Simons, Menno - Antwort auf die Beschuldigung, daß wir unser Güter gemein haben.

Simons, Menno - Antwort auf die Beschuldigung, daß wir unser Güter gemein haben.

Diese Beschuldigung ist falsch und ohne alle Wahrheit. Die Gemeinschaft der Güter lehren und handhaben wir nicht, sondern wir lehren und bezeugen mit des Herrn Wort, daß alle wahrhaften Christen Eines Leibes Glieder sind, durch Einen Geist zu Einem Leibe getauft, Eines Brotes theilhaftig sind und Einen Gott und Einen Herrn haben.

Ist es denn also, so ist es christlich und billig, daß sie sich untereinander mit göttlicher Liebe lieben, und daß das eine Glied Sorge trage für das andere, denn beide die Schrift und die Natur lehren also.

Lieber Leser, es ist keine Weise und Gebrauch, daß ein kluger und vernünftiger Mensch die Hälfte seines Leibes mit Kleidung versorge, und lasse die andere Hälfte nothdürftig und nackt, ach nein, ein solcher besorgt alle seine Glieder. Also muß es auch unter ihnen sein, die des Herrn Kirche und Leib sind. Alle, die aus Gott geboren, mit des Herrn Geist beschenkt und begabt sind, die stehen durch die Liebe bereit, ihren Nächsten zu dienen, nicht allein mit Geld und Gut, sondern auch nach des Herrn Vorbild mit Tod und Blut. Sie beweisen Barmherzigkeit und Liebe, so viel an ihnen ist. Sie lassen keinen Bettler unter sich sein; sie nehmen die Fremdlinge in ihre Häuser auf; sie trösten den Betrübten und brechen dem Hungrigen ihr Brot.

Sehet, solche Gemeinschaft lehren wir, und nicht, daß Einer des Andern Land und Güter einnehmen und besitzen soll. Diese Liebe, Barmherzigkeit und Gemeinschaft lehren und haben wir nun schon seit siebzehn Jahren in solcher Form und Weise gehandhabt. Dem Herrn sei ewig Dank, daß, wiewohl unsere Güter zum größten Theil geraubt sind, und noch täglich geraubt werden, mancher fromme Vater und Mutter mit Feuer, Wasser und Schwert umgebracht wird, und wir keine sichere Wohnstätte haben, wie man sagen kann, dazu auch theure und schwere Jahre sind, dennoch kein Frommer noch der Frommen nachgelassene Kinder, die zu uns gebracht sind, unter uns gebettelt haben. Wenn dies nicht christlich handeln und Recht thun heißt, so mögen wir das ganze Evangelium und unsere christlichen Namen wohl liegen lassen und sagen, daß das Leben aller Frommen eitel Phantasie und Träumerei ist. Dies schrieb ich unsern Verleumdern zur Beschämung, weil sie in ihrer Bitterkeit so verblendet sind und das Gute in Böses verändern.

Quelle: Mannhardt, J. - Stimmen aus der Reformationszeit.

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