Zimmer, Johann Georg - Das Reich Christi.

Zimmer, Johann Georg - Das Reich Christi.

Adventspredigt über Psalm 2.

Gelobet sei der da ist, und der da war, und der da kommt: Jesus Christus, gestern und heute und derselbige auch in Ewigkeit! Amen.

Christus ist gekommen! das, meine lieben Zuhörer, ist das Evangelium, die frohe Botschaft, welche das ganze Kirchenjahr hindurch von christlichen Kanzeln erschallt, das ist der Freudenruf, den wir insonderheit in diesen festlichen Wochen des Adventes von denselben vernehmen, welche Zeit ja vornehmlich der dankbaren Feier seiner Ankunft auf Erden gewidmet ist. Der aber, dessen Erscheinung seit achtzehn Jahrhunderten der Gegenstand der freudigsten Verkündigung in der Christenheit ist, der ist vorher Jahrhunderte, ja Jahrtausende lang der Gegenstand frommer Erwartung, sehnsüchtiger Hoffnung gewesen. Suchet in der Schrift, spricht Christus selbst, denn sie ist's, die von mir zeuget. Schon unmittelbar nach dem Sündenfalle der ersten Menschen wurde er nämlich diesen als der Helfer aus der Noth verheißen, in welche sie durch ihren Ungehorsam gegen Gott gerathen waren, zu dem sie die List des Satans verführt hatte, als der Weibessame, welcher der Schlange den Kopf zertreten und die Werke des Teufels zerstören sollte. Zwei tausend Jahre nachher empfing Abraham die Verheißung, daß er aus seinem Samen hervorgehen werde, und dessen Enkel Jacob bezeichnete auf seinem Sterbebette seinen Sohn Juda als Stammvater des Helden, welchem die Völker anhangen würden. Dann verkündigte ihn Moses als den Propheten, welchen Gott nach ihm aus seinen Brüdern erwecken werde, daß sie ihn hörten. Späterhin aber weissagten die Propheten immer deutlicher, immer bestimmter, immer genauer von der zukünftigen Gnade, die in ihm erscheinen würde, von seinen Leiden und von seiner nachherigen Herrlichkeit. Darum spricht Christus von seinen Zeitgenossen: selig sind die Augen, die da sehen, das ihr sehet. Denn viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr sehet, und haben es nicht gesehen, und hören, das ihr höret, und haben es nicht gehöret. Haben wir nun aber auch in dem Glauben an den wirklich Erschienenen unendlich mehr, als Jene in ihrer Hoffnung auf den zukünftig Verheißenen hatten; so muß es doch unsere Freude und Seligkeit über das, das wir sehen und hören, noch sehr erhöhen, wenn wir uns im Geiste in ihre Zeit zurückversetzen, wenn wir ihres Glaubens an den und ihrer Hoffnung auf den, den sie noch nicht sahen, in Andacht gedenken. Damm soll heute eine jener Weissagungen der Gegenstand unserer Betrachtung sein.

Text: Psalm 2.

„Warum toben die Heiden, und die Leute reden so vergeblich? Die Könige im Lande lehnen sich auf, und die Herren rathschlagen mit einander, wider den Herrn und seinen Gesalbten: Lasset uns zerreißen ihre Bande, und von uns werfen ihre Seile. Aber der im Himmel wohnet, lachet ihrer, und der Herr spottet ihrer. Er wird einst mit ihnen reden in seinem Zorn, und mit seinem Grimm wird er sie schrecken. Aber Ich habe meinen König eingesetzt, auf meinem heiligen Berge Zion, Ich will von einer solchen Weise predigen, daß der Herr zu mir gesagt hat: Du bist mein Sohn, heute habe Ich dich gezeuget; heische von mir, so will ich dir die Heiden zum Erbe geben, und der Welt Ende zum Eigenthum: Du sollst sie mit einem eisernen Scepter zerschlagen, wie Töpfe sollst du sie zerschmeißen. So laßt euch nun weisen, ihr Könige, und laßt euch züchtigen, ihr Richter auf Erden. Dienet dem Herrn mit Furcht, und freuet euch mit Zittern. Küsset den. Sohn, daß er nicht zürne, und ihr umkommet auf dem Wege; denn sein Zorn wird bald anbrennen; aber wohl allen, die aus ihn trauen.“

Keine Ueberschrift nennt uns den Verfasser des eben vorgelesenen herrlichen Psalms. Aber ob es auch gleich nicht nöthig wäre, den Namen desselben zu wissen, da uns sein ganzer Inhalt ja bezeugt, daß diese Weissagung nicht aus menschlichem Willen ist hervorgegangen, daß der, der darinnen spricht, geredet hat, getrieben von dem heiligen Geist, so ist uns doch in der heiligen Schrift des neuen Testamentes ausdrücklich David als der Verfasser desselben genannt. David selbst also redet hier von dem, der sein Sohn war nach dem Fleisch, von dem Messias, über tausend Jahre vor seiner wirklichen Erscheinung auf Erden, und zwar redet er von ihm als dem ewigen Könige, dem Gott, nach glorreichem Sieg über seine Feinde, die Heiden zum Erbe und der Welt Ende zum Eigenthum geben werde. So sei es denn das Reich Christi, was wir jetzt, nach Anleitung unseres Psalms, näher betrachten wollen. Wir blicken zuerst auf die Feinde dieses Reiches; dann auf seinen Sieg; und knüpfen zuletzt daran eine Ermahnung, uns demselben zu unterwerfen.

Warum toben die Heiden und die Leute reden so vergeblich? die Könige im Lande lehnen sich auf und die Herren rathschlagen mit einander wider den Herrn und seinen Gesalbten: Lasset uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Seile!

Der königliche Prophet, dem sein zukünftiger großer Nachkomme, der Messias, der Gesalbte Jehovahs, war geoffenbaret worden, als der wahre König über das geistliche Israel, über das Volk Gottes, stehet im Geiste voraus, wie die Feindschaft der Welt gegen denselben sich erheben, wie die Mächtigen der Erde sich mit den Gottlosen in gemeinschaftlichen Rath vereinigen würden, um in einer allgemeinen Empörung wider sein Reich sich aufzulehnen, dasselbe mit allen ihnen zu Gebot stehenden Waffen, durch Wort wie durch That, zu bekämpfen, und so es möglich wäre, ihn vom Throne zu stoßen, und seine Herrschaft zu vertilgen. So lebhaft, als geschähe das Alles in der Gegenwart, schaut die von dem heil. Geist erfüllte Seele des Propheten die aufrührerischen Bewegungen und Unternehmungen der Feinde des Herrn schon in weit entfernter Zukunft voraus, und spricht davon in den bezeichnendsten Bildern.

Gleich mit der Erscheinung Christi auf Erden fing diese Weissagung schon an in Erfüllung zu gehen: Als Herodes dem Kindlein, das ihm als der König der Juden war verkündigt worden, nach dem Leben trachtete; als die Pharisäer und Schriftgelehrten seines Volkes den Herrn verfolgten, als die Hohenpriester Rath hielten, ihn umzubringen, als sie ihn den Heiden zum Tode überantworteten, als der hohe. Rath den Aposteln verbot von dem Namen des Auferstandnen zu predigen, da die Gläubigen eben dieser Worte Davids gedachten und im Gebet zu Gott ausriefen: Wahrlich, sie haben sich versammelt über dein heiliges Kind Jesum, welchen du gesalbet hast, Herodes und Pontius Pilatus, mit den Heiden und dem Volke Israel, zu thun, was deine Hand und dein Rath zuvor bedacht hat, das geschehen sollte. Die Weissagung unseres Psalms von der Feindschaft der Welt gegen das Reich Christi ging ferner in Erfüllung durch den Kampf des Heidenthums unter den römischen Kaisern wider die sich ausbreitende Kirche, wobei das Blut zahlloser Märtyrer floß, die ihr Leben nicht zu theuer achteten, sondern es um des Glaubens willen an Christum unter den schrecklichsten Qualen freudig dahin gaben. Jene Feindschaft gegen Christum und sein Reich offenbarte sich durch alle Jahrhunderte der christlichen Zeitrechnung hindurch, unter allen Völkern, denen das Evangelium verkündigt wurde, und sie offenbaret sich fort und fort noch fast überall, wo die Sendbothen desselben zuerst mit der Predigt von Christo auftreten, und die, welche sie hören, einladen, sich seiner Regierung zu unterwerfen. Ja, die Heiden toben, und die Könige in ihren Landen lehnen sich auf und rathschlagen mit einander wider den Herrn und seinen Gesalbten. Aber nicht bloß unter den Heiden und unter dem ungläubigen Israel offenbart sich diese Feindschaft wider Christum; sie hat sich geoffenbart und offenbart sich immer fort noch im Schoße der Christenheit selbst, unter denen, die sich nach seinem, Namen nennen. Auch inmitten der äußern christlichen Kirche war die Weit, als solche, zu allen Zeiten im Streit wider den Herrn vom Himmel, und ist es noch, und wird es immer sein, denn sie will nicht, daß dieser über sie herrsche. Die Predigt von dem Gekreuzigten ist der Weisheit, die sich selbst vergöttert, eine Thorheit, und der Sünde, die an dem, das er haßt, Gefallen bat, ein Aergerniß. Die falsche Wissenschaft, die Lüge, vereinigt sich mit der Herrschaft des Fleisches zum Kampf gegen die Wahrheit und gegen die Fortschritte ihres Reiches. Viele, die in dem Dienste der Kirche stehen, die das Brod ihres Herrn essen, treten ihn mit Füßen, sie machen gemeine Sache mit seinen erklärtesten Feinden, sie verwüsten das Heiligthum des Herrn, das ihnen vertrauet ist, sie verrathen ihn und möchten gerne, wenn sie könnten, ihn zum zweiten Mal ans Kreuz bringen; sie schänden seinen heiligen Namen vor der Welt.

