Harms, Theodor - Das dritte Buch Mose - Das 4. Capitel - 1-21.

Harms, Theodor - Das dritte Buch Mose - Das 4. Capitel - 1-21.

Vers 1-21.
Und der HErr redete mit Mose, und sprach: Rede mit den Kindern Israel, und sprich: Wenn eine Seele sündigen würde aus Versehen an irgend einem Gebote des HErrn, das sie nicht thun sollte; nämlich so ein Priester, der gesalbet ist, sündigen würde, daß er das Volk ärgerte, der soll für seine Sünde, die er gethan bat, einen jungen Farren bringen, der ohne Wandel sei, dem HErrn zum Sündopfer. Und soll den Farren vor die Thür der Hütte des Stifts bringen vor dem HErrn, und seine Hand auf desselben Haupt legen, und schlachten vor dem HErrn. Und der Priester, der gesalbet ist, soll des Farren Bluts nehmen, und in die Hütte des Stifts bringen. Und soll seinen Finger in das Blut tunken, und damit siebenmal sprengen vor dem HErrn, vor dem Vorhang im Heiligen. Und soll desselben Bluts thun auf die Hörner des Räuchaltars, der vor dem HErrn in der Hütte des Stifts stehet; und alles Blut gießen an den Boden des Brandopfer-Altars, der vor der Thür der Hütte des Stifts stehet. Und alles Fett des Sündopfers soll er heben, nämlich das Fett am Eingeweide, die zwo Nieren, mit dem Fett, das daran ist, an den Lenden, und das Netz über der Leber, an den Nieren abgerissen, gleichwie er es hebet vom Ochsen im Dankopfer; und soll es anzünden auf dem Brandopfer-Altar. Aber das Fell des Farren mit allem Fleisch, samt dem Kopf, und Schenkel, und das Eingeweide, und den Mist, das soll er alles hinausführen außer dem Lager, an eine reine Stätte, da man die Asche hinschüttet, und soll es verbrennen auf dem Holz mit Feuer. Wenn es eine ganze Gemeinde in Israel versehen würde, und die That vor ihren Augen verborgen wäre, daß sie irgend wider ein Gebot des HErrn gethan hätten, das sie nicht thun sollten, und sich also verschuldeten; und darnach ihrer Sünde inne würden, die sie gethan hätten: sollen sie einen jungen Farren darbringen zum Sündopfer, und vor die Thür der Hütte des Stifts stellen. und die Aeltesten von der Gemeinde sollen ihre Hände auf sein Haupt legen vor dem HErrn, und den Farren schlachten vor dem HErrn. und der Priester, der gesalbet ist, soll des Bluts vom Farren in die Hütte des Stifts bringen, und mit seinem Finger darein tunken, und siebenmal sprengen vor dem HErrn, vor dem Vorhang. Und soll des Bluts auf die Hörner des Altars thun, der vor dem HErrn stehet in der Hütte des Stifts, und alles andere Blut an den Boden des Brandopfer-Altars gießen, der vor der Thür der Hütte des Stifts stehet. Alles sein Fett aber soll er heben, und auf dem Altar anzünden. Und soll mit dem Farren thun, wie er mit dem Farren des Sündopfers gethan hat. Und soll also der Priester sie versöhnen, so wird es ihnen vergeben. Und soll den Farren außer dem Lager führen und verbrennen, wie er den vorigen Farren verbrannt hat. Das soll das Sündopfer der Gemeinde sein.

Wir haben heute das Gesetz über das Sündopfer zu betrachten, was für Priester und Gemeinde dargebracht ward. Es unterscheidet sich (Vers 2-3) wesentlich vom Brandopfer und Dankopfer dadurch, daß es für diejenigen Sünden dargebracht ward, die aus Versehen geschahen, die erst nach der Vollbringung dem Thäter zum Bewußtsein gelangten. Das Brandopfer hingegen sollte genug thun für den ganzen sündlichen Zustand des Menschen, so zu sagen für die Erbsünde. Das Sündopfer galt nicht für muthwillige Sünden. Darauf stand der Tod, und dafür gab es keine Opfer. Zur Vergebung muthwilliger Sünden bedurfte es im alten Testament einer außergewöhnlichen Glaubenskraft, die sich emporschwang zu dem Bewußtsein des vollgültigen Opfers durch Christum. In der Nothwendigkeit des Sündopfers für unbewußte Sünden sehen wir den furchtbaren Ernst Gottes gegen die Sünde, und daß es keine Entschuldigung gibt, als seien wir davon übereilt, oder hätten nicht klar gesehen, oder sei unsere Natur zu schwach; Sünde bleibt Sünde, bekannte oder unbekannte, und bedarf der Versöhnung. Wie schwer solche unbewußten Sünden wiegen, wie es sich dabei um der Seelen Seligkeit handelt, wenn nicht eine ernste Buße folgt, das sehen wir an Petri Verleugnung des HErrn. Es ist so sehr nothwendig, daß wir keine Sünde leicht nehmen, ihre Büßung auch nicht aufschieben, und Gras darüber wachsen lassen, sondern sogleich, wenn wir uns ihrer bewußt werden, damit zu unserm Versöhner eilen, um sie uns abwaschen zu lassen. Wenn der heilige Geist uns eine Sünde zur Klarheit bringt, und sei sie viele Jahre alt, so ist das eine große Gnade. Damit will er uns sagen, daß wir sie dem HErrn Christo bringen, und neue Gnade dafür eintauschen sollen; wir sehen ja, daß im alten Testament neben der ganzen Schärfe des Gesetzes die volle Herrlichkeit der Gnade stand. Eine unvergebene Sünde, wie gering sie auch nach außen scheinen mag, brennt oft wie Höllengluth, und stumpfen wir uns gegen sie ab und übertäuben sie, dann steht unsere Seligkeit sehr in Frage, falls nicht der heilige Geist Gnade gibt, daß sie noch einmal wieder auflebt. - Zunächst betrachten wir das Sündopfer für die Priester. Mit Vers 3 soll gesagt sein, daß ein Priester, der ein Aergerniß gibt, sich viel schwerer versündigt, als ein Laie, weil er zugleich gegen sich und das Amt sündigt, was er bekleidet. Wenn also ein Laie sich tief beugen und demüthigen soll in seinen Sünden, wie viel mehr ein Prediger und Lehrer, und wie viel größer wird das Aergerniß sein, was er gibt. - Worin besteht nun der Unterschied zwischen Brandopfer und Sündopfer? Es ist ein dreifacher, was uns Vers 6, 7, 11 und 12 sagt. Sonst wird das Blut immer mit dem Ysopstengel gesprengt; hier soll es mit dem Finger des Priesters geschehen. Vers 6 deutet hin auf Christus, der sich im heiligen Geist geopfert hat, denn der heilige Geist wird in der Bibel oft der Finger Gottes genannt, der Finger, der nicht nur schreibt, sondern auch hinweist auf Gott, der Finger, mit dem der HErr zeigt. So deutet auch die siebenfache Besprengung auf Jes. 11,2, die siebenfache Gabe des heiligen Geistes, auf den siebenarmigen Leuchter, und auf das siebenfache Blutvergießen des HErrn: in Gethsemane, bei der Geißelung, und aus den fünf Wunden. So wies das Sündopfer auf das Eine vollgültige Opfer hin, das im Glauben angenommen unsere Sünde tilgte.

Zweitens unterscheidet sich das Sündopfer dadurch, daß nicht der Brandopferaltar, sondern der Rauchaltar, und zwar die Hörner desselben mit dem Opferblute benetzt werden sollten. (V. 7.) Die Hörner sind des Thieres Stärke und das Rauchwerk bedeutet das Gebet; das Blut aber fließt auf den Boden des Brandopferaltars. So ist die Erfüllung dieses Sinnbildes im Hebräerbrief 5, V. 7 zu finden, wo uns gesagt ist von der Gebetskraft des HErrn. So vertritt uns Seine Fürbitte fortwährend, und auch wir können nur erhörlich beten durch Sein Opfer, als unsere Versöhnung.

Die dritte Eigenthümlichkeit des Sündopfers zeigt darauf hin (V. 11-12), daß der HErr Christus geschlachtet ist am Kreuzesaltar außerhalb der Stadt, verachtet vom ganzen Volk, weil er die Sünden der ganzen Menschheit trug, ausgestoßen aus dessen Mitte. (V. 13.) Wie für die Priester, so ward auch das Sündopfer für die ganze Gemeinde vollzogen. Wie war es aber möglich, daß das ganze Volk, alle die Millionen Seelen Eine Sünde gleichzeitig begehen konnten? Weil es die heilige Schrift sagt, muß es wahr sein, und sehen wir uns in der Welt um, finden wir es auch bestätigt. Wir sehen es schon an dem Beispiel von Achan's Diebstahl, daß auf dem ganzen Volk ein Bann ruht, wenn es sich duldend oder gleichgültig gegen eine in ihm herrschende Sünde verhält. Dann trägt jeder Einzelne schwer mit an der Gesamtschuld des Volkes. Uns tritt dies sehr deutlich in jetziger Zeit entgegen. Da ist der Grundsatz aufgestellt: „Der Erfolg ist das Recht, der Erfolg heiligt die That.“ eine gräuliche Lehre, vom Satan entstanden, denn Gottes Gebot hat allein zu bestimmen. Heute haben Millionen auch gläubiger Christen diese Lehre angenommen, und damit geht Alles kopfunter, kopfüber, denn was ein Fürst sich erlaubt, dazu fühlt sich auch der Einzelne berechtigt. Wem nun diese Volkessünde, woran auch er trägt, zum Bewußtsein kommt, der beuge sich in Buße vor Gottes heiligem Zorn. Tritt sie ihm nicht ins Gewissen, so hat er vielleicht keinen Theil an Christi Sündopfer. Gott fordert, daß wir fest bleiben und klar sehen im Kampf für das heilige Recht, und wir haben keine Entschuldigung, als hätten wir aus Versehen gesündigt. Wenn uns diese Volkessünde durch den heiligen Geist klar gemacht wird, und wir anhalten Hebr. 5,2 mit Schreien und Flehen vor Gott, dann löst uns der HErr wenigstens an unserm Theil von der Schuld, die auf unserm Volke ruht, und macht uns um so treuer, fester und klarer. So wurden jährlich viele Tausende von Sündopfern dargebracht, damit sich das Volk Israel rein erhielt in Erwartung des Einen vollgültigen Opfers. Wie viel Dank sind wir dem HErrn Christo schuldig, in dem wir immer einen offenen Zugang haben zu dem Quell der Gnade, der Vergebung nicht nur unserer unbekannten, sondern auch unserer muthwilligen Sünden, bis auf die Eine Sünde gegen den heiligen Geist, da der Mensch sich nicht bekehren kann, weil er sich nicht bekehren will. -

Was soll aus uns werden, meine Lieben, wenn wir uns abstumpfen gegen die Mahnungen des heiligen Geistes. Laßt uns den großen Ernst Gottes gegen die Sünde in Gesetz fürchten, und die erbarmende Liebe Christi in der Gnade erkennen. Laßt uns in Vorsicht auf unsere Füße sehen, und der Heiligung nachjagen. Amen.

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