Spurgeon, Charles Haddon - Verborgene Sünden

Spurgeon, Charles Haddon - Verborgene Sünden

Wer kann merken, wie oft er fehlet? Verzeihe mir die verborgenen Fehler.
Ps. 19,10

Selbstgerechtigkeit hat ihren Ursprung teils in dem Stolz, teils und hauptsächlich in der Unwissenheit des Menschen über das göttliche Gesetz. Die Menschen kennen wenig oder gar nicht den erschreckenden Charakter des göttlichen Gesetzes, darum halten sie sich törichter Weise selbst für gerecht. Sie kennen die hohe Geistigkeit und die strenge Genauigkeit des Gesetzes nicht, sonst würden sie andere und weisere Begriffe haben. Lasst es sie nur einmal recht einsehen, wie genau es das Gesetz nimmt mit den Gedanken, wie es jede Bewegung des inneren Menschen richtet, und es wird keine einzige Kreatur unter dem Himmel wagen, sich selbst für gerecht zu halten vor Gott, wenn sie die eigenen Taten und Gedanken ansieht. Lasst es dem Menschen nur klar werden, wie genau und wie unendlich gerecht das Gesetz ist, und seine Selbstgerechtigkeit wird in nichts zusammenfallen - er wird sie als einen unreinen Lappen ansehen, während er sie vorher für ein kostbares Gewand hielt. David, der Gottes Gesetz erkannte und in dem neunzehnten Psalm dasselbe gepriesen hat, wurde veranlasst, über die Vortrefflichkeit dieses Gesetzes nachzudenken und den Gedanken auszusprechen: „Wer kann merken, wie oft er fehlet?“ und dann zu beten: „Vergib mir meine verborgenen Fehler.“

Die römische Kirche hat im 15. Jahrhundert das Gebot aufgestellt, dass jeder Gläubige alle seine Sünden einmal jährlich dem Priester bekennen soll, und sie hat die Erklärung beigesteuert, dass, wer dieses Gebot nicht erfülle, keine Sündenvergebung zu hoffen habe. Was kann abgeschmackter sein als dieses Gebot? Kann denn der Mensch seine Sünden so leicht angeben, wie er seine Finger zählen kann? Wenn ein Mensch alle die Sünden, die er nur in einer Stunde begeht, aufzählen und dann erst Vergebung erlangen sollte, so käme kein Einziger in den Himmel - denn es gibt eine solche ungeheure Masse von Sünden, die wir nicht kennen, die dennoch genauso Sünde sind wie die, die uns bekannt sind und die wir zu bekennen in der Lage sind. Wenn wir Augen hätten wie Gott, wie anders würden wir von uns selbst denken? Die Sünden, die wir sehen und bekennen, sind wie die Musterproben vom Getreide, die ein Bauer zum Markt bringt, während er die volle Kornkammer zu Hause lässt. Wir bemerken und entdecken nur eine kleine Zahl von Sünden, verglichen mit denen, die uns selbst verborgen sind und von unseren Mitmenschen nicht beobachtet werden. Wir begehen in einer Stunde viele tausend Sünden, über die unser Gewissen uns keine Vorwürfe macht, weil wir ihre Hässlichkeit nie erkannt und weil wir über das göttliche Gesetz nie recht nachgedacht haben. Aber Sünde ist Sünde, ob wir sie sehen oder nicht; sie ist doch in Wahrheit Sünde, obwohl sie vor Gott nicht so groß ist, wie wenn sie mit Wissen und Willen begangen worden wäre, - denn das Wissen und der Wille vermehrt das Wesen der Sünde. Lasst uns daher nach allen unseren Sündenbekenntnissen beten: „Herr, ich habe alles bekannt, was ich weiß, aber ich muss noch hinzusetzen: vergib mir auch meine verborgenen Fehler.“

Ich will jedoch jetzt nur von solchen Sünden reden, die nur den Mitmenschen verborgen, aber dem Sünder selbst nicht unbekannt sind. Ich will mit denen reden, die im Geheimen sündigen und sich doch öffentlich zur Wahrheit des Evangeliums bekennen; die den Bund Gottes im Finsteren übertreten, und doch öffentlich eine fromme Maske vor der Welt annehmen.

