Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 62

Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 62

- Ein Psalm Davids für Jedutun, vorzusingen. - Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. - Denn er ist mein Hort, meine Hilfe, mein Schutz, dass mich kein Fall stürzen wird, wie groß er ist. - Wie lange stellet ihr alle einem nach, dass ihr ihn erwürget - als eine hangende Wand und zerrissene Mauer? - Sie denken nur, wie sie ihn dämpfen, fleißigen sich der Lüge, geben gute Worte; aber im Herzen fluchen sie. (Sela) - Aber sei nur stille zu Gott, meine Seele, denn er ist meine Hoffnung. - Er ist mein Hort, meine Hilfe und mein Schutz, dass ich nicht fallen werde. - Bei Gott ist mein Heil, meine Ehre, der Fels meiner Stärke; meine Zuversicht ist auf Gott. - Hoffet auf ihn allezeit, liebe Leute, schüttet euer Herz vor ihm aus; Gott ist unsere Zuversicht. (Sela) - Aber Menschen sind ja nichts; große Leute fehlen auch; sie wiegen weniger denn nichts, soviel ihrer ist. - Verlasset euch nicht auf Unrecht und Frevel, haltet euch nicht zu solchem, das eitel ist; fällt euch Reichtum zu, so hänget das Herz nicht daran. - Gott hat ein Wort geredet, das habe ich etlichemal gehört: dass Gott allein mächtig ist. - Und du, Herr, bist gnädig und bezahlst einem jeglichen, wie er es verdient.

Überschrift

„Dem Musikmeister, für Jedutun.“ Nach Psalm 39 ist dies der zweite Psalm, der Jedutun gewidmet ist. Es gibt noch zwei weitere Psalmen mit der gleichen Widmung: Psalm 77 und 89. Die Söhne Jedutuns waren Türhüter des Tempels (vgl. 1. Chron. 16, 42).

„Ein Psalm Davids.“ Auch ohne diese ausdrückliche Verfasserangabe würden wir aus dem Inhalt sofort erkennen, dass nur der königliche Dichter David diese Zeilen geschrieben haben könnte.

Einteilung

Der Psalmist kennzeichnet die Abschnitte selbst, indem er jeweils nach Vers 5 und Vers 9 „Sela“ eingesetzt hat. Sein tiefes und festes Gottvertrauen stärkt ihn gegen seine Feinde. Wann und in welcher Lage David diesen Psalm verfasst hat, ist für uns nebensächlich. Lebendiger Glaube ist immer tätig und lebt in ständigen Prüfungen. Die Empfindungen, die ihren Ausdruck in diesem Psalm finden, kennt jeder Gläubige aus seinem Leben.

Auslegung

V. 2 „Meine Seele ist stille zu Gott.“ (Elberfelder Übersetzung: „Nur auf Gott vertraut still meine Seele.“) Das Wort „nur“ ist hier von entscheidender Bedeutung. Nur der Glaube ist echt, der sich ganz allein auf den Herrn verlässt. Ein Vertrauen, das sich nur teilweise auf den Herrn gründet, ist umsonst. Ehrfürchtig und gehorsam soll sich mein ganzes inneres Wesen dem Herrn zuwenden. Ich bin kein Heuchler und kein Schauspieler. Meine ständige Haltung des Glaubens besteht darin, dass ich mich ganz auf Gott verlasse. Nur das ist echter Glaube, nur das ist wirklich lebendiges geistliches Leben. Das Herz kommt nur in der Gegenwart Gottes selbst zur Ruhe, zur Unterordnung unter Gottes Willen und zu fester Zuversicht. Dann wird die friedevolle Stille nicht mehr durch aufrührerische Gedanken und Worte zerstört. Das Sprichwort „Reden ist Silber. Schweigen ist Gold“ hat hier seine besondere Bedeutung. Gewandte Redekunst ist nicht halb soviel wert wie geduldige Stille vor Gott. Es ist ein Meisterwerk der Gnade Gottes, unsem Willen zum Gehorsam zu neigen und unser Herz so zur Ruhe zu bringen, dass unser ganzes Wesen offen und still vor dem Herrn daliegt wie eine ruhige See. Wo es keine eigene, selbstgemachte Bewegung und Erregung mehr gibt, kann der Geist Gottes uns bewegen. Dann werden wir nur vom Willen Gottes bewegt und von keiner anderen Macht. In den Händen des Herrn sollen wir weich sein wie Wachs, jeder anderen Macht gegenüber aber hart wie ein Diamant. „Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.“ (Elberfelder Übersetzung: „Von ihm kommt meine Rettung.“) Der Gläubige wartet in stiller Geduld, bis seine Rettung kommt. Der Glaube kann schon die Schritte der nahenden Erlösung hören, weil er gelernt hat, still zu sein. Unser Heil kommt von niemand anders als von Gott selbst. Lasst uns deshalb auf ihn schauen, der allein die wahre Quelle unseres Heils ist. Lasst uns nicht den Geschöpfen zuschreiben, was allein dem Schöpfer zukommt. Hilfe von Gott zu erwarten, ist Gottesdienst; Hilfe von Geschöpfen zu erwarten, ist Götzendienst. Auf Gott zu vertrauen, ist echter Glaube; auf irdische Sicherheiten zu bauen, ist Unglaube.