Ja, was sage ich, Geliebte! Ist nicht jeder Mensch von Natur ein Feind des Herrn, dem er sich unterwerfen soll, ein Empörer gegen ihn, der seiner Herrschaft Trotz bietet, der sich gegen sein sanftes Joch sträubt, und die heilsame Zucht sich nicht will gefallen lassen, der mit den gegen Gott und Christum verschworenen Rebellen in unserm Texte spricht: lasset uns zerreissen ihre Bande und von uns werfen ihre Seile!? Gewiß, wer die Welt und sich selbst nach seinem natürlichen Zustande kennt, kann nicht zweifeln an der Erfüllung der Weissagung des Propheten in unserm Psalm in Beziehung auf die Feinde Christi und seines Reichs.

Aber die Stimme der Weissagung redet in unserm Psalm nicht bloß von den Feinden des Reiches Christi, sondern auch von seinem Siege über dieselben.

Schon in den ersten Worten hatte der heilige Scher die Nichtigkeit aller jener feindseligen Bestrebungen angedeutet, indem er sagte: Was toben die Heiden und die Leute reden so vergeblich? Jetzt fährt er fort: „Aber der im Himmel wohnet, lachet ihrer, und der Herr spottet ihrer. Er wird einst mit ihnen reden in seinem Zorn, und mit seinem Grimm wird er sie schrecken. Aber ich habe meinen König eingesetzt auf meinen heiligen Berg Zion. Ich will von einer solchen Weise predigen, daß der Herr zu mir gesagt hat: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeuget. Heische von mir, so will ich dir die Heiden zum Erbe geben, und der Welt Ende zum Eigenthum. Du sollst sie mit einem eisernen Scepter zerschlagen, wie Töpfe sollst du sie zerschmeißen.“

Es ist in diesen Worten der endliche, allgemeine und vollständige Sieg des Herrn über alle Feinde seines Reiches in den stärksten anschaulichsten und lebendigsten Bildern ausgesprochen. Die Lebhaftigkeit der Rede in diesen Worte n wird dadurch noch erhöhet, daß zuerst zwar noch der heilige Seher spricht, dann aber Gott selbst, und endlich der Gesalbte des Herrn, der Messias das Wort nimmt. Aber der im Himmel wohnet, lachet ihrer und der Herr spottet ihrer, sagt der Prophet. Deck, der den Rathschluß Gottes im Geiste geschauet hat, kommt alles Treiben der Menschen, die sich gegen denselben auflehnen, als eine Thorheit vor, als ein kindisches Spiel, worüber er, der Herr der Welt selbst zu lachen scheint, indem er sie anfänglich gewähren läßt, daß es das Ansehen hat, als ob es ihnen gelingen könnte. War es denn nicht so, als es Gott geschehen ließ, daß seine Feinde den Herrn der Herrlichkeit kreuzigten und damit ihre Sache gewonnen zu haben meinten. Doch nicht lange dauert dieses Zusehen Gottes. Er wird einst mit ihnen reden in seinem Zorn und mit seinem Grimm wird er sie schrecken, spricht der Prophet weiter. Der, den sie getödtet hatten, geht zu ihrem Schrecken lebendig wieder aus dem Grabe hervor und erscheint als der Fürst des Lebens. Da ward erfüllt das Wort Gottes selbst in unserm Texte: Ich habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg Zion. Denn von nun an traten die Apostel auf und verkündigten dem Volke Israel und seinen Obersten: Den, den ihr gekreuzigt habt, hat Gott auferwecket von den Todten und ihn zu einem Herrn und Christ gemacht: Und jetzt nimmt er, unser Herr und Christ, in unserm Psalm das Wort, das ihm von Gott vertraut ist, und spricht: Ich will von einer solchen Weise predigen, daß der Herr zu mir gesagt hat: du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt; heische von mir, so will ich dir die Heiden zum Erbe geben und der Welt Ende zum Eigenthum. Kräftiglich erwiesen als ein Sohn Gottes, nach dem Geist seit der Zeit er auferstanden ist von den Todten,. ward Jesus Christus gepredigt von den Aposteln, zuerst den Juden und aus den Gläubigen unter ihnen ihm ein Volk gesammelt zu Jerusalem und in Samaria und in dem ganzen jüdischen Lande. Diejenigen aber, die in ihres Herzens Härtigkeit der Einladung des Evangeliums widerstanden und in ihrem Unglauben beharrten, wurden behalten zum Gericht, und erfuhren dasselbe zunächst, in der Zerstörung ihrer Hauptstadt, in schrecklichem Untergange oder schmachvoller Zerstreuung unter alle Völker, nach der gänzlichen Auflösung des uralten Staates.