Ich werde zeigen: - Die Torheit - Das Elend - Die Strafbarkeit und - Die Gefahr verborgener Sünden

1. Die Torheit verborgener Sünden

Mensch, du erscheinst schön von außen; dein Betragen von außen ist aufrichtig, liebenswürdig, freigebig und christlich, aber du lebst in Sünden, die kein menschliches Auge je entdeckt hat. Du tadelst vielleicht den Trunkenbold, wenn er durch die Straßen taumelt, aber zu Hause bist du selbst auch dem Trunk ergeben. Und so mag es eine andere Lust oder ein anderes Laster sein, das ich jetzt nicht nennen will. Aber du bist ein Tor, wenn du denkst, eine geheime Sünde verbergen zu können; du bist ein Tor aus dem einzigen Grund, dass deine Sünde keine geheime Sünde ist - denn sie ist offenbar, und sie wird einmal offenbar werden, vielleicht sehr bald. Deine Sünde ist kein Geheimnis; das Auge Gottes hat sie gesehen, du hast gesündigt vor seinem Angesicht. Weißt du nicht, o Mensch, dass alle Dinge offen liegen vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben? Du hast keine geheime Kammer, wohin du dich verbergen kannst; du hast keinen finsteren Keller, wo du deine Sünde verdecken kannst. Wenn du deine Sünde in der Tiefe des Meeres begraben könntest, so würden tausend Wellen das Geheimnis offenbaren - deine Sünde ist aufgeschrieben im höchsten Himmel, und sie wird einmal dem Anblick aller Menschen offen stehen. Wie töricht sind also die Menschen, wenn sie glauben, etwas im Geheimen tun zu können. Diese Welt gleicht den gläsernen Bienenstöcken, in denen die Bienen manchmal arbeiten; wir blicken auf sie hinab und sehen die Tätigkeit der kleinen Geschöpfe. So sieht Gott, der allsehende Gott, herab auf uns. Der Gedanke: „Du, Gott, siehst mich“ wäre ausreichend, um uns alle von der Sünde zurückzuhalten. Halt, Dieb, lass fallen, was du gestohlen hast, Gott sieht dich! Flucher, niemand hörte deinen Fluch, aber Gott hat ihn gehört. Und du, der du ein unreines Leben führst, und doch bei den Menschen einen guten und ehrenwerten Namen hast, deine Untugenden sind alle bekannt; sie sind in das Buch Gottes eingeschrieben. Er hält ein Tagebuch von allen deinen Taten; was willst du denken an jenem Tag, wo Gott dein geheimes Leben aus seinem Buch vor Menschen und Engeln vorlesen wird? Ich bin überzeugt, keinem von uns würde es erwünscht sein, wenn man alle unsere Geheimnisse, selbst unsere geheimen Gedanken, öffentlich vorlesen würde. Wie wirst du dann, Sünder, erschrecken, wenn deine geheimen Lüste und Übertretungen, deine geheimen Verbrechen von Gottes Mund publiziert und mit mehr als tausend Donnerstimmen in die ganze versammelte Welt verkündigt werden? Darum gib die törichte Hoffnung des Verborgen-sein-wollens auf, denn deine Sünde wird heute aufgeschrieben, und einst wird sie auf allen Mauern des Himmels angezeigt werden.

Wir betrachten nun

2. Das Elend der verborgenen Sünden

Unter allen Sündern ist der der Elendste, der äußerlich fromm ist und doch in der Sünde lebt. Ein offenbar gottloser Mensch, der ein Glas in seine Hand nimmt und sagt: „Ich bin ein Säufer, ich schäme mich dessen nicht!“ wird in der anderen Welt unaussprechlich unglücklich sein, aber er hat hier sein kurzes Vergnügen. Ein Mann, der flucht und schwört und sagt: „Ich bin ein ruchloser Mensch und verberge das nicht!“ ist noch glücklicher als der, der es mit dem Volk Gottes hält und doch in Sünden lebt. Welch ein unglückliches Leben muss der haben! Vielleicht kommt eines Tages sein Charakter zum Vorschein; auf listige Weise weiß er ihn zwar zu verbergen und zu beschönigen, aber am nächsten Tag kommt sonst etwas, und der Mensch lebt in beständiger Angst, er redet Lügen auf Lügen, lässt die Luge als Wahrheit erscheinen, häuft Täuschung auf Täuschung, um nicht entdeckt zu werden.

