Luther, Martin - D. Martin Luther's Schrift wider die blinde und tolle Verdammung der siebzehn Artikel, von der elenden, schändlichen Universität zu Ingolstadt ausgegangen. Anno 1524.

Luther, Martin - D. Martin Luther's Schrift wider die blinde und tolle Verdammung der siebzehn Artikel, von der elenden, schändlichen Universität zu Ingolstadt ausgegangen. Anno 1524.

[Ausgabe von Walch, Theil 21, S. 128 - 149]

Martinus Luther allen lieben Christen Gnade und Friede in Christo!

Es ist unter dem Namen der elenden Universität zu Ingolstadt in Baiern ausgegangen ein Zettel mit 17 christlichen Artikeln, von ihnen verdammt, und durch ihren mördlichen Frevel und Zwang von M. Arsatius Seehofer widerrufen. Nun ist ihr Grund und Beweis so ganz über alle Maaßen toll und ungeschickt, daß ich samt etlichen anderen Verständigen nicht anders dachte, als dieser Zettel wäre etwa von ihren Feinden ihnen zu Spott und Schmach aus Scherz erdichtet. Aber weil sie so lange dazu schweigen, und ich auch anderswoher gewiß bin, daß sie diese Artikel haben verdammt und zu widerrufen erzwungen, muß ich glauben und bekennen, daß, wo solche greifliche Blindheit ist, daß sie diese Hauptartikel des christlichen Glaubens verdammen, daß da auch freilich solche Kunst und Klugheit sein muß, die nicht viel von klugen und geschickten Gründen und Beweisen zeigen können.

Deshalb will ich dieselbigen Zettel wiederum lassen aufs Neue ausgehen, und solche Ingolstädtische Kunst und Tugend ausbreiten, zu Ehren dem heiligen Worte Gottes, auf daß die Schwachen getröstet und gestärkt werden, wenn sie hier so augenscheinlich Gottes Wunderwerk sehen, der, um sein heiliges Wort wiederum zu erhöhen und zu preisen, seine Lästerer und Feinde mit solcher großen Blindheit straft und plagt. Und ich bitte, ein jeglicher Christ lasse sich diese Ingolstädtischen Zettel empfohlen sein als eins der besten Büchelchen, das zur Förderung der Ehre Gottes wohl dienet, und werth ist, daß man es aufbewahre für unsere Nachkommen, damit sie wissen mögen, was für verzweifelte Bubenschulen zu unseren Zeiten gewesen sind, und wie muthwillig der leidige Teufel in der Christenheit durch solch elende Köpfe regiert hat in den hohen Schulen.

Doch damit will ich den leichtfertigen Leuten, die sich evangelisch rühmen und doch nicht sind, nicht Ursach dazu gegeben haben noch darin bestärken, daß sie so lästerlich vermessen und frech sind. Denn wiewohl es wahr ist, daß Gott solche Strafe und jämmerliche Blindheit über seine Feinde ergehen läßt, die Schwachen damit zu trösten, und zu erschrecken die Feinde des Evangeliums: So ist doch daneben zu fürchten sein wunderlich Gericht und Werk, daß es nicht vielleicht auch uns gelte, die wir auf's Evangelium daherstolzieren, als wären wir's selbst, ohne alle Furcht und Demuth, und mit der That weit dahinten bleiben. Er plagte auch vorzeiten die Philister, daß sie seine Lade wieder heimsenden mußten mit aller Schande; nichtsdestoweniger schlug er fünfzigtausend und siebzig Mann von den Israeliten zu Bethsemes, da sie die Lade des Bundes sahen; vielleicht darum, daß sie sich würdig däuchten und über der Philister Sünde stolzierten. 1 Sam. 6, 3 ff.

Dieses Werk Gottes kommt mir eben so vor, als wollte er uns an unsere Trägheit und Faulheit erinnern, und ermahnen, daß wir fleißiger beten und ernstlicher dazu thun sollen. Denn das ist ja gewiß, daß der Teufel, als ein hochverständiger Geist, solche Zettel wohl besser hätte zurichten können und ihnen eine andere Farbe anstreichen. Darum muß er entweder von Gott auf besondere Weite verhindert worden sein; oder er hat, wie ich besorge, aus überflüssiger Muße und muthwilliger Bosheit unserer Faulheit gespottet und gedacht: „Wozu soll ich wider die lassen, faulen, trägen Christen große Kunst und Klugheit brauchen? Sie thun mir mit beten nicht weh; so greifen sie es auch nur mit Worten an. Ich will dieweil also mit guter Ruhe lallen durch diese Säue und ihrer spotten; ich bedarf keines Erstes dazu; kann doch wohl fällen und zum Widerruf treiben, welche ich will, ob ich schon nur meinen Scherz und Spaß treibe. Ich habe große Sorge, daß er solches im Sinn trage; die Sache sieht sehr das nach aus.

