Zuletzt angesehen: Psalm 8

Psalm 8

Psalm 8

8:1 Ein Psalm Davids, vorzusingen, auf der Gittith. HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, du, den man lobt im Himmel!

8:2 Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast du eine Macht zugerichtet um deiner Feinde willen, daß du vertilgest den Feind und den Rachgierigen.

8:3 Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast:
Diese Worte werden von Christo Matth. 21,16. angeführt, nachdem jüdische Kinder im Tempel zu Jerusalem zu Seiner Ehre geschrieen hatten: Hosianna dem Sohn Davids. Denn da die Hohenpriester und Schriftgelehrten zornig und neidisch zu Ihm sagten: hörest Du auch, was diese sagen? so sprach Er zu ihnen: ja, habt ihr nicht gelesen: aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast Du Lob zugerichtet. Junge Kinder sind Unmündige, ob sie gleich reden können; unter diesen konnten aber auch Säuglinge sein, denn die jüdische Mutter, deren sieben Söhne um des Glaubens willen hingerichtet wurden, hielt dem jüngsten derselben vor, sie habe ihn bei drei Jahren gesäuget, 2 Macc. 7,28. Was Ps. 8,3. eine Macht genannt wird, heißt Matth. 21,6. Lob. Wenn man nun beide Worte zusammennimmt, so entsteht der Begriff von einem Lob, welches mit Macht ausbricht, und sich durch kein saures Gesicht, durch keine Drohung und Lästerung zurückhalten läßt. Es gereichte zum Lob des HErrn Jesu, daß die jungen Kinder schrieen: Hosianna dem Sohn Davids. Sie huldigten Ihm dadurch als ihrem König, ja sie priesen Ihn als den Messias, weil von Seinem Einzug zu Jerusalem Ps. 118,24.25.26. geweissagt war: dieß ist der Tag, den der HErr machet; lasset uns freuen und fröhlich darinnen sein. O HErr hilf (das ist Hosianna), o HErr laß wohl gelingen. Gelobet sei, der da kommt im Namen des HErrn. Die Kinder wurden also nach dem Vorgang anderer rechtschaffener Israeliten im Tempel durch einen göttlichen Antrieb fröhlich, und riefen dem HErrn Jesu die Worte: Hosianna dem Sohn Davids zu; da hingegen die Hohenpriester und Schriftgelehrten finster und grimmig waren, weil der Feind, der rachgierige Satan, ihre Herzen erfüllt hatte, der aber durch das Geschrei der Kinder überwunden und zurückgetrieben wurde.
Lasset uns aus dieser Geschichte lernen, wie kleine Kinder keine unbedeutenden Personen im Reich Gottes seien, wie sie göttlicher Gnadenwirkungen fähig seien, und wie ihr Beten, Loben und Danken, welches durch denselben Geist erregt wird, ein wichtiger Gegenstand des göttlichen Wohlgefallens sei. Man errichtet heutiges Tags viele Erziehungsanstalten, und schreibt viele Bücher von der Erziehung der Kinder: es scheint aber, die Anweisung zur Anbetung und zum Lob des HErrn Jesu werde allzuviel dabei vergessen, und man rechne viel zu wenig auf die Wirkungen des Heiligen Geistes in den Seelen der Kinder und auf die Empfindungen, welche sie von der Wahrheit auch ohne einen tiefsinnigen Beweis bekommen. Alte Leute haben mit Aergernissen, Zweifeln, Menschenfurcht und gefährlichen Lüsten zu kämpfen, und müssen deßwegen, wenn sie aus der Taufgnade gefallen sind, mit einem ernstlichen Kampf zu der Gnade und Wahrheit durchbrechen. Wer nun Kinder in der Auferziehung auch dazu anstrengen will, irret sehr. Sie glauben leicht, sie freuen sich leicht. Die Wahrheit findet bald bei ihnen Eingang. Zu ihrem himmlischen Vater und zu ihrem göttlichen Erlöser fassen sie bald eine Zuversicht. Sie loben Ihn, wenn Andere schweigen; sie bekennen Seinen Namen, wenn Furcht, Neid, Haß, Mißmuth und Zweifel Andere stumm macht. Nicht die Kunst, sondern Gott selbst macht sie durch das Evangelium, wenn man’s ihnen treulich vorsagt, zu Seinem Lob tüchtig. Alte müssen umkehren, und wie die Kinder werden, wenn sie in’s Reich Gottes eingehen wollen.(Magnus Friedrich Roos)

8:4 was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst, und des Menschenkind, daß du sich seiner annimmst?

8:5 Du hast ihn wenig niedriger gemacht denn Gott, und mit Ehre und Schmuck hast du ihn gekrönt.
Der Psalmist will durch diesen Vergleich die unendliche Güte Gottes besonders hervorheben. Es ist wunderbar, daß der Schöpfer des Himmels, dessen Herrlichkeit so unbeschreiblich groß ist, sich so tief herabläßt, den Menschen zu lieben und sich um ihn zu kümmern. Dieser große Gegensatz wird besonders dadurch deutlich, daß der Psalmist hier ein Wort gebraucht, das den Menschen in seiner Ohnmacht, Hinfälligkeit und Sterblichkeit bezeichnet. Fast alle Ausleger übersetzen das mit „gedenken“ wiedergegebene Wort mit „heimsuchen“. Es kann auch manchmal „sich erinnern“ bedeuten. In diesem Sinn könnte David sagen: „Wie wunderbar ist es, daß Gott an die Menschen denkt und sich ständig an sie erinnert.“ (Jean Calvin)


Wir staunen über den Himmel. Was umfassen diese Unendlichkeiten? Was sind alle diese leuchtenden Welten? Was ist das Ziel dieser gewaltigen Bewegung, die sie hindurch durch den Weltenraum trägt? Auch der Psalmist staunt über die Himmel und den Mond und die Sterne, und wir staunen umso mehr, je mehr wir vom Himmel wissen. Aber der Psalmist sieht mit staunender Bewunderung auch auf den Menschen und auch dieser Grund zum Erstaunen wird niemals entkräftet. Was dünkt ihn am Menschen wunderbar? Gott denkt an ihn, Gott kümmert sich um ihn, Gott sucht ihn mit seiner Gnade heim. Wenden wir vom weiten Weltenraum den Blick zum Menschen hinüber, so sieht es aus, als sei er nichts. Seine Maße verschwinden neben dem, was uns die Himmel zeigen, auch das Maß seiner Lebenszeit. Neben der langgedehnten Zeit der Himmelskörper ist er ein kurzlebiges Wesen, das nur für einen Augenblick besteht, und auch sein geistiger Besitz reicht bei weitem nicht aus, um das Weltall zu erfassen. Allein nicht das bringt den Psalmisten ins Staunen, dass der Mensch so klein ist. Er erdichtet sich nicht ein anderes Menschenwesen, als er hat. Nun aber geschieht das Erstaunliche: Gott sieht auf ihn, ist für ihn gegenwärtig und hat ihn lieb. Dass sich der Schöpfer des Himmels mit dem Menschen beschäftigt, das ist das erstaunliche Wunder. Soll ich aus dem Staunen den Zweifel machen und sagen: ich mag nicht staunen, sondern will begreifen und lösche, was ich nicht begreifen kann, aus meinem Sehfeld aus? Wer sich dem widersetzt, was sich ihm wirklich zeigt, zerbricht die Grundlagen seines Lebens. Ich weiß, dass Gott an mich denkt; denn ich denke an ihn. Ich könnte nicht an ihn denken, dächte er nicht an mich. Man kann Gott nicht kennen, wenn man nicht von ihm gekannt ist. Ich weiß auch, dass mich Gott mit seiner Gnade heimsucht. Nähme ich es nicht in meinem eigenen Leben wahr, so sehe ich es an Jesus. Daraus entsteht freilich das tiefe Staunen und die Frage: was ist der Mensch? Bekommt einen mächtigen Klang, aber auch die deutliche, voll zureichende Antwort. Was ist der Mensch? Das, was Gottes Gnade aus ihm macht.
Vor Dich trete, Vater, alles, was Fleisch ist, und bete Dich an, Dich allein und keine andere Macht im Himmel und auf Erden. Dich soll jeder, der Mensch ist, anbeten, weil Du an ihm das Wunder tust, das Gott mit dem Menschen vereint. Dich soll jeder anbeten, dem Jesus begegnet ist, der das Wunder vollbrachte, das Gott mit dem Menschen versöhnt. Amen.(Adolf Schlatter)

8:6 Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk; alles hast du unter seine Füße getan:

8:7 Schafe und Ochsen allzumal, dazu auch die wilden Tiere,

8:8 die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer und was im Meer geht.

8:9 HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!1)
Herr, wie sind Deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weislich geordnet! Du hast die Sterne erschaffen. Du hältst sie in ihren Bahnen. Seit Jahrtausenden wandeln sie ihren stillen Gang nach unwandelbaren Gesetzen. Noch ist keiner aus seiner Bahn geglitten, noch hat keiner seinen Weg verändert. Wie am ersten Morgen der Schöpfung, so gehen noch heute auf und nieder die Sterne. Wie ein Hirt seine Heerde, so weidet Jehovah das Heer derselbigen. Sie gehorchen alle dem Wink ihres einigen Meisters. Wo ist denn das starke Band, das die Welten in ihrem Umschwung hält? Deine Allweisheit, Unendlicher, hat gewoben das unsichtbare Band. – O meine Seele, lobe den Herrn! Gehe mit deinen Augen von Stern zu Stern, und erkenne es tief im Staube, wie groß Gott ist und wie klein du bist, wie Thorheit so oft deine Schritte bezeichnet, aber Weisheit die Bahnen der Sterne! Willst du Ihm nicht unwandelbar vertrauen? Der die Sterne hält, wird auch dich nicht fallen lassen! Der den Welten die Bahnen zeigt, wird auch deinen Weg durch’s Leben bahnen! Der das All regiert, wird auch deines Hauses sich erbarmen! Gott, heller und heller lese ich es in Deinen Sternen: Du bist die Liebe! – Freundlich ist der Sterne Schimmer. Wie hebt das dunkle Blau des Himmels ihren funkelnden Glanz! Von jedem Stern grüßt Seine Liebe uns. Wenn es hier unten dunkelt, dann wird es dort oben helle. Nur die Erde kennt Nacht: im Himmel ist es Licht. Wenn ich auf Erden nicht sehen kann, will ich aufwärts zu den Sternen meinen Blick erheben. Wie es schon jetzt am Himmel helle ist, wenn es auf Erden dunkel ist, so wird einst im Himmel alles Erdendunkel sich lichten. – O meine Seele, lobe den Herrn! Sein Licht ist dir aufgegangen! Die Irrlichter sind nur auf der Erde, also – am Himmel zünde dein Licht an! In Gott das höchste Licht zu erblicken, das lehret mich der Sternenhimmel. Die Erde ist dunkel, das menschliche Herz ist es auch. Die Erde wird von oben erleuchtet, das menschliche Herz wird es auch. Von oben muß kommen das Licht in die Seele, sonst bleibt sie ein dunkler Ort. Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichte! Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
bibel/at/19_psalter/psalm_8.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain