Zeller, Samuel - Haus-Andachten - VIII.

Zeller, Samuel - Haus-Andachten - VIII.

Apostelgeschichte 12. Eltern führen ihre Kinder oft in Panoramas, wo sie durch verschiedene Gläser neue Bilder sehen; fremde Städte, Landschaften, Schlachten usw. Das Anschauen der verschiedenen Bilder macht den Kindern Freude und verschafft ihnen Belehrung. Uns Große führt der HErr heute auch in ein Panorama. Beherzigen wir als rechte Kinder die Bilder, damit ihr Anschauen uns Segen bringe!

1) Das erste Glas, in das wir hineinblicken, zeigt uns einen Mann, der verloren geht; von Stufe zu Stufe geht's tiefer mit ihm ins Verderben; es ist der König Herodes. Die heilige Schrift zeigt uns in seiner Geschichte, wie weit eine sogenannte Kleinigkeitssünde greifen und einen treiben kann - Menschengefälligkeit (V. 2). “Da er sah, dass es den Juden gefiel, dass er Jakobum hatte töten lassen, fuhr er fort und fing Petrum auch.“ Dies Wort ist zu beherzigen.

2) Das zweite Bild ist ein äußerst liebliches; es erinnert uns an ein Gemälde, das man so oft sieht: ein vom Engel bewachtes, schlafendes Kind am reißenden Bach. Wir finden hier den heiligen Apostel Petrus schlafend im Gefängnis, und sehen, wie ein Gotteskind bei aller Gefahr. und im Angesicht des drohenden Todes ruhig schlafen kann.

3) Das dritte Bild zeigt uns eine Betgemeinde, von der es heißt: “Sie betete ohne Aufhören für ihn zu Gott“ (V. 5). Sie soll uns heute an den beständigen Umgang mit Gott erinnern. O jenes Häuflein Christen, die beten, wenn ihr Bruder gefangen liegt, bewegt mir das Herz!

4) Das vierte Bild zeigt uns den lieben Knecht Gottes im Gefängnis, nicht mehr schlafend, sondern in der Befreiung. Seine Errettung ist ein Vorbild der Erlösung der Seele bis in die Gassen der himmlischen Stadt. Die Stufen sind so schön beschrieben in V. 7-10.

5) Das fünfte Bild führt uns wieder in die Betgemeinde zu den überraschten, erstaunten, entsetzten Jüngern. In diesem Glas steht geschrieben: Gott erhört Gebet über Bitten und Verstehen.

6) Das sechste und letzte Bild stellt den sterbenden Herodes dar, wie er bei lebendigem Leibe von den Würmern gefressen ward, weil er nicht Gott die Ehre gab.

1) u. 6) Herodes Fall.

Durch Menschengefälligkeit sehen wir Herodes sinken, und durch Ehrsucht den Geist aufgeben. O unendliches Elend entsteht dadurch, dass man Menschen gefallen will! Wenn man sich fort und fort von Menschengefälligkeit leiten lässt, so kommt einmal ein Tritt vor, wo die Erde unter uns weicht. Wie manche Seele ist vom Geiste Gottes gezogen und wird auch in dieser Stunde angehaucht! Die Seele weiß und spürt's, dass sie beten sollte, aber wenn nur daheim nicht jemand wäre, dem man damit vor den Kopf stieße. O der Glaubensgeist wäre größer, wenn man nicht so viel den Menschen gefällig sein und fortfahren wollte, wie Herodes. Wie viele Christen haben im Herzen ein Diktat vom HErrn, von der Wahrheit zu zeugen! Wie mancher sieht andre sündigen, und redet nicht, um nicht zu verletzen! Die Zeit drängt, man muss sich entscheiden, wem man gefallen will; Gott oder Menschen.

2) Petrus im Gefängnis schlafend.

