Harms, Theodor - Das dritte Buch Mose - Das 13. Capitel - 29-59.

Harms, Theodor - Das dritte Buch Mose - Das 13. Capitel - 29-59.

Wenn ein Mann oder Weib auf dem Haupt oder am Bart schäbicht wird; und der Priester das Mal besiehet, und findet, daß das Ansehen tiefer ist, denn die andere Haut, und das Haar daselbst golden und dünne: so soll er ihn unrein urtheilen, denn es ist aussätziger Grind des Haupts oder des Barts. Siehet aber der Priester, daß der Grind nicht tiefer anzusehen ist, denn die Haut, und das Haar nicht falb ist, soll er denselben sieben Tage verschließen. Und wenn er ihn am siebenten Tage besiehet, und findet, daß der Grind nicht weiter gefressen hat, und kein golden Haar da ist, und das Ansehen des Grinds nicht tiefer ist, denn die andere Haut: soll er sich bescheren, doch daß er den Grind nicht beschere; und soll ihn der Priester abermal sieben Tage verschließen. Und wenn er ihn am siebenten Tage besiehet, und findet, daß der Grind nicht weiter gefressen hat in der Haut, und das Ansehen ist nicht tiefer, denn die andere Haut: so soll ihn der Priester rein sprechen; und er soll seine Kleider waschen, denn er ist rein. Frißt aber der Grind weiter an der Haut, nachdem er rein gesprochen ist, und der Priester besiehet, und findet, daß der Grind also weiter gefressen hat an der Haut: so soll er nicht mehr darnach fragen, ob die Haare golden sind; denn er ist unrein. Ist aber vor Augen der Grind still gestanden, und falb Haar daselbst aufgegangen, so ist der Grind heil, und er rein. Darum soll ihn der Priester rein sprechen. Wenn einem Mann oder Weib an der Haut ihres Fleisches etwas eiterweiß ist, und der Priester siehet daselbst, daß das Eiterweiß schwindet: das ist ein weißer Grind, in der Haut aufgegangen, und er ist rein. Wenn einem Mann die Haupthaare ausfallen, daß er kahl wird, der ist rein. Fallen sie ihm vorne am Haupt aus und wird eine Glatze, so ist er rein. Wird aber an der Glatze, ober da er kahl ist, ein weißes oder röthliches Mal, so ist ihm Aussatz an der Glatze oder am Kahlkopf aufgegangen. Darum soll ihn der Priester besehen. Und wenn er findet, daß ein weißes oder röthliches Mal aufgelaufen an seiner Glatze oder Kahlkopf, daß es siehet, wie sonst der Aussatz an der Haut: so ist er aussätzig und unrein; und der Priester soll ihn unrein sprechen solches Mals halben auf seinem Haupt. Wer nun aussätzig ist, deß Kleider sollen zerrissen sein, und das Haupt bloß, und die Lippen verhüllet, und soll allerdings unrein genannt werden. Und so lange das Mal an ihm ist, soll er unrein sein, allein wohnen, und seine Wohnung soll außer dem Lager sein. Wenn an einem Kleide eines Aussatzes Mal sein wird, es sei wollen oder leinen, am Werft oder am Eintracht, es sei leinen oder wollen, oder an einem Felle, oder an allem, das aus Fellen gemacht wird; und wenn das Mal bleich oder röthlich ist am Kleide, oder am Fell, oder am Werft, oder am Eintracht, oder an einigerlei Ding, das von Fellen gemacht ist: das ist gewiß ein Mal des Aussatzes, darum solls der Priester besehen. und wenn er das Mal siehet, soll er es einschließen sieben Tage. Und wenn er am siebenten Tage siehet, daß das Mal hat weiter gefressen am Kleide, am Werft oder am Eintracht, am Felle, oder an allem, das man aus Fellen machet: so ist es ein fressendes Mal des Aussatzes, und ist unrein. Und soll das Kleid verbrennen, oder den Werft, oder den Eintracht, es sei wollen oder leinen, oder allerlei Fellwerk, darin solches Mal ist; denn es ist ein Mal des Aussatzes; und sollst es mit Feuer verbrennen. Wird aber der Priester sehen, daß das Mal nicht weiter gefressen hat am Kleid, oder am Werft, oder am Eintracht, oder an allerlei Fellwerk: so soll er gebieten, daß mans wasche, darin das Mal ist, und soll es einschließen andere sieben Tage. und wenn der Priester sehen wird, nachdem das Mal gewaschen ist, daß das Mal nicht verwandelt ist vor seinen Augen, und auch nicht weiter gefressen hat: so ist es unrein, und sollst es mit Feuer verbrennen; denn es ist tief eingefressen, und hat es beschabt gemacht. Wenn aber der Priester siehet, daß das Mal verschwunden ist nach seinem Waschen: so soll er es abreissen vom Kleid, vom Fell, vom Werft, oder vom Eintracht. Wirds aber noch gesehen am Kleid, am Werft, am Eintracht, oder allerlei Fellwerk: so ist es ein Fleck, und sollst es mit Feuer verbrennen, darin solches Mal ist. Das Kleid aber, oder Werft, oder Eintracht, oder allerlei Fellwerk, das gewaschen ist, und das Mal von ihm gelassen hat, soll man zum andernmal waschen: so ist es rein. Das ist das Gesetz über die Male des Aussatzes an Kleidern, sie seien wollen oder leinen am Werft und am Eintracht, und an allerlei Fellwerk, rein oder unrein zu sprechen.

