Harms, Theodor - Das dritte Buch Mose - Das 20. Capitel.

Harms, Theodor - Das dritte Buch Mose - Das 20. Capitel.

Und der HErr redete mit Mose, und sprach: Sage den Kindern Israel: Welcher unter den Kindern Israel, oder ein Fremdling, der in Israel wohnet, seines Samens dem Moloch gibt, der soll des Todes sterben, das Volk im Lande soll ihn steinigen. Und Ich will mein Antlitz setzen wider solchen Menschen, und will ihn aus seinem Volk rotten, daß er dem Moloch seines Samens gegeben, und Mein Heiligthum verunreiniget, und Meinen heiligen Namen entheiliget hat. Und wo das Volk im Lande durch die Finger sehen würde dem Menschen, der seines Samens dem Moloch gegeben hat, daß es ihn nicht tödtet; so will doch Ich Mein Antlitz wider denselben Menschen setzen, und wider sein Geschlecht, und will ihn, und alle, die ihm nachgehuret haben mit dem Moloch, aus ihrem Volk rotten. Wenn eine Seele sich zu den Wahrsagern und Zeichendeutern wenden wird, daß sie ihnen nachhuret, so will Ich Mein Antlitz wider dieselbe Seele setzen, und will sie aus ihrem Volk rotten. Darum heiliget euch, und seid heilig; denn Ich bin der HErr, euer Gott. und haltet Meine Satzungen, und thut sie; denn Ich bin der HErr, der euch heiliget. Wer seinem Vater oder seiner Mutter fluchet, der soll des Todes sterben. Sein Blut sei auf ihm, daß er seinem Vater oder Mutter gefluchet hat. Wer die Ehe bricht mit Jemandes Weibe, der soll des Todes sterben, beide, Ehebrecher und Ehebrecherin, darum, daß er mit seines Nächsten Weibe die Ehe gebrochen hat. Wenn Jemand bei seines Vaters Weibe schläft, daß er seines Vaters Scham geblößet hat, die sollen beide des Todes sterben; ihr Blut sei auf ihnen. Wenn jemand bei seiner Schnur schläft, so sollen sie beide des Todes sterben; denn sie haben eine Schande begangen, ihr Blut sei auf ihnen. Wenn Jemand beim Knaben schläft, wie beim Weibe, die haben einen Gräuel gethan, und sollen beide des Todes sterben, ihr Blut sei auf ihnen. Wenn Jemand ein Weib nimmt, und ihre Mutter dazu, der hat ein Laster verwirkt; man soll ihn mit Feuer verbrennen, und sie beide auch, daß kein Laster sei unter euch. Wenn jemand beim Vieh liegt, der soll des Todes sterben, und das Vieh soll man erwürgen. Wenn ein Weib sich irgend zu einem Vieh thut, daß sie mit ihm zu schaffen hat, die sollst du tödten, und das Vieh auch; des Todes sollen sie sterben, ihr Blut sei auf ihnen. Wenn Jemand seine Schwester nimmt, seines Vaters Tochter, oder seiner Mutter Tochter, und ihre Scham beschauet, und sie wieder seine Scham, das ist eine Blutschande; die sollen ausgerottet werden vor den Leuten ihres Volks, denn er hat seiner Schwester Scham entblößet, er soll seine Missethat tragen. Wenn ein Mann beim Weibe schläft zur Zeit ihrer Krankheit, und entblößet ihre Scham, und decket ihren Brunnen auf, und sie entblößet den Brunnen ihres Bluts; sie sollen beide aus ihrem Volk gerottet werden. Deiner Mutter Schwester Scham und deines Vaters Schwester Scham sollst du nicht blößen; denn ein solcher hat seine nächste Blutsfreundin aufgedecket, und sie sollen ihre Missethat tragen. Wenn Jemand bei seines Vaters Bruders Weibe schläft, der hat seines Vetters Scham geblößet; sie sollen ihre Sünde tragen, ohne Kinder sollen sie sterben. Wenn jemand seines Bruders Weib nimmt, das ist eine schändliche That; die sollen ohne Kinder sein, darum, daß er hat seines Bruders Scham geblößet. So haltet nun alle Meine Satzungen und Meine Rechte, und thut darnach, auf daß euch nicht das Land ausspeie, darein Ich euch führe, daß ihr darinnen wohnet. Und wandelt nicht in den Satzungen der Heiden, die Ich vor euch her werde ausstoßen. Denn solches alles haben sie gethan, und ich habe einen Gräuel an ihnen gehabt. Euch aber sage Ich: Ihr sollt jener Land besitzen; denn Ich will euch ein Land zum Erbe geben, darinnen Milch und Honig fließet. Ich bin der HErr, euer Gott, der euch von den Völkern abgesondert hat, daß ihr auch absondern sollt das reine Vieh vom unreinen, und unreine Vögel von den reinen, und eure Seelen nicht verunreiniget am Vieh, an Vögeln, und an allem, das auf Erden kriechet, das Ich euch abgesondert habe, daß es unrein sei. Darum sollt ihr Mir heilig sein; denn Ich, der HErr, bin heilig, der euch abgesondert hat von den Völkern, daß ihr Mein wäret. Wenn ein Mann oder Weib ein Wahrsager oder Zeichendeuter sein wird, die sollen des Todes sterben, man soll sie steinigen, ihr Blut sei auf ihnen.