V. 6: „Da ihn Herodes wollte vorstellen, in derselben Nacht schlief Petrus zwischen zwei Kriegsknechten, gebunden mit zwei Ketten.“ Sonst hat es keine gute Bedeutung, wenn Gotteskinder schlafen. Es gibt viele schläfrige Leute unter den Christen, deren Augen nur hell und munter sind, so lange man von Neuigkeiten redet; die aber gleich schlafen, wenn Gottes Wort vorgelesen wird oder wenn man betet. O der schlafende Christ ist ein trauriges Bild! Anders ist der Zustand des lieben Gottesmannes, den wir hier schlafen sehen; der muss eine gewisse Zuversicht zum HErrn haben. Woher kommen die schlaflosen Nächte der Menschen? Von Sorgen, Summer und Nachgedanken. Petrus aber kann schlafen angesichts eines Schafotts. O die Christen ruhen in der Liebe bei allen Gefahren und Stürmen. Lasst uns dieses ins Herz fassen. Wenn einer nur vom untern in den obern Stock zieht, wird er deshalb keine schlaflosen Stunden haben; aber wie wird ihm sein, wenn es heißt: Auf die Gasse hinaus! keine Wohnung da!? O Christen können ruhig sein, sie sprechen mit Paulus: „Wir wissen, so unser irdisches Haus dieser Hütte zerbrochen wird, dass wir einen Bau haben von Gott erbaut, ein Haus, das ewig ist im Himmel“ (2 Kor. 5,1).

3) Die Betgemeinde.

Erstaunt nicht, dass ich immer von einem rede, das Not tut: vom Beten. Es mag vielen eintönig vorkommen; aber es ist eine selige Eintönigkeit. Unsern Heiland finden wir auch oft betend. Es heißt: „Er brachte die Nacht am Ölberg zu im Gebet, und am Morgen kam Er in den Tempel.“ Und was tut man im Tempel? Hauptsächlich beten. Seine Jünger sprechen zu Ihm: „HErr, lehre uns beten.“ Von der Betgemeinde hier wird gesagt: „Sie betete ohne Aufhören zu Gott für Petrus“ (V. 5). Mit keinen Schätzen der Welt lässt sich aufwiegen das Glück des Christen, der einer betenden Gemeinde angehört, der eine Seele hat, die für ihn zu Gott schreit. Eine große Kraft liegt in dem Worte: „Wo zwei auf Erden eins werden, um was sie bitten, das soll ihnen widerfahren.“ Was tut hier die Gemeinde? Sie jubelt nicht, sie sucht nicht Mittel, den gefangenen Petrus zu befreien. Und du? Du sorgst, aber du betest nicht. Wir wissen und wir ahnen es nicht, von wie viel Versuchungen wir umgeben sind; ahnen nichts von den Gefahren, von der Macht der Finsternis. Während du in Gefahr warst und es nicht achtetest, war eine Seele da, die für dich betete ohne Aufhören. Die Ewigkeit wird es einst offenbaren, wie viel Bewachung uns umgab durch betende Seelen. Wisst ihr, wie anfangen, wenn es besser werden soll in einem Haus, in einer Gemeinde, in der Kirche? Eins ist da Not: Beten. Man kann wohl Beschlüsse fassen, aber es heißt: „Beschließt einen Rat; und werde nichts daraus“ (Jes. 8,10). Es freut mich allemal, wenn ich von der Betwoche im Anfange des Jahres höre; aber das ist nur der 52. Teil des Jahres. Die Schrift sagt: Die Gemeinde betete ohne Aufhören, bis sie Erhörung fand. Eine betende Gemeinde ist der Sieg der Christenheit. O lasst euch dringen! Es muss mit dem Gebetsleben ein anderes werden. Man muss sich freuen, frühe aufzustehen, um zu beten (Ps. 119,147.148). Der Geist muss zu Gott und will hier schon seine Nahrung. Wenn wir mehr Betgemeinden sehen, Christen, die unaufhörlich mit einander zu Gott rufen, dann kann man auch sagen, wie der betende Elias: „Ahab spanne an, es rauscht, als wolle es regnen.“ O das unaufhörliche, unausgesetzte Gebet fehlt in der Seele, in der Kirche. Wenn du in Schmerzen liegst, im Geist Gebundenheit spürst, keinen Freund hast, - wenn dir dann eins bleibt: das Rauchopfer des Gebets, so bist du reich. O bete, Christ, bete in allen Fällen; denn beten nützt mehr, als reisen, als Briefe schreiben, als reden.

4) Die Erlösung.

