Löhe, Wilhelm - Vaterunser - V. Matth. 6, 11. Unser täglich Brot gieb uns heute!

Löhe, Wilhelm - Vaterunser - V. Matth. 6, 11. Unser täglich Brot gieb uns heute!

Die vier letzten Bitten des heiligen Vaterunsers beten sämmtlich um Abwendung der Uebel, und zwar die erste unter ihnen, im Vater-unser die vierte, um Abwendung leiblichen Mangels, die drei übrigen um Wegnahme aller Seelennöthen. Billig geht jene den drei letzten voran; denn wenn die Sorge für den Leib nicht überwunden ist, findet die Seele keinen Aufschwung, ihre Seligkeit zu schaffen; wenn der Leib allzuhart von Mangel geplagt wird, wenn ein Mann sammt seinen Kindern nur immerdar durch Noth gedrungen ist, um Brot zu bitten, wird oft darüber alle Noth der Seele, ja die Seele selbst vergeßen; darum sollen wir in der vierten Bitte unsre Sorge um das Irdische dem ewigen Versorger übergeben, damit wir frei und ungehindert und von ganzem Herzen in den letzten Bitten suchen und beten können, was des Geistes ist. - Wohlan! auch wir wollen heute in Betrachtung der vierten Bitte unsre irdischen Sorgen ablegen, damit wir tüchtig werden, zu suchen, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Es helfe uns dazu der barmherzige Gott um Jesu Willen! Amen.

1. Wenn wir im kleinen Catechismus Luther's die Auslegung der vierten Bitte lesen, so finden wir unter der Erklärung deßen, was zum täglichen Brote gehört, eine Menge von Dingen genannt, welche selten ein Mensch alle beisammen hat. Denn wie viele Menschen giebt es, welche weder Haus, noch Hof, weder Aecker, noch Vieh, weder Weib, noch Kind, weder gut Regiment, noch Friede haben. Da meine doch ja Niemand, Luther habe denjenigen des täglichen Brotes für verlustig erklärt, welcher nicht alles das Genannte besitzt. Hat er doch selber nicht alles das gehabt. Sein Grund ist der: „Wenn du täglich Brot nennst und bittest, so bittest du Alles, was dazu gehört, das tägliche Brot zu haben und zu genießen, und dagegen auch wider Alles, so dasselbe hindert.“ Ohne Aecker kann der Landmann nicht säen, ohne Vieh sie nicht bauen, ohne Weib und Kind dem Gewächs die nöthige Pflege nicht geben, nicht sammeln zur Zeit der Ernte, ohne gutes Wetter kommt Nichts zur Reife, ohne Haus und Hof kann man die Ernte nicht bergen, ohne gut Regiment sie nicht behalten, - ohne Frieden endlich ist alles das Andere umsonst. Es muß freilich Etliche geben, welche Haus und Hof und Aecker und Vieh :e. haben; aus ihrer Fülle nehmen die Andern ihr Theil, Was einem Jeden der ewig reiche Gott verleiht, das ist sein täglich Brot; was er nicht hat, das gehört nicht zu seinem täglichen Brote, Wer viel hat, ja, wer alles hat, was der Katechismus nennt, sey fröhlich über seinem reichlichen Stück Brotes; wer wenig hat, laße sich an seinem bescheidenen Theil genügen.

Auf diese Erklärung könnte nun aber einer sagen: „Zwar will ich mir deine Erklärung merken; wenn ich Luther's Auslegung der vierten Bitte wieder lese, will nicht mehr über dieselbe lächeln, will auch mein tägliches Brot, wenn es viel ist, mit Danksagung, und wenn's wenig ist, nichts desto weniger mit Danksagung empfangen; denn an Gottes mancherlei leibliche Wohlthaten erinnert ja Luther in seiner Auslegung, - um zum Danke zu reizen. Aber ich bin in der vierten Bitte nicht in der Danksagung, daß ich das ansähe, was ich empfangen habe; sondern ich möchte wißen, was ich und wie viel ich mir von Gott als tägliches Brot ausbitten dürfe? Sage mir also: „Was ist tägliches Brot nicht in der Danksagung, sondern im Bittgebete?“

Antwort: das lehrt dich das Wörtlein „täglich.“ Nicht mehr und nicht weniger, als dein tägliches Brod sollst du bitten, so lehrt dich Gott, Freilich ist das Wörtlein täglich im Deutschen nicht ganz deutlich, nach dem Sinn des HErrn aber soll es eben so viel heißen, als betetest du: „Gieb mir, himmlischer Vater, an Brot und irdischen Gaben so viel, als zu meinem Bestehen und Leben nöthig ist, und weil da an keinem Tage mehr nöthig ist, als daß ich des Einen Tages Nahrung empfange, so gieb mir also mein täglich Brot. - Armuth und Reichthum gieb mir nicht: laß mich aber mein bescheiden Theil Speise dahinnehmen. Ich möchte sonst, wo ich zu satt würde, verläugnen und sagen: Wer ist der HErr? Oder wo ich zu arm würde, möchte ich stehlen und mich an dem Namen meines Gottes vergreifen.“ Also das heißt täglich Brot: was für jeden Tag zum Leben nöthig ist, nicht weniger, nicht mehr - die schöne Mitte zwischen Ueberfluß und Mangel. Ist aber das immer noch nicht bestimmt genug, so höre, was St. Paulus lehrt: „Wenn wir Nahrung und Kleidung haben, so laßet uns begnügen.“ Also Nahrung und Kleidung, das ist's, was wir zum Leben nothwendig haben müßen. So viel dürfen wir beten, so viel gewiß erwarten, wenn wir beten: „Unser täglich Brot gieb uns heute!“ So viel verheißt der HErr, so viel wird Er auch halten; denn Er ist nicht ein Mensch, daß Er lüge, noch ein Menschenkind, daß Ihn etwas gereuen könnte! Was Er zusagt, das hält Er gewiß!

