Zezschwitz, Gerhard von - Andachten

Zezschwitz, Gerhard von - Andachten

Matthäusevangelium

JEsus antwortete und sprach zu ihnen: Geht hin und sagt Johanni wieder, was ihr seht und hört: Die Blinden sehen, die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein und die Tauben hören, die Toten stehen auf und den Armen wird das Evangelium gepredigt.
(Matth. 11,4-5.)

Es wird ja kommen der Tag, der große, der die ganze Herrlichkeit Christi offenbaren und alle stolzen Zedern Libanons beugen wird - frühe genug wird er kommen und viel Seelen dahinnehmen im Gericht! Die sich fürchten vor dem Zorn des Heiligen und Gerechten, die preisen Seine Gnade, dass Er Sein Evangelium bietet den Armen und eine Erledigung den Gebundenen und allen zerschlagenen Herzen Heilung. Die erkennen in den Wirkungen des Evangeliums heute noch dieselben Wunder, dass die Blinden sehen und die Lahmen gehen und wandeln unter diesen hellen Zeichen der ersten Ankunft getrost ihre dunkeln Wege dem Aufgang der Herrlichkeit entgegen!

Ihr Armen und Elenden,
In dieser bösen Zeit,
Die ihr an allen Enden
Müsst haben Angst und Leid,
Seid dennoch wohlgemut!
Lasst eure Lieder klingen,
Dem König Lob zu singen,
Der euer höchstes Gut!

Zuletzt wird Er erscheinen
In Seiner Herrlichkeit
Und all' eu'r Klag' und Weinen
Verwandeln dann in Freud'.
Er ist's, der helfen kann!
Macht eure Lampen fertig,
Und seid Sein stets gewärtig;
Er ist schon auf der Bahn!

Amen.

Und selig ist, der sich nicht an Mir ärgert!
(Matth. 11,6.)

„Selig“, spricht Christi eigener Mund, „selig ist, wer sich nicht ärgert an mir!“ Ja selig! Aber niemand hat sie erfahren, niemand hat sie geschmeckt, diese Seligkeit, wenn sie nicht aufgegangen ist als ein Licht im Dunkeln, als die Botschaft der Errettung, erleuchtend die Nacht des Seelengefängnisses peinigender Zweifel: „Bist du Christus?“ erleuchtend das Dunkel schmachtender Sehnsucht: „HErr wie lange, wie lange! meine Seele wartet, meine Seele harrt auf Dich.“ Ein frommer, viel versuchter Christ des vorigen Jahrhunderts hat den Ausspruch getan: er achte den Glauben keines Strohhalmes wert, der nie durch Zweifel angefochten worden. So groß und alles Denken übersteigend ist die Tatsache unseres Christenglaubens: „Er ist gekommen!“ Die ewige Herrlichkeit Gottes hat sich gesenkt in das Fleisch des Menschen und die Menschheit ist genesen; Einer hat gebüßt als Gottes Lamm und der ganzen Welt Sünde ist gesühnt. So himmelgroß ist dieser Glaube, dass der nie durchdacht hat, was er glaubt, dessen Glaube ohne Anfechtung und Gefahr des Ärgernisses an Christo geblieben ist. Der seligmachende Glaube geht auf, wie ein Licht am Abend unsres Erdenhoffens, wie Morgenschein in sternenloser Nacht. HErr, schenke uns solchen Glauben! Amen.

Markusevangelium

Und Er rief Seine Jünger zu Sich und sprach zu ihnen: Wahrlich, Ich sage euch, diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt, denn alle, die eingelegt haben. Denn sie haben alle von ihrem Übrigen eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut alles, was sie hat, ihre ganze Nahrung eingelegt.
(Mark. 12,43-44.)

O großes Vertrauen, großer Glaube dieses Witwenopfers! Wir denken an Luthers Wort, da er mit dem Bann des Papstes bedroht von Cajetan in Augsburg gefragt wurde, wo seines Bleibens sein werde, wenn nun auch die Fürsten ihn nicht mehr schätzen würden. „Unter dem Himmel!“ sagte er.

O Tag ewiger Schmach, wenn diese Abrahamstochter vorangehen wird Tausenden von Christen, die kein Opfer der Liebe und des Dankes hatten für ihren Erlöser, die das nächste Opfer nicht geopfert: sich selbst Ihm ergeben! Vergeblich wird die Klage sein: du forderst zu Großes, zu viel Verleugnung. Die Armut, die doch ihr alles gab, wird uns richten. Auf das Scherflein der Witwe wird der Richter zeigen: wie leicht wars, Ihn zu erfreuen! Und daneben wird Er uns Seine durchgrabenen Hände und Füße zeigen: und wir werden vergehen vor Weh, dass wir für die Augen, die uns suchten mit solcher Treue, kein Anblick der Freude sind am Tage des Gerichts und der Ernte. Vor allem aber lasst uns die beste Weise lernen, unseres Gottes und Erlösers Herz durch hohes Vertrauen zu erfreuen! So erfreut ein Sünder Gott, wenn er statt auf Begründung eigenen Verdienstrechtes vor Ihm zu danken, mit seiner tiefen Seelenarmut dem ewigen Erbarmen in die Hände zu fallen wagt. Es ist auch dies ein Opfer sich selbst vergessender Armut, ja wahrster Armut. So gib dich selbst! In vollem Sinn heißt das: aus deiner Armut geben alles was du hast und nicht hast. So gib vor allem dich selbst, und am Tage der Ehren wird deine Armut deines Richters Freude sein! Amen. (Gerh. v. Zezschwitz.)

Offenbarung

Und Er sprach zu mir: Es ist geschehen! Ich bin das A und das 0, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von dem Brunnen des lebendigen Wassers umsonst.
(Offenb. 21, 6.)

Wir werden einst hören das Allmachtswort: „Es ist geschehen!“ und werden sie fliehen sehen, diese Erde, und im Feuer vergehen und werden nicht erschrecken; denn auf die Stufen Seines Stuhles sind wir gerettet. Er ist unser Gott und bei Ihm ist unser Erbe! Dürstend werden wir kommen, dürstend in lebenslang gesteigerter, mit jedem Schritt näher dem Ziel nur wachsender Sehnsucht, dürstend von der Hitze des letzten Streites langen wir an. Und nicht mehr ein Labetrunk nur wird uns gereicht: wir stehen an der Quelle, wir trinken in vollen Zügen, wir sinken in ein Meer und tauchen auf, erneuert, genesen in unaussprechlicher Wonne: wir tranken ewiges Leben und sind erneuert, unvergänglich, unverwelklich! Wer ahnte am Anfang die Herrlichkeit dieses Endes? Am Anfang der Sündenentwicklung das Ende der Erlösung, das herrliche, über alles Denken selige Ende: Ich werde sein Gott sein! Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder, und ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, dass wir Ihm gleich sein werden, dem Sohne gleich in der Liebe, in der Nähe des Vaters, was setze ich noch hinzu: im Erbe? „Wer überwindet, der wird es ja alles ererben; aber mein Gott ist mein alles!“ Er wird mein Gott sein und ich werde Sein Sohn sein.“ O du großes, du ewiges Vaterherz, o hilf uns kommen zu Dir! O Du allmächtiges A, sei unser Anfang, o Du ewiges O, sei unser Ende, sei unser Sieg! O du Quelle des ewigen Lebens, sei unserer Wallfahrt Stärke, bis wir ruhen bei Dir, und es erwerben, dass Du unser Gott bist und wir es hören aus Deinem Munde: Mein Sohn, Mein Sohn! Amen. (Gerh. v. Zezschwitz.)

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