Langenmantel, Eitelhans - Eine Auslegung des Vater Unser durch Hans Langenmantel.

Langenmantel, Eitelhans - Eine Auslegung des Vater Unser durch Hans Langenmantel.

Diese Schrift wurde im Jahre 1527 verfasst und ist dem „Epistel-Buch“, zum ersten Male geschrieben im Jahre 1566, entnommen.

Gott spricht (Jer. 7). Bessert euer Leben und Wesen, so will ich bei euch wohnen an diesem Ort; und Niemand betrüge sich selbst.

Jer. 9: Ihre arglistige Zunge ist ein tödlicher Pfeil; ihr Mund redet ja freundlich mit ihrem Nächsten, aber das Herz lauert heimlich auf ihn.

Im Namen des unzerteilten, dreifältigen Gottes. Derselbe sei mit uns und Allen, die es begehren, lerne und weise uns den Befehl Christi, welchen der Vater von uns begehrt zu erfüllen, durch Jesum Christum. Amen.

Gott, der himmlische Vater, begehrt von der ganzen Welt, da sie gesündigt hat, dass sie die Sünden lasse und forthin nimmer sündige, so will Er sie nicht verdammen, wie uns Christus anzeigt. Der Vater begehret auch, dass wir Christi Lehre, uns vom Vater gesandt und geschenkt, aus väterlicher Treue erkennen. Wer nun solche Lehre und Rede hört und tut sie, den preist Gott, dass er ein weiser Mann sei, der sein Haus auf den Felsen baut, dass er sicher sein kann vor allen Platzregen und Winden, denn er baut auf Gottes Wort. Nun ist vor Gott kein anderer Fels ihm angezeigt worden, darauf man bauen soll, denn allein dieser. (Matth. 9; Ps. 1; Matth. 7; Jer. 17; Ps. 118; Matth. 21; Marc. 12.)

O herzlieben Brüder und Schwestern in der christlichen Versammlung! Lasst uns wohl wahrnehmen was das erste Holz sei, das zu diesem Haus gehört, wie uns Christus lehret: „Steht ab von Sünden.“ (Matth. 3.) Denn Sünde gehört nicht in dieses Haus. Wenn wir mit Sünden bauen, so bauen wir nicht an dem Haus Gottes, sondern an dem Haus der Finsternis. Wenn wir aber von Sünden abstehen, so werden wir den Namen Gottes nicht lästern, sondern preisen, loben und ehren, anfangen Ihn zu lieben, denn Er uns zuvor geliebt hat, von ganzem Herzen. Des haben wir äußerlich Zeugnis überflüssig von unserem Vater, wie wir begreifen und sehen, welches [Zeugnis] ist unser Leib und Leben und all' unsere Gliedmaßen. (Röm. 1; Ebr. 1.) Es ist unser Zeugnis der Himmel und Alles, das am Himmel mag erkannt werden, die Luft und Alles, das in der Luft schwebt, das ganze Erdreich, das Meer und Alles was darinnen wohnet. Solches Zeugnis hat uns der himmlische Vater erschaffen und geschenkt, als Denen, die Seinen Namen, Seine Glorie, Seine Kraft und Seine väterliche Liebe darin erkennen sollen und ihn preisen.

O allerliebste Brüder und Schwestern! Ein Jegliches betrachte von ganzem Herzen, ob es solches Zeugnis, väterliche Treue und Geschenk gebraucht habe zu einem Lob und Preis und Danksagung, dass der himmlische Vater dadurch gepriesen, gelobt und geehrt sei worden. O, es ist aber große Sorge, dass wir solches Zeugnis und Geschenk, das uns Gott geschenkt hat, übel gebraucht haben, und Gott damit gelästert, als mit unserem Mund, der doch Gott gelobt soll haben, und Ihn für und für gelästert hat. Unsere Augen sollten allezeit sehen auf das, welches wider den treuen Vater ist gewesen. Es sollten auch unsere Ohren allezeit gehört haben den Willen des himmlischen Vaters, den Er uns durch alle Seine Propheten und durch Christum eröffnet hat, das ein größeres Geschenk, Zeugnis und größere väterliche Treue ist, denn das Zeugnis des Erdreichs, Himmels und aller Kreaturen. Aber unsere Ohren haben das nicht hören mögen. Wollte Gott, dass sie es nicht gehindert hätten und das Ansehen der Welt hören möchten, so sollt uns Gott nicht verdammen.

