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Psalm 62

Psalm 62

62:1 Ein Psalm Davids für Jeduthun, vorzusingen. Meine Seele sei stille zu Gott, der mir hilft.
Gesegnete Stellung! - Wahrhaft und einzig auf den Herrn harren. Sei dies unser Stand diesen ganzen Tag und jeden Tag. Harren auf seine Zeit, harren in seinem Dienste, harren in freudiger Erwartung, harren in Gebet und Zufriedenheit. Wenn unsre innerste Seele so harret, so ist sie in der besten und wahrsten Stellung, die ein Geschöpf vor seinem Schöpfer, ein Knecht vor seinem Herrn, ein Kind vor seinem Vater einnehmen kann. Wir gestatten uns nicht, Gott vorzuschreiben oder über ihn zu klagen; wir wollen uns keine Verdrießlichkeit und kein Mißtrauen erlauben. Aber wir laufen auch nicht der Wolke voran und suchen keine Hilfe von andren: keins von diesen würde Harren auf Gott sein. Gott und Gott allein ist die Hoffnung unsrer Herzen.
Gesegnete Zusicherung! - von Ihm kommt Errettung; sie ist auf dem Wege. Sie wird von Ihm kommen und von keinem andren. Er soll allen Ruhm davon haben, denn Er allein kann und will es vollbringen. Und Er wird es ganz gewiß zu seiner Zeit und in seiner Weise. Er wird uns von Zweifel und Leiden und Verleumdung und Not erretten. Wenn wir auch noch kein Zeichen davon sehen, so sind wir zufrieden, auf des Herrn Willen zu warten, denn wir haben keinen Argwohn gegen seine Liebe und Treue. Er wird binnen kurzer Zeit es gewißlich thun, und wir wollen Ihn sogleich für seine kommende Gnade loben. (Charles Haddon Spurgeon)

62:2 Denn er ist mein Hort, meine Hilfe, meine Schutz, daß mich kein Fall stürzen wird, wie groß er ist.

62:3 Wie lange stellt ihr alle einem nach, daß ihr ihn erwürget-als eine hängende Wand und zerrissene Mauer?

62:4 Sie denken nur, wie sie ihn dämpfen, fleißigen sich der Lüge; geben gute Worte, aber im Herzen fluchen sie. (Sela.)

62:5 Aber sei nur stille zu Gott, meine Seele; denn er ist meine Hoffnung.
Das ist des Gläubigen Vorrecht, daß er eine solche Sprache führen darf. Wenn er danach trachtet, von der Welt etwas zu erlangen, so ist's wahrlich eine armselige „Hoffnung.“ Wenn er aber zu Gott aufblickt und von Ihm die Befriedigung seiner Bedürfnisse erwartet, einen Segen, sei's im Leiblichen, sei's im Geistlichen, so ist seine „Hoffnung“ nicht eitel und umsonst. Er darf jederzeit einen Wechsel auf die Bank des Glaubens ausstellen und sich seine Forderung zahlen lassen aus den Schätzen der Güte und Freundlichkeit Gottes. Das weiß ich, daß ich weit lieber meinen Gott zu meinem Bankier hätte, als alle Geldfürsten dieser Welt. Mein Herr läßt's nie fehlen an der Erfüllung seiner Zusagen; und wenn wir seine Verheißungen vor seinen Thron bringen, so anerkennt Er sie jederzeit; Er sendet sie nicht ohne Erhörung zurück. Darum will ich getrost an seiner Tür warten, denn Er tut sie jedesmal auf mit der Hand seiner freigebigen Gnade. Auch in dieser Stunde will ich's wieder von neuem bei Ihm versuchen. Aber wir haben „Hoffnungen,“ die über dieses Leben hinausreichen. Wir werden bald sterben; und dann ist „Er unsre Hoffnung.“ Hoffen wir denn nicht, wenn wir auf dem Krankenbett liegen, daß Er seine Engel sende, die uns in seinen Schoß tragen werden? Wir glauben, daß, wenn der Puls ermattet und das Herz schwer pocht, ein himmlischer Bote bei uns stehen und mit liebevollem Blick auf uns herabschauen und sprechen wird: „Schwester-Seele, komm mit mir!“ Wenn wir der Himmelspforte nahen, hoffen wir, die selige Einladung zu vernehmen: „Kommt, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt.“ Wir erwarten goldne Harfen und unverwelkliche Kronen der Herrlichkeit; wir hoffen, in Bälde bei der Schar der Verklärten zu sein vor dem Throne; wir schauen in die Zukunft und sehnen uns nach der Zeit, wo wir unserm Herrn der Herrlichkeit gleich sein werden, denn „wir werden Ihn sehen, wie Er ist.“ Wenn dies deine „Hoffnung“ ist, meine Seele, o, so lebe deinem Gott, lebe mit dem Wunsch und Willen, Den zu verherrlichen, von dem dir alle Erhörung kommt, der dich gnädig erwählt, versöhnt und berufen hat, und auf dessen Gnade du alle „Hoffnung“ der zukünftigen Herrlichkeit baust. (Charles Haddon Spurgeon)

