Kohlbrügge, Hermann Friedrich - Der verheißene Christus - 1. Predigt über 1. Buch Mosis, Kap. 3, Vers 15.

Kohlbrügge, Hermann Friedrich - Der verheißene Christus - 1. Predigt über 1. Buch Mosis, Kap. 3, Vers 15.

Gehalten am 18. November 1849.

Gesang vor der Predigt.

Lied 30, Vers 2-4.

Wie sträubte sich die alte Schlang,
Als Christus mit ihr kämpfte?
Mit List und Macht sie auf ihn drang,
Jedennoch er sie dämpfte.
Ob sie ihn in die Ferse sticht,
So sieget sie darum doch nicht,
Der Kopf ist ihr zertreten.

Im Leben Christ kommt hervor,
Die Feind nimmt er gefangen,
Zerbricht der Höllen Schloss und Tor,
Trägt weg den Raub mit Prangen.
Nichts ist, das in dem Siegeslauf
Den starken Feld kann halten auf,
All' liegt da überwunden.

Des Todes Gift, der Höllen Pest
Ist unser Heiland worden;
Wenn Satan auch noch ungern lässt
Von Wüten und von Morden,
Und da er sonst nichts schaffen kann,
Nur Tag und Nacht uns klaget an,
So ist er doch verworfen. 1)

Zwischen-Gesang.

Lied 3, Vers 1.

Herr Jesu Christ! dich zu uns wend,
Den Heil‘gen Geist du zu uns send;
Mit Lieb und Gnad, Herr, uns regier,
Und uns den Weg zur Wahrheit führ. 2)

Wir haben bald Weihnachten. Alsdann betrachten wir die große Wahrheit, welche Johannes so ausspricht: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns voller Gnade und Wahrheit“. Ihr werdet es darum angemessen finden, dass wir, gleichsam zur Vorbereitung auf das Fest in dieser Morgenstunde jene Worte erwägen, in welchen das Wort, welches Fleisch wurde, allererst in die Welt verkündet wurde.

Diese Worte sind und von unserer Jugend an bekannt und ihrer Einfachheit wegen meinen wir, wir verständen sie; wenn wir sie indes näher betrachten, werden wir doch gestehen, dass es uns selbst an der erforderlichen Einfachheit und Einfalt mangelt, um den reichen und großen Inhalt dieser Worte nach Gebühr zu fassen, und dass in den einfachen Worten Gottes ein Trost und eine Stärke liegt, welche wir nicht geahnt hatten.

So lauten sie aber nach

1. Buch Mosis Kap. 3, Vers 15:
Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe, und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.

Gott redet hier zu der Schlange und indem er zu der Schlange redet, redet er zu dem Teufel, der sich der Schlange bedient hatte. Solches beweisen wir aus den Worten unseres Herrn selbst, Joh. 8, Vers 44: „Ihr seid von dem Vater dem Teufel, und nach eures Vaters Gelüsten wollt ihr tun; derselbige ist ein Mörder von Anfang er ist ein Lügner und ein Vater der Lügen“. Ebenso ist es im Hinblick auf die Verführung im Paradiese, dass Johannes in seiner Offenbarung, Kap. 12 schreibt: „Die alte Schlange, die da heißt der Teufel und Satanas, der die ganze Welt verführt“.