Heute wird uns ausführlich beschrieben, was mit den Aussätzigen geschehen, und wie der Priester handeln soll, wenn sich der Aussatz am Haupt und am Kleide zeigt. So widerlich ein Aussätziger, so abscheulich der Sünder, und wie sich der Aussätzige zu verhalten hat, Gott und Menschen gegenüber, so der Sünder, ehe ihm seine Sünde vergeben ist. So einen Aussätzigen sollen (V. 45) seine Kleider zerrissen werden. Der unerlöste Sünder hat auch kein Kleid der Gerechtigkeit Christi; er hüllt sich in die Fetzen und Lumpen seiner eigenen Gerechtigkeit. Der verkehrte natürliche Mensch thut sich so viel auf sein eigenes Verdienst zu Gute; er meint, das Himmelreich könne ihm nicht fehlen, ja der HErr freue sich, einen solchen Menschen wie ihn in Seinen Himmel zu bekommen. Aber durch die Ritzen und Löcher dieser Lumpen sieht der Aussatz hindurch, und nur durch diese Fetzen desto abscheulicher. Er darf (V. 45) sein Haupt nicht bedecken. Wer nicht Vergebung der Sünden hat, steht da ohne Decke, ohne Schutz gegen die Anläufe Satans; ihm fehlt (Ephes. 6) der Hut des Heils. Ferner mußte der Aussätzige seine Lippen verhüllen. Ein Unbegnadigter kann nichts Gott Wohlgefälliges sagen; er thäte besser, statt zu sprechen, seinen Mund zu halten; beten kann er auch nicht, denn was er sagt, dringt nicht zu Gottes Herz. Der Aussätzige mußte sich außerhalb des Lagers aufhalten, geschieden vom Tempeldienst und vom Opfer. Der Mensch führt kein Einzelleben; er ist ein Glied wie an dem Leibe der Menschheit, so eine Rebe an dem Weinstock Christus; sein Leben ist die Liebe. Wird der Ast vom Baume abgehauen, so grünt er noch eine Zeitlang, aber es ist ein Scheinleben. So ist ein Sünder, der keine Lebensgemeinschaft mit Gott, also auch nicht mit dem Volke Gottes hat, mit den Geheiligten, welche die Kirche, den Leib Christi bilden. Abgeschnitten von dieser Lebensgemeinschaft, ist der Sünder verloren; kein Finger kann sich zu seiner Hülfe ausstrecken, wenn nicht die vergebende Gnade ihn wieder einfügt in die Gemeinschaft der Kirche, die Gnade Christi, die den Sünder aufsucht und ihm nachgeht, wenn er auch nicht kommt. Gelingt dem HErrn Sein Werk, hat Er den Sünder wieder zur Gemeinschaft der Kirche zurückgeführt, dann ist derselbe wieder bekleidet mit dem Rock der Gerechtigkeit, dann deckt der Helm des Heils sein Haupt; dann ist die Hülle seiner Lippen weggenommen; dann ist seine einsame Stellung aufgehoben, denn mit der Sünde hört Tod, Fluch und Verdammniß auf. Der Priester mußte auch genau aufmerken, ob auch an den Kleidern ein bleichröthliches Aussatzmal sich zeige. So sollen wir ein offenes Auge dafür haben, daß nicht allein unser Wesen, daß auch unser Wert gräuelvoll ist, und hassen den befleckten Rock des Fleisches, in dem sich der Sündenaussatz äußert. Alles was ein unbegnadigter Sünder denkt, thut, sagt, ist nichts werth, ist gut fürs Feuer, denn was nicht aus dem Glauben kommt, ist Sünde, sei es Essen, Fasten, Schlafen, Arbeiten, alle die sogenannten Mitteldinge; Alles was er äußert, ist befleckt von der Sünde, eben weil sein ganzes Wesen sündig ist. Aber noch mehr: Wenn der Sünder wirklich Gnade gefunden, so bleibt er doch arm und elend; die Sündenschuld ist aufgehoben, die Sünde bleibt. Darum ist Wachen und Beten so noth, sonst bricht das Aussatzmal wieder hervor. Denn der Abfall von der Gnade ist möglich, und die Rückkehr zur Sündenschuld. Wir haben sehr aufmerksam auf unser Thun zu achten, damit unser Rock der Gerechtigkeit Christi nicht durch ein Aussatzmal befleckt wird. Wenn dieser Rock, womit mir einmal bekleidet waren, uns wieder genommen wird, das ist das Schrecklichste. Es ist so sehr noth, uns in strenger Zucht und Demuth unter Christi Gnade zu stellen. Wie schrecklich, wenn wir sie vergeblich empfangen hätten! Wenn wir auch Vergebung unserer Sünde haben, so müssen wir nie vergessen, daß unsere Natur durch und durch sündig ist. Je demüthiger wir machen, und uns in strenger Zucht halten, desto mehr wird die Sünde zurückgehalten, daß sie nicht wieder hervorbreche, und der HErr erklärt uns für rein. Wenn wir rein geworden sind, dann laßt uns wachen und beten, daß keine bittere Wurzel wieder hervorwachse und das Aussatzmal neu hervorbreche und um sich fresse. Die Rückkehr zur Gnade ist mühsamer und schwerer, als das erste Finden. Wer nicht darin verbleibt, wird nicht gekrönt. Die Treue ist noth, der lebendige Glaube, um in der Lebensgemeinschaft mit dem HErrn Christo zu bleiben. Amen.

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