Arnd, Johann - Predigt über das Evangelium vom 1. Ostertage über Mark. 16, 1-9.

Arnd, Johann - Predigt über das Evangelium vom 1. Ostertage über Mark. 16, 1-9.

Weil uns der barmherzige, vielgetreue, allergütigste und gnädigste Gott diese freudenreiche Zeit der siegreichen Auferstehung und des trostreichen Osterfestes hat lassen mit Gnaden. erleben, ist es billig, dass wir unserm Siegesfürsten, dem starken, unüberwindlichen Helden und sieghaften Erlöser Christo ein Danklied, ein Siegeslied für diesen seinen herrlichen Triumph und Sieg singen, den er gehalten über Sünde, Tod, Teufel und Hölle. Es ist recht, dass wir unserm Könige der Ehren entgegengehen mit Freuden und vor sein Angesicht kommen mit Frohlocken, zu seinen Toren eingehen mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben. Seine Tore aber und Vorhöfe sind die heiligen Festtage und Versammlungen der Kirche.

Also geschah es dem Könige David; da er den Goliath erlegt hatte, ging ihm das Volk entgegen mit Freuden, mit Pauken und Geigen und sangen: Saul hat tausend geschlagen, David aber zehntausend. David hütete die Schafe seines Vaters. Dieser ist aber der rechte David, unser Herr Jesus Christus, der wahre Hüter der Schafe seines Vaters. - David ward von seinem Vater ins Lager gesandt, seine Brüder zu besuchen. Christus ist von seinem Vater zu uns ins Lager gesandt, darinnen wir mit dem großen Goliath, dem Teufel, streiten, zu sehen, ob es seinen Brüdern noch wohl gehe. Es fürchtete sich jedermann vor dem großen Goliath und floh; David aber fürchtete sich nicht. Also hat auch Christus sich nicht gefürchtet vor dem Satan und vor seiner höllischen Rüstung. David erbot sich, mit dem Philister zu streiten. Christus ist der rechte David. Da er hört, dass der Philister, der Teufel, Gott lästert und Hohn spricht dem Zeuge des lebendigen Gottes, beut er sich an bei dem Könige, seinem himmlischen Vater, zu streiten mit dem Philister, und tröstet uns, seine Brüder, und spricht: Es entfalle keinem das Herz um dieses Philisters willen; ich will mit ihm streiten und die Schande von Israel wenden. Darauf hat der König, wie die Psalmen singen, ihm seine Tochter gegeben. Saul warnte David und sprach: Du kannst nicht mit diesem Philister streiten, denn du bist ein Knabe; dieser aber ist ein Kriegsmann von Jugend auf. David sprach: Herr König, dein Knecht hütete die Schafe seines Vaters, und es kam ein Löwe und ein Bär und trug ein Schaf weg von der Herde, und ich lief ihm nach und schlug ihn und errettete es aus seinem Maul. Und da er sich über mich machte, ergriff ich ihn bei seinem Bart und schlug ihn und tötete ihn. Christus ist der fromme, getreue Hirte, der den höllischen Löwen und Bären geschlagen (Joh. 10, 27. 28) und das Schaf, das menschliche Geschlecht also aus seinem Rachen errettet hat. So komm, sprach Saul, ich will dir meinen Harnisch anlegen. David versucht es; aber er konnte nicht darin gehen; so nahm er seinen Stab. Christus ist's, der nicht wollte anlegen Sauls Harnisch und Waffen, das ist, äußerliche, weltliche Wehr und Waffen; sondern er nimmt seinen Hirtenstab, das ist, sein Kreuz, und seine Schleuder, das ist seine göttliche Stärke und Wahrheit, und erwählt fünf glatte Steine aus dem Bach; das Bächlein ist sein Blut; die fünf Steine sind seine heiligen fünf Wunden; damit trifft und überwindet er den höllischen Goliath. - Der Philister schaut David an und verachtet ihn in seinem Herzen, denn David war ein Knabe, bräunlich und schön; darum sprach der Philister: Bin ich denn ein Hund, dass du mit einem Stecken zu mir kommst! Also verachtet der hoffärtige Teufel die große Demut und einfältige Gestalt des Herrn Christi und wusste nicht, dass unter so tiefer Demut so große Herrlichkeit und Gnade, unter so großer Schwachheit so große Stärke verborgen war. Das war die rechte Davids-Schönheit; dieser David, Christus, ist wahrer Gott. Der Philister fluchte David bei seinem Gott: Komm her, ich will dein Fleisch den Vögeln unter dem Himmel zu fressen geben und den Tieren im Walde. Also haben die Juden Christum am Kreuz gelästert. David sprach zu dem Philister: Du kommst zu mir mit Spieß, Schwert und Schild; ich aber komme zu dir im Namen des Herrn Zebaoth, den du gehöhnt hast; heute wird dich der Herr in meine Hand geben, dass ich dich schlage und nehme dein Haupt von dir und gebe deinen Leichnam den Vögeln unter dem Himmel, auf dass alles Volk inne werde, dass Israel einen Gott hat und der Herr nicht durch Spieß und Schwert hilft; denn der Streit ist des Herrn. Freilich hat Gott hier nicht durch Schwert und Spieß geholfen, sondern durchs Blut Christi; und dieser Streit war freilich des Herrn, denn hier konnte kein Mensch helfen. Schaffe uns Beistand in der Not, denn Menschenhilfe ist kein Nütze (Ps. 60, 13). Wir haben einen Gott, der da hilft, und einen Herrn, Herrn, der vom Tode errettet (Ps. 68, 21). Dies ist der rechte David, der da ergreift seine Schleuder, Gerechtigkeit und Wahrheit; die geht gleich zu und trifft den Philister an die Stirn, dass er zur Erde fällt. Goliath hat seinen Kopf nicht verwahrt; ein schöner Kriegsmann! David greift den Kopf an; der ist ein rechter Kriegsmann! Also hat Christus das Haupt angegriffen und dem Teufel den Kopf zertreten und ihm, dem Philister, mit seinem eignen Schwert den Kopf abgehauen. Denn der Teufel gedachte, den Herrn zu töten; da ward des Herrn Tod des Teufels Tod, denn dadurch ward er überwunden und geschlagen: Tod, ich will dir ein Gift sein; Hölle, ich will dir eine Pestilenz sein (Hosea 13, 14). Christus ist der David, der durch diese männliche Tat des Königs Tochter erworben hat (Ps. 45), das ist das menschliche Geschlecht. Christus ist der David, mit dem sich das Herz Jonathans verbindet, das ist aller Gläubigen Herz. Jonathan gewinnet ihn so lieb, wie sein eigen Herz; so lieb haben die Gläubigen Christum. Dies ist nun der David, welchem das Volk mit Freuden entgegen ging, mit Pauken und Geigen, da er von der Schlacht kam, und sangen: David hat zehntausend geschlagen. Und wir sind jego das Volk. Denn gleichwie David dem ganzen Volk diesen herrlichen Sieg erlangte und das Volk Israel erlöste, also ist der Sieg unsers Herrn Jesu Christi unser und unsere Erlösung: Gott sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn Jesum Christum (1. Kor. 15, 57). Darum lasst uns unserm David ein Freudenlied singen aus dem 24. Psalm: Er ist der Herr, stark und mächtig; der Herr, mächtig im Streit; und aus dem 118. Psalm: Die Rechte des Herrn behält den Sieg! Sei gegrüßt du heiliger Tag! Gleichwie nun der liebe David durch Gottes Stärke und Kraft den Sieg erhalten und Israel von dem großen Riesen, dem Goliath, erlöst hat, also hat unser Herr Jesus Christus durch göttliche Gewalt und Stärke den Tod überwunden in seiner Auferstehung. St. Paulus hält's für die größte Gnade, die ihm auf Erden widerfahren ist von Gott, dass er kenne Jesum Christum und die Kraft seiner Auferstehung (Phil. 3, 10).

