Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen – Der 72. Psalm.

Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen – Der 72. Psalm.

1. Des Salomo. GOtt, gib dein Gericht dem Könige, und deine Gerechtigkeit des Königs Sohne, 2. Dass er dein Volk bringe zur Gerechtigkeit, und deine Elenden errette. 3. Lass die Berge den Frieden bringen unter das Volk, und die Hügel die Gerechtigkeit. 4. Er wird das elende Volk bei Recht erhalten, und den Armen helfen, und die Lästerer zerschmeißen. 5. Man wird dich fürchten, so lange die Sonne und der Mond währt, von Kind zu Kindeskindern. 6. Er wird herab fahren, wie der Regen auf das Fell, wie die Tropfen, die das Land feuchten. 7. Zu seinen Zeiten wird blühen der Gerechte, und großer Friede, bis dass der Mond nimmer sei. 8. Er wird herrschen von einem Meer bis ans andere, und von dem Wasser bis zur Welt Ende. 9. Vor ihm werden sich neigen die in der Wüste; und seine Feinde werden Staub lecken. 10. Die Könige am Meer und in den Inseln werden Geschenke bringen; die Könige aus Reich Arabien und Seba werden Gaben zuführen. 11. Alle Könige werden ihn anbeten, alle Heiden werden ihm dienen. 12. Denn er wird den Armen erretten, der da schreit, und den Elenden, der keinen Helfer hat. 13. Er wird gnädig sein den Geringen und Armen, und den Seelen der Armen wird er helfen. 14. Er wird ihre Seele aus dem Trug und Frevel erlösen, und ihr Blut wird teuer geachtet werden vor ihm. 15. Er wird leben, und man wird ihm vom Golde aus Reich Arabien geben. Und man wird immerdar vor ihm beten, täglich wird man ihn loben. 16. Auf Erden, oben auf den Bergen, wird das Getreide dick stehen; seine Frucht wird beben wie Libanon, und wird grünen in den Städten, wie Gras auf Erden. 17. Sein Name wird ewig bleiben; so lange die Sonne währt, wird sein Name auf die Nachkommen reichen; und werden durch denselben gesegnet sein; alle Heiden werden ihn preisen. 18. Gelobt sei GOtt, der HErr, der GOtt Israels, der allein Wunder tut; 19. Und gelobt sei sein herrlicher Name ewig; und alle Lande müssen seiner Ehre voll werden. Amen, Amen. 20. Ein Ende haben die Gebete Davids, des Sohnes Isai.

Der 72. Psalm hat 1) die Überschrift: Des Salomo. Nicht deswegen, dass er von Salomo selbst wäre gemacht worden, sondern dass ihn David in Absicht auf den Salomo gestellt, denselben Salomo übergeben, und so auch bei der öffentlichen Einweihung Salomos zum König publiziert, 1. Buch Chron. 29., und hiermit seine Freude an diesem auserwählten Thronfolger, noch mehr aber seine Hoffnung auf das Reich GOttes und Christi bezeugt, wovon Salomos Regiment ein Bild sein sollte. Darum findet sich im Psalm 2) ein Wunsch und Gebet für Salomo und sein Volk, V. 14. David hat in seiner Regierung wohl erfahren, dass er nicht immer konnte, wie er wollte, und dass ihm, die Gerechtigkeit unter das Volk zu bringen, noch viel zurückgeblieben sei. Darum bittet er nun so für Salomo, dass GOtt ihm es auszurichten verleihen wolle. Was im Überfluss anzutreffen, was man ohne Mühe haben kann, davon sagt die Schrift: dass es aus der Erde wachse, und Berge und Hügel es bringen. Eben so sollte nun von Frieden und Gerechtigkeit ein solcher Überfluss sein. Auch der Arme und Elende sollte es so ohne Mühe und Kosten haben können, als ob es auf jedem Berg oder Hügel wachse. Und das gibt dann den guten Grund zu einer dauerhaften Ehrfurcht in den Herzen der Untertanen ab. Keinen gefährlicheren Stoß kann ein Regent seinem eigenen Ansehen geben, als durch Ungerechtigkeit. Durch alle Strenge und Tyrannei wird nicht so viel Furcht zuwege gebracht, und erhalten, als durch Gericht und Gerechtigkeit. 3) Sodann breitet sich David aus in eine Weissagung von dem weit herrlicheren Reich Christi, wovon aber doch Salomos Regierung eine Abbildung sein sollte. Daher sind die Ausdrücke so, dass sie sich bald auf Christum, bald auf Salomo merklicher beziehen, V. 6-17. In dieser Weissagung hat David Alles zusammen gefasst, was nur immer Herrliches gesagt werden konnte von Christo nach Seinem himmlischen Ursprung und von Seiner erquickenden Kraft, V. 6.; nach dem blühenden Zustand des Volks, unter dem Friedens-Regiment, V. 7., nach der weiteren Ausbreitung dieses Reichs, V. 8., nach der allgemeinen Unterwerfung der Willigen und Widerspenstigen unter dasselbe, V. 9-11., nach dem Überfluss an Gutem, und dessen fröhlichem Austeilen, V. 15., nach der wachstümlichen Kraft, von welcher es sich vom kleinen Anfang ins große Zunehmen und in beständigen Flor und Frucht treibt. Dieses Alles hat David hier zusammen gefasst, und angerühmt. Viel davon ist unserm Glauben und unserer Hoffnung noch jetzt vorgehalten. Zum Schluss bezeugt er mit Lob GOttes seine Freude an all diesem Guten, und sein Verlangen nach dessen ungehinderter Erfüllung, V. 18-20. Beim Glauben an das Reich Christi, und im Beten um dasselbe ist David entschlafen, und hat sich wohl begnügen lassen. Wenn nun auch wir in unseren Tagen nicht Alles erleben und erlangen, was wir vom Reich GOttes erwarten, so wollen wir uns begnügen lassen an dem, was uns GOtt in unseren Tagen von Seinem Werk zeigt, und die weiteren Wunder, die Er in der Ausbreitung Seines Reichs zu tun verheißen hat, dem Volk, das geboren soll werden, mit Freuden gönnen. Bei der herrlichen Offenbarung unsers HErrn JEsu Christi werden wir samt Allen, die vor uns und nach uns auf das Reich GOttes gewartet haben, unsere Gebete darum in reichlicher Erfüllung sehen und genießen dürfen. Amen!

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autoren/r/rieger_k/rieger-psalmen-psalm_72.txt · Zuletzt geändert: von aj
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