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Binde, Fritz - Betet allezeit

Binde, Fritz - Betet allezeit

„… allezeit beten und nicht lässig werden …„

Luk. 18, 1

Beten ist die Hauptarbeit der Gläubigen. Das Gebet soll die Einleitung zu jeder anderen Arbeit sein und es muß die Gewähr für einen rechten Fortgang und für die Gott wohlgefällige Vollendung jeder Arbeit sein. Ohne Gebetsarbeit fruchtet kein Bibellesen, gedeiht kein Bibellesen, erfüllt sich kein Berufsleben. Kulturarbeit tun ist der stolze Lebensausdruck der Kinder dieser Welt. Gebetsarbeit hingegen ist der besondere Lebensausdruck der Kinder Gottes. Ich sage ausdrücklich: „Lebensausdruck der Kinder Gottes“, denn viele meinen, das Beten sei nur ein Vorrecht der Kinder Gottes. Gewiß ist es das auch. Aber wäre es nur das, dann wäre es zu wenig.

Von einem Vorrecht kann man Gebrauch machen, wie es einem beliebt. Beten oder nicht beten ist aber nicht in unser Belieben gestellt, sondern allezeit zu beten ist der treuste, notwendigste und unverlierbarste Ausdruck unseres neuen Lebens aus Gott und ist darum, wie gesagt, unsere Hauptaufgabe vor und für Gott.

Viele Gläubigen kennen aber die Bedeutung der Gebetsarbeit noch gar nicht, weil sie den Zweck des Gebets noch gar nicht erkannt haben. Eine zum Grübeln geneigte Schwester meinte einmal: „Ich verstehe gar nicht, wieso ich beten soll. Wenn der Vater im Himmel weiß, was wir bedürfen, ehe wir Ihn bitten, warum brauchen wir Ihn nachher noch zu bitten? Und wenn letztlich doch alles nach Gottes Willen geschieht, was brauchen wir da noch beten: Dein Wille geschehe!?“ Ich fragte diese Schwester zunächst, ob sie verheiratet sei, was sie verneinte. Danach forschte ich weiter: „Werden sie als dereinstige Mutter, die weiß, was ihre Kleinen bedürfen, nie wünschen, daß ihre Kinder sie um etwas bitten und für Empfangenes bedanken?“ „Doch, gewiß“, antwortete sie. Und ich fragte weiter: „Aber, werden sie ihren Kleinen Messer, Gabel Schere und Licht geben, wenn sie darum bitten?“ „Nein gewiß nicht!“ „Sehen Sie“, so schloß ich, „so macht es auch Gott, unser liebender Vater im Himmel. Er will unser Danken und Bitten zunächst als Ausdruck unserer kindlichen Abhängigkeit von Ihm. Dann aber gebraucht Er unser Bitten und Beten auch zur Läuterung unseres Willenslebens, indem Er durch Verweigerung unserer verkehrten Bitten uns zur Erkenntnis Seines allein guten Vaterwillens erzieht, damit wir unseren Willen verneinen lernen und betende Bejaher und Mitarbeiter Seines Willens auf Erden werden. So gebraucht Gott unser Gebet als Ausdruck unseres erkennenden und vertrauenden Glaubensgehorsams, der Sein Königreich auf Erden aufrichten hilft. Und dazu dürfen Sie durch Ihr Bitten, Danken und Beten mithelfen!“ Ich hoffe, die Schwester ist durch diese praktische Unterweisung klug und willig zur Gebetsarbeit geworden. Es wird niemand Gebetsarbeit lernen wollen, der nicht gelernt hat, sich von Gott abhängig zu wissen, und nicht lernen will, Ihm glaubend zu vertrauen. Die erste aller Voraussetzungen des Gebets ist unsere Bettelarmut im Geiste. Wer sich selber weise, gerecht und stark hält, hält sich auch für unabhängig von Gott; wie sollte er Bitte, Dank und Anbetung darbringen? Wer sich selber vertraut, wie sollte der sein Vertrauen auf Gott setzen? Wer, groß in sich selbst, nur das Königreich seines eigenen Willens aufzurichten versucht, was soll dem am Kommen das Reiches Gottes und am Geschehen des Willens Gottes liegen? Darum preist Jesus Christus, der Verkündiger und Bringer des Königreichs der Himmel, zuallererst die Bettler im Geiste glückselig, denn ihre bettelarm ausgestreckten Hände werden zu bittenden und betenden Händen, die das Himmelreich der Hilfe und des Willens Gottes erbitten und empfangen werden (Mat. 5, 3). Weil uns allen vor der wirklichen Bettelarmut graut, weil wir alle noch viel zu selbständig sind und uns viel zu wenig abhängig wissen und wir darum unabhängig von Gott leben, beten wir so wenig, ja viel zu wenig. Und somit ist so wenig von Gottes Himmelreich in unserem Leben sichtbar. Laßt uns Jesus, den Meister, auch in der Gebetsarbeit anschauen! In welcher bettelarmen Abhängigkeit vom Vater hat Er doch Sein Lebens- und Tagewerk vollbracht! Wie hat Er allezeit Sein Ohr an des Vaters Mund und Seinen Mund an des Vaters Ohr gehabt! Darum gab es auch in Seinem Leben nicht eine unfruchtbare Sekunde, sondern allezeit ein völliges Geschehen des Willens Gottes. Und bei uns gibt es noch so vieles irrseliges Aufhalten und dürre Unfruchtbarkeit, als es noch Minuten und Zeiten der ichseligen Selbstsicherheit und böse wuchernden Unabhängigkeit Gott gegenüber gibt; es sind die gebetsarmen oder gar gebetslosen Zeiten in unseres Glaubens- bzw. Kleinglaubenslebens. Wahrhaft von Gott abhängiges Beten hat aber als weitere Voraussetzung: die Erkenntnis Gottes nach dem Worte Gottes

Es gibt ein über die Erde verbreitetes, blindes Beten zum „unbekannten Gott“ (Apg. 17, 23), ausgeübt von religiösen Leuten aller Art. Solches Beten kann sogar vollauf Erhörung finden (Ps. 65, 3; Jer. 32, 27), aber ein Beten in den Richtlinien des Wortes und des Reiches Gottes ist das nicht. Ich treffe überall Leute, die, wie sie sagen, auch beten. Jedoch haben sie keine Erkenntnis Gottes oder Christi. Weil sie nur aus religiöser Gewohnheit oder Not des Lebens beten, so ist ihr Beten ein Hersagen toter Formeln oder ein stumpfes seelisches Schreien und Lallen. Soll das Gebet geistlich werden, so muß es aus dem Geiste des Wortes Gottes gespeist werden. So wie uns Gott Sein Wort gegeben hat, um mit uns zu verkehren, so müssen wir lernen, Sein Wort zu benutzen, um mit Ihm zu verkehren. Ohne Leitung und Zufluß aus dem Wort Gottes verirrt sich das Gebet und verarmt. Erst neige dein Herz und Ohr dem Worte, dann wird das Wort dem Gebet deines Herzens und Mundes Richtung, Fülle und Aufstieg geben. So wird deine Abhängigkeit von Gott immer mehr zur Abhängigkeit von Seinem Wort und dein Gottvertrauen immer mehr ein Vertrauen auf Gottes Wort werden. Dabei wirst du immer deutlicher erkennen, daß Bekehrung, Buße und Neugeburt unerläßliche Voraussetzungen sind, um im Willen Gottes zu beten. Bekehrung ist Abkehr von allem im Licht des Wortes Gottes erkannten, Gott-feindlichen Weltwesens (= gleicher Sinn wie Ungläubige); somit auch die Abkehr vom eigensinnigen Weg in Sünde und Ichsucht. Dementsprechend ist Bekehrung nun Umkehr zum himmlischen Wesen des Reiches Gottes, Umkehr zum Weg des Friedens der Seligkeit, Wahrheit und Gerechtigkeit (Luk. 1, 79; Apg. 16, 17; 2. Petr. 2, 2.21) und somit Umkehr zu Jesus, der selbst der lebendige und einzige Weg zu Gott ist (Joh. 14, 6; Hebr. 10, 20). Ohne solche Bekehrung kann kein Menschenherz sich wahrhaft betend Gott zuwenden. Nur die alles durchdringende Bekehrung führt zur rechten Buße und zum lebendigen Glauben, und das erste wahre Glaubensgebet ist immer ein Bußgebet! Buße ist Absage an uns, Glaube Zusage an Gott in Christus. Die Buße entspricht unserer Bettelarmut vor Gott, der Glaube unserem Vertrauen zur Gnade Gottes. Ohne diese bettelarme Ichverneinung und glaubensreiche Jesusbejahung gibt es kein schrift- und gottgemäßes Gebetsleben. Denn ohne Bekehrung, Buße und Glauben gibt es auch keine Neugeburt durch Innewohnen des Heiligen Geistes, der alleine Gott gemäß beten lehrt. Bis dahin mag unser Gebet gottesfürchtiges Gewohnheitsgebet oder frommes Gebet des Herzens gewesen sein, doch erst nach dem Empfang des Heiligen Geistes wird es zur Anbetung im Geiste und in der Wahrheit nach dem Willen Gottes kommen.