Darum laßt uns die Warnung und Ermahnung Gottes annehmen! Denn wir sehen täglich des Widerrufens viel, und wenig sind, die da bestehen. Dazu haben wir so einen schmählichen und schändlichen Namen vor der Welt, als freilich in tausend Jahren niemand gehabt hat. Wenn man einen kann lutherisch oder evangelisch heißen, da meinen sie, sie haben ihn mehr als zehnmal teufelisch gehießen; der muß denn auch mehr, als Einer Hölle, werth sein. Nun ist's ja eine schwere Schmach und Pein, darüber alle Propheten, und besonders David im Psalter so oft klagt und schreit, so daß wir ja große Ursach genug haben, mit Fleiß zu beten, und dem Teufel mit Ernst zu widerstehen, von dem wir hierin sehen, wie er aus den Menschen sein Affenspiel treibt; unter welchen doch noch etliche sind, die durch unser beten und lehren herzukommen sollen und unsere Brüder werden; darum wir schuldig sind, uns ihrer anzunehmen, und für sie wider den Teufel, der sie verspottet, mit allen Kräften zu beten und zu streiten. Das helfe uns Christus! Amen.

Die 17 Artikel haben die Ehrwürdigen und Hochgelahrten Herren, Nikolaus Apellas, Leonhardus Marstaller, der heiligen Schriften, Franziskus Burckhard von Burckhardis, Georgius Hauer, der Rechte, Wolfgangus Peyffer, Peter Burckhardt, Panthaleon Brunner, der Arznei, Anthoni Braun und Johannes Schrötinger, der freien Künste Lehrer, Rektor, Rath und Ordinarien der christlichen Universität Ingolstadt, mit inbrünstigem ernstlichem Fleiß, aus Büchern eines jungen Magisters, Arsatii Seehofer aus München, gezogen und als ketzerisch aus folgenden Ursachen verdammt, den genannten Meister Arsatius in's Gefängniß gelegt und zuletzt bewogen, solche abzuschwören und zu widerrufen; welches er am Abend vor der Geburt Unserer Frauen öffentlich vor allen angezeigten Universitätsgliedern gethan hat, und darauf in ein Kloster zur Buße gekommen ist, im 1523. Jahr.

Arsatius.

1) Allein der bloße Glaube ist genug dazu, daß der Mensch gerecht oder gerechtfertigt werde.

Ingolstadt.

Dieser Artikel ist wahr, wie er nach den Worten lautet, und es sagt ihn St. Paulus Röm. 3,25 und 5,1; und er wird so bewiesen: Der Mensch, der gerecht werden soll, ist noch ungerecht; denn, wäre er gerecht, so hätte er nicht nöthig es erst zu werden. Ist er ungerecht und in Sünden, so entbehrt er der Gnade Gottes. Hat er die Gnade Gottes nicht, so sind seine Werte Gott auch nicht angenehm, oder verdienstlich zu der ewigen Seligkeit. Denn Gott gefallen des Menschen Werke nicht, wenn ihm nicht zuvor der Mensch gefällt; wie 1 Mose 4,4 steht, daß Gott hat angesehen Abel und seine Gaben; zuerst Abel, hernach seine Gaben. Soll nun ein menschliches Werk Gott gefallen, so muß ihm der Mensch zuerst gefallen; denn die Werke machen den Menschen nicht gut; aber ein guter Mensch macht und thut gute Werke. Weiter, soll der Mensch [Gott] gefallen und angenommen werden von Gott, der doch gerecht ist, so muß das geschehen aus Güte und Barmherzigkeit Gottes. Das heißt man Gnade, darnach kommen erst gute Werke.

Obwohl nun dieser Artikel, wie eben gesagt ist, wahr ist, so ist er doch nicht so ohne Weiteres einem Einfältigen und Leichtfertigen, Trägen, auch vielleicht Gottlosen (deren leider viel sind) vorzuhalten; denn ein solcher denkt nicht in der genannten Weise darüber nach, sondern sobald er ihn hört, spricht er: „Ja, ich habe einen guten Glauben, und traue Gott wohl. Wenn ich denn durch den Glauben allein gerecht werde, und der Gerechte lebt durch den Glauben, wie Paulus Röm. 1,17 und Habacuc 2,4 sagen, so erlange ich das ewige Leben allein durch den Glauben. Ei, was brauche ich denn die Gebote Gottes zu halten? Wozu soll ich fasten, beten, Almosen und andere gute Werke thun? Ich will mich zum Glauben halten, und alle mühseligen Werke fahren lassen, und Gott wohl trauen; er hat den Himmel nicht für die Gänse gemacht.“ Auf diese Weise werden denn vernichtet und verspottet alle heilsamen Lehren Christi und der Apostel, die uns lehren Gutes thun und Böses meiden. Darum ist er widerrufen.

Luther.

Sie bekennen selbst, daß dieser Artikel wahr sei, und beweisen ihn aus St. Paul und Habacuc; und wollen doch, man solle ihn, weil sich die Bösen daran ärgern, verschweigen! Ist das nicht eine erbärmliche Blindheit? bekennen, es sei wahr, und es doch als Ketzerei verdammen? und das aus keiner anderen Ursache, als weil die Gottlosen dadurch ärger. werden? Du zarte theuere Wahrheit, du mußt nun eine Lüge heißen um böser Leute willen! Das heißt, Johanni den Kopf abschlagen um der bösen Herodias willen, Matth. 14,8. Denn so möchte Herodes auch sagen: Wiewohl Johannes heilig ist, so soll er doch billig sterben, weil die böse Herodias über ihn zornig ist. Soll um der Gottlosen willen die Wahrheit Ketzerei heißen, so muß man auch sagen, daß es Ketzerei sei, daß Christus Gott und Mensch ist; denn die Juden und Heiden ärgern sich daran. Wenn sie doch so viel Hirns hätten und sprächen, die Frommen ärgerten sich, so hätte es doch einen besseren Schein. Aber sie wußten wohl, daß die Frommen sich nicht daran ärgern. Darum höre hier alle Welt die Kunst dieser hohen Schule: Göttliche Wahrheit ist Ketzerei, wenn die bösen Leute sich daran ärgern! Pfui hohe Schule!

Ja, sagen sie, man soll ihn nicht so ohne Weiteres sagen. Lieber, ist das wahr, warum hat ihn denn Christus und Paulus so ohne Weiteres gesagt? Oder meint ihr armen Leute, daß es möglich sei, auf Einmal mit denselben Worten zu sagen: der Glaube macht allein gerecht; und: der Glaube thut gute Werke? Es muß ja eins zuerst und das andere darauf gesagt werden.

Soll nun das erste Ketzerei heißen, bloß darum, weil es zu einer anderen Zeit geredet wird, als das letzte? Wohlan, so ist nun in diesem Artikel Paulus und Christus und Moses von den Ingolstädtern zugleich bekannt und verläugnet, zugleich wahrhaftig und ketzerisch gescholten, zugleich verdammt und gelobt! So sollen sich stürzen die Gottesfeinde und Lästerer! - Auch bleiben sie nicht bei ihrer Rede. Sie sagen in der Vorrede: Diese Artikel sind alle ketzerisch; und beweisen doch nicht mehr, als das, daß dieser den Gottlosen ärgerlich sei! –

Arsatius.

2) Die Gerechtigkeit Gottes ist eine solche, die Gott in uns achtet, schätzt oder nimmt, ohne alle Anschauung unserer Werke.

Ingolstadt.

Diesen Artikel verstehen wir entweder so, daß Gottes Gerechtigkeit so beschaffen ist, daß sie ungeschwächt bleibt, ob er gleich dem Menschen anders thut, als der meint verdient zu haben. Oder so daß Gott ganz und gar nach seinem Willen und Gefallen (das nennt er [Arsatius?] seine [Gottes] Gerechtigkeit) mit dem Menschen umgehe, der Mensch thue gleich was er wolle, Gutes oder Böses, Unrecht oder Recht. - Der erste Sinn wäre gut; aber der andere ist wider das Evangelium, indem der HErr die Unbarmherzigen stellen wird zur Linken unter die Böcke, und sprechen: Gehet bin, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer. Matth. 25,41.

Luther.

Siehe da, die Hochgelehrten sollte man billig erst in die Schule führen, und sie die Grammatik lehren; verstehen sie doch die Worte nicht im Artikel. Denn die Gerechtigkeit Gottes, davon dieser Artikel redet, ist die, die uns Gott schenkt und womit er uns gerecht macht, wie St. Paulus sagt Röm. 1,17: Die Gerechtigkeit Gottes wird im Evangelio offenbaret, daß sie aus dem Glauben komme, wie geschrieben steht: Der Gerechte lebet seines Glaubens. So deuten sie ihn auf die Gerechtigkeit, davon Gott gerecht heißt, und mit welcher er die Sünder straft! Das sind mir Theologen!

Dazu geben sie ihm zweierlei Sinn, und verdammen ihn doch, obgleich der erste auch ihnen selber gefällt. Daraus kann man sehen, daß sie den M. Arsatius nie verhört, sondern mit Gewalt hinterlistig und verrätherisch verdammt haben. Er hätte ihnen ja sonst diese seine Meinung ohne Zweifel gesagt. Warum nehmen sie aber diesen Artikel nicht auch an in seinem guten Sinne? da doch in ihrer Scholasterei und Aristotelei kein Ding so übel lautet, daß sie nicht lobten, wenn sie ihm nur einen guten Sinn zu geben vermögen, ob sie ihn gleich zu Calcutta holen müßten? Buben sind es in der Haut!

Arsatius.

3) Durch keinerlei gute oder verdienstliche Werke kann der Mensch erlangen seine Rechtfertigung.

Ingolstadt.

Dieser Artikel ist wider die Schrift; denn Apostelgesch. 10,2.31 steht, wie der Heide Cornelius durch Almosen und Gebet, die er that in seinem Heidenthume, erlangte, daß ihm der rechte Glaube von St. Peter geoffenbart und verkündigt ward. Und wiewohl es wahr ist, daß eines Todsünders tugendreiche Werke an sich selbst nicht verdienstlich sind, oder die Gerechtmachung des Sünders bewirken können, so nimmt sie dennoch die Gütigkeit und Barmherzigkeit Gottes für besser und werther an, als sie an sich sind, und thut um ihretwillen dem Menschen, das er ihm sonst nicht widerfahren ließe, hätte er sie nicht vollbracht.

Luther.

Das ist nicht wahr, daß Cornelius in Heidenthume gute Werke gethan hätte, sondern er war ein Proselyt, und hatte den rechten Judenglauben an Christum, der da kommen sollte, Apostelgesch. 10,22. Dieser Glaube that dann Gutes; und So ist er dazu gekommen, daß ihm offenbaret ward, Christus sei nun erschienen; so ist er zur Freiheit vom Gesetz Mosis gekommen. Denn ohne den Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen, Hebr. 11,6.

So ist das auch nicht wahr, daß Gott eines Todsünders gute Werke für besser annimmt. Denn gute Werke kommen aus Gnaden.

Auch reden sie hier wiederum wider sich selbst. Denn im ersten Artikel bekennen sie: Die Werke können Gott nicht gefallen, der Mensch gefalle ihm denn zuvor. - Was nicht aus dem Glauben kommt, das ist Sünde, Röm. 14,23.

Arsatius.

4) Gott allein macht uns gerecht, wenn er uns seinen heiligen Geist eingießt, ohne alle unsere Werke.

Ingolstadt.

Dieser Artikel ist klar genug aus der Erklärung des ersten Artikels, obwohl er sonst auch einer guten großen Auslegung bedarf. Denn es sagt der heilige Augustinus: Der dich geschaffen hat ohne dein Zuthun, wird dich nicht gerecht oder selig machen ohne dein Zuthun.

Luther.

Ja freilich muß ich dabei sein, soll ich selig werden. Gott ließ mich auch nicht geboren werden ohne mich. Was that ich aber dazu? Und wenn gleich St. Augustinus der Ingolstädter Esel Meinung hätte sagen wollen, sollte man ihn deßhalb über St. Paulum setzen, deß dieser Artikel ist Röm. 3,28: So halten wir es nun, daß der Mensch gerecht werde durch den Glauben, ohne Werke?

Arsatius.

5) Wir sollen gar keine Hoffnung oder Zuversicht setzen in unsere guten Werke.

Ingolstadt

Dieser Artikel scheint einen Grund zu haben in den Worten Christi Luc. 17,10, da er spricht: Wenn ihr alles thut, was euch geboten ist, so sprecht dennoch: wir sind unnütze Knechte. Aber er [der Artikel] erschreckt die kleinmüthigen Menschen; darum soll man sie vielmehr lehren nach dem Rath des weisen Mannes, der da spricht: Alles, das deine Hand Gutes vermag, das thue ohne Unterlaß, Pred. 9, 10;1) ebenso Johannes im Buche der heimlichen Offenbarung 14,13: Ihre Werke werden ihnen nachfolgen; ferner der Herr Matth. 20,8: Rufe die Arbeiter und gib ihnen ihren Lohn. Denn wiewohl wir uns mit unseren Werken nicht trösten, darüber vermessen oder stolz werden sollen, weil sie an sich selbst unwerth und mangelhaft2) sind, so werden sie doch damit belohnet aus göttlicher Barmherzigkeit, wie oben gesagt ist.

Luther

Siehe da, den Artikel verstehen sie auch nicht. Da sieht man wiederum, wie sie mit dem armen Arsatius so verrätherisch und boshaft umgegangen sind, daß sie ihn entweder nicht verhört oder nicht haben reden lassen; wie sie auch in der Vorrede fast selber bekennen. Höret ihr's, ihr groben Eselsköpfe zu Ingolstadt, setzt die Brille auf die Nase, oder verdauet doch zuvor den guten Dramynder3). Werke thun, und auf Werke vertrauen, ist zweierlei. Der Artikel redet dürre vom Vertrauen auf Werke; so beweiset ihr, daß gute Werte zu thun sind. Wann hat das M. Arsatius geläugnet? Oder wer sagt das nicht? Ihr hättet beweisen sollen, daß auf gute Werke zu vertrauen sei; statt dessen redet ihr etwas anderes daher, gleichwie die Trunkenen im Schlafe antworten.

Arsatius.

6) Es ist unmöglich, daß der Glaube sei ohne gute Früchte oder Werke.

Ingolstadt.

Dieser Artikel ist wider das Evangelium und St. Paulum. Denn der HErr spricht Luc. 12,47: Der Knecht, der seines Herrn Willen weiß, und thut ihn nicht, der wird hart geschlagen werden. Glauben heißt: den HErrn und seinen Willen erkennen; wenn man aber den Willen nicht vollbringt, so fehlen die Werke; darum findet man Glauben ohne Werke. Ebenso steht Matth. 7,22: Viele werden sprechen am jüngsten Tage: HErr, HErr, wir haben große Wunderwerke in deinem Namen gethan. Die haben den Glauben an Christum gehabt, aber sie mangeln guter Werke; darum wird er zu ihnen sprechen: Weichet von mir, ihr Uebelthäter, ich kenne euch nicht! Matth. 7,23. Paulus scheidet an vielen Stellen in seinen Episteln die Werke und den Glauben voneinander.

Luther.

Jawohl, der Glaube des Knechts, der des HErrn Willen nicht thut, ist eben so ein Glaube, wie die Theologie der Ingolstädter ist. Der Artikel redet von dem ungeheuchelten, rechten Glauben, wie ihn Paulus nennt, weiß wohl, daß es aus einen eingebildeten Glauben gibt. - Und das ist abermals ein Bubenstück und Schalksstück, daß diese Sophisten den Artikel deuten, wo sie hin wollen, und haben den Arsatius darüber weder hören noch reden lassen. Wenn das gelten soll, einem die Worte zu verdrehen und zu mißdeuten, so möchten solche hochgelehrte Leute auch wohl sagen, daß Gott ein Teufel heiße, da geschrieben steht: Gott schuf Himmel und Erde. 1 Mose 1,1.

Arsatius.

7). So die Schrift meldet, wie die guten Werke belohnt werden, oder Lohn für gute Werke gegeben werde, ist es also zu verstehen, daß wir durch den Glauben selig werden.

Ingolstadt.

Dieser Artikel ist frevelhaft und muthwillig ohne allen Grund aus der Schrift geredet, darum ist er zu verwerfen, wie der Magister selbst zugibt im nachher folgenden neunten Artikel. Außerdem ist er auch wider das Evangelium und andere Schriftstellen, wie schon im fünften Artikel angezeigt ist, welche klar anzeigen, daß Gott Lohn gebe, wie es die Werke erfordern, und nicht der Glaube; sonst müßte er die Teufel auch belohnen, denn sie glauben auch, wie St. Jacobus sagt in seiner Epistel 2,19. Aber weil sie nichts Gutes thun, so müssen sie auch gutes Lohnes entrathen.

Luther.

Da deuten sie wieder der rechten Glauben auf den falschen Glauben, die frommen Biedermänner! Aber es wäre hier zu lang, zu zeigen, wie Gott die Werke belohne; magst darüber den Sermon vom Mammon lesen. Die Sophisten wissen viel, was Glaube, Werk und Lohn ist. Und was sollte für Verstand sein bei solcher Blindheit? wie du oben gehört hast.

Arsatius.

8) Die sich unterwinden, durch ihre guten Werke sich gerecht und gut zu machen, die bauen nicht auf den Fels, sondern auf den Sand.

Ingolstadt.

Ueber diesen Artikel haben wir uns schon deutlich genug bei dem fünften ausgesprochen.

Luther.

Dieser Artikel redet auch, wie der fünfte, vom Vertrauen auf Werke, nicht vom Werke-thun; indem ja Arsatius im darauffolgenden siebenten Artikel bekennt, daß Werke nicht ausbleiben, wo Glaube ist. So deuten's diese Blinden auf das Werke-thun. Zur Schule und auf die ABCbank mit den groben Trunkenbolden! Aber so geht's dem guten Arsatius! Sagt er, daß gute Werke zu thun sind, so ist's Ketzerei; sagt er, daß man nicht auf sie vertrauen solle, so ist's Ketzerei. Er würde freilich nimmermehr einen christlichen Artikel vorbringen können, er wollte denn nichts anders sagen, als: Eximii Magistri nostri, vestrae excellentiae bene dicunt. Vos estis lux mundi.4) Ihr seid der Dreck in der Laterne!

Arsatius.

9) Es ist keinem in der Kirche zu glauben, außer das, was er gewiß und klar darthut aus dem Worte Gottes.

Ingolstadt

Das ist auch ein frevelhaftes, muthwilliges Geschwätz. Denn daraus folgt, daß wir nicht glauben sollten, daß die hochgelobte Mutter Gottes Jungfrau geblieben sei. Ferner, daß wir den Evangelisten nicht glauben sollten; denn an keinem Orte der Schrift findet man, daß wir ihnen glauben sollen. Sprichst du: Der HErr hat gesagt Luc. 10,16: Wer euch höret, der höret mich, und wer euch verachtet, der verachtet mich! so könnte einer antworten, daß diese Worte die Evangelisten selbst geschrieben haben, darum binden sie nicht, denn keiner kann sich selbst ein Zeugniß geben. Ferner folgt daraus, daß wir den Episteln Pauli, Petri, Johannis, Jacobi u. s. w. nicht glauben sollten; denn wo gebietet uns das die Schrift, oder Gottes Wort? Da seht ihr, was dieser Artikel vermag.

Luther.

Ich will eure spitzfindige Kunst auch brauchen, und sage also: Wem soll man dann glauben, wenn man nicht allein Gottes Worte glauben soll? Sprichst du: der Kirche! so antworte ich: die Kirche sagt das selbst, darum bindet es nicht, denn keiner kann sich selbst ein Zeugniß geben, wie hier die klugen Leute sagen. Wem sollen wir denn nun glauben? Weder Gott noch Menschen. Ich rathe, man glaube allein den langen Handschuhen und Kugeln des Rectors zu Ingolstadt. Ferner mit welchem Grunde will man beweisen, daß eine Kirche auf Erden sei? um vom Glauben der Kirche nicht zu reden. Muß man das nicht aus Gottes Wort beweisen? - Aber die Alfangerei, daß sie sagen, es sei nirgends geschrieben, daß man solle St. Petri, Pauli, Johannis Episteln glauben, und das Maria Jungfrau geblieben sei, ist nicht werth, daß man darauf antworten soll. Gerade, als sollte man noch andere Zeugen beibringen, die heilige Schrift zu bestätigen!

Aber zugegeben, man solle der Kirche glauben, die diese Schriften angenommen hat: so sage mir: wo stehet's denn geschrieben, daß man darin der Kirche glauben soll? Stehet's in denselben Büchern, die sie annimmt: wohlan, so wird die Kirche durch die Bücher, und nicht die Bücher durch die Kirche bezeugt, angenommen und bestätigt. Hui nun, ihr Ingolstädter Theologen!: sehet ihr, was dieser Artikel vermag? .

Arsatius.

10) Es soll kein Mensch in der christlichen Kirche etwas thun oder lehren, außer was Gott der HErr gewißlich angegeben, gelehrt oder geboten hat.

Ingolstadt.

Dieser Artikel taugt eben so wenig, etwas, als der zunächst vorhergehende. Denn daraus folgt, daß niemand Jungfrauschaft halten soll, niemand zeitliche Güter übergeben soll, niemand fasten; denn Gott hat diese Dinge nirgends5) geboten, daß niemand sich der ehelichen Werte mit seinem Gemahl zuweilen enthalten soll. Denn wiewohl St. Paulus dasselbe gerathen hat, so hat er es doch nicht geboten; dies aber ist (wie Luther sagt) ein Gebot Gottes, da er zu Adam sagt: Wachset und mehret euch! 1 Mose 1,28. Das würde ja ein seltsames Leben werden, und viel unnütze Arbeit.

Luther:

Da, da! So soll man Christo und Paulo in's Maul greifen! Wie oft gebietet Paulus zu fasten! 2 Cor. 6,5; und 1 Cor. 7,3 gebietet er, eheliche Pflicht zu leisten; ja er gebietet, ehelich zu werden um der Unkeuschheit willen.

So lebet auch dieser Artikel nicht allein von Gottes Geboten, sondern von Allem, was Gott angibt und lehret so daß er dennoch wahr wäre, wenn gleich fasten ehelich oder keusch sein, nicht geboten wäre, sintemal Gott so viel Exempel in der Schrift angezeigt hat, daß ich nicht weiß, ob diese Sophisten toll oder thöricht sind, daß sie diese Artikel wider ihre dürren, hellen Worte deuten, wohin sie nur wollen. Ich denke mir, sie haben gedacht, es sei weder ein Gott noch ein Mensch mehr, außer ihnen allein!

Arsatius.

11) Es geziemt sich für einen Bischof, nichts anderes, als das Wort Gottes zu lehren.

Ingolstadt.

Dieser Artikel ist zu streng und zu beißig; denn wir lesen von St. Paulo, daß er hat gearbeitet; denn er konnte Zelte machen. Apostelgesch. 18, 3. So haben im Anfang viel Bischöfe Weib und Kind gehabt, und ohne Zweifel auch leiblich gearbeitet.

Luther.

Reime dich, Bundschuh!6) Der Artikel redet vom Lehren; so deuten sie ihn auf's Thun. Ein Bischof soll nichts anderes lehren, als Gottes Wort.

Das verstehen sie so: er solle nichts anderes thun, als lehren. Und selbst wenn der Artikel vom Thun redete, so wäre er doch wahr. Denn das weiß auch Hans Narr wohl, daß arbeiten und haushalten das Amt und Geschäft eines Bauern ist; aber Gottes Wort lehren, allein ein bischöflich Amt und Geschäft ist. Pfui über euch Esel! Alle diese Stücke beweisen, daß Arsatius nicht dabeigewesen noch verhört ist, als diese hochberühmte und wohl bethane Universität ihn verdammt hat.

O wie recht geschieht den Herzögen von Baiern, die auch Gottes Wort, ohne es verhört, untersucht und widerlegt zu haben, verdammen und verfolgen, daß sie solche Säue und. Esel zu Meistern und Seelsorgern haben müssen; solche Strafe hätte ich ihnen nicht zu wünschen gewagt.

Arsatius.

12) Ein Bischof sein, ist nichts anderes, als geloben [profiteri] das Wort Gottes.

Ingolstadt

Dieser Artikel ist gleich dem vorigen zu streng. Denn St. Paulus und andere Bischöfe haben die Bösen und Ungehorsamen auch gestraft, verdammt, und in die Gewalt des bösen Feindes gegeben, bis sie sich besserten, 1 Cor. 5,4; daraus folgt, daß sie nicht bloß gepredigt, sondern auch Gewalt gehabt haben.

Luther.

