Fries, Nikolaus – Andachten über das 2. Buch Samuel

Fries, Nikolaus – Andachten über das 2. Buch Samuel

2 Sam. 6, V. 14 und 15, V. 21 und 22

Und David tanzte mit aller Macht vor dem Herrn her, und war begürtet mit einem leinenen Leibrock; und David samt dem ganzen Israel führten die Lade des Herrn herauf mit Jauchzen und Posaunen. David aber sprach zu Michal: Ich will vor dem Herrn spielen, der mich erwählt hat und will noch geringer werden denn also, und will niedrig sein in meinen Augen!

Heilige Freude und lautere Demut, das ist das Wesen der Gottseligkeit. So David hier, als sie die Lade des Herrn, das Zeichen Seiner Gegenwart, heraufführen nach Jerusalem auf den heiligen Berg! was kümmert ihn das Gespött der Michal, die von oben herabsieht auf die heilige Freude des Königs und rümpft die Nase darüber. Es ist eine Lust, Davids freimütiges Bekenntnis zu hören: Ich will noch geringer werden denn also, und will niedrig sein in meinen Augen. Die Welt ist wie Michal, Sauls Tochter; was weiß sie von der Freude im Herrn! sie sieht von oben herab auf unsere Feste mit Singen und Posaunen, und verdenkt es den Gebildeten und Vornehmen, wenn sie wollten Teil daran nehmen. Wie könnte uns das anfechten?! Wenn David und ganz Israel sich freuten mit Jauchzen, dass sie die Lade des Herrn heraufführen durften, wie sollten wir uns nicht freuen des wunderschönen Herrn, der am dritten Tag auferstanden ist von den Toten, von dem wir singen: Der Herr ist nun und ewig nicht von Seinem Volk geschieden. Darum auch St. Paulus den Philippern schreibt: Freut euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freut euch! der Herr ist nahe! Eins nur müssen wir sagen und fragen: warum ist die Freude so spärlich, so halb- und so kaltherzig? es wird so Vielen zur Gewohnheit, und kommen gar nicht aus der alltäglichen Stimmung heraus! O, wie müssten wir doch an jedem heiligen teuren Sonntag, auf unsern Wegen ins Heiligtum, gerade so fröhlich sein wie David! - gerade so? - nun, es gibt ja auch ein inwendiges Singen und Jauchzen, und Paul Gerhard singt: Mein Herze geht in Sprüngen, und kann nicht traurig sein! - Nun, Lieber, so sollst Du gefragt sein an diesem Sonntagabend, wie ist's Dir denn heute zu Mute gewesen auf dem heiligen Berg?

2 Sam. 7, V. 17-19 und V. 22

Da Nathan alle diese Worte und alle dies Gesicht David gesagt hatte, kam David, der König und blieb vor dem Herrn und sprach: Wer bin ich, Herr, Herr, und was ist mein Haus, dass du mich bis hierher gebracht hast, dazu hast du das zu wenig geachtet, Herr, Herr, sondern hast dem Haus deines Knechts noch von fernem Zukünftigen geredet; Herr Gott! es ist keiner wie du!