Derselbe Heilige Geist, der uns in alle Wahrheit leiten will, leitet uns auch ins rechte Beten hinein. Wie der erhöhte Christus unser Vertreter gegenüber den Anklagen Satans am Throne Gottes ist, so ist der Heilige Geist unser Vertreter in unseren Gebeten auf Erden. Er, der die Herzen erforscht und alleine weiß was der Sinn der Geistes ist, nimmt sich unserer Schwachheit und Unfähigkeit, recht zu beten an, indem Er für uns eintritt in unaussprechlichen Seufzern und die Heiligen so vertritt, wie es Gott angemessen ist (Röm. 8, 26.27). Nun empfangen wir unsere Gebetsanliegen nicht mehr durch Gewohnheit oder Not von unten her, sondern durch die Leitung des Heiligen Geistes von oben her. Die Liebe Gottes, die durch den heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen ist (Röm. 5, 5) wird nun zur Seele unseres Gebets. Durch sie erinnert uns der Heilige Geist an die Verheißung Gottes, deren Gnadeninhalt wir betend und bittend empfangen sollen. Durch sie eröffnet Er uns den Einblick in den Heilsplan Gottes, daß wir diesem Plane gemäß beten und denselben betend mitverwirklichen helfen. Durch sie, die Liebe Gottes, drängt uns der Heilige Geist zu jeder Art von geistlicher Fürbitte. Des weiteren will Er uns auch hinleiten zu einem betenden Fragen nach unserer persönlichen Berufung und Erwählung um diese fest zu machen und ihr gemäß wandeln zu lernen. So ist die Innewohnung des Heiligen Geistes die unerläßliche Voraussetzung für geistliches, Gott-gemäßes Beten. Und infolgedessen ist sie auch die Voraussetzung für erhörliches Beten.

Gebetserhörung ist ein sehr wichtiges Kapitel. Da darf man gleich sagen: je mehr wir Gott in Christus durch den Heiligen Geist gehören, desto ehrlicher wird unser Gebet sein. Je inniger die Übereinstimmung unseres Willens mit dem Willen Gottes auf Grund des Wortes Gottes, desto gewisser ist die Erhörung unseres Gebets. Je inniger die Übereinstimmung unseres Willens mit dem Willen Gottes, desto gewisser ist die Erhörung unseres Gebetes. Je schriftgemäßer wir glauben und beten, desto treuer wird uns geschehen nach unserem Glauben. Unser Gebetsleben ist überhaupt allezeit die Probe auf unser Glaubensleben. Heißt Glauben Gott beim Wort nehmen, welche Kraft und welche Aussicht auf Erhörung muß dann im Gebet des Glaubens liegen! Tatsächlich macht der Herr Jesus die Erhörung unseres Gebets zuallererst von unserem Glauben abhängig (Mat. 10 + 13). Lebendiger Glauben ist überall dort, wo vom Heiligen Geist gewirkte Ichverneinung und Jesusbejahung ist; solcher einfältigen Jesusbejahung soll das Ja der Gebetserhörung entsprechen.

Wachsamkeit ist ein zweites Erfordernis für Gebetserhörung. Unser Herr sagt nie: Betet und wachet, sondern: Wachet und betet! Warum wohl? Weil Beten ohne Wachen unerhörliches Beten ist. Wachen heißt offene Sinne für Gott haben, damit uns der Heilige Geist zur Erkenntnis und Erfüllung des Willens Gottes hinleiten kann. Wie vielen mangelt diese wache Gemeinschaft mit Gott; wie verfehlt muß also ihr Beten verlaufen. Ins Blaue hinein glauben und beten bringt keine Erhörung. Der Glaube muß nicht nur geistgewirkt sein, sondern auch vom Geist geleiteter, das heißt wacher Glaube sein. Geistliche Wachsamkeit entsteht aber immer nur aus dem tätigen (aktiven) Mißtrauen gegen uns selbst. Jedes auf sich selbst Bauen bringt uns weg von der tätigen Abhängigkeit von Gott. Es lähmt unsere Wachsamkeit, hebt unsere bewußte Gemeinschaft mit Gott im Geist auf und verwirrt und verdüstert unser Beten. Darum will unser Herr immer zuerst unser Ohr und Auge haben, ehe Er unseren Mund begehrt (Mat. 13, 16; Off. 2, 7). Wie viele jammern, den Willen Gottes als Richtschnur für ihr Gebetsleben nicht erkennen zu können! Sie sollten sich fragen, ob sie ein waches inneres Ohr und Auge für das Wort und den Geist Gottes haben. Was wider das Wort Gottes ist, ist auch wider den Willen Gottes und kann nicht Gebetsziel werden. Und was im unbestechlichen Licht des Angesichtes Christi nicht die Feuerprobe des Geistes verträgt, sondern von der ewigen Glut als eigenwilliger Wunsch verzehrt wird, hat auch keine Aussicht auf Erhörung. Im Übrigen bete und bitte nach deiner wachsten Erkenntnis und überlasse im Glauben den Ausgang deiner Gebetsarbeit der Weisheit und Güte Gottes. Wachend und wartend im Gebet wirst du ganz gewiß am Stand und Verlauf der Dinge zur rechten Zeit den Willen Gottes erkennen (1. Joh. 5, 14.15).

Ein drittes Erfordernis für Gebetserhörung ist Aufrichtigkeit; denn dem Aufrichtigen läßt es Gott gelingen (Spr. 2, 7). Wer wachend den Willen Gottes erkannt hat, soll ehrlich danach handeln. Manche aber wollen um den klar erkannten Willen Gottes herumbeten, damit dennoch ihr eigener Wille geschehe. Da gibt es keine Erhörung, sondern nur Sünde. Gäbe es dennoch Erhörung, so wäre sie nur die Strafe für die Sünde. Eine gläubige Tochter bat mich, mit ihr zu beten, ob sie an einer weltlichen Hochzeit teilnehmen dürfe. Schon die Darlegung ihres Anliegens ließ unaufrichtigen Eigenwillen durchblicken. Wir knieten zusammen nieder, und ich bat sie: „Bitte beten Sie zuerst.“ Nun bat sie in den schmeichelhaftesten Worten, der Heiland möge doch so gut sein und ihr erlauben, das Fest zu besuchen - dafür wolle sie Ihm nachher um so williger dienen. Amen. Und nun erwartete sie, ich solle in derselben Weise beten. Aber ich stand einfach auf. „Wollen Sie denn nicht für mich beten?“ fragte sie. „Ist es denn noch nötig?“ fragte ich sie ernst zurück. „Wissen Sie nicht bereits ganz genau, daß Sie auf dem Fest nichts zu suchen haben? Glauben Sie, den Herrn in Ihren schmeichelhaften Reden für sich gewinnen zu können, wobei ich Ihnen noch helfen soll? Schämen sie sich!“ So stellen sich zahllose Beter unwissend vor Gott, obgleich sie längst wissen, was wider den Willen Gottes und somit Sünde ist. Hier gilt: Was nicht aus dem Glauben geht, ist Sünde (Röm. 14, 23).

