Harms, Theodor - Das dritte Buch Mose - Das 26. Capitel.

Harms, Theodor - Das dritte Buch Mose - Das 26. Capitel.

**Werdet ihr in Meinen Satzungen wandeln, und Meine Gebote halten und thun: So will Ich euch Regen geben zu seiner Zeit, und das Land soll sein Gewächs geben, und die Bäume auf dem Felde ihre Früchte bringen; und die Dreschzeit soll reichen bis zur Weinernte, und die Weinernte soll reichen bis zur Zeit der Saat; und sollt Brots die Fülle haben, und sollt sicher in eurem Lande wohnen. Ich will Frieden geben in eurem Lande, daß ihr schlafet, und euch Niemand schrecke. Ich will die bösen Thiere aus eurem Lande thun, und soll kein Schwert durch euer Land geben. Ihr sollt eure Feinde jagen, und die sollen vor euch her ins Schwert fallen. Eurer fünf sollen hundert jagen, und eurer hundert sollen zehntausend jagen; denn eure Feinde sollen vor euch her fallen ins Schwert. Und Ich will mich zu euch wenden, und will euch wachsen und mehren lassen, und will Meinen Bund euch halten. Und sollt von dem Firnen essen, und wenn das Neue kommt, das Firne wegthun. Ich will Meine Wohnung unter euch haben, und Meine Seele soll euch nicht verwerfen. Und will unter euch wandeln, und will euer Gott sein; so sollt ihr Mein Volk sein. Denn Ich bin der HErr, euer Gott, der euch aus Egyptenland geführet hat, daß ihr nicht ihre Knechte wäret, und habe euer Joch zerbrochen, und habe euch aufgerichtet wandeln lassen. Werdet ihr aber Mir nicht gehorchen, und nicht thun diese Gebote alle; und werdet Meine Satzungen verachten, und eure Seele Meine Rechte verwerfen, daß ihr nicht thut alle Meine Gebote, und werdet Meinen Bund lassen anstehen; so will Ich euch auch solches thun: Ich will euch heimsuchen mit Schrecken, Schwulst und Fieber, daß euch die Angesichter verfallen, und der Leib verschmachte; ihr sollt umsonst euren Samen säen, und eure Feinde sollen ihn fressen. Und Ich will Mein Antlitz wider euch stellen, und sollt geschlagen werden vor euren Feinden, und die euch hassen, sollen über euch herrschen, und sollt fliehen, da euch Niemand jaget. So ihr aber über das noch nicht Mir gehorchet; so will Ichs noch siebenmal mehr machen, euch zu strafen um eure Sünde, daß Ich euren Stolz und Halsstarrigkeit breche, und will euren Himmel wie Eisen, und eure Erde wie Erz machen. Und eure Mühe und Arbeit soll verloren sein, daß euer Land sein Gewächs nicht gebe, und die Bäume im Lande ihre Früchte nicht bringen. Und wo ihr Mir entgegen wandelt, und mich nicht hören wollt, so will Ichs noch siebenmal mehr machen, auf euch zu schlagen um eurer Sünde willen. Und will wilde Thiere unter euch senden, die sollen eure Kinder fressen, und euer Vieh zerreißen, und euer weniger machen, und eure Straßen sollen wüste werden. Werdet ihr euch aber das mit noch nicht von Mir züchtigen lassen, und Mir entgegen wandeln: so will ich euch auch entgegen wandeln, und will euch noch siebenmal mehr schlagen, um eurer Sünde willen, und will ein Rachwerk über euch bringen, das Meinen Bund rächen soll. Und ob ihr euch in eure Städte versammelt, will ich doch die Pestilenz unter euch senden, und will euch in eurer Feinde Hände geben. Dann will ich euch den Vorrath des Brots verderben, daß zehn Weiber sollen euer Brot in einem Ofen backen, und euer Brot soll man mit Gewicht auswägen, und wenn ihr esset, sollt ihr nicht satt werden. Werdet ihr aber dadurch Mir noch nicht gehorchen, und Mir entgegen wandeln: so will ich auch euch im Grimm entgegen wandeln, und will euch siebenmal mehr strafen um eure Sünde, daß ihr sollt eurer Söhne und Töchter Fleisch fressen, und will eure Höhen vertilgen, und eure Bilder ausrotten, und will eure Leichnamen auf eure Götzen werfen, und Meine Seele wird an euch Ekel haben. Und will eure Städte wüste machen, und eures Heiligthums Kirchen einreißen, und will euren süßen Geruch nicht riechen. Also will Ich das Land wüste machen, daß eure Feinde, so darinnen wohnen, sich davor entsetzen werden. Euch aber will ich unter die Heiden streuen, und das Schwert ausziehen hinter euch her, daß euer Land soll wüste sein, und eure Städte verstöret. Alsdann wird das Land ihm seine Feier gefallen lassen, so lange es wüste liegt, und ihr in der Feinde Land seid; ja, dann wird das Land feiern, und ihm seine Feier gefallen lassen, so lange es wüste liegt, darum, daß es nicht feiern konnte, da ihrs solltet feiern lassen, da ihr darinnen wohnetet. Und denen, die von euch überbleiben, will ich ein fein Herz machen in ihrer Feinde Land, daß sie soll ein rauschendes Blatt jagen, und sollen fliehen davor, als jagte sie ein Schwert, und fallen, da sie Niemand jaget. Und soll Einer über den Andern hinfallen, gleich als vor dem Schwert, und doch sie Niemand jaget; und ihr sollt euch nicht auflehnen dürfen wider eure Feinde. Und ihr sollt umkommen unter den Heiden, und eurer Feinde Land soll euch fressen. Welche aber von euch überbleiben, die sollen in ihrer Missethat verschmachten in der Feinde Land; auch in ihrer Väter Missethat sollen sie verschmachten. Da werden sie dann bekennen ihre Missethat, und ihrer Väter Missethat, damit sie sich an Mir versündiget, und Mir entgegen gewandelt haben. Darum will Jo auch ihnen entgegen wandeln, und will sie in ihrer Feinde Land wegtreiben; da wird sich ja ihr unbeschnittenes Herz demüthigen, und dann werden sie ihnen die Strafe ihrer Missethat gefallen lassen. Und ich werde gedenken an Meinen Bund mit Jakob, und an Meinen Bund mit Isaak, und an Meinen Bund mit Abraham; und werde an das Land gedenken, das von ihnen verlassen ist, und ihm seine Feier gefallen lässet, dieweil es wüste von ihnen liegt, und sie ihnen die Strafe ihrer Missethat gefallen lassen: darum, daß sie Meine Rechte verachtet, und ihre Seele an Meinen Satzungen Ekel gehabt hat. Auch wenn sie schon in der Feinde Land sind, habe ich sie gleichwohl nicht verworfen, und ekelt Mich ihrer nicht also, daß es mit ihnen aus sein sollte, und Mein Bund mit ihnen sollte nicht mehr gelten; denn Ich bin der HErr, ihr Gott. Und will über sie an Meinen ersten Bund gedenken, da Ich sie aus Egyptenland führete, vor den Augen der Heiden, daß ich ihr Gott wäre, Ich der HErr. Dies sind die Satzungen und Rechte und Gesetze, die der HErr zwischen Ihm und den Kindern Israel gestellet hat, auf dem Berge Sinai, durch die Hand Mose.

Wir haben nun mit Gottes Hülfe seit langer Zeit die Gesetze betrachtet, von Gott Seinem Volke auf Sinai gegeben. Heute haben wir nun zum Schluß die beiden Siegel anzusehen, die der HErr darauf gesetzt hat, und zwar: Den Segen, die Wirkung Seiner herrlichen Gnade (V. 3), den Fluch, die Wirkung Seines herrlichen Zornes (V. 16). Zuvor schärft der HErr noch einmal zwei Gebote ein (V. 1-2), die Er vor allen andern heraushebt: das erste und dritte. Damit leitet der HErr Fluch und Segen ein. Warum gerade mit diesen Geboten? In unsern Tagen setzt man sich so leicht über das dritte Gebot hinweg, als sei es nur für die Juden bestimmt; darum wollen wir es nochmals im Herzen bewegen, um uns dessen Wichtigkeit klar zu machen. Der HErr setzt es mit gutem Grund neben das erste. Soll Gottes Segen über die Seinen kommen, so ist das Halten dieser beiden Gebote die Grundbedingung. Aus dem Glauben an Gott folgt die Nothwendigkeit, zu ruhen in diesem Gott. Das ist der Inhalt des ersten und dritten Gebotes. Die Schrift kennt nur den dreieinigen Gott; an den haben die Erzväter und Propheten geglaubt. Davon weiß heut zu Tage die abgefallene Christenheit nichts; sie meinen, der einpersönliche Gott sei genug, ein Jeder werde dieses Glaubens an seinen Gott selig, ja sie nennen den Glauben an den dreieinigen Gott geradezu Aberglauben, und die wahren Christen Finsterlinge. Das soll uns nicht irre machen; wir bleiben dabei: Außer dem dreieinigen Gott gibt es keinen; alle andern sind selbstgemachte Götzen. Wer Gottes Segen beerben will, muß glauben von ganzem Herzen an Gott den Vater, Sohn und heiligen Geist, gelobt in Ewigkeit. Das dritte Gebot lehrt, daß man allein in diesem Gott zur Ruhe kommen kann. Wenn Christus durch den Glauben in unserm Herzen wohnt, dann ist es gestillt, dann ruhen wir in Ihm. Das Menschenherz ist ein wunderbar Ding, so weit und groß angelegt, daß die ganze Welt mit allen ihren Schätzen es nicht auszufüllen vermag. Erst wenn es ganz ausgeleert ist von aller Creatur, und der Herr Sich hineingelegt hat, dann ruht es in Ihm und ist gestillt. Uns zu dieser Ruhe zu helfen, ist der Sonntag gegeben. Aber ach, wie wird jetzt der heilige Feiertag geschändet: Die Gotteshäuser sind leer, die Wirthshäuser voll, am vollsten am Sonntag, und es ist natürlich, daß von solchen Leuten der Segen weicht, die nicht ruhen wollen in Gott. Aber auch unter uns, wie viel fehlt da noch, daß wir den Feiertag recht heiligen; wie viele verhindern durch zerstreuende Vergnügungen die gnadenreiche Innewohnung des HErrn. Durch den Unglauben und die Sabbathsschändung wird ebenso der Fluch hervorgerufen, wie durch den Glauben der Segen Gottes. -

Der Segen ist nach unserm Text ein dreifacher: Erstens, das tägliche Brod. Zweitens, Friede und Sieg. Drittens, Gottes reines Wort und Sacrament. Erstens (V. 4-5): Dies tägliche Brod ist der geringste Segen, weil es nur das Leibesleben erhält, aber doch ist er nach Luthers Erklärung der vierten Bitte des Vaterunsers ein großer, herrlicher Segen. Ein Christ braucht nicht zu sorgen, wie er durch die Welt kommt. Wenn er nur mit dem Gehorsam unter Gottes Wort Ernst macht, dann segnet der HErr ihn immer. Manche denken zwar, daß sie damit nicht durch die Welt kommen können, aber das ist nur die Sprache des Unglaubens. Wie wäre es möglich, daß der HErr Seine Getreuen verlassen könne, die sich im Gehorsam unter Seine Gebote stellen; „thut, was Ich euch heiße,“ sagt Er, „so sollt ihr Brods die Fülle haben.“ Zweitens (V. 6-9): Friede und Sieg. Ein wahrer Christ, der in Gott zur Ruhe gekommen ist, dem es ganzer Ernst ist, nach Gottes Geboten zu wandeln, der ist ein Kämpfer und Streiter gegen die drei Hauptfeinde der Gotteskinder; aber wie des ersten Segens, so kann er sich auch des zweiten getrösten, denn alle Anfechtungen der Feinde sollen nicht im Stande sein, den tiefen herrlichen Frieden zu stören, der zwischen ihm und Gott herrscht. Er hingegen ist allezeit siegreich gegen Satan, Welt und sein eigenes böses Herz, am siegreichsten im Sterben, dem härtesten Streit, da der HErr Seinen Segen eintreten läßt und nach der Ueberwindung ihn einführt in die vollendete Ruhe, da das Glauben in Schauen verwandelt wird. Drittens (V. 11-12): Das reine Wort und Sacrament. Der HErr sagt ausdrücklich, daß er unter Seinem Volk wohnen und wandeln will. Das kann Er aber nicht anders, als in dem reinen Wort und Sacrament. Heilig ist ja der Herr überall, aber das Sein ist ganz anders, als das Wohnen und Wandeln; das geschieht geistlich in Wort und Sacrament, das der HErr ausschüttet über seine Kinder, die es ernstlich meinen mit dem Glaubensgehorsam. Es ist ein unbeschreiblich großer Trost, daß der HErr uns Sein reines Wort und Sacrament beständig erhalten will, und das Er darin unter uns wohnen und wandeln will; so brauchen wir uns nicht zu fürchten, daß es und abhanden kommen könne; damit käme uns ja Christus selbst abhanden. Das ist der dreifache Segenslohn, der denen aufbewahrt ist, die im lebendigen Glauben treu ihrem HErrn gehorsam sind. Umgekehrt ist der Fluch (V. 16-32) ganz entsetzlich. Da ist Hunger, Pestilenz, Krieg, alle Plagen und Gerichte, die nothwendig kommen müssen, da ist die Sünde selbst, womit der HErr zunächst schlägt. Erst kommt Er mit den leichtesten Strafen, dann, wenn die Menschen sich nicht bekehren wollen, kommt Er (V. 18) siebenmal stärker, und schlägt immer mehr, bis Er sie endlich ganz verwirft in die ewige Verdammniß. Wie mit Israel, so macht es der HErr mit uns Allen. Diesen Fluch müssen wir uns mit heiligem Ernst vor die Augen stellen; es ist ein schrecklich Ding, wenn der HErr Sich aufmacht als ein schneller Zeuge gegen alles gottlose Wesen. Heut zu Tage herrscht ein grenzenloser Leichtsinn, der aus dem Unglauben kommt und den Begriff von Gottes Zorn so abschwächt. Wenn du im lebendigen Glauben stehst, und der Vergebung deiner Sünden gewiß bist, dann kannst du bei allen Stürmen sicher sein, daß Gottes Zorn nicht über dich kommt; der HErr züchtigt dich wohl noch, aber strafen kann Er dich nicht, denn das Lamm Gottes hat auch deine Schuld gebüßt. Wenn aber der Mensch nicht im Glauben steht, so kommt Alles, was ihn trifft, als ein Zeichen des göttlichen Zornes über ihn, nicht, damit er zusammenbreche, sondern sich zur Buße leiten lasse. Will er aber nicht hören, wenn der HErr die Zeichen Seines Zornes anhebt, dann freilich zermalmt ihn der HErr, und läßt ihn auf ewig verderben. So soll nun ein Christ mit heiliger Furcht erfüllt, beten, daß er nicht aus der Gnade falle, und Gottes Zorn muß uns schützen, daß wir bei der Gnade Gottes bleiben. Der HErr verkündet es Seinem Volke voraus, wie es mit ihm gehen werde. -

Er will sie zerstreuen und ihr Land soll wüste liegen (V. 33-35), Er will ihnen ein furchtsam Herz geben (V. 36), aber dennoch Seinen Bund halten (V. 42). - Das Alles ist buchstäblich erfüllt. Das jüdische Volk ist zerstreut über alle Länder als ein Zeichen des göttlichen Zorns und Gottes Wahrhaftigkeit. Das jüdische Land ist bis auf den heutigen Tag eine Einöde, und alle Versuche es zu bebauen sind fehlgeschlagen. Auch Vers 36 ist buchstäblich erfüllt, denn es gibt wohl keine verzagtere, furchtsamere Menschen, als die Juden, und es hat wohl kaum ein herzhafteres Volk gegeben, als gerade das jüdische in früheren Zeiten; ihre Tapferkeit in den Kriegen war beispiellos. Aber trotz aller Verkehrtheit und Verstocktheit des Volkes hält der HErr Seinen Bund aufrecht. Davon ist das Vorhandensein des jüdischen Volkes ein Zeichen; es ist ein Wunder, daß es nicht aufgegangen ist in die übrigen Völker, und seine volle Eigenthümlichkeit behalten hat. Das ist ein Beweis sowohl von Gottes Zorn, wie von Gottes Gnade. Der HErr hält die Thore immer auf, und lockt Sein Volk, und wenn es sich verhärtet und verstockt, so ist es seine eigene Schuld, denn es bleibt unter dem Bund der Treue und Gnade Gottes. Das dürfen wir uns als dem geistlichen Israel auch zurechnen. Freilich muß der Herr Seine Züchtigung gebrauchen, aber unsere Taufe bürgt uns dafür, daß Er Seinen Bund der Gnade und Treue gegen uns aufrecht erhält. In die Taufgnade können wir uns flüchten, und zu jeder Zeit zurückkehren in unser Vaterbaus. Amen.

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