Wenn ich ein gottloser Mensch sein muss, so will ich lieber als ein schreiender Sünder am offenen Tag sündigen und kein Heuchler sein; ich will lieber dem Teufel ganz dienen, als ihn durch Heucheln betrügen. Die verdammte Heuchelei hat die Kirche Gottes gelähmt und ihr die Nerven abgeschnitten. In wie vielen Orten haben wir Leute, die man bis an den Himmel erheben möchte, wenn man ihren Worten glauben wollte, aber die man in den tiefsten Abgrund werfen müsste, wenn man ihre geheimen Handlungen sehen könnte. Ich kann einem Menschen vergeben, der offen lärmt und tobt, sich aber nicht für besser ausgibt; aber ein Mensch, der kriecht, heuchlerisch redet, betet und dann in Sünden lebt, ist mir unerträglich. Wenn er sich von seinen bösen Wegen abwendet, will ich ihn lieben, aber in seiner Heuchelei ist er mir die ekelhafteste Kreatur. Ein bloßes Bekenntnis ist nur ein gemaltes Gepränge zur Hölle; es ist wie die Federn auf der Totenbahre und wie der Schmuck an den schwarzen Pferden, die die Menschen zu Grabe führen. Hüte dich vor allem vor einem wächsernen Bekenntnis, das in der Sonne nicht besteht; hüte dich vor einem Leben, das zwei Gesichter braucht. Willst du entschieden dem Satan dienen, so gib nicht vor, dass du Gott dienst; und wenn du Gott dienst, so diene ihm von ganzem Herzen. Niemand kann zwei Herren dienen; versuche es nur nicht, denn kein Leben wird elender sein als dieses.

Verborgene Sünden verursachen fieberhafte Augen und schlaflose Nächte, bis die Menschen ihr Gewissen ausbrennen und in Wahrheit für den Abgrund reif werden. Der Heuchler hat sein hartes Spiel, denn er ist wie ein Betrüger gegen viele Beobachter; und gewiss, dies ist ein elender Handel, der zuletzt unfehlbar Bankrott macht.

Ihr, die ihr gesündigt habt, ohne entdeckt zu werden, seid sicher, eure Sünde wird euch ausfindig machen; und bedenkt, dass sie euch über kurz oder lang finden wird. Die Sünde, wie der Mord, kommt ans Tageslicht, manche verraten sich selbst in ihren Träumen. Gott hat oft das Gewissen der Menschen so angegriffen, dass sie kommen und ihre Sünden bekennen mussten. Verborgener Sünder! Wenn du einen Vorgeschmack der Verdammnis auf Erden haben willst, so fahre in deinen verborgenen Sünden fort; denn niemand ist elender als ein verborgener Sünder, der daneben einen christlichen Charakter behaupten will. Der Hirsch dort, der von wütenden Hunden verfolgt wird, ist glücklicher als der Mensch, der von verborgenen Sünden geplagt wird. Der Vogel, der in des Vogelstellers Falle gefangen wird und sich abmüht, um zu entfliehen, ist glücklicher als der Mann, der ein Gewebe von Täuschung um sich her webt und es täglich dicker und stärker macht durch das Bestreben, davon los zu werden. Weh über das Elend verborgener Sünden! Wahrlich, wir haben Ursache, stets zu beten: „Reinige mich von verborgenen Sünden.“

Wir reden nun

3) Von der Strafbarkeit der verborgenen Sünden

Manche Menschen halten eine Sache nicht für böse, außer wenn sie von den Leuten bemerkt wird. Du betrachtest es für eine große Sünde, im Handel zu betrügen, wenn der Betrug entdeckt und vor Gericht gebracht wird; aber den Betrug, der nicht entdeckt wird, hältst du in Geschäftssachen für ganz erlaubt und meinst, ein Prediger sollte solche Geschäftskniffe gar nicht berühren und nicht tadeln. Aber Sünde ist Sünde, ob sie im Verborgenen oder öffentlich begangen wird. Die Menschen haben sonderbare Begriffe von ihrer Schuld. Ein Eisenbahnwärter z.B. stellt ein falsches Signal auf, und es ereignet sich ein Unglück; der Mann wird gerichtet und streng bestraft. Den Tag zuvor hat er ebenfalls ein falsches Signal gegeben, aber es ereignete sich kein Unglück, und deswegen hat ihn niemand der Nachlässigkeit angeklagt. Aber die Schuld war die gleiche - denn nicht die Schuld machte das Unglück, sondern die Tat. Er hätte Sorge tragen sollen, und er war das erste Mal so strafbar wie das zweite Mal, weil er aus Gleichgültigkeit das Leben der Menschen in Gefahr brachte. Du musst also die Sünde nicht nach dem beurteilen, was die Menschen sagen, sondern nach dem, was Gott und dein Gewissen sagt. Ich halte aber die verborgene Sünde für die schlimmste, weil sie die tatsächliche Verleugnung Gottes in sich schließt, also den Menschen zum Atheisten macht. Oder ist der nicht ein Atheist, ein Gottesleugner, der da sagt, es gibt einen Gott, und doch von Menschen höher denkt als von Gott selbst? Ist das nicht das Wesen der Gottesverleugnung, wenn Menschen den lebendigen Gott gering achten und sich mehr vor den Augen der Menschen fürchten als vor ihrem Schöpfer, der alles sieht und beobachtet? Manche würden um ihr Leben kein böses Wort vor ihrem Prediger aussprechen, während sie es hinter seinem Rücken ohne Scheu tun können, obwohl der allwissende Gott um sie ist. Das sind Gottesleugner. Sie achten mehr auf das Auge der Menschen als auf das Auge Gottes, und sie fürchten mehr das Gericht der Menschen als das Urteil Gottes. Man nenne es, wie man wolle, es ist eben tatsächliche Gottesleugnung, die Gott entehrt, ihn vom Thron stößt und ihn unter seine Kreaturen erniedrigt. Ich bitte euch, geliebte Seelen, ladet doch die furchtbare Schuld verborgener Sünden nicht auf euch. Niemand kann ein wenig im Verborgenen sündigen, ohne mehr Sünde zu erzeugen. Niemand kann sich der Heuchelei ergeben und doch mäßig bleiben in der Schuld; er wird vom Bösen zum Schlimmeren fortschreiten, bis seine Schuld offenbar und er ein gar gräulicher und verhärteter Sünder geworden ist. Hütet euch vor der Schuld verborgener Sünden, denn die Schuld ist gleich groß, ob verborgen oder offenbar, und wenn je ein Unterschied ist, so besteht er nur darin, dass die verborgene Sünde noch hässlicher ist, eben weil sie verborgen ist. „Gott reinige uns von den verborgenen Sünden.“

Nun lasst uns

4) Die Gefahr der verborgenen Sünden

betrachten.

Eine Gefahr ist, dass man keine kleine Sünde im Verborgenen begehen kann, ohne nach und nach zur offenen Sünde verleitet zu werden. Man kann, auch wenn man es meint, im Sündigen kein Maß halten. Wenn du eine Sünde begehst, so ist es wie beim Schmelzen der unteren Gletscher auf den Alpen; die anderen Gletscher müssen bald nachfolgen. Die Sünde kann nicht mit Zaum und Gebiss aufgehalten werden. Wer sagt: „Ich will nur dann und wann einen kleinen Trunk zu mir nehmen, ich will mich nur einmal in der Woche betrinken, es wird ja niemand sehen, und ich kann ja gleich ins Bett gehen.“, wer so spricht, der wird sich bald in den Straßen betrinken. Wer sagt: „Ich will nur ein leichtfertiges Buch lesen, ich will es sofort verbergen, wenn jemand hereinkommt.“, wer so spricht, der wird bald seine Büchersammlung voll von gottlosen Büchern haben. Ein anderer sagt: „Ich will nur dann und wann in diese und jene Gesellschaft gehen.“ Aber in kurzer Zeit geht er alle Tage dahin - solch einen bezaubernden Charakter hat die Sünde. Du könntest genauso den Löwen bitten, dich deine Hand in seinen Rachen legen zu lassen. So wenig du aber seine Klauen beherrschen oder in der Ordnung halten kannst, so wenig kannst du die Sünde im Zaum halten. Folge ihr einmal, und du kannst nicht sagen, wann du zu Grunde gehen wirst. Es ist ein zu großes Wagnis.

