Quandt, Carl Wilhelm Emil - Die Wanderungen des Menschensohnes - 6. Die letzte Reise nach Jerusalem.

Quandt, Carl Wilhelm Emil - Die Wanderungen des Menschensohnes - 6. Die letzte Reise nach Jerusalem.

Ev. Luk. 18, 31. Er nahm aber zu sich die Zwölfe und sprach zu ihnen: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird Alles vollendet werden, das geschrieben ist durch die Propheten von des Menschen Sohn.

Nach Jerusalem zog der Herr mit den Zwölfen. Es war wieder einmal eine Festreise, aber eine gar andere, als jene erste Festreise, da des Menschen Sohn an seiner Eltern Hand in jugendlicher Unbefangenheit und Fröhlichkeit hinauf zum Tempel wallte. Es ist ja schon bei unser Einem ein gewaltiger Unterschied zwischen dem ersten Kirchgang des Kindes im Morgenrote des Lebens und dem Kirchgang des Mannes, der des Tages Last und Hitze kennt: des Kindes erster Gang zum Heiligtum hat etwas Leichtes, Anmutiges, Weissagendes, des Mannes Kirchgang ist viel bedächtiger, viel bedeutender, viel ernster. Des Menschen Sohn aber hatte seit seinem ersten Tempelgang ein Menschenleben durchlebt, das sich zu einem gewöhnlichen Menschenleben verhält wie der Ozean zum Tropfen; er hatte ein Leben gelebt, in dem sich alles Leben und Weben der gesamten. Menschheit wie in einem Brennpunkte zusammenfasste, das Mittlerleben, das Leben ohne Schuld mit der ganzen Schuld der Welt beladen. Er hatte unendlich viel Liebe gesät und unendlich viel Hass geerntet. Er hatte Worte des ewigen Lebens geredet, wie sie nie aus eines Menschen Munde gekommen waren, und die Welt hatte das eine harte Rede gescholten, die Niemand hören könne. Er hatte Wunder der göttlichen Barmherzigkeit getan und hatte die Antwort hören müssen, dass er die Teufel austreibe durch Beelzebub, den Obersten der Teufel. Er hatte die Kinder Israels sammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein sammelt unter ihre Flügel, und sie hatten nicht gewollt. Darum war es nun, da er zu seinen Jüngern sprach: „Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem,“ für ihn ein ganz anderer Aufbruch zur Wanderung nach der heiligen Stadt, als jener, da er in Nazareth zu Joseph und Maria sprach: „Seht, ich bin nun zwölf Jahre alt; nehmt mich nun mit zu dem, das meines Vaters ist.“ Die Reise des Herrn nach Jerusalem, die uns Luk. 18 erzählt wird, trägt ein wehmütiges, ernstes, im höchsten Grade feierliches Gepräge.

Nach Jerusalem zog der Herr mit den Zwölfen. Er zog zum allerletzten Mal hinauf. Er zog hinauf, um verspottet, verschmäht, angespien, gegeißelt, gekreuzigt zu werden; diese Reise ging zum Tode. Die Reise zum Tode hat ja jederzeit einen großen, strengen Ernst, auch bei uns sündigen Menschenkindern, auch bei den gläubigen Sündern, für die sie eine Festreise ist, eine Reise nach dem Jerusalem, was droben ist. Wenn sich ein Menschenkind anschickt, dieser Welt Valet zu sagen und heimwärts zu ziehn; wenn es spricht: „Geht nun hin und grabt mein Grab, denn ich bin des Wanderns müde, von der Erde scheid' ich ab, denn mir ruft des Himmels Friede,1)“ dann überkommt auch den Leichtsinnigsten ein Gefühl von dem unermesslichen Ernste des Lebens; und dass es auch bei den Erlösten und Frommen nicht durch eine sanfte Überkleidung ins Jenseits geht, sondern durch eine mehr oder minder gewaltsame Entkleidung, das treibt auch dem geheiligtsten Menschen das Wasser in die Augen. Und doch wir haben es nicht anders verdient; wir sind Sünder, und der Tod ist der Sünde Sold; uns geschieht, wenn wir durchs Sterben in die andere Welt eingehen, mit dem Sterben nur etwas, was unsre Taten wert sind. Aber des Menschen Sohn hatte auftreten können und fragen: „Welcher unter euch kann mich einer Sünde zeihen?“ und Niemand durfte sagen: Ich kann es. Des Menschen Sohn hatte niemals, niemals eine Sünde gedacht, geschweige geredet oder getan. Für ihn war darum das Sterben etwas ganz Fremdartiges, seiner Natur bis in die zartesten Fasern hinein Widerstrebendes. Sein Sterben war darum das allerbitterste Sterben, das es je gegeben hat; sein Tod hat eine Länge und Breite, eine Tiefe und Höhe, wie kein anderer Tod. Darum auch seine Reise zum Tode, sie ist so ernst und so groß, so ergreifend und so, erschütternd, wie keine andere; und wenn wir sie betrachten wollen, müssen wir unsre Schuhe ausziehen; denn der Weg, den wir betreten, ist ein heiliger Weg.