Petrus im Gefängnis stellt den Zustand eines unbekehrten Herzens dar. Die angeborne Sündhaftigkeit ist das Gefängnis, worin der Mensch gefangen liegt; die Ketten, womit er gebunden, sind die besonderen Lieblingssünden: die Hüter vor der Tür sind die Hindernisse, die der Seelenfeind hinstellt, um die Retter abzuhalten. O hundertmal ist die Hand des Retters ausgestreckt, aber die „Hüter“ wollen die Hilfe vernichten. Mancher möchte am Sonntag in die Kirche, aber es kommt gerade ein Freund zu der Stunde und sagt: „Du wirst doch nicht gehen wollen, lass uns zusammen bleiben oder da oder dort hingehen,“ oder es kommt sonst eine Abhaltung, die arme Seele muss bleiben. Oder „Hüter“ wacht, dass die Segensstunde nicht naht. Aber Gottlob, dass es eine überirdische Hilfe gibt, wenn Menschen nicht helfen können. - V. 7: „Siehe der Engel des HErrn kam.“ O nur Jesus kann uns retten. Wir lagen gerade auch so gefangen, bis Jesus zu uns kam. Nur durch sein Erbarmen wird jedes von uns selig. Petrus kann sich nicht selbst erlösen; die Seele kann sich nicht frei machen. Diese Wahrheit ist alle Schätze der Welt wert. Wer sie recht fasst, bekommt ein erbarmendes Herz gegen die größten Sünder. „Der Engel des HErrn kam.“ Wenn eins von uns eine Sehnsucht nach Gott hat, dann naht schon der Heiland. Wenn wir zu Jesu kommen, so ist das immer eine Folge, dass Er zu uns kam. Fordern wir nicht mehr von den andern, als was gesetzt ist. Es ist so viel Seufzen über andere. O macht es dem Heiland nach: geht den andern mit Liebe entgegen. Viele verlangen Liebe, ohne selbst Liebe zu üben. „Ein Licht schien in dem Gefängnis.“ Wer durch die Erbsünde, die Lieblingssünden und Wächter im Gefängnis sitzt, der muss das göttliche Licht ins Herz bekommen, damit er das Ungeziefer im Kerker der Sündhaftigkeit sieht und es ihn hinaus verlangt, dass er ruft: „Jesus rette mich!“ O bitten wir nur um Licht! Mit Licht beginnt die Erlösung, und am Ende ist wieder alles Licht. Seid dankbar für die kleinsten Anfänge des neuen Lebens; verlangt nicht gleich heilige Menschen zu sein. Ein Kranker von 70 Jahren sagte mir vor seinem Tode: „Ich habe ein Leben ohne Gott hinter mir, - 70 Jahre ohne Gott!“ Das war ein Lichtlein, worüber ich mich freute; denn die Erleuchtung über seinen Herzenszustand war der erste Schritt zu seiner Errettung. „Der Engel schlug Petrum an die Seite.“ O lest in den Zeitungen, wie der HErr schlägt mit Unglück, Brand, Krankheit, Heimsuchungen aller Art. Der Engel des HErrn hat sich aufgemacht, die eingeschläferte, gefangene Christenheit zu wecken. Welche Gott lieb hat, die straft und züchtigt Er. Der Anblick jedes Kranken sagt mir: „Der Engel des HErrn schlug ihn.“ Darum besinne dich, was der HErr will; Er schlägt nicht mit Vergnügen, seine einzige Absicht ist: Seele, wache doch auf! Eure Heimsuchungen sind nur Liebesschläge, und wenn ihr sie versteht, dann sind sie süß und es folgt das liebe Wörtlein: Dank, lieber Heiland! - „Petrus, stehe behände auf!“ Petrus stand auf. O von unserem Gehorchen hängt alles ab. Im Reiche Gottes kommt's nicht darauf an, dass wir etwas schaffen, sondern dass wir gehorchen. Petrus stand auf. „Da fielen die Ketten ihm von seinen Händen.“ Sie fallen weg im Kerker. Es ist wunderbar, dass der HErr die Lieblingssünden zuerst bricht, wenn Er einen Ekel daran gibt. O das sind die seligsten Momente unseres Lebens, wo wir die freimachende Gnade unseres Gottes erfahren; da ist es uns wie jenem Blindgeborenen. Das Erlöst-werden von der Sünde ist Stoff zum Loben und Danken. Aber der HErr will uns noch mehr schenken; es ist noch nicht alles gewonnen. Seele, du sitzt noch im Kerker, du musst noch mehr bekommen, wir müssen Jesu ganzes Eigentum werden. Nach dem Fallen der Ketten fängt der Wandel im Geist an, das Wachsen im Christentum. - V. 8: „Gürte dich, tue deine Schuhe an.“ Das will heißen: „Seele, mache dich bereit, ich will dich weiter führen.“ Vorwärts muss es gehen im Christenleben, zur Stadt Gottes, die deiner wartet. Jedes Jahr will sich Gott mehr an dir verherrlichen. So viele Christen aber bleiben stehen und werden zu Salzsäulen, wie Lots Weib. - „Wirf deinen Mantel um dich und folge mir nach.“ Der Mantel ist die Vergebung der Sünden, die Gerechtigkeit Jesu, in die wir uns hüllen müssen, um hinauszugeben. „Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid rc.“ Seelen, ihr müsst alle Vergebung der Sünden haben; der Weg dazu ist: bekennen und lassen, dann ist Gott getreu und vergibt die Missetat. O forscht nach, wie es damit stehe! Keines bekommt Ruhe, das nicht Vergebung hat. Jedes muss das Wort hören: Deine Sünden sind dir vergeben. O wartet nicht bis auf das Totenbett! Ohne Vergebung ist kein Liebesleben, ist höchstens ein Bücken vor dem Kreuze, ein Zwangschristentum. - V. 9: „Und Petrus ging hinaus, und folgte ihm, und wusste nicht, dass ihm solches wahrhaftig geschah, und es war ihm wie ein Traum.“ O nach den Gnadenbeweisungen ist es etwas köstliches zu wandeln! Man stimmt das Liedlein an: Heim, heim, auf immer heim! Man möchte alle Menschen lieben. Das ist die schöne Zeit, da man aus den Kerkermauern heraus ist.

