Zinzendorf, Nikolaus von - Glück bei Jesus

Zinzendorf, Nikolaus von - Glück bei Jesus

Wer also den Heiland hat und bei ihm bleibt, der ist glückselig und vergnügt. Nur müssen die alttestamentlichen Ideen von guten Tagen bei einer Seele, die den Heiland gesucht und in ihm ihre Seligkeit gefunden hat, ganz auf die Seite gesetzt werden, denn sie treffen nicht zu. Wir können so selig sein, wenn wir krank sind, als wenn wir gesund sind; wenn wir lange hier bleiben, als wenn wir bald aus der Zeit gehen. Es kommt nur darauf an, wie uns der Heiland braucht, und auf uns gerechnet hat, das oder jenes zu tun für ihn; daß man arm oder reich ist, wo man heute wohnt und wo man morgen ist, das ist alles einerlei, so bald man sich allein zu besorgen hat. Leute in der Welt, die es aufs reich zu werden anstellen, oder wenigstens einen Prospekt dazu haben, die haben ein mühseliges Leben, die können nicht immer vergnügt sein, es geht ihnen so manches zurück, sie müssen ihre Gedanken zu sehr anspannen, wo ein Nutzen zu schaffen oder ein Schaden zu verhüten ist, die haben schwere Tage, das macht sie oft kricklich und unaufgeräumt. Daher muß man Mitleiden mit ihnen haben, wenn sie nicht immer wohlgemut und conversabel sind. Sie haben's nicht so gut wie Kinder Gottes, die im gehörigen Gange gehen, auf ihres Herrn Auge und auf seinen Wink sehen, und einen Tag wie den andern aus seiner Hand leben; die können vergnügt und aufgeräumt sein. Nur alsdann, wenn einem der Heiland seine Nähe wieder entziehen muß, aus was Ursach es auch sei, so ist eines unselig, betrübt und verlegen, man ist zu der Zeit in allem, was man zu tun hat, nur halb. In Dingen, darin andere Leute ordentlich sind, ist man confus und macht lauter schlechte Sachen, nicht weil man so gar keinen Verstand, Lust und Geschick zur Ordnung hätte, sondern bloß darum, weil man ein Kind Gottes ist, und ist doch nicht in seinem Element. Was wären wir doch, wenn kein Heiland wär? unbrauchbare Menschen, auf die sich gar nicht zu verlassen ist. Ja, es kann eine oder die andere auserwählte Seele, die wohl nicht mehr verloren geht, doch sich ein schweres Leben machen, daß sie ihrer ewigen Seligkeit hier in der Zeit beinahe nicht froh wird. Das geschieht durch allerhand übergebliebene Unartigkeiten, die ihr hernach zu Gemüte gehen, sie niederdrücken, und sie nicht recht selig und fröhlich sein lassen.

So gibt das auch ein trübes und ängstliches Leben, wenn Kinder Gottes ihre eigenen Samen lieb haben, und wählen gern selbst, nach vorzüglicher Neigung zu diesem oder jenem Orte oder Amte oder Verrichtung; da kann ihnen der Heiland nicht nach seinem Herzen raten, sondern muß sie lassen ihren selbsterwählten Gang gehen. Wer dies und jenes von Eigenwillen in den Rat des Herzens hineinmengt, der ist auf allen Ecken ein geplagter Mensch. Hingegen, wenn man des Heilandes Sinn weiß, und hat ein gehorsames Herz, so ist man ein glückseliger Mensch.

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