Da demnach der der Schlange angesagte Kampf nicht mit der Schlange als solcher zu führen war, sondern mit dem Teufel, dem Fürsten dieser Welt, dem Beherrscher der Finsternis, dem Fürsten der Gewalt der Luft, so würde es vergeblich sein den über den Teufel obsiegenden Weibessamen unter Adams Nachkommenschaft, oder auch unter den Gläubigen aufzusuchen. Denn welcher unter uns Menschen würde solchen Kampf aufnehmen, oder welcher unter den Gläubigen und Heiligen hat je Macht in sich gehabt dem Teufel den Kopf zu zertreten? Da sehen wir schon auf den ersten Blick, dass der verheißene Weibessame niemand anders ist und sein kann, als unser Herr und Heiland Jesus Christus. - Das bezeugt der Apostel klar, wenn er schreibt: „der Gott des Friedens zertrete den Satan unter eure Füße in kurzem“3). Er schreibt nicht: Ihr aber mögt den Satan unter eure Füße zertreten, sondern: der Gott des Friedens zertrete den Satanas unter eure Füße; das ist: er zertrete den Satanas, dass ihr ihn zertreten unter eure Füße bekommt. Ihr seht, dass der Apostel seine Worte den Worten unseres Textes entnimmt, dass er die Stelle „Derselbe soll dir den Kopf zertreten“ vor seinem Geiste hat. Hat er diese Worte vor seinem Geiste, so wissen wir auch von ihm, wen wir unter dem Weibessamen zu verstehen haben.

Der Apostel nennt ihn bald darauf, wo er schreibt: „Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sei mit euch“. So ist denn der Weibessame unser hochgelobter Herr und Heiland Jesus Christus, und ihn nennt der Apostel den Gott des Friedens, weil er unseres Friedens Urheber, Darsteller und Handhaber ist.

Da dieses feststeht, ist es mir angelegen, euch, meine Geliebten! allererst aus diesem Evangelio, welches im Paradiese offenbart wurde, die Geheimnisse zu entfalten, welche darin eingeschlossen liegen. Der leidende, sterbende und überwindende Emmanuel ist es, der uns hier in aller seiner Herrlichkeit gepredigt wird.

Wir sehen in diesem Evangelio seine wahrhaftige Menschheit, denn es heißt von Eva: ihr Same; er sollte aus Eva hervorkommen dieser Same, folglich wahrer Mensch sein.

Wir sehen in diesem Evangelio nicht weniger seine wunderbare Empfängnis und Geburt: denn es ist hier nicht die Rede von Adams Samen, sondern es heißt ausdrücklich vom Weibe: ihr Same; folglich musste er ohne Mannes Zutun, er musste aus einer Jungfrau durch Herabkommen des Heiligen Geistes empfangen und geboren werden.

Zugleich geht daraus hervor, dass er nicht ein Mensch sein würde wie wir, irdisch, ein Mensch von hienieden; wir sehen ihn hier vielmehr angekündigt als den „Aufgang aus der Höhe“, als den „Herrn vom Himmel“. Er konnte nicht ein Mensch sein wie wir, ein Sünder; wir sehen ihn vielmehr hier als „den Menschen, der in der Höhe Gott der Herr ist“. Denn es ist offenbar, dass ein irdischer, sündiger Mensch in dem Kampfe mit der Schlange erliegen musste, noch bevor er begonnen.

Zugleich sehen wir aber aus demselben Evangelio, dass er den Brüdern in Allem gleich sein würde und versucht werden wie wir: denn sollte der Teufel ihn in die Ferse stechen, so würde er den Biss der Schlange ebenso wie wir empfinden und fühlen.

Weiter sehen wir, dass er stärker denn alle Kreaturen, und zu gleicher Zeit der wahrhaftige Gott sein würde: denn, wenn Jemanden in die Ferse gestochen ist, so hat er keine Kraft mehr der Schlange den Kopf zu zertreten, sondern er muss fallen und sterben; tut er es dennoch mit zerstochener Ferse, so muss er mehr und stärker denn alle Kreaturen, das ist, wahrhaftiger Gott sein.

Ferner sehen wir, dass dieser Same unaussprechlich leiden und auch sterben würbe: denn der Biss der Schlange verursacht namenlose Schmerzen und hat den Tod zur Folge.

Solches Leiden und Sterben würde aber ein Leiden und Sterben an unserer Stelle sein, also ein Leiden und Sterben für unsere Sünden; denn Derjenige, welcher Macht hat mit durchbohrter Ferse der Schlange den Kopf zu zertreten, tut dies nicht für sich selbst, sondern für Andere, sonst würde er sich gar nicht in die Ferse stechen lassen. Und so sehen wir auch daraus, dass dieses Leiben und Sterben ein ganz freiwilliges sein würde.