Auf dies Sprüchlein wollen wir nun diese Osterpredigt bauen und der Ordnung nach aus der Historia vernehmen, wie uns darin angezeigt wird die Kraft der Auferstehung Christi durch alle Umstände. Dazu gebe uns Gott seinen heiligen Geist! Amen!

1.

Die Kraft der Auferstehung Jesu Christi ist, dass er Sünde, Tod, Teufel und Hölle überwunden hat. Denn, wenn sie nicht überwunden, vollkömmlich bezahlt und gänzlich getilgt wären durch den Tod Christi, so hätte Christus nicht können. auferstehen. Denn so lange die Sünde ihre Kraft behält und bleibt, so lange bleibt der Tod auch. Weil aber der Tod Christum nicht hat behalten können, so muss auch die Sünde getilgt sein. Ja, wo eine einzige Sünde wäre unbezahlt geblieben, so hätte Christus nicht können auferstehen, und wir hätten alle müssen unter dem Tode bleiben. Darum spricht St. Petrus: Gelobt sei Gott und der Vater unsers Herrn Jesu Christi, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen, unbefleckten Erbe (1. Petr. 1, 3. 4). Weil nun Sünde und Tod überwunden ist, so ist auch Teufel und Hölle überwunden: Auf dass er durch den Tod die Macht nähme dem, der des Todes Gewalt hat, das ist dem Teufel (Hebr. 2, 14). Dies ist die Kraft der Auferstehung Christi. Das alles zeigt uns nun fein die Historia, wie sich so wunderbare Kräfte bei der Auferstehung Christi ereignet haben. Da gehen die gläubigen Weiber frühe, da es noch finster war, ehe die Sonne aufgegangen, zum Grabe, dass sie kämen und salbten den Leichnam Jesu. Seht hier, der Herr, wiewohl er gestorben war, lebt er gleichwohl noch in ihren Herzen durch die Liebe. Dann ist dieses eine herrliche Kraft der Auferstehung Christi, dass die Weiber zum Grabe eilen, ehe der Tag anbricht. Es scheint wohl ein gering Werk; aber es ist die Kraft der Auferstehung Christi darin wirksam. Denn hier ist abgemalt ein Herz, welches Christum lieb hat, in welchem Christus lebt, dasselbe sucht den Herrn. Dies ist beschrieben im Hohenlied Sal. Kap. 5, 6: Weil unser liebster Freund und Bräutigam bisweilen weggeht und sich verbirgt, da ging, sagt Salomon, meine Seele heraus nach seinem Wort. Ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht. Ich rief, aber er antwortete mir nicht. Es fanden mich die Hüter in der Stadt, die schlugen mich wund und nahmen mir meinen Schleier; das ist: Die Hüter des Gesetzes geben keinen Trost, sondern schlagen und plündern die armen Seelen. So wurde Hiob geplagt, dass er nirgend keinen Trost fand, bis er seinen Erlöser wiederfand und sprach: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt (Hiob 19, 25). Alle, die diese Liebe und Verlangen in ihren Herzen empfinden, fühlen die Kraft der Auferstehung Jesu Christi, welche durch den Glauben auch in den Altvätern gewirkt hat.