Umgekehrt zweifeln viele an der Erhörlichkeit ihrer Gebete, obgleich diese längst durch Gottes Wort zugesichert ist. Das Gebet um den Empfang des Heiligen Geistes ist zum Beispiel nach Luk. 11, 13 immer ein erhörliches Gebet; wer es im Glauben betet, darf sich in demselben Glauben einfach aufs Wort hin auch die Erhörung aneignen. Ebenso hast du nicht eine Sekunde auf die Vergebung deiner Sünden zu warten, wenn du im biblischen Glauben an den Gekreuzigten darum bittest. Gleicherweise sind die Gebete des Glaubens um Bekehrung anderer immer erhörliche Gebete, auch wenn man von der Erhörung selbst weder etwas sieht noch hört; denn keines dieser Gebete bleibt völlig wirkungslos.

Andererseits müssen als besondere Hindernisse der Gebetserhörung genannt und erkannt werden: Unwissenheit als Mangel an Erkenntnis, Zweifel als Hängenbleiben an den eigenen Gedanken und Gefühlen, Herzensverhärtung als andauernde Sünden- und Ichliebe, Lässigkeit als Mangel im Ausharren im Gebet.

Nicht wenige Kinder Gottes haben wohl kümmerliche Einzelgebete, aber ein eigentlich erhörliches Gebetsleben führen sie nicht. Gewöhnlich klagt man, man könne nicht recht beten. Wer so spricht, der soll den Herrn bitten: „Herr lehre mich beten“ (Luk 11, 1). Und: wenn jemand Weisheit mangelt, der bitte von Gott, der allen willig gibt ohne zu schelten, so wird sie Ihm gegeben werden (Jak. 1, 5). Ganz gewiß gehört das Gebet um Weisheit und Erkenntnis zu den erhörlichen Gebeten. Beinahe in jedem Brief teilt Paulus am Anfang den Gläubigen mit, daß er für sie bitte, sie möchten mit Erkenntnis erfüllt werden; er wußte, was jene bedurften. Wir haben heute als Quelle der Wahrheit und Erkenntnis die ganze Bibel, die die Auslegung des Wesens Gottes und Christi ist. Aus ihr schöpfe betend die Weisheit zum Beten; sie lehrt lauter erhörliche Gebete. Wer aber ein Kapitel der heiligen Schrift ohne vorhergehendes Gebet um Weisheit liest, der hat es umsonst gelesen. Im Übrigen lerne aus den Psalmen, dem alttestamentlichen Gebetsbuch und auch aus den neueren - aber bibeltreuen - Gebetbücher beten.

Der allergrößte Feind aber des erhörlichen Gebetes sind die Zweifel als Hängenbleiben an eigenen Gedanken und Gefühlen (Jak. 1, 6-7). Glauben heißt: biblisch denken lernen. In diesem Sinne heißt beten: mit biblischen Gedankenwerten rechnen lernen, nämlich Gott bittend beim Wort nehmen. Dabei gehört es eben mit zum ichverneinenden Glaubensgehorsam, die unzulänglichen eigenen Gedanken und unzuverlässigen eigenen Gefühlen unter den Gehorsam Christi gefangen zu nehmen und sie auszuschalten (2. Kor 10, 5). Die menschliche Vernunft wird nie eine gläubige Beterin. Sie liebt überhaupt nicht das von Gott abhängige Beten, sondern reizt stets zum selbstweisen, eigenmächtigem Handeln. Darum will sie das Gebet des Glaubens als eine unerhörte und unerhörliche Einbildung in Verruf bringen und seine Ausübung beeinträchtigen, ja verhindern. Ebenso sind die Wellengänge unserer Gemütsbewegung stete Beunruhiger des Glaubensgebetes. Wie viele Kinder Gottes hegen den Wurm des Zweifels in jedem Blütentrieb ihres Glaubens, der jede Fruchtbildung verhindert! Ihre ängstliche Gebetsversuche kommen über die eigene, verzagende Gedankenhöhe nicht hinaus. Entweder stört sie der lähmende „Zweifelsgedanke“ oder verwirrt sie die sog. „Gedankenflucht“ oder quält sie der Feind gar mit „Lästergedanken“, so daß sie sich der „Sünde wieder den Heiligen Geist“ schuldig glauben. Oder sie klagen über „trockene“ Gebete, weil sie, wie sie sagen, nichts dabei fühlen oder sie halten sich ihrer erlittenen Niederlagen wegen für unwürdig, weiter beten zu dürfen.

Alles dies ist törichte Ichbejahung, statt fruchtbarer Jesusbejahung. Man rechnet mit der Weisheit der eigenen Gedanken, statt mit der Weisheit der Gedanken Gottes in der Bibel. Man bleibt hängen an den eigenen Herzensbewegungen und Gefühlen, anstatt sich an das erbarmungsreiche Herz Gottes zu werfen, das immer größer ist als unser Herz (1. Joh. 3, 19-23). Man erliegt der Unzulänglichkeit der eigenen Taten, anstatt der allein zulänglichen Tat Gottes am Kreuz Christi auf Golgatha zu vertrauen. Dies alles ist nichts als elender Unglaube! Wie kommst du davon los? Nur so: Mißachte und verneine den ganzen Ichschwindel! Gib Gott recht! Dringe durch das Heer deiner gebetsfeindlichen Gedanken, durch die Öde deiner Gefühlsleere, durch die Wüste deiner Verzagtheit, dennoch am Stab des Wortes Gottes im Jesus bejahenden Glauben betend zur Gegenwart Gottes empor. Habe keinen anderen Halt als Christus und Sein Wort und kein anderes Begehren als des allein weisen Gottes! So bete all deinem Denken und Fühlen zum Trotz und dann sage dein Amen! So alleine erlernst Du das freie und frohmachende Beten, das zur Erhörung ausreicht. Fordere dann auch nicht klügelnd und Gott versuchend Zeichen der Erhörung. Wohl wurde dem Gideon das Zeichen gewährt, Zacharias aber ward bestraft (Rich. 6, 37-40; Luk. 1, 18-20). Und wie viele werden durch Fordern von Zeichen getäuscht! Er selbst, dein Herr, wird dir zeigen, was du sehen sollst.

