dem Berge redeten Moses und Elias von dem Ausgang, den Jesus zu Jerusalem erfüllen solle; also sollen wir bei der Betrachtung des herrlichen neuen Jerusalems an den Todeskampf, an die Schmach, Schläge, Verurtheilung und den Kreuzes-Tod gedenken, die Jesus in und bei dem alten Jerusalem zu unserm Heil gelitten hat. Durch diese Leiden ist Er uns der Weg in das neue Jerusalem und zum Vater selber worden.(Magnus Friedrich Roos)

18:32 Denn er wird überantwortet werden den Heiden; und er wird verspottet und geschmähet und verspeiet werden,

18:33 und sie werden ihn geißeln und töten; und am dritten Tage wird er wieder auferstehen.
Auf dem Wege nach Jerusalem findet man Passionsgedanken. Daß, leider! die wenigsten Menschen sie haben, kommt daher, daß sie begriffen sind auf dem Wege herab zur Welt. Da wollen die Weltgedanken die Passionsgedanken nicht ins Herz lassen, denn wie reimet sich zusammen die Welt, die Alles vollauf will, und der leidende Jesus, der nicht hat, da er sein Haupt hinlegen könne, der da hanget am harten Holz und läßt sich legen in ein fremdes Grab? Wie schicket sich zusammen die lachende Welt, die allezeit zu leben begehrt in Herrlichkeit und Freuden, und der traurige Jesus, der Blut weinet im Oelgarten und vor Angst rufet: Meine Seele ist betrübt bis in den Tod! Wie reimet sich die prächtige Welt, die allezeit hoch hinaus will, und der niedrige Jesus, der sich zertreten läßt, wie ein Wurm? Was ists dann Wunder, daß in die Weltherzen die Passionsbetrachtungen nicht hinein wollen? Es hat sich darinnen erbildet (Gestalt und Macht gewonnen) die Augenlust, die Fleischeslust und hoffärtiges Wesen, das sich gar nicht reimet mit dem Leiden Christi. Aber es sind dennoch auch Seelen, die begriffen sind auf dem Wege hinauf nach dem neuen Jerusalem; in diese Seelen können die Passionsgedanken eingehen. Vor Zeiten haben die alten Christen an den Wegen aufgerichtet Bildnisse des gekreuzigten Heilands, damit die Wandersleute seiner gedächten und sich des Kreuzes Christi getrösten könnten. Auf dem Wege der Christen, der da hinführt zu dem neuen Jerusalem, erbildet sich der gekreuzigte Jesus im Herzen der Glaubigen als ein lebendiger Trostspiegel, daraus alle Erquickung kommt für mühselige und beladene Herzen. Solchen Seelen will ich im Namen Gottes die Passionsgeschichte erklären. (Heinrich Müller)

18:34 Sie aber verstanden der keines, und die Rede war ihnen verborgen, und wußten nicht, was das Gesagte war.

18:35 Es geschah aber, da er nahe an Jericho kam, saß ein Blinder am Wege und bettelte.

18:36 Da er aber hörte das Volk, das hindurchging, forschte er, was das wäre.

18:37 Da verkündigten sie ihm, Jesus von Nazareth ginge vorüber.

18:38 Und er rief und sprach: Jesu, du Sohn Davids, erbarme dich mein!

18:39 Die aber vornean gingen, bedrohten ihn, er sollte schweigen. Er aber schrie viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich mein!

18:40 Jesus aber stand still und hieß ihn zu sich führen. Da sie ihn aber nahe zu ihm brachten, fragte er ihn

18:41 und sprach: Was willst du, daß ich dir tun soll? Er sprach: HERR, daß ich sehen möge.

18:42 Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend! dein Glaube hat dir geholfen.