Darum wollen sie nun den Herrn salben als einen sterblichen Menschen und bedenken nicht, dass er der Gesalbte des Herrn ist (Ps. 2, 2), gesalbt mit dem Heiligen Geist. In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig (Kol. 2, 9). Darum ist es unmöglich gewesen, dass sein allerheiligster Leib, der mit Gott persönlich vereinigt war, verwesen sollte. Darum hat der Herr freilich keines irdischen Balsams und Salbung bedurft. Weil er nun mit dem unvergänglichen Balsam des ewigen Geistes Gottes gesalbt ist und wir von der Fülle seiner Salbung auch empfangen, so haben wir auch die Kraft seiner Auferstehung empfangen; darum wird Gott unsere sterblichen Leiber lebendig machen um deswillen, dass sein Geist in uns wohnt (Röm. 8, 11). Es ist aber dieses ein Zeichen der Liebe und Dankbarkeit, dass sie den Leib des Herrn salben wollen. Lieber, sage mir, wann jetzt der Leib des Herrn, deines Erlösers, in solcher Gestalt da läge, wolltest du ihn auch salben und in eine reine, schöne Leinwand einhüllen und einwickeln? Ei freilich, sagst du; welcher Christ wollte das nicht gerne tun! Er müsste ja sonst kein Christ sein. Nun, siehe da, ist's dein Ernst und bist du ein Christ, so hast du den Leib Christi, die Glieder Christi täglich vor deinen Augen, die nackt und bloß, hungrig, durstig, lebendig oder tot sind. Dieselben salbe, tue Barmherzigkeit an ihnen; salbe sie mit dem Öl der Barmherzigkeit; verhülle sie; das hast du dann ihm selbst getan, denn er spricht: Was ihr dem Geringsten unter den Meinen getan, das habt ihr mir getan (Matth. 25, 40). Nimm aber geistlicher Weise den Leichnam Christi hin und wickele ihn in eine reine Leinwand, in deinen Glauben, so hast du einen teuren Schatz, des die Welt nicht wert ist.

2.

Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. In diesem Erdbeben ist der Herr Jesus auferstanden; denn wie er in einem Erdbeben verschieden, so steht er in einem Erdbeben wieder auf. Das bedeutet die gewaltige Schlacht, so der Herr mit Tod, Hölle und Teufel gehalten und seinen Sieg und Triumph. Es bedeutet unsere Erlösung. Das ist die rechte Kraft der Auferstehung, unsere Erlösung. Es war ein groß Erdbeben, wie beim Auszug der Kinder Israel aus Ägypten (Ps. 114; 68, 8. 9; 2. Mose 14, 24. 25), da die Berge hüpften, wie die Lämmer, und die Hügel, wie die jungen Schafe. Simson hat jetzt die Pfosten ausgerissen. Himmel und Erde werden bewegt. Pharao ist in der Morgenröte im roten Meer ersoffen. Also hat Christus vor der Sonnen Aufgang durch seine Auferstehung den Tod überwunden. Was war dir, Meer, dass du so flohst; und du, Jordan, dass du zurückwandtest? Vor dem Herrn bebte die Erde, vor dem Gotte Jakobs.

