Luther, Martin - Gloria in excelsis Deo

Wittemberg.

Breslau (1524)

Gloria in excelsis Deo.

Nun wollen wir auch den Engelischen gesang handelln / den wir ynn der messz teglich habenn. Gloria in excelsis deo. ec. Dreyerley ordnen sie ynn diesem gesang. Die Ehre / Den friden / Das wolefallenn odder gutten willen. Die ehre gebenn sie gott / den frid der erden / das wolgefallen den menschenn. Der gutte will oder wollgefallenn möcht vorstanden werden / von dem gotlichenn gutten willen und wolgefallen / den ehr hatt uber die menschen durch Christum. Aber wir wellens lassen bleybenn bey dem gutten willen den die menschen auß dieser gepurtt habenn / wie denn auch die wort geben / die alßo lautten anthropis eudokia / hominibus beneplacitum. Das erst / ist die Ehre gottis / da soll mann auch anheben / auff daz gotte yn allenn dingen der rhum und die ehre gegeben werd / alß dem der alle ding thut / gibt und hat / das niemand yhm selb etwas zuschreibe / oder sich eynigs dings an nehm / Denn die ehre gepurt niemand / den alleyn gotte / lesset sich nicht mit yemand teylen oder gemeyn machen. Die ehre hatt Adam durch den bößen geyst gestolen / und yhm selb zu geeygent / dz alle menschen drob ynn ungnaden seyn mit yhm / und ist auch noch ynn allen menschen ßo tieff gewurzelt / das kein laster ßo tieff ynn yhm ist / alß die ehrsucht. Niemant wil nichts seyn odder mügen / yederman gefelt ym selb wol / daher denn aller yammer / unfrid / und krieg auf erdenn kompt. Die Ehre hatt Christus gotte erwidderbracht / damit / das er unns geleret / wie alle unser ding nichts sey / denn eyttel zorn und ungnad fur gott / das wir unns ynn keinen weg rhumen / noch uns selb drynnen wolgefallen mügen / sunder furchten und schemenn mussen / alß ynn der grössesten far unnd schande / das alßo unnsterehre und selb gefallen / zu podem gestossen und ganz nichts werde / und wir fro werdenn das wir yhr ßo loßj werdenn / das wir ynn Christo mügenn erfunden unnd behallthen werdenn / wie gesagt ist.

Das ander ist der frid auff erdenn. Denn zu gleich / wie do muß unnfrid seyn / wo gottis ehre nicht ist / wie Salomon sagt / inter superbos / unter den hochfertigen ist allezeyt hadder / alßo widerumb wo gottis ehre ist / da muß frid seyn. Warumb sollten sie haddern / wenn sie wissenn /das nichts yhr eygenn ist / ßondern alles was sie seyn / habenn und vormügen / ist gottis / den lassenn sie damitt waldenn / und benügen daran / das sie eynen gnedigenn gott habenn / wer do weyß / das alles seynn din nichts ist fur gott / der acht seynn auch nicht fast / gedenck auff ein anderß das fur gott etwas sey / das ist Christus. Darauß folget dz / wo ware Christen seind / da mag kein streytt / hader unfrid unter seyn. Wie Isaias am 11. vorkündigt und spricht. Sie werden nit eyner den andern tötten / noch beschedigen auff meynem heyligen berge (dz ist in der Christenheyt) folgt die ursach / Denn es istdie erden voll erkentniß gottis / dz ist / die weyl sie gott erkennen dz allis seyn ist / und unser ding nichts / ßo konnen sie wol frid haben unternander. Wie auch derselb Isaias c. 2 . sagt / sie werden yhr schwerd wandelln in pflugscharen und yhr spieß / in sichlen. Sie werden hinfurt nicht kegenander das schwerd auffheben noch zum streitt sich uben. Darumb heyst unßer herr Christus / eyn künig des frids / und ist bedeuttet durch den künig Salomon / welcher auff deutsch eist / fridreych / das er uns frid macht ynnwendig kegen gott in unserm gewissen / durch den glawben auff sich gebawet / und außwendig kegenn den menschen / ynn leiplichem wandel / durch die liebe / das alßo durch yhn allenthalb frid sey auff erden.

Das dritte ist der gutte wille der menschen. Hie heist nicht der gutte wille / derdo gutte werck wirckt / sondern das woll gefallen / und fridlich herz / das yhm lesset alles gefallen / was yhm widderfert / es sey gutt oder böße. Denn die engel wisten wol das der frid / davon sie singen / sich nicht weyter streckt / Denn unter die / ßo in Christum warhafftig glauben / die selben haben gewißlich unternander frid. Aber die wellt / und der teuffel haben keynn ruhe / lassen yhn auch keyn frid / vorvolgen sie biß in den todt / wie Christus Joan. 16. sagt / ynn mir solt yhr frid haben / in der welt werdet yhr gedreng haben. Darumb war es den engeln icht gnug zu singen / den frid auff erden / sonder auch den wolgefallen der menschen / das ist / das sie es yhn allis lassen wolgefallen / loben und dancken gott / dunckt sie recht und gutt seyn / wie gott mit yhn feret / und faren lesset. Murmelln nicht / stehen feyn gelassen und willig in gottis willen / ya weil sie wissen das gott allis thutt und schafft / den sie doch durch Christum haben ym glauben / zum gnedigen vatter uberkummen / ßo rhumen sie / und frewen sich / wenn sie vervolget werden. Wie S. Paul Ro. 5. sagt / wyr rhumen und prangenn in den vorfolgungen. Es deucht sie allis dz beste seyn was yhn begegnet / auß uberfluß des frolichen gewissens / dz sie in Christo haben. Sihe ein solchen gutten willen / wolgefallen / guttduncken / in allen dingen sie seyen gutt oder boße / meynen die Engel alhie / in yhrem gesang / Denn wo der gutte will nicht ist / da bleybt nicht lange fride. Er legt auch alle dingk auffs ergest auß / macht allezeydt das ubell groß / unnd auß eynem unfall zwehen. Darumb wie es gott mit yhn macht ßo gefellt es yhn nicht / und wollens anders haben / ßo geschicht denn das psal. 17. Herr gott mit dem das allis fur außerwelt helt / machstu es auch außerwelt / (das ist der solchenn wolgefalenn hatt ynn allen dingenn / den lestu widderumb dir unnd allen gefallenn) aber mit dem vorkeretenn / vorkerestus dich auch / das wie yhm du und alle dein thun und schaffen / nichts gefellet / alßo gefellet er dir unnd allen dem deynen widder nicht. Von dem gutten willenn saget Paulus 1. Cor. ahm. 3. thut vleyß / das yhr ydermann gefallet / wie ich yderman gefalle. Wie geschicht das? wenn du dir alle ding lessest gutt seyn und gefallen / ßo gefellestu widderumb yderman. Es ist ein kurtz regel / willtu niemand gefallen / ßo laß dir niemant gefallen / willtu yderman gefallen / ßo laß dir yderman gefallen / ßo fern doch / das du gottis wort nicht drob lessest / denn da horet alles gefallen und mißfallen auff / was aber / on nachlassung gottis wort / mag nachgelassen werden / dz laß / auff das du gefellig seyst yderman / und laß dichs gutt duncken fur gott / ßo hastu diesen gutten willenn / da die Engell von singenn.

Auß diesem gesang mögen wir lernen / was die Engell fur Creatur seynn / laß farenn / was die naturliche meyster davon trewmen / hie seind sie alßo abgemalet / das sie nicht baß mügen abgemalet werden / das auch yhr herz und gedanckenn hieerkennet werdenn. Zum ersten ynn dem das sie mit frewdenn / gott / die ehre zusingenn zeygen sie ahn wie sie voll liecht und fewr sind. Erkennen wie alle ding gottis allein sein / gebenn ihn selbs nichts / mit grosser brunst tragen sie die ehre allein dem zu des sie ist. Drumb wie du wollest dencken von eynem demütigen / reynen / gehorßamen / gotlobenden und frolichem herzen ynn gott / so denck von den Engellen / und das ist dz erst/ damit sie gegen gott wandeln/ Das ander ist die liebe kegen uns / gleich wie wir drob gelert seyn zu thunn. Hie sihestu / wie gunstigk / große freund sie uns seyn / das sie nicht weniger uns gunnen / denn yhn selbs / frewen sich auch unsers heyls / ßo fast / alß yhres eygens / dz sie furwar in diesem gesang uns ein trostlich reytzung geben des besten zu yhn zuversehenn / alß zu den bestenn freunden. Sihe das ist recht die Engell nicht nachyhrem weßenn / damit die Naturlichen meyster / ahn alle frucht umbgehn / ßondern nach yhrem inwendigstenn herz mutt unnd sin vorstandn / das ich nicht weiß was sie seyn / ßonder wz yhr hochstis begird unnd stetigis werck ist / da sihet man yhn ynß hertz. das sey gnug von dem.

Gott sey lob.

Gedruckt zu Breslaw. durch Caspar Libisch

Ihm iar Tausent funffhundert und vier nd zwentzig.

Aus dem Original abgeschrieben

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