Weiter sehen wir, dass dieses Leiden und Sterben ein versöhnendes und genugtuendes sein würde, ein solches, welches Gott die Ehre wiederbringt und alles wiederherstellt: denn woher der Antrieb und die Wut der Schlange, ihn in die Ferse zu stechen, wenn nicht aus diesem ihrem Bewusstsein, dass, sobald als es ein Ende haben würde mit ihrer List, Macht und Gewalt, Gottes Zorn von seinem gefallenen Geschöpfe abgewendet, Gott wieder versöhnt sein würde, und dass Gott seine Ehre wieder haben würde.

Auch sehen wir aus diesem Evangelio, dass Keiner, im Himmel oder auf Erden, weder Mensch noch Engel, im Stande gewesen wäre uns zu erlösen, auch dass Niemand ihm an unserer Erlösung geholfen hat: denn wir erblicken ihn hier, wie er die Kelter tritt allein, ohne Helfer.

Es strahlt uns aus diesem Evangelio in die Augen, dass es mit dem Weibessamen in diesem Kampfe aufs Äußerste gekommen ist, und dass es ein „wunderlicher Krieg“ gewesen, wo dem Anscheine nach der Sieg lange zweifelhaft war: denn in welcher Not muss Derjenige sein, der einer so gewaltigen Schlange den Kopf zu zertreten hat, obschon ihm die Ferse zerstochen ist.

Aber der Sieg ist uns hier ebenso klar und deutlich angekündigt: „Der soll dir den Kopf zertreten“. Der soll es tun; das ist: ich habe ihn dazu gegeben, dazu bestimmt, „ich will ihn dazu kommen lassen, gegen ihn wird es dir nicht gelingen“; so sehen wir denn aus diesem Evangelio, dass der Schlangenkopf-Zertreter von Gott gegeben ist und dass es der Ratschluss seiner Liebe ist, dass er für uns es ausführe.

Ist aber dem Teufel der Kopf zertreten, so ist zu gleicher Zeit Alles zertreten, was in diesem Kopfe steckt. Was steckt aber in diesem Kopf? Die List, den Menschen zu verführen von dem ewigen Gebot; die List, ihn zu berücken, dass er des Gebotes Gottes vergesse und dass er Gott in Verdacht nehme; die List, den Menschen in dieser Weise von Gott, seinem Leben, zu entfernen und zu entfremden; die Lügenlehre, dass ein Mensch durch seine Kenntnis von Gutem und Bösem Gotte gleich werden könne, um ihn also aufzublähen, dass er auf eigne Kräfte und eignen Willen vertraue, und somit ist der Schlangenkopf erfüllt von Mord. - Und was steckt noch mehr in diesem Kopfe? Will er etwa nur den Menschen unglücklich machen? - Nein, es ist da alles Feindschaft wider Gott, er wollte Gottes Werk zerstört wissen - um Gott nicht leben und herrschen zu lassen in seiner Ehre, Macht, Wahrheit, Güte und Souveränität.

Aus diesem unserm Evangelio ersehen wir nun, dass ihm dieses Alles doch fehlschlagen wird. Er wird nicht mehr verführen können, Gott wird seine Ehre wieder haben, das Gesetz des Geistes des Lebens, die Gnade wird herrschen. Das ewige Leben wird Einer für die Seinen von nun an aufbewahren um es ihnen zu schenken, der Teufel wird das Gebot nicht mehr falsch auslegen können, und die Kraft des Todes wird ihm gänzlich genommen werden, indem er selbst wird getötet, zunichte gemacht werden; wie der Apostel Paulus schreibt: „Dass er durch den Tod die Macht nähme dem, der des Todes Gewalt hatte, das ist, dem Teufel, und erlöste die, so durch Furcht des Todes im ganzen Leben Knechte sein mussten“; und der Apostel Johannes: „Dazu ist der Sohn Gottes erschienen, auf dass er die Werke des Teufels zerstörte“.