Einige Capitel zeigen uns in ganz besonderm Maße den furchtbaren Ernst des heiligen Gottes gegen die Sünde, so daß man wohl sagen kann: Sie sind mit Blut geschrieben. Das heutige Capitel ist nicht wesentlich unterschieden von 1. Mose 9, V. 5, und es folgt das Gebot: Wer Menschenblut vergießt, des Blut soll wieder vergossen werden. Von diesem Gebot sind die Gesetze, die wir heute gehört haben, nur Erweiterungen und Folgerungen. Wer von seinem Nächsten das Leben nimmt, des Leben soll wieder genommen werden. Die Todesstrafe wird damit also anerkannt, wie es auch heißt: Die Obrigkeit führt das Schwerdt nicht umsonst. Wenn der HErr so bestimmt die Todesstrafe befiehlt, so geschieht das nicht aus Nützlichkeitsgründen, um die Gemeine schnell von solchem Scheusal zu befreien, sondern es wird das Recht der Wiedervergeltung geübt. Nun meint unsere ungläubige Zeit, die Todesstrafe sei gegen die Liebe, und spricht der Obrigkeit das Recht ab, sie zu verhängen; wenn aber dem HErrn das Recht zusteht, die Menschen aus dem Leben abzurufen, so kann Er es ja auch der Obrigkeit als Seinen Stellvertretern übergeben. So ist nun durch den Unglauben die Todesstrafe in manchen Ländern abgeschafft, und in lebenslängliches Gefängniß verwandelt, aber das ist eine viel größere Lieblosigkeit. Wie ein Jeder sein Recht fordern kann, so der Sünder den Tod. Die Erfahrung beweist, daß, wenn hartgesottene Sünder sich aufrichtig zum HErrn bekehrt haben, sie den Tod fordern als Recht der Wiedervergeltung. Dieses Recht wird uns heute weiter ausgeführt.

Zuerst wird die Todesstrafe auf den Molochsdienst gesetzt (V. 1-5). Das haben wir schon im 18. Capitel erklärt. Dieser scheußliche Götzendienst der Cananiter, sowie die unnatürlichen Hurensünden, waren der Hauptgrund, warum dies Volk ausgerottet ward. Einer, der seine Kinder dem Moloch opferte, der sollte von seinen eigenen Angehörigen gesteinigt werden; die reinigten sich damit von ihrem Antheil an der Sünde, und bezeugten damit, wie abscheulich sie ihnen sei. In unsern Tagen geschieht der Kindesmord auf eine andere Weise, und die unnatürlichen Mütter sollten billig die Todesstrafe erleiden; aber heut zu Tage drücken die Leute ein Auge zu, und verweisen sie auf das Zuchthaus. Darum muß Sich der HErr aufmachen zu strafen, und das kommt zehnmal schlimmer. -

Zweitens wird unter den Verbrechen, worauf der Tod steht, die Zaubereisünde genannt (V. 6) und am Schluß (V. 27) wird noch ausdrücklich bemerkt, daß sowohl die Zauberer selbst, als auch die, welche Zauberei erleiden, ausgerottet werden sollen. Zauberei ist Mord im schlimmsten Sinne, denn es ist Selbstmord, und zwar Seelenmord. Wie können wir sie aber als Mord ansehen? Zauberei ist nichts anderes als Teufelsdienst, und der Teufel ist der Mörder von Anfang; er kann nichts anders, als umbringen. Durch nichts mehr gewinnt er auch Macht über die Seele, als durch die Zauberei. Wenn eine Krankheit durch Zauberei auch augenblicklich zurückgedrängt werden kann, so bricht sie desto schlimmer anderswo hervor; der Teufel kann ja nicht heilen. Mir ist ein Fall bekannt, da ein Kind an den Augen litt, und ein Zaubermittel dagegen gebraucht ward. Das Auge ward besser, aber es fiel dem Kinde auf's Gehör. Einen andern Fall habe ich erlebt, wo die Mutter so thöricht war, durch Berühren mit einer Todtenhand einen Schaden ihres Kindes zu heilen. Das Kind ward so schwächlich und elend, daß die Aerzte nicht sagen konnten, was dem Kinde eigentlich fehle. Durch Zauberei gewinnt der Teufel Einfluß auf den Leib, aber schlimmer noch auf die Seele. Durch Zauberei gibt sich ein Mensch an Leib und Seele dem Teufel hin, wenn er es auch nicht weiß. Wir sehen, wie der Herr mit hohem Ernst diese Sünde in ihrer ganzen Gräulichkeit hinstellt. Nun in der Christenheit, wo Gottes Wort nicht regiert, ist die Zauberei sehr im Schwange; wo Christus nicht regiert, da regiert der Teufel. Man soll aber nicht denken, daß in unserer Gemeinde keine Besprechungen und Sympathien vorkommen. Die Leute, die so etwas treiben, bedenken nicht, daß durch die Zauberei der Teufel Einfluß auf sie gewinnt, der sich zuweilen bis zur Besessenheit steigert. Wenn die Christenheit die Zaubereisünden so leicht ansieht, und die Obrigkeit sich nicht darin mischen kann, dann kommt Gott desto ernster mit Seiner Strafe.