Ein Erdbeben aber bedeutet eine große Bewegung vieler Völker und große Kriege und Blut. Also hat der Herr mit seiner Auferstehung die Erde bewegt und alle Heiden, denen dies Evangelium in aller Welt gepredigt wird. Er hat als ein geistlicher König einen geistlichen Krieg und Streit angefangen wider den Teufel und sein Reich. Darüber ist vieler Christen Blut geflossen. Da bebt auch die Erde. Das ist aber der Christen Trost, dass, ob sie gleich ihr Blut vergießen müssen, so siegen und überwinden sie dadurch bei Gott. Denn die heiligen Märtyrer haben die Welt durchs Blut überwunden; und durch das Blutvergießen Christi ist der Sieg erhalten über Tod, Hölle und Teufel. Darum, obgleich die Christen durch ihr Blutvergießen die Welt verlieren, so gewinnen sie damit den Himmel und überwinden die Welt und siegen durch ihren Glauben bei Gott. Christen müssen doch die Welt verlieren und ihr Blut dazu. Die Verdammten und Ungläubigen müssen die Welt besitzen und Herren der Welt sein, denn sie haben kein Teil am Himmel. Darum siegt der Türke wider den Christen und vergießt Christenblut. Das hat das letzte Erdbeben bedeutet Anno 90. Der Christen Sieg bei Gott ist ihr Blutvergießen. Das lehret uns das Exempel des Herrn selbst, denn sein Sieg ist sein Blutvergießen. Dass nun die Erde also bebt, beide im Tod und in der Auferstehung Christi, ist ein Zeichen, dass die Welt, Sünde, Tod, Teufel, Hölle durch das vergossene Blut Christi überwunden sei. Dies Erdbeben ist ein Zeuge des Sieges und der Auferstehung Christi.

3.

Die dritte Kraft der Auferstehung Christi ist das majestätische Werk, dass er er aus dem verschlossenen Grabe herausbricht, als ein Durchbrecher. Denn der Engel des Herrn stieg vom Himmel und wälzte den Stein von des Grabes Tür und setzte sich darauf. Nachdem der Herr in dem Erdbeben auferstanden, eröffnet der Engel das Grab. Christus soll nicht verborgen, sein Name nicht verschwiegen bleiben; eher kommen alle Engel vom Himmel und zeugen von ihm. Gleichwie das Erdbeben im Leiden des Herrn ein Zeuge gewesen ist seines heiligen Todes, also ist dies Erdbeben ein gewaltiger Zeuge seiner herrlichen und sieghaften Auferstehung. Darauf folgen die Engel, die Zeugen vom Himmel, auf dass nach der Weissagung (Haggai 2, 7) Himmel und Erde bewegt und Zeugen Christi und unsrer Erlösung werden. Die Engel sind Zeugen der heiligen Empfängnis Christi, Zeugen seiner Geburt, Zeugen seiner Wunderwerke, wie am Teiche Bethesda, Zeugen seines Leidens (ein Engel erschien ihm im Garten und stärkte ihn), Zeugen seiner Auferstehung, Zeugen seiner Himmelfahrt. Also wird er auch wiederkommen mit viel tausend Engeln. Es ist aber lieblich, dass sich der Engel auf den Stein gesetzt hat, wie ein Mensch, der von großer Arbeit ermüdet ist und sich niedersetzt. Nun werden aber die Engel nicht müde. Warum setzt er sich dann nieder? Er tut's darum, dass der Herr aller Engel selbst geruht hat, und zum Zeichen, dass er mit den Vorübergehenden Sprache halten und ihnen als ein guter Bote Gottes die fröhliche Botschaft bringen will, dass der Herr auferstanden sei. Daran haben die Engel Lust, mit den Menschen zu reden. Nun möchte jemand sagen: Hat denn der Herr nicht aus dem Grabe kommen können, wenn nicht erst ein Engel den Stein abgewälzt hätte? Mit nichten! Vernehmet die Ursachen: Der Herr, der die Bande des Todes zerrissen, die Pforten der Hölle überwunden und den Teufel überwältiget hat, konnte wohl den Stein zermalmen, damit das Grab verschlossen war. Ja, wenn er so groß, wie ein hoher Berg gewesen wäre, hätte er ihn wohl können ins Meer werfen. Sollte ihn ein Stein halten; und der Tod hatte ihn nicht halten können! Der Stein hätte vor ihm zerschmelzen müssen, wie Wachs (Ps. 97, 5). Vor seinem Angesicht fleucht Himmel und Erde (Offenb. 20, 11). Allein hat er wollen das Werk der Erlösung verrichten (Jes. 63, 3). Die Auferstehung Christi ist das Werk unsrer Erlösung. Darum hat er's allein verrichtet. Es war niemand, der mir half, sondern mein Arm half mir. Der Herr hat wollen also majestätisch auferstehen, wie einem allmächtigen Gott wohl ansteht, dass nämlich ihn in seinen Werken kein Mensch sollte begreifen mit aller seiner Weisheit. Die Vernunft konnte dies begreifen, dass er mit seinem heiligen Leibe aus dem Grabe gegangen wäre, nachdem er entweder selbst oder durch einen Engel den Stein abgewälzt hatte. Aber damit keine menschliche Vernunft es begreifen möge, wie er auferstanden, und wir verstehen. lernten, wie seine Majestät, Herrlichkeit und Allmacht unbegreiflich wären und seine Auferstehung auch unbegreiflich, so ist er in dem Erdbeben durch das verschlossene Grab hindurchgegangen ohne jedes Hindernis, über alle Vernunft. Hernach hat er durch den Engel vom Himmel als durch einen Zeugen. seiner Auferstehung den Stein abwälzen lassen. Er bedurfte zu seiner Auferstehung keiner Engel Hilfe. Er ist allmächtig; und wenn der Stein ihn gehindert hätte, so würde er ihn wohl selbst weggeschafft haben. Im Stande seiner tiefsten Erniedrigung, da er mit dem Tode kämpfte, sandte ihm Gott einen Engel, der ihn tröstete. Denn es hieß damals: Du hast ihn zu der Zeit geringer gemacht, denn einen Engel, ja von Gott eine kleine Zeit lassen verlassen sein (Ps. 8, 6); jetzt aber, nun er in den Stand seiner Herrlichkeit tritt, gebraucht er seiner göttlichen Allmacht und beweist sich in seiner Auferstehung als ein mächtiger Sohn Gottes, wie St. Paulus sagt (Kol. 1, 15-19). Darum ist der Stein nicht um seinetwillen hinweggewälzt, sondern um unsertwillen, auf dass der Engel den Weibern das offene Grab zeigte, als ein Zeugnis und Zeichen der Auferstehung des Herrn. Darum setzt sich nun der Engel auf den Stein, solches zu verkünden. Da seht ihr die Kraft seiner Auferstehung, wie herrlich und majestätisch es zugegangen. So wird auch die Kraft seiner Auferstehung am jüngsten Tage unsere Gräber auftun und uns mit unsern unsterblichen Leibern herausführen, dass es keine menschliche Vernunft wird begreifen können. Nicht die Engel, sondern die Kraft der Auferstehung Christi wird unsere Gräber auftun!