Ist Petrus nunmehr frei, weil es heißt: „Er ging hinaus?“ V. 10: „Sie gingen durch die erste und andre Hut.“ Da geht's leichter durch, als man sich's gedacht hat. Man fürchtet sich vor diesen und jenen Hindernissen; aber sie sind wie gehoben, die Menschen schmähen und spotten nicht, man meint, es sei alles Schwere überstanden. Aber da kommt man ans „eiserne Tor.“ „Sie kamen zur eisernen Türe, welche zur Stadt führt.“ Jenseits des Tores ist Freiheit. So lange man diesseits des Türleins ist, weht einem Kerkerluft an. - Das Tor tat sich von selbst auf. Seligkeit des Evangeliums! über das Tor hinaus kam er zu sich selbst. Viele meinen, das „Tor“ sei die Ewigkeit, dann komme man ins Land der Freiheit; aber der Tod ist für mich kein Portier ins ewige Leben. Drüben gibt es einen Hades, gibt's auch Wohnungen der Kinder Gottes, gibt's aber auch Gefängnis (1 Petr. 3,19). Was bedeutet das eiserne Tor? Was ist das eine Stück, das viele noch festhält, trotz dem Mantel der Vergebung der Sünden? Gelassenheit, gänzliche Übergabe unseres Herzens, unserer Zeit, unseres ganzen Wesens an Jesum. Das ist die Türe, die in die Freiheit der Kinder Gottes führt. O man spürt vielen an, dass sie Vergebung der Sünden haben; aber sie haben noch keine Ruhe der Seele, noch keine völlige Übergabe an Jesum. Der Christ kann keine Ruhe haben, bis er völlig frei ist nach Gottes Willen. Am Morgen heiter, aber am Mittag Wolken auf der Stirne, weil man es einem so arg macht. O ein Christ, der durchs Tor gegangen, steht fest und sagt: Komme, was da wolle, hier stehe ich, es kann kein Haar von meinem Haupte fallen ohne Gottes Willen. Das Tor heißt: Vernichtung des eigenen Wesens, der Lüste und Begierden. Dadurch kommt man in die Freiheit. Dieses Tor ist so vielen Christen noch verschlossen; beten können sie wohl, aber die völlige Willenlosigkeit fehlt ihnen; ein Druck auf ihren Eigenwillen, so ist das Beten wieder verdunkelt. Aber wenn ihr Ergebenheit in den schwersten Fällen habt, dann kommt ihr zu euch selber und könnt auch sagen: „Nun weiß ich, dass mich der HErr errettet hat aus der Hand Herodis und von allen Warten des jüdischen Volkes“ (V. 11). „Draußen vor dem Tor schied der Engel von Petrus.“ Lange braucht der Mensch Handleiter, es kommt aber ein Zeitpunkt, von dem es heißt: „Ihr habt die Salbung und wisst alles;“ sie sollen mich alle kennen. Es ist gut, Handleiter (Belehrung) anzunehmen, und manches wird es einst bereuen, es nicht getan zu haben. Wie wohl tat es den Jüngern Johannis des Täufers, mit ihm zu wandeln, bis er ihnen sagte: Siehe, das ist Gottes Lamm! Wenn aber einmal unser Wille gebrochen ist, da ist es leicht zu wandeln, da sind wir auf dem Wege, der im A. T. heißt: „Der Weg auf dem die Toren nicht irren.“ O wie fährt man da so gut! Wie selig geht's auf dem schmalen Wege, wenn man gottgelassen worden ist und alles vom HErrn annehmen kann.