Erkenne nun auch den dritten Feind des erhörlichen Gebetes: die andauernde Herzensverhärtung als Folge von Sünden- und Ichliebe. Diese im Dunkeln geschäftige Räuberin frißt zahllosen Gebeten die Pfahlwurzeln ab. So gewiß uns jede Sünde erlassen wird, wenn wir in biblischer Buße ihre Vergebung im Blute des Kreuzes erbitten, so gewiß führt die versäumte Reinigung von Sünden zur Nichterhörung der Gebete. Dasselbe ist der Fall, wenn wir wohl Vergebung geschehener Sünden begehren, aber diese Sünde selbst trotzig festhalten, um in ihr weiter zu leben. Oder wenn wir wohl die Folgen der Sünden, aber nicht die Sünden selbst los sein möchten, für uns wohl Vergebung der Sünden suchen, aber anderen nicht vergeben wollen. Dies alles hindert die Erhörung unserer Gebete. Darum: Reinigt die Hände, ihr Sünder, ehe ihr sie zum Gebet faltet! Hebet heilige Hände auf, ohne Zorn und Zweifel! Höret auf, übel zu bitten, indem ihr das Erbetene mit euren Wollüsten verzehrt! Gebet eure Leiber zum Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei, welches sei euer vernünftiger Gottesdienst! Und vergebet einander, so wird euch vergeben (Jak. 4, 8; 2, 8; 4, 3; Röm. 12, 1; Mat. 6, 14-15)!

Aber auch Hoffart, Undankbarkeit und Geiz (als Ausdruck der herzensharten Ichliebe) vereiteln die Erhörung der Gebete. Dem Hoffärtigen widersteht Gott auch im Gebet. Dem Undankbaren, besonders dem, der seine Gelübde nicht bezahlt und den Willen Gottes in Christus Jesus zu umgehen sucht, wird der Gebetssegen fehlen. Und ebenso kann der Geizige und Unbarmherzige keine Erhörung seiner Gebete ernten (Jak. 4, 6; Kol. 2, 7; 1. Thess. 5, 18; Luk. 12, 15; 1. Tim. 6, 10; Eph. 5, 5). Ich habe es wiederholt erlebt, daß Schwermütige erst dann wieder einen offenen Himmel hatten, als sie sich von Undankbarkeit und Geiz, die die Wurzel ihres Übels waren, lösen ließen. Und manche beten andauernd vergeblich für die Errettung ihrer Lieben, weil der Geiz der Bann ist, der auf der ganzen Familie lastet!

Endlich ist auch Lässigkeit als Mangel an Ausharren in den Gebeten ein Hindernis für die Erhörung der Gebete. Unsere Gebete müssen durchgebetet werden. Lebendiger Glauben ist immer fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal und hält an im Gebet (Röm. 12, 12). Wir dürfen ein Gebetsgegenstand nur dann fallen lassen, wenn sich seine Erfüllung als nicht gottgewollt erweist. Aber wie wenige Gebete werden wachsam und treu zum Austragen gebracht! Das Gebet des Gerechten vermag viel, wenn es ernstlich (energisch) ist (Jak. 5, 16). Wer Beten als nicht die ernstlichste Arbeit, die es auf Erden gibt, auffaßt, wird nie im Gebet anhalten und aushalten lernen. So viele Gebete gleichen „zu früh gestorbenen Menschen“, von denen man sagt: was hätte aus denen noch werden können, wenn sie länger gelebt hätten.

Weißt du dich nun von all diesen Hindernissen der Gebetserhörung frei, und deine erhörlichen Gebete werden doch nicht erhört, so wisse, daß es eine Erhörung unserer Gebete auch auf höherer Stufe gibt. Das heißt: Gott hat deine Gebete noch nicht verworfen, wenn Er sie nicht so erhört, wie du es dir wünscht. Oft kann Er unsere Gebete nur teilweise gebrauchen, muß sie aber in Seiner Weisheit ergänzen und ganz anders verwenden, als wir es uns dachten. Und wie oft mag die scheinbare Nichterhörung unserer Gebete gerade deren höchste Erfüllung sein! Laßt uns deshalb nie sagen: ich habe nun schon so lange gebetet und es hat nichts genützt! Laßt uns vielmehr hoffen, daß unsere in Glauben, Wachsamkeit und Aufrichtigkeit anhaltenden Gebeten eine Erhörung tatsächlich über Bitten und Verstehen finden werden (Eph. 3, 20.21).

Wann sollen wir beten?

Jesus der Meister auch im Gebet, antwortete in unserem Textwort: „allezeit“. Dasselbe sagt Paulus: „Betet ohne Unterlaß“ (1. Thess. 5, 17). Eine solche Ermahnung verstehen viele nicht. „Was!“, sagen sie, „wir haben nicht einmal Zeit zu gewissen Stunden zu beten, und nun sollen wir allezeit beten.“ Ja, höre: gerade weil du vielleicht nicht Zeit hast, gewisse längere Zeit für das Gebet abzusondern, mußt du lernen, allezeit zu beten. So verteile du das, was du zu beten hast über Tag und Nacht und die ganze Lebenszeit. So kannst Du nicht mehr sagen, du hättest keine Zeit zu beten. Allerdings will nun gerade das allzeitige Beten erlernt sein. Eben deshalb mußt du es die ganze Zeit üben. Das erscheint dir so schwierig, nicht wahr? Aber, fällt dir denn das Reden mit deinem geliebten Manne oder deinem geliebten Kinde schwer? Ganz gewiß nicht. Ist es nicht das Wesen der Gemeinschaft, die du hast mit deinen Lieben, daß du mit Ihnen aufs innigste verbunden redest? Und sieh, so ergibt sich aus der innigen Gemeinschaft mit Christus in Gott das allzeitige Beten zu Gott. Es wird dir einfach zum Lebensbedürfnis, immerzu mit deinem Vater im Himmel und mit Jesus Christus, deinem Lebensretter und Herrn zu reden. „Aber“, sagst du, „wie kann ich das bei all meiner Arbeit?“ Höre: gerade wegen deiner vielen und mühsamen Arbeit hast du das allzeitige Beten so nötig! Dein Herr hat ja gesagt: „ohne mich könnt ihr nichts tun!“ (Joh. 15, 5). Also bist du doch darauf angewiesen, wegen allem und jedem mit deinem himmlischen Vater zu reden, von Ihm Weisheit und Kraft für dein Tun zu erbitten und Ihm für alle dir erwiesene Hilfe zu danken. Und zudem stehst du doch auch alle Zeit in der Gefahr zu sündigen. Solltest du da nicht auch allezeit um Hilfe, Leitung und Bewahrung bitten, für im wachsamen Glauben empfangene Siegeskraft danken und für geschehene Verfehlungen um Vergebung flehen müssen? Siehst du jetzt, wie wichtig das allzeitige, unablässige Beten ist? O lerne begreifen, daß von deinem allzeitigen wachen Beten dein Sieg im Glaubenskampf und die ganze Freude deines Glaubens abhängt! Denn, was will das doch sagen, allezeit wegen allem mit Gott, deinem gütigen Vater, und Jesus deinem Erlöser reden zu dürfen! Es ist das gottselige Leben in der stetigen Unterordnung des eigenen Willens und Jesusbejahung, das uns die Nachfolge in den Fußstapfen des guten Hirten so unveräußerlich köstlich macht!

Kannst du das fassen, dann wirst du auch verstehen lernen, daß ein Gebetsverkehr mit Gott sich nicht nur so beim Herumsitzen, Laufen oder bei der Arbeit als festes Herzensgespräch erschöpfen kann, sondern daß dein Gebetsleben auch feste Zeiten der Ruhe braucht. Das sollen die Zeiten des Morgen-, Mittags- und Abendgebets sein.

Vom Morgengebet hängt die Arbeit des ganzen Tages ab. Unser Erwachen am Morgen muß ein Erwachen zu Gott sein. Schon ehe wir die Augen und Lippen öffnen, sollen unsere Gedanken und unausgesprochenen Worte Gott gehören. So können wir unserem Vater in den Himmeln und Jesus, unserem Haupte am Thron Gottes, schon ein Lob und Dankopfer bringen, ehe wir auf den Beinen und angezogen sind. Freilich muß dazu die träge Seele sozusagen am Ohr gezupft werden. Das tue ich seit meiner Bekehrung, indem ich meine Seele allmorgendlich mit dem 103. Psalm zu wecken suche. Willst nicht auch du das üben? Es ist ein vorzügliches Mittel gegen jeden Trübsinn und gedanklichen Leichtsinn; allerdings, bloßes Plappern hilft auch nichts. Danach, wenn du angekleidet bist, laß Gott mindestens 5 Minuten lang aus Seinem Wort zu dir reden. Damit kannst Du nun auch mit deinem eigentlichen Morgengebet zu Gott reden. Ohne Rücksicht auf deine eigenen hinderlichen Gedanken und Gefühlen wirf dich vor Ihm nieder und weihe Ihm aufs neue als ein Bettler im Geiste dein hilfsbedürftiges Leben, daß Er es nach Geist, Seele und Leib in Seine gnädige Zucht und Bewahrung nehme. Bete besonders, daß du während des ganzen Tages wachend und betend in Christi Sieg am Kreuze auch Sieg über deine Lieblingssünden habest. Und dann wirf dich glaubensvoll mit all deinen übrigen Sorgen, Bitten und Fürbitten auf Ihn. Dieses Morgengebet solltest du verrichten, ehe du mit einem Menschen gesprochen hast. Mindestens mußt du es stets gegen Menschengeschwätz, aber auch gegen deine eigene Trägheit und Arbeitseile zu bewahren suchen. So wirst du erfahren: „Zucht ist der Weg zum Leben“ (Spr. 10, 17); denn der meisten Gläubigen Gebets- und Siegesleben wird schon in den Morgenstunden verwüstet. Ich kenne eine Mutter einer großen Familie, die sich jeden Morgen für ihre viertelstündige Gebetsarbeit ins Kämmerlein einschloß und so ihre ganze Familie zum Herrn hinbetete. „Mutter, was machst du eigentlich da drinnen?“ fragte einmal ihr Jüngster, „allemal, wenn du da herauskommst, bist du so schön wie der liebe Gott.“ Möchtest du in deinem Hause nicht auch so schön werden?

Das Gebet in der Mittagsstunde sollte die Sammlung auf der Höhe der Tagesarbeit bedeuten. Es kann, wenn nicht anders, auch mit der Familienandacht am Mittagstisch zusammenfallen. Keinesfalls sollte aber die morgendliche Familienandacht dein abgesondertes Gebet verdrängen. Was dir ganz wichtig ist und dir vielleicht auch Not bereitet, solltest du deinem Herrn nicht erst in der Familienandacht sagen.

Dasselbe gilt auch fürs Nachtgebet. Es ist das Gebet der rückblickenden, ernsten Einkehr. Da gebührt sich's, Dank darzubringen für jede empfangene Gnadengabe des Tages und jede versäumte Reinigung von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes (2. Kor. 7, 1) zu besorgen. Gewöhne dich daran, nicht eine unbereinigte Sünde in die Nacht mit hineinzunehmen; das fördert die Wachsamkeit am Tage und hilft, dein Geheiligtsein in der Furcht Gottes zu vollenden. Bedenke, daß der hingelebte Tag deines Lebens nie wiederkommt, daß er aber für die Ewigkeit beschrieben ist mit deinen Gedanken, Worten und Werken und dich dem Tod und der Ewigkeit näher geführt hat. Freue dich aber auch, daß jeder Tag eine Stufe mehr und näher zum großen Tag Christi bedeutet, und vergiß nicht, am Morgen und am Abend zu flehen: Herr Jesu komme bald! Und so weihe dich, wie auch schon für den Tag, auch für die Nacht wiederum aufs neue deinem Herrn und wirf dich auf Ihn mit allen deinen Anliegen. Dein letztes Wort auf deinem Lager sei ein Gotteswort, dein letzter Gedanke und Seufzer: Jesus! Und nichts sei dir beim Erwachen in der Nacht natürlicher, als daß Sein Name sei auf deinen Lippen.

Glückselig, wer so ein gesegnetes Gebetsleben führt! So kann Jesus in uns mehr und mehr Gestalt annehmen und wir können uns in Ihm geborgen wissen. Unglücklich aber, die am Morgen noch zu müde und am Abend schon zu müde sind und dazwischen vermeintlich keine Zeit zum Beten haben. Mit dem Gebetsleben ist ihr Glaubens-, Liebes- und Hoffnungsleben tödlich erkrankt. Möchten sie doch eiligst bei unserem großen Arzt anklopfen!

Indes laßt uns auch das äußere Wo und Wie des Gebetslebens erörtern. So wie das Gebetsleben wohl zuallermeist im stillen Kämmerlein geboren wird durch Gottes Geist im Verborgenen des Menschenherzens, so mag es auch an seiner Geburtsstätte, verborgen vor Menschen, am liebsten reden zu dem Vater im Verborgenen. Wie sehr entspricht doch das Verborgene des Kämmerleins dem Verborgenen des Menschenherzens und dem verborgenen Gott! Und wie ruht und wirkt das Geheimnis des Glaubens selbst so ganz im Verborgenen! Der Gott, der wesentlich von innen nach außen wirkt, will auch, daß die Seinen so wirken lernen. Wie alle entscheidenden Arbeiten aus dem Verborgenen hervorwachsen, so ganz besonders die Gebetsarbeit. Sie soll sogar hinter verschlossener Tür getan werden. Noah mit seiner Familie wurde in die Arche eingeschlossen und so unter Abschluß zur Bildung einer neuen Menschenwelt bewahrt und gebraucht. So wird auch die kommende Gotteswelt wesentlich hinter der verschlossenen Tür des Gebetsraumes zubereitet. Diese verschlossene Tür bildet auch die Scheidewand zwischen aller nur menschlichen Religiosität, die immer nur eine Religion der Gasse ist, und dem Reich Christi. Wie bezeichnend ist es, daß der Herr Jesus den Straßengebeten der Pharisäer, dieser religiösen Komödie, das Gebet hinter verschlossener Tür vor Gott gegenüberstellt (Mat. 6, 5.6) Diese Gebete haben keinen Lohn, weil sie ja gar nicht Gott, sondern die beifallspendende Menge im Auge haben. Das Gebet im Kämmerlein, das nichts sucht als Gott, hat die Erhörung bei Gott. Der Vater, der ins Verborgene sieht, wird es vergelten; das heißt, die Wirkung solcher Gebete im Verborgenen wird wiedergefunden werden in unserem inneren und äußeren sowie zeitlichen und ewigem Leben, aber auch im Leben derer, für die wir beten! Nun gibt es dennoch Leute, die meinen, das Gebet gehöre ausschließlich in das Kämmerlein. So hat es aber der Heiland nicht gemeint. Er hat doch selbst öffentlich gebetet, sowohl im Kreise der Seinen, wie auch vor der Menge (Mat. 11, 25.26; Joh. 11, 41.42). Ebenso haben die Apostel bald gemeinsame Gebetsarbeit mit der gläubigen Gemeinde getan (Apg. 2, 42; 4, 24-31), und Jakobus ordnet auch das gemeinsame Gebet für Kranke an (Jak. 5, 14). Also gehört das Gebet sowohl in die Gemeinde, wie auch in die Familie. Doch wird niemand recht Gebetsarbeit in Gemeinde und Familie tun können, der sie nicht recht im Kämmerlein für sich übt. Es gibt Kreise der Gebetstätigkeit.

Der erste Kreis ist und bleibt das (eigene) Kämmerlein.

