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Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 8

Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 8

- Ein Psalm Davids, vorzusingen auf der Gittith. - Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, du, den man lobt im Himmel! - Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast du eine Macht zugerichtet um deiner Feinde willen, dass du vertilgest den Feind und den Rachgierigen. - Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: - was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? - Du hast ihn wenig niedriger gemacht denn Gott, und mit Ehre und Schmuck hast du ihn gekrönt. - Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk; alles hast du unter seine Füße getan, - Schafe und Ochsen allzumal, dazu auch die wilden Tiere, - die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer und was im Meer geht. - Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!

Überschrift

„Dem Vorsänger, auf der Gittith, ein Psalm Davids.“ Die Bedeutung des Wortes „Gittith“ ist nicht ganz klar. Es kann von der Stadt „Gath“ hergeleitet werden und bedeutet vielleicht eine Melodie, die dort volkstümlich war, oder ein dort erfundenes Musikinstrument. Wenn man es vom hebräischen Wortstamm ableitet, könnte „Gittith“ auch „Winzerlied“ bedeuten. Das Wort erscheint noch in den Überschriften von Psalm 81 und 84, und immer handelt es sich bei diesen Psalmen um Lieder voll Freude und Dank.

Wir können diesem Psalm folgende Überschrift geben: Das Lied des Sternkundigen. In klaren Nächten sollten wir hinausgehen und dieses Lied unter dem sternenübersäten Himmel singen. Einteilung: Im ersten und letzten Vers rühmt der Dichter die Herrlichkeit des Namens Gottes. Das ist Anbetung. In den übrigen Versen beschreibt der Psalmist die Größe Gottes in der Schöpfung und in seiner Herablassung zu den Menschen. Matthew Poole schreibt dazu: „Unter den Auslegern ist man sich nicht klar darüber, ob der Psalm vom Menschen allgemein spricht oder nur von dem einen Menschen Jesus Christus. Beide Anschauungen können aber gut miteinander verbunden werden. Der Psalm will die große Liebe und Güte Gottes deutlich machen, die sich nicht nur in der Erschaffung der Menschheit zeigt, sondern auch in der Erlösung der Menschheit durch Jesus Christus. Jesus ist als Mensch zu Ehre und Macht erhöht worden, damit er sein großes Werk vollenden kann. Das Hauptthema dieses Psalms ist Jesus Christus. In dieser Bedeutung wird der Psalm auch von Jesus selbst und seinen Jüngern aus- gelegt (Matthäus 21,16; 1. Korinther 15,27; Hebräer 2,6-7).“ Auslegung

V. 2 „Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, du, den man lobt im Himmel!“ (Elberfelder Übersetzung: „Der du deine Majestät gestellt hast über die Himmel!“) Der Psalmist kann die Herrlichkeit Gottes einfach nicht in Worte kleiden, und deshalb bricht er in diesen kurzen, begeisterten Ausruf aus: „Herr, unser Herrscher!“ Kein Herz kann es fassen und keine Zunge ausdrücken, wie groß der Herr ist. Die ganze Schöpfung ist erfüllt von seiner Herrlichkeit und erstrahlt vom Glanz seiner Macht. Oberall begegnen wir der Güte und Weisheit Gottes. Die zahllosen Scharen der irdischen Lebewesen werden durch die Güte Gottes erhalten und ernährt, vom Menschen bis zum Wurm. Die gewaltige Struktur des Universums ruht in seiner ewigen Kraft. Oberall ist Gott gegenwärtig, und überall ist sein Name herrlich. Gott wirkt immer und überall. Es gibt nicht einen einzigen Ort, wo Gott nicht ist. Wenn du in den Bergen durch tiefe Schluchten kletterst, wo vor dir noch nie ein Mensch gewesen ist: Gott war schon immer da und wirkt auch dort in tausend Wundem. Wenn du unter den gewaltigen Felsen stehst, die über dir hoch hinauf in den blauen Himmel ragen: Gott hat diese riesigen Felsendome geschaffen, und sie stehen durch seine Macht. Er erfüllt die blühenden Blumen mit lieblichem Duft und erfrischt die Kiefern mit dem Hauch seines Mundes. Wenn du in die tiefsten Tiefen des Meeres hinabsteigst und dich die schweigende Welt umgibt:

Auch da ist die Herrlichkeit des Herrn. Wenn du dir Flügel der Morgenröte nimmst und zum äußersten Meer fliegst: Auch dort ist Gott. Steige hinauf zum höchsten Himmel oder fahre hinab in die tiefste Hölle: Im Himmel erklingt das ewige Lied zur Ehre Gottes, und in der Hölle verwirklicht sich seine Gerechtigkeit in ewiger Strafe. Nicht nur die Erde, sondern auch das ganze Universum rühmt Gottes Herrlichkeit. Aber seine Herrlichkeit übertrifft die Herrlichkeit des Sternenhimmels weit - doch über die Sternenwelt hat er seinen ewigen Thron gestellt und wohnt dort in einem Licht, das niemand zugänglich ist (1. Timoteus 6,16). Nehemia beschreibt das sehr gut: „Herr, du bists allein, du hast gemacht den Himmel und aller Himmel Himmel mit allem ihrem Heer, die Erde und alles, was darauf ist, die Meere und alles, was darinnen ist; du machst alles lebendig, und das himmlische Heer betet dich an“ (Nehemia 9, 6).

David beginnt sein Lied damit, dass er sich unmittelbar an Gott wendet und ihn anspricht. Nur der Herr selbst kann seine Herrlichkeit voll und ganz erfassen. Das gläubige Herz ist hingerissen von dem, was es sieht, aber nur Gott selbst sieht die ganze Herrlichkeit. Kostbar ist das Wort „unser“ in diesem ersten Vers. Die Herrlichkeit Gottes gewinnt erst dadurch große Bedeutung für uns, dass wir ein Anrecht an ihn haben. Er ist unser persönlicher Herr. „Wie herrlich ist dein Name!“ Worte können seine Herrlichkeit nicht ausdrücken, deshalb kann David nur rufen: „Wie herrlich!“ Schon der Name des Herrn ist herrlich; wie herrlich muss er selbst sein! Der ganze Himmel kann seine Herrlichkeit nicht fassen, und nichts Geschaffenes kann diese Herrlichkeit in ihrer ganzen Fülle widerspiegeln.

V. 3 „Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast du eine Macht zugerichtet um deiner Feinde willen, dass du vertilgest den Feind und den Rachgierigen.“ Nicht nur im Himmel, sondern auch auf der Erde offenbart sich die Macht des Herrn. In der unermesslichen Weite des Universums sind es die Sterne, die Zeugen für die Macht Gottes in großen Dingen sind. Und auf unserer kleinen Erde offenbart sich die Macht Gottes im Stammeln der Kindlein! Wie oft kommt es vor, dass Kinder uns an Gott erinnern, den wir Erwachsenen schon fast vergessen haben! Wie kann ihr einfältiges Reden die gelehrten Toren zuschanden machen, die die Existenz Gottes leugnen! Schon manchem wurde der Mund verschlossen, wenn aus Kindermund ein Zeugnis für den Gott des Himmels kam. Die Geschichte der Gemeinde bestätigt diesen Vers. Schrien nicht die Kinder im Tempel „Hosianna!“, als die stolzen Pharisäer verächtlich schwiegen? Hat nicht der Heiland gerade diese Worte aus unserem Psalm zur Rechtfertigung ihrer kindlichen Rufe angeführt? (Matthäus 21,15-16.) Die Kirchengeschichte berichtet von vielen Fällen, wo Kinder Zeugen für die Wahrheit Gottes wurden. John Fox erzählt in seinem Buch über Märtyrer: Als Lawrence in Colchester verbrannt werden sollte, musste er in einem Stuhl zum Scheiterhaufen getragen werden, weil man ihn so grausam gefoltert hatte, dass er nicht mehr gehen konnte. Einige Kinder scharten sich um das Feuer und riefen: „Herr, stärke deinen Knecht und erfülle deine Verheißung!“ Gott erhörte ihr Gebet. Lawrence starb ruhig und zuversichtlich. - Wishart, ein großer schottischer Märtyrer, wurde von einem Kaplan beschuldigt, einen Teufel in sich zu haben. Da rief ein Kind, das dabei stand: „Ein Teufel kann nicht solche Worte sprechen, die dieser Mann spricht.“ - Der bekannte Evangelist Whitfield berichtet in einem Brief von den Verfolgungen, die er bei seiner ersten Predigt in Moorfields zu erleiden hatte. In seiner Nachschrift zu diesem Brief steht folgendes: „Ich kann nicht umhin, von einigen kleinen Jungen und Mädchen zu erzählen, die immer um die Kanzel herum saßen, wenn ich predigte. Sie reichten mir die Zettel mit den Fragen, die die Leute auf dem Herzen hatten. Oft wurden sie von faulen Eiem und Schmutzbrocken getroffen, womit man mich bewart. Aber sie wichen nicht. Wenn ich getroffen wurde, schauten sie voller Tränen zu mir auf, als ob sie es lieber selber abbekommen hätten. Möge Gott aus ihnen große und lebendige Zeugen machen, er, der sich aus dem Munde der Kinder und Säuglinge eine Macht zurichtet!“ Gott, den die Engel mit ihrem Gesang loben, lässt sich in den Augen seiner Feinde durch das Stammeln von Kindern ehren. Welch ein Kontrast zwischen der Herrlichkeit des Himmels und dem Stammeln der Kinder! Aber Gottes Name wird durch beides verherrlicht.