Nach Jerusalem zog der Herr mit den Zwölfen. So oft im Kreislaufe des Kirchenjahres die Zeit anbricht, die der Christenheit den Mittelpunkt ihres Glaubens predigt, nämlich dass Jesus Christus „gelitten hat unter Pontio Pilato, gekreuzigt ist, gestorben und begraben“; so oft die stille, heimelige, feierliche Passionszeit angeht: gedenkt die Kirche dieses Wortes ihres Herrn: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem. Was Lukas in seinem 18. Kapitel vom 31. Verse an erzählt, es ist seit alten Tagen das kirchliche Evangelium des Sonntags Estomihi, des Pförtners an dem Heiligtum der Passionszeit. Es kann auch wahrlich die ernsteste Zeit des Kirchenjahres nicht trefflicher eingeläutet und eingeleitet werden, als durch die Losung, mit der des Menschen Sohn selber in seine allerheiligste Passion hineinzog. Wer die Passionszeit würdig und sich zum Segen feiern will, muss mit Jesu ziehen, mit hinauf nach Jerusalem, mit hinein in Leid und Schmach und Kreuz. Aber die Betrachtung des Anbruchs der letzten Reise Christi nach Jerusalem ist doch nimmermehr an die Passionszeit gebunden; sie ziemt sich für jede Zeit, denn jederzeit gilt uns die Mahnung: Ein Jeder sein Gesichte mit ganzer Wendung richte fest nach Jerusalem!

Nach Jerusalem zog der Herr mit den Zwölfen. Er hat diese seine letzte Festreise selber klar gedeutet; sie ward und wird dennoch von Vielen nicht verstanden; für die Verständigen aber ist sie voll Heil und Segen.

„Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem,“ so sprach der Herr zu seinen Jüngern, und es wird Alles vollendet werden, das geschrieben ist durch die Propheten von des Menschen Sohn. Denn er wird überantwortet werden den Heiden; und er wird verspottet und geschmäht und angespien werden; und sie werden ihn geißeln und töten, und am dritten Tage wird er wieder auferstehen.“ Als der Herr diese Worte sprach und damit den Seinigen, so zu sagen, das Programm entwarf für die letzte Periode seines Lebens im Fleische, befand er sich in oder bei der Stadt Ephraim. In dies verborgene, stille Landstädtchen hatte der Heiland sich mit seinen Jüngern zurückgezogen, sobald der Hohepriester Kaiphas das berühmte Wort gesprochen hatte: Es ist uns besser, Ein Mensch sterbe für das Volk, denn dass das ganze Volk verderbe.

Der Evangelist Johannes gibt uns davon nähere Kunde, wenn er uns Kap. 11, 53. 54 sagt: Von da an ratschlagten die Juden, wie sie ihn töteten; Jesus aber wandelte nicht mehr frei unter ihnen, sondern ging von dannen in eine Gegend nahe bei der Wüste, in eine Stadt, genannt Ephraim und hatte sein Wesen daselbst mit seinen Jüngern. Aus dem Asyle, das das Städtlein Ephraim ihm bot, riss nun der Herr sich los, indem er sprach: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem. Was hat ihn dazu veranlasst? Warum blieb er nicht in der Verborgenheit, bis der Zorn seiner Feinde verraucht war oder bis diejenigen, die ihm nach dem Leben trachteten, gestorben waren, wie weiland Herodes? Warum verlässt die Taube ihre Felsritze und fliegt dem Horste des raubgierigen Habichts zu? Warum geht das Lamm selber den Wölfen entgegen, die es zerreißen werden?

Der Knoten dieser Frage wird zerhauen, aber nicht gelöst, wenn man sagt: Christus war ja Gott; und weil er das war, so konnte ihm Leben und Sterben ziemlich gleich sein; da er nun einmal durch sein Sterben die Welt erlösen wollte, so musste es ihm eigentlich je früher, nur desto lieber sein. Das ist darum keine Lösung, weil des Menschen Sohn auch Mensch war. So wahrhaftig er Gott ist, von Gott in Ewigkeit geboren, so wahrhaftig ist er auch Mensch, von der Jungfrau Maria geboren. Als wahrhaftigem Menschen aber war ihm Leben und Sterben durchaus nicht gleich, sondern das Sterben war für ihn etwas Widerwärtiges und Schauderhaftes, umso widerwärtiger und schauderhafter, als er eben auch nach seiner menschlichen Natur ohne Sünde war, folglich für den Tod, der Sünde Sold, gar keine leibliche Anlage hatte. So war es zwar sein sehnliches Verlangen, uns mit seinem teuren Blute von aller unsrer Schuld zu erlösen, aber dieses Verlangen konnte ihn nie verleiten, den Tod geradezu aufzusuchen, denn es schloss nicht die echt menschliche Bangigkeit vor den Bitterkeiten des letzten Kelches aus. Diese Bangigkeit des Herrn gab sich nicht bloß in Gethsemane Ausdruck, wo sein Schweiß wie Blutstropfen ihm vom Angesichte rann und er betete: „Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch vorüber“; sondern auch in jenem Worte Luk. 12, 50: „Ich muss mich taufen lassen mit einer Taufe, und wie ist mir so bange, bis sie vollendet werde!“ und in jenem andern Joh. 12, 27: „Jetzt ist meine Seele betrübt, und was soll ich sagen? Vater, hilf mir aus dieser Stunde; doch darum bin ich in diese Stunde gekommen.“