An der Stelle der Abtrünnigen aber erkor sich Gott, wie er verheißen hatte, die zu seinem Volke, die nicht sein Volk waren. Der König und Hohepriester, von Gott eingesetzt zum Herrn, Christus, der ohne Unterlaß bittet vor dem Vater für die, die er ihm gegeben, die er von Ewigkeit für ihn erwählet hat, heischte von ihm und erhielt die Heiden zum Erbe und der Welt Ende zum , Eigenthum. Trotz ihrem anfänglichen heftigen Widerstande mußten die Völker sich ihm unterwerfen, den als ihren König anerkennen, den Gott erhöhet und ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, auf daß in seinem Namen Aller Knie sich beugen und Aller Zungen bekennen, daß er der Herr sei zur Ehre Gottes des Vaters., Und so ist er als Sieger gedrungen von Land zu Lande, von Meer zu Meer, und hat sein Panier aufgepflanzt und sein Reich ausgebreitet bis an der Welt Ende. Nicht fleischliche Waffen und nicht blutige Kriege waren es, wodurch solches geschah, es war allein die Waffe des Geistes, das Wort Gottes, die Predigt .des Evangeliums von dem Sohne, von dem Herrn des Himmels, der Knechtsgestalt angenommen und sein Leben gelassen hat für die Sünder. Dadurch wurden die alten Bollwerke der Abgötterei und des Götzendienstes zerstört, dadurch wurde die Macht des Satans gebrochen, dadurch wurden unzählige Herzen erobert, dadurch wurde zugerichtet dem Herrn ein bereitet Volk, zu dienen dem lebendigen Gott. Und solche Waffen sind, es, womit er fort und fort streitet durch seine Diener und nicht ablassen wird seine Siege, zu verfolgen, daß seine Herrschaft groß werde, und des Friedens kein Ende. Aber obwohl er sanftmüthig gekommen ist der König zu der Tochter Zion, obwohl er mit liebreicher Bitte und mit den herrlichsten Verheißungen Alle zu seinem Reiche einladet, obwohl sein Joch sanft und seine Bürde leicht ist, und er alle mit Milde regiert und selig machen will, die sich ihm unterwerfen; so wird sich doch endlich seine Freundlichkeit in heiligen Zorn, seine Milde in glühenden Feuereifer umwandeln, der die Widerwärtigen verzehren wird, die mit hartnäckiger Widerspenstigkeit seiner Langmuth Trotz bieten. Es wird erfüllt werden was er selbst als Gottes Wort an ihn in unserm Psalm verkündigt: Du sollst sie mit einem eisernen Scepter zerschlagen, wie Töpfe sollst du sie zerschmeissen. Es wird sein Gericht der Verdammniß an ihnen vollzogen werden. Denn es müssen es zuletzt. alle erfahren, daß er der Herr sei, entweder zu ihrer Seligkeit oder zu ihrem Verderben.

Nun, was sollen wir denn thun, Geliebte, die wir solches wissen, denen es durch den Mund der ewigen Wahrheit zuvor verkündiget ist, die nicht lüget, die, wie sie ihre Verheißungen bisher treulich erfüllt hat, auch ihre Drohungen einst gewißlich vollziehen wird?