V. 4-5 „Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?“ Am Schluss eines ausgezeichneten kleinen Buchs von Dr. Dick über das Sonnensystem finden wir einen Abschnitt, der diese beiden Verse sehr gut erläutert: „Der Hochmut des Menschen wird gedemütigt, wenn er sich der Weite und Größe des Universums gegenübergestellt sieht. Hochmut ist ein typischer Wesenszug des Menschen. Dieser Hochmut ist die Ursache für den Streit in der Welt, für die Kriege und Verwüstungen, die unsere Welt zerstört und entsittlicht haben. Aber gerade der Hochmut passt ganz und gar nicht zur Stellung und Situation des Menschen in der Welt. Der Mensch hat überhaupt keinen Grund, hochmütig zu sein. Nichts kann ihm das besser zum Bewusstsein bringen als ein Blick in die riesigen Welten des Universums. Wie klein und unbedeutend ist der Mensch! Ein winziges Atom mitten in der Unermesslichkeit der Schöpfung, ein winziger Teil unter den unzählbaren Scharen von Lebewesen. Und was ist unsere Erde, verglichen mit dem Sonnensystem? Was ist sie im Vergleich zu den Milliarden Sonnen und Sonnensystemen des Weltalls? Was ist gegen diese riesigen Welten ein kleines Königreich, ein Staat oder eine Stadt dieser Erde? Und wir herrschen darüber so stolz, als ob wir die Herren des Weltalls wären. Seneca hat gesagt: ,Und dieses winzige Fleckchen ist es, worauf all die großen Pläne und umfassenden Wünsche des Menschen beschränkt sind? Deswegen ist soviel Aufregung unter den Völkern, soviel Blutvergießen, soviel vernichtender Krieg? Wie töricht sind die Menschen! Sie bilden sich ein, gewaltige Reiche zu besitzen auf einem Gebiet, das nur ein Atom ist, und sie bieten gewaltige Heere auf, um über den Besitz eines Fleckchens Erde mit dem Schwert zu entscheiden! Und sie betrügen sich selbst.'“

V. 6-9 „Du hast ihn wenig niedriger gemacht denn Gott, und mit Ehre und Schmuck hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk; alles hast du unter seine Füße getan, Schafe und Ochsen allzumal, dazu auch die wilden Tiere, die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer und was im Meer geht.“ Diese Verse schildern die Stellung des Menschen in der Schöpfung, bevor er in Sünde fiel.

Der Schreiber des Hebräerbriefes bezieht sie außerdem auf den Herrn Jesus Christus, und das ist zweifellos die Hauptbedeutung dieses Psalmwortes (Hebräer 2). In der Rangordnung der Schöpfung stand der Mensch den Engeln am nächsten; er war nur ein wenig niedriger als sie. In Jesus ist das ganz zur Erfüllung gekommen. Er musste den Tod erleiden und wurde dadurch etwas niedriger gemacht als die Engel. Im Paradies hatte der Mensch die volle Herrschaft über alle Geschöpfe. Die Tiere kamen zum Menschen, um von ihm ihre Namen zu empfangen. Das war ein Akt der Huldigung, weil der Mensch an Gottes Statt über sie herrschte. Jetzt ist der erhöhte Christus der Herr, nicht nur über alles Lebendige, sondern auch über alles Geschaffene. Jesus ist der Herr über alles, ausgenommen über den, der ihm die Herrschaft verliehen hat, Gott. „Denn ,alles hat er unter seine Füße getan'. Wenn er aber sagt, alles sei Untertan, ists offenbar, dass ausgenommen ist der, der ihm alles untergetan hat“ (1. Korinther 15,27). Seine Auserwählten werden mit ihm zu einer Herrschaft erhoben, die viel größer ist als die des ersten Adam. Wenn Christus wiederkommt, wird das offenbar. Der Psalmist hat selber darüber gestaunt, welch einzigartig hohe Stellung der Mensch in der Schöpfung einnimmt, obwohl er im Vergleich zum riesigen Universum nur ein winziges, nichtiges Wesen ist. „Denn ein wenig hast du ihn unter die Engel erniedrigt“ (Elberfelder Übersetzung). Der Mensch ist ein wenig niedriger als die Engel, weil er sterblich ist. Aber eben nur ein wenig niedriger, denn das irdische Leben ist kurz, und wenn es vorüber ist, sind die Heiligen Gottes nicht mehr niedriger als die Engel. Die Randlesart zu diesem Vers lautet: „Eine kleine Zeitlang niedriger.“ „Du krönst ihn.“ Es ist eine große Ehrung für den Menschen, dass Gott ihm ein Herrschaftsrecht verliehen hat. Der Psalmist zählt eine ganze Reihe von Geschöpfen auf, die dem Menschen unterworfen werden. Er will damit zeigen, dass die Herrschaft, die durch die Sünde verlorengegangen ist, durch Jesus Christus wiederhergestellt wird. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich unsere Herzen an irdischen Besitz hängen und die Dinge dieser Welt über uns herrschen. Wir sollen über sie herrschen. Diese Welt muss unter unseren Füßen bleiben. Jene niedrige Gesinnung, die mit irdischen Gütern und Vergnügungen zufrieden ist, soll nicht über unsere unsterbliche Seele herrschen.

V. 10 „Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!“ Wie ein guter Komponist nimmt der Dichter das Hauptthema seines Liedes wieder auf. Was am Anfang des Gedichtes wie eine Behauptung klingt, ist nun am Schluss bewiesene Tatsache: „Wie herrlich ist dein Name in allen Landen!“ Sein Name ist über uns genannt, und wir sind nach seinem Namen benannt. Lasst uns so leben, dass wir seinen herrlichen Namen ehren!

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