Dieses Alles und noch so vieles, was die Eva mehr denn wir darin mag gesehen haben, ist ausgesprochen, ist uns angekündigt in diesem paradiesischen Evangelio.

Und nun die Feindschaft zwischen dem Teufel und dem Weibe, zwischen seinem Samen und ihrem Samen. Woher ist sie? Woher anders als aus dem Grimm des Teufels darüber, dass eben der Weibessame dies alles ausführen werde, weil Gott ihn dazu hingeben, bestimmen und ausrüsten werde?

Betrachten wir die Ursache der Feindschaft und die Feindschaft selbst. Gott sagt: Ich will sie setzen. Wie wütend musste der Teufel wider Eva werden, da er vernahm: der Gott, dem du die Ehre hast rauben wollen, dessen Werk und Schöpfung du vernichtet, wird eben aus dieser schwachen Frau, welche als Sünderin da steht, welche dir und der Gewalt des Todes anheimfiel, Einen kommen lassen, der dir deinen ganzen Fang rauben, Gott, sein Wort und Gebot wieder zu Ehren bringen und die ganze zerstörte Schöpfung wiederherstellen wird, und der überdies dich zu Schanden machen und vernichten wird. Dagegen, welche Feindschaft wider den Teufel musste von nun an rege werden bei der Frau, da sie vernahm, dass sie durch die wundervollste Erbarmung Gottes zur Mutter erwählt sei eines Samens, der sie erlösen würde von aller Gewalt der Sünde, des Teufels, des Todes und der Hölle! Wie würde von dem an der Teufel darauf aus sein, sie zum andern Male zu ermorden, und wie musste sie hinwiederum darauf aus sein, erhalten und errettet zu bleiben in solcher lieblichen Verheißung, in welcher sie ihr ewiges Leben, ihre Errettung von dem ewigen Tode sah! Johannes beschreibt uns diese Feindschaft und ihre Ursache ganz gewaltig und tröstlich in dem 12. Kapitel seines Buches der Offenbarung.

Also von dem an ein steter Streit, Zwist, Zwietracht zwischen dem Teufel und dem Weibe, eine unversöhnliche Fehde, von Gott selbst gesetzt; und diese Feindschaft musste dienen zur Vernichtung des Teufels und aller seiner Werke, und zur Erhaltung der Eva in der Verheißung. Zerbrochen lag die Freundschaft, der Friede, die Einheit zwischen der Schlange und dem Weibe: Gott selbst machte dieser Einheit und Freundschaft ein Ende. Seitdem sie die Verheißung des Gottes des ewigen Friedens hatte, war an Frieden mit dem Teufel nicht mehr zu denken. - Er würde Christum in ihr nicht können leben lassen, weil derselbige seine Herrschaft zerstören und seine Anschläge wider Gottes Rat und Willen zunichtemachen würde, und Eva würde gegen ihn zu Felde liegen müssen, auf dass Christus, ihr Leben, ihr erhalten bliebe.

Aber, warum Feindschaft zwischen dem Teufel und dem Weibe, warum nicht zwischen dem Teufel und dem Manne, Adam? Das gibt Gott zu verstehen, wenn er folgen lässt: „Ich will Feindschaft setzen zwischen deinem Samen und ihrem Samen“. Alles, was von Adam kommt, ist Same der Schlange; Alles, was von Adam kommt, ist des Teufels, ist Kind des Teufels und des Todes; Alles, was von Adam kommt, wird geboren unter der Herrschaft des Teufels, des Todes und der Verdammnis; Alles, was von Adam kommt, ist von Fleisch geboren, und deshalb Fleisch und nicht Geist. Er meint wohl Kraft zu haben, spricht dann auch, ohne irgendwie seines tiefen Falles und seines Abgekommenseins von Gott eingedenk zu sein: „Alles, was der Herr gesagt hat, das wollen wir tun“. So ist er denn fromm, kann aber seiner Frömmigkeit wegen das Reich Gottes nicht besetzen.