Wenn aber des Menschen Sohn in seiner Brust tiefe Empfindung hatte für den herben Schmerz des Leides und Todes, der seiner in Jerusalem wartete, warum führte er denn durch das freiwillige Aufgeben seines Asyls, durch den Aufbruch aus Ephraim selbst den Anfang des Endes herbei? Teilen wir die Frage und fragen wir zunächst: Warum zog er gerade jetzt hinauf nach Jerusalem, nicht früher und nicht später? - so gibt uns darauf die Schrift die Antwort im Ev. Joh. 12, 55: Es war aber nahe der Juden Ostern. Des Menschen Sohn zog gerade jetzt hinauf in Leid und Tod, weil er trotz der ihm drohenden Gefahr seine Israelitenpflicht, zufolge deren er Ostern in Jerusalem feiern musste, erfüllen wollte. In der Welt gilt das Sprichwort: „Not kennt kein Gebot“, dies Sprichwort gehört zu denen, die die Hölle eingegeben hat, es gilt nicht im Reiche Gottes. Der Herr hat sich nicht mutwillig zu seinem Kreuze gedrängt, er hat das Leiden und Sterben nicht aufgesucht; aber er hat sich demselben auch nicht entzogen, da die Stunde rief. Er ging den Ausbrüchen der tödlichen Feindschaft demütig aus dem Wege, wo und so lange er konnte; er ging denselben aber auch mutig und entschlossen entgegen, als die letzte entscheidende Berührung mit ihnen ohne Pflichtverletzung nicht zu vermeiden war. Das Osterfest rief den Herrn von Ephraim nach Jerusalem, aus der Verborgenheit und Sicherheit in die Öffentlichkeit und Lebensgefahr; wiewohl sein Leiden und alle Umstände desselben ihm deutlich vor Augen standen, so zog er doch jetzt unverzagt und ohne Grauen hinein, weil die Pflicht, die Osterpflicht, es erheischte. Wir lernen, wo die Pflicht ruft, müssen wir gehen, sollt' es auch zum Sterben gehen!

Aber wichtiger als die Frage: Warum zog der Herr jetzt hinauf? ist die andere, tiefere: Warum zog er überhaupt hinauf? Diese Frage wirft allemal zu Anfang der Passionszeit die Kirche auf, wenn sie das Lied von Laurentius Laurenti anstimmt: Jesu, was hat Dich getrieben, nach Jerusalem zu gehen? Die Antwort liegt in den Worten des Herrn: Es wird, es muss Alles vollendet werden, das geschrieben ist durch die Propheten von des Menschen Sohn. Die Propheten waren. die Verkündiger des göttlichen Rats und Willens, und sie hatten durch die Jahrtausende es als das Wohlgefallen des göttlichen Willens voraus verkündigt, dass ein Messias kommen sollte, der, um der alten Schlange den Kopf zu zertreten, den Fersenstich von ihr erleiden müsse; der, um alle Geschlechter der Menschen vom Fluch der Sünde zu erlösen, Aller Sünden auf sich nehmen und Aller Schmerzen tragen müsse; der, um der Welt den Frieden zu geben, um der Welt Missetat willen sich verwunden und zerschlagen lassen müsse. Dieser göttliche Wille, dass die Erlösung der gefallenen Welt durch das Blut des Eingebornen gewirkt werden sollte, war ja nicht der Ausfluss souveräner Willkür, als ob der ewige Gott seine Lust daran gehabt hätte, den Einen Reinen-zu opfern, damit Millionen Unreine kraft seines Opfers der Strafe. quitt wären; sondern es war die barmherzige Auskunft der wunderbaren, anbetungswürdigen Weisheit Gottes, die, um von einem Geschlechte verführter Kreaturen zu retten, was noch zu retten war, das unermessliche Opfer der Dahingabe des eingeborenen Sohnes nicht scheute, damit der Gottmensch gut machte, was die Menschheit schlecht gemacht hatte und nun Alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Diesen durch die Propheten verkündigten Gnadenratschluss des Vaters auszuführen, hatte der Sohn übernommen aus Gehorsam gegen den Vater, aus Liebe zu den Menschen. aus seinen. Gehorsam und Liebe zogen ihn Himmeln auf diese arme Erde herab, hinein in unser Fleisch und Blut, hinein in unsre Armut, hinein in unser Pilgerweh; aus Gehorsam und Liebe predigte er das Evangelium vom Himmelreich, stillte er freigebig mit den Kräften einer andern Welt den Jammer dieser Welt an Kranken, Sterbenden und Toten. Gehorsam und Liebe trieben ihn weiter zur Bezahlung des ganzen Preises, den die Erlösung der Welt kostete, trieben ihn nun auch gen Jerusalem, zu sterben für das Volk, freilich anders als Kaiphas es meinte, auf dass nicht das ganze Volk verderbe. Er ward gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Tode am Kreuz. Wie er geliebt hatte die Seinen, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.