V. 3 „Denn er ist mein Hort. meine Hilfe.“ (Elberfelder Übersetzung: „Nur er ist mein Fels und meine Rettung.“) Das Bild vom Felsen erweckt viele Erinnerungen in David. Er musste sich oft in Felsenhöhlen verstecken. Nun vergleicht er seinen Gott mit einem solchen sicheren Zufluchtsort. Er sagt, dass Gott sein einziger Schutz ist, der ihm vollständig genügt und niemals versagt. Dem bildhaften Wort vom Felsen folgt das Wort „Rettung“. Nichts besitzt mehr Wirklichkeit in dieser Welt als die Tatsache, dass Gott unsere Zuflucht und Rettung ist. „Mein Schutz.“ (Elberfelder Übersetzung: „Meine hohe Feste.“) Gott ist für mich eine hoch erhabene Festung. Dies ist ein noch stärkeres Bild als das vom Felsen. Der angefochtene Gläubige verbirgt sich nicht nur in Gott wie in einer Felsenhöhle, sondern lebt auch in Gott wie ein Krieger in seiner Festung und bietet dem Angreifer die Stirn. „Dass mich kein Fall stürzen wird, wie groß er auch ist.“ Seine Schwäche könnte ihn vielleicht zum Fallen bringen, aber sein Glaube verhindert größeres Unheil. Er steht fest. Es kann sein, dass er wie ein Schiff im Sturm bewegt wird, aber der Sturm kann ihn nicht vom Ankerplatz losreißen. Wer in seinem Herzen weiß, dass der Herr seine Rettung ist, kann niemals niedergeworfen werden.