Darüber hinaus wird der Mensch, der der Sünde im Verborgenen nachhängt, immer verhärteter. Bei der ersten Sünde, die er sich zu Schulden kommen ließ, lagerten sich Schweißtropfen auf seiner Stirn bei der Erinnerung an das Begangene. Das zweite Mal hatte er keinen Schweiß mehr auf seiner Stirn, sondern nur eine Unruhe der Muskeln; das dritte Mal war keine Unruhe, sondern nur ein schlauer, düsterer Blick in seinem Angesicht; das nächste Mal ging die Sünde noch etwas weiter, und nach und nach wurde der arme Mensch ein frecher Lästerer seines Gottes und konnte ausrufen: „Wer bin ich, dass ich Jehova fürchten, und wer ist er, dass ich ihm dienen sollte?“ Der Mensch geht vom Bösen zum Schlimmeren über. Lasse dein Schiff in eine Strömung geraten - es muss gehen, wohin die Strömung will. Begib dich in einen Windwirbel hinein, und du musst ihm folgen, wohin er dich mit fort reißt. Ein Luftballon kann in die Höhe steigen, aber er muss gehen, wohin ihn der Wind treibt. Wenn du einmal in der Sünde eingestiegen bist, so ist kein Stillstand mehr. Deswegen, wenn du nicht ein völlig verdorbener Mensch werden willst, so hüte dich vor kleinen Sünden, die, nachdem sich eine über der anderen aufgehäuft hat, zuletzt deine Seele auf ewig verderben. Verborgene Sünden sind äußerst gefährlich. Sie sind wie die kleinen Füchse, die unsere Weinberge verderben. Eine kleine Sünde ist wie ein kleiner Kiesel in dem Schuh eines Reisenden, dem das Reisen dadurch sehr beschwerlich wird. So beschwert eine kleine Sünde deine Himmelsreise. Kleine Sünden sind wie kleine Diebe, die den großen Dieben die Türen öffnen. Eine tote Fliege verdirbt den ganzen Topf, in dem gute Salbe ist. Eine einzige Distel kann einen ganzen Acker mit schädlichem Unkraut erfüllen. Lasst uns unsere Sünden töten, wo und so oft wir sie antreffen mögen. Wir müssen keine verborgenen Sünden dulden. Wir müssen keine Verräter beherbergen. Dies wäre Hochverrat gegen den König des Himmels. Wir müssen sie an das Licht ziehen und auf dem Kreuzes-Altar opfern, wenn sie uns auch noch so lieb wären.

Und nun, teure Freunde, lasst mich euch bitten und ermahnen, die verborgenen Sünden zu verleugnen. Warum hinken wir zwischen zwei Dingen? Mancher ließe sich fast überreden, dass er ein Christ würde; er will Gott dienen, aber er will die Sünde nicht aufgeben. Aber es gibt nur zwei Wege - entweder hab deine Sünde und gehe zur Hölle, oder lass deine Sünde und gehe in den Himmel. Einen von beiden Wegen muss der Mensch wählen - entweder kurzes, vorübergehendes Glück in dieser Welt und danach ewige Weh und Pein, oder aber kurze Pein in Überwindung der Sünde in dieser Welt und danach gründlichen Frieden und ewige Freude und Herrlichkeit. Wollt ihr nun eure verborgenen Sünden behalten und dann ewiges Feuer dafür erleiden? Wollt ihr Gott oder den Teufel? Wollt ihr Christus, so müsst ihr das Messer an eure Sünden legen; nicht eine einzige Sünde müsst ihr behalten wollen; die Kanaaniter, Hethiter, Jebusiter usw. müsst ihr alle austreiben. Sagt nicht: „Ich kann meine Sünde nicht austreiben, das wäre, wie wenn ich mir die Augen ausreißen müsste.“ Hört, was Christus sagt: „Es ist dir besser, dass du ins Leben eingehest mit einem Auge, denn dass du zwei Augen habest und werdest in das höllische Feuer geworfen.“ Wenn der Sünder einst vor Gott treten und ihm Gott seine verborgenen Sünden aufdecken wird, wird es dann etwas helfen zu sagen: „Herr, ich hielt meine Sünden für so süß, dass ich sie nicht aufgeben konnte.“? Wie ganz anderes wird es dann dem Menschen sein. Wenn Christus das zweite Mal kommen wird, wir ganz anders werden die Menschen reden. Was für eine Veränderung, wenn er auf seinem Thron sitzen wird! Nun, Caiphas, komm und verdamme ihn jetzt! Judas, komm und küsse ihn jetzt! Nun, Barnabas, geh und sieh, ob man dich Christus vorzieht. Flucher, dann ist deine Zeit; du bist ein kühner Mann gewesen; fluch ihm jetzt ins Angesicht, wenn du kannst. Und du, Ungläubiger, sage dann, es sei kein Christus, kein Gott; lache dann über die Bibel und verachte deine Prediger. Aber ihr alle, die ihr jetzt so hochmütig und gottesvergessen seid, werdet dann fliehen zu den Hügeln und Bergen und werdet sagen: „Deckt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt.“

Und du, verborgener Sünder, was wird aus dir werden? Wie willst du bestehen? Darum gehe jetzt hin, untersuche dich gründlich, wirf die Maske von dir, beuge deine Knie, weine, bete und fliehe zu Christus, damit du von Neuem geboren wirst, damit dir die Tücke deines Herzens vergeben werde und du in Aufrichtigkeit und Wahrheit ein neues Leben des Geistes führen könntest. Amen.

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