Rieger, Carl Heinrich - Über die zwölf kleinen Propheten - Die zwölf kleinen Propheten.

Rieger, Carl Heinrich - Über die zwölf kleinen Propheten - Die zwölf kleinen Propheten.

Gott hat sich von Anfang her auserwählter Rüstzeuge bedient, durch sie Seinen Willen und Erkenntnis an Andere zu bringen, und besonders bei einreißendem Verderben und Unwissenheit durch solche aufgestellte Lichter noch ein Steuern zu tun. So weiß man vor der Sintflut, von Enoch, von Noah. Nachgehends von Abraham, Mose, Aaron, Samuel usw. Von Manchen sind Schriften auf uns späte Nachkommen gebracht worden, die wir unter dem Namen der vier großen, und zwölf kleinen Propheten lesen. Von Andern haben wir zwar keine Schriften, aber doch sonst wichtige Nachrichten, wie von Elia, Elisa u. A. Ihrem Dienst nach, wozu sie GOtt brauchte, waren sie, wie es unser lieber Heiland vorstellt, Matthäi 21,33. die von den Weingärtnern unterschiedenen Knechte GOttes, d. i. sie wären nicht die gewöhnlichen Kirchen-Vorsteher oder Priester, denen der Gottesdienst und dessen Einrichtung anvertraut war, sondern sie waren vielmehr gesandt zum Nachsehen nach den Früchten, die unter der gewöhnlichen Kirchen-Anstalt erwachsen sollten. Daher kamen sie um die Zeit am häufigsten, wann der öffentliche Gottesdienst durch Abgötterei oder andere Unordnung geschändet war, und die zerfallene Kirchenzucht eine Aufrichtung nötig hatte. Insgemein wurden sie von den gewöhnlichen Bauleuten und Inhabern des Weinbergs nicht zum besten angesehen. „Sie haben verfolgt die Propheten, so vor euch gewesen sind.“

Nebenher dienten ihre angelegten Propheten-Schulen auch zur Unterweisung der Jugend, um den wahren Verstand der vorhandenen Heiligen Schriften von einem Geschlecht auf das andre fortzupflanzen. Durch ihre Hand schenkte GOtt auch von Zeit zu Zeit Seiner Kirche neue Schriften, wie wir ihnen denn auch Vieles von den zur Ges schichte des Volks GOttes gehörigen Büchern zu danken haben. Allermeist aber haben sie aus unmittelbarer Offenbarung und Trieb des Geistes die Reden GOttes von zukünftigen Dingen ausgesprochen und geschrieben. Diese bestanden zwar nicht gerade in lauter Verheißungen, sondern es kamen bei den Klagen über das Verderben auch scharfe Drohungen und Straf- Ankündigungen dazwischen; doch wurden diese oft unvermutet abgebrochen und eingeschränkt, die Weissagung aber auf Christum, dessen Gerechtigkeit und Heil herumgelenkt. Mithin bleibt doch wohl der Hauptinhalt der Propheten nach Apostelg. 10, 43., zu zeugen von JEsu von Nazareth, dass durch Seinen Namen Alle, die an Ihn glauben, Vergebung der Sünden empfahen sollen; und es ist, als ob sich GOtt durch Seine, im prophetischen Wort so oft erneuerte Verheißung von Christo immer wieder in Seiner Geduld gestärkt, und inzwischen doch das prophetische Zeugnis so eingerichtet hätte, dass man sich an Seinem so langmütigen Warten nicht stoßen, sondern auf Sein Werk unter Allem merken möchte.

Die Propheten, deren Schriften wir noch übrig haben, waren meist zu der Zeit gesandt, da es mit dem Reich Israel und Juda schon auf der Neige war; den Gottesfürchtigen also unter dem eingerissenen Verderben eine Bewahrung vor Ärgernis und Stärkung in der Geduld und dem Glauben der Heiligen besonders nötig war. Unter den zwölf kleinen standen die drei letzten, Haggai, Sacharia, Malachia erst nach der Babylonischen Gefangenschaft im Amt; der Übrigen ihre Zeitordnung kann man nicht näher bestimmen, als wo Einer und der Andere selber eine Anzeige seiner Zeit bei sich hat.

Wir auf den heutigen Tag haben im prophetischen Wort auch noch unsre Nahrung zum Wachstum in der Erkenntnis GOttes zu suchen. Denn wir treffen in den Propheten entweder Dinge an, die in ihre Zeiten gehören; so gewährt es uns einen Spiegel der Vorsehung GOttes, Seines Eifers, Seiner Geduld, der wunderbaren Ausführung Seines Rats; welches alles zur Verwahrung vor Ärgernis am jetzigen Zustand, zur Unterweisung, wie wir GOtt mit Beugung, Bekenntnis der Sünden und Gebet begegnen sollen, noch jetzt dienlich ist. Oder wir treffen in den Propheten Dinge an, welche die Zukunft Christi ins Fleisch, und die Ausführung der Erlösung durch Ihn betreffen; so stärkt ja das unseren Glauben an das Evangelium ungemein, wenn wir die im Herzen GOttes so oft in Bewegung gekommenen Friedens-Gedanken von so vielen Seiten her in Anblick bekommen, und an dem HErrn JEsu, Seiner Person, Seiner Lehre, Seiner Amtsführung, Seinen Werken, alles das erfüllt finden, was auf die zukünftige Gnade von den Propheten geweissagt war. Oder es kommen uns in den Propheten Dinge vor, die das Reich Christi auf Erden unter Juden und Heiden in den bisherigen oder auch noch künftigen Zeiten betreffen, ja bis zur Offenbarung desselben in der Herrlichkeit hinausreichen: solches gibt ja zu dieser letzten betrübten Zeit für die Geduld und den Glauben der Heiligen eine gesegnete Förderung ab, wobei man immer merkt, wie es dem guten Ziel zugeht, dass vollendet wird das Geheimnis GOttes, wie Er es evangelisiert hat Seinen Knechten den Propheten nach der Offenb. 10, 7.

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autoren/r/rieger_k/12_kleine_propheten/rieger-propheten_einfuehrung.txt · Zuletzt geändert: von aj
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