Darin will ich alle Artikel - die ein Jeder bei ihm selbst wohl betrachten kann, wenn er merkt auf sein Gehör und seinen Wandel - begriffen haben. Dieweil nun gewiss und offenbar ist, dass wir alle Glieder an unserem Leib also gebraucht haben, davon viel zu reden wäre, ist aber nicht von Nöten, so merke ein Jeder auf den Redner, der in allen Herzen redet, der wird ihn wohl lehren was zu tun sei, so er sein wohl wahrnimmt. Ach, liebe Brüder und Schwestern! Alle, die solches hören, die fangen von Stund an, mit solchen Gliedern, die uns Gott gegeben hat, Gott zu preisen, loben, ehren und danksagen. Für und für treiben sie das, wie uns Christus gelehrt hat, und sehen nimmer hinter sich auf die Lästerung. O, liebe Brüder! Wir sollen nicht mehr hinter uns auf die Lästerung Gottes, dass wir Gott nimmer lästern, sehen, wie uns denn Christus wahrhaftig lehrt. Wer die Hand an den Pflug legt, und hinter sich sieht, der ist schon ungeschickt worden, in die Stadt zu gehen, dahin uns Christus den Weg gewiesen hat. Ach, liebe Brüder und Schwestern! Merket auf den Redner, der in euren Herzen für und für redet, so findet ihr bei euch wahrhaftig Zeugnis, nimmer zu sündigen wider Gott. O, liebe Brüder! Alle, die es hören, bitt ich, um Gottes willen, dass wir wohl Acht haben auf diesen Kampf, den wir allezeit in uns finden: Große Lästerung Gottes, die sich erhebt in uns; wir finden aber auch in uns großen Widerstand, dass wir dieser Lästerung sollen Widerstand tun.

Um des treuen Vaters willen im Himmel, der uns so sehr geliebt hat, finden wir Widerstand durch Christum, so wir schreien wie uns Christus lehret zu unserem himmlischen Vater, der uns erhören und Kraft senden wird, dass wir solchen Streit, der sich in uns erhebt, wohl überwinden mögen, so wir wohl wachen, ein Jeglicher über sein Haus. (Matth. 24.)

Darum, lieben Brüder und Schwestern! Seid Alle ermahnt in dem Herrn zu wachen, so vergesst ihr wohl aller Schriftgelehrten auf dem ganzen Erdreich, vor denen man sich hüten soll (Matth. 23; Marc. 8; Luc. 12), werdet auch vergessen alle Klöster, Pfaffen und Kirchen, samt allem was darinnen ist und gehandelt wird, auf dass wir ein Tempel Gottes werden, da Gott nicht wohnen will in Tempeln mit Händen gemacht (1 Kor. 4; Apstg. 7 und 17), sondern in Tempeln, die vom Himmel gekommen sind, Seele und Geist der Menschen, die im Glauben leben und Seinen Willen tun. Und Gott spricht weiter: In euch will ich wohnen, und in euch will ich wandeln. (1 Pet. 2; 2 Mose 14.) Soll nun Gott in uns wohnen und wandeln, so kann Er in diesem Tempel nicht wohnen, es sei denn zuvor ausgeräumt Alles, das wider Gott ist. Da werden wir viel Bilder finden, viel fremde Güter, dabei Gott nicht wohnen kann. Da ists Geschöpf, welches eingegangen ist in uns, und uns lieber geworden als der Schöpfer. Davor uns Christus treulich gewarnt hat. Was wir lieber als Den, welchen uns Gott gesandt hat; haben werden, so sind wir des Herrn nicht würdig, dass er wohne in unserem Haus. (Matth. 10; Luc. 14.)

