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Calvin, Jean - Taufformular

Calvin, Jean - Taufformular

Unser Anfang geschehe im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Amen.
Wollet ihr, daß dieses Kind getauft werde?

Antwort: Ja

Unser Herr lehret uns, daß wir müssen von neuem geboren werden, wenn wir in das Reich Gottes kommen wollen, und zeigt uns damit, in welchem Elend und Verderben wir von Natur geboren seyen. Denn wenn unsere Natur der gänzlichen Erneuerung bedarf, so muß sie wohl gänzlich verderbt und vor Gott verwerflich seyn. Darum heißet uns Gott, demüthig seyn und unsere Sünden hassen und bereuen. Darum bereitet er uns auch zu, nach seiner Gnade zu verlangen, durch welche die Verkehrtheit und Unwürdigkeit unserer anfänglichen Natur ausgelöscht und völlig aufgehoben wird. Und nicht eher hat er einen Raum in uns, als bis wir all unser Vertrauen auf eigene Tugend und Kraft und Weisheit von uns werfen, und alles, was in uns ist, als verderbt erkennen.

Nachdem uns aber der Herr unser Elend gezeigt hat, tröstet er uns auch nach seiner Barmherzigkeit, und verheißt uns, er wolle durch seinen h. Geist uns auferwecken zu einem neuen Leben, und uns also den Eingang in sein Reich bereiten. Zu dieser Wiedergeburt gehören aber zwei Stücke, erstlich, daß wir uns selbst absagen, und nicht mehr unserer Vernunft und unserem Willen und unseren Lüsten nachleben, sondern Herz und Sinn der göttlichen Weisheit unterwerfen und unser Fleisch ertödten; zum zweiten, daß wir dem Lichte Gottes nachleben und seinem allerheiligsten Willen gehorchen, wie er uns in seinem Worte lehrt, und durch seinen h. Geist uns voranleuchtet und den Weg bahnt. Diese beiden Stücke sind aber erfüllt und vollendet in unserm Herrn Jesu Christo; wer an seinem Tode Theil hat, der ist mit ihm der Sünde gestorben und begraben und in Kraft seiner Auferstehung erweckt er uns zu einem neuen Leben, das aus Gott ist, indem sein Geist uns leitet und regiert und alles in uns vollbringt, was ihm angenehm ist. Das aber ist das Hauptstück unseres Heiles, daß er uns alle unsere Sünden nach seiner Barmherzigkeit verzeiht und uns dieselbigen nicht zurechnet, sondern ihr Gedächtniß auslöscht, also daß sie im Gerichte uns nicht mehr können vorgehalten werden.

Alle diese Wohlthaten werden uns nun geschenkt, wenn wir durch die h. Taufe in den Leib der Kirche eingepflanzt werden. Denn erstlich bezeuget er uns in diesem Sakramente die Vergebung der Sünden. Dazu hat er das Zeichen des Wassers verordnet, indem er uns damit will zeigen und deutlich vor Augen stellen, daß, wie durch dieses Element die Unreinigkeit des Leibes abgewaschen werde, also auch er unsere Herzen reinigen und sühnen wolle, also, daß kein Flecken oder Makel mehr daran bleibe. Zum andern schenket er uns darin die Wiedergeburt und Erneuerung unseres Lebens, welche besteht in der Ertödtung des alten Menschen und dem neuen geistlichen Leben, welche beide er selber in uns schaffet und wirket. So wird uns also eine zwiefache Gnade Gottes in der h. Taufe gegeben, es wäre denn, daß wir die Kraft dieses Sakramentes durch Undankbarkeit und Leichtsinn wieder auslöschten. Denn er giebt uns darin das gewisse Zeugniß, daß er uns ein gnädiger Vater sey und unsere Sünden nicht zurechnen, sondern allezeit mit seinem h. Geiste bei uns seyn will, auf daß wir dem Teufel, der Sünde und den Begierden unsers Fleisches kräftig widerstehen können, bis daß wir den Sieg erlangen, und leben in der Freiheit seines Reiches, welches ist ein Reich der Gerechtigkeit.

Unser bester und allergnädigster Gott ist aber nicht zufrieden, uns zu seinen Kindern und in seine Kirche aufgenommen zu haben, sondern hat uns den Reichthum seiner Güte noch herrlicher beweisen wollen, indem er uns verheißen hat, daß er auch der Gott unserer Kinder und Nachkommen seyn wolle bis in das tausendste Glied. Deßhalb, obgleich unsere Kinder auch aus dem verderbten Geschlechte Adams entstammen, heißt er sie nichtsdestoweniger zu ihm kommen, um des Bundes willen, den er mit ihren Aeltern gemacht hat, und will sie als seine Kinder betrachten. Darum ist es sein Wille vom Anfang der ersten Grundlegung einer Kirche an im alten Bunde gewesen, daß den Kindern das Siegel der Beschneidung aufgedrückt werden solle, an dessen Stelle jetzt die h. Taufe getreten ist.

Denn da unser Herr Jesus Christus nicht darum auf Erden gekommen ist, um die Gnade und Wohlthat des Vaters kleiner zu machen, sondern vielmehr um den Bund des Heiles auszubreiten bis zu den Enden der Erde, welcher damals eingeschlossen war in die Grenzen des jüdischen Volkes, so dürfen wir nicht zweifeln, daß auch unsere Kinder Erben seyen des Heiles und Lebens, das er uns verheißen hat, daher auch Paulus schreibt, daß sie geheiligt seyen von Mutterleibe an, und von den Kindern der Heiden unterschieden. Darum hat auch unser Herr Jesus Christus die Kinder heißen zu sich kommen (Matth. 19) und gesagt: „Wehret ihnen nicht, denn ihrer ist das Reich Gottes.“ Wenn er nun versichert, daß das Reich ihnen sey, und die Hände auf sie gelegt und sie seinem Vater empfohlen hat, so lehret er uns hinlänglich, daß wir sie nicht aus seiner Kirche ausschließen sollen. Darum lassen wir dieß Kind nach seiner Vorschrift herzu, daß es auch theilhaftig werde aller der Güter, die er den Seinigen verheißen hat. Zuvor aber bringen wir dem Herrn unsere Gebete dar, und sprechen in Demuth also:
Herr Gott, ewiger und allmächtiger Vater! Dieweil du nach deiner unendlichen Gnade uns verheißen hast, daß du unser und unserer Kinder Gott seyn willst, so bitten wir dich, du wollest an diesem Kinde christlicher Aeltern diese deine Gnade bestätigen und erfüllen. Und wie wir es dir jetzt darbringen und weihen, so wollest du es in deinen gnädigen Schutz aufnehmen, als seinen Gott und Heiland dich erweisen, seine angeerbte Sünde, deren Schuld auf dem ganzen Geschlecht Adams lastet, ihm vergeben, und es weiterhin durch deinen h. Geist also heiligen, daß, wenn es zum Alter der Einsicht und des Verständnisses kommt, dich, den einigen Gott und Heiland, erkenne und verehre, dir sein Leben lang Lob und Ehre gebe, und allezeit die Vergebung für alle seine Sünden von dir erlange. Auf daß es aber dieser Wohlthaten theilhaftig werde, so nimm es auf in die Gemeinschaft unseres Herrn Jesu, damit es als ein Glied an seinem Leibe an allen seinen Gütern Antheil habe. Erhöre uns, Vater der Barmherzigkeit, daß diese Taufe, welche wir auf deinen Befehl vollziehen, die Kraft und Wirkung habe, welche uns in der Lehre deines Evangeliums verheißen ist.

U. V. Amen.

Weil nun dieß Kind in die christliche Kirche aufgenommen werden soll, so gelobet ihr, dasselbe, wenn es zum Alter der Einsicht und des Verstandes kommt, in der Lehre, welche von der Gemeinde Gottes angenommen ist, zu unterrichten, wie selbige kurz enthalten ist in dem Bekenntniß des Glaubens, daran wir alle festhalten:

Ich glaube an einen Gott, den allmächtigen Vater, den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesum Christum, seinen eingebornen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist von dem heiligen Geiste, geboren aus Maria der Jungfrau, der gelitten hat unter Pontio Pilato, ist gekreuziget, gestorben und begraben worden, hinabgefahren zu der Hölle, am dritten Tage wiederum auferstanden von den Todten, aufgefahren ist in die Himmel, wo er sitzt zur rechten Hand Gottes, des allmächtigen Vaters, von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Todten.

Ich glaube an den heiligen Geist, eine heilige, allgemeine christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Leibes, und ein ewiges Leben. Amen.

Gelobet ihr also, euch alle Mühe geben zu wollen, daß dieß Kinde in dieser ganzen Lehre und in allem, was in der h. Schrift alten und neuen Testamentes enthalten ist, unterrichtet werde, auf daß es solches höre und annehme als das unzweifelhafte Wort Gottes vom Himmel?

Wollet ihr es ermahnen, daß es sein Leben nach der Regel und Vorschrift führe, welche Gott in seinem Gesetze vorgeschrieben hat, daß es Gott liebe von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüthe und aus allen seinen Kräften, und seinen Nächsten wie sich selbst; und daß es der Predigt, die uns Gott durch die Propheten und Apostel überliefert hat, glaube, sich und seinen Lüsten absage, und mit allem Eifer den Namen Jesu Christi verkündige und den Nächsten erbaue?

N.N. ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des heil. Geistes. Amen.

Quelle: Ebrard, August - Reformirtes Kirchenbuch

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