Der zweite Kreis ist gewöhnlich der Boden der Familie. Auf dem gehe betend und arbeitend durch den Tag. So du nun Familienvorstand bist, so walte da im Umgang mit den Deinen und besonders mit der Hausandacht königlich und priesterlich (1. Petr. 2, 9; Off. 5, 10). Wieviel Gebetsarbeit wird da versäumt! Wie viel Schelten statt Beten! Wieviel polternder Egoismus statt gottgeheiligter, stiller, treuer Gebetsgeist! Wo es nie Friede, nie Einigkeit, nie erquickende Ruhe, nie sättigende Liebe, nie fruchtbaren Segen der Wortbetrachtung, nie eine Bekehrung in einer „gläubigen“ Familie gibt, da fehlen die Beter im Geiste, die den Himmel ins Heim bringen, weil sie Ihn im Herzen tragen. O, wem es gilt, der fliehe in seine Stube und beginne mit einem Bußgebet!

Als dritten Kreis der Gebetstätigkeit muß ich den Kreis der Berufstätigkeit ansehen. Wieviel Gebet ist doch nötig, um einen Beruf bis ins Kleinste getreu nach Gottes Wort und in der Gesinnung Christi auszuüben! Und wie würde sich diese Arbeit lohnen! Wie würde sie nach innen den Sorgengeist und nach außen das Ärgernis wegnehmen, das unzuverlässige oder gar unredliche „christliche“ Geschäftsleute nicht selten geben. Gottlob, ich kenne mehr als einen gläubigen Geschäftsmann, der zum Wohle seiner selbst und seines Geschäftes den fluchvollen Geschäftsgeist gegen den segensreichen Gebetsgeist vertauschte und seine Arbeitsräume zu Gebetsarbeitsräumen erweiterte!

Endlich, als vierter Kreis der Gebetstätigkeit sei die eigentliche Familie Gottes, die Gemeinde bzw. Gemeinschaft genannt (Mat. 12, 36-50). Ihre Gebetsaufgabe ist so umfassend groß, daß ich sie zum Schluß besonders erwähnen möchte, ebenso auch das Gebet für die Kranken.

Weiterhin ist ein fünfter Kreis der Gebetstätigkeit die sogenannte Reichgottesarbeit in Kirche, Schule, Mission, Evangelisation und Sozialarbeit. Hier wächst die auch so nötige Gebetsarbeit, die immer mit Mat. 9, 38 beginnt und schließt, zur beinahe unerfüllbaren Riesenaufgabe an. Hier sieh die Beterhände der ganzen Erde, wie sie um das ringen, was droben ist (Kol. 3, 1.2; Mat. 6, 38; 28, 19), um es auf Erden heimisch zu machen. Hier höre den Himmel und Erde bewegenden Widerhall aus dem Gebet aller Gebete, das uns als erstes der Herr gelehrt hat: „Dein Reich komme“. Und du, Gotteskind, darfst mitbeten!

Und noch einen sechsten Kreis der Gebetstätigkeit gibt es, das Gebet für alle Menschen, für Könige und alle Obrigkeit (1. Tim. 2, 1.2).

Nicht wahr, jetzt siehst du, daß Gebetsarbeit, wie ich am Anfang sagte, die Hauptarbeit der Gläubigen ist. Dies ist eine so unbedingt notwendige, große und umfangreiche Arbeit, daß jede Arbeitsunterbrechung Verlust und jede Arbeitsverweigerung Sünde ist! Gottlob, daß wir vor der Größe dieser Arbeit nicht zu erschrecken brauchen, denn die Kraft aus der Gnade reicht aus für sie! Bei rechter Arbeitsteilung kannst du im Kämmerlein, in der Familie und Gemeinde auf allen Kreisen mitwirken. Nur, daß du es von jetzt an einsichtiger und vor allem ausdauernder tust! Und wirst du ein allzeitiger Beter, der sich jederzeit in der Gegenwart Gottes weiß und deshalb auch überall beten kann und muß, so kommt es immer weniger auf den Ort an. Du wirst beten, wo du stehst und gehst.

Über das „Wie“ läßt sich folgendes sagen. Es gibt keine würdevollere Arbeit, als zu beten. Leichtfertiges, oberflächliches Wesen wird nicht nur die Erhörung sondern auch das Beten selbst verhindern. Nur wer in Gottes Gegenwart lebt, wird immer und überall auch würdig zu beten vermögen. Manche beten wohl würdig in der Gemeinschaft, aber im Kämmerlein oder in der Familie lassen sie sich gehen. Immer soll unsere Stellung oder Lage der Würde des Gebets entsprechen. Ob du die Hände faltest oder die Augen schließt, ob du stehest oder sitzest, auf beiden Knien liegst oder auf einem, wird aber als äußerliches würdiges Verhalten immer nur durch die innere Würde im Geiste erhalten. Wandelst du im Geist würdig deiner Berufung, würdig des Evangeliums, würdig des Herrn und würdig Gottes (Gal. 5, 25; Eph. 4, 1; Phil. 1, 27; Kol. 1, 10; 1. Thess. 2, 12), so wird dein allzeitiges Beten auch ohne äußerliche Gebetsstellung immer ein würdiges sein, aber du wirst jede Gelegenheit suchen und nutzen, um auch äußerlich der Würde des Gebets Ausdruck zu verleihen. So wird es dir ein herzliches Verlangen sein, Morgens und Abends in deiner Kammer für dich alleine mit deinem Herrn zu verbringen, drückt doch diese Stellung am deutlichsten unsere anbetende Ehrfurcht und hilfsbedürftige Bettelarmut aus (Mat. 26, 39; Eph. 3, 14). Eben deswegen sollten wir auch diese bedeutsame Gebetsstellung vor geläufigem Mißbrauch schützen und nur bei ernster oder gemeinsamer Arbeit anwenden. Auch heute meinen noch viele, sie würden um ihrer vielen Worte willen erhört werden (Mat. 6, 7.8). Beim öffentlichen Gebet und in Gebetsstunden wirken solche Gebete nur den Geist dämpfend, zumal, wenn sie sich deutlich als pharisäische (heuchlerische) Paradegebete verraten. Und wie viele bringen das, was in die stille Kammer gehört, breitspurig und zuchtlos vor die Ohren der Versammlung! Andere wiederum bleiben stets stumm beim gemeinsamen Gebet und erklären, überhaupt nicht öffentlich beten zu können. Auch sie sind mit einem Ich-Geist befangen; denn ihre Scheu entspricht fast immer der erbärmlichen Menschenfurcht. Wie schnell würde Ihnen die Zunge gelöst, wenn sie es im lebendigen Glauben allein mit dem Herrn zu tun hätten!