2. Sehr bedeutungsvoll ist das Wörtlein „heute,“ wenn uns der HErr gebietet, zu beten: „Unser täglich Brot gieb uns heute!“ denn der sorgenvolle, ungläubige, geizige Mensch dehnt am liebsten seine Sorge auf lange Jahre hinaus, sorgt nicht allein, was er morgen, sondern auch, was er und seine Kinder über ein Jahr, ja über viele Jahre eßen, womit sich kleiden werden. Dergleichen Sorgen verbietet der HErr, will weder haben, daß man für den nächsten Morgen, noch daß man für das nächste Jahr sorge, „Sorget nicht für den andern Morgen,“ spricht Er. Nur die Sorge für den gegenwärtigen Tag giebt Er zu, indem Er dazu setzt: „Es ist genug, daß ein jeder Tag seine eigne Plage habe.“ Ja, auch diese Sorge heißt Er uns ablegen auf Seinen Vater, indem Er uns gebietet, zu beten: „Unser täglich Brot gieb uns heute!“ - So werfet denn, ihr lieben Brüder, eure beschwerlichen Lasten von euch ab, da sich euch die Hand des Allmächtigen anbietet, sie für euch zu tragen. Sorget nicht für den andern Morgen: wer weiß denn, ob ihr ihn erleben werdet? „Denn was ist euer Leben? wie St. Jacobus sagt: ein Dampf ist es, der eine kleine Zeit währet, danach verschwindet er,“ Sorget auch nicht weiter für heute. Freuet euch viel lieber in dem HErrn allewege und abermal sage ich: freuet euch in Ihm, der euch versorgen will in allen Dingen, falls ihr nur vertrauensvoll eure Bitte in Gebet und Flehen mit Danksagung vor ihm wollet kund werden laßen. Seyd wie die Lilien und Vögel auf dem Felde, die ohne Sorg' und Grämen Nahrung und Kleidung empfangen aus der guten Hand des HErrn. Seyd aber auch, die ihr Kinder des Allerhöchsten zu seyn berufen seyd, beßer, als Lilien und Vögel; denn diese sorgen nicht, aber sie beten auch nicht. Ihr aber, eingedenk eures Vaters, welcher seinen bittenden Kindern gerne giebt, sorget nicht, wenn euch Mangel annahet, sondern betet zu euerm Vater im Himmel: „Unser täglich Brot gieb uns heute!“ Es ist kein bedauernswertherer Mensch unter der Sonne, als wer von seinen Sorgen hin- und hergetrieben wird. Hingegen ist kein freierer, kein glücklicherer Mensch, als welcher nicht mehr sorgt, sondern nach abgeschüttelter Last den zum Hausverwalter hat, der reich genug ist, alles zu speisen, was Odem hat, und liebreich genug, um keines Hungrigen oder Nackenden zu vergeßen. Warum also wolltet ihr, meine Themen, unglücklich und unruhig seyn, da ihr, auf Gott vertrauend, ein fröhliches und stilles Leben führen könnet, sitzend unter der aufgethanen, milden Hand des großen, himmlischen Vaters?