Zwischen diesem Schlangensamen und zwischen dem Weibessamen, zwischen Fleisch und dem Herrn, der Geist ist, hat Gott eine Feindschaft gesetzt, so dass das Fleisch Christum, hinwiederum Christus das Fleisch nicht kann leben lassen: eins von Beiden muss zu Grunde gehen. Wenn nun von Seiten des Teufels lauter Feindschaft besteht wider Christum, so ist diese Feindschaft dem Teufel eigentümlich; von Christi Seite besteht eine Feindschaft gegen den Teufel nur insofern, dass er seine Werke zerstört und dem Verkläger der Brüder im entscheidenden Augenblick in den Weg tritt mit seinem: „Der Herr schelte dich du Satan, ja der Herr schelte dich, der Jerusalem erwählt hat“. Darum sagte auch der Herr mal von ihm: Er hat an mir nichts. Aber zwischen Fleisch und Christum, zwischen Fleisch und Geist hat Gott selbst eine Feindschaft gesetzt, so dass diese stets wider einander zu Felde liegen: das Fleisch, um sich selbst zu behaupten, um dem Teufel dienend zu bleiben, um das Gesetz, das Leben in eigner Hand zu behalten; Christus, um solches Alles dem Fleische aus den Händen zu schlagen. - Christus aber zertritt dem Teufel den Kopf, und leidet dabei selbst am Fleische, auf dass das Fleisch aufgehört habe.

So ist denn mit diesem Spruch, mit dieser Verheißung Gottes alle Geburt aus Adam als Same des Teufels bezeichnet; alles Fleisch ist mit allen seinen Werken, Bestreben, Frömmigkeit, Kraft, Wollen und Laufen, mit seinem ganzen Wesen, Tun, Dichten, Trachten und Treiben von Gott verdammt. Verdammt ist das Fleisch nicht allein was die Gottlosen betrifft, sondern auch was Diejenigen angeht, die aus dem Wasser Juda geflossen, die zum Glauben gekommen sind; auf dass kein Fleisch rühme vor Gott, dass vielmehr alles Fleisch vor ihm schweige, getötet und zunichte gemacht sei auf dem Schlachtfelde der allmächtigen Gnade dessen, der aus dem Bache trinkt und so das Haupt erhebt - in dem Tale Harmagedon, auf dem Hügel Golgatha. - Dagegen ist mit diesem Spruch und dieser Verheißung Gottes Christus verherrlichet als das Haupt einer neuen Schöpfung, als das Haupt einer neuen Menschheit, welche ihre Geburt nicht hat aus Adam, aus dem Samen der Schlange, sondern aus Gott. Er, das Haupt solcher Menschheit, wovon er bezeugt: „Was aus Geist geboren ist, das ist Geist“, er wollte von Oben kommen, nicht durch Mannes Kraft und Willen, sondern aus der Schwachheit des Weibes, um als Same einer Schwachen sich zu erweisen als unsern starken Erlöser, der in der Schwachheit seines Kreuzestodes hat verbergen wollen seine allmächtige Kraft uns zu erlösen und den Teufel zu überwinden.

Und was später Luther sang: Mit unsrer Kraft ist nichts getan, wir sind gar bald verloren; was Paulus bezeugte: „So liegt es denn nicht an Jemandes Gewitztsein oder kaufen, sondern an Gottes Erbarmung“, und wiederum: „Gnädig werde ich sein jedem, dem ich gnädig bin, und barmherzig werde ich sein jedem, dem ich barmherzig bin“ das hat Adam auch bekannt. Er hat es bekannt: Es ist aus mit meinem Fleische und mit allem Fleische; ohne uns kommt die Seligkeit zu uns; es ist nunmehr alles freies Erbarmen.

Wollt ihr den Beweis? Er liegt in seinen eignen Worten. Er hatte die Verheißung noch nicht sobald vernommen, so nannte er sein Weib: Eva, das ist, Mutter alles lebendigen. War doch Eva in Verbindung mit Adam eine Mutter alles Toten! Aber sie allein, ohne Adam, wurde durch die Verheißung die Mutter alles Lebendigen, das ist, Christi und Aller, die durch seine Gnade für Samen gerechnet werden.

Wollt ihr nicht selbst die Folgerungen aus dem vorher Gesagten machen, die Folgerungen, welche dienen zu eurem ewigen Wohle? - Du und du, hast du keine andre Geburt als deine Geburt aus Adam, so hast du vernommen, dass du bis dahin zum Samen der Schlange gehörst; du liegst also in dem Tode und in der Macht des Teufels, der darauf aus ist, dich zweimal zu morden.

O, möchtest du in dich schlagen, dem Dienste des Teufels und der Welt entsagen, und zu Gott schreien um den Geist des Glaubens, um die Geburt aus Gott, welche alles Heil hat, zeitlich und ewig, durch und in dem Weibessamen! Du hast es vernommen, dass du einem Gebieter dienst, dem der Kopf zertreten ist.

Du und du, dem es so bange ist in dem Streit der Begierden des Fleisches wider den Geist und des Geistes wider das Fleisch, fasse Mut! Du hast vernommen, wer diese Feindschaft gelegt hat; du hast vernommen, wer es für dich auf sich genommen hat; du hast vernommen, dass der Sieg bereits erfochten ist; wisse, dass du zu ihm die Zuflucht hast, siehe auf die Verheißung und glaube lediglich.

Du und du, der du dich dafür hältst, dass du nicht mehr zum Samen der Schlange gehörst, untersuche dich genau, ob diese Feindschaft zwischen dem Teufel und dir da ist, welche das Bekenntnis zur Folge hat: „Ich lebe nicht mehr, es lebt aber in mir Christus“. - Wo diese Feindschaft ist, da ist ein Bruch, eine Kluft, von Gott selbst gemacht, zwischen aller Sünde und dem aus Gott Geborenen.

Und du und du, der du meinst, du kommst gar nicht voran mit allem dem was du beginnst, und musst klagen: „Ich sinke noch immer tiefer drein“, höre auf von deinem Fleische noch etwas zu erwarten - und schaue lediglich auf den, dessen Kampf und Sieg auch deine Überwindung ist. - Das Fleisch muss in den Tod mit seinem Liebsten und Besten, es ist alles Sünde und Teufelsbrut, was daraus hervorkommt. Die wahrhaftige Heiligung des Geistes liegt allein in diesen Worten und deren Erfüllung: „Ich will Feindschaft setzen“; die völlige Rechtfertigung des Gottlosen wie auch seine Erneuerung in diesen: „derselbe soll dir den Kopf zertreten, du aber wirst ihn in die Ferse stechen.“

Ihr habt die Predigt vernommen; meint aber darum nicht, dass dies bei euch allen Wahrheit und Leben ist, sondern sucht Gott, sucht Gerechtigkeit, sucht Wahrheit, auf dass es Wahrheit bei euch sei!

Und ihr, die ihr nicht geboren seid von dem Geblüt, nicht von dem Willen des Fleisches, noch von dem Willen des Mannes, denen aber der Weibessame Macht gab, Kinder Gottes geworden zu sein, indem ihr gläubig geworden an seinen Namen, haltet bei allem Streit und Widerstreit fest, worin es liege, dass Gott sein Wort erfüllet: „Ich will Feindschaft setzen“ – und sein Wort erfüllet hat: „Derselbe soll dir Teufel den Kopf zertreten, obgleich du ihn in die Ferse stichst.“ Amen.

Schluss-Gesang:

Psalm 118, Vers 8.

Die Rechte Gottes ist erhöhet,
Die Rechte unsers Gottes siegt;
Der Fromme, der nun sicher stehet,
Frohlocket, dass der Feind erliegt.
Ich sterbe nicht, ich werde leben
Durch den, der mich erlöset hat;
Ich will die Werke froh erheben,
Die der Erbarmer für mich tat. 4)

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