V. 4 „Wie lange stellt ihr alle einem nach?“ Wenn man Gott auf seiner Seite hat, kann man den Feinden entgegentreten. David rechtet mit seinen wahnsinnigen Feinden. Er wundert sich über ihre Ausdauer, nachdem sie so viele Fehlschläge erleiden mussten und den sicheren Untergang vor sich haben. Er sagt ihnen, dass ihre Pläne illusorisch sind, weil sie ihre bösen Absichten niemals ausführen können. Es ist wirklich seltsam, wie Menschen an ihren sündhaften und aussichtslosen Plänen so beharrlich festhalten können. Im Text findet sich auch ein Hinweis auf die Feigheit der Gottlosen: Viele stürzen sich auf einen. Die Feinde des Volkes Gottes sind in ihrem Kampf gegen die Gerechten am wenigsten fair. Der Satan konnte den ehrlichen Kampf mit Hiob nicht aufnehmen; er musste die Sabäer und Chaldäer zu Hilfe rufen (Hiob 1). Zehntausend gegen einen scheint dem Teufel kein ungerechter Vorteil im Kampf zu sein. Satan und seine Genossen kennen nicht ein bisschen ehrliche Tapferkeit. „Dass ihr ihn erwürgt - als eine hangende Wand und zerrissene Mauer?“ (Nach dem Englischen: Ihr werdet alle erschlagen: Ihr werdet sein wie eine hangende Wand und wie ein zerrissener Zaun.) Ihr schneidet euch in eure eigenen Finger. Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen. Der Große Gesetzgeber wird unnachgiebig das vergossene Blut von den Händen der Gottlosen fordern. Die Todesstrafe trifft den, der andere in den Tod schickt. Die prahlerischen Verfolger der Gemeinde schwellen vor Stolz; aber sie gleichen nur einer gewölbten Wand, die bald zusammenstürzen wird. Sie beugen sich vor, um ihre Beute zu ergreifen; aber sie gleichen nur einem wackeligen Zaun, der sich schon zur Erde neigt. Sie erwarten, dass die Menschen sich vor ihnen bücken und sich vor ihnen fürchten. Wer aber durch den Glauben stark geworden ist, sieht nichts Ehrenwertes an ihnen, sondern nur Verachtungswürdiges. Wir sollen nicht zu gottlosen Menschen aufschauen. Wir sollen ihnen keine Hochachtung entgegenbringen. Sie sind dem Untergang nahe, auch wenn sie sich in hohen Stellungen befinden. Deshalb ist es weise, gebührenden Abstand von ihnen zu halten; niemand will in der Nähe einer einstürzenden Mauer sein.

V. 5 „Sie denken nur, wie sie ihn dämpfen.“ (Elberfelder Übersetzung: „Sie ratschlagen nur, ihn von seiner Höhe zu stoßen.“) Ehre und Wohlstand der Gerechten sind den Gottlosen verhasst. Was Gott seinen Kindern schenkt, wird vom Samen des Teufels beneidet. Sie versuchen, die Gläubigen auf ihre Ebene herabzuziehen. Beachte, wie sie sich nur auf diesen Punkt konzentrieren. Sie wären zufrieden, wenn sie das Werk der Gnade in unseren Herzen zerstören könnten. „Sie fleißigen sich der Lüge.“ (Elberfelder Übersetzung: „Sie haben Wohlgefallen an der Lüge.“) Deshalb hassen sie die Wahrheit und die Wahrhaftigen. Zu lügen, ist schon schlecht genug; daran Spass zu finden, ist abgrundtiefe Schlechtigkeit. „Sie geben gute Worte; aber im Herzen fluchen sie.“ (Elberfelder Übersetzung: „Mit ihrem Munde segnen sie, und in ihrem Inneren Suchen sie.“) Schmeichelei ist schon immer eine teuflische Waffe der Gottlosen gewesen. Sie können auch gut fluchen, wenn sie wollen. Aber wenn es ihren Zielen dient, maskieren sie ihre Wut und umschmeicheln ihre Feinde, die sie am liebsten in Stücke reißen möchten, mit glatten Worten. Es war ein Glück für David, dass er im Schweigen geübt war. Schmeichelnden Betrügern gegenüber gibt es keine bessere Antwort. „Seid.“ Hier wollen wir eine Pause machen. Wir sehen den ohnmächtigen Hass der Gottlosen und die vollkommene Sicherheit aller, die sich ganz auf Gott verlassen.