Eine Reise des vollendeten Gehorsams gegen den Vater im Himmel ist diese letzte Festreise des Menschensohnes. Sie ging in Not und Tod: aber was hat ein gehorsames Kind nach Not und Tod zu fragen, wenn es gilt, dem Befehle des geliebten Vaters nachzukommen? Wohl darf dem Kinde bangen, das ist menschlich, aber um seiner Bangigkeit willen darf es sich doch der Erfüllung des väterlichen Auftrages nicht entziehen. Folgte nicht dort der Knabe Isaak, der einige Sohn, seinem Vater Abraham, da der Vater ihn gehen hieß hinauf zum Berge Morija? Wohl fragte er: „Mein Vater! Siehe, hier ist Feuer und Holz, wo ist aber das Schaf zum Brandopfer?“ Als aber Abraham antwortete: „Mein Sohn, das Lamm zum Brandopfer wird Gott ihm ersehen“, da ging der Knabe ohne Widerrede willig weiter und ließ sich selber auf den Altar legen als ein Lamm, das verstummet vor seinem Scheerer und seinen Mund nicht auftut. So tat Isaak aus Gehorsam gegen seinen Vater; aber wahrlich hier ist mehr als Isaak. Hier ist des Menschen Sohn; Er war nun das rechte Opferlamm, das Gott sich ersehen hatte; Isaak ist frei ausgegangen. Jesus Christus hat sich nicht bloß binden, sondern auch töten lassen als „das Lamm Gottes, am Stamme des Kreuzes geschlachtet.“ Wiewohl er Gottes Sohn war, hat er doch an dem, das er litte, Gehorsam gelernt und hat erfüllt, was Jesaias 50, 5. 6 zuvor von ihm geschrieben stand: Der Herr Herr hat mir das Ohr geöffnet, und ich bin nicht ungehorsam und gehe nicht zurück; ich hielt meinen Rücken dar denen, die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften; mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel.“ In vollendetem Gehorsam gegen den Vater zog des Menschen Sohn hinauf nach Jerusalem.

Eine Reise der vollendeten Liebe zu den Menschen ist die letzte Festreise des Heilandes. Sie ging in Not und Tod für ein Geschlecht, das es wahrlich nicht verdiente. Aber was fragt die Liebe, wenn sie retten kann, nach Not und Tod und nach Verdienst? „Geht es dem Knaben Absalom auch wohl?“ so erkundigte sich einst in zärtlicher Teilnahme König David nach dem Befinden seines entarteten, rebellischen Sohnes und Untertanen. Es ward ihm zur Antwort: „Es müsse allen deinen Feinden so ergehen, wie es ihm ergangen ist!“ Da ward der König traurig und weinte und sprach: „Mein Sohn Absalom! Mein Sohn, mein Sohn Absalom! Wollte Gott, ich müsste für dich sterben!“ So wünschte König David aus Liebe zu dem Empörer; aber wahrlich, hier ist mehr als David. Hier ist der König aller Könige, hier ist Jesus Christus; und Er hat es nicht nur gewünscht, Er hat es auch getan, Er ist gestorben für abgefallene Kinder, für Empörer, ärger als Absalom, für uns, die wir seine Feinde waren. Er hat sich für uns zu Tode geliebt. Wie grundlos sind die Tiefen Deiner Liebe! wie heiß, wie zärtlich, Jesu, Deine Triebe! Kein Mutterherz gleicht Deinem treuen Herzen, Du Mann der Schmerzen! Aus Liebe zu uns hat er sich erniedrigt und hat Knechtsgestalt angenommen; aus Liebe hat er die Blöden und die Armen seine Brüder genannt und alle Mühseligen und Beladenen zu sich gelockt, aus vollendeter Liebe gegen die Menschen ist er auch hinauf gezogen nach Jerusalem.