4.

Die Gestalt des Engels aber war wie der Blitz, und sein Kleid weiß wie der Schnee. Hierdurch hat der Engel angedeutet die Kraft der Auferstehung Christi, wie denn, als St. Paulus vor seiner Bekehrung nicht glauben wollte die Auferstehung Christi, da schlug ihn ein Blitz zu Boden auf dem Wege nach Damaskus. Der Engel sieht schrecklich und lieblich aus, hat zweierlei Gestalt. Das war ein schrecklicher Engel, der das Paradies bewahrte; er sieht aus, wie ein Blitz. Der Blitz aber hat ein schreckliches Ansehen wegen seiner großen, grausamen Geschwindigkeit; denn wo der Blitz hinschlägt, da durchdringt er alles in einem Augenblick und ver zehrt es so geschwind und schrecklich, dass einer davor erzittert. Diese schreckliche Gestalt hat nun der Engel an sich wegen der Feinde Christi, darum auch die Hüter erschraken und wurden, als wären sie tot. Der Blitz ist ihnen durchs Herz gegangen und hat ihnen alle Kräfte im Leibe verzehret. Wider diesen geschwinden Streich, Blitz und schnelles Geschoss hilft kein Harnisch und kein Panzer. Wenn sie hätten diesem geschwinden Blitz eins versetzen können mit einem Schwert oder Hellebarde, und ihn aufhalten mit einem Harnisch oder Panzer, so wären sie wohl freie Kriegsknechte gewesen und Freifechter; aber dieser geschwinde Blitz ist ihnen ins Herz gegangen, dass ihnen das Herz im Leibe gekracht und gezittert hat. O, ihr elenden Bettler! Wollt ihr den Herrn verwahren und nicht aus dem Grabe lassen und wisset nicht, dass er Engel zu Dienern hat, die mit dem Blitz euer Angesicht schrecken und töten können! Was sollte er selber nicht tun können! Glänzend hauend Schwert der Engel ist der Blitz. Was würde geworden sein, wenn zwölf Legionen solcher blitzenden Engel gewesen! Das lasst mir ein Kriegsheer sein! Ei, schöne Hüter! Der Herr hatte wohl andere Hüter seines Grabes, die heiligen Engel, die auch unsere Gräber und Gebeine bewahren. Ei, wie müssen doch die Hudler gelaufen sein! Wer hätte es sehen mögen! Wie bange muss den Hümplern gewesen sein! Ich glaube, sie haben Spieß und Hellebarde vergessen und fallen lassen.

Wir sollten wünschen und bitten, dass Gott, der Herr, den Türken auch einen solchen Blitz sehen ließe; denn er schreibt sich auch einen Hüter des Grabes des gekreuzigten Gottes. Und wahrlich, wo ihn der Herr, der Gekreuzigte, welchen er lästert, nicht also schlägt und schreckt, so werden wir den Türken nicht leichtlich schlagen. Denn darum hat ihn Gott erweckt, dass Gott ihn selbst schlagen will, wie den Pharao, und Gottes Name soll in allen Landen verkündigt werden. Was Pharao im Alten Testament gewesen ist, das ist der Türke im Neuen Testament. Dieser Blitz ist auch ein Spiegel des jüngsten Tages, wie nämlich die Feinde Christi grausam erschrecken werden vor dem Angesichte des Herrn Christi, wie Offenb. 6, 16 steht: Fallt auf uns, Berge, und verbergt uns vor dem Angesicht des, der auf dem Stuhl sitzt und vor dem Zorn des Lammes; denn es ist gekommen der große Tag seines Zornes; wer kann bestehen!