3. Merket ferner, liebe Brüder, wohl darauf, daß unser lieber HErr uns nicht lehrt beten: „Mein täglich Brot gieb mir heute!“ sondern: „unser täglich Brot gieb uns heute!“ denn, wie wir bereits wißen, der Christ betet „Vater unser“ mit und für alle Gläubigen. Ja, weil täglich Brot zu geben zu der allgemeinen Liebe Gottes gehört, Gottes allgemeine Liebe aber auch die Ungläubigen und Feinde Gottes umfaßt, sammt allen Creaturen, so dürfen wir diese Bitte wohl für alle Menschen und für alle Creaturen beten; ja, wir sollen es thun, denn wahrlich, es ist auf Erden kein Mensch dem Bilde Gottes so gar unähnlich, als der Geizige und Neidische, welche beide alles Gute nur für sich begehren und keinem Andern etwas gönnen, gleich als wollten sie alleine alle Schätze und Güter Gottes verzehren, - wie Räuber, die für andere Leute kein Erbarmen haben, sondern nur allezeit an sich selber denken, zu Jedermanns Schaden und Nachtheil. Im Gegentheil aber ist auch keine lieblichere Tugend, und die mehr an Gottes allgemeine Liebe erinnerte, als die Nächstenliebe, welche allen Menschen Gutes gönnt, auf Erden kein Glück, im Himmel keine Seligkeit sich denken kann, die sie alleine, ohne Theilnehmer genießen sollte. Diese Liebe ist nach Gottes Art, welcher dem Menschen nach der Schöpfung nicht allein Sich selbst und Seine schöne Erde schenkte, sondern auch eine Gehülfin der heiligen Freude an Gott und Seiner Creatur ihm beigab, - welcher auch heute noch durch Sonnenschein und Regen allüberall auf Erden Segen, Brot und Ueberfluß niederlegt, auf daß alle Seine Geschöpfe Genoßen Seiner Freude würden; denn Er freuet Sich ewiglich und ist selig ohne Ende. Darum will Er auch, daß wir alle einander jede Erquickung, jede Gottesgabe gönnen sollen und heißet uns für einander beten: „Unser täglich Brot gieb uns heute!“ damit Er, erfreut durch die Liebe Seiner Christen unter einander, desto reichlicher ans Seiner Fülle spende und schenke. Höret es also, Brüder, laßet uns neidlos die ganze Welt ins Herz saßen und Fürbitte für alle Menschen thun um das tägliche Brot; laßet uns beten, daß einem jeden gegeben und gelaßen werde sein bescheidenes Theil! Betet für die, welche redlich arbeiten, daß sie sich nähren mögen ihrer Hände Arbeit, daß die Verheißung des HErrn in Erfüllung gehe, da Er spricht: „Läßige Hand macht arm, aber der Fleißigen Hand macht reich. Fleißige Hand wird herrschen, die aber läßig ist, wird müssen zinsen.“ Betet für die Kranken, welchen zum täglichen Brot gar Vieles fehlt, - am meisten für die kranken Armen! Betet für die armen Sterbenden und für die sterbenden Armen, daß ihnen die letzte Labung vergönnt und die Hand nicht entzogen werde, welche ihnen den Todesschweiß von der Stirne trockne und die Augen zudrücke! - Betet auch für die Reichen, daß sie in Fülle und Segen bleiben und es ihnen gedeihe zum ewigen Heile! Betet insonderheit für den König, unsern HErrn, und für sein Haus, daß es ihnen wohl gehe; denn es ist auch des Volkes Ehre, wenn sein König die Fülle hat und sammt seinem Hause reich ist über viele Arme!

4, Bei dem Wörtlein „gieb“ finde ich Folgendes zu bemerken. - Schon erwähnt ist, daß die Wohlthat des täglichen Brots von der allgemeinen Liebe Gottes komme. Man nennt nämlich allgemeine Liebe Alles, was zur Erhaltung, Versorgung, Beschirmung und Behütung der ganzen sichtbaren Schöpfung gehört; der ganzen Schöpfung, sage ich, denn diese allgemeine Liebe verbreitet sich wirklich über alle Geschöpfe, nicht angesehen, ob sie Freunde oder Feinde Gottes seyen. Nach ihr läßt der HErr Seine Sonne aufgehen über Gute und Böse und regnen über Gerechte und Ungerechte. ER segnet den Acker des Fluchers und des Trunkenbolds, des Hurers und Ehebrechers, des Geizigen und des Praßers, wie den des Frommen. Ja, ER segnet im Aeußerlichen die Gottlosen oft mehr, als die Seinigen. EN legt den frommen Lazarus vor die Thüre eines Gottlosen, den ER reich gemacht hat; ER plagt den gottesfürchtigen Hiob mit Aussatz und bitterer Armuth nach großem Reichthum; ER sendet Seine heiligen Apostel aus wie Bettler, und Sein Eingeborner nahm Almosen und Unterhalt von den Weibern, welche Ihm nachfolgten. Die allgemeine Liebe Gottes scheint sich oft vor den Frommen zu verbergen und Kain's Kinder mit freundlichem Antlitz anzuschauen. Und doch bitten Kain's Kinder nicht darum. Die allgemeine Liebe Gottes ist wie JEsus, da er die fünf Tausende speisete: sie baten und dankten nicht und ER gab dennoch. Die allgemeine Liebe Gottes wartet nicht auf das Gebet, sie giebt das tägliche Brot auch allen bösen Menschen, ohne unser und ihr Gebet; ja, wenn sie darauf warten wollte, würden die Bösen Nichts und die Frommen nicht viel empfangen. Sie wird auch nicht müde, wenn ihr die Welt mit Undank lohnt: denn sie arbeitet nicht um der Welt Lohn und Dank, sie thut, was sie thut, ohne Rücksicht auf Verdienst der Menschen, weil es ihr wohlgefällt. Sie thut Alles, was sie dem menschlichen Geschlechte thut, um eines Einzigen willen, den sie über alles liebt, nämlich um Christi willen, welcher durch seinen Tod und heiligen Gehorsam bis zum Tode der Welt vor Ihm und nach Ihm Alles, das zeitliche, wie das ewige Leben und Wohlseyn wieder erworben hat. Um Christi willen, des einzigen Gerechten, empfangt eine Welt von Sündern ihr täglich Brot, - Um Christi willen öffnet der Vater Seine milde Hand alle Tage und sättigt alles, was lebt, mit Wohlgefallen, Um Christi willen hat ER, der in dem Menschenherzen nur ein böses Dichten von Jugend auf gewahr wird, dennoch verheißen, daß Samen und Ernte nicht aufhören soll, so lange die Erde steht, und hat es um Christi willen gehalten bis auf den heutigen Tag! So werden durch Eines Menschen Reichthum viele Arme reich durch Gottes Gnade!

