Ps. 25,1
Predigten
Andachten
Ein Angstpsalm! Wäre es ein Wunder, wenn er Jesu vor Augen geschwebt hätte in seiner großen Pein? Du wurdest gegeißelt, Herr Jesu; das sind wenige Worte, aber viele Schläge und große Schmerzen und eine unbeschreibliche Liebe, die Dich zur Übernahme dieses schweren Leidens gebracht. Ach wie hast Du meine Fleischeslust und Zärtlichkeit so empfindlich büßen müssen! Durch das Blut, das unter Deiner Geißelung von Dir geflossen, hast Du mir die Vergebung aller, besonders auch meiner Fleischessünden erworben. – Nach der grausamen Geißelung wurde Dir ein alter Purpurmantel zum Spott umgehängt. Von einer Salbe und linderndem Öl hört man nichts; alle Erleichterung und Linderung Deiner Schmerzen musst Du entbehren, und damit hast Du mir so manche Erleichterung und Linderung der leiblichen Schmerzen erworben. O ich komme zu Dir und bitte Dich um Deinen Purpur, meine nackte Seele, die sich mit vielen garstigen Sünden verschuldet hat, zu verhüllen. - Doch damit auch Dein holdes Angesicht mit Blut beflossen sei, so wurde Dein heiliges Haupt mit Dornen gekrönt, wo dann jede Dornspitze eine neue Wunde machte, und gleichsam ein Brünnlein grub, daraus ich meinen Glaubensdurst stillen kann. Wenn ein irdischer König gekrönt wird, da läuft Alles zu, man gibt viel Geld für ein kleines Fenster, dass man zusehen kann; aber aus Deiner Krönung macht Niemand etwas, und doch geschieht dieselbe der ganzen Welt zum Heil und Segen. O dass meine Seele Dich und Deinen Dornenschmuck recht hoch und teuer achten möchte! Denn mit Deiner Dornenkrone hast Du mir die Ehrenkrone jenes Lebens erworben. Möchten Deine Dornen lauter Röhren sein, in welchen das Blut aus Deinem Haupte in den Garten meiner Seele geleitet werde, dass ich ein fruchtbarer Garten sein möge, in welchem Du edle Früchte finden könnest. Deine Dornenkrone heilige mir alle Schmerzen meines Hauptes. Durch das Verdienst Deiner Dornenkrone kröne mich schon hier mit Gnade und Barmherzigkeit, und dort mit der ewigen Ehrenkrone. Herr Jesu, lass das Blut aus Deinem Haupte als ein göttliches Salböl für mich, als ein lebendiges Glied an Deinem Leibe, fließen, damit ich dadurch auch ein geistlicher Priester und König werde. Amen. (Friedrich Arndt)