„Die Jünger aber,“ so berichtet Lukas, „vernahmen der keines, und die Rede war ihnen verborgen und wussten nicht, was das gesagt war. Es geschah aber, da er nahe zu Jericho kam, saß ein Blinder am Wege und bettelte.“ So klar also auch des Menschen Sohn selber seine Reise nach Jerusalem gedeutet hatte als eine Reise zur Vollendung der göttlichen Veranstaltungen für unser Heil, seine Deutung wurde nicht verstanden, nicht einmal von den Jüngern verstanden, die seines jahrelangen Umgangs gewürdigt gewesen waren. Lukas fügt zu seiner Erzählung vom Aufbruch des Herrn nach Jerusalem sehr sinnreich die Geschichte von dem blinden Bartimäus hinzu: die Jünger waren geistlich blind! Wie der Bettler an der Landstraße in seiner Finsternis da saß und für Alles, was um ihn her vorging, kein Auge hatte, so war den Jüngern trotz der unzweideutigen Rede des Meisters das Geheimnis des Kreuzes Christi verborgen, und ob sie auch mitwanderten nach Jerusalem, so war es doch eine Wanderung wie mit verbundenen Augen. Der arme Blinde konnte eben nicht sehen, ihm fehlte das Augenlicht; aber die Jünger sahen auch mit sehenden Augen nicht; ist das nicht zum Erstaunen? Sie hatten schon so manche Reise mit dem Herrn gemacht, sie hätten doch seine Sprache wohl verstehen sollen; überdem nicht zum ersten Mal, sondern mindestens zum dritten Mal hatte ihnen jetzt der Herr von dem Ausgange erzählt, den er zu Jerusalem erfüllen sollte; im Grunde aber war es der Inhalt aller seiner Predigten und Unterweisungen gewesen, dass sein und der Seinen Gang durch Nacht zum Licht, durch Kreuz zur Krone gehe. Dennoch fassten die Jünger diese Rede nicht zu Herzen, dennoch wussten sie nicht, was er damit sagte. Ja, als der Herr ein anderes Mal sich bemühte, die Jünger auf sein Leiden und Sterben vorzubereiten, geriet der hervorragendste unter den Jüngern, Simon Petrus, sogar ganz außer sich und sprach: „Herr, schone Deiner, das widerfahre Dir nicht!“ Es war, als ob die Augen der Jünger mit schwarzen Binden fest umbunden gewesen wären, so wenig konnten sie sich in die Passion ihres Herrn und Meisters finden, so wenig wollte es ihnen. bis an den Karfreitag in den Sinn, dass der Herr der Herrlichkeit für sie sterben müsse, um sie zu erlösen.

Wenn das zum Erstaunen ist, so muss unser Erstaunen wachsen, wenn wir bedenken, dass nun das: „Wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es muss Alles vollendet werden“ schon achtzehn Jahrhunderte lang gepredigt ist in allen fünf Weltteilen und auf den Inseln des Meeres, und doch die Menschheit im Großen und Ganzen ein unverständiges Kind geblieben ist - die Mutter arbeitet für das Kind, zahlt ihres Kindes Schuld, öffnet dem verlorenen Kinde des Kerkers Türen; aber das Kind ist stumpf und bleibt stumpf und will lieber im Kerker umkommen, als sich wecken und retten lassen. Die freche Welt, der ausgelassene Unglaube, treibt geradezu Hohn und Spott mit der von ihr so genannten Blut- und Wunden-Theologie und brandmarkt das Evangelium von der Versöhnung durch Christi Marter und Pein als einen letzten Rest mittelalterlichen Aberglaubens, gegen den Front zu machen, den aus der Welt schaffen zu helfen, eine Forderung der modernen Bildung sei. Die anständige Welt, der zahme Unglaube, lässt Jeden nach seiner Façon selig werden, lächelt still darüber, dass etliche beschränkte Leute noch heutzutage durch Christi Blut und Wunden selig werden wollen, und wiegt sich selbst in dem stolzen Bewusstsein, selig zu sein ohne einen Mann, der auf Golgatha für die armen Sünder stirbt. Die fromme Welt, der süßliche und weiche Unglaube, nimmt zwar an, dass Jesus Christus gestorben ist, aber so wie alle Menschen sterben müssen, der Natur den unerlässlichen Tribut bezahlend, und dass, was Christi Tod vor dem Tode anderer Menschen auszeichne, nichts weiter sei, als der hohe sittliche Mut, als die treue vorbildliche Pflichterfüllung, mit der des Menschen Sohn zu sterben ging. So bleibt denn nur eine kleine Herde, ein geringes Häuflein von Solchen übrig, die da glauben, dass Christus selbst seines Sterbens bester Ausleger ist, dass er wahrhaftig zu sterben ging, um uns verlorene und verdammte Menschen mit seinem heiligen Blute zu erlösen, zu er werben und zu gewinnen von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels. Aber auch diese Gläubigen wenn sie es alle wahrhaftig mit ganzer Seele und aus tiefstem Gemüt glaubten und erkennten, dass aus Gehorsam gegen den Vater und aus Liebe zu den Menschen der Sohn des allerhöchsten Gottes sein Blut vergossen hat, würden sie dann nicht viel hingeben der, viel dankbarer, viel wärmer sein, als sie es jetzt im Durchschnitt sind? Wenn doch manche gläubig sein wollende Menschen selbst in der heiligen Passionszeit sich nicht einmal des Karnevals der Welt enthalten können, so beweisen sie damit, dass sie noch ein ganz kümmerliches, ja eigentlich gar kein Verständnis von der Bedeutung des bitteren Leidens und Sterbens unsers Herrn Jesu Christi haben.

