Müller, Heinrich - Von großer Wissenschaft.

Müller, Heinrich - Von großer Wissenschaft.

Viel Wissens, wenig Gewissen.

Sind zwei gute Freunde, und wohnen gemeiniglich bei einander. Du rühmst dich deiner großen Wissenschaft. Die Teufel wissen mehr als du, und müssen doch ewig in der Hölle brennen. Was nützt dein Vielwissen, wenn kein Gewissen dabei ist? Weißt du nicht was Christus sagt: Der Knecht, der des Herrn Willen weiß und thut ihn nicht, wird viel Streiche empfangen? Du hast die Schrift studirt, aber hast du auch den innern geheimen Verstand gefaßt? Was nützt sie im Gehirn, und auf der Zunge, wenn sie nicht im Herzen ist? Die Liebe übertrifft das Wissen. Liebe bessert, Wissen bläht auf. 1. Cor. 8, 1. Wie das Wasser die Kraft des Weins dämpft, daß er nicht trunken mache; so muß die Liebe das Wissen bezwingen, daß es nicht aufblähe. Keine Wissenschaft bessert ohne Liebe. Wie die Speise den Leib nicht ernährt, wenn sie nicht durch die natürliche Hitze verdaut wird, so nützt keine Wissenschaft, wenn sie nicht das Feuer der göttlichen Liebe in sich hat. Ach was erhebst du dich deiner Wissenschaft halber? Eine kleine Krankheit kann dein Haupt schwächen, deinen Verstand brechen, dein Gedächtniß verderben. Was brüstest du dich? Wie viel du immer weißt, ist doch alle deine Wissenschaft nur Stück, und Kinderwerk, 1. Cor. 13, 9. und wo bleibt deine Wissenschaft nach dem Tode? Wie bald wird ihrer vergessen? Wer sich einbildet, er wisse was, der weiß noch nicht, was er wissen soll. Nichts wissen, ist das höchste Wissen. Du weißt Alles. Kennst du auch dich selbst? Je mehr du dich bemühst die Dinge zu wissen, die außer dir sind, je mehr vergißt du dein selbst, und deines inwendigen Grundes. Du weißt Alles. Kennst du Gott auch? Alle Weisheit außer Gott ist Thorheit, denn sie führt von der wahren Weisheit ab. Fürchte Gott. Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang. Siehe zu, daß du hie mit Gott vereinigt werdest durch den Glauben, so wirst du dermaleins in Gott Alles sehen und verstehen. Wie du ohne die Sonne die Sonne nicht sehen, und ohne Wasser auf dem Wasser nicht fahren; so kannst du Gott ohne Gott nicht erkennen. Drum bitte ihn, daß er dich erleuchte. Laß die Creatur dir ein Spiegel sein, darin du Gott beschaust. Er ist aller Dinge Ursprung, und in ihm ist alles Gute unendlich besser, als in allen Dingen. Was du Gutes weißt, das übe; Wissenschaft ohne That ist eine Wolke ohne Regen, ein Baum ohne Frucht. Ich will allezeit dafür halten, daß ich nichts weiß, auch nichts begehren zu wissen, als nur Jesum den Gekreuzigten. So weiß ich genug, ob ich gleich sonst nichts wüßte.

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