62:6 Er ist mein Hort, meine Hilfe und mein Schutz, daß ich nicht fallen werde.

62:7 Bei Gott ist mein Heil, meine Ehre, der Fels meiner Stärke; meine Zuversicht ist auf Gott.

62:8 Hoffet auf ihn allezeit, liebe Leute, schüttet euer Herz vor ihm aus; Gott ist unsre Zuversicht. (Sela.)
Fehlet euch etwas, wohlan, da ist gut Rath zu, schüttet euer Herz vor Ihm aus, klagets nur frei; berget Ihm nichts, es sei, was es wolle, so werfets mit Haufen heraus vor Ihm, als wenn ihr euer Herz einem guten Freund eröffnet. Er hörets gern, will auch gern helfen und rathen. Scheuet euch nicht vor Ihm, und denket nicht, es sei zu groß, oder zu viel. Getrost heraus, und solltens eitel Säcke voll Mangels sein, alles heraus! Er ist größer, und vermags; will auch mehr thun, denn unser Gebrechen sind. Stückelt Ihm nur nicht. Er ist kein Mensch, dem man könnte zu viel Bettelns und Bittens vormachen; je mehr du bittest, je lieber Er dich höret. Schütte nur rein und alles heraus, tröpfle und zippele nicht; denn Er wird auch nicht tröpfeln noch zippeln, sondern mit einer Sindfluth dich überschütten. (Martin Luther)


Sowohl im Zeitlichen wie im Geistlichen ist der Glaube die rechte Lebensregel; wir müssen unser Vertrauen auf Gott setzen, in all unsern irdischen Angelegenheiten nicht minder, als in dem, was unsre himmlische Berufung betrifft. Nur wenn wir lernen auf Gott hoffen für die Gewährung unsrer irdischen Bedürfnisse, stehen wir auch erhaben über dieser Welt. Wir dürfen nicht müßig sein; das würde vielmehr beweisen, daß wir nicht auf Gott hoffen, welcher bisher wirkt, sondern auf den Teufel, welcher ist ein Vater des Müßigganges. Wir dürfen nicht unklug und übereilt handeln; das hieße dem Zufall vertrauen und nicht dem lebendigen Gott, welcher ein Gott der Weisheit und der Ordnung ist. Wenn wir weise und aufrichtig handeln wollen, so müssen wir uns einfältig und vollständig auf den Herrn verlassen allezeit. Lasset euch ein Leben voller Gottvertrauen in allen euren zeitlichen Angelegenheiten empfohlen sein. Wenn ihr auf Gott vertraut, so habt ihr nie Ursache zur Traurigkeit, wie wenn ihr auf unrechten Wegen gesucht hättet, reich zu werden. Dient Gott aufrichtig und von ganzem Herzen, und wenn euch auch alles fehlschlägt, so belastet ihr euer Gewissen doch nicht mit Sünden. Wenn ihr auf Gott baut, so macht ihr euch keines Widerspruchs im Wandel schuldig. Wer sich auf List und Schlauheit verläßt, steuert heute hierhin und morgen dorthin, wie ein Fahrzeug, das von unsteten Winden umgetrieben wird; wer aber auf den Herrn vertraut, ist wie ein Dampfschiff, das allen Winden zum Trotz die Wellen durchschneidet, und eine glänzende, silberne, geradlinige Furche zum ersehnten himmlischen Hafen in die Wogen eingräbt. Sei du ein Mensch, in dessen Brust Kräfte des Lebens walten; schmiege dich nimmer den veränderlichen Mienen und Sitten der weltlichen Weisheit an. Wandle mit festen Tritten auf dem Pfad der Aufrichtigkeit, und zeige, daß du unüberwindlich stark bist in der Kraft, welche das Vertrauen auf Gott allein zu geben vermag. So wirst du bewahrt bleiben vor ängstlichen Sorgen, es wird dich keine betrübende Nachricht in Unruhe versetzen, dein Herz wird fest bleiben, denn es vertraut auf den Herrn. Wie herrlich ist's doch, den Strom der Vorsehung entlang zu fahren: Es gibt keinen seligeren Weg des Lebens, als wenn man sich dem Vertrauen auf einen treuen Bundesgott hingibt. (Charles Haddon Spurgeon)