Woher nun doch diese Blindheit bei den ersten Jüngern, bei der Welt in allen ihren Schattierungen, selbst bei den Gläubigen der gegenwärtigen Kirche? Spannt der Herr der Herrlichkeit für Staubgeborene etwa seine Saiten zu hoch, wenn er von ihnen ein entgegenkommendes Verständnis seiner allerheiligsten Passion fordert? Nun allerdings erfinden hätte die Menschheit aus sich selbst die Erlösung durch das Blut des Sohnes Gottes niemals können; auch der verständigste Verstand, auch die geflügeltste Phantasie hätte nicht berechnen, nicht erdenken können, was sich in Gethsemane und Golgatha nach Gottes ewigen Ratschlüssen vollzog. Aber nachdem uns Gott hat wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Wohlgefallen, nachdem uns Gott kund getan hat, welches da sei der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses, stößt diese Verkündigung in jeder Menschenbrust auf ein tiefes Ahnen, Fühlen und Sehnen. Wie jeder Mensch, indem er aufrecht steht und die Arme ausbreitet, in seiner eignen Leiblichkeit die Figur des Kreuzes darstellt, so ruht auch auf dem Goldgrunde jeder Menschenseele, wenn auch noch so sehr durch Schutt und Staub bedeckt, ein weissagendes Kreuz. Wenn in dem Jüngerkreise die Ahnung und das Gefühl, dass das volle Heil im Blute Christi liege, vollständig gefehlt hätte, wie hätte dann die bethanische Marie den Herrn im Voraus zum Tage seines Begräbnisses salben können? Wenn nicht die Ahnung, dass der Menschen Wohl und Heil an den Namen des gekreuzigten Jesus geknüpft ist, auch durch den Seelengrund der leichtsinnigen Menge unsrer Tage zitterte, woher dann die vollen, selbst übervollen Kirchen am Karfreitag auch in solchen Gemeinden, in denen sonst Jahr aus Jahr ein der Springbrunnen des Wortes Gottes nur von Wenigen aufgesucht wird? Die aber überhaupt etwas von nennenswertem Glauben an Jesum Christum haben, denen steht es fest, wie ihre eigne Existenz, dass ohne Christi Blut keine Vergebung der Sünden existiert. Wenn dennoch in der Welt ein so starker Widerwille gegen die Anerkennung des Sühnetodes Christi und unter den Jüngern so wenig Verständnis desselben statt hat, so liegt das wahrhaftig nicht am Nicht-Verstehen-Können, sondern am Nicht-Verstehen-Wollen. Die Welt will absolut nicht wahr haben, dass der Sohn Gottes sich für sie in den Tod gegeben hat, weil sie nicht wahr haben will, dass sie so schlecht ist, dass sie zu ihrer Rettung ein so ungeheures Opfer nötig hat; die aus tausend Wunden blutende Welt will den Arzt nicht haben, weil sie nicht krant sein will. Was einmal nach der Bußpredigt eines glaubensvollen Zeugen Christi sich einige Zuhörer an der Kirchentür mit großer Entrüstung zuriefen: So schlecht sind wir noch lange nicht!“ das ist der Gedanke, der wie ein nagender Wurm in den Herzen unzähliger sitzt. Des Menschen Sohn zieht seines Wegs dahin zum Kreuz, zur Sühne, zum Opfer für uns aber die Welt sitzt am Wege als eine blinde Bettlerin, noch mehr als eine stolze Bettlerin; das Kleid ihrer eignen Gerechtigkeit ist ein total zerrissenes und mit hundert Unsauberkeiten beschmutztes Kleid; dennoch ist die Welt so Bettelstolz, dass sie das aus Christi Blut gewobene Ehrenkleid, das ihr die ewige Barmherzigkeit zum Geschenke anbietet, schnöde abweist. Dr. Luther drückt das in seiner kräftigen Weise einmal also aus: „Vernunft, Fleisch und Blut kann es nicht verstehen, noch fassen, dass die Schrift davon sollte sagen, wie des Menschen Sohn müsste gekreuzigt werden. Viel weniger versteht sie, dass solches sein Wille sei und er es gern tue. Denn sie glaubt nicht, dass es uns not sei, will selbst mit Werken vor Gott handeln.“ Wenn es aber auch diejenigen, denen der Geist es inwendig offenbart hat, so gar schwer glauben, so wenig gründlich glauben, so liegt das eben auch an nichts Anderem, als dass sie die Abscheulichkeit und den Fluch ihrer Sünde nicht gründlich erkennen wollen. Es bleibt das Leben oft am Kleinsten kleben und will nicht gänzlich sich ins Sterben geben. Ach, man glaubt trotz aller kirchlichen Sündenbekenntnisse noch immer viel besser zu sein, als man ist; darum liebt man den leidenden und sterbenden Erlöser so kümmerlich. Viele Gläubige setzen sich über die unermessliche Schuld, die sie gegen die ewige Gerechtigkeit eingegangen sind ziemlich schnell hinweg, ohne je darüber eine Träne vergossen zu haben; sie haben die Zentnerlast der Verdammnis, die nach dem strengen Recht über ihr Haupt hätte kommen müssen, niemals im Ernste erwogen: daher segnen sie die durchbohrte Gnadenhand, die sie aus den Abgründen emporgezogen hat, zeitweise mit so falten Grüßen. Was dem gläubigen Geschlechte der Gegenwart fehlt, ist das gründliche Nachdenken über das eine einzige Wort: „verloren“. Die Reise des Herrn zum Sühnetode nach Jerusalem wird von so Vielen nicht oder doch nicht recht verstanden, weil sie nicht merken wollen, dass sie an sich selbst als Kinder des Zornes verloren, ewig verloren sind.