Die liebliche Gestalt aber des Engels ist sein schön weißes Kleid, ein Vorbild unsers Ehrenkleids, wenn wir den Engeln Gottes werden gleich werden und schöne, verklärte, geistliche Leiber haben, danach wir uns sehnen sollen. Engel bedürfen keiner Kleidung. Darum hat er nicht um seinetwillen, sondern um unsertwillen dies weiße Kleid an. Der Engel hat ein Feierkleid an, ist in solcher Gestalt erschienen, hat sich also auf das Fest geschmückt, anzuzeigen, dass wir im ewigen Leben auch solche weiße Kleider werden anhaben.

5

Unterdessen, da dies geschieht, kommen die Weiber zum Grabe. Denn das Erdbeben, die Abwälzung des Steins, Eröffnung des Grabes, Verjagung der Hüter, alles ist geschehen, ehe die Weiber kommen. Es ist dies eine herrliche Lehre, dass der Weg allen bereit ist, die den Herrn suchen. Da nun die Weiber kommen und sich sorgen, wer ihnen den Stein abwälze, nahen sie zum Grabe und sehen, dass das Grab offen ist und der Stein abgewälzt. Da ist der schreckliche Engel hinweg. Und sie sehen zwei andere Engel im Grabe, welche zu ihnen sagen: Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten! Es ist das erste Argument, dass es ungereimt, töricht und läppisch ist, den Lebendigen bei den Toten suchen. Danach sagen die Engel: Gedenkt an sein Wort, da er euch gesagt, er müsse am dritten Tage auferstehen. Das sind zwei herrliche Argumente, davon das eine sich gründet auf eine wunderbare Tatsache, das andere auf des Herrn Wort. Dieser ist lebendig, der Brunn des Lebens, der Fürst des Lebens; darum ist er im Totengrabe nicht zu suchen (Apostelgesch. 3, 15). Ich bin, spricht der Herr selbst, der Erste und der Letzte und der Lebendige; ich war tot und siehe, ich lebe von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel der Hölle und des Todes (Offenb. 1, 17. 18). Ist denn nun Christus der Lebendige, ei, so müssen wir ihn auch nicht bei den Toten suchen, das ist bei denen, die nur mit irdischen toten Werken und mit vergänglichen Dingen umgehen. So steht das Papsttum nur auf dieser Welt Reichtum, Ehre und Herrlichkeit. Bei solchen toten Dingen wirst du Christum nicht finden. Ebenso auch nicht in allen Dingen, die zu dieser vergänglichen Welt gehören. Er ist nicht in Pracht, in Kleidern, in weltlichen Dignitäten1), in weltlicher Ehre, Reichtum, Herrlichkeit, Wollust. Das sind eitel Totengräber. Da wirst du Christum nicht finden. Suche ihn bei denen, die das lebendige Wort und den Geist Gottes haben und himmlische, geistliche Dinge mehr achten denn die Welt. Ist er lebendig, suche dein Leben in ihm: Ich lebe, und ihr sollt auch leben; denn Christus ist unser Leben (Joh. 14, 19; Phil. 1, 21). Darum nennen ihn die Engel den Lebendigen, und Gott, der Herr, wird oft genannt der lebendige Gott, auch Christus des lebendigen Gottes Sohn, um anzudeuten, dass er der Ursprung des Lebens sei und alles, was da lebt, das Leben von ihm habe und außer ihm kein rechtes und wahres Leben sei. Psalm 36, 10: Bei dir ist die lebendige Quelle! -

Das andere Argument ist vom Worte Gottes: Denkt ihr nicht, sagt der Engel, dass der Herr gesagt hat, er wolle am dritten Tage auferstehen! Wer Gottes Wort vergisst, der irrt leichtlich und fehlt des Weges zur Seligkeit. Selig aber ist der, der Gottes Wort bewahrt; dadurch bewahrt er seine Seligkeit und den Glauben. Darum steht hier: Und sie gedachten an sein Wort! Da ist das glimmende Docht des Glaubens wieder aufgeglimmt, gleich als wenn man durch den Atem ein Fünklein wieder aufbläst. So ist die Stimme derer, die uns Gottes Wort erinnert, dadurch der Glaube gestärkt wird.

6.

Sie gehen mit großen Freuden von dem Grab. Freude ist eine Frucht der Auferstehung des Herrn. Wer sich jetzt freut, in dem lebt Christus, der fühlt die Frucht seiner Auferstehung in seinem Herzen.

