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Binde, Fritz - Frucht des Geistes

Binde, Fritz - Frucht des Geistes

„Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit.“
Gal. 5,22

Gott hat uns unser Leben gegeben, daß es Frucht bringe zu seiner Verherrlichung. Ein für Gott fruchtloses Leben ist ein verlorenes Leben.

Frucht für Gott können wir aber nicht bringen durch uns selbst. Unsere angeborene, von Gott abgefallene Natur ist und bleibt unfruchtbar für Gott. Wie man sie auch pflegen, düngen und bebauen mag, sie vermag nur Frucht zu bringen für den Tod, worüber man sich später schämt (Röm. 6,21.22). Wohl kann unsere angeborene Natur viel Frucht bringen für die Kulturreiche dieser Welt, die vergehen, aber Frucht für das Reich Gottes vermag sie nicht zu bringen.

Unsere Fruchtbarkeit für Gott und sein Reich beginnt, wenn der Geist Gottes unser Herz besamen kann durch das Wort Gottes. Wir müssen erst durch Gott befruchtet werden, ehe wir für Gott fruchtbar sein können. Die Pflugschar der Buße muß unser Herzensland öffnen, damit Gottes Wort als das Samenkorn zur Wiedergeburt (1. Pet. 1,23) eindringen kann wie in ein gutes Ackerland, das Öffnung und Tiefe, Licht und Luft hat (Mat. 13). Die Frucht der erlebten Sinnesänderung muß als Bekehrung offenbar werden, nämlich zur Abkehr von der gottfeindlichen Welt, Sünde und Eigenliebe führen. Ein ganz neues, vorher nie gekanntes Leben, das aus Christi Tod und Auferstehung stammt (Joh. 12,24; 1. Pet. 1,3) muß uns durch den Heiligen Geist als unsere Wiedergeburt geschenkt worden sein (Joh. 3,3-8). Als Leben aus Gott muß Christi Geist, Leben und Gesinnung in uns wohnen. Das alte Selbstleben unter der Herrschaft des satanisch verblendeten Eigenwillens muß vergangen und ein Neues geworden sein; denn ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung (2. Kor. 5,17).

Wem diese Wesenserneuerung durch den Heiligen Geist fehlt, dem fehlt auch die Frucht des Geistes, die ja nur durch den in uns wohnenden Geist gewirkt werden kann. Ohne Wirken des Heiligen Geistes keine Frucht des Geistes.

Aber welch teuflische Verwirrung herrscht da gerade heute! Man leugnet die Tatsache des Sündenfalls und damit auch die Notwendigkeit der Wiedergeburt. Die angeborene menschliche Natur wird als durchaus ergiebig für Gott gepriesen. Der Heilige Geist ist der edle Menschengeist. Kulturtätigkeit ist Reichsgottesarbeit. Kulturleistungen sind Frucht des Geistes. Religiöses Leben ist ohne weiteres Leben aus und für Gott. Unheilvolle Torheit! An ihren Früchten wird sie erkannt. Es sind Werke des Fleisches (Gal. 5,18-21). Denn es bleibt dabei: Was vom Fleisch geboren ist, ist Fleisch und kann Gottes Reich nicht ererben. Es bleibt Frucht für den Tod.

Doch noch verworrener treiben es die sogenannten christlichen Kreise. Ohne durch die enge Pforte der Buße, Bekehrung und Wiedergeburt ins Reich Gottes eingegangen zu sein, will man Reichsgottesarbeit treiben. Nie hat man seinen Bankrott vor Christi Kreuz erlebt, nie sich wirklich von Gott dienen lassen, aber schon will man Gott dienen. Selbstweise, selbstgerecht und selbstherrlich tritt man auf, setzt die eigene Kraft ein, entfaltet das eigene Wesen sucht die eigene Ehre und rühmt sich seiner Erfolge als Frucht des Geistes. Ja, offenbaren und berechenbaren Erfolg des eigenen Tuns kann man haben; aber Erfolg ist nicht Frucht! Erfolg ist das Ergebnis menschlicher Mache, Frucht ist Wirkung des Geistes von oben her und von innen heraus! Erfolg vergeht, Frucht bleibt. Ach, wie oft sieht blendender Erfolg der Frucht des Geistes so täuschend ähnlich! Oft scheint sogar der äußere Erfolg länger zu währen als die zum größten Teil verborgene und dazu unscheinbare und in ihrem Wachstum kaum zu beobachtende Frucht. Dennoch stürzt das Menschliche über kurz oder lang in sich selbst zusammen; denn man kann nicht von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen sammeln (Mat. 7,16). Gott kann die Frucht unseres Fleisches nicht gebrauchen.

