Gerok, Karl - Der Heimat zu - Jubilate.

1888.

(Joh. 16,5-15.)
(5) Nun aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat, und niemand unter euch fragt mich: Wo gehst du hin? (6) Sondern, weil ich solches zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Trauerns worden. (7) Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist euch gut, dass ich hingehe. Denn so ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch. So ich aber hingehe, will ich ihn zu euch senden. (8) Und wenn derselbige kommt, der wird die Welt strafen um die Sünde und um die Gerechtigkeit und um das Gericht. (9) Um die Sünde, dass sie nicht glauben an mich. (10) Um die Gerechtigkeit aber, dass ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht seht. (11) Um das Gericht, dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist. (12) Ich habe euch noch viel zu sagen, aber ihr könnt's jetzt nicht tragen. (13) Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht von ihm selber reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. (14) Derselbige wird mich verklären; denn von dem Meinen wird er's nehmen und euch verkündigen. (15) Alles, was der Vater hat, das ist mein; darum habe ich gesagt: Er wird's von dem Meinen nehmen und euch verkündigen.

Jubilate! ruft der heutige Sonntag mit seinem alten lateinischen Namen uns zu: „Jubilieret“ nach den Eingangsworten des 66. Psalms: Jauchzet Gott, alle Lande! Der Jubel ist freilich heute nicht groß in allen Landen, zumal nicht in unseren deutschen Landen. Die Trauer um das, was vor kurzem Trauriges geschehen ist, und die Sorge um das, was über kurz oder lang Trauriges geschehen kann, lässt keinen Jubel aufkommen in unseren Herzen. Selbst in der Natur draußen erschallen die Jubelstimmen der Kreaturen noch nicht so laut und hell wie sonst um diese Jahreszeit, als wagte sich der Frühling noch nicht recht ans Licht hervor unter den Nachwehen des langen, rauen Winters.

Aber, meine Lieben, wenn auch kein jubelndes: Nun danket alle Gott! doch ein getrostes: Was Gott tut, das ist wohlgetan! haben wir heute angestimmt an heiliger Stätte. Und damit stimmt auch unser heutiges Evangelium.

Ein Jubilatetag war's auch nicht, den der Herr dort mit seinen Jüngern feierte, als er unsere Textesworte sprach, sondern eine wehmütige Abschiedsstunde für ihn und für sie. Von seinem nahen Hingang zum Vater hat er ihnen gesprochen. „Und weil ich solches zu euch geredet habe,“ fährt er fort, „ist euer Herz voll Trauerns worden. Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist euch gut, dass ich hin gehe!“

Es ist euch gut; gut auch das Bitterste, was euch widerfahren kann, der Hingang eures Herrn und Meisters! O, was wirft dies Wort ein tröstliches Licht auch auf die Bitterkeiten unseres Lebens, zumal auf das, worüber ein Menschenherz allermeist und mit Recht „voll Trauerns“ wird, auf den Hingang teurer Freunde und Angehörigen, sei es, dass er schon hinter uns oder noch vor uns liegt. Lasst uns ein wenig verweilen bei diesem bedeutungsvollen Abschiedswort aus Jesu Mund:

Es ist euch gut!

als einem Wort des Trosts und der Mahnung beim Hingang teurer Freunde.

Es ist euch gut, damit ihr erkennt:

  1. Was ihr an ihnen gehabt;
  2. was ihr an euch selber habt;
  3. was ihr an eurem Gott habt.

Manches Herz, das nicht mehr da, geht uns freilich innig nah, Doch, o Liebe, wir sind dein, und du willst uns alles sein. Amen.

Es ist euch gut, dass ich hingehe, damit ihr erkennt:

1) Was ihr an mir gehabt habt;

das galt auch den Jüngern des Herrn nach dem Hingang ihres Meisters.

„Nun aber gehe ich hin,“ sagt er, „zu dem, der mich gesandt hat, und niemand unter euch fragt mich: Wo gehst du hin? sondern weil ich solches zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Trauerns worden.“ Dass der Herr von seinem nahen Hingang sprach, das war ihnen eine so unerwartete, eine so unerträgliche und unfassliche Ankündigung, dass sie gar nicht darauf eingehen, gar nicht weiter darüber fragen mochten, sondern wie niedergeschmettert in dumpfer Traurigkeit dastanden.

„Aber ich sage euch die Wahrheit,“ fährt der Herr fort, „es ist euch gut, dass ich hingehe.“ Und warum war's ihnen gut?

Nun erst nach seinem Hingang erkannten sie ganz, was sie an ihm gehabt hatten. Der Geist der Wahrheit wird kommen, spricht der Herr nachher, derselbige wird mich verklären und wird euch erinnern an alles, das ich euch gesagt habe. Denn von dem Meinen wird er's nehmen. Wohl hatten sie Worte des ewigen Lebens aus seinem Mund gehört, weil er bei ihnen war; aber wie manches dieser goldenen Worte war unbeachtet oder unverstanden zu Boden gefallen, erst nach seinem Hingang ward es ihnen klar durch seinen Geist, der sie in alle Wahrheit leitete. Wohl hatten sie ihn geliebt und verehrt als ihren Herrn und Meister, so lang er ihnen leiblich nahe war; aber was sie an ihm hatten, was die ganze Menschheit an ihm hatte, seine ganze göttliche Herrlichkeit, sein ganzes großes Erlösungswerk, dafür gingen ihnen die Augen erst auf, nachdem sein Werk am Kreuz vollbracht, nachdem seine irdische Knechtsgestalt ihnen entrückt war durch seinen Hingang zum Vater.

Welches menschliche Tagewerk wäre dem seinen, welches menschliche Freundesbild wäre dem seinen auch nur von weitem zu vergleichen! Und doch auch von einem gewöhnlichen Menschenkind gilt's in seinem Teil: was wir an ihm gehabt haben, was ein Mensch der Welt gewesen ist, das wird erst nach seinem Hingang recht klar. Der Tod hat etwas Verklärendes, das Grab hat etwas Versöhnendes. Die Ferne verschönt; die Flecken und Ecken eines Menschen, an denen wir uns während seines Daseins manchmal gestoßen, nach seinem Hingang berühren sie uns nicht mehr; über seine Fehler rechten wir nicht mit ihm, denn er steht nun vor einem höheren Richter; all sein Gutes sucht nun die Erinnerung liebevoll hervor, sein ganzes Lebensbild ist mit seinem Tod erst vollendet, der bleibende Ertrag seines Lebens lässt sich an seinem Grab erst überblicken,

Wie hundertmal erfahren wir das im großen und im kleinen. Was ein Vater, eine Mutter, ein Kind für die Familie war, man fühlt es erst recht, wenn es nicht mehr da ist. Was ein Volk an seinem Regenten, das Vaterland an einem hervorragenden Bürger, die Menschheit an einem großen Manne gehabt hat, man erkennt es erst ganz und schätzt es erst recht, wenn man ihn verloren hat.

Es ist ein schmerzlicher und beschämender Gedanke für die Menschheit: Du musst deine Freunde erst verlieren, um sie recht zu schätzen. Aber es liegt auch ein hoher Trost darin: Es ist euch gut, dass sie von euch genommen sind, denn nun erst habt ihr sie ganz und für immer. Die dankbare Erinnerung an alles, was euch Gott in ihnen geschenkt; das schöne Vorbild, das sie euch im Leben und im Tode gegeben; der bleibende Ertrag dessen, was sie hienieden Gutes gewollt und gewirkt - alles das geht mit ihrem Hingang nicht verloren, sondern tritt nun erst recht ans Licht und wirft im Segen fort.

Freilich diese Erinnerung an das, was wir an unseren Abgeschiedenen gehabt, kann auch einen bitteren Stachel mit sich bringen für die Hinterbliebenen.

Der Tröster, den ich euch sende nach meinem Hingang, spricht der Herr, wird die Welt strafen um die Sünde, (die sie an mir getan,) und um die Gerechtigkeit, (die sie mit mir ans Kreuz geschlagen,) und um das Gericht, (das sie an mir verdient hat). Sie werden sehen, in welchen sie gestochen haben, das ward erfüllt, nachdem der Herr sterbend sein Haupt geneigt, als das Volk an seine Brust schlug und wieder umwandte vom Kreuz. Ja selbst seine Jünger mussten sich strafen lassen vom Geist des Herrn, als er nicht mehr bei ihnen war, - um so manchen Unverstand, womit sie ihm seine Arbeit erschwert; um so manche Unart, womit sie sein Herz betrübt; um so manche Untreue, wodurch sie sich an ihm versündigt hatten. Davon wusste ein Petrus zu sagen und ein Thomas und die anderen, die ihn alle verlassen hatten in der Stunde der Anfechtung.

Und diesen strafenden Geist Gottes, der uns unsere Versündigungen vorhält gegen unsere Hingegangenen, diese Vorwürfe unseres Gewissens, das uns sagt: Du hast viel an ihm versäumt, du hast übel an ihm getan! - o wie schmerzlich muss ein Mensch sie oft empfinden beim Blick in ein erblasstes Angesicht oder in ein offenes Grab. Ja, meine Lieben: ihr Gatten, ihr Eltern, ihr Kinder! - das sind die bittersten Tropfen im bitteren Kelch des Leides um unsere Hingegangenen, diese Vorwürfe des Geistes Gottes, der uns straft über das, was wir an ihnen gehabt und haben's nicht erkannt, nicht gedankt, nicht vergolten, wie wir sollten.

Und doch auch da noch gilt's: Es ist euch gut! Es ist gut, wenn der Sohn am Grab des Vaters oder der Mutter an seine Brust schlägt mit der stillen Bitte: Vergib mir! und mit dem heiligen Gelübde: Ich will anders werden. Und es ist dreimal gut, wenn du, so lang du die Deinen noch hast, an ihren Hingang denkst und dir's gesagt sein lässt:

O lieb, so lang du lieben kannst,
O lieb, so lang du lieben magst,
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
Wo du an Gräbern stehst und klagst.

Das führt uns aufs zweite: Es ist euch gut, dass der Freund von euch geht, an dem ihr viel gehabt, damit ihr erkennt:

2) Was ihr an euch selber habt;

damit ihr eure Schwachheit fühlen, aber auch eure Kräfte brauchen lernt.

„Ich habe euch noch viel zu sagen,“ spricht der Herr scheidend zu seinen Jüngern, „aber ihr könnt's jetzt nicht tragen.“ Euer Verständnis, eure Erkenntnis ist noch zu schwach, um die ganze Wahrheit zu fassen; eure Kraft reicht noch nicht aus, um all meine Gebote auf euch zu nehmen. Ihr seid noch Kinder am Verstand, noch Anfänger in meiner Nachfolge.

Diese ihre Schwachheit, welche das Wort vom Kreuz noch nicht fassen, geschweige denn das eigene Kreuz auf sich nehmen konnte, - wie beschämend kam sie zu Tage, als der Herr von ihnen ging! Als sie auseinanderstoben bei seiner Gefangennehmung wie die Herde, wenn der Wolf kommt; als sie beisammen waren nach seinem Tod hinter verschlossenen Türen aus Furcht vor den Juden, da war es aus mit allem falschen Selbstvertrauen, da bekamen sie schmerzlich zu fühlen, was der Herr ihnen gesagt hatte: Ohne mich könnt ihr nichts tun!

Und doch wieviel gab's nun für sie zu tun, da es Ernst ward mit dem Auftrag: Geht hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur! Wieviel gab's nun zu tragen, da sie das Kreuz ihres Herrn und Meisters selbst auf sich nehmen mussten; wie fest galt es nun hinzustehen gegen eine Welt von Feinden, da sie den nicht mehr bei sich sahen, der in Gethsemane vor sie hingetreten war mit dem Schutzwort: Ich bins, den ihr sucht, so lasst diese gehen!