Gott sei Dank, es gibt eine Heilung der Blindheit und für die geheilten Blinden wird der Weg des Herrn nach Jerusalem ein Pfad des Heils und des Segens. Nicht bloß darum hat Lukas die Bartimäus-Geschichte seinem Berichte von dem Aufbruch des Herrn nach Jerusalem hinzugefügt, weil sie die natürliche Blindheit der Menschen für das Verständnis der Passion versinnbildet, sondern auch darum, weil sich in ihr die Wahrheit ausprägt, dass die Passion Jesu Christi von Heil und Segen überströmt für diejenigen, die sich durch Ihn selbst zu einem Verständnis derselben führen lassen. „Was willst du, dass ich dir tun soll?“ so fragt der Herr den Blinden, und der Blinde, von seiner. jämmerlichen Blindheit schwer gedrückt, fleht: „Herr, dass ich sehen möge!“ Da machte der Herr ihn sehend; und der Sehende, der blind gewesen war, ward nun auch ein Jünger, nicht ein unverständiger, sondern ein verständiger, der Gott preisend seinem Erlöser auf dem Wege nach Jerusalem folgte. „Was wollt ihr, dass ich euch tun soll?“ so hat der Herr dann nachmals auch seine Jünger gefragt, als sie im Gefühle, nicht mehr die Hand vor Augen zu sehen, in den Tagen nach seinem Tode bei verschlossenen Türen ängstlich zusammensaßen; und sie haben ihn dann um die Augenfalbe des Heiligen Geistes gebeten, und er hat den Geist zu Pfingsten über sie ausgegossen reichlich, also dass sie nun mit offenen Augen in Jesu Leidensschöne hineinschauten und Gott priesen bis in den Märtyrertod über das überschwängliche Erbarmen, mit dem des Menschen Sohn um unsrer Sünden willen gestorben ist, dass er auferweckt würde zu unsrer Gerechtigkeit.

Was wollt ihr, dass ich euch tun soll?“ Mit dieser Frage geht der Heiland an keinem Christenmenschen vorüber; diese Frage erneuert er, so oft aufs Neue die heilige Zeit anbricht, in der die Kirche singt: „Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld der Welt und ihrer Kinder; es geht und trägt mit Geduld die Sünden aller Sünder.2)“ An Tausende richtet er freilich die Frage ganz vergebens und empfängt von ihnen keine Antwort; mit hörenden Ohren hören sie nicht, darum bleibt's auch dabei: Mit sehenden Augen sehen sie nicht. Tausend Andere hören wohl die Frage und antworten auch, aber, was sie antworten, klingt satt und matt: Herr, wir danken Dir, dass wir nicht mehr sind wie andere Leute; wir haben Alles und begehren nichts mehr; wir sind so oder so unsrer Seligkeit sicher; wende Dich an die Unbekehrten mit Deiner Frage, halte Dich bei uns nicht auf! Das sind die fertigen Leute, sie meinen reich zu sein und nichts mehr zu bedürfen, und wissen nicht, dass sie sind elend und jämmerlich, arm, blind und bloß. Was wollt ihr, dass ich euch tun soll? Ach, dass wir doch bei dieser Frage unsers Heilandes demütig das Verslein uns sagten: „Unser Wissen und Verstand ist mit Finsternis umhüllt“, dass auch die Gläubigen bedächten, dass ihr Wissen Stückwerk ist und Stückwerk ihr Erkennen, dass wir insgesamt doch die Bitte des Bartimäus beteten: Herr, dass wir sehen mögen! Dann würde er uns die Augensalbe des Heiligen Geistes schenken, dann würde er uns mit Verstand und Weisheit ausrüsten, die Wunder seiner Wunden zu erkennen, dass wir Gott priesen über dem kündlich großen Geheimnis der gekreuzigten Liebe.