V. 6 „Aber sei nur stille zu Gott, meine Seele.“ Wir können der Versuchung erliegen, unser Vertrauen nicht mehr allein auf den Herrn zu setzen, sondern andere Sicherheiten dazuzunehmen. Es ist deshalb nötig, dass wir uns selbst immer wie„ der ermuntern, unsere innere Stellung zu behaupten. Bleibe weiterhin stille, meine Seele! Übergib dich völlig Gott. Vertraue ihm mit unerschütterlichem Vertrauen und warte geduldig. Der Friede des Königs soll durch keine Pläne, Anschläge, Schmeicheleien oder Anfeindungen der Gottlosen zerstört werden. Überwinde deine Feinde durch den passiven Widerstand einer siegreichen Geduld, wie es dein Herr auch getan hat. Das kannst du nur dadurch erreichen, dass du bewusst in Gottes Gegenwart lebst und einzig und allein ihm vertraust. Ungeteiltes Vertrauen wird nicht enttäuscht. „Denn er ist meine Hoffnung.“ (Elberfelder Übersetzung: „Denn von ihm kommt meine Erwartung.“) Wir erwarten alles von Gott, weil wir an ihn glauben. Lebendige Erwartung ist das Kind des Glaubens und des Gebets. Wir sollten uns nur das wünschen, was Gott uns geben will; dann dürfen wir alles von ihm erwarten. Alles wirklich Gute kommt nur von Gott. Lasst es uns nicht von anderen Quellen erwarten. Die Erwartungen weltlich gesinnter Menschen erfüllen sich nicht, unsere Hoffnungen aber werden sich zur rechten Zeit erfüllen. Glücklich der Mensch, der weiß, dass alles, was er wünscht und will, in Gott zu finden ist!

V. 7 „Er ist mein Hort, meine Hilfe.“ Gott allein ist der Grund meiner Sicherheit. Er wird mich bis zum Ende bewahren. Wieder steht hier das Wort „nur“ (vgl. Zürcher Übersetzung). Einzig und allein Gott ist unser Helfer. Wir werfen alle fleischlichen Sicherheiten über Bord. „Und mein Schutz.“ Nicht nur mein Verteidiger, sondern auch mein Beschützer. „Dass ich nicht fallen werde.“ Das Vertrauen des Psalmisten wächst. Er bietet allen Feinden die Stirn und lässt sich durch ihre Wut nicht aus der Fassung bringen. Lebendiger Glaube ist wachsender Glaube. Erfahrung entwickelt die Kraft des Gläubigen.

V. 8 „Bei Gott ist mein Heil, meine Ehre.“ Unser Ruhm ist unser Gott, der uns errettet hat. Das Kennzeichen eines erleuchteten Herzens ist, alles in Gott zu finden und Gott allein dafür zu loben. „Der Fels meiner Stärke; meine Zuversicht ist auf Gott.“ (Elberfelder Übersetzung: „Meine Zuflucht ist in Gott.“) David häuft die Worte und Bilder, weil er den Herrn in besonderer Weise ehren will. Er hat in vielen Prüfungen erfahren, dass Gott treu ist. Die Erfahrung vermittelt uns immer reicheres Wissen, und wir benötigen immer mehr Ausdrucksmöglichkeiten, um unsere Schätze weitergeben zu können. Gott ist unser Felsen, wo wir Zuflucht finden; er ist auch unser starker Felsen, auf dem wir feststehen und uns gegen die Feinde verteidigen können. Beachte, wie der Psalmist ganz persönlich davon spricht: Meine Hoffnung, mein Hort, meine Hilfe, mein Schutz, mein Heil, meine Ehre, meine Stärke, meine Zuversicht. Er begnügt sich nicht damit, dass Gott das alles ist, sondern ergreift persönlich Besitz davon. Was nützen mir die Goldminen von Peru oder Golkonda, wenn ich davon nichts besitze? Wenn wir diese tröstlichen Wahrheiten über Gott noch nicht persönlich erfahren haben, müssen wir ernstlich darum beten, dass wir durch die Gnade Gottes Anteil daran bekommen.

