Ahlfeld, Friedrich - Das Alter des Christen - Vorrede.

Ahlfeld, Friedrich - Das Alter des Christen - Vorrede.

Euch, meinen verehrten und lieben ältern Freunden, und Euch, den Gefährten meiner Jugend, widme ich dieses Büchlein. Nennen kann ich Euch nicht alle; es leben aus den verschiedenen Stationen des Lebens noch Viele, denen ich mit inniger Liebe und zu herzlichem Dank verbunden bin. Den Anstoß zu dieser Arbeit hat mir ein teurer Entschlafener gegeben. Als ich nach langen Jahren C. F. Göschels an tiefer Psychologie so reiches Büchlein: „Über das Alter“ wieder las, kam mir der Gedanke: „Du möchtest dasselbe Thema einmal in populärerer Form behandeln!“ Wiederum ein lieber nun auch entschlafener Alter, Jacob Grimm, hat mir in seinen trefflichen Reden auf seinen Bruder Wilhelm und über das Alter manchen schönen Beitrag aus dem reichen Schatze germanischer Anschauung über diesen Schlussteil des Lebens gegeben. Geschrieben sind ferner diese Blätter über das letzte Stück vom Leben auf dem letzten Stücklein deutscher Erde, auf Wittow nämlich, der nordöstlichen Halbinsel von Rügen, wo ich in diesem Sommer einen Ferienmonat verlebte.

Ihren Inhalt anlangend sind sie ein Mosaik von Gedanken und Bildern aus alter und neuer Zeit. Ich bin weit entfernt, mir über alle ein Eigentumsrecht anzumaßen. Bei vielen habe ich auf ihren rechten Vater hingewiesen, bei andern auch nicht. Ich wollte nur, dass das Mosaik symmetrischer gefügt und feiner geschliffen wäre, als es mir nun selbst beim gesamten Überblick erschienen ist! Dass übrigens gar manche geistige und leibliche, gesunde und krankhafte Züge aus der Gestaltung des Alters, und oft vielleicht recht feine, übersehen sind, unterliegt keinem Zweifel. Ich habe nur den Hauptstrom der gewöhnlichen Entwicklung verfolgen können.

Der Zweck des Büchleins ist ein doppelter. Die Jungen soll es antreiben, sich frühe auf ein gesegnetes Alter zu rüsten. Den Alten soll es die Gefahren, die Aufgaben und die Hoffnung des Alters vor die Augen stellen. Möchte es doch dem Einen und dem Andern ein Mithelfer werden, frisch und fröhlich durch das Abenddunkel und die letzte Nacht hindurchzugehen! Achtet es Jemand der Mühe wert, ein Urteil darüber auszusprechen, so wünsche ich, dass er wenigstens das 50ste Jahr überschritten und Etwas von den Tagen erfahren habe, von welchen wir sagen: „Sie gefallen uns nicht.“

Du aber, lieber Herr, unser Freund und Gefährte von der Wiege bis zum Grabe, segne meinen Ausgang und Eingang aus Gnaden. Amen. Leipzig, den 19. November 1867.

D. Fr. Ahlfeld.

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