Zwingli, Huldrych - Von der Klarheit und der Gewißheit des Wortes Gottes

Zwingli, Huldrych - Von der Klarheit und der Gewißheit des Wortes Gottes

Das Wort Gottes ist so gewiß und stark, daß so, wie Gott will, alle Dinge von Stund an geschehen, wenn er sein Wort spricht; denn es ist so lebendig, so kräftig, daß alle, auch die unvernünftigen Dinge, sich von Stund an ihm anpassen, oder, um es besser zu sagen, daß alle Dinge, sie seien vernünftig oder unvernünftig, von ihm gestaltet, uns zugesendet und gezwungen werden, wie er sich vorgenommen hat. Den Beweis gibt 1. Mos. 1, 3: „Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wird Licht.“ Siehe, wie lebendig und stark es ist, daß es nicht nur über alle Dinge Gewalt hat, sondern auch aus dem Nichts hervorbringt, was es will …

Wenn ich die großen Wunder, die Gott dem Mose in Ägypten und an den Kindern Israel zu wirken verheißen und demnach auch wirklich getan hat erzählen wollte, ferner was er mit Josua, Gideon, Jephtha, ferner was er mit Samuel, Saul, David, Salomo vollbracht hat, so könnte ich es wohl nie zu Ende führen. jeder möge diese Geschichten selber lesen oder hören und über sie nachdenken, wenn darüber gepredigt wird.

So wollen wir denn jetzt zum Neuen Testament übergehen und darin die Stärke, Gewißheit und Kraft des Wortes Gottes ermessen. (Der Nachweis wird zunächst geführt aus der Geburtsgeschichte Johannes des Täufers und Jesu.) So sehen wir also, daß die Natur eher ihren Lauf verläßt, als daß das Wort Gottes nicht erfüllt werde und bestehen bleibe. Ebenso sprach der Engel im Namen Gottes zu ihr (Maria) Luk. 1, 32: „Er wird groß werden“, indem er Christus damit meint. Siehe, wer ist jemals größer geworden auch in der Welt, als Christus? Alexander und Julius Cäsar sind groß gewesen, und doch hat keiner von beiden auch nur den halben Umkreis der Welt unter sich gehabt, oder wenigstens der eine kaum den halben, und zu Christus sind sie gekommen vom Aufgang und Niedergang der Sonne, die an ihn geglaubt haben. ja, die ganze Weite der Welt hat an ihn geglaubt und ihn als den Sohn des Höchsten gerühmt und erkannt, und sein Reich hat kein Ende. Denn welches Herren Regiment und Gewalt ist so alt wie der Glaube an Christus, der nicht vergehen wird, auch wenn er schon von nur Wenigen gekannt würde. Diese gewisse Vorhersagung Gottes sehen wir täglich in Erfüllung gehen. Als nun Christus erwachsen war und anfing zu lehren und Wunder zu wirken, sind alle Dinge ihm gehorsam gewesen und haben sich gestaltet nach seinem Wort. Er hat zu dem Aussätzigen, der zu ihm sagte: „Wenn du willst, so kannst du mich rein machen“, gesprochen: „Ich will es, sei gereinigt“, und von Stund an ist er von seinem Aussatze rein geworden, darum, weil Gott das gewollt und das Wort „Sei rein“ das vermocht hat Mat. 8, 2 f…. Mit diesen Belegstellen des Evangeliums soll es genug sein um anzuzeigen, daß Gottes Wort so lebendig, so kräftig und stark sei, daß ihm alle Dinge gehorsam sein müssen, und das so oft und zu welcher Zeit er will. Es soll sich auch niemand unterstehen, wider ihn aufzubegehren, wie es geschah zu des Ezechiel Zeiten Ez. 12, 22, als die Gottlosen sagten, es geschehe lange nicht, was Gott durch den Propheten geredet habe; denn das Zuwarten Gottes ist nicht eine Nachlässigkeit, sondern eine Berücksichtigung der rechten Zeit, auf die er seinethalben nicht zu achten braucht; sondern das geschieht zu unserem Besten; denn die Zeit hat für ihn keine Bedeutung, deswegen, weil er ihr ganz und gar nicht unterworfen ist. Und wovon wir meinen, daß es lange daure, das ist bei ihm ewige Gegenwart; ja bei ihm heißt es nicht „Vergangenheit oder Zukunft“, sondern alle Dinge sind bloß und offenbar vor seinen Augen. Er lernt nicht mit der Zeit, vergißt nicht mit der Zeit, sondern alle Dinge mit einer zuverlässigen Gewißheit und sieh in Ewigkeit …

Ehe wir beginnen, von der Klarheit des Wortes Gottes zu reden, wollen wir dem zuvorkommen, daß die Feinde seiner Klarheit hernach widersprechen, indem sie sagen: Wie klar ist es denn? Warum spricht er in Gleichnissen und Rätseln, wenn er will, daß sein Wort verstanden werde? Antwort: Zum ersten vernimm, daß ich mich nicht darum Dir Antwort zu geben unterstehe, weil ich meine, daß man Deine frevelhaften Fragen beantworten müsse, oder daß die göttlichen Ratschläge der Rechtfertigung bedürfen, oder daß ein Mensch den Grund aller Taten Gottes wissen könne, sondern so viel ich mit deutlicher Schrift es vermag, will ich Dir auf der Stelle Deinen Mund verschließen, damit Du lernest, nicht Gott zu lästern. Daß Gott von Anbeginn der Welt her etliche Lehren durch Gleichnisse und jetzt in den letzten Zeiten durch den Herrn Jesus Christus allermeist erklärt hat, ist ein Zeichen dafür, daß Gott seine Meinung den Menschen hat lieb und angenehm machen wollen. Denn was durch Gleichnisse, Sprichwörter und Rätsel vorgelegt wird, hat die Eigentümlichkeit, daß es den Verstand des Menschen antreibt und zum Nachdenken reizt …

Ebenso hat die himmlische, göttliche Weisheit, wie sie Ps. 49, 4 f. sagt: „Mein Mund soll Weisheit reden und die Betrachtung meines Herzens voll Verstandes sein. Ich will mein Ohr zu den Sprüchen neigen und mein Rätsel auf der Harfe eröffnen“, den Menschen ihren Willen mit lieblichen Gleichnissen vorlegen wollen, damit diejenigen, welche sonst träg und unlustig wären zum Hören, angereizt und die gefundene Wahrheit desto fester angenommen und wert gehalten würde, auch damit der göttliche Sinn desto länger im Verstande des Menschen durchgearbeitet und erwogen würde und seine Wurzeln desto tiefer in sein Herz hinuntersenkte. Ein Beispiel: Wer hätte die ungleiche Frucht des Wortes Gottes schöner zur Darstellung bringen können, als Christus in Mat. 1,3 mit dem Gleichnis vom Säemann und Samen es getan hat? Dennoch hat dieses Gleichnis die jünger Christi angereizt, ihn zu fragen und den Gehalt desselben auch zu finden … Wofern wir ihn nicht verstehen, sind wir jetzt in seiner Ungnade; und wie ein Sohn bekennt, noch in der Huld seines Vaters zu stehen, auch wenn dieser mit ihm ernst und strafend redet, aber außerhalb aller Gnade sich zu befinden, wenn dieser nicht mit ihm redet, ihn nichts lehrt und über nichts unterrichtet: gerade so ist es die furchtbarste Strafe und ein sicheres Zeichen vom Vorhandensein großen Übels, wenn uns das Wort Gottes seinen Trost versagt.

Jetzt nahen wir uns der Klarheit und dem Licht. Gott sei Lob, und er gebe uns die rechte Rede in unseren Mund, damit wir jene deutlich hervorbringen können! Amen.

Nun wollen wir zum ersten aus dem Alten Testament seine Klarheit mit etlichen Geschichten beweisen, darauf aus dem Neuen … Daß Abraham glaubte, die Stimme, die ihn seinen Sohn Isaak opfern hieß, sei von Gott, kam nicht aus menschlicher Erleuchtung oder Verstand; denn dem Abraham war das Heil durch die Nachkommenschaft Isaaks verheißen 1. Mos. 21, 12. Nun hieß ihn Gott eben diesen seinen Sohn Isaak, den er lieb hatte, zum Opfer bringen; das mußte sicher bei Abraham nach menschlichem Ermessen diese Gedanken hervorrufen: Bei dieser Stimme geht es nicht mit rechten Dingen zu; sie kommt nicht von Gott; denn er hat Dir zum besonderen Beweise seiner Freundschaft diesen Sohn Isaak von Deiner lieben Hausfrau Sarah gegeben und dabei verheißen, daß aus seinem Geschlecht der Heiland aller Menschen geboren werden soll. Wenn Du ihn aber töten müßtest, so wäre es mit der ganzen Verheißung nichts; es wäre das auch im Widerspruch mit seiner Gabe; denn wozu hätte er ihn Dir geben wollen, wenn er Dir ihn wieder hat nehmen wollen, gerade da, als Du anfingst, Dich am meisten seiner zu freuen? Diese Stimme kann nicht von Gott sein, sie muß vielmehr vom Teufel stammen, um Dich zu versuchen und Dich um Deinen allerliebsten Sohn zu bringen. Daß er sich aber durch solche ihn bedrückende Angst und Not nicht hat irre machen lassen, seinem eigenen Ratschlag auch nicht geglaubt hat, das kommt von niemand anders als von Gott, der ihn mit seinem Worte so erleuchtet hat, daß er wohl erkannte, daß es von Gott komme, wiewohl er ihn das tun hieß, was den vorangegangenen Verheißungen vollständig widersprach. Hier regten sich alle Adern, Gebeine und Kräfte des Glaubens. Seine Gedanken konnten den Befehl Gottes nicht ertragen, aber der Glaube widersprach, indem er sagte Röm. 4, 16: Ei, der Dir den Sohn vorhin verheißen und gegeben hat, der kann ihn Dir wohl auch wieder auferwecken oder den von ihm verheißenen Heiland auf irgend einen anderen Weg der Welt darbieten; er ist stark und reich genug, das zu leisten, was er versprochen hat. Und so hat der Glaube die Oberhand gewonnen. Du merkst wohl, daß das von dem Lichte des göttlichen Wortes hergekommen ist, welches dieses Wort mit sich gebracht hat …

Das samaritanische Weib ist so klug, daß es zu Christus spricht Joh. 4, 25: „Ich weiß, daß der Messias kommt, der Christus genannt wird. Wenn nun derselbe kommt, so wird er uns alle Dinge offenbaren oder verkündigen.“ Und unsere Theologen wissen das noch nicht, sondern wenn Du sie fragtest, ob sie diese Worte verstehen: „Christus est caput ecclesiae“, das ist: „Christus ist das Haupt seiner Versammlung oder Kirche, die sein Leib ist“, so sagen sie: ja, sie verstünden es wohl, sie dürften es aber ohne das Urteil der Menschen nicht so verstehen. Hörst Du, was das für arme Leute sind! Ehe sie sich von der Wahrheit wollen besiegen lassen, wollen sie ihr Menschsein verleugnen, gerade als ob sie keine Vernunft mehr hätten, nicht mehr wüßten, was „caput“ heißt, was sie alles nur darum tun, weil sie den Kajaphassen und Hannassen die göttliche Wahrheit unterwerfen, als wären diese die rechten Richter, und was Christus redet, gilt bei ihnen nicht … Christus sagt seinem himmlischen Vater Dank Mat. 11, 25, indem er spricht- „Ich danke dir, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du diese Dinge vor den Weisen und Verständigen verborgen hast und hast sie den Unmündigen geoffenbaret; denn also ist es wohlgefällig gewesen vor dir.“ Hört Ihr, daß Christus dafür Gott Dank sagt, daß er die himmlische Weisheit den Weisen dieser Welt verborgen hat, und darum wollt Ihr die Herzen, die von Gott gelehrt sind, wieder an die gleichen Weisen dieser Welt weisen? Er öffnet es den Geringen, den Demütigen, er kann nicht zu den hohen Rossen hinauf rufen; denn er wird nicht schreien, wie Jesaja 42, 2 sagt: „Seine Stimme ist demütig.“ Sie sind auch nicht im Stande, ihn zu hören vor lauter Pracht der Pferde, der Diener, der Musik und des Triumphgeschreis. Ihr saget: Sie sind weise gemacht von Gott, und beweiset dies gar mit dem schönen Beispiel des Kajaphas: Wenn sie schon böse seien, so verkündige doch Gott nichtsdestoweniger seine Meinung durch sie. Sag an, was sagen sie denn von Gott? Ich höre sie nicht von Gott reden, wohl aber die Stimmen, die heilige Väter und Vorfahren anführen, und von einem Stuhle Petri sagen, von dem weder im Evangelium noch in der eigenen Lehre des Petrus etwas geschrieben steht. Ach, was würden sie darum geben, wenn von diesem Stuhle etwas im Evangelium stünde! Sie rumoren allenthalben damit, aber sie können ihn nirgends mit der evangelischen Lehre so unterstützen, daß er fest stünde. Summa: Ich sehe keine Zeichen an ihnen, daß sie von Gott gesandt wären, an ihrer Lehre höre ich wohl, daß sie mit den Tyrannen gut befreundet sind. Ihr werdet sie wohl an ihren Früchten erkennen …

Es sagen die Beschirmer der menschlichen Lehren: „Es ist wahr, man soll die evangelische Lehre, das ist diejenige, die von Gott eingegeben und gelehrt ist, über alle anderen Lehren stellen“ - so weit sind sie gekommen, Gott sei Dank -, „aber wir verstehen das Evangelium ungleich. Nun, wenn eine Meinungsverschiedenheit besteht zwischen Deinem und meinem Verständnis, so muß natürlich einer vorhanden sein, der einen Entscheid zwischen uns treffe und Gewalt habe, denjenigen von uns, der sich im Irrtum befindet, zum Schweigen zu bringen.“ Dies tun sie alles, damit sie das Verständnis des Wortes Gottes den Menschen untertänig machen, sodaß jeder, wenn er das Evangelium predigt, von Kaiphas und Hannas kann geplagt und umhergeführt werden; und obgleich Paulus dagegen sagt, daß alles Verständnis und alle Gedanken und Entscheidungen sich unter den Willen und Dienst Gottes gefangen geben sollen, so wollen sie doch die Meinung Gottes unter der Menschen Urteil gefangen legen. Nun achtet hier auf eine Antwort: Erstens verstehe unter dem Evangelium nicht allein das, was Matthäus, Markus, Lukas und Johannes geschrieben hat, sondern wie vorher gesagt ist: alles, was von Gott jemals den Menschen kundgemacht worden ist, was sie unterrichtet und gewiß gemacht hat über den Willen Gottes. Dieser nun ist ein einiger Gott und ist ein Geist der Einigkeit, nicht der Zwietracht, woraus man merkt, daß ein wahrer, natürlicher Sinn in seinen Worten steckt, so viel wir auch dieselben hin und herziehen … Wenn Du von einer Sache reden oder wissen willst, so denke so: Ehe ich irgend etwas in der Sache urteilen oder von den Menschen lernen will, so will ich zum ersten hören, was die Meinung des Geistes Gottes sei Ps. 85, 9: „Ich will hören, was Gott der Herr in mir reden will.“ Darum rufe mit Andacht die Gnade Gottes über Dich an, damit er Dir seinen Geist und Sinn gebe, auf daß Du nicht Deine, sondern seine Meinung in Dich aufnehmest. Und Du sollst ein zuversichtliches Vertrauen haben, er werde Dir das richtige Verständnis kund tun; denn stets ist alle Weisheit von Gott gekommen. Und auf das hin tritt an die Schrift des Evangeliums heran. Hier werfen sie ihre Nasen hoch auf und haben keinen Glauben, daß er ihnen, wenn sie schon Gott anrufen, ein anderes Verständnis oder vielmehr sein Verständnis schenke, sondern sie sind so sehr auf ihren eigenen oder menschlichen Verstand versessen, daß sie ganz zuversichtlich sind, sie hätten keinen andern nötig. Höret jetzt, wie unrecht Eure Rede ist. Ihr müßt theodidacti, d. h. von Gott und nicht von Menschen gelehrt werden; so hat die Wahrheit selbst gesprochen, die nicht lügen kann Joh. 6, 45 …

Zweitens weiß ich für gewiß, daß Gott mich lehrt; denn ich habe davon meine Erfahrung. Aber daß Ihr mir das Wort nicht böswillig auslegt! Versteht meine Meinung, wie ich weiß, daß Gott mich lehrt. Ich habe wohl so viel in meinen jungen Tagen in menschlicher Lehre zugenommen, wie manche meines Alters, und als ich vor jetzt sieben oder acht Jahren anfing, mich ganz an die heilige Schrift zu halten, so wollte mir die Philosophie und Theologie der Zänker immer Einwürfe machen. Da kam ich zuletzt dahin, daß ich dachte - jedoch durch die Schrift und das Wort Gottes dazu geführt -, du mußt das alles liegen lassen und die Meinung Gottes nur aus seinem eigenen schlichten Worte kennen lernen. Da fing ich an, Gott um seine Erleuchtung zu bitten, und die Schrift begann mir um vieles heller zu werden - obwohl ich sie einfach las -, als wenn ich viele Kommentare und Auslegungen gelesen hätte. Seht, das ist ein gewisses Zeichen, daß Gott leitet; denn nach der Kleinheit meines Verständnisses hätte ich niemals dahin gelangen können. jetzt werdet Ihr verstehen, daß meine Meinung nicht aus Einbildung, sondern aus Unterwerfung meiner selbst hergekommen ist …

Endlich, damit wir aufhören, einem jeden auf alle Einwürfe wieder eine Antwort geben zu wollen, so ist das unsere Meinung: Daß das Wort Gottes von uns in höchsten Ehren gehalten werden soll - unter Gottes Wort ist allein das zu verstehen, was vom Geiste Gottes kommt -, und keinem Wort soll solcher Glaube geschenkt werden wie diesem. Denn das ist gewiß, es kann nicht fehlen; es ist klar, läßt uns nicht in der Finsternis irre gehen; es lehrt sich selber, erklärt sich selber und erleuchtet die menschliche Seele mit allem Heil und aller Gnade, macht sie getrost in Gott, demütigt sie, daß sie sich selber verliert, ja wegwirft und dafür Gott in sich faßt; in ihm lebt sie, zu ihm strebt sie, verzweifelt an allen Kreaturen, und Gott allein ist ihr Trost und ihre Zuversicht; ohne ihn hat sie keine Ruhe, in ihm ruht sie allein Ps. 77, 3. ja es fängt die Seligkeit schon hienieden in dieser Zeit an, zwar nicht nach der wesentlichen Gestalt, aber in der Gewißheit der trostreichen Hoffnung; diese wolle Gott in uns mehren und uns niemals von ihr abfallen lassen! Amen …

  1. Ein jeder soll Gott inniglich anrufen, damit er in ihm den alten Menschen ertöten wolle, welcher viel auf seine Weisheit und sein Können hält.
  2. Und wenn dieser getötet und entleert ist, so wolle Gott sich ihm eingießen gnädiglich, so reichlich, daß er ihm allein glaube und vertraue.
  3. Wenn das geschieht, so ist gewiß, daß er mächtig erfreut und getröstet wird, und er soll oft das Wort des Propheten in den Mund nehmen. Herr, unser Gott, befestige du das, was du in uns gewirkt hast; denn wer da steht, soll sehen, daß er nicht falle.
  4. Gottes Wort übersieht niemanden und am allerwenigsten den allergrößten; denn als Gott den Paulus berief, sprach er zu Ananias: „Dieser ist mir ein auserwähltes Rüstzeug, meinen Namen vor die Fürsten und Könige der Erde zu tragen.“ Er sagt auch zu den Jüngern Mat. 10, 18: „Ihr werdet vor die Könige und Fürsten gestellt werden, damit ihr vor ihnen von mir Zeugnis ablegt.“
  5. Es gehört zu seiner Natur, die Hochmütigen und die Gewaltigen zu erniedrigen und den Demütigen gleich zu machen …
  6. Auf alle Fälle zieht das Wort Gottes die Armen hervor, hilft ihnen und tröstet die Trostlosen und Verzweifelten; und diejenigen, die auf sich selbst vertrauen, bekämpft es. Zeuge dafür ist Christus.
  7. Es sucht nicht seinen eigenen Nutzen. Darum befahl Christus seinen Jüngern weder Beutel noch Tasche mit sich zu nehmen.
  8. Was es allein sucht, ist, daß Gott den Menschen offenbar werde, damit die Halsstarrigen ihn fürchten und die Demütigen in Gott getröstet werden. Diejenigen, die so predigen, sind ohne Zweifel im Recht. Diejenigen, die vorsichtig um ihren Nutzen herumstreichen, wie eine Katze um einen heißen Brei, mehr die menschlichen Lehren beschützen, als der Lehre Gottes anhangen oder ihr aufhelfen, sind falsche Propheten. Lerne sie kennen an ihrem Wort. Es ist nicht umsonst, daß sie rufen: „Die frommen Väter! Soll es denn nichts sein, was die Menschen machen?“ und dergleichen. Aber daß sie ernstlich klagten, daß man das Evangelium Christi lau predige, darüber klagen sie nicht.
  9. Fühlst Du, daß Gottes Wort Dich erneuere, daß Gott Dir anfange lieber zu werden als vordem, da Du auf Menschenlehren hörtest, so sei dessen gewiß, daß Gott solches in Dir gewirkt hat.
  10. Fühlst Du, daß es Dich der Gnade Gottes und des ewigen Heiles gewiß macht, so kommt das von Gott.
  11. Fühlst Du, daß es Dich klein und gering macht, dafür aber Gott groß in Dir, so ist das eine Wirkung Gottes.
  12. Fühlst Du, daß die Furcht Gottes anfängt Dich mehr fröhlich als traurig zu machen, so ist das eine gewisse Wirkung des Wortes und Geistes Gottes. Diesen wolle Gott uns geben! Amen.
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