18:43 Und alsobald ward er sehend und folgte ihm nach und pries Gott. Und alles Volk, das solches sah, lobte Gott.4); 5); 6); 7); 8)
Gekommen ist die Zeit, wo mein Heiland wandelte nach der heiligen Stadt; bald werden sie Ihn mit Hosianna empfangen, und dann über Ihn rufen: Kreuzige Ihn! O du Fülle des Gehorsams, wer kann es dir gleich tun? O du lauterste Demut und Ergebung, wer kann sich mit dir messen? Alle Flammen sind kalt gegen die Liebe, welche in diesem göttlichen Herzen schlägt. O dass, wenn ich nun den Tag feiere, an welchem Er einzog, Er auch zu mir einziehen möchte! O dass, wenn Er nun kommt, Er nicht über mich weinen dürfte! Mein König und mein Gott, wie soll ich Dich begrüßen? Werde ich, wenn Du den Tempel meines Herzens reinigen willst, anheben und sagen: Aus was für Macht tust Du das? Oder werde ich lieber ein Unmündiger sein, aus dessen Munde Du Dir Lob zurichtest? Werde ich als ein unnützer Feigenbaum am Wege stehen, der verdorren muss; oder wirst Du Früchte des lebendigen Glaubens an mir finden? Ich habe es gesagt, und sage es noch, und werde es immer sagen: Gibst Du mir nicht, so habe ich nicht; reinigst Du mich, so werde ich rein; machst Du mich reich, so trage ich die Fülle. Darum bitte ich Dich, Du lebendige Liebe, gehe ein in meine Seele, dass sie wahrhaftig lieben könne. Lieben, - ja, Dich, der Du nun zum Ölberge wallst, und für mich, auch für mich betest: „Heilige ihn in Deiner Wahrheit,“ und für mich, auch für mich betest, dass mein Glaube nicht aufhöre, dass ich nicht verloren sei; der Du auch um meinetwillen ringest in Gethsemane, und, Jerusalems hochgekrönter König, mit stummen Lippen fragst, ob sie wissen, was sie an Dir tun? Lieben Dich, der Du die Glieder den Nägeln darreichst, mich vom ewigen Schmerz zu erretten, und Dein heiliges Leben verblutest, auf dass ein Sünder selig werde; ja, lieben, so es möglich wäre, wie Du; dulden, so es möglich wäre, wie Du; wirken endlich, so Du mich würdig hast gemacht, wirken zum großen Gemeinwohl, mit Dir, dem alle Gewalt gegeben ist, nachdem ich auch im Kleinen treu erfunden worden. Eines aber bitte ich besonders von Dir. Gleichwie in Deinem Munde kein Betrug war, und ist keine Lüge über Deine Lippen gegangen: so wollest Du mich bewahren vor aller Heuchelei, auf dass ich nicht etwa Dein Kreuz im Munde führe, und meine meinen Vorteil damit und meine Bequemlichkeit und Sinneslust; oder es mir nur ein Wahnbild sei, als ob das Holz mich könnte selig machen; oder treibe gar der Sünden desto mehr, weil ich fromm scheine und glaube – ach, wie ein Teufel, welcher zittert. Oder dass ich nicht rede von dem Göttlichen, der seine Lehre mit dem Tode besiegelt hat, und verstehe heimtückisch einen kühnen Menschen darunter, der vielleicht besser getan hätte, den großen Gang zur Stadt seiner Feinde jetzt noch nicht zu wagen, und kenne das Lamm Gottes nicht, welches der Welt Sünde trägt. Vor solchem Allen bewahre uns durch Dein blutiges Verdienst, o Herr und Heiland. So werden wir in der Wahrheit stehen, und die Wahrheit wird uns frei und wird uns weise machen. So werden wir Dir herzlich dankbar sein, und Deine rechten Jünger durch rechte Nächstenliebe, Feindesliebe, Glauben an Gott und Glauben an Dich. So werden wir nicht aus Trägheit oder Zagheit, sondern als Deine Nachfolger, Kreuz tragen und still halten, wenn wir gekreuzigt werden, bis das sündige Herz sich gar ausgeblutet hat, und das Gesetz in den Gliedern verronnen ist, und es vollbracht ist an uns, was vollbracht werden musste; bis die Felsen brechen, und Gott und Mensch uns Zeugnis gibt, und wir eingehen in die Ruhe und in das stille Land, welches aufnimmt Alle, die zu Deiner Rechten gekreuzigt sind, und deren Tage ihrer Wallfahrt unter den Irdischen eitel und böse gewesen; bis die Nacht scheidet, und das Licht anbricht, und der Lenz der höhern Ostern mit unsterblichem Blütenduft uns anweht, und die Boten aus den heiligen Tausenden im Lichtgewand uns begegnen, und wir Preis geben dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamme, das geopfert ward. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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