An diesem Beten Davids kann man lernen, was es heißt: mit dem Herzen beten. Wie er es denn auch selber sagt (V. 27): „Darum hat dein Knecht sein Herz gefunden, dass er dies Gebet zu Dir betet.“ Und was ist es, dass ihm sein Herz so entbrannt ist? es ist die Weissagung, durch den Propheten Nathan geschehen, von dem ewigen Bestande seines königlichen Stuhls. Das hat ihn überwältigt und in seinem Herzen den Gebetsstrom entfesselt, der sich ausschütten muss vor Gott. Und nun ist die Weissagung zur Erfüllung geworden, zur allergrößten und herrlichsten Erfüllung! fest steht der Stuhl des Davidssohnes, Jesu, des Heilandes, hoch über allen Zeiten und Welten! Tausende und Abertausende sind eingegangen in Sein Reich und haben gelebt unter Seiner seligmachenden Herrschaft hier in der Erdenzeit, bis dass sie eingingen in Sein ewiges Reich, Ihn zu schauen von Angesicht. Wer ist, den Das nicht überwältigte? O, Menschenkind! hast Du denn nicht auch Dein Herz gefunden, dass Du ein brünstig gläubiges Gebet aus der innersten Liebe heraus vor Ihm ausschütten musst und kannst gar nicht vor Ihm schweigen? wie ist es doch möglich, dabei starr und stumm zu bleiben? - es ist nur möglich, wo der Tod herrscht und wo die Sünde ungebrochen ist, und wo man das Erstgeburtsrecht verkauft hat um das Linsen-Gericht, das die Welt auftischt. Herrgott vom Himmel steh' darein und lass es Dich erbarmen! dass unser Herz brenne in uns, wie Davids Herz, in der Flamme Deiner herrlichen Gnade und Wahrheit vom Angesichte Jesu, des Davidssohnes, des Weltheilandes, des ewigen Königs, welchem sei Lob, Ehre, Preis und Gewalt, von Ewigkeit zu Ewigkeit!

2 Sam. 12, V. 7, 9 und 13

Da sprach Nathan zu David: Du bist der Mann! Warum hast du denn das Wort des Herrn verachtet, dass du solches Übel vor seinen Augen tätest! Da sprach David zu Nathan: Ich habe gesündigt wider den Herrn. Nathan sprach zu David: So hat auch der Herr deine Sünde weggenommen, du wirst nicht sterben.

Der Arm des Herrn ist sehr hoch und heilig über dem Sünder, und doch ist Seine Barmherzigkeit noch viel größer, dass Er nicht will den Tod des Sünders! David wird gestraft mit derselben Sünde, die er getan hat: er hat Uriah umbringen lassen durch das Schwert der Kinder Ammon, so soll nun von seinem Haus das Schwert nicht lassen ewiglich; er hat Uriahs Weib genommen, so soll nun die Blutschande aus seinem eignen Haus erweckt werden, an der lichten Sonne öffentlich vor dem ganzen Israel. Das ist die Gerechtigkeit Gottes. Der Herr ist ein starker und eifriger Gott. Aber dennoch heißt es: Der Herr hat Deine Sünde weggenommen, Du wirst nicht sterben! Um des bußfertigen Bekenntnisses willen: Ich habe gesündigt wider den Herrn! wird der arme Sünder gerettet, aber freilich - als durchs Feuer!, wie vielen armen, gefallenen Menschen ist schon Davids Sünde und Errettung, Beides ein Bußspiegel und ein Hoffnungsanker geworden! Ob bei uns ist der Sünden viel, bei Gott ist viel mehr Gnade! wenn es nicht so wäre und so bliebe, was sollte aus uns werden? Die Verheißung Gottes bleibt fest trotz Davids schwerer Sünde, und der Geist Gottes weicht nicht von ihm, wie er von Saul wich, weil Buße und Bekenntnis vorhanden ist. Aus solcher tiefernsten Erfahrung heraus heißt es: Ein zerschlagenes Herz und einen geängsteten Geist wirst Du, Herr, nicht verachten! - Solches Alles ist, wie St. Paulus an die Korinther schreibt, uns zum Vorbild geschehen: erstlich, dass wir nicht in dasselbe Exempel fleischlicher Sünden hineinfallen; und sodann, ob wir gefallen, dass wir die Buße und das Bekenntnis willig auf uns nehmen, damit wir doch nicht des ewigen Todes sterben. Das ist die Eine große Hauptsache, daran Alles gelegen ist; haben wir dann auch mancherlei Züchtigung und Heimsuchung hier zu dulden, so sollen wir wohl bedenken, dass wir's nicht anders mit unsern Taten verdient haben, und der Herr muss einen jeglichen Knecht stäupen, dass er nur an jenem Tage gerettet werde, ob auch als durchs Feuer.

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autoren/f/fries_nikolaus/fries-andachten_ueber_das_2._buch_samuel.txt · Zuletzt geändert: von aj
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