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Calvin, Jean - An Sulzer in Basel.

Nr. 673 (C. R. – 3489)

Calvin, Jean - An Sulzer in Basel.

Johann Karg war Hofprediger des Herzogs von Württemberg und strenger Lutheraner. Vgl. 664, 669, 671.

Von Bezas Reise nach Poissy. Nur keine Lutheraner nach Frankreich!

Deinen Brief an Beza, hochberühmter Mann, habe ich erhalten, einen Tag, nachdem Beza nach Frankreich abgereist war, und zwar mit der Kurierpost, weil es nicht sicher genug gewesen wäre, ganz offen zu reisen. Einen so genannten Geleitbrief konnte er nämlich nicht erwirken, weil die Königin-Mutter sich keinen Vorwurf vom Papste zuziehen wollte. Nur der König von Navarra hat sich in einem Brief an unsern Rat für seine Sicherheit verbürgt. Er selbst, sein Bruder, Prinz de Conde und der Admiral haben persönlich Beza dringend ersucht, seine Abreise nicht aufzuschieben, denn Eile tue not, wenn er im rechten Moment da sein wolle. Auch mich haben alle beschworen, ich möchte ihn doch eher gleich fortschicken als ihn aufhalten. An Herrn Piertro Martire ist längst ein Schreiben gesandt worden, das ihn nicht eigentlich beruft, aber allen Provinzstatthaltern den Auftrag gibt, ihm, wenn er durchreise, für sicheres Geleit zu sorgen. Nachher hat dann der König von Navarra vom Zürcher Rat dasselbe verlangt wie von unserm. Der Bote ist noch nicht zurück; doch werde ich vor drei Tagen erfahren, ob Vermigli kommt. Wenn du dich wunderst, dass von den deutschen Theologen keiner eingeladen wurde, so musst du wissen, dass man noch nicht soweit ist, dass die Unsern frei gestehen dürften, ihre Absicht sei eine gänzliche Loslösung vom Papsttum. Sie dürfen nicht mehr zu sagen wagen als, man müsse ein Mittel suchen, die Unruhen zu stillen; von einer Religionsänderung ist noch gar nicht die Rede. Aber selbst wenn das alles ganz leicht ginge, so weiß ich nicht, was dir in den Sinn kommt, gerade das zu wünschen, was den schönsten Anfang verderben könnte. Gewiss gehört zu den Fürsten, bei denen wir nach deiner Meinung uns hüten müssen, Anstoß zu erregen, auch der Herzog von Württemberg. Der würde seinen Brenz schicken und vielleicht auch den Karg, der, wie ich höre, jetzt die zweite Rolle bei ihm spielt. Schon früher hat Brenz in seiner Schrift über die Allgegenwart des Leibes Christi krasseren Wahnsinn verraten als der ganze Haufe der Papisten, und eben jetzt hat er wieder im Bund mit seinem Gesellen Karg einen hartnäckigen Kampf gegen den wahren, rechten Glauben begonnen. Wahrlich, wollen wir nicht unsern Feinden ein ergötzliches Schauspiel bieten, so müssen wir alles anwenden, dass nicht diese Leute wie Furien mit Feuerbränden einbrechen und heftigere Kämpfe erregen, als je bisher in Deutschland tobten. Hundertmal lieber will ich sterben, als mich so verderblichem Rat nicht kräftig zu widersetzen! Mit den Papisten müssen wir kämpfen; zu diesem Kampf, aber nicht zu Zänkereien im Innern, wollen wir ins Horn stoßen. Ich beklage mich umso offener bei dir, weil ich wohl weiß, was der Württemberger bereits durch die Sendung von Vergerios Neffen angezettelt hat; ich glaube fast, der Onkel habe sich dazu mit Geld erkaufen lassen, sicher hat er irgendein Entgelt für seine Kuppelei schon gekriegt. Sind die Verhältnisse einmal reif dazu, dann wir man ernstlich an irgendein Bündnis denken können, aber es darf den Hausfrieden nicht stören. Die Männer, die die Wiederherstellung des Reiches Christi in Frankreich wünschen, sind nicht so töricht, wissentlich die Urheber des Zankes einzulassen. Ich bin von der Aufrichtigkeit deiner Gesinnung so überzeugt, dass ich nicht zweifle, du werdest bei näherer Überlegung deinen früheren Plan gern aufgeben. Lebwohl, hochberühmter Mann und verehrter Bruder. Der Herr sei stets mit dir; er leite dich und segne dein Wirken.

23. August 1561.

Christo und seiner Kirche hast du einen guten Dienst geleistet an den Brüdern aus Piemont, indem du bewirktest, dass ihre Not durch eine Unterstützung gelindert werde.

Dein

Johannes Calvin.

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