Calvin, Jean - An Gianpaolo Alciato in Genf.

Nr. 419 (C. R. – 2028)

Calvin, Jean - An Gianpaolo Alciato in Genf.

Gianpaolo Alciato, ein Verwandter des berühmten Juristen (vgl. Nr. 1) lebte als Refugiant in Genf.

Taufe vor der Gemeinde.

Den Rat, den unser vielgeliebter Bruder, Herr Gianpaolo, von uns verlangt, gedachten wir am besten schriftlich zu erteilen, damit diejenigen, die der Fall angeht, besser benachrichtigt werden können. Wenn ein Mensch, der unter der Tyrannei des Papsttums lebt, sich aber des herrschenden, befleckenden Götzendienstes enthält, wünscht, seine Kinder Gott rein darzubringen und sie nach der richtigen Vorschrift des Evangeliums taufen zu lassen, so ist das ein frommes, löbliches Bestreben. Denn es ist tatsächlich ein großes Elend, wenn ein solcher von Gott uns verliehener Schatz, wie unsere Kinder, gleich, nachdem wir ihn empfangen, besudelt wird von dem Aberglauben, den die Menschen mit der heiligen Taufe vermengt haben. Doch muss eins vor allen Dingen beobachtet werden. Weil dies Sakrament die feierliche Aufnahme in die Kirche Gottes ist, oder etwa das Zeugnis unseres himmlischen Bürgerrechts, das alle besitzen, die Gott zu Kindern angenommen hat, so darf die Taufe nicht vollzogen werden, es sei denn in Gegenwart der Gläubigen. Dazu ist freilich kein öffentliches Gotteshaus nötig, aber es muss wenigstens eine kleine Herde versammelt sein, die die Kirche darstellt, und der Taufende muss als Pfarrer anerkannt sein. Denn taufte man ein Kind im Verborgenen ohne Zeugen, so entspräche das weder der von Jesu Christo eingesetzten Ordnung, noch dem Brauch der Apostel. So ist also erforderlich, dass das Kind getauft wird in einer Gemeinschaft, die sich dauernd von der Befleckung des Papsttums getrennt hat.

Trifft dies bei den uns genannten Leuten zu, und sind sie geneigt, sich im Namen Gottes zu versammeln, wenn auch noch nicht in großer Masse, sondern nur in kleiner Zahl, so bitten wir Gott, er möge sie stärken in dem guten Streben, das er ihnen verliehen hat, sich samt ihrer Nachkommenschaft Gott, unserm Vater, und Jesu Christo, unserm Erlöser, zu weihen. Erkennen wir dann, dass es so gut ist, so werden wir, wie es unsre Pflicht ist, uns bemühen, ihnen einen guten, geeigneten Mann zur Ausübung des Pfarramts zu verschaffen.

Den 11. Oktober 1554.
Im Namen aller seiner Brüder
Johannes Calvin.

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