Drittens steht die Todesstrafe (V. 9) auf die Verfluchung der Eltern durch die Kinder, weil sie die antasten, die ihnen das Leben gegeben haben. Wenn wir uns an der Hand dieses Gebotes in der Christenheit umsehen, was haben wir dann zu erfahren. Kinder sind so roh gegen ihre Eltern, prozessieren gegen sie, schimpfen sie, heben auch wohl die Hand gegen sie auf, und wenn auch die Eltern sich sagen müssen, daß sie durch ihre weichliche Erziehung selbst Schuld daran sind, wenn die Kinder sie nicht respektieren, so sind doch die Kinder damit nicht entschuldigt; sie kennen ja das vierte Gebot. Solche Sünde kommt auch bei uns vor; wer aber die Stellvertreter Gottes antastet, der tastet Gott selbst an; darum ergeht über solche Sünde ein dreifaches Wehe, wenn auch die Obrigkeit sie nicht straft. -

Vers 10 steht auch die Todesstrafe auf den, der die Ehe, die Quelle des Lebens antastet und besudelt. Nicht nur darum ist der Ehebruch strafwürdig, weil er ganze Geschlechter zerrüttet; er ist auch ein Todschlag im engeren Sinne, und wenn er auch nicht so ans Tageslicht tritt, wie bei ledigen Personen, so hat ihn doch Gott gesehen, und er wird den Ehebrecher zu seiner Zeit tödten in der ewigen Qual. -

Ferner verhängt der HErr die Todesstrafe über die Blutschande und Sodomiterei (V. 13-21). Nun hier hat die Todesstrafe denselben Grund, weil diese Sünden die Quelle des Lebens antasten. Sie ziehen den heiligen Ehestand in den allertiefsten Koth und in Gemeinheit, verkehren die natürliche Ordnung auf mehr als viehische Weise, ja die Solches thun, sind kaum mehr als Menschen anzusehen. Heut zu Tage sind diese Sünden so allgemein, daß vielleicht die Hälfte der Leute Unzucht mit sich selbst treiben; ja die Kinder sind ihr ergeben in erschreckendem Maße, und ganze Schulen damit angesteckt. Solche unnatürliche Sünden rächen sich an Leib und Seele, und führen, wenn länger fortgesetzt, zu gänzlicher Entnervung und Ausmergelung. Wer sich dieser Sünde hingibt, der möge wohl bedenken, daß er vor Gott als ein Mörder gilt und daß es eine Schändung des Ehestandes ist. -

So hält nun Gott mit großem Ernst auf die Heilighaltung des Lebens nach allen Seiten hin. Warum, das sagt Er zum Schluß (V. 22-26). Das Land, das die Cananiter durch ihre Todsünden verwirkt hatten, das will Er dem reinen Volke geben. Es ist also zweierlei, wodurch uns diese Sünden in ihrer ganzen Abscheulichkeit vor Augen treten. Erstens durch Gottes Gnade, die das auserwählte Volk in Canaan zur Ruhe bringen will, und Israel segnen an Leib und Seele. Uns Christen aber wird unvergleichlich viel höhere Gnade zu Theil; unser Kanaan ist die Kirche, wo Milch und Honig innen fließt, das ist Gottes Wort. Darin wandelt mit uns der HErr Christus, schenkt uns Alles, was Er uns erworben hat, und wird uns unvergleichlich viel mehr schenken, wenn Er uns einführt in das himmlische Canaan. Da er uns aus dem allertiefsten Elend errettet, und uns das allergrößeste Glück gegeben, wäre es nicht die größte Schändlichkeit, wenn wir uns mit solchen Gräueln beflecken wollten, worauf die Todesstrafe steht?

Zweitens war Israel bestimmt, ein heilig Volk zu sein, ein reines Volk, von den Heiden abgesondert. So soll auch ein Christ sich in keinerlei Weise der Welt gleich stellen, wo alle diese Sünden im Schwange gehn; er soll sich durch seinen ganzen Wandel von ihr absondern, und nichts mit ihr zu schaffen haben; die Welt muß merken, daß er einen andern Weg geht, und ein Christ muß sich sehr ernstlich vor allem halbierten Wesen hüten. Wenn wir also dem HErrn Jesu angehören, dann dürfen wir nicht unser eigen sein, gehören nicht uns selbst, und müssen uns mit großem Ernst hüten vor jedem Todschlag, jedem Selbstmord; wir sehen ja den vollen Ernst der göttlichen Gebote. Gott wolle geben, daß, was wir gehört, uns die Sünde immer mehr erkennen lehren als Teufelei, damit wir den Zorn Gottes nicht verwerfen. Amen.

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