Sodann hört man oft die Frage: Soll man zu Gott dem Vater oder zu Jesus beten? Ganz gewiß sollen wir zuerst zum Vater, aber im Namen Jesu beten. Religiöse, aber biblisch unwissende Beter wollen gewöhnlich mit Umgehung Jesu unmittelbar zum Vater gelangen, der ja groß genug ist, auch solche Unwissenden zu erhören, aber doch will Er, daß auch sie Jesus als alleinigen Mittler und Weg erkennen sollen. Söhne des Geistes und des Lichts sollten jedoch nie anders als im Namen Jesu dem Vater Anbetung, Dank und Bitte darzubringen wagen. Solche Befolgung der klaren Anweisung ihres Herrn (Joh. 14, 13.26; 16, 23.24.26) gehört mit zur Würde und Weihe des Glaubensgebets. Außerdem gehört die unmittelbare Anrufung des Namens Jesu zum goldenen Bestand unseres allzeitigen Betens. Denn obgleich das Neue Testament nur zwei unmittelbar an Jesus, den Verklärten, gerichtete Gebete enthält (Apg. 7, 58.59; Off. 22, 17.20), so hat doch der Herr die Jünger geheißen, alles in Seinem Namen zu tun, und haben auch die Apostel den Gläubigen empfohlen, alles in dem einen Namen zu tun, in dem allein Heil, Rettung, Seligkeit und Erhörung liegt (Apg. 4, 12; Röm. 10, 13; Kol. 3, 17). „Und alles, was ihr tut, mit Worten oder mit Werken, das tut alles in dem Namen des Herrn Jesu und danket Gott, dem Vater durch Ihn.“ Wie wenig geschieht dies! Wie wenige Lippen erheben täglich das Heil, das in dem wunderbaren Namen Jesu liegt! Nicht als magische Zauberformel, aber als deutlicher Ausdruck der Wahrheit, daß nicht mehr wir leben, sondern daß Er in uns lebt und wir tatsächlich nichts mehr ohne Ihn tun können! Es ist gewiß: nur wer im Namen Jesu lebt, lebt als ein allzeitiger Beter vor Gott und weiß was es heißt: Abba, lieber Vater! Was soll dessen Gemeinschaft mit dem Vater und mit Seinem Sohne Jesus Christus (1. Joh. 1, 3) anders sein als Gebetsgemeinschaft? Was soll unser Einssein untereinander mehr sein, als im Namen Jesu weltergreifende, welterrettende Gebetseinheit? O Herr Jesu, so wie Du uns den Namen Deines Vaters kundgetan hast, so wirke doch, daß Dein seligmachender Name durch unser allzeitiges Gebetsleben einer namenlos unseligen Welt kund werde! Und vergib uns unser unerlöstes und unerlösendes Denken, Reden und Tun in unserem Namen! Laß unser Gebetsleben die Verklärtheit Deines heiligen Namens werden! - Was ist nun der praktische Inhalt des allzeitigen Betens im Namen Jesu?

Zunächst unablässige Anbetung des Vaters und des Sohnes im Geist und in der Wahrheit. Diese Anbetung wird sich nur für gewisse Zeiten auf den Knien, aber für jede Tag- und Nachtzeit im Innersten unseres Wesens als stetes bewußt pulsierendes Vereintsein mit dem Vater und dem Sohne im Geist vollziehen. Wer dem Herrn anhängt, der ist ein Geist mit Ihm (1. Kor 6, 17). Dieses wache, tätige, innere Anhangen mit seinem unterirdischen Fluß der gedanklichen Rede, der bald als Seufzer im Geiste, bald als preisendes Wort hervorbricht und sich durch all unser äußeres Tagewerk hindurchzieht, diese verborgene, innere Zustimmung zu jeder Gottesäußerung in uns und um uns, das ist die eigentliche gottselige und fruchtbare Anbetung Gottes und Christi im Heiligen Geist. Sie macht selbst unser Denken zum Gebet. Erst aus ihr heraus ergibt sich als Zweites das allzeitige Danken im Namen Jesu. Es ist der Ausdruck unserer völlig genügenden und überströmenden Gottseligkeit. Es ist der friedereiche Ausgleich, der freudevolle Ausklang all unserer Schwankungen im Gemütsleben. Allezeit und für alles danken können, welche glückselige Übereinstimmung mit dem väterlich segnenden Walten Gottes in Christus Jesu durch den Heiligen Geist! Wahrlich, die erlösende Läuterung unseres Willenlebens wird sich in dem Maß vollenden, als wir für alles und jedes in unserem Leben einsichtsvollen, anbetenden Dank darbringen lernen! Nichts zerstört jede trübsinnige Klage und alle schleichende List Satans schneller und gründlicher als unser grundsätzliches, allzeit Gott lobendes Danken. Unser Gang durch Tag und Nacht sei ein einziges Bejahen der Güte Gottes im aufschauenden Dankgebet (1. Thess. 5, 18)! Da bleibt nur eine Klage: die Klage über mangelnde Dankbarkeit.

Nun erst, aus der allzeitigen Danksagung heraus, lernen wir im Namen Jesu allzeit bitten. Sorget euch um nichts, sondern in allen Dingen lasset eure Bitten durch Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden (Phil. 4, 6). Wer nicht für Empfangenes dankt, der kann Fehlendes nicht bekommen. Aber ist es nicht anbetungswürdig? - Gott fordert uns durch den Mund Jesu zum Bitten auf (Mat. 7, 7)! Unsere Willensäußerung wird wachgerufen. Wir sollen gerade heraus sagen, was uns noch fehlt. Als Dankende haben wir und als Bittende sollen wir die Fülle haben (Mat. 13, 12)! Nichts soll uns fehlen und in nichts sollen wir zweifelnd und bangend sorgen. Aber indem wir aufgefordert werden, unseren Willen zu äußern, und daraufhin anfangen zu bitten, soll es sich zeigen, wonach wir trachten und wieweit wir in Erkenntnis Gottes bereits mit dem Willen Gottes übereinstimmen. So soll durch unser Bitten unser Willensleben geläutert und unser Glaubensvertrauen gehoben werden. In beiden erweist sich sowohl die Freiheit als der Gehorsam unserer Gotteskindschaft. Stimmt es mit beidem, das heißt, gehört unser Wille unserem Gott, so dürfen wir bitten, was irgend wir wollen, es wird uns im Namen Jesu werden. „Wenn ihr in mir bleibet und meine Worte in euch bleiben, möget ihr bitten, was ihr wollt, so wird es euch widerfahren“ (Joh. 15, 7). Mit welcher Zuversicht dürfen wir also bitten! Sollte nicht unser ganzes Glaubensleben ein einziger freudiger Bittgang sein? Christus, mit dem uns alles geschenkt ist, sollten wir nicht auch immerdar bittend von Ihm leben (Hebr. 7, 25)? Warum sorgen und klagen wir aber noch so viel und bitten so wenig? Weil unsere Ichbejahung noch immer größer als unsere Jesusbejahung ist. Klagen und Sorgen sind nicht der Ausdruck des hingegebenen Glaubenslebens. Glückselig die ganze Abhängigkeit, die als Bettler ständig den Glaubensthron umlagern! Sie werden vom Reichtum Christi leben. Und aus der Bitte im Namen Jesu geht die allzeitige Fürbitte im Namen Jesu hervor. Sie ist der Ausdruck unseres königlichen Priestertums. Wie steigert sich mit ihr die Bedeutung unseres Gebetslebens! Niemand kann sonst seinen Bruder erlösen, aber als Erlöste dürfen wir eintreten für unsere Brüder und Schwestern und alle Menschen. Im Namen des Mittlers darf ich vermitteln zwischen Gott und einer Seele.

Welche ganz unvergleichliche Beziehung zum höchsten Throne! Manche stellen sich den Thron so fern vor, daß sie meinen, ihre Fürbitte erreiche ihn nicht. Aber die Nähe Gottes ist eine so unmittelbare, daß leider nur immer wir so fern sind von dem, der nie fern von einem jeden von uns ist. Hat uns aber das Blut Christi so nahe gebracht, daß Gott in Seinen Kindern Wohnung machen konnte, wie unverkürzt haben wir da Seine von der zagendsten Fürbitte zu erreichende Gegenwart. Höre! Gott selbst ist es ja, der die Namen derer aufs Beterherz legen will, für die du Fürbitte tun sollst! Wie oft, den Tag über, ruft Er mir solche Namen zu! O daß wir doch allezeit wach wären für diesen heiligen Fürbitterdienst! Wach bei der Arbeit, wach in der Ruhe, wach auf der Straße und auch auf dem Nachtlager. Wach für unsere Freunde und wach für unsere Feinde, wach für die, die uns segnen und für die, die uns fluchen oder beleidigen oder auch verfolgen. Auf daß wir wahrhaft vollkommene Kinder unseres Vaters in den Himmeln werden (Mat. 56, 44-48). Der Geistesträge aber klagt lieber, als daß er bittet und richtet lieber, als daß er fürbittet. Doch macht uns nichts dem Hohenpriester am Throne so ähnlich wie unser allzeitiger Fürbitterdienst auf Erden.

