Rhegius, Urbanus - Underricht Wie ein Christen mensch got seinem herren teglich beichten soll, Doctoris Urbani Regii Thurmpredigers zu Augspurg ec.

Rhegius, Urbanus - Underricht Wie ein Christen mensch got seinem herren teglich beichten soll, Doctoris Urbani Regii Thurmpredigers zu Augspurg ec.

M.D. XXII

Wie ein sünder got beichten sol ec.

Ee und der mensch sein ware bußwertikeit beweißt der kirchen / mit demütiger gehorsamme der beicht vor dem Priester / sol er vorhin sin sünnd got dem herren herzlichen bekennen / Als der offen sünder hat gethon. der sprach auß grund seines herzens Herr bis genedig mir sünder. Und als zu mer malen gethon hat der prophet David / als er bezügt am XXXI. Psalm. da spricht er / herr ich hab dir eröffnet min sünd / und hab min ungerechtigkeit vor dier nit verborgen / ich hab gesprochen / ich wil min übelthat dem herren bekennen / und du hast mir vergeben die die boßhait meiner sünd ec. Item Johannes an dem ersten Cap. spricht / wir sollen unser sünd got bekennen er ist getrew und gerecht / das er uns rein mach von unser boßheit. In den worten werden wir underricht das wir got vor allen dingen beichten sollen / dann er ist der / der die sünd vergibt Nun mügen mir im beichten / etwan mit dem herzen / und über unser sünd erseüfzen / etwan mit dem mund bekennen mit wenig oder vil worten / wie der mensch geschickt ist / Meinß beduncken mag er ist erinneren und ernstlich gegen an klagen mit solich worten wie hernach volget.

Ach min gott / mein sündige seel begeret dir zü bekennen ir kranckheit / aber ich waiß nit wie ich dich soll nennen / sprich ich mein her / warlich du bist ain her aller herren deineim gebott dienen himel unnd erden und was darinn ist / Wie darff ich aber dich ein herren nennen / die weil ich ungehorsamer armer sünder so offt ab deinem dienst geloffen bin / und hab deinem feind dem bösen geist gedienet. Soll ich dich dan ein vatter nennen / wie du dan von uns genent werden wilt / so erschrickt mein arme gewißne / dan ich weiß wie ich von iugent auff / biß auff die zeit / nie nichts gehandelt hab / das einem sun wol ansteet / oder allein einem knecht / und noch vil minder einem taglöner / ich hab min erbtail gnedigklichen von dir empfangen / das ist / mein vernunfft / ein willen / meine fünff sin / mein lib und seel / und hab sy in einem ferren irrigen land der laster übel verzert. Soll ich dich nennen ein hirten oder ein erlöser / so verurteile ich mich selbs / dann wiewol du bist der getrew hirt / der sein edels leben hat dar gestreckt für seine schäfflin / so bin doch ich das irrig reüdich schaff / das des hirten stimm nie hat wollen hören. Sol ich dich dan mein got nennen / warlich du bist mein gott / und ist kein anderer got dann du allein / aber ich muß mich ser übel schämen / dan ich hab die eer / so dier allein zugehört / den creaturen geben / auff welche ich meer auffsehen hab gehabt dan auff dich. Warlich du bist mein oberster herr / mein gütiger vatter / mein getrewer hirt und erlöser / mein einiger got / aber ich hab mich mit meinen grossen vilfältigen sünden unwirdig gemacht / außzusprechen dein gerechtigkeit / ich bin nit wirdig das ich deinen heiligen namen durch meinen befleckten mundt nennen sol. Noch ist ein ding das mich ellenden verlassen sünder tröstet / nemlich deine erbermd / welche wir übertreffe alle deine werck / dann ir ist kein zal und kein end / alles was an mir ist sollt billich allein dinen dienst verpflicht sin / min lyb solt din tempel sin / o wie hab ich den selbigen dinen tempel / so mit vil schantlichen lastern entwicht / ich solt den selben rein behalten und geköstiget / und in undertenig gemacht haben der seel / zu erfüllung diner gebot / Ach got so hab ich leider den leib / und alle mine sinn gebraucht zu gefallen dem bösen feind und der welt. Ich hab min gotförmige seel mit übung aller üppigkeit in allen iren krefften verwüst / unnd din heilige pildniß verplichen / Ich solt min vernunnfft allein gebraucht haben zu erfarung dines heyligen willens / in der götlichen geschrifft / so hab ich sy zerrit unnd irrig gemacht / mit besen gedancken unnd ratschlegenn allerley sünd zuvolbringen. Min will solt allein dich als das höchst gut begeren / und alle andere ding von deinetwegen lassenn / so hab ich den mit unordenlicher liebe zu der welt unnd mit unlauteren und flaischlichen begirden ganz verderbt unnd wüst gemacht / min gedechtniß sollt allein danckbarlichen betrachten die gutheit diner genädigen bekerung / das du mich blinden sünder so offt erlicht hast ung mir gnad geben min sünd zuerkennen / beweinen beklagen / und min leben zu besseren / so hab ich min gedechtniß allein mißbraucht / zu betrachten fleischliche werck / und in vergangner sünd unnd künfftiger zu gedencken / ein kurzwil und freid gesucht / und also ist nichts ganz und gesunds an mir / weder an leib noch an seel / das nit vermackelt und mit bösem willen unnd schantlichen wercken übel von mir mit mutwillen verwüst und zerrissen sey. Aber du ewiger gott bist barmherzig / du hast dem verlornen sun lang zu gesehen / und gedultigklich seiner widerkerung gewartet / du hast mich under dem schwerem überschwencklichen last meiner sünd / nit lassen erdruckt und ersteckt werden in /entlicher / unbußwertigkait sonder du hast mich gnedigklichen berüfft / das ich widerkere / und ein anders leben anhebe / du hast gütigklich den alten bösen menschen in mir anheben zu erneuern / mit der heilsamen arzney warer penitenz wie wol ich leider dine gebot alle / mutwilligklich / frevellich / und bößlich hab übertrette / als ein trugloser flüchtiger knecht / mitt bösen gedancken mines herzen / mit verwilligung mines willens / mit dem mund / und mit den wercken. Ich hab gethon was mir verbotten ist / ich hab gelassen unnd versaumpt was mir gebotten ist / mit minem bösem leben menigklich geergert / in widerwertigkeit und leiden das du über mich verhengt hast / mir zu nutz / bin ich ungedultig geweßt / in gluckseligkeit undanckbar dyn ermanung unnd götlichs insprechen hab ich veracht / unnd im nit stat geben / Kurzlich / alles min thun und lassen ist ein lautere sünd. Wenn ich bitt Geheiliget werd din nam in mir. Ach got / wie wirt er in mir geheyliget / so ich min lib unnd seel din tempel / mit so vil unreinigkeit verunere? Ach got wie gar weit ist din reich von mir / dieweil in mir der alt Adam / also böse neiung / zu zorn / nid unnd haß / unkeüschait / geitigkeit / weltliche eer / hoffart / und der geleichen böse tuck noch so starck regire. Warumb bit ich. Dein wil gesche: Nun bin ich doch in eigner liebe so gar verblendt / das mir min eigner will überall wol gefalt / unnd ich brich in nimmer / unnd widerstreb allen denen die mir jn brechenn wöllen. Ich beger das teglich brot deines wortes / und hab doch ein unwillen darab / Ich weiß auch nitt wie recht ich beger ablaß meiner schuld / die weil liebe gegen mineem nechsten ganzß kalt in mir ist / Warlich bin der schuldner im Euangelio mit zehen pfunden und laß doch minem bruder nit ein heller nach. Ich beger von dier / das du mich nit in versuchnüß infierest und bin doch mir selbs ein ursach vil böser anfechtung / dan ich such mutwilligklich ursach zu den sünden. Zum letzten beger ich erlösung vor allem bösem und greiff doch nach allem übel / darumb fercht ich mir / so ich hör von dem stein dar uff dein sämlin ist gefallen / unnd ist auß mangel der feichtigkeit erdorret / dann dardurch erken ich min eigen herz / in das offt falt das edel sämlin des heiligen gots worts / aber es mag nit auffkommen / also hert ist min herz auß gewonheit der sünd / Aber miner sünd ist mer dan das ich sy mög erzelen. Alles min leben ist vol sünde. Allein ein ding erhalt mich trübtseligenmenschen / versenckt in die tieffe pfütz aller laster / das ich nit in der erschrockenlichen verzweyflung unndergang. Nemlich das ich wol weiß / wie die vile unnd grosse deiner grunlosen barmherzigkeit / ubertrifft weit / grösse und schwere miner boßheit. Du wilt nit den tod des sünders / sonder das er bekert werd und leb. Darumb km ich armer betrübter sünder / aller hilff entsetzt zu dier mine minem einigen trost / als ein tötlich krancker zu dem rechten arzet / ein durstiger zu dem brunnen des waren lebens / ein truriger zu dem weg der warheit ein gefangner zu dem gewaltigen erlöser / ein schuldiger zu dem aller barmherzigsten richter / und setz allein min vertrauwen auff kein geschöpfft / sonder auff dich almechtigen got min schöpfer / erlöser und seligmacher. Verlieh mir durch das unenndtlich groß verdienen deins schmerzlichen tods / das ich also in dich verhoffe / das min hoffnung nit vergebes sey / das geschicht wann du dich auch erbarmst über mich armen unwirdigen sünder Amen.

Also sol sich der sünder vor unserm herrn Jesuchristo ernstlich beklagen / mit fleissigem auffmercken herzliger begird der hilff gottes / und guten fürsatz und soll sich selbs on verzug urteilen / darmit er nit in das gestreng urteil gots fall / dann es wurd jm vil zu schwer / und die weil der mensch teglich sündet / so ist jm gar not: dz er sich mit solicher demütiger anklag teglich reinige / und fürkum das gerecht urteil gots die weil er kein augenplick versichert ist seins lebens sonder alzeit warten müß / wenn die seel vom leib abgefordert / und für den richterstul gefürt werde da yetlicher nach sinen wercken geurteilt würt. Laß im ein ieder zu herzen gon dy wort unsers heylmachers Matthei am xxv. cap. Ir sollet wachen dann ier wissent weder tag noch stunnd in welcher der sun des menschen kommen wirt. ec.

Getruckt zu Straßburg durch Martinum Flach. Anno. M.D.xxii.

Rhegius, Urbanus – Unterricht: Wie ein Christenmensch Gott, seinem Herrn, täglich beichten soll. (Übertragung durch Anke)

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