Denn wem der Herr die Augen geöffnet hat und wem er sich vertraut hat in seiner Leidensschöne, der ist ein seliger Mensch, und je offener die Augen werden und je inniger die Vertrautheit, desto größer wird die Seligkeit. Dass wir einen Heiland haben, der für uns nach Jerusalem zog, um den Rat Gottes zu unsrer Rettung zu erfüllen, diese Heilswahrheit ist für die Verständigen, die die Salbung haben, wie jenes wohlriechende Kräutlein, das immer stärkeren Duft aushaucht, je stärker es gerieben wird. „Mein Heiland, Du bist mir zu gut ein Menschenkind gewest und hast mich durch Dein teures Blut von aller Schuld erlöst“, wie brennt dem Kinde, das so beten kann, die Seele, wie wird ihm das kleine Herz darüber so groß und so weit! Und doch, wenn es der Jüngling, wenn es die Jungfrau im Glauben sagt: „Er hat auch an mich gedacht, als Er sprach: Es ist vollbracht!“ - wie ist da das Verständnis schon so viel anders, so viel tiefer geworden; die blühende Jugend, in das rosinfarbene Blut des Welterlösers getaucht, ist ein doppelter Frühling, ein Frühling des Leibes und ein Frühling der Seele. Doch wenn es nun der Mann bekennt, der so ernst ins tiefe Leben schaut, wenn es die Gattin und Mutter sagt nach der Erfahrung so mancher Lebensrettung, wenn sie das sagen: „Der am Kreuz ist meine Liebe!“ wie unendlich gedankenvoll sprechen sie das, und wenn sie's singen, geht's ihnen oft wie der alttestamentlichen Hanna im Heiligtum zu Silo; man hört ihre Stimme nicht, allein ihre Lippen regen sich, so bewegt ist ihnen das Herz. Und wenn nach langen Jahren wachsender Gläubigkeit der Greis das sagt: „In des Heilands roten Wunden hab' ich auch mein Teil gefunden“, wie klingt dann dies Bekenntnis noch tausendmal voller und reicher, wie gewinnt es dann einen so mächtig ergreifenden Klang durch das Hineintönen des Simeonsliedes: Herr, nun lässt Du Deinen Diener in Frieden fahren! Im allerhöchsten und allertiefsten Sinne aber werden wir es einst im Himmel sagen, wo das Unzulängliche Ereignis wird und das Unaussprechliche zur klaren Rede: „Das Lamm, das erwürget ist, ist würdig zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob.“ Wir brauchen Ewigkeiten, denn Zeiten sind zu kurz, den Dank Ihm zu bereiten.

Doch bis wir dort vor seinem Throne mit neuen Zungen die ewigen Psalmen der Erlösung singen, währt's noch hier unten eine kleine Zeit und diese Zeit ist voll Leid. Denn wie sein Weg war in dieser Welt, so ist auch unser Weg hienieden, wenn wir anders im Glauben pilgern. Auch wir kommen am Kreuz nicht vorüber; die ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit wird Niemandem zu Teil, der nicht die zeitliche Trübsal geschmeckt und die Anfechtung erduldet hat. Die ohne Züchtigung dahingehen, Bastarde nennt sie die Schrift, nicht Kinder. Wer Jesu folgen will, der muss sich selbst verleugnen und sein Kreuz täglich auf sich nehmen und ihm nachfolgen. Aber gerade für unser Pilgern im Kreuz hat Christi Reise zum Kreuz besonders große Kraft des Heils und Segens. Christi heilige Passion zeigt uns einen barmherzigen Hohenpriester, der, weil er selbst das Leid der Erde getragen hat, Mitleiden haben kann mit unsrer Schwachheit; zeigt uns, dass Alles, was uns geschieht, mit einem großartigen Plane des ewigen Gottes zu unsrer Seligkeit zusammenhängt; zeigt uns, dass die Sünde, der Stachel des Leidens, längst gesühnt ist; zeigt uns, dass das Kreuz der Kinder Gottes auch einmal ein Ende hat und zwar ein sehr seliges Ende, nämlich die Auferstehung zur ewigen Herrlichkeit. Jesus Christus, unser Haupt, ging uns voran durchs Kreuz zur Krone -: lässt auch ein Haupt sein Glied, welches es nicht nach sich zieht?

Nach Jerusalem zog der Herr mit den Zwölfen. Es war seine letzte Festreise, und er deutete sie selber so klar. Dennoch ward und wird sie von Vielen nicht verstanden; für die Verständigen aber strömt sie über von Fluten des Heils und des Segens. Amen.

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