Aus Schafen sollten sie nun selber Hirten, aus Jüngern sollten sie nun Apostel, aus schwankenden Rohren, vom Wind hin und her geweht, sollten sie nun Felsenmänner werden. Und siehe da! sind sie's nicht geworden? Haben sie nicht gelernt auf eigenen Füßen zu stehen, als der Herr sie nicht mehr wie Kinder an der Hand führte? Haben sie nicht jetzt erst, da es galt, die Kräfte kennen gelernt und brauchen gelernt, die der in die Seinen gelegt, der da spricht: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig? Seht Petrus an am Pfingstfest, Petrus und Johannes vor dem hohen Rat, Jakobus vor dem Henkersblock, Paulus zu Wasser und zu Land, vor Fürstenthronen und Volksversammlungen, hat sichs nicht an ihnen erfüllt: Es ist euch gut, dass ich hingehe? Wären solche Leute, solche Helden je aus ihnen geworden, wenn der Herr sie nicht auf eigene Füße gestellt hätte?

Und erfüllt sichs nicht auch heut noch oft in ähnlicher Weise: Es ist euch gut?

Ein treuer Vater stirbt von seiner Familie weg. Wohl ist es da zunächst die eigene Schwachheit und Verlassenheit, die man schmerzlich zu fühlen bekommt. Vorher lebte man fröhlich dahin unter dem Schutz des Versorgers und wusste von keinen Sorgen. Aber nun - wie ratlos, wie hilflos, wie schutzlos steht vielleicht die Witwe da mit ihren Kindern, die den Vater noch so wohl hätten brauchen können, und blickt in eine trübe Zukunft mit der bangen Frage: Wie soll's werden?

Und doch, siehe es wird oft besser als ihr meint. Ja es wird oft so, dass man sagen muss: Es ist euch gut, dass es Gott so gefügt hat.

Nicht von den Fällen rede ich, wo man einer Witwe es geradezu gönnen muss, dass sie nun erlöst ist von dem Mann, der ihr das Leben nur sauer machte, dass sie nun im Frieden leben und in Ruhe ihr Brot verdienen kann; wo man sich für die Kinder freuen muss: Es ist gut, dass sie nun das böse Beispiel nicht mehr sehen müssen, das ihnen der eigene Vater täglich gab; wo man dem gemeinen Wesen Glück wünschen muss, dass ein unnützer Mann seine Stelle geräumt und einem bessern Platz gemacht hat.

Nein auch wo man einen guten Mann begraben hat, wo ein treuer Vater beweint wird, den man für unentbehrlich hielt, auch da bewährt sichs oft wunderbar: Es ist euch gut! Warum? weil man den Segen der Trübsal erfährt: „Welchen der Herr lieb hat, den züchtigt er“; weil durch die Heimsuchung Gottes ein neuer Geist im Haus einkehrt: ein Geist frommen Ernstes statt des sorglosen Leichtsinns; ein Geist der Liebe und der Eintracht statt der früheren Unverträglichkeit; ein Geist des Fleißes statt des gewohnten Müßiggangs; weil jedes sich zusammennehmen muss. und seine Kraft brauchen; weil die Mutter beten lernt, ernstlicher als früher; weil der Sohn arbeiten lernt, eifriger als zuvor; weil die Tochter ihrem Geschäft nachgehen lernt statt ihrem Vergnügen, so dass allmählich Friede und Zufriedenheit wieder einkehrt in dem Haus, das für immer zerrüttet schien; dass es ist, als schwebte der Geist des Dahingeschiedenen segnend über den Seinen, ja als ruhte der Segen des allmächtigen Gottes selber sichtbar über dem Hause, das er heimgesucht. Und so scheint es nicht nur, so ist es auch. ist euch gut, heißt es beim Hingang unserer menschlichen Freunde, damit ihr euern besten Freund suchen und finden lernt, damit ihr erkennt:

3) Was ihr an eurem Gott habt.