62:9 Aber Menschen sind ja nichts, große Leute fehlen auch; sie wiegen weniger denn nichts, so viel ihrer ist.
Wir haben heute den allgemeinen Konfirmationstag im Lande. Da erneuern Tausende von Kindern ihr Taufgelübde; und wir dürfen annehmen, daß deren viele heute schon ernstlich gebetet und deren Eltern auch mit bewegtem Herzen aufwärts geblickt haben. Manche derselben sind mir auch besonders in die Fürbitte anbefohlen worden. Obwohl wir nun diesmal hier kleine Konfirmation haben, so wollen wir doch auch in die Gemeinschaft der vielen uns versetzen, die vor den Herrn treten, und im Geist mit ihnen hertreten, und dabei auch unser Taufgelübde im Stillen erneuern. Der Geist der Gnade möge auf sie und uns kommen!
Unsre Losung sagt viel und gerade das Rechte für uns und die Kinder. Was kann man letzteren Besseres sagen, als daß sie nur auf den HErrn hoffen lernen möchten, der allein unsre Zuversicht ist? Die Jugend fängt gerne mit eigenem Mut ihren freieren Lebensweg an, hat auch ein Gelüste, gewisser Fesseln, in denen sie sich fühlen, sich zu entschlagen; und wenn sie da nicht aufwärts blicken lernen, kommen sie außer aller Pflege, der menschlichen, wie der göttlichen. Das ist auch Ursache, daß so viele bald ausarten. Wie viel schöner, wenn sie länger Kinder bleiben, und auf den Heiland hoffen, daß Er ihre Hilfe und ihre Stütze, ihr Führer und Wegweiser bleiben möge.
Um aber in Gott die rechte Zuversicht zu haben, muß man es lernen, sein Herz vor Ihm auszuschütten. Man muß alles seinem Gott sagen lernen, was man wünscht und hofft, fürchtet und leidet. Mit Gott, sei's auch in der Stille, alles besprechen, was das Herz bewegt, das heißt sein Herz vor Ihm ausschütten. Sollte da der HErr Sich nicht finden lassen? Die Jugend bedenkt's gar nicht, wie nahe ihr noch die Engel sind, und wie schnell diese ihr Dienste zu leisten angewiesen werden, wenn sie nur ein wenig ihre Arme nach oben ausstreckt. Wie schnell war der Engel bei der Hagar und deren Sohn Ismael zur Hand, als Letzterer in der Wüste am Verschmachten war (1.Mos.21,15 ff.)! Denn immer noch steht die Jugend dem HErrn näher, als es meist bei Älteren der Fall ist; und immer noch sehen ihre Engel im Himmel das Angesicht ihres Vaters im Himmel .(Matth.18, 10).
Dieses freundliche Verhältnis zum HErrn dauert so lange fort, als sie beten und ihr Herz einfältig ausschütten können vor Ihm, indem das ihnen hilft, in keine Sünde zu willigen und nichts zu tun wider Gottes Gebot.
Machen wir alle es doch auch so, und zwar nicht nur von Zeit zu Zeit, sondern allezeit, wie es im Text heißt. Sind etwa bei dem einen oder andern die Engel schon ferner gestellt, - und jedes weiß warum? - so können die Engel doch durch tägliches Bitten und Flehen wieder näher gerufen werden, da denn auch kindliche Buße den Engeln es erleichtert, sich wieder ihrer Pfleglinge nach dem Auftrage Gottes anzunehmen. Halten wir's fest; und Gott bleibt unsre Zuversicht, so lange wir Sein Antlitz suchen. (Christoph Blumhardt)