O liebe Brüder und Schwestern! Seid eingedenk, dass uns Christus so klar lehrt, dass Gott der Vater Seinen Samen, Sein Wort aussendet durch Christum, der uns allein lehrt, wie der Same nicht wachsen mag auf dem Weg, sondern wird gleich aufgelesen, auch nicht in einer Dornhecke, denn er wird erstickt von dem Dorn, auch nicht auf einem Felsen, denn er hat nicht Erdreich, das gebaut sei. Wo aber der Same fällt in ein gutes Erdreich, der wird viel Frucht geben. (Matth. 13.) Nun, uns ist allen wissend, dass kein Mensch sät Samen auf einen Weg, in Dornen oder auf Felsen, er baue denn zuvor und pflanze, dass es wird ein geschlacht Feld, danach sät er erst den Samen: Also tut Gott. Er kommt zu uns in unser Herz, das ein Weg, eine Dornhecke und harter Fels ist worden, zu ackern, pflanzen und auszureuten alle Hecken und Dornen durch Sein göttliches Wort, das uns durch Christum eröffnet, und das wahrhaftig vorhanden ist in aller Welt. Wollte Gott, dass man es hörte, ihm Glauben gebe und Ihm nachfolgte. So lehret Er uns. Stehet ab von dem trüglichen Reichtum und von der überflüssigen Sorge der Welt (1 Tim. 6), die uns Gott nicht befohlen hat, denn es sind Disteln und Dornen. Wer aber diese Disteln und Dornen in seinem Herzen nicht hat, der mag wohl Gott danken ohne Aufhören. Welcher sie aber hat, der folge diesem Baumann, der allezeit vor unser Herz kommt, begehrt sie auszureuten, den Acker zu pflanzen und ein gut Erdreich zu machen, dass der Same Gottes darein mag gesät werden und darin wachsen bis zu der Ernte, dass er viel Frucht gebe, dem, der schneiden wird. Solcher Baumann ist das lebendige Wort Gottes, das wir nicht verleugnen können. (Matth. 19.) Das kommt allezeit zu uns, wir wollen es aber in uns nicht haben, darum wir nicht kommen können in das Reich Gottes, wie Christus, der wahrhaftige Sohn Gottes, uns lehrt: Es sei denn, das wir von neuem geboren werden, mögen wir nicht das Reich Gottes gehen. (Joh. 3.) Es ist keine andere Geburt, denn wer das Wort Gottes hört und empfängts in seinem Herzen; Alles, das ihn das Wort in seinem Herzen lehret, dass er willig ist, dasselbige zu tun, nach dem Willen Gottes. (1 Pet. 4.) So er das tut, so er nicht mehr den Willen der Welt, sondern den Willen Gottes tut, so ist er ein wahrhaftiges Kind Gottes; er ist auch wahrhaftig von Neuem geboren. Wer aber das Wort hört, und nicht will tun, das ihn das Wort, von Gott ausgegangen und durch Christum eröffnet, lehret, der mag nimmermehr von Neuem geboren werden, bis er das Wort in seinem Herzen hört, und tut das, wie uns Christus gelehrt hat. Und das ist das Gesetz Gottes, welches uns Christus lehret, das versiegelt ist, und nimmermehr mag aufgelöst werden, wie Christus spricht: Ehe ein Titel oder Buchstabe von meinem Gesetz zergehen soll, eher muss zergehen Himmel und Erdreich. (Matth. 5.)