Auf menschliche Freunde und Beschützer konnte der Herr seine Jünger nicht vertrösten. Da hieß es: Feinde ringsum! Da galt es: Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Und doch - fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn ich will euch nicht Waisen lassen. „So ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch; so ich aber hingehe, will ich ihn euch senden.“ Und er hat ihn gesendet, diesen Tröster, der sie in alle Wahrheit leitete, zu allem Guten stärkte, in aller Trübsal tröstete, dass sie sprechen konnten: Uns ist bange, aber wir verzagen nicht; und es erfahren durften: Der Herr ist bei uns alle Tage bis an der Welt Ende.

Diesen Herrn im Himmel zu suchen und zu finden; zu. erkennen, was wir an unserem Gott haben, dazu, meine Lieben, ist auch uns die Trübsal gut, dazu soll es auch uns treiben, wenn der Arm, der uns zum Stab und zum Schild ward, erstarrt und das Auge schläft im Grab, das uns sorgsam einst bewahrt.

Wohl auch Freunde auf Erden, wohl auch menschliche Liebe lässt uns die Trübsal oft finden über Hoffen und Erwarten. Dass es noch gute Menschen gibt in der Welt, dass man noch Freunde hat auf Erden, die nicht nur mit Worten teilnehmen an unserem Leid, sondern auch zur Hilfe bereit sind mit Rat und Tat, Freunde, von denen man gar nichts gewusst und an die man gar nicht gedacht hat, wie manche betrübte Witwe, wie manche verlassene Waise hat das schon recht rührend erfahren dürfen. Und auch dazu ist Leid und Trübsal gut, dass diese hilfreiche Menschenliebe geweckt und barmherzige Christenherzen erinnert werden: Wohlzutun und mitzuteilen vergesst nicht, denn solche Opfer gefallen Gott wohl.

Aber ob du auf Erden Freunde findest oder nicht, im Himmel ist einer, von dem du's versichert sein darfst: Gott ist getreu, er ist mein treuster Freund; dies weiß, dies hoff ich fest. Ob Menschen tröstend einkehren im Kämmerlein der Witwen oder nicht: Ein Tröster klopft an auch in der Trübsal trübster Stunde und ist mit seinem Zuspruch bereit, wo man ihm die Tür auftut. Das ist der himmlische Tröster, von dem der Christ spricht:

Sein Geist spricht meinem Geiste manch süßes Trostwort zu,
Wie Gott dem Hilfe leiste, der bei ihm sucht Ruh.

Was du an deinem Gott und Heiland hast, an den Tröstungen seines Geistes, an den Erquickungen seines Wortes, an den Segnungen seines Hauses, an dem Gespräch deines Herzens mit ihm im Gebet, an deinem Glauben an seine ewige Treue und Gnade, an der Hoffnung eines ewigen Lebens, - das zu lernen und zu erfahren, dazu, liebe Seele, ist es dir gut, wenn dir der Herr das Liebste nimmt, was du auf Erden gehabt.

Herr, wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde, und ob mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch Gott allezeit meines Herzens Trost und mein Teil! So hat schon ein Frommer des alten Bundes in Trübsal sprechen gelernt, und ein Christ hat's nach dem Tode seiner Liebsten ihm nachgesungen:

Wenn ich ihn nur habe,
wenn er mein nur ist,
Wenn mein Herz bis hin zum Grabe
seine Treue nie vergisst,
Weiß ich nichts von Leide,
fühle nichts als Andacht, Lieb und Freude.

So wird bittrer irdischer Verlust zu seligem himmlischem Gewinn. Nun, meine Lieben, der Herr bewahre uns, so weit es ihm gefällt, vor bittrem Verlust; er erhalte uns, so lang es sein kann, jedes kostbare Leben, jede teure Seele. Aber wenn sie hingehen soll nach Gottes Rat, früher oder später, dann lasst uns nicht vergessen: Es ist euch gut, euch den Zurückbleibenden wie ihnen den Dahingeschiedenen; dann lasst uns daran festhalten:

Was Gott tut, das ist wohlgetan!
Dabei will ich verbleiben!
Es mag mich auf die raue Bahn
Not, Tod und Elend treiben:
So wird Gott mich ganz väterlich
in seinen Armen halten;
Drum lass ich ihn nur walten.

Amen.

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