Ein besonderer Zweig der Fürbitte ist das Gebet im Namen Jesu für die Kranken. Es hat als Einzelgebiet und als Gebet der Ältesten (Jak. 5, 14-15) seine ganz besondere Verheißung. Viele meinen, zur rechten Ausübung des Gebets für Kranke gehört eigentlich die besondere Gabe der Krankenheilung (Mat. 10, 8; Apg. 3, 6; 19, 12; 1. Kor. 12, 19); ich bin aber gewiß, daß diese Gabe ganz von selbst dem vermehrten Glauben an Krankenheilung folgen würde. Träger Kleinglaube auf der einen und ungeistliche antreibende Machenschaften auf der anderen Seite haben das so notwendige Gebet des Glaubens für Kranke beinahe in Verruf gebracht. Wo aber lebendiger Glaube wirksam wird, macht er nicht halt vor Krankheitszeichen und Naturgesetzen, sondern betritt den Boden der Gnadengesetze, auf dem uns auch die Heilung des Körpers zugesichert ist. Freilich gehört dazu geistgeleitete, für den Einzelfall geltende Glaubenszuversicht und ein von Sünde und Eigenwille gereinigtes, glaubenswilliges Verhalten des Kranken. Auch für unsere eigenen Erkrankungen sollten wir das Gebet des Glaubens viel ernster und zuversichtlicher gebrauchen. Ich habe, je durchhaltender ich glaubte, desto herrlichere Wunder der Erhörung erlebt.

Weiterhin ist ein Gebet ganz besonderer Art das Gebet am „bösen Tag“ im Namen Jesu gegen den Feind. Habe die ganze Waffenrüstung Gottes ergriffen und angezogen (Eph. 6, 11-17), um bestehen zu können gegen die listigen Anläufe des Teufels und die bösen Geister unter dem Himmel. Wenn du das Gebet vergißt, so gleichst du einem voll ausgerüsteten Soldaten, der aber in der Ecke liegt und schläft. Im Gegenteil: im Kampf gegen die übermenschlichen Herrschaften, Gewaltherrscher und Weltbeherrscher der Finsternis muß unser Gebet zum anhaltenden, u. U. schlaflosen Gebet (Mark. 13, 33; Luk. 21, 36; Eph. 6, 18; Hebr. 13, 17; 2. Kor. 6, 5; 11, 27 - im Grundtext ein anderes Wort als das, was sonst für „Wachen“ gebraucht wird), ja unter Umständen zum Gebetskampf werden. Da gilt ein ausharrendes Gebetsringen in der Macht der Stärke des Herrn, bis der Feind flieht (Jak. 4, 7), alles wohl ausgerichtet und das Feld behalten ist. Es kann aber niemand so kämpfen im Gebet, ringen und schlaflos ausharren, der sich nicht bewußt ist, daß er aus sich selbst zu schwach ist und daß nur die Kraft und Macht des Herrn ihn dazu befähigt (2. Kor. 12, 10). Denn das Anlegen der Waffenrüstung Gottes (Eph. 6) ist ja nichts anderes, als das Anziehen des Herrn Jesu selber (Röm. 13, 14), und auch das machtvolle Gebet nichts anderes als der siegreiche Hauch Seines Mundes durch uns. Dies alleine ist auch das Gebet, das in Verbindung mit dem rechten Fasten zur Austreibung der bösen Geister aus Besessenen ausreicht (Mat. 17, 21). Aber auch in allen leichteren und gewöhnlicheren Fällen ist das Gebet des Glaubens die sicherste Waffe gegen jede Art von Versuchung. Es ist der Ausdruck unserer größten Ohnmacht in uns selbst, und zugleich der Ausdruck nahezu unserer Allmacht in Christus. Es ist unser Not- und Fluchtschrei, der zum Siegesschrei wird. Eingeschlossen in Christus und Sein Wort steht auf unserem Schild und Schwert: Es steht geschrieben! Und dringt über unsere Lippen: Im Namen Jesu; hebe dich hinweg, Satan! Und welches Gebilde der Luft sonst auch noch locken möge: das Messer, mit dem du dein Auge ausgräbst und Hand und Fuß abhauest (Mat. 5, 29.30), bleibt das geistgehauchte und geistgeschärfte Gebet. Laß aber die Waffe, die du gegen dich selbst richtest, zum Heilmittel für andere werden, das heißt: Bete sofort für die, durch die du versucht wirst! (Egal, wie die Versuchung auch aussieht!)

Zum Schluß wollen wir uns noch dem Gebet der gläubigen Gemeinde zuwenden. Es ist der Lebensnerv des Leibes Christi. Ich habe das schon am Anfang gesagt: Gebetsarbeit ist der Lebensausdruck der Gläubigen. Sie besteht aus lauter Einzelarbeit, bei der es auf keine so sehr ankommt wie auf die deine. Du hast die Aufgabe, für und mit der Gemeinde zu beten. Die „Liebe des Geistes“, durch die Paulus (Röm. 15, 13) die Brüder ermahnt, daß sie ihm helfen kämpfen mit Beten für sich und seinen Dienst, will auch dich lebensmächtig durchpulsen, daß du ihr Mitarbeiter werdest. Jeder Knecht und jede Magd Christi, deren Namen und Dienst dir der Geist einprägt, bedarf deiner mitkämpfenden Gebete. Jede Evangelisation und Wortverkündigung, deren Kreise dein Leben schneidet, hängt von deiner Fürbitte mit ab. Ebenso lebt auch die ferne Missionstätigkeit noch durch den regelmäßigen Pulsschlag deines Gebetslebens. Wenn du auch sonst zu keiner anderen Arbeit im Dienste Christi fähig bist, zur Gebetsarbeit, die zugleich die kleinste und auch die größte ist, sollst du doch tauglich werden. Gerade „für alle Heiligen“ heißt es schlaflos anhalten mit Beten und Flehen (Eph. 6, 18). Es ist der ununterbrochene Kreislauf der Gebete füreinander in allen Gliedern des Leibes Christi. - Und in diesem Kreislauf stehend wirst du auch ein Mitbeter für die Bewahrung aller Heiligen in allen Trübsalen, Leiden und Verfolgungen, durch die der Leib Christi vollendet wird. Ganz besonders aber wirst du ein allzeitiger Mitbeter werden für den gnadenreichen Tag der Offenbarung Jesu Christi, daß alle Gläubigen würdig werden mögen zu stehen vor des Menschen Sohn (Luk. 21, 36).

Und kommt dieser Tag, so wird er auch die Frucht all deiner und aller Gläubigen Gebete enthüllen. Wenn die vierundzwanzig Ältesten am Throne Gottes vor dem Lamme knien, hat jeder eine Harfe und eine Schale voll Räucherwerk, welches sind die Gebete der Heiligen (Off. 5, 8). Es ist die Gott dargebrachte Anbetung der gottgeweihten, erlösten Seelen, beides, auf Erden und im Himmel. Und vermischt mit himmlischem Räucherwerk steigt vom goldenen Altar vor dem Throne der Rauch des Räucherwerks von den Gebeten aller Heiligen auf von der Hand des Engels zu Gott (Off. 8, 3-5). Das ist der große Augenblick der zusammenfassenden Erhörung aller Gebetsarbeit, die jemals im Himmel und auf Erden geschehen ist, zur Vollendung der Segnungen und Gerichte Gottes mit aller Kreatur. Auch dein betendes Teilhaben an Gottes Weltregierung, liebes Gotteskind, kommt da mit zur ewigen Auswirkung.

In Erwartung dieses göttlichen Geschehens heben wir die Häupter hoch (Luk. 21, 28) und beten: Komm, Herr Jesu! Ja komme bald!

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