5) Die entsetzten Jünger.

V. 12: „Viele waren bei einander und beteten, als Petrus klopfte.“ Sie haben fort und fort gerufen: HErr erlöse den Petrus! Kaum ist er da, so sagen sie zur Magd, die ihn verkündigt: Du bist unsinnig (V. 15). So machen's die lieben Jünger und auch wir. Wenn Gott über Bitten und Verstehen erhört, so sind wir erstaunt, ja entsetzt; denn der HErr erhört oft anders, als wir meinen. Die Jünger mochten wohl gebetet haben, dass der HErr dem Herodes das Herz lenke, den Petrus freizugeben, aber dass der HErr um Mitternacht die Gefängnistüren öffne, das ging über Bitten und Verstehen. Es gibt viele Beispiele, wie der HErr Gebete erhört: aber anders, als man es meinte. Wer aber ist, der da sagt: „Lieber Heiland, ich danke dir, dass du mich erhört hast?“ Ja, Gott erhört oft anders, als wir meinen. In allen Übungen, in allem Schweren, das der HErr über uns führt, sieht der Christ eine Erhörung des Gebets. „Ich bin dein, sprich du darauf das Amen rc.“ betet manches aus dem schönen Liede: „Eines wünsch' ich mir vor allem andern.“ O das hört Gott: Wir dürfen Ihn fassen bei seiner Verheißung. Aber Gott nimmt uns auch beim Wort. „Ich bin dein,“ sagst du. „Ja, du bist mein,“ antwortet Gott. Wenn dein Herz noch ein Götzlein hat, an einer Kreatur hängt, nimmt Er sie dir. „Mir gehörst du an, ich habe dich errettet.“ O wie viele Götzentempel stehen noch da! Wundern wir uns nicht, wenn der HErr uns das Eine oder das Andere von der Seite nimmt, weil wir uns an die Kreatur hängten. Musst du schwer durch und weißt du nicht, warum? so hat eine Seele für dich gebetet, darum bist du im Schmelztiegel. Je mehr man gläubig betet: „Dein Reich komme! Dein Wille geschehe!“ desto mehr Säuberungen kommen. Alle Gebete sind ein Kapital bei Gott, von dem man täglich den Zins bekommt. Wenn uns viel Schweres begegnet, sollen wir uns fragen, ob wir um jeden Preis selig werden willen? Ein Mann, der dem Trunk ergeben war, kam einst zu seinem Pfarrer und bekannte ihm seine Sünde.

„Willst du um jeden Preis selig werden?“ fragte ihn der Geistliche, und der Mann antwortete: „Gewiss!“ So wollen wir beten, und er kniet mit ihm nieder und betet fort und fort: „HErr, löse diese Seele, sie ist in der Sünde gefangen.“ Mitten im Gebet sagt der Mann: „Wir sind erhört, ich weiß es; aber ich muss sterben.“ Der Mann geht heim. Der Pfarrer besucht ihn nach ein paar Tagen; er findet ihn krank. Er besucht ihn wieder - der Mann ist tot. Um jeden Preis wollte er selig werden. O Gott ist getreu.

Ich möchte keinem raten, in äußern Sachen mit Gewalt etwas zu erbitten. Man kann viel ertrotzen, Gott lässt manchen Bileam mit den Boten laufen. Die Bitte im Erlösung ist aber geheiligt, es ist eine Bitte nach Gottes Willen.

Wenn Demütigungen und Übungen kommen, gebe uns Gott die Gnade, dass wir nicht erschrecken, wenn es heißt: Der Petrus ist da! Denken wir daran: in Verklärungsgestalt tritt der Erhörer des Gebets vor unsere Seele. Amen!

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/z/zeller_samuel/zeller_hausandachten/zeller_hausandachten_viii.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain