Spurgeon, Charles Haddon - Die Übel der Gegenwart, und wie ihnen entgegenzutreten ist.
Eröffnungsrede bei der Pastoral-Konferenz 1877.
Geliebte Freunde, erlauben Sie mir, Sie alle von Herzen willkommen zu heißen. Ich habe schon einen Segen empfangen in den dargebrachten Gebeten; und wir haben Alle, denke ich, den Vorschmack einer göttlichen Erquickung während der ersten geheiligten Stunde unseres Versammeltseins schon genossen. Lassen Sie uns fortfahren in der gläubigen Zuversicht, dass Der, welcher Sich schon herabgelassen hat, uns nahe zu kommen, bei uns bleiben wird, bis für uns Alle die Zeit da sein wird, zu sagen: „Lasst uns von hinnen gehen.“
Ich kann kaum den Inhalt meiner Anrede mit ein paar Worten bezeichnen; Sie werden den Gegenstand derselben oder die Reihe von Gegenständen wahrnehmen, indem wir weiter gehen, aber wenn Eine Zeile sie enthalten könnte, so wäre es: Die Übel der Gegenwart, und wie ihnen entgegenzutreten ist.
Soweit ich mich erinnern kann, ist jedes Jahr eine außerordentlich kritische Periode gewesen, und soweit ich in die Geschichte hineinzublicken vermag, hat beinahe alle sechs Monate der eine oder andere Heißsporn über „die gegenwärtige ernste Krisis“ geschrieben. Es gibt Leute, die immer an die drohende Gefahr des Universums im Allgemeinen und der Kirche Christi im Besonderen glauben, und man ist sicher, eine Art Popularität zu gewinnen, wenn man beständig schreit: „Wehe, wehe!“ Propheten, die im geistlichen Sinne Salomon Eagle nachahmen, der zur Zeit der Pest nackend, mit einer Kohlenpfanne auf dem Kopf durch die Straßen Londons ging und schrie: „Wehe, wehe“, werden für treu gehalten, obgleich sie wahrscheinlich nur an schlechter Verdauung leiden. Wir gehören nicht zu dieser Gattung; wir dürfen unsere Augen nicht gegen die Übel verschließen, die uns umgeben, aber wir sind im Stande, die göttliche Macht über uns zu sehen und zu fühlen, dass sie mit uns ist und ihre Gnadenratschlüsse ausführt. Wir sagen Jedem von Ihnen, was der HErr in dem Kapitel, das wir soeben lasen, zu Josua sagte: „Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der HErr, dein Gott, ist mit dir in Allem, das du tun wirst.“ Wir vertrauen auf den lebendigen Gott, der Seine eigene Sache schließlich zum Sieg führen wird. Dennoch ist es weise, einzuräumen, dass diese Tage ihre eigenen Gefahren und Versuchungen haben. Das Kaleidoskop wechselt, die Szenen, die sich unserem Auge darbieten, sind verändert, entweder zum Guten oder Bösen; das Gute hat unendliche Verschiedenheiten, und das Böse auch. Wir haben nicht, wie unsere Puritanischen Vorfahren, Verfolgung und Unterdrückung zu leiden, die uns unsere bürgerlichen Rechte und unsere Freiheit, Gott zu verehren, nimmt. Das Übel hat bei uns eine ganz andere Form angenommen und wir müssen ihm entgegentreten, so wie wir es finden. Die Front der Schlacht ist verändert, aber wir müssen darum nicht glauben, dass der Kampf weniger schwer sein werde. Ich erwarte einen ernsteren Streit, als wir ihn noch je gefochten, und wir müssen darauf vorbereitet sein. Während einer Schlacht sah man den Herzog von Wellington die Linie entlang nach einem gewissen Teil des Schlachtfeldes reiten, und ein Soldat sagte zu seinem Kameraden: „Dort reitet der Herzog und dort wird's sicher heiße Arbeit geben.“ Brüder, wir haben Beweis dafür, dass der HErr Jesus mit uns ist, deshalb wollen wir das Heer in Schlachtordnung aufstellen. Er ist kein Feldherr, der zur Parade reitet, Er will Gefecht überall, wo Er hinkommt, und wir können heiße Arbeit erwarten! Wenn Er das Schwert um die Hüfte gürtet und auf Seinem weißen Pferde auszieht, so können wir versichert sein, dass Sein Schwert kräftig treffen wird und Seine Pfeile dicht und rasch fliegen, während auf der andern Seite Seine Feinde wütend toben werden.
Zuerst unter den Übeln der Gegenwart müssen wir die Rückkehr des Aberglaubens nennen. Der Ritualismus ist unter uns aufgesprossen und hat sich ausgebreitet, wie das meiste Unkraut es tut. Die Allwissenheit kann ihn, wie ich annehme, vom Romanismus unterscheiden, aber es ist auch wahrscheinlich, dass die Allwissenheit mehr von seiner Ähnlichkeit mit dem Romanismus sieht, als wir es tun. Er breitet sich traurig weit aus, breitet sich überall aus; und uns, die wir nur unparteiische Zuschauer sind, scheint es, dass derjenige Teil der Anglikanischen Kirche, welcher mit diesem Irrtum befleckt ist, der lebendigste und kräftigste Teil derselben ist. Der Unterschied zwischen den beiden Parteien, der ritualistischen und der evangelischen ist sehr markiert, denn die Ritualisten sind kühn wie Löwen und die Evangelischen schüchtern wie Hasen. Jede Lehre des Romanismus wird von den Ritualisten gepredigt, ausgenommen die Unfehlbarkeit des Papstes und vielleicht das Zölibat der Geistlichkeit. Ich bin überzeugt, dass es viele Priester in der Römischen Kirche gibt, welche mehr Evangelium predigen und es besser verstehen, als diese vorgeblichen Priester in der Kirche von England. Das Schlimmste dabei ist, dass das Gewächs des Sakramentalismus in der Staatskirche nicht dem einer Mistel oder eines Pilzes an einer Eiche gleicht, es ist ein wirklicher und rechtmäßiger Zweig des ursprünglichen Stammes. Es ist wahr, dass die „Neununddreißig Artikel“ gegen die high church Partei sind, aber was sind die Artikel? Das Unheil ist in dem Katechismus und dem Buch der Gottesdienstlichen Ordnung, die in beständigem Gebrauch sind. Wir haben es nicht mit einem schmarotzerartigen Übel zu tun, sondern mit einem natürlichen Schößling des nationalen Weinstocks, der bleiben wird, so lange das Book of Common Prayer unrevidiert bleibt; und wann wird es revidiert werden? Außerdem wird dieses Unheil von Männern angestiftet, die wissen, was sie wollen. Sie meinen es völlig ernst. Ich glaube, dass unter ihnen einige „Übergebliebene“ sind, die trotz ihres Zeremonialismus und ihrer Mummereien wahrhaft an den HErrn Jesum Christum glauben. Neben ihnen ist ein Heer von Solchen, die nur an Stellungen, Maskeraden, Gewänder und all diesen Quark glauben; aber nichtsdestoweniger ist eine Schar begnadigter Seelen da, deren liebliches Gemüt in heiligen Gesängen und in frommen, Herbert-artigen Worten über unsern HErrn atmet, die wir ungern entbehren würden. Als Partei sind sie ernst, sie umziehen See und Land, um einen Proselyten zu machen, und groß sind die Opfer, welche sie der Sache bringen, der sie sich gewidmet haben. Diese Kämpfer haben sich gut verschanzt, meine Brüder, und Sie haben dieselben aus dem Lager zu treiben. Dieser Aberglaube ist noch dazu in Harmonie mit der angeborenen Abgötterei des menschlichen Herzens; er gewährt dem Auge und dem Geschmack Befriedigung, er stellt einen sichtbaren Priester und äußerliche Symbole auf, und nach diesen verlangt das gefallene Menschenherz. Er bietet sich an, die Menschen von der Notwendigkeit des Denkens zu befreien, indem er ihnen einen äußerlichen Gottesdienst darbietet und ihnen einen Priester liefert, der ihre Religion für sie besorgt; aber, ach, er leitet den Menschen ab von dem Wirklichen und Geistlichen, er tröstet ihn ohne wahre Wiedergeburt und füllt ihn mit Hoffnung, obgleich er sich nicht der Gerechtigkeit Christi unterworfen hat.
Ein zweites und ein, wie ich es ansehe, ebenso schreckliches Übel ist der zunehmende Unglaube. Ich spreche jetzt nicht von jener groben Art des Unglaubens, der über die Schrift spottet und den Namen des HErrn unsers Gottes lästert. Es ist nicht viel Unheil in einem solchen Teufel, er ist zu schwarz, zu deutlich ein höllischer Feind! Es geht ein gefährlicherer Geist jetzt umher, tritt in die Kirchen der Nonkonformisten ein, klimmt ihre Kanzeln hinauf und verkehrt in merkwürdiger Weise das Zeugnis Einiger, die etwas von sich halten und die als Führer angesehen werden von denen, die sich selbst als Männer von Bildung und Verstand betrachten. Macaulay sagte richtig, dass die Theologie unbeweglich sei, aber diese Leute widersprechen immerfort dieser Meinung in sehr praktischer Weise, denn ihre Theologie ist so unbeständig wie der Wind. Schranken werden verlacht und feste Lehre wird verachtet. „Fortschritt“ ist das Losungswort, und wir hören es 1) wiederholen. Weit entfernt sind wir, zu leugnen, dass die Menschen in der Erkenntnis der Wahrheit Fortschritte machen sollten, denn danach streben wir selber, und wir hoffen, dass wir durch tägliche Erfahrung, durch Studium und durch die Unterweisung des Heiligen Geistes in bescheidenem Maße dies auch erreichen. Aber Worte bedürfen des Dolmetschens was versteht man in diesem Falle unter Fortschritt? Welches Wegs geht er? Er ist zu oft ein Fortschritt von der Wahrheit, was verdolmetscht, ein Fortschreiten nach rückwärts ist. Sie reden von höherem Denken, aber es ist ein Aufsteigen niederwärts. Ich muss ihre Ausdrücke gebrauchen und von Fortschritt reden, aber ihr Fortschritt ist ein Gehen von und nicht ein Gehen zu dem Ort unserer Wünsche. Augenscheinlich ist es ein Fortschreiten von nützlicher Wirksamkeit. Sie laden uns ein, ihnen zu folgen in ihrem Vorrücken nach einem unfruchtbaren Sozinianismus hin, denn dazu oder zu etwas noch Schlimmerem neigt sich die neue Theologie. Nun, wir kennen zu dieser jetzigen Zeit gewisse alte Kapellen, die zugeschlossen sind, vor deren Front Gras wächst und über deren Tür geschrieben steht: Unitarische Baptisten-Kapelle. Obgleich gesagt worden ist, derjenige sei ein Wohltäter seines Geschlechts, der machte, dass zwei Grashalme da wüchsen, wo früher nur einer, so haben wir doch keinen Wunsch, unsere Kirchenstühle leer zu machen, um mehr Gras zu ziehen. Vor unser Auge treten gewisse andere Kapellen, die noch jene Vollendung nicht erreicht haben, wo die Spinnen in köstlicher Ruhe leben, wo die Stühle zahlreicher sind als die Leute, und wo, wenn auch eine Stiftung aus früherer Zeit des Predigers Mund offen hält, doch wenig Ohren offen sind, um ihn zu hören. Es ist ziemlich gewiss, dass Christus hier nicht erhöht wird, denn Er zieht nicht Alle zu sich. Es ist keine Anziehungskraft da, keine Macht, kein Einfluss zum Guten; es ist eine im Frost erstarrte Religion, und wir tragen durchaus kein Verlangen, einen Ausflug nach diesem Meer uralten Eises zu machen. „Meine Herren“, sagen wir zu ihnen, Sie sind alle unermesslich gescheit; wir wundern uns oft, wie Ein kleiner Kopf Alles tragen kann, was Sie wissen, aber für alle Ihre Gescheitheit können wir doch das alte, alte Evangelium nicht aufgeben, denn die Resultate Ihres Predigens bezaubern uns nicht. Wo sind Ihre Neubekehrten? Wo sind Ihre Hörer? Wo werden Ihre Gemeinden bald zu finden sein? Händel spielte einmal die Orgel in einer Landkirche und am Schlusse des Gottesdienstes spielte er noch ein Stück so, dass alle Leute blieben, um es zu hören. Der alte Organist ward unwillig und sagte: „Nun, lassen Sie das bleiben, Sie können die Leute nicht hinaus spielen; lassen Sie mich das tun.“ Diese Fortschritts-Herren können sicherlich die Leute hinausspielen. Ihre Gaben der Zerstreuung sind erstaunlich. Setzen Sie sie nieder in irgendeiner warmherzigen christlichen Gemeinschaft und sehen Sie zu, ob sie nicht dieselbe zerstreuen und teilen werden; stellen Sie sie in irgendeiner Stadt, die Ihnen beliebt, an, und wenn sie auch zuerst anziehen mögen (denn Einige werden von allem Neuen, wie irrig es auch sei, angezogen), so wird doch nach kurzer Zeit, weil kein Leben da ist, auch keine Kraft da sein, die Leute festzuhalten. Wir erinnern uns des Experimentes, das zu Daventry unter jenem ausgezeichnet frommen Manne Dr. Doddridge, gemacht wurde, und sind nicht geneigt, das Gleiche unter irgendwelchen Umständen zu versuchen. Dieser würdige. Mann dogmatisierte nicht vor den „lieben, jungen Männern“, die zu seinem College kamen, sondern hatte die Methode, sie die Argumente auf jeder Seite hören zu lassen, damit sie selber wählen könnten. Das Resultat war so traurig, als wenn Irrtum gelehrt worden wäre, denn nichts ist schlimmer, als lauwarm für die Wahrheit sein. Das Dissentertum ward entnervt durch einen schwachherzigen Liberalismus, und wir hatten eine Generation von Sozinianern, unter denen das Nonkonformistentum beinahe erstarb. Beide, die General- sowohl wie die Particular Baptisten2) haben genug von diesem bösen Sauerteig gehabt, und wir sind nicht geneigt, ihn wiederum in das Brot der Leute zu mengen.
Außerdem werden wir eingeladen, der Leitung von Männern zu folgen, die nicht zu Führern sich eignen. Ich habe mit recht viel Interesse darauf gewartet, zu sehen, ob das neuere Denken im Stande sein würde, einen Mann hervorzubringen, einen bedeutenden Mann, von tiefem Geiste und philosophischem Genius; aber wo ist er? Wo ist der Mann, der eine Schule gründen und seine Genossen beherrschen wird, ein Mann, vor dem die Orthodoxen zittern müssen, ein großer Goliath, eines Hauptes länger, denn alles Volk? Es ist wahr, es gibt Einige, die meinen, dass sie Macht besitzen, und sie haben dieselbe über jene jungen Herren, deren Schnurrbart eben zu wachsen beginnt, aber sie haben keinen Einfluss über die, welche ihre Bibel lesen, Erfahrung gehabt haben und gewohnt sind, die Geister zu prüfen.
Die großen Lichter sind die literarischen Männer, welche Artikel schreiben für gewisse Reviews, welche die Orakel der Elite oder derer, die sich dafür halten, sind. Ich möchte wissen, wie viele dieser trefflichen Reviews verkauft werden, aber das ist natürlich von geringer Wichtigkeit, weil die Qualität ihrer Leser so hoch ist. Sehen Sie, welches Ansehen sich ein Mann gibt, weil er eine Review liest! Sind diese Sachen denn so sehr gescheit? Ich bin unfähig, es zu sehen. Ich pflegte zu hören, dass evangelische Schriftsteller Plattheiten schrieben; ich glaube, sie taten es, aber sicher schrieben sie niemals noch wässeriges Zeug, als das, welches jetzt zum Angriff auf den orthodoxen Glauben hervorgebracht wird, aber dann, sehen Sie, wird es in solchem latinisierten Jargon geschrieben, dass seine Dunkelheit irrtümlich für Tiefe gehalten wird. Wenn Sie Zeit und Geduld haben, ein wenig von dem zu lesen, was die Herren des neueren Denkens schreiben, so wird es nicht lange dauern, bis Sie ihres Wortspinnens, ihres Umgießens alter Ketzereien in eigene Gedanken und ihres allgemeinen Mystifizierens einfacher Dinge müde werden. Es gehört nur ein Mann von Kraft dazu, um sie wie eines Töpfers Gefäße zu zerschmeißen, aber dann würde das Resultat nur Topfscherben sein. „Zeigt uns einen Mann, welcher der Nachfolge wert ist“, sagen wir, „und wenn Ihr das tut, so wollen wir nicht ihm folgen, aber mit ihm fechten: für jetzt ist's nicht wahrscheinlich, dass wir Calvin und Paulus und Augustinus verlassen, um euch zu folgen.“
Brüder, wir werden sehr ernstlich aufgefordert, von dem altmodischen Glauben unserer Vorfahren hinweg zu gehen wegen der vermeintlichen Entdeckungen der Wissenschaft. Was ist Wissenschaft? Die Methode, durch welche ein Mann versucht, seine Unwissenheit zu verbergen. Es sollte so nicht sein, aber so ist es. Sie dürfen nicht dogmatisch in der Theologie sein, meine Brüder, das ist böse; aber für wissenschaftliche Männer ist es das Richtige. Sie dürfen nie etwas sehr bestimmt behaupten, aber die Männer der Wissenschaft dürfen kühn behaupten, was sie nicht beweisen können, und dürfen einen Glauben verlangen, weit leichtgläubiger, als irgendeiner, den wir besitzen. Fürwahr, Sie und ich sollen unsere Bibel nehmen und unsern Glauben formen und gestalten nach den immer wechselnden Lehren der sogenannten wissenschaftlichen Männer. Was für eine Torheit ist dies! Wie kann man den Gang der sogenannten Wissenschaft durch die Welt verfolgen an den in Misskredit gekommenen Trugschlüssen und aufgegebenen Theorien! Frühere, einst angebetete Forscher werden jetzt lächerlich gemacht; der beständige Schiffbruch falscher Hypothesen ist eine offenkundige Sache. Man kann sehen, wo die Gelehrten ihr Lager aufgeschlagen gehabt, an den zurückgelassenen débris3) von Voraussetzungen und Theorien, die ebenso reichlich sind wie zerbrochene Flaschen. Wie die Quacksalber, welche die medizinische Welt in dem einen Zeitalter beherrschten, der Spott des nächsten sind, so ist es gewesen und so wird es sein mit den atheistischen savants4) und Männern vorgeblicher Wissenschaft. Aber sie erinnern uns an Tatsachen. Schämen sie sich noch immer nicht, das Wort zu gebrauchen? Wundervolle Tatsachen, geordnet, und nach ihrem Willen verdreht, um die wirklichen Tatsachen umzustoßen, welche die Feder Gottes selbst verzeichnet hat! Lassen Sie mich etwas anführen aus: „Is the book wrong?“ („Hat das Buch Unrecht?“) von Hely Smith, ein Büchlein, das ausgedehnter Verbreitung würdig wäre.
„Zum Beispiel, tief unten in den angeschwemmten Niederschlägen des Nildeltas wurden gewisse Bruchstücke von Töpferarbeit gefunden. Töpferarbeit setzt natürlich Töpfer voraus, aber zur Anhäufung dieser Niederschläge von Schlamm, dekretierte Sir Charles Lyell, wären 18.000 Jahre erforderlich gewesen, deshalb hätte es Menschen gegeben, welche die Geschäfte eines zivilisierten Lebens betrieben hätten, wenigstens 7.000 Jahre vor der Erschaffung des Menschen, wie sie in der Schrift berichtet wird. Welchen klareren Beweis konnte man verlangen, dass die Bibel Unrecht habe? Denn wer konnte sich vermessen, Sir C. Lyell im Verdacht zu haben, dass er in seinem Werke ein Versehen gemacht? Ein Versehen indessen hatte er gemacht, denn in denselben schlammigen Niederschlägen, in derselben Tiefe, in welcher diese „präadamitische Töpferarbeit“ entdeckt war, kam auch ein Ziegelstein zum Vorschein, der den Stempel von Mahomet Ali trug!“ (Doch wir waren verpflichtet, die Bibel zu ändern in „Gemäßheit dieser Tatsache“, schlammige Tatsache!) „Wiederum wurden im Jahr 1858 einige sonderbar geformte Kieselsteine entdeckt in dem, was man die berühmte „Höhle zu Brixham“ nennt. Es wurde sogleich entschieden, dass die Kieselsteine Zeichen menschlicher Arbeit an sich trügen und da sie zusammen mit Knochen von ausgestorbenen Tieren gefunden waren, wurde es auch sogleich als bewiesen angesehen, dass der Mensch in unermesslich entfernten Zeitaltern existiert haben müsse, und dieser Beweis, hätte das ganze westliche Europa revolutioniert in Betreff der Frage über das Alter des Menschengeschlechts.“
Die Geschichte dieser Kieselsteine ist merkwürdig. Vierzehn Jahre lang wurden sie unter Schloss und Riegel in den Zimmern der Geologischen Gesellschaft gehalten, aber die öffentliche Neugierde wurde durch Gipsabdrücke, die bei der Höhle gezeigt wurden, befriedigt, sowie durch illustrierte Beschreibungen, die in einem stattlichen Buche veröffentlicht wurden. Nach dem Beweis, der so dem Publikum geliefert ward, schien kein Zweifel daran gelassen, dass diese Kieselsteine die Zeichen menschlicher Hand und menschlichen Nachdruckes an sich trügen und so den Menschen mit einem „präadamitischen“ Tiergeschlecht vergesellschafteten. Die Sache der Wahrheit ist Hrn. Nicholas Whitley, dem Sekretär des Königl. Instituts zu Cornwall, großen Dank schuldig für den Scharfsinn, der ihn auf den Verdacht leitete, dass etwas unrichtig sein müsse, die Beharrlichkeit, womit er der Sache auf die Spur zu kommen suchte, und die Kühnheit, womit er das Resultat veröffentlichte, das einfach war, aber manchen Wink enthielt. Die Gipsabdrücke, die Zeichnungen und Beschreibungen waren nicht die Abdrücke, die Zeichnungen und Beschreibungen der wirklichen, in der Höhle gefundenen Kieselsteine! Die Originale waren, mit ein oder zwei Ausnahmen, augenscheinlich rein natürliche Exemplare von Kieselsteinen, und Leute, welche die Landschaftssteine und die wunderbaren Abbildungen menschlicher Gesichter auf unzugänglichen Felsen gesehen haben, werden nicht geneigt sein, die ganze Offenbarung umzustoßen, um ein oder zwei merkwürdig geformter Steine willen, die in Gemeinschaft mit den Überresten ausgestorbener Tierarten gefunden sind. Wenn die Sache nicht so schwach gewesen, wo wäre denn die Notwendigkeit für den Versuch, sie zu stärken und zu ergänzen, indem man dem Publikum falsche Behauptungen vorlegte? In Bezug auf all diese vermeintlichen Stein-Werkzeuge und Speere und Pfeilspitzen, die an verschiedenen Orten gefunden sind, mag es gut sein, hier das offene Bekenntnis des Dr. Carpenter zu erwähnen. Er hat uns von dem Präsidentenstuhl der Königlichen Akademie herab gesagt, dass kein logischer Beweis dafür beigebracht werden kann, dass die eigentümlichen Formen diesen Steinen durch menschliche Hand gegeben seien!
So fahren die Seifenblasen fort zu zerspringen, und mittlerweile werden mehr geblasen und von uns will man, dass wir Alles glauben sollen, was da kommt, und mit offenem Munde warten, um zu sehen, was nun weiter kommt. Aber wir werden noch nicht eben jetzt niederfallen, und das Bild der menschlichen Weisheit anbeten, trotz aller Posaunen, Trompeten, Harfen, Geigen, Psalter, Lauten, Wochenblättern, Vierteljahrsschriften und prahlenden Professoren. Zeigt uns einen Mann der Wissenschaft, der des Namens würdig ist, und dann wollen wir ihm nicht folgen, wenn er es wagt, sich der geoffenbarten Wahrheit entgegenzustellen; aber zeigt uns Einen, an den das nächste Geschlecht glauben wird. Gegenwärtig lebt Keiner, der es würdig ist, mit Newton und anderen Geistesgrößen, die Ehrfurcht vor der Schrift hatten, verglichen zu werden; gegen diese gehalten, sind jene nur vorgeblich Männer der Wissenschaft. Sehen Sie, meine Brüder, wir haben mit Unglauben, wissenschaftlichem und anderem, zu kämpfen und müssen ihm im Namen des HErrn entgegentreten.
Ein anderes offenkundiges Übel unserer Zeit ist nicht so ernsthaft, aber es ist ungemein belästigend; ich meine den Geist der Zersplitterung, der gewisse Teile der Kirche Gottes ansteckt und viel Missvergnügen und Uneinigkeit an manchen Stellen verursacht. Früher pflegte ein Mann, wenn er bekehrt war, als selbstverständlich sich mit derjenigen Kirche zu verbinden, mit der er am meisten übereinstimmte und in Verbindung mit ihr für den HErrn zu arbeiten; aber jetzt, fürchte ich, ist es Einigen in den Kopf gefahren, Arbeit außerhalb der Kirche5) sei nützlicher, als die geregelten Bemühungen, jedoch ein wenig Erfahrung wird, hoffe ich, viele von ihnen eines Besseren belehren. Christliche Arbeiten ohne Verbindung mit der Kirche sind wie Säen und Schneiden ohne eine Scheune, in welcher. man die Früchte der Ernte aufbewahren kann; sie sind nützlich, aber unvollständig6). Auf der andern Seite ist es eine gute Sache für einige Brüder, „die sich für etwas halten, obgleich sie nichts sind“, dass sie die Gelegenheit haben, eine Wirkungssphäre zu finden, wo sie uns wahrscheinlich weniger beschwerlich fallen, als wenn sie uns näher gewesen wären. Einige Leute, die sich durch eine Art Frömmigkeit auszeichnen, die man Elster-Frömmigkeit nennen könnte, sind am glücklichsten, wo sie am meisten schwatzen können. Sie hören sich selbst sehr gerne reden, und können singen: „Wie lieblich ist der Ton!“ Solche sind am besten untergebracht in Versammlungen, die sie selbst berufen. Wir haben es hiermit zu tun, und für einige Brüder ist es eine Sache, die ihnen das Herz bricht und sie vor Kummer niederbeugt. Mancher eifrige Pastor kann dies bezeugen.
Das vierte Übel ist eins, auf das ich Ihre sehr ernste Aufmerksamkeit lenken möchte: Die Zunahme des Bösen im Lande, besonders in zwei Formen, welche wir nicht übersehen sollten; die Eine ist die zunehmende Weltlichkeit unter denen, die sich als Christen bekennen. Sie erlauben sich Ausschreitungen in vieler Weise, in luxuriösen Gewohnheiten, Kleidern, Equipagen, Festlichkeiten usw., und verschwenden das Vermögen, dessen Verwalter sie sind. Wenn ein Mann in liberaler Weise für Gottes Sache gibt, so halte ich es für sehr töricht, ihm zu verbieten, in anderer Weise liberal zu sein, denn gewöhnlich geben die Menschen nach einem gewissen Maßstabe. Es würde abgeschmackt sein, Jemandem, der in liberaler Weise Geld ausgibt, einen elenden Geizhals, der weder Gott noch Menschen etwas gibt, als Muster aufzustellen; aber es ist zu viel prunkende Extravaganz da, die des Meisters Geld in weltlichen Vergnügungen und zweifelhaften Amüsements, ja in Amüsements, die schlimmer als zweifelhaft sind, verschwendet. Einige, die Prediger Christi genannt werden, haben in diesen Tagen sogar Vergnügungen verteidigt, zu deren Aufgeben Moralisten sich verbunden gefühlt haben; indes wollen wir hoffen, dass solche Prediger den Missgriff nicht wiederholen werden. Wir müssen sorgfältig, weise und doch entschieden in unserer Behandlung dieses zunehmenden Übels sein, sonst werden wir allen geistlichen Sinn in den Kirchen verlieren, Aber haben Sie daneben nicht mit Grauen das Wachsen der Nationalsünde, der Trunksucht im ganzen Lande wahrgenommen? Sehen Sie nur im Budget die Rechnung über Spirituosen an! Diese Summe kann nicht jährlich ausgegeben werden, ohne einen furchtbaren Bericht von Trunkenheit, Verbrechen, Krankheit und Tod zu veranlassen. Es ist ziemlich gewiss, dass die Leute vor zehn Jahren genug tranken. Was trägt die Schuld für diesen immer zunehmenden Verbrauch? Das Übel ist entsetzenerregend. Ich betrachte das Gesetz, welches den Kolonialwarenhändlern den Verkauf von Wein und Spirituosen erlaubt, als eines der schädlichsten Stücke der neueren Gesetzgebung. Wie mir zu meinem Leidwesen bekannt, ist durch diese leichte und anständige Art, berauschende Getränke zu erhalten, die Sünde der Trunksucht bei einigen Frauen veranlasst und bei andern gefördert. Das Trinken der Frauen ist ekelhaft, sogar den Männern, welche es sich selber frei gestatten. Ist es wirklich eine größere Schande für Frauen, betrunken zu sein, als für Männer? Es hat den Anschein; und die Häufigkeit des Übels unter ihnen beweist, dass der Krebs des Trunkes dem Herzen des politischen Körpers näher kommt. Ich war in Frankreich bei dem Karneval in Mentone, und bemerkte zu wiederholten Malen, dass kein Zeichen von Trunkenheit sichtbar war. Den ganzen Tag lang amüsierten sich die Bauern und Stadtleute mit Masken, Musik und Zuckerwerk; Vergnügungen, die für kleine Kinder passend waren, aber ich sah keine Trunkenheit, und glaube nicht, dass solche da war. Und doch ist Frankreich ein papistisches Land; erröten wir bei dem Gedanken, dass es uns in einer so gewöhnlichen Tugend, wie Nüchternheit, übertrifft? Einer von meinen Freunden sagte zu mir: Wenn dieser Karneval in England gehalten worden wäre, so würden die Leute betrunken gewesen sein, ehe die Prozession begann. Vor mehreren Jahren, als ich auf Helgoland war, bemerkte ich dort mit Bedauern eine Verordnung, dass nicht mehr als 4 englische Matrosen zu gleicher Zeit ans Land kommen dürften und dass Jeder bis zu seiner Rückkehr aufs Schiff von einem Soldaten begleitet sein sollte. Ich sah kräftige und gesunde Matrosen in die kleine Stadt kommen und die Straße hinaufgehen, aber wie anders taumelten sie zurück, und wie schwer schien es, sie sicher zurückzubringen! Sollen unsre Landsleute um ihrer Trunkenheit willen der Spott der Menschheit werden? Die Welt wird anfangen, Pfui über die christliche Kirche zu rufen, wenn nicht etwas in dieser Sache getan wird. Bedenken Sie das Leiden und die Armut, welche aus der mit diesem Laster verbundenen Geldverschwendung entstehen, und das Verbrechen, das seine unvermeidliche Folge ist. Das ganze Land ist verderbt von dieser Sünde, und der Rauch derselben steigt auf vor dem HErrn. Wenn die Christen nicht diesem Übel entgegenarbeiten, wer wird es tun? Wenn die Prediger nicht ihre Kraft bis zum Äußersten anstrengen, um ein Heilmittel zu finden, wird die Welt denken, dass ihr Zeugnis wider den Unglauben und andere Sünden nicht sehr aufrichtig ist. Wer nicht den Wolf bekämpft, kann sicher nicht in Feindschaft mit dem Löwen leben.
Dies sind die Schäden. Nun das Heilmittel. Was sollen wir tun, um diesen Aberglauben, und diesen Unglauben, und diese Zersplitterung, und diese wachsende Trunksucht zu bekämpfen? Ich habe nur Ein Heilmittel vorzuschreiben, und das ist, dass wir das Evangelium unseres HErrn und Heilandes Jesu Christi predigen, in all seiner Länge und Breite der Lehre und Vorschrift, des Geistes und Beispiels und der Kraft. Nur Ein Heilmittel für viele Krankheiten des Körpers zu geben, ist die Weise eines Quacksalbers, aber es ist nicht so in den Angelegenheiten der Seele; denn das Evangelium ist so göttlich zusammengesetzt, dass es allen Übeln der Menschheit entgegenwirkt, wie verschieden sie auch sein mögen. Wir brauchen nur das lebendige Evangelium zu predigen, das Ganze desselben, um dem Ganzen der Übel unserer Zeiten entgegenzuwirken. Das Evangelium würde, wenn es auf der ganzen Erde völlig angenommen wäre, alle Sklaverei wegfegen, allen Krieg enden, alle Trunkenheit vertilgen und alle sozialen Übel; in der Tat, man kann sich. keinen sittlichen Bann vorstellen, den es nicht aufheben würde, und selbst physische Übel würden, da viele von ihnen aus der Sünde entstehen, sehr gemildert, und manche ganz beseitigt werden. Der Geist des Evangeliums, der bewirkt, dass wir Allem, was unsers Nächsten Wohl betrifft, Aufmerksamkeit schenken, würde sanitarische und soziale Reformen fördern, und so würden die Blätter des Baumes, welche zur Heilung der Völker dienen, ihren wohltätigen Zweck erfüllen. Halten Sie fest am Evangelium, Brüder, und Sie werden an dem Einen, allgemeinen, unfehlbaren Heilmittel festhalten. Sie haben von Belagerungen gelesen, in denen die armen Einwohner zu Skeletten abmagerten, und Fieber und Krankheiten, die man zu anderer Zeit kaum kannte, herrschten; wenn die Stadt zuletzt sich ergab und man den Leuten geben wollte, was allen ihren Bedürfnissen abhilft, so musste man mit Nahrungsmitteln beginnen. Der Hunger liegt dem Fieber zu Grunde, der Hunger hat die anderen grimmigen und grässlichen Krankheiten verursacht, und wenn der Organismus wieder durch Nahrung gekräftigt ist, so wird er die meisten anderen Übel abschütteln. Geben Sie das Brot des Lebens der Menge, und die Seuchen und Krankheiten der gefallenen Menschheit werden durch Gottes Kraft schwinden. Ich bin gewiss, dass es so ist. Es ist augenscheinlich, dass das Evangelium dem Aberglauben entgegenwirkt. In der Offenbarung lesen wir: „Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon“ und wir sehen sie wie einen Mühlstein ins Meer geworfen. Aber war dies nicht, weil wir kurz vorher lesen: „Ich sah einen Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden sitzen und wohnen“. Zwischen dem Fall Babylons und dem Flug des Engels war eine nahe Verbindung.
Wenn Sie in eine Ruine träten, und das Krächzen der Eulen und die Gesellschaft der Fledermäuse nicht ertragen könnten und dieselben zu verjagen wünschten, und dann nur das freundliche Licht in die verödeten Hallen scheinen lassen könnten, so würden die Fledermäuse und Eulen bald ihre Flügel finden. Lassen Sie die Fackeln in jedem Winkel leuchten und die Geschöpfe der Finsternis werden den Schauplatz verlassen. Wünschen Sie der Wiedergeburt durch die Taufe, der Lüge der Lügen, ein Ende zu machen? Verkündigen Sie die geistliche Wiedergeburt durch den Heiligen Geist und erheben Sie das Werk des Geistes des HErrn. Wollen Sie die Menschen den Betrug des römischen und anglikanischen Priestertums durchschauen lassen? Verkündigen Sie das ewige Priestertum des großen Melchisedek. Wenn Sie den Glauben an Sakramente vernichten wollen, so verkündigen Sie das Wesen, von dem die verordneten Gebräuche niemals mehr als der Schatten sein können. Sie werden finden, dass die Menschen sich von den Hülsen wegwenden, wenn Sie ihnen solide Speise vorsetzen und Gott durch Seinen Geist mit Ihnen ist, und Ihnen die Weisheit gibt, zwischen Dingen, die verschieden sind, zu unterscheiden.
Was diese ungläubige Affäre betrifft, meine Brüder, so lege ich mein Zeugnis ab, dass die Predigt des Evangeliums ihr gut die Stirne bietet. Ich sprach mit einem Amtsbruder über die Zahl der jungen Männer, welche in die eine oder andere Form der falschen Lehre fallen. Als ich ihm sagte, dass ich wenig von Solchen zu leiden hätte, erwiderte er: „Ich glaube wohl, dass Sie das nicht haben. Der Calvinismus treibt sie hinweg, er lässt ihnen nicht genug Spielraum. Ein Mann solcher Art würde nicht oft kommen, Sie zu hören.“ Nun, ich bin kühn genug, zu sagen, dass bei manchem Predigen Taubenschläge für die Vögel des Zweifels bereitet werden, und ich bin nicht verwundert, dass sie in Wolken fliegen, wie die Tauben zu ihren Fenstern. Predigen Sie die Lehren von der Gnade, liebe Brüder, und diejenigen, welche Ihren HErrn nicht mögen, werden entweder selbst verändert werden oder ihren Prediger ändern. Predigen Sie das Evangelium sehr entschieden und fest, einerlei, was die Leute von Ihnen sagen, und Gott wird mit Ihnen sein. Manche wünschen, dass wir die Bibel behandelten, als wenn sie ein Glockengeläute wäre, das von einem Kirchturm herabtönt und das wir sagen lassen können, was uns gefällt, lieber wollen wir die Schriftwahrheit wie eine Posaune erschallen lassen, die einen deutlichen Ton gibt, damit die Menschen wissen, dass eine Bedeutung darin ist, und zu gleicher Zeit lernen mögen, was diese Bedeutung ist.
Ich gebe den Fortschrittsherren ein Motto, um es in ihr Wappen einschneiden zu lassen, wofür sie, wie ich hoffe, sehr dankbar sein werden, es ist dies - „Lernen immerdar“. Sie rühmen sich, immerdar zu lernen. - Nehmen Sie es, meine Herren, aber nehmen Sie das Ganze, und „können nimmer zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (2. Tim. 3, 7). Die Herren selber bekennen, dass sie nicht zu einer bestimmten Erkenntnis kommen, denn sie sagen uns beständig, dass sie das, was sie heute lehren, morgen widerrufen können, weil ein Entwicklungsprozess vor sich gehe, so dass sie, nachdem sie mit der Auster des Calvinismus begonnen, noch die höchste Menschheit des Atheismus erreichen können, denn wo anders wird es stillstehen? Predigen Sie die Wahrheit mit Ihrem ganzen Herzen, wie Gott es Sie lehrt, und dieser Plage wird gewehrt werden.
Was die Zersplitterung betrifft, so weiß ich keine bessere Art, Gottes Kinder zusammen zu halten, als die, ihnen reichlich geistliche Speise zu geben. Der einfache Schafhirte sagte, dass er seine Schafe bei ihren Zähnen festbände, er gab ihnen so gute Nahrung, dass sie keine bessere finden konnten, und deshalb blieben sie bei ihm. Wir wollen dies unsere Gewohnheit sein lassen, so viel der Heilige Geist uns hilft. Lassen Sie uns auch durch unser Predigen dahin arbeiten, die kirchliche Gemeinschaft zu einer sehr viel wahrhafteren zu machen. Haben wir nicht oft die Bemerkung gehört, vielleicht eine verzeihliche, „ich will nie wieder zu einer anderen Gemeindeversammlung gehen“. Warum sollte es so sein? Eine alte Geschichte liefert mir eine Illustration. Ein Geistlicher hatte eine Leiche zu begraben und da er nicht wusste, ob er in der Liturgie das Wort „Bruder“ oder „Schwester“ brauchen sollte, wandte er sich an einen der Leidtragenden und fragte: „Ist es ein Bruder oder eine Schwester?“ „Gar kein Verwandter“ war die rasche Antwort, „nur ein Bekannter“. Wir reden immer von geliebten Brüdern und Schwestern, aber wenn man die Sache prüft, wie viel wahrhafte Brüderlichkeit ist in den meisten Gemeinden? Läuft es nicht darauf hinaus: „Gar kein Verwandter, nur ein Bekannter“. Wundern Sie sich, dass die Leute eine eigene kleine Versammlung anfangen, wo sie hoffen, ein wenig mehr Gemeinschaft zu haben? Versuchen Sie, die kirchliche Gemeinschaft voll Leben und Liebe zu machen, indem Sie das Evangelium der Liebe und Brüderlichkeit predigen und leben. Seien Sie Ihren Gemeindegliedern wie ein Vater unter seinen Kindern oder ein älterer Bruder unter seinen Brüdern, damit Sie ihnen zum Segen werden und zugleich dem Übel der Zersplitterung entgegenarbeiten.
Was diese schreckliche Sache der Trunksucht anlangt, so glaube ich, dass es viele Palliative für diese Krankheit gibt, aber ich bin eben so gewiss, dass keine völlige und allgemein anwendbare Kur dafür ist, ausgenommen das Evangelium. Die beste Art, einen Mann mäßig zu machen, ist, ihn zu dem Fuß des Kreuzes zu bringen. Es ist eine praktische Frage, wohl des Erwägen wert, ob es, um ihn dahin zu bringen, nicht notwendig sein mag, ihn erst mäßig zu machen, denn wir können nicht hoffen, Menschen bekehrt zu sehen, wenn sie betrunken sind.
Sie mögen es weise finden, alle Mittel, welche die Mäßigkeitsvereine so reichlich bereiten, mit Energie zu gebrauchen; aber ob Sie persönlich sich dabei beteiligen oder nicht; wenn Sie Andere ernstlich gegen den Dämon des Trunkes streiten sehen, auch wenn sie Waffen brauchen, welche Sie nicht bewundern, verachten Sie dieselben nicht und behandeln Sie sie nicht anders, denn als Verbündete. Lassen Sie Ihre eigenen persönlichen Gewohnheiten solche sein, die dahin zielen, das Übel auszurotten und Alle zu ermutigen, die für diesen Zweck arbeiten. Lassen Sie Gang und Ton Ihrer Unterhaltung immer dem Manne freundlich sein, der diesen Feind bekämpft, selbst wenn er nicht mit Ihnen auf demselben Boden steht; denn der Feind ist so stark und so allverschlingend, dass kein ehrlicher Helfer verachtet werden darf. Aber dennoch, das Evangelium ist das Zündnadelgewehr des Kampfes. Wenn man jeden Mann in England das Gelübde gänzlicher Enthaltsamkeit ablegen lassen könnte, so könnte man doch nicht für eine längere Zeit Mäßigkeit sichern, da Gelübde zu oft gebrochen werden; aber wenn die Herzen der Menschen umgewandelt sind und sie an den HErrn Jesum Christum glauben, dann werden durch göttliche Gnade die Stamina7)der Grundsätze dem geistigen Organismus verliehen, Versprechen werden gehalten und Laster aufgegeben.
So weit sind Sie mir in der allgemeinen Wahrheit gefolgt, ich will Ihnen nun einige praktische Ermahnungen geben. Das alte, alte Evangelium soll gepredigt werden; es soll nicht abgeleiert werden wie die Melodien einer Drehorgel, sondern gepredigt auf die allerbeste Weise, und durch Gottes Segen sollen wir die Gemeinde so emporheben, dass beide, wir selber und die Mitglieder, das Zeugnis des Evangeliums bestätigen und eifrig und einmütig in dem Ausbreiten desselben sind.
Um damit anzufangen, müssen wir mehr Erkenntnis des Evangeliums haben. Nicht jeder Prediger versteht das Evangelium; viele Prediger, welche die Anfangsgründe desselben verstehen, haben niemals versucht, das Ganze zu erfassen und zu predigen, und selbst dem, welcher am meisten davon weiß, tut es Not, es besser zu verstehen. Sie müssen das Ganze des Evangeliums predigen. Das Auslassen einer Lehre, einer Anordnung oder einer Vorschrift mag sich als höchst schädlich erweisen. Sogar Punkte, welche Andere für kleinlich halten, müssen dem Manne nicht kleinlich sein, der sein Amt redlich ausrichten will.
Verfehlen Sie z. B. nicht, treu zu sein in Betreff der Taufe der Gläubigen, denn wenn dieser Teil Ihres Zeugnisses ausgelassen wird, so mangelt es an einem Bestandteil, der zur Bekämpfung des Aberglaubens wesentlich ist. Ob es gleich auf den ersten Anblick scheinen mag, als wenn Sie ohne Schaden eine untergeordnete Lehre auslassen könnten, so tun Sie es doch nicht; denn da Gott, der allweise ist, sie in das Wort hineinlegte, so ist derjenige kein weiser Mann, der sie weglässt. Erfüllen Sie Ihren Auftrag ganz; unser HErr sagt: „lehrt sie halten Alles, was ich euch befohlen habe.“ Predigen Sie das Evangelium im Norden, Süden, Osten und Westen, aber predigen Sie ja das ganze Evangelium, soweit Gott es Sie gelehrt hat, und nichts anderes.
Um dieses zu tun, sind wir verpflichtet zu forschen und zu studieren, damit wir mehr und mehr von dem geoffenbarten Wort erkennen. Haben Sie nicht gefunden, dass das teure Evangelium gleich einer Höhle ist, in die Sie eintreten müssen mit der Fackel des Heiligen Geistes, der allein Ihnen alles zeigen kann? Waren Sie nicht erstaunt, als Sie in dem ersten Gemach standen und dessen klares, sanftes Silberlicht sahen? Was für Schätze waren rings umher, denn alle Wände waren Silberplatten und von der Decke herab hingen Verzierungen von demselben kostbaren Metall. „Ich hab' es gefunden! Ich hab' es gefunden!“ riefst du in lauter Freude aus, mein Bruder. Aber gerade da berührte eine der Lichtgestalten deine Schulter und sprach: „Komm hierher, und ich will dir Größeres, denn dieses zeigen.“ Du tratst durch ein bis dahin nicht wahrgenommenes Portal, und siehe, es öffnete sich ein anderes Gemach, noch höher und geräumiger, als das erste. Der Boden, die Decke und die hangenden Stalaktiten waren alle von Gold reinem Gold, durchsichtig wie Glas; und dann sprachst du: „Nun bin ich ins innerste Heiligtum der Wahrheit eingetreten.“ Dennoch war noch mehr zu sehen; denn wiederum berührte die Lichtgestalt dich, eine andere verborgene Tür tat sich auf, und du warst in einem weiten Saal, wo jede Form von Edelsteinen dir entgegenstrahlte: Rubin und Jaspis, Smaragd und Amethyst erhöhten einer des andern Schönheit, während in einem Lodernden Lichte der schreckliche Kristall8) und alle Arten köstlicher Steine die Höhle leuchten ließen gleich tausend mit Sternen besäten Firmamenten. Da stauntest du in der Tat. Und jetzt vielleicht, nachdem du solche Schätze gesehen, bist du der Meinung, dass nichts mehr übrig ist; aber Gottes Herrlichkeit hat noch kein Sterblicher völlig gesehen, und der göttliche Geist wartet nur darauf, dich durch Studium und Gebet zu einem noch klareren Schauen der Tiefen Gottes zu führen.
Um das Evangelium gut zu predigen, müssen wir eine solche Kenntnis davon haben, dass wir in praktischer Weise darin bewandert sind. Wir müssen es in unserm Herzen haben und es auch, wie man sagt, an den Fingern herzählen können. Wir müssen reich sein, damit wir Schätze ausstreuen können. Wir müssen wohl unterrichtete Schriftgelehrte sein, damit wir geschickt zum Lehren sind. Lassen Sie uns gut hierauf achten, liebe Brüder; und sollten Einige von Ihnen nachlässiger geworden sein in ihren Privatstudien, ihrem Umgang mit Gott und dem tiefen Erforschen des Wortes, so bitte ich, seien Sie es nicht; die Vorräte, die Sie zur Hand haben, mögen eine kleine Weile ausreichen, aber sie werden bald aufgezehrt oder schimmelig geworden sein. Sammeln Sie frisches Manna jeden Morgen! sammeln Sie es frisch vom Himmel. Das Manna aus eines Bruders Gomer9) ist recht gut, wenn ich nicht hingehen kann, wo es fällt, aber Gottes Regel ist, dass ein Jeder seinen eigenen Gomer füllen soll. Leihen Sie von Büchern, wenn Sie wollen; aber predigen Sie nicht Bücher, sondern das lebendige Wort. Erlangen Sie viel innere Erkenntnis, und dann teilen Sie dieselbe aus.
Zweitens, wir müssen eine tiefere und mehr experimentale Bekanntschaft mit dem Evangelium suchen. Das Wort „experimental“ ist eins, was die Theologie fabriziert hat, und es ist nicht korrekt, denn wahre Religion ist kein Experiment. Gewiss, sie ist eine wohl verbürgte Tatsache, eine Kraft, deren Resultat mit Sicherheit vorausgesagt werden kann, denn bei keiner Ursache können wir der Wirkung gewisser sein. Aber wir meinen „experimential“ oder das, was aus der Erfahrung, experientia, herauswächst; verzeihen Sie die ungelenke Wortbildung. Kennt Jemand irgendeine evangelische Wahrheit recht, ehe er sie aus Erfahrung kennt? Ist nicht dies der Grund, warum Gottes Diener durch so viele Prüfungen hindurchgehen müssen, damit sie viele Wahrheiten wirklich lernen, die anders nicht zu begreifen sind? Lernen wir viel bei sonnigem Wetter? Haben wir nicht den meisten Nutzen von stürmischen Zeiten? Haben Sie es nicht so gefunden, dass Ihr Krankenlager Ihre Verluste Ihre Niedergeschlagenheit des Geistes Sie viele Dinge gelehrt hat, die Ruhe und Glück Ihnen nie zugeflüstert haben? Ich nehme an, dass wir ebenso viel durch Freude wie durch Schmerz lernen sollten, und ich hoffe, dass viele von den bessern Knechten meines HErrn es tun; aber ach, Andere von uns tun es nicht; die Trübsal muss zu Hilfe genommen werden, um die Lektion in uns hinein zu peitschen. Brüder, ein Prediger, der das Wort Gottes handhabt, als Einer, der es versucht und erprobt hat, wird sogleich von seinen Hörern erkannt. Selbst der Unbekehrte kennt die Berührung des geübten Wundarztes der Seelen. Wenn eine Frau, die nie vorher einen Kranken pflegte, an Ihr Bett käme, um Sie während einer Krankheit zu pflegen, so würden Sie das herausfinden, ohne dass man es Ihnen sagte. Aber beobachten Sie die geübte Wärterin. Bemerken Sie die treffliche Art, mit der sie das Kissen zurechtlegt! Welche Kunst hat sie beim Anlegen des Verbandes! Wie weich sind ihre Finger, wenn sie das wunde Fleisch anrührt! Und wenn sie je Gleiches gelitten hat, wie freundlich sagt sie: „Ach, ich weiß, wie Sie leiden. Ich verstehe das Gefühl; denn ich habe dasselbe empfunden.“ Sie fühlen, dass dies gerade die Wärterin ist, die Sie brauchen. Es gibt eine Art, von dem Evangelium, dessen Vorrechten und Pflichten zu sprechen, die durchaus keinen Eingang ins Herz findet. Ich las einmal folgende Kritik über einen gewissen Prediger. Ich glaube durchaus nicht, dass sie in Bezug auf diesen gerecht war, und will deshalb seinen Namen nicht nennen, aber die Bemerkungen waren folgende: „Er predigt, als wenn ihr weder Vater noch Mutter, weder Bruder noch Schwester, weder Weib noch Kind, weder menschliche Kämpfe noch Hoffnungen hättet; als wenn der große Zweck des Predigens wäre, euch mit biblischer Schulfuchserei zu füllen, und nicht der, den Menschen besser, weiser, stärker als zuvor zu machen. Vielleicht mag eben deshalb, weil dies der Fall ist, die Kirche so voll sein. Ihr braucht nicht davor zu zittern, dass euer Herz vielleicht berührt werden könnte oder dass eure Lieblingssünde zusammenschrumpft unter der vernichtenden Anklage des Predigers. Er ist weit hinweg in der Offenbarung Johannis oder im Exodus, und erzählt euch, was der erste Mensch tat oder was der letzte Mensch tun wird; er gibt euch, mag sein, ein Glaubensbekenntnis, das schriftgemäß und richtig ist, aber das euch nicht interessiert; das weder Leben, noch Liebe, noch Kraft besitzt; ebenso wohl passend für leeren Raum, als für dies gigantische Babel von Konkurrenz und Verbrechen und Unrecht, in dem wir leben und uns bewegen.“
Solch eine Kritik ließe sich gerechterweise auf viele Prediger beziehen. Sie behandeln das Evangelium nicht als ein praktisches Ding oder als eine Tatsache, welche die Anwesenden unmittelbar angeht. Wenn das Evangelium nur für gewisse unbekleidete menschliche Individuen im Australischen Busch wäre, so könnten sie selber nicht weniger Interesse daran zu nehmen scheinen. Eine dringende, erfahrungsmäßige Predigt könnten wir nicht von ihnen erwarten, nicht einmal das einfache Evangelium, ausgenommen, wenn sie gelegentlich sich herablassen zu den Menschen niederen Standes, indem sie aus den luftigen Regionen, in denen sie existieren, herunter kommen, um einige der Verdorbenheiten der unteren Klassen zu betrachten. Dies geht nicht an. Nein; wir müssen persönliche Erfahrung von den göttlichen Dingen haben. Unser eigenes Verderben müssen wir fühlen und darüber trauern; und die herrliche Macht der Gnade Gottes und den wunderbaren Reichtum Christi müssen wir immer mehr und mehr in unsern Seelen fühlen, wenn wir mit Kraft predigen und den Übeln der Zeit entgegentreten sollen.
Ich habe, drittens, zu sagen, dass wir noch beständiger bei dem Evangelium bleiben müssen. Ich weiß keine Zuhörerschaft, die es weniger nötig hätte, als die gegenwärtige, dass ihr dies gesagt wird; aber doch, lasst uns euren lauteren Sinn erwecken und erinnern“. Es ist der Mühe wert, das zu erwecken, was lauter ist, das Unlautere lässt man am besten in Ruhe. Da Sie diese Dinge haben, so lassen Sie mich dazu antreiben, sie noch reichlicher zu haben. Oft, sehr oft sollten wir die einfachen Anfangsgründe des Evangeliums predigen. Es ist zum Erstaunen, wie wenig nach allem Predigen, was in England gewesen ist, das Evangelium von der Masse der Menschen verstanden wird. Sie sind immer noch Kinder, und man muss ihnen das ABC des Evangeliums von Christo sagen. Bleiben Sie am meisten bei den Gegenständen, Brüder, welche am meisten Seelen-errettend sind, - bei denen, welche praktischen Nutzen für die Leute haben. Bleiben Sie nahe beim Kreuze Christi. Weisen Sie beständig auf das Versöhnungsopfer und auf die Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben hin, die, wenn recht gepredigt, niemals ohne die göttliche Bekräftigung gepredigt werden. Jede Wahrheit ist wichtig, lassen Sie jede den ihr gebührenden Platz bekommen; aber gestatten Sie keiner von zweitem Range, Sie von der ersten Ranges hinwegzuführen. Aristoteles erzählt uns in seiner wundervoll unnatürlichen Naturgeschichte, dass die Kräuter in den Wäldern und Feldern Siziliens so ungemein lieblich duften, dass die Hunde alle Witterung ihrer Beute verlieren und so unfähig zum Jagen sind. Lassen Sie uns vor solchen Kräutern in Acht nehmen. Es ist für unsern Geist für meinen, das weiß ich etwas sehr Bezauberndes in Poesie, in wahrer Wissenschaft, in der Metaphysik und Ähnlichem; aber Sie, liebe Brüder, hoffe ich, werden sich als Hunde von so scharfer Spürkraft erweisen, dass der Wohlgeruch von all diesem Sie nicht davon abhalten wird, dicht auf der Spur der Seelen zu folgen, nach denen Sie auf Ihres Meisters Geheiß jagen. Ohne Zweifel werden Viele von der Hauptverfolgung abgelenkt, und meinen, wenn sie sich leichtfertigem Philosophieren ergeben, über ihre Mitchristen hinausgewachsen zu sein; aber seien Sie nicht dieses Sinnes.
Eine Frau war einst geschäftig, aus ihrem brennenden Hause ihre Gemälde und ihre besten Mobilien heraus zu schaffen. Sie hatte stundenlang daran gearbeitet und sich schwer abgemüht, ihre kleinen Schätze zu retten, als es ihr plötzlich in den Sinn kam, dass ein Kind fehlte. Ein Kind war in dem brennenden Hause gelassen, und als sie zurückeilte, war dieses Zimmer schon längst vom Feuer verzehrt und das Kind ohne Zweifel umgekommen. Da rang sie die Hände und beklagte bitterlich ihre Torheit. Jedes Stück Mobiliar, das sie gerettet, schien sie zu verfluchen, und wünschte, sie hätte es nicht gerettet, weil sie durch die Sorge für dies armselige Zeug ihr Kind verloren hatte. Ebenso wird jedes kleine Stück seltener Gelehrsamkeit, artiger Sprichwörter und tiefer Lehre, welches Sie aus dem Feuer retten, nur Ihr Gewissen anklagen, wenn Sie die Seelen der Menschen umkommen lassen. Wir müssen sie errettet sehen, und es ist unendlich besser, dass fünfzig jener vortrefflichen Reden über einen schwierigen Punkt bei Seite gelegt werden, bis wir tot sind, als dass wir sie vortragen und fünfzig Sonntage vergeuden, wo kostbare Seelen auf die gute Botschaft der Gnade warten. Ich habe mich oft gewundert, wozu einige Predigten gehalten wurden, welche Absicht der Prediger hatte, als er sie sublimierte. Ich möchte nicht die Prediger in Verdacht haben, dass sie wünschten, sich selbst zu zeigen; was anders sie meinten, weiß ich nicht. Caligula ließ seine Legionen mit Trommelschlag und Trompetenschall und wehenden Bannern und Adlern hinunter ans Meeresufer marschieren, um Muscheln zu sammeln. Und es gibt Predigten dieser Art: Trommelschlag, und Trompetenschall, und prunkende Fahnen, und Muscheln. Eine sehr schöne Geschichte wird von dem berühmten Bernhard erzählt. Er predigte eines Tages vor einer Versammlung mit wunderbarer Beredsamkeit und poetischem Schwunge; er entzückte Alle; aber nach der Predigt sah man ihn unruhig hinweggehen. Er wanderte in die Wüste, blieb die Nacht allein und fastete vor Traurigkeit. Den andern Tag zur Predigtzeit war er da und hielt eine ganz gewöhnliche Rede, welche die großen Herren, welche ihn tags zuvor gehört, sehr gering schätzten, aber die armen Leute verstanden seine Worte und sogen sie ein, und obgleich er den Tadel der Kritiker vernahm, sah man ihn mit einem Lächeln auf dem Gesicht weggehen und sein Brot mit fröhlichem Herzen essen. Als Jemand nach der Ursache fragte, antwortete er: „Heri Bernardum, hodie Jesum Christum“ („Gestern predigte ich Bernhard, aber heute Jesum Christum“). Sie, meine Brüder, werden sich glücklich fühlen, wenn Sie Jesum gepredigt haben, und, wer auch die Stirne runzeln mag, Ihr Schlaf wird süß sein, denn Ihr Meister hat Sie angenommen.
Bleiben Sie also bei dem Evangelium, mehr und mehr und mehr. Geben Sie den Leuten Christum, und nichts als Christum. Sättigen Sie sie mit dem Evangelium, selbst wenn Einige sagen sollten, dass Sie sie übersättigten. Bei jedem Mahl geben Sie „Salz ohne Maß“. Wenn sie es nicht mögen (und es gibt Geschöpfe, die kein Salz vertragen können), so geben Sie ihnen umso mehr, denn das ist nach Ihres HErrn Sinn.
Ich möchte hinzufügen, dass wir in unserem Predigen immer ernster und praktischer werden müssen. Jener Paragraph, den ich Ihnen über einen gewissen Theologen vorlas, darf niemals in Bezug auf uns wahr sein. Wir müssen predigen wie Menschen zu Menschen, nicht wie Theologen vor der Geistlichkeit und dem Adel. Predigen Sie direkt auf sie. Es nützt nichts, Ihre Flinte in den Himmel abzufeuern, wenn Ihr Ziel ist, das Herz zu durchbohren. Ihren Säbel schwingen, ist etwas, was Sie schon so oft getan haben, dass Sie es nicht zu wiederholen brauchen. Ihr Werk ist, auf Herz und Gewissen abzudrücken. Feuern Sie grade in die Mitte des Feindes. Zielen Sie auf Effekt ab. „O, o!“ sagen Sie, „wir meinten, wir dürften das nie tun.“ Nein, nicht in der verdrehten Bedeutung des Wortes, aber im rechten Sinne zielen Sie auf Effekt auf das Gewissen und das Herz. Manche Prediger erinnern mich an die berühmten chinesischen Jongleure, die vor nicht langer Zeit überall angekündigt waren. Einer von ihnen stand an einer Wand, und die Andern warfen Messer nach ihm. Ein Messer ward in das Brett gerade über seinem Haupt geworfen, und ein Anderes nahe bei seinem Ohr, während unter seiner Achselgrube und zwischen seinen Fingern eine ganze Anzahl tödlicher Waffen sich festsetzten. Wundervolle Kunst, auf eines Haares Breite zu werfen, und niemals zu treffen! Wie Viele unter uns haben eine wunderbare Geschicklichkeit im Verfehlen! „Seid nicht bange“, sagt der Prediger, ich bin niemals persönlich, versetze niemals derbe Stöße.“ Steh ganz still, mein Freund, öffne deine Arme, strecke deine Finger aus! Dein Prediger hat sich lange geübt, und er weiß es zu vermeiden, dich auch nur im Geringsten mit zu streng persönlicher Wahrheit zu beunruhigen. Brüder, pflegen Sie diese Kunst, wenn Sie wünschen, sich selbst und Ihre Hörer verdammt zu sehen; aber wenn Sie wünschen, beide, sich selbst und die, welche Sie hören, zu erretten, so rufen Sie den HErrn an um Treue, um praktische, herzbewegende Kraft. Spielen Sie nie mit dem Predigen, gehen Sie nie um den Busch herum, greifen Sie an und beabsichtigen Sie immer wirkliche Arbeit. Plutarch erzählt uns von zwei Männern in Athen, die für ein öffentliches Amt als Kandidaten aufgestellt waren. Der Eine von ihnen war wegen seiner Beredsamkeit berühmt, und um gewählt zu werden, gab er eine Beschreibung von dem, was er tun könne und wolle, wenn die Bürger ihn wählten. Er würde sie mit seinen schönen Versprechungen hingerissen haben, aber sie kannten ihn zu gut. Sein Nebenbuhler war ein Mann von wenig Worten und sagte einfach: „Alles, was dieser Herr gesagt hat, beabsichtige ich zu tun“. Nun, seien Sie von dieser Art, nicht nur Sprecher des Worts, sondern auch Täter. Haben Sie nicht dutzendweise Predigten gehört über das Evangelium, und über das, was das Evangelium tun wird? Ist es nicht eine großartige Sache, bei einer öffentlichen Versammlung eine herrliche Beschreibung von dem zu geben, was das Evangelium bewirkt hat und was es noch wirken wird, wenn wir auch nichts zu dem großen Resultat beigetragen haben? Aber wozu dient es, über das Evangelium zu predigen? Lasst uns das Evangelium selbst predigen. Hoffen Sie nicht, den Feind in Schrecken zu setzen durch Beschreibungen einer Kruppschen Kanone, sondern fahren Sie Ihre Artillerie auf und eröffnen Sie das Feuer. Seien Sie nicht damit zufrieden, das Sündenbewusstsein zu beschreiben, sondern arbeiten Sie in der Kraft des Geistes, dies Bewusstsein sofort hervorzubringen. Begnügen Sie sich nicht damit, den Frieden zu schildern, der dem Glauben folgt, sondern predigen Sie die Wahrheit, welche die Menschen glauben sollen, so dass sie wirklich den geschilderten Frieden erlangen. Wir brauchen mehr von dem, was ich das „handelnde“ Predigen nenne, und weniger von dem „redenden“ Predigen. Richten Sie Ihre ganze Kraft darauf, an den Menschen zu arbeiten, selbst bis zur eigenen Seelenangst. Zeigen Sie den Menschen ihre Sünden. Stellen Sie ihnen dieselben vors Gesicht und sagen Sie: Sünder, ist dies nicht Sünde? Bist du so blind, dass du dies nicht sehen kannst? Wenn du es nicht zu sehen vermagst, so will ich über deine Blindheit trauern und den Heiligen Geist bitten, deine Augen aufzutun. Und siehst du nicht Christum, Sünder? Ich habe Ihn gesehen. Es war der gesegnetste Anblick, den ich je hatte; denn Seine Wunden sind meine Heilung und Sein Tod ist mein Leben. Ich habe dir nichts zu zeigen, als Christum, meinen Meister, aber ein Blick auf Ihn wird dich erretten. Ich will den Heiligen Geist bitten, dich zu erleuchten; aber wenn du es nicht verstehst, so soll es der Fehler deines Verstandes, und nicht der meiner Sprache sein.“ Wir haben Predigten gehört, in denen der Pastor Gott bat, Seelen zu erretten; aber ohne von den gewöhnlichen Gesetzen Seines Wirkens abzuweichen, war es für Gott den Allmächtigen nicht möglich, solche Reden zu solchem Zwecke zu gebrauchen, denn sie bestanden aus bloßem Spielen mit Worten oder einer Auslegung irgendeines winzigen Punktes oder eines Hinwegphilosophierens dessen, was der Geist Gottes gesagt. Bitten Sie den HErrn, Ihre Hörer zu erretten, und dann hämmern Sie auf sie ein, als wenn Sie selber sie erretten könnten. Vertrauen Sie auf Gott, und dann gebrauchen Sie logische Argumente, die das Urteil überzeugen und feierliche Aufforderungen, die das Herz rühren können, so dass, wenn die Wirkung von Ursachen abhängt, Sie dieselbe sehen mögen, wenn die Hand Gottes mit Ihnen ist.
Ich brauche für Sie, Brüder, kaum hinzuzufügen, dass wir mehr und mehr einfach und klar im Predigen des Evangelium sein müssen. Ich denke, wir sind schon ziemlich klar und deutlich, aber zuweilen werden junge Männer von irgendeinem berühmten Prediger bezaubert, dessen Stil grandios, sublim oder kombiniert ist. Sie sehen dies auf glänzende Weise vor sich und während sie es anschauen, staunen sie, und nach und nach denken sie, dass sie es auch versuchen wollen; dann ziehen sie Siebenmeilenstiefel an, groß genug für sie, um darin zu wohnen, und das Resultat ist lächerlich, nein, schlimmer als das, es ist fürs Geistliche unnütz. Wenn ein Mann versucht, etwas Prunkhaftes zu tun, mit ausgearbeiteten Perioden, pompöser Diktion und großartigen Manieren, so muss und wird nichts danach kommen. Es ist auch eine Neigung bei gewissen jungen Herren, in übertriebenes Zitieren von Poesie hinein zu geraten. Es gibt zarte, junge Männer, die wahrscheinlich mit einer Rose zwischen ihren Lippen geboren wurden und über deren Bett eine Nachtigall sang, als als ihre ersten kindlichen Schreie gehört wurden, und diese sind auf immer dem Schönen und Erhabenen geweiht. Jeder Lufthauch führt ihnen von den Bergen Arabiens die süßen Düfte poetischen Gedankens zu:
Sobald die Lippen tun sich auf, So fliegen Tropfen schon zu Hauf.
Sehr schön, sehr schön, Brüder, aber lassen Sie sich nicht verführen dadurch. So viel Sie immer können, vermeiden Sie alle künstliche Rednerei, oder das, was Einfaltspinsel heutzutage für Eloquenz10) halten. Das Wort ist schändlich missbraucht, aber in der gewöhnlichen Bedeutung des Ausdrucks ist Eloquenz das verabscheuenswürdigste Ding. Sprechen Sie vom Herzen, und kümmern Sie sich nicht um Eloquenz. Sprechen Sie nicht nach Art der Beredsamkeit; sprechen Sie als Liebhaber der Seelen, und dann werden Sie Eloquenz, wirkliche Eloquenz haben. Die Beredsamkeit, welche sich mit dem Tanzmeister verbündet und vor dem Spiegel sich einübt, die klassische Geographie und dunkle Verse von unbekannten Dichtern liebt, muss auf immer von Ihnen verabscheut werden. Dem Verderben entgegeneilende Sünder brauchen nicht Ihre Poesie, sie brauchen Christum.
Wenn Sie poetisch sind, so reiten Sie auf dem Rücken Ihrer Poesie, aber lassen Sie diese nicht Sie reiten. Was Sie zu tun haben, ist, das Mittel zur Rettung von Seelen zu sein, und haben Sie darauf wohl Acht. Wenn Soldaten eine Schlacht gewinnen und zu gleicher Zeit lieblich singen können, lasst sie jedenfalls singen, aber wenn sie, während sie auf die Melodien achten, einen Hieb auf die Feinde versäumen, lasst das Singen sofort ein Ende haben. Hier, junger Krieger, lass deine Viertel- und Achtelnoten fahren und schwing' dich in den Sattel! Betrachte deine Kanzel als dein Ross, und stürz' dich in die Schlacht, wie Khaled, rechts und links niederschmetternd mit unerschrockener Tapferkeit; und wenn du zurückkehrst, wirst du mehr Ehre von deinem Meister haben, als der, welcher zu Hause blieb, um den Federbusch seines Helms zu ordnen, und dann zuletzt wegritt, ausstaffiert zum Bewundern, aber nur um heimzukommen, wie jener ruhmreiche Held in alter Zeit, der einen Hügel hinauf stieg, und wiederum herab.
Ich muss weiter eilen zu der Bemerkung, dass wir, wenn wir mit dem Evangelium die Übel der Zeit bekämpfen wollen, es ja in unserm Leben, auch wenn wir nicht auf der Kanzel stehen, bewähren müssen. Ich danke Gott, dass ich von sehr vielen hier anwesenden Brüdern weiß, dass sie das Evangelium, welches sie predigen, in ihrem Leben durch ihre Selbstverleugnung und Selbstaufopferung darstellen. Es ist mir eine große Freude, wenn ich einen Bruder sagen höre: „Ich gab meine Stelle auf, um zu einer zu gehen, wo mein Einkommen zwanzig Pfund weniger jährlich war, denn ich fühlte, dass sich mir dort ein größerer Wirkungskreis öffnete, und dass ich nicht auf eines andern Mannes Grund bauen, sondern neues Territorium für Christum erobern würde.“ Ich rühme mich der Gnade Gottes, wie sie sich in Ihrer vielen erweist, in Ihrem Eifer, Ihrem Ertragen der Armut und Ihrem Glauben an Gott. Der HErr wird Sie segnen. Es erfreut meine Seele zu denken, dass der Geist der Apostel und Märtyrer in vielen von Ihnen ist. Sie bringen Opfer um Christi willen und sprechen nicht davon, zufrieden damit, großartig zu handeln, obgleich Niemand es bekannt macht. Gehen Sie weiter, meine Brüder, im Namen des HErrn. Ich hoffe, Sie werden nicht mehr zu leiden haben, als nötig, aber wo es nötig, da nehmen Sie das Leiden freudig an. Wenn wir nicht siegen können ohne den Verlust von einigen Mann, so wollen wir nicht einen Augenblick zaudern. Wenn wir diesen Malakoff nicht nehmen können, ohne den Graben mit Leichen zu füllen, lassen Sie uns hinein springen. Lassen Sie uns nie zurückschrecken vor Armut, Schmähung oder harter Arbeit; sondern entschlossen sein, dass die alte Fahne auf die Spitze der Festung gepflanzt werden soll, und in dem Namen des HErrn Jesu Christi wird der Irrtum unter die Füße getreten werden, wie das Stroh getreten wird für den Dunghaufen. O, es ist eine Sache, die Ihres äußersten Eifers würdig ist, wenn Sie Ihr Blut in tausend Martern täglich verspritzen könnten, die Sache verdient es. Es ist die Sache Gottes, die Sache Christi, die Sache der Menschlichkeit. Predigen Sie das Evangelium, Brüder, predigen Sie es ganz und predigen Sie mit dem Heiligen Geist, der vom Himmel herab gesandt wird, und Sie werden noch diese verderbte Welt erretten, aber möge Gott Ihnen helfen, in dem Geist des Evangeliums zu leben, sonst wird's Ihnen fehlschlagen.
Ich fürchte, es gibt einige Prediger, die auf die Kanzel kommen und beabsichtigen, da kleben zu bleiben. Sie können nicht bewegt werden, und sie bewegen nie die Hörer. Man hat mir zuweilen gesagt: „Einige Ihrer Männer gehen oft von einer Stelle zur andern.“ „Ja“, sage ich, Viele sollen hin und her Laufen, und die Erkenntnis soll zunehmen.11)“ Ich liebe die Selbstaufopferung eines Mannes, der fühlt, dass er fortgehen kann und fortgehen will, wenn er anderswo mehr Gutes wirken kann. Gehen Sie niemals fort und bleiben Sie niemals aus selbstsüchtigen Gründen, sondern halten Sie sich bereit auf Ihres großen Führers Wink und Ruf. Ein alter schottischer Prediger sah während eines Rittes etwas kommen, was ihn, nach seiner eigenen Beschreibung, sehr erschreckte. Es war ein Zigeuner, der hoch auf einem Esel ritt, den er mit Bündeln Reiser beladen hatte. Das Tier, was der Prediger ritt, ward ebenso erschreckt wie sein Reiter, setzte seine Füße sehr fest nieder und warf die Ohren zurück nach der Art liebenswürdiger Pferde! „Und“ sagte der Prediger, als er es beschrieb, „ich bereitete mich auf einen Fall vor, so dass ich etwas leichter fiel.“ „Aber“, bemerkte ein Freund, „ich würde abgestiegen sein.“ Dieser Gedanke war dem würdigen Mann nicht in den Sinn gekommen. So ist es mit einigen Predigern, sie bereiten sich darauf vor, von ihrer Gemeinde entlassen zu werden, aber sie schlagen niemals vor, aus freiem Willen zu gehen. Mir ist bekannt, dass ein Bruder, nicht von unserer Konferenz, zu seiner Gemeinde sagte, als sie in sehr ernstlicher Weise versuchte, ihn los zu werden: „Es war der Geist Gottes, der mich hierher brachte, und ich werde niemals gehen, bis der Geist Gottes mich dazu leitet, wegzugehen, und das wird noch sehr lange währen.“ Der letzte Satz wirft Verdacht auf alles Vorhergehende, denn gewiss, er konnte nicht vorher sagen, was der Wille des Geistes sein würde. Bleiben Sie oder gehen Sie, Brüder, gehen Sie nach Afrika oder Amerika oder Australien, oder vom äußersten Norden Englands zum Süden, nur erfüllen Sie Ihre Sendung, und verherrlichen Sie Gott. Seien Sie heilig, voll der Gnade und voll Gebetes, seien Sie uneigennützig, seien Sie dem HErrn Jesu gleich; nur so wird Ihr Leben mit Ihrem Predigtamt im Einklang stehen.
Noch Eins, und zwar dieses. Lassen Sie uns suchen, liebe Brüder, von dem Evangelium durchtränkt zu werden. Ich finde immer, dass ich am besten predige, wenn ich es dahin bringen kann, in meinem Text eingeweicht zu liegen. Ich mag gern einen Text nehmen, und seine Bedeutung, seine Beziehungen rc. lernen; und dann, nachdem ich in demselben gebadet habe, ist es meine Freude, mich in ihm niederzulegen und ihn in mich einziehen zu lassen. Er erweicht mich oder härtet mich, oder tut sonst an mir, was er tun soll, und dann kann ich darüber sprechen. Lassen Sie sich von Gewürzen durchtränken, dann werden Sie danach duften. Sie brauchen nicht so sehr sorgfältig in Betreff der Worte und Ausdrücke zu sein, wenn der Geist des Textes Sie erfüllt hat. Gedanken werden hervorschießen und sich selbst Gewänder finden; ein lieblicher Wohlgeruch wird von Ihnen ausströmen und sich nach allen Richtungen hin verbreiten wir nennen ihn Salbung. Hören Sie nicht gern einen Bruder sprechen, der in naher Gemeinschaft mit Jesu lebt? Selbst ein paar Minuten mit einem solchen Manne sind erquickend, denn seine Fußstapfen triefen wie die seines Meisters, von Fett. Wohnen Sie in der Wahrheit und lassen Sie die Wahrheit in sich wohnen. Seien Sie in ihren Geist und Einfluss getauft, damit Sie Anderen davon mitteilen können. Wenn Sie das Evangelium nicht glauben, so predigen Sie es nicht, denn Ihnen fehlt eine wesentliche Qualifikation; aber selbst, wenn Sie es glauben, predigen Sie es nicht, bis Sie es in sich aufgenommen haben, wie der Docht das Öl einsaugt. Nur so können Sie ein brennendes und scheinendes Licht sein. Mir persönlich ist das Evangelium mehr als eine Sache des Glaubens es hat sich so mit meinem Wesen vermischt, dass es ein Teil meines Bewusstseins, ein integrierender Teil meines Geistes ist, der nie von mir hinweggenommen werden kann. Wenn ich auf der Folter ausgespannt wäre, so könnte ich im äußersten Schmerz schwach genug sein, zu sagen, dass ich die Wahrheit nicht glaubte; aber ich könnte nicht anders, als sie dennoch glauben. Der Glaube an das alte, orthodoxe Bekenntnis ist für mich jetzt keine Sache der Wahl. Man sagt mir häufig, dass ich die verschiedenen neuen Ansichten, die so unaufhörlich dargeboten werden, gründlich prüfen sollte. Ich lehne die Einladung ab, ich kann sie riechen, und das genügt mir. Ich nehme nichts in ihnen wahr, was Gott verherrlicht oder Christum erhebt, aber vieles, was die menschliche Natur aufbläht, und ich versichere, dass mir der Geruch genug ist.
„Sie lehren eitel Täuscherei
Was Eigenwitz erfindet,
In keiner Wahrheit ist dabei
Ihr unstet' Herz gegründet.“
Ich hoffe, die Wahrheiten des Evangeliums sind unser Leben geworden; die Erfahrung hat sie unserm Wesen einverleibt.
Seien Sie von Schmerz darnieder geworfen, und nichts wird Ihnen dann nützen als göttliche Realitäten. Binden Sie Philosophie um ein Herz voll Weh, und sehen Sie zu, ob sie die Qual erleichtern wird. Nehmen Sie einen Trunk des neueren Denkens, und sehen Sie, ob er Verzweiflung heilt. Gehen Sie an die Krankenbetten, wo Menschen in die Ewigkeit hineinblicken, und sehen Sie, ob die Grundsätze der skeptischen Schule den Kranken helfen können, triumphierend zu sterben.
Brüder, ich beschwöre Sie, an dem alten Evangelium festzuhalten, lassen Sie Ihre Seelen damit gefüllt werden, und möge es dann in Ihnen zum Feuer entzündet werden. Wenn der Docht getränkt ist, wird die Flamme daran gehalten. Feuer vom Himmel ist's noch immer, was der Zeit Not tut. Man nennt es „Geh“12), und es gibt nichts, was so geht wie Feuer, denn wenn es eine Prärie oder einen dürren Wald ergreift, so muss alles, was dürr und welk ist, vor seinem furchtbaren Fortschritt verschwinden. Möge Gott selber, der ein verzehrendes Feuer ist, immer in Ihnen brennen, wie in dem Busch am Horeb. Wenn alles Übrige gleich ist, so wird der Mann am meisten ausrichten, der am meisten von dem göttlichen Feuer hat. Jenes feine, geheimnisvolle Element, Feuer genannt - wer weiß, was es ist? Es ist eine unbegreiflich mächtige Kraft. Vielleicht ist es die bewegende Kraft aller Kräfte, denn Licht und Wärme der Sonne sind die Seele der Kraft. Gewiss ist das Feuer, wie es in Gott ist, und auf Seine Diener kommt, allmächtige Kraft. Die geweihte Flamme wird vielleicht Sie verzehren, indem sie die leibliche Gesundheit verbrennt durch die zu große Hitze der Seele, eben wie ein scharfes Schwert die Scheide abnutzt, aber was tut das? Der Eifer um Gottes Haus fraß den Meister auf, und es ist nur ein Geringes, wenn er Seine Diener verzehrt. Wenn wir durch übermäßige Arbeit sterben, ehe wir das Durchschnittsalter des Menschen erreichen, aufgerieben in des Meisters Dienst, dann, Ehre sei Gott, werden wir umso viel weniger von der Erde und umso viel mehr vom Himmel haben. Und gesetzt, wir sollten geschmäht, in falschem Lichte dargestellt und verleumdet werden um Christi willen, dann, Ehre sei Gott, dass wir einen Ruf hatten, den wir um Seinetwillen verlieren konnten, und gelobt sei unser HErr, der uns dessen würdig achtete. Lassen Sie Ihr Herz in vollkommener Hingabe an Gott brennen, dann werden Sie auf der Kanzel flammen.
Dies sind die Übel, Brüder. Ich habe versucht, sie zu schildern; Sie werden sie nicht vergessen. Aber wir haben nur Ein Heilmittel: Jesum Christum zu predigen, und lassen Sie uns dies immer mehr und mehr tun. Am Wege, im Zimmer, im Theater, überall, allenthalben lassen Sie uns Christum predigen. Schreiben Sie Bücher, wenn Sie wollen, und tun Sie alles andere, was in Ihrer Macht liegt; aber wenn Sie auch anderes nicht tun können, predigen Sie Christum. Wenn Sie nicht immer Ihre Gemeindeglieder besuchen (obwohl ich Gott bitte, dass Sie in dieser Hinsicht nicht tadelnswert sein möchten), so predigen Sie doch. Der Teufel kann die Predigt des Evangeliums nicht vertragen, nichts ärgert ihn so sehr, als das Predigen. Der Papst kann es nicht vertragen, nichts macht ihn so krank, als Predigen. Predigen ist unsre große Waffe, brauchen Sie dieselbe immerwährend. Die Predigt ist des HErrn Mauerbrecher, womit die Mauern der alten Babylon in ihren Fundamenten erschüttert werden. Arbeiten Sie damit weiter, Brüder, arbeiten Sie weiter. Predigen Sie, predigen, predigen, predigen Sie, bis Sie nicht mehr predigen können, und dann gehen Sie hinauf, um das Lob Ihres Gottes im Himmel zu singen und den Engeln zu verkünden die Wunder der erlösenden Liebe.