Daß die Esel das Latein nicht recht verdeutschen, muß man ihnen zu gut halten, denn sie können weder deutsch noch lateinisch. Der Artikel will sagen: ein Bischof sein, ist so viel, als profiteri verbum Dei, (d. i.) dessen Amt es sei, das Wort Gottes zu predigen, wie der vorige Artikel sagt. Dazu verstehen diese wohlverständigen Köpfe die Sache also, daß bannen, strafen und die Ungehorsamen züchtigen nicht zum Worte Gottes gehöre! Das mögen sie daher haben, weil die jetzigen Bischöfe nur bannen, und nicht predigen. Dank habe die wohlberühmte Universität!

Arsatius.

13) Wenn einen Mann sein Weib verläßt, ober er rechtlich von ihr geschieden wird, so hat er Gewalt, eine andere zu nehmen; desgleichen die Frau, mag sich einem anderen Manne vermählen; es wäre denn, daß man es dem verböte, der gesündigt und Ursache zur Ehescheidung, gegeben hat.

Ingolstadt.

Wiewohl etliche meinen, dieses sei im Anfang der Christenheit ebenso von vielen heiligen Bildhöfen gehalten worden, so ist dieser Artikel doch ganz klar wider Christum und Paulum, welcher spricht 1 Cor. 7,10.11: Denen, die ehelich vereinigt und verbunden sind, gebiete nicht ich aus eigener Anmaßung, sondern der HErr, daß das Weib nicht abtreten oder sich scheiden soll von ihrem Manne; weicht sie aber von ihm, so soll sie ohne Mann bleiben, oder sich mit ihrem Manne wieder versöhnen. Ebenso soll auch der Mann sein Weib nicht verlassen. Das sagt Paulus. So nimmt auch der HErr keine andere Ursache aus, als Ehebruch, Matth. 19,9; und die christliche Kirche bestimmt, daß die Worte St. Pauli in dieser Sache auch Kraft haben. Daraus folgt, daß der genannte Artikel wider Christum und Paulum sei; oder daß derjenige, der ihn halten will, die Anordnung und Erklärung der heiligen christlichen Kirche verachte.

Luther.

Von diesem Artikel sagen sie zuerst er sei wider Christum und Paulum; hernach, wenn dieses etwa nicht Stich halten würde, sagen sie, er sei wider die Unordnung der Kirche. Jawohl, sie heißt: Kirche, ist aber vielmehr des Teufels Kuchen. Paulus sagt 1 Cor. 7,15 ganz offenbar: Wenn ein ungläubig Gemahl vom andern gläubigen Gemahl weicht, so laß ihn weichen; denn der Bruder oder die Schwester ist damit nicht gebunden. Da gibt ja Paulus die Freiheit, sich zu verändern. Was sollte das sonst heißen, daß man nicht gebunden sei? So ist auch „ungläubig“ nicht allein der, der da ungetauft ist, wie des Teufels Kuchen narret, sondern ein jeglicher falscher Christ. Darum ist dieser Artikel richtig und wahr.

Arsatius.

14) Es geziemet sich für keinen, einen Eid zu thun, außer wo es die Ehre Gottes, oder des Nächsten Noth betrifft; aber um zeitlicher Güter willen zu schwören oder einen Eid zu thun, ziemt sich für keinen.

Ingolstadt

Dieser Artikel, wie er da steht, schändet jeden, der in anderen, als den genannten Sachen schwört. Wollte sich jemand eidlich zu Sünden verpflichten, da könnte man solche Strenge brauchen, wie dieser Artikel enthält.7) Indessen wäre es recht gut und nützlich, wenn man ihn so handhabte.

Luther.

Das ist ein kostbares Stück, das sollte man billig den Fürsten von Baiern verehren, als eine zarte Frucht ihrer wohlberühmten Universität! Sie sagen, es wäre wohl gut und, nützlich, daß man ihn hielte; aber weil es die Leute nicht thun, so ist er ketzerisch!! Gott verbietet den Ehebruch; 's wäre gut, wenn man's hielte; aber weil es die Leute nicht halten, so ist Gott ein Ketzer! Das ist wahr, so wahr die wohlberühmte Universität Ingolstadt gelehrt ist!

Arsatius.

15) Es ist nothwendig so, daß, wer einen Eid von einem andern fordert, eines argwöhnischen Gemüthes, untreu, boshaftig und leichtfertig sei, und keine Ehrfurcht habe vor der göttlichen Wahrheit.

Ingolstadt.

Dieser Artikel ist eben so viel werth, als der zunächst vorhergehende.

Luther.

Diesen achten sie für eben so viel werth, da er doch wohl tausend Meilen weit davon entfernt ist. Denn der zunächst vorhergehende ist in allen Stücken ein Ausbund christlicher Lehre, aber dieser ist wohl ein wenig zu hui, aber doch nicht ganz falsch. So wohl verstehen diese Leute, was gleich und ungleich ist.

Arsatius.

16) Das Gesetz, durch Mosen gegeben, fordert von den Menschen, was sie nicht haben thun können.

Ingolstadt

Dieser Artikel, wiewohl er hart lautet, gleich als ob Gott etwas Unmögliches geboten hätte, steht doch deutlich in der Apostelgeschichte. Da spricht St. Peter auf der ersten apostolischen Kirchenversammlung, Apostelgesch. 15,9: Brüder, was unterstehet ihr euch, den Gläubigen ein schweres Joch auf den Nacken zu legen, das weder wir noch unsere Väter haben tragen können? Aber obgleich es schwer war, so hätten sie es doch tragen können mit Hülfe der göttlichen Gnade. Aber diese Gnade hatten sie nicht durch Werke des Gesetzes, sondern sie ist und mitgetheilt worden durch unsern HErrn, Jesum Christum. Joh. 1,17.

Luther.

Diesen Artikel bestätigen sie selbst, daß er wahr sei, und hauen sich abermals selbst in die Backen, daß sie das verdammen, was sie als wahr bekenn. Denn der Artikel redet von Gottes Gebot außerhalb der Gnade, da ist es uns unmöglich, es zu halten. Daß es aber in der Gnade möglich sei, hätte Arsatius besser zu sagen gewußt, als sie thun; wenn sie redlich und bieder mit ihm umgegangen wären, wie fromme Doctoren thun sollten. Aber, wie ich gesagt habe, Gottes Zorn straft so seine Feinde.

Arsatius.

17) Daß des Evangelium Christi nicht Geist, sondern Buchstabe sei, [ist falsch]

Ingolstadt

Dieser Artikel ist wider die Lehre St. Pauli, der spricht in der 2. Epistel an die Corinther 3,6: der Buchstabe, das ist: der schriftliche und buchstäbliche Sinn des Gesetzes und der Gebote, derselbige tödtet. Aber der Geist, das ist: der innerliche Verstand und das Halten der Gebote und Gesetze im Geist Gottes, d. i, in der Gnade und Willigkeit, dasselbige gibt den Menschen das Leben. Und der heilige Paulus versteht in diesem Spruche unter dem Worte Geist, das evangelische Gesetz, und unter dem Worte Buchstabe, das Gesetz Mosis. Ferner ist dieser Artikel auch wider die Worte unseres HErrn, welcher spricht Joh. 6,63: Die Worte, die ich rede, sind Geist und Leben. Amen.

Luther.

Diesen Artikel will ich ihnen zu gut halten. Denn wie sollten die Säue wissen, was Geist und Buchstabe ist, da Origenes, Hieronymus und fast alle alte Lehrer, ausgenommen Augustinus, dasselbe nicht gewußt haben? Es ist genug, wenn die wohl berühmte Universität nur aus dem Lexicon wußte, was litera (Buchstabe) und spiritus (Geist] zu Deutsch heißt.

Ingolstadt.

Aus den angegebenen, in der heiligen Schrift gegründeten Ursachen kann ein jeder bei sich selbst erwägen und erkennen, daß diese Artikel ketzerisch der Römischen Kirche zuwider und frevelhaft sind; darum billig genannter M. Arsatius von uns gezwungen worden ist, dieselben zu widerrufen, und wegen seines begangenen Frevels und seiner muthwilligen Lehre, nach Urtheil der geistlichen Rechte, in einem harten Kloster weiter eingeschlossen sein soll; damit andere auch ein Exempel nehmen und davor erschrecken, daß sie sich nicht so geschwind in Frevel und Irrthümer begeben, sondern bei der Römischen Kirche in Frieden bleiben.

Luther.

Ich glaubte, Paris, Löwen und Cöln hätten grobe Esel, und diese wohlberühmte Universität sollte sich an denselben gestoßen haben. Aber ich sehe, daß eine wie die andere ist; denn eben so sein hat auch die Universität zu Wien an Doctor Paul Speratus ihre Kunst bewiesen, damit ja keine mit ihrem Narrenspiel zurückbleibe; so daß ich denke, die Welt will es werden. Man hat bisher der Baiern mit den Säuen gespottet; nun, hoffe ich, wird es besser mit ihnen werden. Denn, wenn mich diese Zettel nicht trügen, so kommt es mir gerade so vor, als ob alle Säue im Baierlande in die berühmte hohe Schule gen Ingolstadt gelaufen, und Doctoren, Magister und lauter berühmte Universität geworden wären; daß man hinfort keinen bessern Verstand im Baierlande erwarten darf.

Erlöse und behüte Gott Baierland von diesen elenden, blinden Sophisten! Amen.

1)
Vulgata: Quodcunque facere potest manus tua, instanter operare.
2)
Im Urtext steht: nachgültig und brechhaftig.
3)
ist vielleicht ein Wein
4)
Ihr vortrefflichen Doctoren der Theologie, Euer Hochwürden haben Recht. Ihr seid das Licht der Welt. Dieses letzte Sätzchen hat Luther anders gegeben.
5)
Anmerkung von Luther: Besonders in quinto physicorum [d. h. im fünften Buch der Physik von Aristoteles] hat er nichts davon gesagt.
6)
Schließe dich, Reif um's Faß! Wir sagen jetzt: Reime dich, oder ich fresse dich!
7)
Der Urtext lautet: Verpflichten zu Sünden, ist er streng genug.
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