Die Welt hört dieß, aber es rührt sie weder zu Gebet, noch zu Dank. Wie gottlose Kinder gottloser Aeltern diese ihre Altern um keine ihrer Wohlthaten mehr ansprechen, für keine danken, sondern alles von ihnen dahinnehmen, als müßte es also seyn: so nimmt die Welt das tägliche Brod von Gott dahin, wie einen Tribut, welchen EN Seinen Geschöpfen zu zahlen schuldig wäre. Sie hält das tägliche Brod für eine geringe Wohlthat, und wer weiter nichts hat, als dieses, ist in ihren Augen ein armer, unbedeutender, erbarmungswerther Mensch. So urtheilen Gottes Kinder nicht, Sie haben ein Gebot ihres Vaters, zu beten- „Unser täglich Brot gieb uns heute!“ sie wißen, daß von Ihm, dem Vater des Lichts, eitel gute und vollkommene Gabe kommt; sie halten das tägliche Brot um so mehr für eine große und gute Gabe desselben, weil sie nicht allein wißen, daß es aus Seinen Händen kommt, sondern auch von Ihm selbst Befehl haben, darum zu bitten. Denn um was ER, der Hohe und Erhabene bitten heißt, was der Inhalt einer der sieben Bitten ist, welche ER Seiner ganzen Kirche anbefiehlt, das muß eine bittenswerthe Gabe seyn. Sie betrachten daher das tägliche Brot wie Heiligthum und beten um dasselbe gerne. Sie sehen es auch aus manchem Beispiel, was auf das tägliche Brot ankommt. Denn was ist's mit dem Menschen, der in seiner Leimenhütte wohnt, wenn ihm Gott die von der Welt verachtete Gabe des täglichen Brots nicht reicht? Was hilft alle Bemühung der Menschen, wenn der HErr das Gedeihen versagt: wer darf sagen, er selbst habe sich ein Stück Brotes erarbeitet? Der Mensch, der es nicht hat, der es im Schweiß seines Angesichts oft doch vergeblich sucht, der hält es für eine Gottesgabe und höher, als Gold und viel feines Gold das Niemand sättigt! Und wer es recht erwägt, daß ohne das tägliche Brot des Leibes die Gnadenzeit für die Seele, die Zeit der Bekehrung verkürzt, durch deßen völligen Mangel der Tod und das Gericht eilends herbeigerufen wird, - der muß ernstlich und eifrig für sich und alle Menschen, namentlich alle die noch in Sicherheit der Sünden leben, beten: „Unser täglich Brot gieb uns heute!“ und ihm ist das Wörtlein „gieb“ ein wichtiges und großes Wörtlein.

Ein Christ erkennt aber nicht allein, daß das tägliche Brot eine bittenswerthe, sondern auch, daß es eine dankenswerthe Gabe sey. Denn was wir der Mühe so werth achten, es zu erbitten, das muß auch großen Dankes werth seyn. Wir empfangen das tägliche Brot nicht bloß, damit wir es haben, sondern damit wir die Hand preisen, von welcher wir es empfangen. Es kommt bei dieser vierten Bitte nicht sowohl darauf an, daß wir das Brot empfangen, welches ja Gott auch ohne Bitten allen bösen Menschen giebt; sondern das ist, wie Luther ganz richtig lehrt, der Sinn der Bitte, daß wir damit beten: Gott wolle uns erkennen und nie vergeßen laßen, daß wir das tägliche Brot von Ihm haben, damit wir mit Danksagung empfangen unser tägliches Brot. Ja, wahrlich, liebste Brüder, es ist hohe Noth, daß man zum Dank für das tägliche Brot antreibe. Denn obgleich viele Menschen, vielleicht auch ihr alle, bei Tisch ein Dankgebet zu sprechen Pflegen; so geschieht es doch so eilfertig und ist so gar zur Gewohnheit worden, daß Andacht, Geist und Leben meistens fehlen und es mehr ein Spott Gottes ist, als ein Gebet zu Ihm. Man bittet selten ernstlich um das tägliche Brot, nothgedrungen aber dennoch gewiß viel öfter, als man dankt. Denn wenn Nichts, als die Noth, zum Beten trieb, so ist der Betgeist dahin, so wie die Hülfe erschienen ist. So lange die Hülfe ferne ist, und man um dieselbe betet, erscheint sie einem als eine Gottesgabe: ist sie gekommen, so zweifelt man, ob sie von Gott sey, so vermuthet man, daß sie durch zufällige Umstände herbeigeführt worden sey. Man verachtet sein Gebet und traut ihm nicht zu, daß es zu Gottes Ohr und Herzen emporgestiegen sey; man verachtet auch die Verheißung Gottes, welcher versprochen hat, unsre Gebete nicht zu verachten, sondern zu hören und zu erhören. Man freut sich der Hülfe, den Helfer vergißt man sammt dem Dank, den man Ihm schuldig ist, den ER doch von uns fordert, wenn ER spricht: „Rufe mich an in der Noth, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen!“ O Gott! es ist keine größere Schande, als der Undank! Erbarme Dich, laß die Stimme des Dankes nicht gar verstummen auf dem Erdboden! Erneure die Herzen, daß sie ein Gedächtniß bekommen für Deine Wohlthaten und ein Herz, ihren Werth zu verstehen!