62:10 Verlasset euch nicht auf Unrecht und Frevel, haltet euch nicht zu solchem, das eitel ist; fällt euch Reichtum zu, so hänget das Herz nicht daran.

62:11 Gott hat ein Wort geredet, das habe ich etlichemal gehört: daß Gott allein mächtig ist.

62:12 Und du, Herr, bist gnädig und bezahlst einem jeglichen, wie er's verdient.1); 2)
Gott, man lobet Dich in der Stille zu Zion: ach, so mache denn auch mein Herz durch Deinen sanften heiligen Geist in der Wahrheit stille zu Deinem Lobe. Meine Seele singet Dir, und meine Lippen preisen Deinen heiligen Namen, daß Du mich, nach Deiner ewigen Erbarmung, diese große und stille Woche hast erleben lassen, in welcher Du Deinen eingebornen Sohn für die ganze Welt, und auch für mich elenden Sünder insonderheit, in so unzählige Marter Leibes und der Seele bis zum Tode am Kreuze dahingegeben. Nun so müsse mir denn in dieser großen Woche auf’s neue groß werden meine ewige Erlösung, die mir durch diesen Deinen einigen Sohn geworden ist. Herr Jesu, ach daß alle Welt vor Dir stille würde in dieser Woche, stille in den Häusern, stille auf den Straßen und Gassen, stille bei Tag und Nacht. Doch mache nur vor allem andern mein Herz, das unruhige Uebel, stille zu, in und vor Dir, Du stiller Jesus. Sammle mein zerstreutes Herz, daß ich deine Stimme mit hörenden Ohren höre, wenn Du mir insbesondere in mein Inneres rufest: „Mir hast du Arbeit gemacht mit deinen Sünden, und du hast mir Mühe gemacht mit deinen Missethaten; ich aber, ich tilge deine Uebertretung um meinetwillen, und gedenke deiner Sünde nicht.“ Ja, daß auf Deinen himmlischen Zuruf: „daran gedenke, Jakob; Israel, vergiß mein nicht!“ aus dem innersten Grunde meines neuen Herzens wiederschalle: Ich denke daran, lieber Herr Jesu, und will Dir dafür von heute an auf’s neue dankbar sein! Ich will Dein Leiden und Sterben nicht mißbrauchen; sondern mit allem Ernst verehren. Ich begehre, Deinem Kreuz unterthänig, gleichförmig und gehorsam zu werden, bis ich in der Wahrheit sagen kann: „Ich bin mit Christo gekreuzigt; ich bin mit Ihm gestorben, auf daß ich Gott lebe; ich lebe, aber nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir.“ So segne denn, erbarmender Heiland, Deines Leidens Anfang, Fortgang und Ausgang an mir Elenden. Segne den Anfang desselben zu einem gründlichen Anfang des ersten und völligen Glaubens mit wahrhaftigem Herzen an Deinen Namen. Segne den Fortgang Deiner Leiden zur Gründung in der Erkenntniß des Geheimnisses Deines Kreuzes, zur Einwurzelung in der Liebe und zur willigen Einsenkung in die Gemeinschaft Deines Todes. Segne den Ausgang Deiner Leiden an mir durch die Geduld in der Hoffnung, daß ich Dir stille bleibe unter allen Widerwärtigkeiten, Deinem Willen mich ganz in meinen äußeren und inneren Umständen aufopfere, und so aushalte durch Großes und Kleines, durch Böses und Gutes bis an’s Ende, daß ich mich dann ewiglich bei Dir in Deiner Herrlichkeit erfreuen könne, um Deines allertheuersten Verdienstes willen. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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