Er sagt es uns selbst, der Herr, was wir thun sollen, durch seinen Propheten, wenn derselbe am Schlusse unsers Text-Psalms spricht: So laßt euch nun weisen, ihr Könige, und laßt euch züchtigen, ihr Richter auf Erden. Dienet dem Herrn mit Furcht, und freuet euch mit Zittern. Küsset den Sohn, daß er nicht zürne, und ihr umkommet auf dem Wege; denn sein Zorn wird bald anbrennen. Aber wohl allen, die auf ihn trauen.

Ihr, die ihr bisher, in stolzer Verblendung, den Herrn der Herrlichkeit und den Richter der Welt nichts geachtet, die ihr euch selbst als Herrn und Könige betrachtet habt, die keinem Höhern Rechenschaft schuldig sind, die ihr, eure eignen Wege gehend, die Seile der Liebe, womit er euch zu sich ziehen und die Bande des Gesetzes, womit er euch leiten wollte, mit trotzigem Uebermuth zerrissen und von euch gewiesen habt; o erkennet eure Ohnmacht, eure Nichtigkeit, eure Thorheit, eure Sünde, die ihr durch Beides, durch euren Ungehorsam und durch euren Unglauben auf euch geladen. Beuget euch unter seine Zucht, laßt euch strafen durch das Gewissen, gedenket mit Furcht und Zittern der Schuld, die es euch vorhält, der Strafe, die ihr. verdient, traget Leid, überlaßt euch ganz der göttlichen Traurigkeit, der Reue, die niemand gereuet, und suchet mit heißem Verlangen Gottes Barmherzigkeit und Gnade. Nur Ein Mittel aber gibt es, diese Gnade zu gewinnen und dem Zorn der ewigen Gerechtigkeit zu entrinnen: Küsset den Sohn, daß er nicht zürnet, und ihr umkommet auf dem Wege. Glaubet an Jesum Christum, den Sohn Gottes, huldiget ihm, als dem ewigen Könige, nehmt ihn als euern Erlöser und Heiland an, der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung. Das Reich Gottes ist nahe herbei gekommen.. Dringet in dasselbe, ohne Verzug, denn ihr wisset nicht, wie lange euch der Herr die Pforte desselben noch öffnet, wie bald sein Zorn über euch entbrennen könnte. Aber wohl allen, die auf ihn trauen! Ja, wohl, o wohl, euch, die ihr aller fremden Herrschaft euch entrissen, die ihr der Welt und euch selbst abgesagt, und ihm als eurem einzigen Herrn euch ganz zum Eigenthum ergeben habt, um von ihm allein alles zu erwarten! Heil euch! ihr Gesegneten des Herrn, Heil euch, ihr habt es gut! Denn es wird euch von ihm Alles zu Theil, was ihr bedürfet. Ihr nehmet aus seiner. Fülle Gnade um Gnade. Ihr habt Friede mit Gott durch unsern Herrn Jesum Christum, ihr seid der Liebe Gottes, eures himmlischen Vaters durch ihn gewiß, er macht euch willig und bereit, als Gottes Kinder in allen Stücken zu thun seinen Willen und schafft in euch durch seinen heil. Geist, was vor ihm gefällig ist. Ihr fühlt in der Gemeinschaft mit Gott durch Christum euch hier schon unaussprechlich selig auch unter Leiden und Trübsalen, und hoffet mit fester Zuversicht auf ein unvergängliches, unbeflecktes und unverwelkliches Erbe, das euch behalten ist im Himmel. Denn sind wir Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, und werden das Ende unseres Glaubens davon tragen, nämlich der Seelen Seligkeit.

Nun wohlan, Geliebte, so lasset uns denn nach dieser Seligkeit trachten, an welcher wir alle Theil haben sollen, die uns allen angeboten wird, die uns von neuem wieder angeboten wird in der festlichen Zeit des Advents, in welcher wir leben! Der Herr ist nahe. Machet die Thore weit und die Thüren der Welt hoch, daß der König der Ehre einziehe! Räumet hinweg alle Hindernisse, machet ebene Bahn euerm Gott zu euerm Herzen, daß er bei euch einkehre und Wohnung bei euch mache! Amen!

Herr, unsre Herzen stehn dir offen,
Zeuch, sanftmuthsvoller König, ein.
Was außer dir die Menschen hoffen,
Ist Eitelkeit und leerer Schein.
Du schenkst allein Gerechtigkeit
Und göttliche Zufriedenheit.

Quelle: Fliedner, Theodor - Ein Herr, ein Glaube

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autoren/z/zimmer/zimmer_adventspredigt.txt · Zuletzt geändert: von aj
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