Frucht des Geistes ist ihrer Natur gemäß überhaupt mehr ein Sein als ein Tun. Sie ist mehr ein Gewirktes als ein Wirkendes. Je unverfälschter und göttlich kostbarer die Frucht des Geistes ist, desto weniger hat der Mensch dabei getan, aber desto wunderbarer hat da Gott aus dem Verborgenen und Unberechenbaren heraus wirken können und gewirkt.

Eben dies meint Jesus im Gleichnis und den Reben (Joh. 15,1-7). Er selbst ist der von seinem Vater in den unfruchtbaren Weinberg, der nur „Herlinge“ brachte (Jes. 5) eingepflanzte Weinstock. Jeder Mensch, dem Leben aus Gott durch Christus zuteil geworden ist, gleicht einer Rebe am Weinstock. Die Rebe kann weder durch sich selbst leben noch Frucht bringen. Sie kann ohne den Weinstock gar nichts tun. Hier haben wir das aufs einfachste enthüllte Geheimnis unserer Fruchtbarkeit für Gott. Es heißt: Völlige Abhängigkeit von Christus Jesus. Wie einfach und - wie selten! Nicht selbständige, selbstbewußte, tatenreiche Arbeitskraft, sondern unselbständige, selbstverleugnende, stille Abhängigkeit von Jesus, dem in uns Wirkenden, bis zu dem Grade, daß man auch nichts, gar nichts ohne ihn tun kann, er also alles in uns tun muß. Und genau bis zu dem Grade, in dem ich so von ihm abhängig geworden bin werde ich als Rebe an ihm auch Frucht bringen durch ihn. Und genau nach dem Maße meines Bleibens in dieser Abhängigkeit von ihm wird auch daß Maß der Frucht sein, die ich durch ihn bringe. Da heißt die Maßstufe: keine Frucht, Frucht, mehr Frucht (V. 2), viel Frucht (V. 5), bleibende Frucht (V. 16). Wer keine Frucht bringt, ist in keiner bleibenden Lebensverbindung mit ihm geblieben. Wer Frucht bringt, wird vom Vater, dem Gärtner, von allen wilden Schößlingen und allem dürren Holz gereinigt, daß er mehr Frucht bringe. Und wer in bleibende, gänzliche, endgültige Abhängigkeit von ihm kommt, bringt viele und bleibende Frucht. In ihm bleiben heißt aber, in seiner Liebe, die der eigentliche Lebenssaft ist, und in seinem Worte, das den äußeren Halt bietet, bleiben (V. 7-10). Wer in seiner Liebe und in seinem Worte bleibt, braucht für Frucht des Geistes nicht zu sorgen; sie gedeiht ganz von selbst.

Was ist nun diese Frucht des Geistes, die nur in solcher Abhängigkeit von Christus Jesus gebracht werden kann?

Ach, diese Frucht besteht gar nicht zuerst in viel äußerer Arbeitsleistung und Arbeitsergebnissen, wie die meisten so gerne meinen! O nein, nicht äußere Taten, sondern innere Tugenden bezeichnen die Frucht des Geistes. Das kann heute, wo alles im äußeren Treiben sein sogenanntes „praktisches“ oder „soziales Christentum“ beweisen will, gar nicht deutlich genug ausgesprochen werden. Ohne innerlich erneuert zu sein, will man äußerlich die ganze Welt erneuern. Ohne Christus wirklich in sich zu tragen, will man ihn in die ganze Welt hinaustragen. Ja, es ist sogar gewöhnlich so, daß man das, was einem innerlich fehlt, durch äußerliches Tun glaubt ersetzen oder gewinnen zu können. Je mehr da einer äußerlich unternimmt, desto mehr bildet er sich ein, fruchtbar zu sein für Gott. O eitle Torheit des selbstgefälligen Menschenherzens! Kein Wunder, daß da alles äußere Zuviel ein inneres Zuwenig ist.

Nein, Frucht des Geistes ist nicht religiöse Vielgeschäftigkeit im Reden, Reisen, Schreiben, Planen, Gründen, Bauen, Hören, Laufen, Wissen. O nein, sondern Frucht des Geistes ist zu allererst Wiedergabe der Tugenden Christi in unserem Wesen und dann erst Weitergabe der Tugenden Christi durch unser Wirken (1. Pet. 2,9).

Quelle: Gärtner - Eine Wochenschrift für Gemeinde und Haus 1924

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