Da nun die Weiber diese fröhliche Botschaft gehört, gehen sie eilend hin, solches den Jüngern zu verkündigen. Der Glaube bricht hervor als ein Feuer und kann nicht verborgen. bleiben. Die Jünger aber, die Elf, da sie es hören, däucht es ihnen eben, als wenn es ein Märlein wäre. Wie kann doch unsere blinde Vernunft Gottes Werk gar nicht begreifen, ehe sie vom Heiligen Geist erleuchtet wird! Der Geist Gottes muss göttliche Dinge begreifen; einem natürlichen Menschen ist es unmöglich. Die Ursache ist, er hat keine Mittel, dadurch er göttliche Dinge fasse. Dies Mittel ist allein der Heilige Geist. Darum, ehe die Apostel geistliche, göttliche, himmlische Dinge fassen konnten, musste erst der Heilige Geist über sie ausgegossen werden, welcher nun in der heiligen Taufe auch über uns ausgegossen ist, dass wir geistliche Dinge fassen mögen. -

Seht aber ferner die Kraft der Auferstehung Jesu Christi! Sie laufen, die beiden Jünger, Johannes und Petrus, hin zum Grabe, immer einer schneller denn der andere, und kommen zum Grabe. Johannes guckt hinein; Petrus aber ermannt sich und geht hinein; und sie finden die Leinen, darin der Leichnam Jesu eingewickelt gewesen, wie ihn Joseph von Arimathia darein eingewickelt, an einem Örtlein liegen, fein eingewickelt, und das Schweißtuch, so dem Herrn Jesu in seinem Begräbnis um das Haupt gebunden war, an einem besonderen Örtlein liegen. Die balsamierten und vermyrrhten Tücher bedeuten das Kreuz. Die Trübsale der Frommen sind das hinterbliebene Heiligtum des Herrn Christi, die er in der Welt hinter sich gelassen hat.

Verklärte Leiber bedürfen keiner irdischen Kleidung und Verhüllung mehr, sondern ihr Kleid ist Licht, Glanz, Klarheit und Herrlichkeit. Damit werden auch wir angezogen werden, auf dass wir ähnlich werden dem verklärten Leibe Jesu Christi. Das ist eine herrliche Kraft der Auferstehung Christi!

Die Engel sprachen zu den Weibern: Entsetzt euch nicht, ihr sucht Jesum von Nazareth, den Gekreuzigten. Engel haben Lust, den Namen Jesu zu nennen, und sagen: Von Nazareth, das ist, den verlobten Heiligen Gottes. Die Engel haben Lust, vom Kreuz Christi zu predigen darum, dass im Kreuz Christi aller Gläubigen Ehre und Herrlichkeit steht. Wenn alle Engel vom Himmel kämen, so würden sie nichts andres predigen, als Gottes Wort und den gekreuzigten Jesum. Kommt her und seht die Stätte, da der Herr gelegen. Hier nennen sie ihn einen Herrn, denn alle Zungen sollen bekennen, dass Jesus Christus der Herr sei zur Ehre Gottes, des Vaters! (Phil. 2, 11.)

Die Engel sagen: Verkündigt's seinen Jüngern und Petro. Die Engel freuen sich über die armen Sünder, die Buße tun. Ach, sagen die Engel, dass doch der arme Petrus, der größte Sünder, der den Herrn verleugnet hat, ja bald getröstet werde. Engel haben alle die herzlich lieb, die Christum lieb haben. Denn wenn ein Engel seinen Menschen verliert, dessen Hüter und Wächter er ist, so wird er sehr betrübt; und wenn er wieder gefunden wird durch Buße, so freut er sich (Luk. 15, 10).

Die Engel sagen, der Herr werde vor ihnen hergehen in Galiläa, wie er ihnen gesagt hat. Die Engel erinnern uns des Wortes Gottes. Dies ist ein Spiegel, welch ein herrlich Gespräch wir mit den Engeln haben werden im ewigen Leben.