V. 9 „Hoffet auf ihn allezeit.“ Glaube ist unsere ständige Pflicht und unser bleibendes Vorrecht. Wir sollten dem Herrn immer vertrauen, ob es hell oder dunkel um uns ist. Notzeiten sind Zeiten für den Glauben, aber Glückszeiten nicht weniger. Gott verdient unser Vertrauen zu jeder Zeit und in jeder Lage. Ein Tag ohne Gottvertrauen ist ein Unglückstag, auch wenn es ein Freudentag ist. „Liebe Leute, schüttet euer Herz vor ihm aus.“ Ihr, denen er seine Liebe offenbart hat, offenbart euer Innerstes vor ihm. Er hat euch sein Herz geschenkt; nun öffnet eure Herzen für ihn. Schüttet in seiner Gegenwart eure innersten Gedanken, Wünsche, Sorgen und Sünden vor ihm aus. Verbergt nichts vor ihm, denn ihr könnt nichts verbergen. Entlastet euer Herz vor dem Herrn. Macht ihn zu eurem einzigen Beichtvater, denn nur er kann euch die Sünden vergeben, wenn ihr ein Bekenntnis vor ihm ablegt. Wenn wir unseren Kummer für uns behalten, stapeln wir eine Menge Elend auf. Wenn du den Strom eindämmst, schwillt er an und wird furchtbar tosen; lass ihm freien Lauf, so fließt er ruhig dahin und richtet keinen Schaden an. Wir brauchen Mitleid; wenn wir unsere Herzen bei Jesus ausschütten, finden wir aufrichtige, tröstende und helfende Anteilnahme. „Gott ist unsere Zuversicht.“ (Elberfelder Übersetzung: „Gott ist unsere Zuflucht.“) Was immer Gott für andere ist, für sein Volk ist er eine Zuflucht. Hier liegt der tiefste Grund, warum wir mit unseren Sorgen und Nöten zu ihm fliehen. Gebet ist die besondere Pflicht derer, denen sich der Herr besonders offenbart als Beschützer. „Sein.“ Köstliche Pause! Liebliche Stille! Auf solcher Weide können sich die Schafe in Ruhe niederlassen.

V. 10 „Aber Menschen sind ja nichts.“ Menschen sind leicht zu begeistern, aber man kann sich nicht auf sie verlassen. Sie sind beweglich wie Meereswellen, die von jedem Wind hin und her geworfen werden. Heute schreien sie „Hosianna“ und morgen „Kreuzige ihn!“ Die Unbeständigkeit der Volksgunst ist sprichwörtlich. Man könnte ebensogut ein Haus aus Dunst bauen als in der Zuneigung der Volksmenge Trost finden. Wie der erste Sohn Adams Abel genannt wurde. Hauch, Nichtigkeit, so sind alle Söhne Adams solche Abels. „Große Leute fehlen auch.“ Das ist noch schlimmer. Es nützt uns wenig, wenn wir unsere Hoffnung auf die Aristokratie setzen. Wir erwarten etwas von ihnen und bekommen nichts. Können wir uns denn nicht auf die Gelehrten, Gebildeten und Intellektuellen verlassen? Sie versprechen sehr viel, aber wenn man sich auf sie verlässt, erlebt man nur Enttäuschungen. Je mehr wir uns auf Gott verlassen, desto mehr erkennen wir, wie verlassen wir sind, wenn wir uns auf Menschen verlassen. Wie leer und nichtig ist alles Vertrauen auf Menschen! „Sie wiegen weniger denn nichts, soviel ihrer ist.“ Schätze sie genau ein. Beurteile sie nicht nach Menge oder Aussehen, sondern nach Gewicht. Dann können sie dich nicht länger täuschen. Überlege ruhig und denke gut darüber nach. Du wirst kein anderes Urteil gewinnen als das, was hier in der Bibel steht. Weniger als nichts sind alle Menschen, die Großen und die Kleinen. Sie verdienen unser Vertrauen nicht. Noch eine Feder wiegt etwas auf der Waage, aber die Menschen wiegen gar nichts. Und doch ist die ganze Welt so verblendet, dass sie menschliche Macht dem allmächtigen Schöpfer vorzieht. Selbst Gotteskinder werden sehr leicht von diesem Wahn befallen!