5. Indeß, ob man gleich sehr zum Dank reizt, ist doch alles voll Klage und Unmuth, Murren und Verzweiflung. Es verdrießt viele Fromme, daß die Gottlosen Glück haben in ihren Geschäften, während ihnen selber Fleiß und Geschick, Treue und Eifer verloren gehe, wie das Opfer Kain's, welches keinen Gnadenblick von Gott finden konnte. Mancher behauptet überdies: er sey ein eifriger Beter gewesen und ohne Aufsehen zum HErrn habe er nichts angefangen, es sey ihm aber um nichts mehr gelungen und die Hülfe sey nichts desto weniger ausgeblieben. Sein Vater und seine Mutter hätten ihn in ihrer letzten Stunde gesegnet, wie Isaak seinen Jacob segnete; aber an ihm wolle weder Vater- noch Muttersegen wahr werden. Bei ihm gehe kurzum alles rückwärts, nicht vorwärts, obwohl sein Herz nach Gott frage und seine Hände mit Betrug nichts zu schaffen haben.

Es sind Wenige, welche irgend mit einigem Rechte diese Sprache führen können; die Meisten beten nichts, wollen's mit Arbeit, ja wohl gar mit Betrug oder mit eitel Trägheit zwingen. Doch sind auch die wenigen auf ihre Sünde aufmerksam zu machen und zu trösten.

Ueber das Glück des Gottlosen kann der 37. und 73. Psalm, so wie das Buch Hiob wohl Bericht geben, daß von Glück und Unglück kein Schluß auf Gottes Herz und Seine Gnade gemacht werden könne. Der HErr züchtigt hart, die ER auserkoren hat, wie Hiob, und thut sanft denen, welche dem ewigen Verderben entgegen gehen. Er läutert die Seinigen durch Strenge und will die Kinder der Welt durch Seine Güte zur Buße leiten. Das Ende aber muß es ausweisen, wie das Glück der Bösen und das Unglück der Frommen anzusehen ist. Ob aber auch einem zu lange seyn möchte, auf das Ende zu warten und auf den jüngsten Tag, wo der HErr das Dunkel wegnehmen wird, welches vor unsern Augen Seine Führungen der verschiedenen Menschen verhüllt; so kann man doch behaupten, daß schon im gegenwärtigen Glück der Gottlose unglücklicher ist, als der unglückliche Fromme in seinem gegenwärtigen Unglück, So ist Lazarus, auch abgesehen von seinem Ende und der Engel seligen Bedienung, glücklicher zu preisen, als der reiche Mann; denn er hat Gottes Frieden und Bekanntschaft, er ist bereits vom Tode zum Leben hindurchgedrungen und hat sein ewiges Theil gefunden. Der reiche Mann füllet seinen Bauch mit Trabern und betrügt damit seine Seele; denn was sind alle seine niedlichen Speisen anders gegenüber der seligen Nahrung, welche Lazarus im Glauben findet? Was ist's, ob schon Gott die Seinen leiblich züchtigt, daß er sie geringer macht, als andere Leute, daß es meist Arme sind, welchen ER Sein heiliges Evangelium predigen läßt: sind sie nicht dennoch reich? haben sie nicht Schätze im Himmel? ist nicht Gott ihr großer Lohn? Ist es recht, daß die Frommen murren, wenn es ihnen übel geht dem Fleische nach, wenn der äußerliche Mensch verweset, da zugleich ihr innerlicher Mensch von Tag zu Tag erneut wird? Ist's recht, am HErrn irre zu werden, weil ER dem Fleische Leiden giebt, da ER durch solche bittre Arzeneien die Seele vor Ansteckung grober Sünden schützt, da ER durch des Fleisches Wehe den Menschen zum ewigen Wohl des Leibes und der Seele hindurchführt?

Du klagst ferner, daß du so lang schon betest, und dennoch keine Erhörung, keine Hülfe erscheine. Aber wer hat dir gesagt, daß die Stunde göttlicher Hülfe schon vorüber ist? wer hat dich eine Zeit bestimmen heißen? Zeit bestimmen ist Gottes Sache. Christus duldet auf der Hochzeit zu Cana nicht einmal von Seiner Mutter, daß sie Ihm Zeit bestimme, ernst weist ER sie ab mit den Worten: „Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Warum willst du auf Zeit und Stunde trotzen, und was hast du vor der gebenedeiten Mutter voraus? Dein Gott kann dich wohl strafen für deine Ungeduld, dich züchtigen für deine Eingriffe in Seine Rechte, dir zur Strafe die Hülfe zurückhalten. Gieb dich in den Willen Gottes, so wirst du nicht ungeduldig, hältst Sünde von dir fern, und Gottes Hülfe kommt zur rechten Frist. - Vielleicht aber spricht ein Trauriger: „ich habe Gott meine Sachen heimgestellt, ich habe Ihm keine Zeit vorgeschrieben, ich habe mir vornherein gedacht: „der HErr hat Seine Stunden!“ ich gebe mich alle Tage ins Warten und Harren, aber meine Noch ist dringend, ach! mir ist wehe um's Herz, meine jungen Kinder schreien nach Brot, und ich habe Nichts, als Steine.“ Nimm Antwort, liebes, bedrängtes Herz! Gesetzt den Fall, du ständest am Ufer des Meeres und sähest zwei Fahrzeuge, beladen mit überseeischem Gute, ein kleines, das schnell über die Wellen forteilet dem Ufer zu, ein großes, welches mit langsamem Gang die Wellen zum Gestade hin durchschneidet! Oder du ständest auf einer Höhe und sähest zwei Wagen nach einem Ziele fahren: der eine führe schnell und käme schnell zum Ziele, weil er leicht beladen, - der andre, weil er schwer beladen, käme spät! Weß Eigenthümer wolltest du lieber seyn, des raschen Fahrzeugs, oder des majestätischen Schiffes, des eilenden oder des langsamen Wagens? Was hilft dir die leichte Ladung und ihre kurze Fristung deiner Noch? Wenn du viel bedarfst, ist es nicht billig, daß du geduldig wartest auf die schwere, reiche Ladung? Wie nun, wenn, deiner Noth reichlich, völlig abzuhelfen, deine Kindlein nicht allein mit Brote, sondern mit Wein und Most und Fleisch zu sättigen und mit allem Ueberfluß des Lebens, dein HErr deine Hülfe dir auf großen Schiffen zuführen wollte, wäre das der Geduld nicht werth? Wärest du klug und entsprächest du der großen Güte deines HErrn, wenn du vom Ufer gehen wolltest in Verzweiflung, ehe deine Schiffe kommen, weil du wähnest, sie kämen zu spät? Hälfe dir ungeduldige Verzweiflung? O Bruder! Bete, warte, leide fort, wenn es auch lange währt; aber ehe es Abend ist, schilt den Tag nicht und nicht den Herrn, dem du mit Geduld, Gebet und Arbeit dienst: ehe es Feierabend ist, ehe du dein Haupt ins Grab legst, deine Seele in die ewige Heimath trägst, schilt deinen Vater im Himmel nicht, der alle hört, die zu Ihm beten, welcher die hungrigen Raben und jungen Löwen nicht vergißt, ja nicht die Sperlinge: wie sollte ER dein vergeßen, o betendes Kind? O Kleingläubiger, faße Muth!

Du sprichst: „kein Vater-, kein Muttersegen wird an mir wahr!“ Aber sage mir: seit wann ist's, daß dein Vater, deine Mutter dich gesegnet haben? Kann nicht auch dein Vater-, dein Muttersegen noch zu dir kommen, wie ein reich beladenes Schiff? - Und dann, mein Bruder! wie meinst du, wenn dein Vater, der dich leiblich auf Erden gesegnet, deine Mutter, deren letzter Seufzer dein irdisches Glück war, wenn deine Aeltern, bei Gott angelangt, erkannt hätten, daß irdisch Wohlergehen für deiner Seele Heil nicht gut ist, wenn sie selbst den HErrn im Namen Seines Sohnes angefleht hätten, den irdischen Segen ihrer letzten Stunden in einen himmlischen Segen umzuwandeln, wenn der HErr ihr Gebet erhört und dir zu deiner Seele Heil hier auf Erden entweder eine Zeit lang oder bis ans Ende Roth und Plage auferlegt hätte, auf daß du demüthig werdest, das gute Theil erwählest, nämlich JEsum Christum, und also dahin kommest, wo vor Seinem Angesicht deiner Aeltern Glaube pranget? Wollest du denn darüber zürnen? Wäre nicht in solchem Verfahren Gottes mit dir heimlich der schönste Segen auf Erden, der Segen des Kreuzes, verborgen? Wäre nicht darin dein ewiges Glück dir sicher gestellt und aufgehoben? Ist nicht die Ewigkeit länger, als die Zeit, muß dir nicht ewige Seligkeit lieber seyn, als zeitliche Wohlfahrt? Ist nicht der Geist mehr, als der Leib, und muß nicht geistlicher Segen dem leiblichen vorgezogen werden? - Sieh da! wie manches Herz mag auf diese Weise reicher im Vatersegen gehen, als es denkt! wie mancher Mensch mag klagend sein Thränenbrot eßen, während der barmherzige Gott von ihm bereits gesagt hat: „seine Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden, und seine Freude soll Niemand von ihm nehmen!“ - Und wie so manche andre wichtige, segensreiche Absicht mag der treue Gott dabei haben, wenn er den Segen der Aeltern an den Kindern nicht so erfüllt, wie es der Menschen Urtheil für eine Erfüllung will gelten laßen!

Darum, liebe Brüder, werdet nicht laß im Gebete der vierten Bitte; der HErr verzeucht nicht, wie es Etliche für einen Verzug achten; Sein Verweilen ist ein Eilen! Nicht ihr habt mit Ihm, sondern ER hat mit euch Geduld, und Seine Geduld ist eure Seligkeit! Betet fort, wie das cananäische Weib; aber betet in Ergebung! Es wird euch geschenkt werden, was Noth thut, und wenn euch am Ende eures Tagewerks und Lebens von dem HErrn die Frage wird vorgelegt werden: „Habt ihr auch je Mangel gehabt?“; so werdet ihr, wie die Jünger, antworten müßen: „Herr, nie keinen!“

Und nun, nach alle dem, frage ich euch, liebe Brüder! Haben wir denn so, nach dem Gebote JEsu, um unser täglich Brot gebetet? und wenn wir gebetet haben, haben wir auch gedankt? Wie oft vielleicht waren unsre Tisch-, unsre Dankgebete nur Worte, unter welchen wir über der Begierde nach der Speise den Geist des Betens und des Dankens von uns stießen! Wie oft vielleicht sind wir, wenn uns Noth umringte, statt zu beten, in stummer, stumpfer Verzweiflung dageseßen und haben dem HErrn die kleine Ehre unsers Gebetes nicht einmal gönnen mögen, auf daß ER uns geholfen hätte! Wie oft haben wohl auch wir unser Brot, wie die Welt, erarbeiten wollen, ohne dabei zu beten, ob wir schon das wahre Sprüchwort wißen: „Bet' und arbeit', so hilft Gott allezeit!“, ob wir schon von Jugend auf gelernt haben:

Dem HErren mußt du trauen,
Wenn dir's soll wohlergeh'n;
Auf Sein Werk mußt du schauen,
Wenn dein Werk soll besteh'n.
Mit Sorgen und mit Grämen
Und mit selbsteigner Pein
Läßt Gott Ihm gar Nichts nehmen,
Es muß erbeten seyn!

Wie oft, wenn uns der HErr unsere trotzige Arbeit nicht segnen wollte, haben wir Ihn, statt Ihn zu bitten, einen Tyrannen genannt, - und wenn ER, auf Lästerungen, dennoch mit Segen und Gedeihen einkehrte, wurden wir Tyrannen, gaben keinem Armen, ob er uns schon bat, keinem Kranken, ob er schon nicht mehr bitten konnte, vergaßen des Worts: „Was ihr einem unter diesen Meinen geringsten Brüdern gethan habt, das habt ihr Mir gethan!“ und: „Was ihr nicht gethan habt einem unter diesen Geringsten, das habt ihr Mir auch nicht gethan!“ Wenn uns Gott viel gab, zu dem Ende, daß wir Haushalter über Seine uns von Ihm geliehenen Güter seyn sollten, wie bald vergaßen wir unsern Beruf und handelten mit Seinen Gütern nach unserm Eigenwillen! Wie wenig Reiche giebt es, die barmherzig sind nach dem Vorbilde jener armen Wittwe, die alle ihre Habe gab! Wie sorgen die Meisten allein für ihre und ihrer Kinder Nothdurft und werfen, was drüber ist, nicht in den Gotteskasten, sondern in ihren Kasten, wo es Niemandem nützt, wo es nur den Dieben bewahrt wird oder lachenden Erben! Wenn's aber so ist, Geliebte, - wenn unser Gewißen uns bezeugt, daß, was zuletzt gesagt wurde, Vorwurf auf Vorwurf für uns, auch für uns ist, wenn wir, die wir in der vierten Bitte eine Macht bekamen, von Gott allerlei Wohlthat des Leibes und Lebens der Armuth, eigner oder fremder, zuzuwenden, als träge Beter, als Verächter des heiligen Vater-unsers, als Verächter des HErrn JEsus Christus, von dem wir es empfangen haben, als Verächter des heiligen Geistes, welcher uns oft zum Beten trieb, als Verächter des himmlischen Vaters, der den Betern in dieser Bitte Brots die Fülle verspricht, - erfunden werden: sind wir dann nicht grober, himmelschreiender Sünde überwiesen, großer Strafen werth vor dem, der da spricht: „Wer Mich ehrt, den will Ich auch ehren, wer Mich verachtet, der soll wieder verachtet werden!“? O gehet in euch, Brüder! Schlaget an eure Brust! Seyd traurig über solche Sünde und, wenn ihr sie recht schätzen könnet, so beweinet eure Seele, daß sie so sehr wider Gott gehandelt hat; rufet von Herzensgrund: „Gott sey uns Sündern gnädig!“ Ach, daß ihr's thätet, daß ihr die Trägheit zum Gebet, den Undank gegen Gott in Thaten und Worten verabscheutet und brennetet nach Genesung eurer Seelen von Schuld und Gewalt der Sünden! Die Traurigen über ihre Sünden werden nicht verworfen, der HErr sendet ihnen Sein Evangelium zum Troste; und wer da hungert und dürstet nach Gerechtigkeit, der wird satt werden von Himmelsbrot. Ja, höre es, trauerndes, heilsbegieriges Herz, - vernimm es, Seele, die du Leid trägst über deine Sünden an der vierten Bitte! Das Brot, welches vom Himmel kam und giebt der Welt das Leben, das Brot des Trostes und der Freuden für jedes reumüthige Herz, kommt auch zu dir! Nimm dieß Brot auf: vor deinen Sinnen ver. borgen, für deinen Geist wahrhaftig gegenwärtig, kommt es zu dir im Worte der Predigt, in der Vergebung der Sünden! Iß, d, h. glaube an dieß Wort und an den Christus, der im Worte gegenwärtig ist; so ist deine Sünde vergeben, deine Seele ißt Frieden und Ruhe und an deinem HErrn Christus, den du geglaubt und empfangen hast, hast du alle Herrlichkeit der Himmel gewonnen, Gerechtigkeit und Heiligung, dazu auch Seligkeit! „Ich bin das Brot des Lebens“ , spricht ER - nimm Ihn auf im Glauben, so wirst du genesen von deinen Sünden, ER in dir wird dich beten und danken lehren nach der vierten Bitte mit Wort und That. Will aber dein Glaube wanken, wähnest du in deiner Anfechtung die Gegenwart des Brotes des Lebens verloren zu haben und der Kräfte der zukünftigen Welt verlustig zu seyn, welche in demselben leben und wirken; so eile zu Gottes Tisch, zum Abendmahle des Lammes Gottes, in welchem unter Brot und Wein der Leib und das Blut des HErrn ausgetheilt und die Worte erfüllet werden: „Mein Fleisch ist die rechte Speise, und Mein Blut ist der rechte Trank!“ Da, liebe Seele, schöpfe neue Glaubenskräfte, so oft du daran Mangel hast! Da laß auch Gottes Geist in dir wirken, wie ER es begehrt, eine inwendige, ewige Vereinigung mit deinem Heiland, dem Anfänger und Vollender deines Glaubens! Da nimm hin, mein Bruder, die Zuversicht, daß du nicht werdest verloren gehen, sondern durch den Kampf des Glaubens und der Heiligung hindurchdringen, zu eßen das Brot im Reiche Gottes und das verborgene Manna im Paradies, - Seelen! Hungert ihr? Kommet und haltet das Mahl; die Hungrigen füllet ER mit Gütern, die Reichen läßt ER leer! Ihr aber, Brüder, die ihr heute satt geworden seyd durch Absolution und Abendmahl, die ihr geglaubt und erkannt habet den himmlischen Speisemeister an Seinen Worten des Lebens und am Brodbrechen, die ihr im Glauben steht und geschmeckt habt die Kräfte der zukünftigen Welt: freuet euch, ihr Gesegneten, mit Zittern! Ja, mit herzlicher, mit sanfter, mit ernster, mit lauter Stimme - o daß Gott meiner Stimme seine Gewalt beilegete! - mit Gottes Worte rufe ich euch warnend zu:

„Es ist unmöglich, daß die, so einmal erleuchtet sind, und geschmeckt haben die himmlische Gabe und theilhaftig geworden sind des heiligen Geistes und geschmeckt haben das gütige Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt, wo sie abfallen und wiederum ihnen selbst den Sohn Gottes kreuzigen und für Spott halten, daß sie sollten wiederum erneuert werden zur Buße. Denn die Erde, die den Regen trinkt, der oft über sie kommt, und bequemes Kraut trägt denen, die sie bauen, empfängt Segen von Gott. Welche aber Dornen und Disteln trägt, die ist untüchtig und dem Fluche nahe, welche man zuletzt verbrennt .“ Brüder, zittern wir? O mögen wir zittern vor der Sünde: unser Glaube soll dennoch nicht matt werden; die Seligkeit ist näher, obwohl wir also strenge von dem Apostel angeredet werden. Wir ruhen im Glauben in den Armen des guten Hirten; wir bleiben im Glauben bei Ihm; wir halten uns alle Tage wieder an das Wort der Vergebung; wir begehren die Sünde nicht, ob wir aber auch, von einem Fehler übereilt, straucheln oder fallen, haben wir dennoch Ihn zum Fürsprecher, der gerecht ist und vor Gott gilt, der verhütet, daß unser Fall kein Abfall werde. Ihm ewig Lob und Dank! Er sagt: „Ich gebe Meinen Schafen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen und Niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen!“ Wer will Ihn Lügen strafen, wer Ihn hindern, Seine Verheißung hinauszuführen? HErr! Wir saßen Dich fest im Glauben: Du bist unser nach Deinem Worte; bist Du unser, o Immanuel, so ist Gott für uns! Ist Gott für uns, wer mag wider uns seyn? Wir sind entronnen, wir sind geborgen - bei Dir, o unser Hort, o unsre feste Burg! Halleluja! Amen.

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