Darum lieben Brüder und Schwestern! Betrachtet wohl worin ein Jeglicher stehe, in dem Willen der Welt oder in dem Willen Gottes. Steht einer in dem Willen Gottes, so ist ihm das Gesetz und das Siegel schon aufgelöst (Matth. 11); steht er aber in dem Willen der Welt, so soll er wissen, dass ihm dieses Siegel zu stark wird und mag nimmer aufgelöst werden. Welcher das Wort Gottes in göttlicher Liebe von ganzem Herzen hört, und tut das ihm das Wort lehrt, der ist wie Christus spricht, weise, denn er hört und tut das Wort, hat himmlische Weisheit, kann ein Haus bauen, das nimmer zergeht, und es wird ein Haus Gottes. Der aber das Wort hört und tut es nicht, wie Christus lehrt, der hat eine irdische Weisheit, wird auch ein irdisches Haus bauen, das fallen und zergehen wird mit allem Erdreich. Darum seien ermahnt alle Menschen, dass wir wohl wahrnehmen, an welchem Haus wir bauen. Baut einer am Hause Gottes, so wird das Haus Gottes oder Christi, und die Kinder Gottes nicht verurteilt werden von Ihm. Das sind vermahnt um Gottes willen Alle die urteilen, dass sie wohl betrachten an welchem Hause sie bauen, wenn sie Gott in Sein Urteil greifen, da uns doch Gott durch Seinen allerliebsten Sohn, den Er uns zu hören befohlen, gelehrt hat, wir sollen Gott das Urteil überlassen. Baut nun Einer ein Haus des Erdreichs, wer der ist, der wird Gott allezeit ins Urteil greifen. Doch soll er wissen und ermahnt sein aus Gott, dass ihn Gott richten wird am jüngsten Gericht durch Seinen Sohn, dann wird ihm solches Urteil zu schwer werden, dieweil er wider Gott und Seine Allmacht, der Niemand widerstehen mag, gehandelt; dann werden auch alle Menschen wohl empfinden und sehen, was sie geurteilt haben.

Demnach seid ermahnt aus Gott, um Seinetwillen, dass wir nicht wider Jemand urteilen, er sei wer er wolle, dieweil uns der Vater so große väterliche Treue mitgeteilt hat, dass kein Mensch verleugnen kann, auch der größte Feind Gottes, der unter dem Himmel mag gefunden werden, nicht; das wird aber das schwerste Urteil werden.

Alle Menschen bitten zu Gott, schreien und sprechen fälschlich: „Vater unser,“ und tun nicht, was der Vater begehrt. Wir sollten, wenn wir recht bitten wollen, des himmlischen Vaters himmlische Kinder sein; nun tun wir wie die Kinder, die aus dem Teufel geboren sind und sprechen: „Der Du bist,“ glauben aber nicht, dass Gott es sei. Sie sprechen auch: „In dem Himmel,“ und suchen Ihn nicht in dem Himmel, sondern vielmehr den Vater der Sünde, und sagen dazu: „Geheiliget werde Dein Name,“ und wir sind die Ersten, die Seinen Namen lästern und unheilig achten, das geben alle unsere Werke Zeugnis. Wir sprechen: „Zu komme uns dein Reich,“ und mit großer Lüge und großer Lästerung Gottes, denn so das Reich Gottes kommt zu uns, und es uns der Vater will geben, wie Er uns verheißen hat durch Jesum Christum, Seinen allerliebsten Sohn, so sind wir dawider mit aller Kraft, die wir haben an Seele und Leib, achten und schätzen die ganze Welt, das Reich der Hölle und Finsternis für das Reich Gottes, wie Christus spricht: Die Welt hat weder mich, noch meinen Vater erkannt. (Joh. 8.)

Darum sprechen wir nicht recht: „Dein Wille geschehe auf Erden, wie im Himmel.“ Da sei ermahnt die ganze Welt, aus Gott dem himmlischen Vater, wie wir so fälschlich bitten; da Sein Wille zu geschehen in uns anfängt. Das uns das lebendige Wort im Herzen lehrt, das will Gott, dass es allezeit in uns geschehe. So hat Gott keinen größeren Feind, der dem Willen Gottes widerstrebt, denn uns, die wir Gott bitten, wie gesagt ist, und Ihm nicht glauben geben und Seinem Worte widerstehen; so schlägt Er uns billig ab das tägliche Brot, wie wir bitten: „Gib uns heute das tägliche Brot“. Und wenn mir Gott gibt das tägliche Brot, wie ich gebeten habe, so Er mir mehr gibt, als ich bedarf, und sehe meinen Nächsten Mangel oder Hunger leiden, und teile nicht mit ihm; ich spreche, es sei mein, so ist das schon erlogen, dass ich über meine Brüder gebeten habe, dieweil ich das nicht mit ihm teile, wie mich Christus gelehrt hat. Nun spricht auch Christus weiter: Der Mensch lebt nicht allein des natürlichen Brots, sondern eines jeglichen Wortes Gottes, das vom Mund Gottes ausgehet. (Matth. 4; Luc. 4; 5 Mose 8.) Das ist das Brot des Geistes und der Seele, damit sie gespeist werden immer und ewiglich. Und so uns Gott solches Brot gibt, wie wir Ihn gebeten haben, so sind wir mit ganzem Herzen dawider. Das lese ein Jeder in seinem Buch des Gemütes, ob er dem Gemüt, oder dein Wort Gottes, welches ein wahrhaftig Brot ist, folget; und weder Geist noch Seel nimmermehr mag gespeist werden, als in der Nachfolge des lebendigen Wortes Gottes. Darum, wenn wir bitten, so nehme ein jeglicher wahr, wie wir bitten, auf dass er nicht sage wider sich selbst: „Vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unseren Schuldigern.“ Wenn der Vater kommt, und will uns unsere Schuld vergeben, die wir Ihm verschuldet haben, spricht Er: Sündige hinfort nicht mehr, so ist es dir vergeben. Also kommt der Vater zu uns. Dann sehen alle Menschen, wie wir Ihn bitten. Wenn wir dann hinfort nimmer sündigen um des Herrn willen, so ist unseren Schuldnern auch vergeben, wie uns der Vater vergeben hat.

Dann sprechen wir mit Recht: „Führ uns nicht in Versuchung.“ O allmächtiger Gott! Wenn wir uns genügen lassen mit dem, da Du uns führst und lehrst durch Jesum Christum, Deinen allerliebsten Sohn, so kommen wir in keine Versuchung, sondern in große Freude ohne Ende. (Jac. 1.) So wir aber uns führen lassen von unserem bösen Willen, und den Willen der Sünden, der nicht aus Dir ist, so fahren wir in die Verdammnis, des sind wir gewiss. Darum sehe ein Jeglicher auf den, welcher uns führen will, ob es der gute, oder der böse Wille sei, so wird ein Jeglicher seine Stätte finden, wie Gott geredet hat durch Seinen lieben Sohn, unserem Herzoge Jesum Christum, und billig beten: „Sondern erlöse uns von dem Übel.“ Und wenn Du uns erlösen willst, ewiger Vater, von dem Bösen, so wollen und begehren wir von ganzem Herzen, gebunden und gefangen zu sein, geführt zu werden in das Böse, damit wir allezeit Lügner und Lästerer Gottes erfunden werden. Und werden also überzeugt mit allen unseren Sünden; die geben Zeugnis über uns, dieweil sie beschrieben sind vor dem Angesicht Gottes und nimmermehr vergessen werden, dieweil wir nicht abstehen und uns bekehren zu Gott, welchem allein das Reich ist, wie folgt: „Dein ist das Reich.“ O, ewiger Gott! Dein Reich halten wir für die größte Armut. O Herr! des geben wir Alle Zeugnis mit allen Werken. Niemand ist, der Deinen Willen tun will, darin doch ist der unendliche Reichtum Gottes des, ewigen Vaters und des Herrn Jesu Christi. Wir alle sind bereit den Willen der Sünde zu erfüllen, und achten es für das größte Reich, und für das Beste. Das gibt Zeugnis eines jeglichen Menschen Willen in seinem Herzen, die das Böse mehr lieben und dasselbige tun. Denn wo die Liebe des Herzens ist, da ist auch der Schatz und das Reich. (Matth. 6; Luc. 11.) O, liebe Brüder und Schwestern in der ganzen Welt! Seid ermahnet aus Gott, eurem Vater. Leset das Buch eures Herzens mit Fleiß. Da steht es alles geschrieben und mag uns auch kein Schriftgelehrter, vor welchen uns Christus gewarnt hat, verführen (Matth. 7 u. 23); dann sprechen wir mit Recht: „Dein ist die Kraft.“ O, allmächtiger Gott! Gib zu erkennen allen Brüdern und Schwestern, die Deiner Kraft begehren, dass wir auf diese Stunde nimmer halten Deine Kraft für große Schwachheit. Es war kein Sünder zu groß auf Erden; wenn er uns etwas gebot, so hielten wir es für viel kräftiger, als die himmlische Kraft, die uns Gott durch Christum eröffnet hat. Wir haben auch mehr Stärke und Trost bei dem Geschöpf, als bei dem Schöpfer gesucht. Begehren wir Zeugnis, dass es wahr sei, so gehen wir in unser Gemüt, da finden wir Lust und Freude, mehr gehorsam zu sein und zu dienen der Kreatur, denn dem Schöpfer, und sprechen also wider Gott.

„Dein ist die Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“ O, allmächtiger, ewiger Gott! Wie werden wir so große Lästerer Gottes vor Deinem göttlichen Angesicht erfunden, mit großen, mächtigen Lügen, das doch nimmermehr vergessen kann werden, dieweil wir eine andere Herrlichkeit suchen, als bei Dir allein, bei Gott dem Allmächtigen und bei unserem Herrn Jesum Christum; dass wir die Herrlichkeit bei Dir nicht gesucht haben, wiewohl wir sagten sie sei Dein. Wir haben auch Herrlichkeiten an vielen Enden gesucht, dieselben besser geachtet, mehr Freude und Lust darin gehabt, als in Deiner Herrlichkeit, die Du selbst bist. Geben also selbst Zeugnis über alle unsere wüsten Gräuel, die wir wider Dich handeln, das zeigt an die Lust aller unserer Sünden, geschweige der Werke dabei, das doch offenbar ist; damit wir großes Ärgernis gegeben haben, das uns verboten ist vom Herrn Jesu Christo.

Allmächtiger Gott! Die Völker, die das Büchlein lesen, die werden öffentlich sagen: Wer kann solches halten, das in diesem Büchlein geschrieben ist? Sie sprechen, oder werden sprechen, es sei zu schwer. O, allmächtiger, ewiger Gott! Gib Allen Deine Kraft durch Jesum Christum, die solches lesen oder hören, dass es ihnen leicht werde in ihren Herzen, dieweil es Deine göttliche Lehre und Gebot ist, so uns Christus, der wahrhaftige Sohn Gottes lehret, Sein Gebot sei nicht schwer. O, ihr allerliebsten Brüder und Schwestern! Lasst es euch nicht schwer sein in euren Herzen; fangt an dem Kleinsten an, das euch Gott lehret und gebeut durch Seinen Sohn Jesum Christum, und tut dasselbige mit willigem Herzen um eures Vaters willen, davon ihr große Geschenke und Gaben empfangen habt, das Niemand leugnen kann.

Wolltest du aber gern wissen, was du empfangen solltest, so bitte Gott um denselbigen Anfang, der wird dir geben; möchtest du anfangen deinen Mund zu meistern, dass du aufhörest den Namen Gottes zu lästern. Und wenn du dies Stück angefangen und überwunden hast, so hättest du einen himmlischen Anfang gemacht. Und wenn du darnach mit deinem Mund anfingst, den Namen Gottes zu loben und zu preisen, und dankbar wärest, darnach anfingst Gott zu lieben von ganzem Herzen und deinen Nächsten als dich selbst. Solches hat uns Christus Jesus gelehrt. Glauben wir in der Wahrheit, so werden wir das in der Wahrheit tun. Was weiter zu tun ist, das lehret der heilige Geist durch Jesum Christum. Amen.

Allmächtiger, ewiger Gott! Wir bitten Dich, Allen, die Dein Wort hören, gib Kraft, dass sie solches tun, das ihnen Dein Wort lehret. Denen, die es in der Wahrheit hören, und bereuen alle ihre Sünden, gib Du eine Kraft des heiligen Geistes, dass ihn den Sünden mögen Widerstand tun, bis an ihr letztes Ende. Das rufen auch wir zu Christo, dem Sohne, dass Er den Vater für uns bitten wolle, dass uns solches mitgeteilt werde. O, allmächtiger, ewiger Gott! Was wir noch nicht gehört haben von Jesu Christo, und nicht getan ist, das gib uns, und Allen, die solches begehren von ganzem Herzen, zu hören und zu tun. Das verleihe ihnen Gott, der himmlische Vater, durch Seinen Sohn Jesum Christum, unsern Herrn, und durch die Kraft Seines heiligen Geistes, der sei mit uns von nun an bis in Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Amen. Das werde wahr.

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