V. 11 „Verlasset euch nicht auf Unrecht und Frevel, haltet euch nicht zu solchem, das eitel ist.“ (Elberfelder Übersetzung:

„Vertrauet nicht auf Erpressung, und setzet nicht eitle Hoffnung auf Raub.“) Nur Narren verlassen sich auf geraubten Reichtum. Tödliche Pest liegt darin. Geraubter Reichtum ist vom Krebs angefressen und raucht vom Zorn Gottes. Mancher prahlende Prasser freut sich daran, die Armen zu unterdrücken und ihr Schreien um Gerechtigkeit zum Schweigen zu bringen. Aber mit diesen Worten wird er gewarnt. Wohl ihm, wenn er diese Warnung zu Herzen nimmt. Der Richter aller Welt wird die Unterdrückung der Unschuldigen und die Beraubung der Armen rächen. Keine Gesetzesverdrehungen, keine Kniffe und Ausflüchte werden vor dem hohen Gerichtshof durchkommen. „fällt euch Reichtum zu, so hänget das Herz nicht daran.“ (Elberfelder Übersetzung: „Wenn der Reichtum wächst, so setzet euer Herz nicht darauf!“) Lege nicht zuviel Wert auf irdische Dinge, wenn der Reichtum auf ehrliche Weise zunimmt als Folge industriellen und wirtschaftlichen Aufschwungs. Lass dich nicht aus der Ruhe bringen, und hänge dein Herz nicht an deinen Geldbeutel. Es ist größte Torheit, wenn sich ein unsterblicher Geist nur noch mit vergänglichen Gutem beschäftigt. Sollen die, die den Herrn ihre Ehre nennen, Ehre in irdischen Dingen suchen? Soll das Bildnis Cäsars das Ebenbild des unsichtbaren Gottes verdrängen? Ebensowenig wie wir uns auf Menschen verlassen, sollen wir auch nicht auf das Geld unser Vertrauen setzen. Vermögen und Ansehen sind nur wie der Schaum von Meereswellen.

V. 12 „Gott hat ein Wort geredet.“ (Elberfelder Übersetzung: „Einmal hat Gott geredet.“) Gott ist so unveränderlich, dass er es nicht nötig hat, zweimal zu reden. Gott ist so Unfehlbar, dass ein einziges Wort von ihm genügt. Er kann nicht irren. Gott ist so allmächtig, dass einzig und allein sein Wort alle seine Pläne zur Ausführung bringt. Wir Menschen reden viel und sagen nichts; Gott spricht einmal und sagt ewige Wahrheiten. Unser Reden verklingt; wenn Gott redet, ist etwas geschehen. Gott spricht, und es geschieht. „Das habe ich etliche* mal gehört.“ (Elberfelder Übersetzung: „Zweimal habe ich dieses gehört.“) Wie ein Echo sollte die Stimme Gottes in unseren Herzen wieder und wieder ertönen. Was er uns einmal durch Offenbarung gesagt hat, sollten wir immer wieder hören. Schöpfung und Vorsehung tragen uns immer wieder das Echo der Stimme Gottes zu. „Wer Ohren hat, zu hören, der höre.“ Wir haben zwei Ohren, damit wir gut hinhören können. Geistliche Menschen besitzen innere Ohren, mit denen sie das Wort Gottes wirklich hören. „Dass Gott allein mächtig ist.“ Hier ist die Quelle aller Macht. Alle Macht gehört Gott. Dieses Wort Gottes sollen wir immer wieder zu Herzen nehmen, damit wir davor bewahrt bleiben, unser Vertrauen auf die Kreatur zu setzen, die keine Macht in sich selbst besitzt. Aus allen Nöten kann Gott uns befreien, unter allen Lasten kann er uns aufrecht erhalten. Menschen lassen uns zuletzt doch im Stich.

V. 13 „Und du, Herr, bist gnädig.“ Gottes Allmacht will uns nicht erdrücken, sondern zu unserem Heil wirken. „Und be* zahlst einem jeglichen, wie er es verdient.“ Das sieht eher nach Gericht als nach Gnade aus. Aber wir verstehen dieses Wort so, dass Gott die armseligen und unvollkommenen Dienste seines Volkes belohnt. Wir sehen darin einen klaren Erweis seiner Gnade. Menschen helfen uns nicht und belohnen uns nicht; Gott aber tut beides. Im Glauben warten wir geduldig und still; und wir werden gewiss das Heil Gottes sehen.

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