Endlich aber kommt der Herr selbst und erscheint der großen Sünderin Maria Magdalena und predigt von drei herrlichen Früchten seiner Auferstehung. Die erste ist seine Brüderschaft; denn er sagt: Gehe hin und sage es meinen Brüdern. Die andere ist die Kindschaft, denn er spricht: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater. Die dritte ist die Versöhnung mit Gott, denn er spricht: Zu meinem Gott und zu eurem Gott. Die Brüderschaft des Herrn steht in seiner herzlichen Liebe und Treue; denn wo nicht Liebe und Treue ist, da ist auch keine Brüderschaft. Die Kindschaft steht in dem ewigen Erbe, wie St. Paulus sagt: Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben (Röm. 8, 17); denn wo keine Kindschaft ist, da ist auch keine Erbschaft. Die Versöhnung steht in der Bezahlung, denn wo keine Bezahlung ist, da ist keine Versöhnung. Der Bezahlung Frucht aber ist Vergebung und Gnade. Wer nun die Brüderschaft des Herrn Christi, das ist seine große Liebe und Treue, könnte recht bedenken, wie er sein Leben für uns gegeben, unsere Sünde auf sich genommen, ja von uns genommen hat, wie er unsere Schmach, die Schande und Strafe der Sünde getragen, solche unaussprechliche Angst und Pein, und hat den Tod selbst erlitten, der mag wohl sagen, dass er einen Bruder hat, der ein Bruderstück an ihm bewiesen. Wo kann größere Liebe und Treue sein, denn wenn einer für den andern stirbt, und nicht eines gewöhnlichen Todes, sondern eines solchen schrecklichen, schmählichen Todes, da einer ein Fluch und Gräuel wird! An dieser Liebe und Treue werden wir in Ewigkeit genug zu lernen haben. Siehe, das ist seine Liebe; wo ist nun deine Gegenliebe gegen ihn? Prüfe und frage dein Herz, wie lieb du ihn hast. O du armer, undankbarer Mensch, hast du deinem treuen, lieben Bruder auch einmal für seine große Liebe gedankt und für seinen so schmählichen Tod? Ist das der Dank, dass du ihn lästerst, ja dich des Herrn schämst? Er fordert ja nicht mehr von dir, denn dass du es nur bedenkest, welch ein Bruderstück und große Treue er an dir getan, und fordert nichts mehr dafür, denn Dank. Alle Heiligen im Himmel werden an dieser Treue in Ewigkeit genug zu loben und zu preisen haben! Siehe, du sollst dich vor Christo und seiner großen Herrlichkeit nicht fürchten, wenn er wiederkommen wird. Ist er doch dein Bruder ewig, nicht allein in seiner Niedrigkeit auf Erden, sondern auch jetzt im Stande seiner Herrlichkeit; gleichwie Joseph sowohl ein Bruder blieb in seiner Herrlichkeit, denn da er ein armer Hirte war, und sprach zu seinen Brüdern: Fürchtet euch nicht; ich bin Joseph, euer Bruder. - Für solche treue Dienste können wir Christo keine andere Wiedervergeltung tun, als durch Dankbarkeit.

Wenn du danach die Kindschaft bedenkst, davon der Herr sagt: „Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater,“ und das ewige Erbe, darin die Kindschaft besteht, ach, lieber Gott, wie ist das eine so große Frucht der Auferstehung Christi! Was ist es, wenn du gleich ein Erbe der ganzen großen Welt wärst, und die Welt verginge im Feuer, wo bliebe dann dein Erbe! Darum spricht Petrus: GeLobt sei Gott, der uns neugeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi, zu einem unbefleckten, unvergänglichen, unverwelklichen Erbe! (1. Petri 1, 3.) O, wie werden die Auserwählten ihrem lieben Bruder danken an jenem Tage, dass sie durch ihn das schöne Erbe bekommen haben, wenn sie anschauen werden die unaussprechliche Herrlichkeit und ewigen Güter, Freude und Wonne, die schöne Wohnung Gottes, das schöne Paradies, ihre verklärten Leiber, voller Ehre und Gnade! Da werden wir den Spruch recht verstehen: „Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater,“ wenn wir unsers Vaters Erbe einnehmen. Wer überwindet, der soll es alles ererben (Offenb. 21, 7) und soll essen von dem Baum des Lebens, der mitten im Paradiese steht!

Wie werden die Auserwählten diesem unserm herzlichen Bruder danken, wenn sie anschauen und empfinden werden, wie lieblich die Versöhnung, Huld und Gnade Gottes sei! Sie wird uns so hoch erfreuen, erquicken, trösten, stärken, dass wir sagen werden: Nun erfahren wir, dass Gottes Güte besser sei, denn Leben (Ps. 63, 4). Wie lieblich ist es, einen gnädigen Gott haben! Wie schrecklich ist es, ewig, ewig unter dem Zorne Gottes leben als die Verdammten in dem gräulichen, stinkenden, höllischen Pfuhl! O, wie werden die Auserwählten ihrem Herzensbruder dafür danken, für die Versöhnung, Bezahlung, Erlösung, wenn sie den höllischen, feurigen Pfuhl, das ewige Feuer sehen werden, davon sie erlöst sind durch das Blut Christi, ihres lieben Bruders! Darum verstehe diesen Spruch recht: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott!

Wie könnte nun den armen Sündern ein größerer Trost widerfahren, denn die Brüderschaft, die große Liebe und Treue des Herrn Christi, die hochwürdige Kindschaft und das ewige Erbe, die Versöhnung, Huld und ewige Gnade Gottes, die alle Lieblichkeit, Süßigkeit und Freude übertrifft! Darum erscheint der Herr am ersten der großen Sünderin Maria Magdalena, damit er bezeugt, dass er alle armen Sünder zu sich locken und ihr trauriges Herz mit ewiger, himmlischer Freude erfüllen und stärken wolle.

Wir wollen beschließen mit dem 16. Psalm (V. 8 ff.): Ich habe den Herrn allezeit vor Augen; denn er ist mir zur Rechten, darum werde ich wohl bleiben. Darum freut sich mein Herz und meine Ehre ist fröhlich; auch mein Fleisch wird ficher liegen. Denn du wirst meine Seele nicht in der Hölle lassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger verwese. Du tust mir kund den Weg zum Leben; vor dir ist Freude die Fülle und lieblich Wesen zu deiner Rechten ewig! Amen.

1)
Würden
Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/a/arnd/arndt-predigt_ostern.txt · Zuletzt geändert:
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain